27.01.2006, 20:10
Hey
mich hat M I L I auf eine Idee gebracht bzw. aufmerksam gemacht. Ich eröffne jetzt diesen Thread und werde zukünftig alle von mir geschriebenen One Shots und Kurzgeschichten hier posten. Das spart Platz und es ist übersichtlicher. Hoffe euch gefällt die Idee und ihr werdet ab und zu reinschauen
One Shot:
Ihr gesamter Körper zitterte. Gänsehaut schlich sich ein. Duch jede Faser, jede Pore ihres Körpers. Der Schmerz war da. Er war immer all gegen wärtig. Man konnte ihn nicht vergessen. Nicht verdrängen. Sie konnte es nicht. So lebte sie schon fast ein Jahr lang. Jeden Monat, jede Woche, jede Stunde und jede Sekunde ihres tristen Lebens. Ja ihr tristes Leben. Das auf einen Schlag allen Sinn verloren hatte. In einem winzigen aber bedeutenden Augenblick hatte es all seinen Sinn verloren. Man hatte ihr genommen, was ihr am Meisten bedeutet hatte. Bis zum heutigen Tage fragte sie sich, ob es wohl Schicksal war. Ob es ihr Schicksal war, alles zu verlieren, was sie am Leben erhielt. Man nahm ihr die Luft zum Atmen, den Raum zum Leben, die Menschen die sie liebte. Jeder hatte aufmunternde Worte für sie. Keiner konnte ahnen, dass es ihr nicht half. Die Worte drangen durch sie hindurch, ohne eine Wirkung. Sie wollte sie nicht mehr hören, sie wollte einfach nur vergessen. Selbst die Worte ihrer besten Freundin, ihrem Vorbild, ihrer Mutter konnten ihr nicht helfen. Lorelai hatte es oft versucht, ohne Erfolg. Niemals könnte sie so weiter leben. Sie war nicht mehr die starke Person von früher. Die würde sie nie mehr sein. Sie war blass, abgemagert, krank. Doch all das war nicht wichtig. Viel mehr zählte ihr Innenleben. Ihr Herz. Ihre Seele. Das was nur noch von Schmerz erfüllt war. Von Trauer durchdrungen und Hilflosigkeit getränkt. Immer wieder dachte sie an diesen einen Tag zurück. Es war so unerwartet, unbarmherzig und kalt. Von da ab hatte sich alles geändert im Leben von Lorelai Leigh Mariano.
~ Flashback ~
Rory machte gerade das Essen. So glücklich wie in den letzten Jahren, war sie niemals zuvor. Sie hatte ihn nicht mehr gehen lassen. Den Fehler wollte sie nicht zweimal begehen. Sie hatte Jess nicht mehr gehen lassen. Er war nun ein groÃer und bedeutender Teil in ihrem Leben. Heute auf den Tag genau, waren sie zwei Jahre verheiratet. Zwei wundervolle Jahre. Eine Zeit voll Glück und Freude. Rory bereute keinen Augenblick in ihrem Leben. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut. Ein neues Zuhause geschaffen. Sie lebte mit ihrem Mann in ihrem Haus, ganz in der Nähe von Stars Hollow. In diesen zwei Jahren hatte sich ihr Leben aber noch gravierender verändert. Jess hatte ihr nicht nur ein glückliches Leben geschenkt, sondern noch etwas viel bedeutenderes. Etwas viel GröÃeres. Er hatte ihr zwei liebevolle Kinder geschenkt. Zwillinge. Rory konnte sich ein Leben ohne ihre Familie nicht mehr vorstellen. Ihr Mutterglück war das gröÃte auf Erden. An ihrem Hochzeitstag sollte alles gut gehen. Das dachte sie zumindest. Sie wollte gerade die Kerzen aufstellen, als er klingelte. Freudig sprang sie richtung Tür und öffnete sie. Sie erwartete ihre Kinder und ihren Mann. Doch es waren nicht sie an der Tür. Ihr Gesicht versteinerte augenblicklich, als sie ihre Mutter und zwei Polizisten erblickte. Das konnte nichts gutes verheiÃen. Sie bat sie herein und die Nachricht, die sie überbrachten, sollte ihr ganzes Leben verändernâ¦
~ zurück ~
Diese Nachricht hatte ihr Leben nicht verändert, es hatte es vollkommen zerstört. Man hatte ihr alle Liebe der Welt genommen. Sie hörte immer noch die Worte des Polizisten im Ohr. Diese Worte, die sie Tag für Tag quälten.
âVerkehrsunfallâ¦Mr. Mariano und die beiden Kinder sind leider verstorbenâ¦es tut mir aufrichtig Leidâ
Klatsch. Mit einem Schlag den letzten Funken Energie aus ihr gesogen. Ihr spuckten immer und immer wieder die letzten Worte ihres Mannes im Kopf.
âIch hole nur schnell unsere Engel ab. Ich bin gleich wieder zurückâ¦ach und Rory⦠ich liebe dich. Byeâ
Er hatte nicht Goodbye gemeint. Es sollte ein âLebe Wohlâ werden. Er kam nicht mehr zurück. Die Kinder kamen nicht mehr zurück. Nie wieder. Sie waren fort. Keiner weià genau, wo hin. Doch den Tod kann man nicht umgehen. Die Menschen können fast alles erreichen, doch zwei Dinge sind ein Rätsel geblieben. Das Leben und der Tod. Man kann den Tod nicht austricksen, nicht umgehen. Rory hatte das bitter miterleben müssen. Er hatte ihr das Wichtigste auf dieser Welt genommen. Einfach hinweggerafft. Vielleicht hatte auch das Schicksal seine Hände im Spiel. Das Schicksal und die Vergänglichkeit. Alles auf dieser Erde ist vergänglich. Einfach alles. Diesen Schmerz, der sie Tag für Tag heimsuchte, wollte sie nicht mehr ertragen. Sie war tot. Körperlich nicht, aber in ihrem Innern. Ihr Herz schlug jeden Tag vor sich hin, ohne jegliches Gefühl. Gefühle. Die Liebe, die sie einst in sich trug, verschwand mit ihrer Familie. Sie hatten sie mitgenommenâ¦.genauso wie ihr Herz und ihre Seele. Rory fühlte sich nur noch als leere Hülle, die nur vor sich hin lebte. Ohne einen Sinn. Ihr Kopf war leer. Frei von Gedanken, frei von Gefühlen. Das alles hatte sie hinter sich gelassen. Sie hatte ihr Leben hinter sich gelassen. Der Wind begann stärker zu toben. Es zog ein Sturm auf. Rory konnte es egal sein. Seit ein paar Minuten war die Kälte verschwunden. Die Schmerzen waren verschwunden. Sie fühlte sich so frei. So gut. Bald würde sie mit ihrer Familie vereint sein. Ein letztes mal strich sie sanft über die beiden rauen Steine.
Ihr Körper wurde müder. Jedes Glied schwerer. Tränen liefen ihre Wange hinunter. Langsam legte sie ihren Kopf auf den Grabstein ihres Mannes und flüsterte ein letztes mal
âich lieber dichâ
Die Ãberdosis Schlaftabletten hatten ihre Aufgabe erfüllt. Jegliches Leben war aus Rorys Körper gewichen. Ihr Brustkorb hob sich nicht mehr und ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sie wirkte so friedlich, wie sie da lag. Sie glich schon fast einem Engel. Als ob sie jede Minute aufwachen würde. Doch sie würde nicht mehr aufwachen. Nie mehrâ¦
Viele Menschen werden sich wahrscheinlich fragen, warum Lorelai Leigh Mariano Selbstmord begangen hat. Viele werden denken, dass es einen anderen Weg gegeben hätte. Viele hätten anders gehandeltâ¦doch sie nicht. Rory nicht. Sie sah ihren Ausweg darin, ihrem Leben ein Ende zu setzten. Die Schmerzen und Qualen für immer zu beenden. Keiner wird jemals die wahren Gründe von ihr wissen, denn die hatte sie mitgenommen. Sie hatte geschwiegen und es mit ins Grab genommen. Hoffentlich würde sie jetzt wieder mit ihrer Familie vereint werdenâ¦
Das Ãltere Ehepaar, das sie später am Abend fand, konnte nichts mehr auÃer einem Brief mit der Aufschrift Lorelai & Luke Danes retten. Nur ihr Abschiedsbrief hatte in dieser tragischen Herbstnacht überlebtâ¦
Kurzgeschichten:
~ Flashback ~
Rory saà mal wieder an dem langen Esstisch und starrte aus dem Fenster. Das tat sie fast jeden Tag. Sie studierte noch in Yale, war jedoch bald fertig. Sie dachte nach. Wie so oft. Ãber das Lebenâ¦über ihr Leben. Sie war doch immer so vernünftig gewesen. Immer die Pro-Contra Listen Schreiberin. Was war nur aus ihr geworden? Wo war die Starke Lorelai Gilmore? Sie hörte Schritte im kahlen Flur. Sie kamen immer näher. Rory drehte sich nicht um, denn sie wusste genau wer gerade die Türe rein kam.
âHey Schatzâ flüsterte er und beugte sich runter, um ihr einen Kuss zu geben. Rory erwiderte den Kuss, wie immer. Alles war wie immer, so eingeschliffen. Sie war einfach nicht glücklich. Verstehen konnte sie es selbst nicht. Sie hatte eigentlich alles, was sie brauchte.
âIch muss gleich wieder los. Mein Vater hat einen wichtigen Auftrag für mich. Ich bin heute Abend wieder zurück, ok?â fragte der junge Mann und richtete sich die Krawatte. Rory antwortete nicht, sondern nickte nur. Sie stand auf, küsste ihn kurz und ging nach oben. An einer groÃen, halb offenen Tür blieb sie stehen. Sie stieà sie sachte auf und trat ein. Es war angenehm warm und die Sonne lies das Zimmer in einem hellen Glanz erstrahlen. Rory näherte sich dem Bett, das an der Wand stand.
âHey mein Engelâ Sie nahm das heraus, was sie hier am Leben hielt. Ihr ein und alles. Das kleine Wesen streckte munter die Arme aus und streckte sie nach ihrer Mutter aus. Ja genau. Rory war Mutter. Eigentlich war es ein Ausrutscher. Ein dummer Fehler. Sie hatte ihren Mann betrogen. Rory hieà seit 2 Jahren nicht mehr Gilmore. Den Namen hatte sie abgelegt und einen neuen angenommen. Huntzberger. Lorelai Leigh Huntzberger. Rory hatte Logan schon kurz nach ihrem kennen lernen geheiratet. Ein Fehler, wie sie im Nachhinein feststellen musste. Wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie es sofort machen. So viele Fehler prägten ihr junges Leben und keiner wusste etwas davon. Keiner auÃer ihrem Idol, ihr Vorbild, ihre Mutter und zugleich beste Freundin. Lorelai war von Anfang an gegen diese Hochzeit gewesen, doch ihre Tochter wollte nicht hören. Rory war blind gewesen. Geblendet von ihrer Liebe zu Logan.
Die junge Frau nahm die kleine Katelyn und brachte sie nach unten. Sie zog sie an, setzte sie in ihren Wagen und ging ein wenig spazieren. Die warme Luft blies in Hartford. Kein Stars Hollow mehr. Sie vermisste ihr zu Hause so sehr. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass ihr Leben so auÃer Kontrolle geraten könnte. Sie blickte in den Kinderwagen und zum ersten Mal seit Stunden konnte Rory wieder lächeln. Katelyn war ihr Sonnenschein. Ihr Trost, in schwierigen Zeiten. Die kleine war gerade mal 2 Monate alt. Sie hatte schwarze Haare und blaue Augen. Die Augen hatte sie eindeutig von ihrer Mutter, doch alles andere war das Ebenbild ihrer Vaters. Jeden Tag blickte Rory in ihr Gesicht und sah den Mann, mit dem sie Logan betrogen hatte. Den Mann, den sie so schrecklich vermisste und der keine Ahnung hatte, dass er Vater war. Warum hatte sie damals nur diesen schrecklichen Fehler gemacht und ihn weggeschickt? Warum nur? Rory stellte sich seit dem Tag, an dem ihre Schwangerschaft fest stand, immer und immer wieder diese Frage. Sie lebte in einer Stadt die ihr völlig fremd war, hatte eine Villa, in der sie sich nie zu Hause fühlen würde, sehr viel Geld, von dem sie sich aber auch kein Glück der Welt kaufen konnte und einen Mann, den sie so gut wie nie sah. Was war nur aus dem so glücklichen und erfüllten Leben geworden? Rory ging noch eine Weilte, bis sie wieder zu ihrem fremden Ort zurückkehrte. Sie hatte einen Entschluss gefasst. So konnte das nicht weiter gehen.
âHallo?â meldete sich eine fröhliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
âHey Mumâ
âRory mein Schatz. Wie gehtâs dir denn?â
âNaja wie immer. Ich wollte dich eigentlich nur anrufen, um dir meine Entscheidung mitzuteilenâ
âUnd wie hast du dich entschieden?â
âIch werde es durchziehen. So kann es nicht weiter gehenâ
âOh Kleinesâ¦es tut mir so Leid, dass du das durchmachen musst. Sowas wollte ich dir immer ersparen. Du solltest nie so ein Leben, wie ich habenâ
âIst schon gut, ich bin ja selbst dran Schuldâ entgegnete Rory und lachte kurz auf. Ja sie war selbst Schuld. Dieses Mal konnte sie keinem die Schuld zu schieben und das wusste sie genau
âIch richte schon mal alles herâ
âDanke Mum. Vielen Dankâ Die junge Frau wollte gerade etwas entgegnen, als sie das Auto hörte.
âIch muss Schluss machen. Er kommtâ
âBis gleich. Du schaffst das schonâ
Rory legte auf und zerrte an ihrer Kleidung rum. Wieder einmal hatte sie einen Hosenanzug an, mit dem man vielleicht ein Leben retten könnte. Logan kam die Türe herein und stellte seine Tasche ab.
âHey Lieblingâ Er wollte gerade auf seine Frau zu gehen, doch sie wich ihm aus. Der Ekel stieg in ihr hoch. Sie griff nach einem groÃen Umschlag auf dem Tisch und reichte ihn ihm.
âWas ist das?â fragte Logan gespannt und öffnete ihn.
âScheidungspapiereâ kam es knapp von Rory. Die junge Frau schnappte sich ihre Taschen, nahm ihre Tochter auf den Arm und ging an ihrem geschockten Ehemann vorbei.
âAch Logan, ich gebe dir noch einen kleinen Tipp. Wenn du nicht zu deinem Vater gehst, sondern wieder zu irgendeiner Tussi, dann solltest du aufpassen, dass nicht ihr Lippenstift an deinem Hemd klebt. AuÃerdem riechst du nach ihr. Mal wiederâ
Mit diesen Worten ging Rory und knallte die groÃe Tür hinter sich zu. Sie stieg ins Auto und fuhr los. Keinen Blick würdigte sie ihrem âzu Hauseâ, das immer kleiner wurde. Endlich hatte sie ihre Chance genutzt und ihr Leben in die Hand genommen. Das hätte schon viel früher geschehen müssen. Sie hatte ihr altes Leben aufgegeben und fuhr in ein besseres. Das hoffte sie zumindestâ¦
~ Flashback Ende ~
Dieser Tag lag nun ein halbes Jahr zurück. In diesem halben Jahr hatte sich viel getanâ¦sehr viel. Das Leben von Rory hatte sich grundlegend geändert und sie war endlich wieder glücklich. Rory hätte niemals gedacht, dass sie jemals hier sitzen würde, wo sie sich gerade befandâ¦
Sie saà gerade auf dem Sofa und las ein Buch. Im Hintergrund hörte sie Katelyn in ihrem Laufstall spielen. Die Luft zog durch das Fenster und wehte Rorys Haare ein wenig nach hinten. Hier war sie nun. Sie war hier in New York. Sie lebte mit ihrer Familie in einem Haus, in einer ziemlich schönen Gegend. Ja ihre Familie. Sie hatte endlich die Familie, die sie sich gewünscht hatte. Alles hatte sich verändert, an diesem einen Tag, genau drei Wochen nach ihrem Auszug bei Loganâ¦
~ Flashback ~
Rory war mit Katelyn zu ihrer Mutter gezogen. Das ganze war jetzt drei Wochen her. Sie fühlte sich so gut, so frei. Alle in Stars Hollow hatten sie wieder freudig aufgenommen und waren froh ihre kleines Mädchen wieder zu haben. Doch das ganze hatte auch einen Nachteil. Sie hatte Zeit, viel Zeit. Gedanken schlichen sich immer und immer wieder ein. Die junge Frau wollte nicht mehr daran denken, doch Gefühle liesen sich nicht abstellen. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Hatte sie es verdängt? Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie ihn liebte. Es war auch kein dummer Seitensprung. Es war mehr als das. Es war ihr ersts Mal mit ihm und gleich kam etwas so wunderbares dabei heraus. Wie gerne würde sie die Zeit zurückdrehen und ihre Fehler wieder gut machen, doch die Vergangenheit konnte man nicht ändern. Niemand konnte das. Jeden Gedanken an ihn zerriss ihr das Herz. Wo er wohl gerade war? Sie hatte keine Ahnung. Doch was noch viel schlimmer war, er wusste nicht das er Vater war. Er würde es vermutlich niemals erfahren.
Rory saà zu Hause am Tisch und lernte. Sie war nun fast fertig in Yale, doch eine letzte Prüfung stand noch an. Lorelai war so gut gewesen und hatte ihre Tochter mit zu Luke genommen, damit sie ihre Ruhe hatte. Aber irgendwie konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Die junge Frau ging an den Kühlschrank und holte sich erst mal was zu trinken. Sie setzte die Flasche an, als es plötzlich an der Tür klingelte. Nichts ahnend ging Rory zur Tür und öffnete sie. Wenn sie gewusst hätte, dass dieses Handeln ihr ganzes Leben verändern würde.
Das Blut in ihren Adern gefror und zugleich breitete sich ein angenehmes Kribbeln aus. Das konnte nicht sein. Es war unmöglich. Er war hier. Warum?
âHeyâ flüsterte er, doch er reichte aus um ihren Körper mit Gänsehaut zu umhüllen.
âHeyâ hauchte sie ihm entgegen. Wie sehr hatte sie diesen Mann vermisst. Sein Lächeln, sein Aussehen, sein Geruch, seine ganze Artâ¦einfach alles. Rory wollte ihn spüren. Sicher gehen, dass er echt war und nicht wieder ein Traum. Sie ging langsam aber sicher auf ihn zu und warf sich in seine Arme. Der überlegte nicht lange und schloss seine Arme. Er umarmte sie fest, so fest als gäbe es kein Morgen für beide.
âWas machst du hier?â flüsterte sie ihm ins Ohr, ohne den Kopf von seiner Schulter zu nehmen.
âIch bin hier umâ¦umâ¦â der junge Mann stotterte vor sich hin. Wieso fand er nie die richtigen Worte? Er war noch nie ein groÃer Redner, aber wenigstens in so einer Situation sollte er etwas sagen.
âIch will dasâ¦Rory bitte komm mit mirâ Nun war es raus. Das, was er die letzten Monate gedacht und gefühlt hatte. Er konnte ohne sie nicht leben. Es ging einfach nicht. Jetzt lag alles an ihr. Sie hatte ihn schon mal abgewiesen und weggeschickt. Der junge Mann hatte Angst, Angst das Rory jetzt wieder so handeln würde. Sein Leben würde sinnlos werden. Es würde in ein tiefes Loch fallenâ¦wie in der letzten Zeit.
âJa ich komme mitâ Sie erhob ihren Kopf und blickte direkt in seine Augen âdas hätte ich dir schon damals sagen müssen, doch ich konnte nicht. Ich konnte nicht einfach alles aufgeben. Ich frage mich immer, was gewesen wäre, wenn ich mit dir gegangen wäre. Vielleicht wäre mir einiges erspart geblieben. Doch ich muss dir noch was sagenâ Rory stoppte. Was sollte sie denn jetzt sagen?
âRory?â Die beiden drehten sich erschrocken um und erblickten Lorelai. Die stand genau vor ihnen mit Katelyn auf dem Arm.
âMumâ Lorelai konnte genau die Angst in ihrer Stimme hören. Also tat sie das, was sie schon früher hätte machen müssen. Sie lächelte, ging auf die beiden zu, drückte Rory ihr Kind in die Arme und ging ins Haus. Sie hätte den Freund an der Seite ihrer Tochter akzeptieren müssen. Im nach hinein hatte sie gesehen, dass nur er sie jemals richtig glücklich gemacht hat. Das war das wichtigste. Das Rory glücklich war.
âWessen Kind ist das?â fragte der junge Mann erstaunt und musterte sie.
âDas ist es, was ich dir sagen wollte. Das ist meine 2 Monate alte Tochterâ sagte Rory langsam und deutlich. Sie sah, wie geschockt er war.
âDu bist Mutter?â fragte er überrascht und erstaunt. Rory nickte nur und wartete ab.
âDu hast mit Logan ein Kindâ
âNeinâ
âWieso nein? Rory ich versteh das nichtâ Er raufte sich verwirrt die Haare.
âDarf ich vorstellen. Das ist Katelyn, deine Tochterâ Die junge Frau sah ihn gespannt an. Was würde er machen? Weglaufen?
âDasâ¦dasâ¦meinâ¦ist meine Tochter? Darf ich sie nehmen?â
âNatürlichâ Rory gab ihm sein Kind. Endlich hatte Katelyn ihren Vater wieder. Sie würde also nicht ohne ihn aufwachsen. Sie würde eine Familie haben. Eine glückliche.
âOh man ich bin Vaterâ¦ich liebe dich Roryâ strahlte er und zog sie an sich.
âIch liebe dich auchâ¦.Jess Marianoâ
~ zurück ~
Rory konnte sich an jede Einzelheit dieses Tages erinnern. Seit dem Augenblick an, hatte sie ihr Glück wieder gefunden. Sie war mit Jess nach New York gezogen. Hier hatte sie nun ihr zu Hause, dass sie sich immer gewünscht hatte. Der schwerste Moment für Rory war es ihrer Mutter zu sagenâ¦
~ Flashback ~
Jess war zu Luke gegangen, um mit ihm zu sprechen. Er wollte sich für so vieles entschuldigen und ihm danken. Ihm dafür danken, dass er immer an ihn geglaubt hat.
Rory unterdessen war mit Katelyn wieder zurück ins Haus gegangen. Sie musste ihre Mutter sagen, was sie vorhatte. Das sie mit Jess gehen würde und Stars Hollow endgültig verlassen würde. Sie war sich sicher, dass sie nie wieder hier her ziehen würde. Sie würde zu Besuch kommen, ja, aber ihr Heim würde sie es nie mehr nennen. Bei Jess war das Gefühl anders. Die junge Frau war sich so sicher, dass es für immer sein würde. So sicher, wie noch nie in ihrem Leben.
âMum?â Rory ging, nachdem sie Katelyn ins Bett gelegt hatte, in die Küche. Lorelai saà am Tisch und umklammerte ihre Tasse. Sie wusste was jetzt kommen würde. Sie kannte ihre Tochter zu gut und auch der Ausdruck in ihren Augen lies darauf schlieÃen.
âMumâ wiederholte sie nochmals und setzte sich ihr gegenüber âich muss mit dir redenâ
Lorelai hob ihren Kopf und zum Erstaunen ihrer Tochter, lächelte sie.
âIch weis, was jetzt kommtâ¦und es ist okâ
âIch will dich nicht schon wieder verlassen, aber diese mal muss ich einfach mitgehen. Ich hätte damals schon nicht den Fehler machen dürfen und ihn wegschicken. Mein Herz hat damals schon ja geschrieen, doch mein Kopf war schneller und somit hat ein nein mein Leben geprägt. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich gleich mit ihm gegangen wäre. Vielleicht aber hat alles so kommen müssen, damit es ausgehtâ Rory beendete ihren Satz und sah ihre Mutter an. Was würde sie wohl sagen?
âEs tut mir Leid SüÃe. Ich konnte Jess nie leiden und das wahrscheinlich auch nur, weil ich ihm keine Chance gegeben habe. Ich wollte ihn gar nicht kennen gelernt. Er war einfach der Junge, der nur Unsinn im Kopf hat und meiner Kleinen den Kopf verdreht. Mir war immer bewusst, wie sehr du ihn liebst. Es muss wohl Schicksal ein, meinst du nicht auch? Du hast Dean verlassen wegen Jess. Die Ehe mit Logan hat auch nicht gehaltenâ¦wegen Jess. Irgendwie scheint ihr füreinander bestimmt zu sein, denn keinerâ¦keiner ist glücklich ohne den anderen. Alle was ich will ist das du wieder lachen kannst. Das du wieder so unbeschwert und fröhlich wie früher bist. Und das scheint die nur zu gelingen, wenn du mit ihm zusammen bist. Ich werde dich gehen lassen, denn ich hab dich zu lieb um dir weh zu tunâ
mich hat M I L I auf eine Idee gebracht bzw. aufmerksam gemacht. Ich eröffne jetzt diesen Thread und werde zukünftig alle von mir geschriebenen One Shots und Kurzgeschichten hier posten. Das spart Platz und es ist übersichtlicher. Hoffe euch gefällt die Idee und ihr werdet ab und zu reinschauen
One Shot:
I canât live without you
Ihr gesamter Körper zitterte. Gänsehaut schlich sich ein. Duch jede Faser, jede Pore ihres Körpers. Der Schmerz war da. Er war immer all gegen wärtig. Man konnte ihn nicht vergessen. Nicht verdrängen. Sie konnte es nicht. So lebte sie schon fast ein Jahr lang. Jeden Monat, jede Woche, jede Stunde und jede Sekunde ihres tristen Lebens. Ja ihr tristes Leben. Das auf einen Schlag allen Sinn verloren hatte. In einem winzigen aber bedeutenden Augenblick hatte es all seinen Sinn verloren. Man hatte ihr genommen, was ihr am Meisten bedeutet hatte. Bis zum heutigen Tage fragte sie sich, ob es wohl Schicksal war. Ob es ihr Schicksal war, alles zu verlieren, was sie am Leben erhielt. Man nahm ihr die Luft zum Atmen, den Raum zum Leben, die Menschen die sie liebte. Jeder hatte aufmunternde Worte für sie. Keiner konnte ahnen, dass es ihr nicht half. Die Worte drangen durch sie hindurch, ohne eine Wirkung. Sie wollte sie nicht mehr hören, sie wollte einfach nur vergessen. Selbst die Worte ihrer besten Freundin, ihrem Vorbild, ihrer Mutter konnten ihr nicht helfen. Lorelai hatte es oft versucht, ohne Erfolg. Niemals könnte sie so weiter leben. Sie war nicht mehr die starke Person von früher. Die würde sie nie mehr sein. Sie war blass, abgemagert, krank. Doch all das war nicht wichtig. Viel mehr zählte ihr Innenleben. Ihr Herz. Ihre Seele. Das was nur noch von Schmerz erfüllt war. Von Trauer durchdrungen und Hilflosigkeit getränkt. Immer wieder dachte sie an diesen einen Tag zurück. Es war so unerwartet, unbarmherzig und kalt. Von da ab hatte sich alles geändert im Leben von Lorelai Leigh Mariano.
~ Flashback ~
Rory machte gerade das Essen. So glücklich wie in den letzten Jahren, war sie niemals zuvor. Sie hatte ihn nicht mehr gehen lassen. Den Fehler wollte sie nicht zweimal begehen. Sie hatte Jess nicht mehr gehen lassen. Er war nun ein groÃer und bedeutender Teil in ihrem Leben. Heute auf den Tag genau, waren sie zwei Jahre verheiratet. Zwei wundervolle Jahre. Eine Zeit voll Glück und Freude. Rory bereute keinen Augenblick in ihrem Leben. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut. Ein neues Zuhause geschaffen. Sie lebte mit ihrem Mann in ihrem Haus, ganz in der Nähe von Stars Hollow. In diesen zwei Jahren hatte sich ihr Leben aber noch gravierender verändert. Jess hatte ihr nicht nur ein glückliches Leben geschenkt, sondern noch etwas viel bedeutenderes. Etwas viel GröÃeres. Er hatte ihr zwei liebevolle Kinder geschenkt. Zwillinge. Rory konnte sich ein Leben ohne ihre Familie nicht mehr vorstellen. Ihr Mutterglück war das gröÃte auf Erden. An ihrem Hochzeitstag sollte alles gut gehen. Das dachte sie zumindest. Sie wollte gerade die Kerzen aufstellen, als er klingelte. Freudig sprang sie richtung Tür und öffnete sie. Sie erwartete ihre Kinder und ihren Mann. Doch es waren nicht sie an der Tür. Ihr Gesicht versteinerte augenblicklich, als sie ihre Mutter und zwei Polizisten erblickte. Das konnte nichts gutes verheiÃen. Sie bat sie herein und die Nachricht, die sie überbrachten, sollte ihr ganzes Leben verändernâ¦
~ zurück ~
Diese Nachricht hatte ihr Leben nicht verändert, es hatte es vollkommen zerstört. Man hatte ihr alle Liebe der Welt genommen. Sie hörte immer noch die Worte des Polizisten im Ohr. Diese Worte, die sie Tag für Tag quälten.
âVerkehrsunfallâ¦Mr. Mariano und die beiden Kinder sind leider verstorbenâ¦es tut mir aufrichtig Leidâ
Klatsch. Mit einem Schlag den letzten Funken Energie aus ihr gesogen. Ihr spuckten immer und immer wieder die letzten Worte ihres Mannes im Kopf.
âIch hole nur schnell unsere Engel ab. Ich bin gleich wieder zurückâ¦ach und Rory⦠ich liebe dich. Byeâ
Er hatte nicht Goodbye gemeint. Es sollte ein âLebe Wohlâ werden. Er kam nicht mehr zurück. Die Kinder kamen nicht mehr zurück. Nie wieder. Sie waren fort. Keiner weià genau, wo hin. Doch den Tod kann man nicht umgehen. Die Menschen können fast alles erreichen, doch zwei Dinge sind ein Rätsel geblieben. Das Leben und der Tod. Man kann den Tod nicht austricksen, nicht umgehen. Rory hatte das bitter miterleben müssen. Er hatte ihr das Wichtigste auf dieser Welt genommen. Einfach hinweggerafft. Vielleicht hatte auch das Schicksal seine Hände im Spiel. Das Schicksal und die Vergänglichkeit. Alles auf dieser Erde ist vergänglich. Einfach alles. Diesen Schmerz, der sie Tag für Tag heimsuchte, wollte sie nicht mehr ertragen. Sie war tot. Körperlich nicht, aber in ihrem Innern. Ihr Herz schlug jeden Tag vor sich hin, ohne jegliches Gefühl. Gefühle. Die Liebe, die sie einst in sich trug, verschwand mit ihrer Familie. Sie hatten sie mitgenommenâ¦.genauso wie ihr Herz und ihre Seele. Rory fühlte sich nur noch als leere Hülle, die nur vor sich hin lebte. Ohne einen Sinn. Ihr Kopf war leer. Frei von Gedanken, frei von Gefühlen. Das alles hatte sie hinter sich gelassen. Sie hatte ihr Leben hinter sich gelassen. Der Wind begann stärker zu toben. Es zog ein Sturm auf. Rory konnte es egal sein. Seit ein paar Minuten war die Kälte verschwunden. Die Schmerzen waren verschwunden. Sie fühlte sich so frei. So gut. Bald würde sie mit ihrer Familie vereint sein. Ein letztes mal strich sie sanft über die beiden rauen Steine.
~ Jess Mariano ~
* 06.10.1984 + 25.03.2010
Beloved husband, father, friend and human
* 06.10.1984 + 25.03.2010
Beloved husband, father, friend and human
~ Kimberley and Damion Mariano ~
*12.05.2008 + 25.03.2010
Beloved children
We will miss you
*12.05.2008 + 25.03.2010
Beloved children
We will miss you
Ihr Körper wurde müder. Jedes Glied schwerer. Tränen liefen ihre Wange hinunter. Langsam legte sie ihren Kopf auf den Grabstein ihres Mannes und flüsterte ein letztes mal
âich lieber dichâ
Die Ãberdosis Schlaftabletten hatten ihre Aufgabe erfüllt. Jegliches Leben war aus Rorys Körper gewichen. Ihr Brustkorb hob sich nicht mehr und ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sie wirkte so friedlich, wie sie da lag. Sie glich schon fast einem Engel. Als ob sie jede Minute aufwachen würde. Doch sie würde nicht mehr aufwachen. Nie mehrâ¦
Viele Menschen werden sich wahrscheinlich fragen, warum Lorelai Leigh Mariano Selbstmord begangen hat. Viele werden denken, dass es einen anderen Weg gegeben hätte. Viele hätten anders gehandeltâ¦doch sie nicht. Rory nicht. Sie sah ihren Ausweg darin, ihrem Leben ein Ende zu setzten. Die Schmerzen und Qualen für immer zu beenden. Keiner wird jemals die wahren Gründe von ihr wissen, denn die hatte sie mitgenommen. Sie hatte geschwiegen und es mit ins Grab genommen. Hoffentlich würde sie jetzt wieder mit ihrer Familie vereint werdenâ¦
Das Ãltere Ehepaar, das sie später am Abend fand, konnte nichts mehr auÃer einem Brief mit der Aufschrift Lorelai & Luke Danes retten. Nur ihr Abschiedsbrief hatte in dieser tragischen Herbstnacht überlebtâ¦
Kurzgeschichten:
A new beginning
~ Flashback ~
Rory saà mal wieder an dem langen Esstisch und starrte aus dem Fenster. Das tat sie fast jeden Tag. Sie studierte noch in Yale, war jedoch bald fertig. Sie dachte nach. Wie so oft. Ãber das Lebenâ¦über ihr Leben. Sie war doch immer so vernünftig gewesen. Immer die Pro-Contra Listen Schreiberin. Was war nur aus ihr geworden? Wo war die Starke Lorelai Gilmore? Sie hörte Schritte im kahlen Flur. Sie kamen immer näher. Rory drehte sich nicht um, denn sie wusste genau wer gerade die Türe rein kam.
âHey Schatzâ flüsterte er und beugte sich runter, um ihr einen Kuss zu geben. Rory erwiderte den Kuss, wie immer. Alles war wie immer, so eingeschliffen. Sie war einfach nicht glücklich. Verstehen konnte sie es selbst nicht. Sie hatte eigentlich alles, was sie brauchte.
âIch muss gleich wieder los. Mein Vater hat einen wichtigen Auftrag für mich. Ich bin heute Abend wieder zurück, ok?â fragte der junge Mann und richtete sich die Krawatte. Rory antwortete nicht, sondern nickte nur. Sie stand auf, küsste ihn kurz und ging nach oben. An einer groÃen, halb offenen Tür blieb sie stehen. Sie stieà sie sachte auf und trat ein. Es war angenehm warm und die Sonne lies das Zimmer in einem hellen Glanz erstrahlen. Rory näherte sich dem Bett, das an der Wand stand.
âHey mein Engelâ Sie nahm das heraus, was sie hier am Leben hielt. Ihr ein und alles. Das kleine Wesen streckte munter die Arme aus und streckte sie nach ihrer Mutter aus. Ja genau. Rory war Mutter. Eigentlich war es ein Ausrutscher. Ein dummer Fehler. Sie hatte ihren Mann betrogen. Rory hieà seit 2 Jahren nicht mehr Gilmore. Den Namen hatte sie abgelegt und einen neuen angenommen. Huntzberger. Lorelai Leigh Huntzberger. Rory hatte Logan schon kurz nach ihrem kennen lernen geheiratet. Ein Fehler, wie sie im Nachhinein feststellen musste. Wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie es sofort machen. So viele Fehler prägten ihr junges Leben und keiner wusste etwas davon. Keiner auÃer ihrem Idol, ihr Vorbild, ihre Mutter und zugleich beste Freundin. Lorelai war von Anfang an gegen diese Hochzeit gewesen, doch ihre Tochter wollte nicht hören. Rory war blind gewesen. Geblendet von ihrer Liebe zu Logan.
Die junge Frau nahm die kleine Katelyn und brachte sie nach unten. Sie zog sie an, setzte sie in ihren Wagen und ging ein wenig spazieren. Die warme Luft blies in Hartford. Kein Stars Hollow mehr. Sie vermisste ihr zu Hause so sehr. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass ihr Leben so auÃer Kontrolle geraten könnte. Sie blickte in den Kinderwagen und zum ersten Mal seit Stunden konnte Rory wieder lächeln. Katelyn war ihr Sonnenschein. Ihr Trost, in schwierigen Zeiten. Die kleine war gerade mal 2 Monate alt. Sie hatte schwarze Haare und blaue Augen. Die Augen hatte sie eindeutig von ihrer Mutter, doch alles andere war das Ebenbild ihrer Vaters. Jeden Tag blickte Rory in ihr Gesicht und sah den Mann, mit dem sie Logan betrogen hatte. Den Mann, den sie so schrecklich vermisste und der keine Ahnung hatte, dass er Vater war. Warum hatte sie damals nur diesen schrecklichen Fehler gemacht und ihn weggeschickt? Warum nur? Rory stellte sich seit dem Tag, an dem ihre Schwangerschaft fest stand, immer und immer wieder diese Frage. Sie lebte in einer Stadt die ihr völlig fremd war, hatte eine Villa, in der sie sich nie zu Hause fühlen würde, sehr viel Geld, von dem sie sich aber auch kein Glück der Welt kaufen konnte und einen Mann, den sie so gut wie nie sah. Was war nur aus dem so glücklichen und erfüllten Leben geworden? Rory ging noch eine Weilte, bis sie wieder zu ihrem fremden Ort zurückkehrte. Sie hatte einen Entschluss gefasst. So konnte das nicht weiter gehen.
âHallo?â meldete sich eine fröhliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
âHey Mumâ
âRory mein Schatz. Wie gehtâs dir denn?â
âNaja wie immer. Ich wollte dich eigentlich nur anrufen, um dir meine Entscheidung mitzuteilenâ
âUnd wie hast du dich entschieden?â
âIch werde es durchziehen. So kann es nicht weiter gehenâ
âOh Kleinesâ¦es tut mir so Leid, dass du das durchmachen musst. Sowas wollte ich dir immer ersparen. Du solltest nie so ein Leben, wie ich habenâ
âIst schon gut, ich bin ja selbst dran Schuldâ entgegnete Rory und lachte kurz auf. Ja sie war selbst Schuld. Dieses Mal konnte sie keinem die Schuld zu schieben und das wusste sie genau
âIch richte schon mal alles herâ
âDanke Mum. Vielen Dankâ Die junge Frau wollte gerade etwas entgegnen, als sie das Auto hörte.
âIch muss Schluss machen. Er kommtâ
âBis gleich. Du schaffst das schonâ
Rory legte auf und zerrte an ihrer Kleidung rum. Wieder einmal hatte sie einen Hosenanzug an, mit dem man vielleicht ein Leben retten könnte. Logan kam die Türe herein und stellte seine Tasche ab.
âHey Lieblingâ Er wollte gerade auf seine Frau zu gehen, doch sie wich ihm aus. Der Ekel stieg in ihr hoch. Sie griff nach einem groÃen Umschlag auf dem Tisch und reichte ihn ihm.
âWas ist das?â fragte Logan gespannt und öffnete ihn.
âScheidungspapiereâ kam es knapp von Rory. Die junge Frau schnappte sich ihre Taschen, nahm ihre Tochter auf den Arm und ging an ihrem geschockten Ehemann vorbei.
âAch Logan, ich gebe dir noch einen kleinen Tipp. Wenn du nicht zu deinem Vater gehst, sondern wieder zu irgendeiner Tussi, dann solltest du aufpassen, dass nicht ihr Lippenstift an deinem Hemd klebt. AuÃerdem riechst du nach ihr. Mal wiederâ
Mit diesen Worten ging Rory und knallte die groÃe Tür hinter sich zu. Sie stieg ins Auto und fuhr los. Keinen Blick würdigte sie ihrem âzu Hauseâ, das immer kleiner wurde. Endlich hatte sie ihre Chance genutzt und ihr Leben in die Hand genommen. Das hätte schon viel früher geschehen müssen. Sie hatte ihr altes Leben aufgegeben und fuhr in ein besseres. Das hoffte sie zumindestâ¦
~ Flashback Ende ~
Dieser Tag lag nun ein halbes Jahr zurück. In diesem halben Jahr hatte sich viel getanâ¦sehr viel. Das Leben von Rory hatte sich grundlegend geändert und sie war endlich wieder glücklich. Rory hätte niemals gedacht, dass sie jemals hier sitzen würde, wo sie sich gerade befandâ¦
Sie saà gerade auf dem Sofa und las ein Buch. Im Hintergrund hörte sie Katelyn in ihrem Laufstall spielen. Die Luft zog durch das Fenster und wehte Rorys Haare ein wenig nach hinten. Hier war sie nun. Sie war hier in New York. Sie lebte mit ihrer Familie in einem Haus, in einer ziemlich schönen Gegend. Ja ihre Familie. Sie hatte endlich die Familie, die sie sich gewünscht hatte. Alles hatte sich verändert, an diesem einen Tag, genau drei Wochen nach ihrem Auszug bei Loganâ¦
~ Flashback ~
Rory war mit Katelyn zu ihrer Mutter gezogen. Das ganze war jetzt drei Wochen her. Sie fühlte sich so gut, so frei. Alle in Stars Hollow hatten sie wieder freudig aufgenommen und waren froh ihre kleines Mädchen wieder zu haben. Doch das ganze hatte auch einen Nachteil. Sie hatte Zeit, viel Zeit. Gedanken schlichen sich immer und immer wieder ein. Die junge Frau wollte nicht mehr daran denken, doch Gefühle liesen sich nicht abstellen. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Hatte sie es verdängt? Erst jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie ihn liebte. Es war auch kein dummer Seitensprung. Es war mehr als das. Es war ihr ersts Mal mit ihm und gleich kam etwas so wunderbares dabei heraus. Wie gerne würde sie die Zeit zurückdrehen und ihre Fehler wieder gut machen, doch die Vergangenheit konnte man nicht ändern. Niemand konnte das. Jeden Gedanken an ihn zerriss ihr das Herz. Wo er wohl gerade war? Sie hatte keine Ahnung. Doch was noch viel schlimmer war, er wusste nicht das er Vater war. Er würde es vermutlich niemals erfahren.
Rory saà zu Hause am Tisch und lernte. Sie war nun fast fertig in Yale, doch eine letzte Prüfung stand noch an. Lorelai war so gut gewesen und hatte ihre Tochter mit zu Luke genommen, damit sie ihre Ruhe hatte. Aber irgendwie konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Die junge Frau ging an den Kühlschrank und holte sich erst mal was zu trinken. Sie setzte die Flasche an, als es plötzlich an der Tür klingelte. Nichts ahnend ging Rory zur Tür und öffnete sie. Wenn sie gewusst hätte, dass dieses Handeln ihr ganzes Leben verändern würde.
Das Blut in ihren Adern gefror und zugleich breitete sich ein angenehmes Kribbeln aus. Das konnte nicht sein. Es war unmöglich. Er war hier. Warum?
âHeyâ flüsterte er, doch er reichte aus um ihren Körper mit Gänsehaut zu umhüllen.
âHeyâ hauchte sie ihm entgegen. Wie sehr hatte sie diesen Mann vermisst. Sein Lächeln, sein Aussehen, sein Geruch, seine ganze Artâ¦einfach alles. Rory wollte ihn spüren. Sicher gehen, dass er echt war und nicht wieder ein Traum. Sie ging langsam aber sicher auf ihn zu und warf sich in seine Arme. Der überlegte nicht lange und schloss seine Arme. Er umarmte sie fest, so fest als gäbe es kein Morgen für beide.
âWas machst du hier?â flüsterte sie ihm ins Ohr, ohne den Kopf von seiner Schulter zu nehmen.
âIch bin hier umâ¦umâ¦â der junge Mann stotterte vor sich hin. Wieso fand er nie die richtigen Worte? Er war noch nie ein groÃer Redner, aber wenigstens in so einer Situation sollte er etwas sagen.
âIch will dasâ¦Rory bitte komm mit mirâ Nun war es raus. Das, was er die letzten Monate gedacht und gefühlt hatte. Er konnte ohne sie nicht leben. Es ging einfach nicht. Jetzt lag alles an ihr. Sie hatte ihn schon mal abgewiesen und weggeschickt. Der junge Mann hatte Angst, Angst das Rory jetzt wieder so handeln würde. Sein Leben würde sinnlos werden. Es würde in ein tiefes Loch fallenâ¦wie in der letzten Zeit.
âJa ich komme mitâ Sie erhob ihren Kopf und blickte direkt in seine Augen âdas hätte ich dir schon damals sagen müssen, doch ich konnte nicht. Ich konnte nicht einfach alles aufgeben. Ich frage mich immer, was gewesen wäre, wenn ich mit dir gegangen wäre. Vielleicht wäre mir einiges erspart geblieben. Doch ich muss dir noch was sagenâ Rory stoppte. Was sollte sie denn jetzt sagen?
âRory?â Die beiden drehten sich erschrocken um und erblickten Lorelai. Die stand genau vor ihnen mit Katelyn auf dem Arm.
âMumâ Lorelai konnte genau die Angst in ihrer Stimme hören. Also tat sie das, was sie schon früher hätte machen müssen. Sie lächelte, ging auf die beiden zu, drückte Rory ihr Kind in die Arme und ging ins Haus. Sie hätte den Freund an der Seite ihrer Tochter akzeptieren müssen. Im nach hinein hatte sie gesehen, dass nur er sie jemals richtig glücklich gemacht hat. Das war das wichtigste. Das Rory glücklich war.
âWessen Kind ist das?â fragte der junge Mann erstaunt und musterte sie.
âDas ist es, was ich dir sagen wollte. Das ist meine 2 Monate alte Tochterâ sagte Rory langsam und deutlich. Sie sah, wie geschockt er war.
âDu bist Mutter?â fragte er überrascht und erstaunt. Rory nickte nur und wartete ab.
âDu hast mit Logan ein Kindâ
âNeinâ
âWieso nein? Rory ich versteh das nichtâ Er raufte sich verwirrt die Haare.
âDarf ich vorstellen. Das ist Katelyn, deine Tochterâ Die junge Frau sah ihn gespannt an. Was würde er machen? Weglaufen?
âDasâ¦dasâ¦meinâ¦ist meine Tochter? Darf ich sie nehmen?â
âNatürlichâ Rory gab ihm sein Kind. Endlich hatte Katelyn ihren Vater wieder. Sie würde also nicht ohne ihn aufwachsen. Sie würde eine Familie haben. Eine glückliche.
âOh man ich bin Vaterâ¦ich liebe dich Roryâ strahlte er und zog sie an sich.
âIch liebe dich auchâ¦.Jess Marianoâ
~ zurück ~
Rory konnte sich an jede Einzelheit dieses Tages erinnern. Seit dem Augenblick an, hatte sie ihr Glück wieder gefunden. Sie war mit Jess nach New York gezogen. Hier hatte sie nun ihr zu Hause, dass sie sich immer gewünscht hatte. Der schwerste Moment für Rory war es ihrer Mutter zu sagenâ¦
~ Flashback ~
Jess war zu Luke gegangen, um mit ihm zu sprechen. Er wollte sich für so vieles entschuldigen und ihm danken. Ihm dafür danken, dass er immer an ihn geglaubt hat.
Rory unterdessen war mit Katelyn wieder zurück ins Haus gegangen. Sie musste ihre Mutter sagen, was sie vorhatte. Das sie mit Jess gehen würde und Stars Hollow endgültig verlassen würde. Sie war sich sicher, dass sie nie wieder hier her ziehen würde. Sie würde zu Besuch kommen, ja, aber ihr Heim würde sie es nie mehr nennen. Bei Jess war das Gefühl anders. Die junge Frau war sich so sicher, dass es für immer sein würde. So sicher, wie noch nie in ihrem Leben.
âMum?â Rory ging, nachdem sie Katelyn ins Bett gelegt hatte, in die Küche. Lorelai saà am Tisch und umklammerte ihre Tasse. Sie wusste was jetzt kommen würde. Sie kannte ihre Tochter zu gut und auch der Ausdruck in ihren Augen lies darauf schlieÃen.
âMumâ wiederholte sie nochmals und setzte sich ihr gegenüber âich muss mit dir redenâ
Lorelai hob ihren Kopf und zum Erstaunen ihrer Tochter, lächelte sie.
âIch weis, was jetzt kommtâ¦und es ist okâ
âIch will dich nicht schon wieder verlassen, aber diese mal muss ich einfach mitgehen. Ich hätte damals schon nicht den Fehler machen dürfen und ihn wegschicken. Mein Herz hat damals schon ja geschrieen, doch mein Kopf war schneller und somit hat ein nein mein Leben geprägt. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich gleich mit ihm gegangen wäre. Vielleicht aber hat alles so kommen müssen, damit es ausgehtâ Rory beendete ihren Satz und sah ihre Mutter an. Was würde sie wohl sagen?
âEs tut mir Leid SüÃe. Ich konnte Jess nie leiden und das wahrscheinlich auch nur, weil ich ihm keine Chance gegeben habe. Ich wollte ihn gar nicht kennen gelernt. Er war einfach der Junge, der nur Unsinn im Kopf hat und meiner Kleinen den Kopf verdreht. Mir war immer bewusst, wie sehr du ihn liebst. Es muss wohl Schicksal ein, meinst du nicht auch? Du hast Dean verlassen wegen Jess. Die Ehe mit Logan hat auch nicht gehaltenâ¦wegen Jess. Irgendwie scheint ihr füreinander bestimmt zu sein, denn keinerâ¦keiner ist glücklich ohne den anderen. Alle was ich will ist das du wieder lachen kannst. Das du wieder so unbeschwert und fröhlich wie früher bist. Und das scheint die nur zu gelingen, wenn du mit ihm zusammen bist. Ich werde dich gehen lassen, denn ich hab dich zu lieb um dir weh zu tunâ