30.03.2006, 18:35
Gestern kam mir die Idee zu dieser Kurzgeschichte und ich hab sie auch sofort zu Papier gebracht.
Wenn euch während des Lesens etwas auffällt, wegen den Gefühlen oder irgendetwas anderes, schreibt es bitte. Also FB ist natürlich immer gern gesehen, aber ich möchte auch eure Gedanken wissen.
Anmerkungen:
-Lorelai hat Krebs
-Sie hat guten Kontakt zu ihren Eltern
-Spielt so ungefähr in der dritten Staffel, sie hat Max nicht geheiratet
-Rory hat keinen Freund
Let´s go:
Der letzte Weg
Als ich an diesem schicksalverseuchten, 13. Mai 2003 nach Hause ging, fühlte ich mich wohl. Es war warm, die Sonne schien und ich war glücklich.
Wer war das auch nicht? Nach einem viel zu langen Winter, war der Frühling endlich da und er zeigte sich von der schönsten Seite. Doch als ich die Tür zu unserem Haus aufschloss, bemerkte ich diesen Geruch. Es war ein Geruch, der sonst so gut wie nie unser Haus erfüllte.
Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer, wohlgemerkt immer noch glücklich, wenn auch ein bisschen verwirrt und sah sie. Francine Hayden und meine Tante, die ich eigentlich nie sah. Ich wollte gerade fragen, was los sei, als meine Grandma Emily Gilmore die Treppe runter kam. Sie steuerte direkt auf mich zu, sagte kein Wort, sondern schloss mich einfach in die Arme und begann bitterlich zu weinen. So hatte ich sie noch nie gesehen. Emily Gilmore zeigte nie ihre Gefühle, doch ich glaube, in diesem Moment war sie ein normaler Mensch, der zeigte, was er fühlte.
Ich wusste, was passiert war. Oh ja, ich wusste es, obwohl niemand ein Wort sprach. Aber Gesten sagten mehr als tausend Worte. Allerdings wollte ich es nicht wahrhaben. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass der Gott, an den ich eigentlich nicht glaubte, so grausam sein konnte. Er konnte mir doch nicht meine geliebte Mom nehmen! Als Grandma mich los lieà und ich ihr Gesicht sah, bildeten sich Tränen in meinen Augen. Sie sah so erschrocken, traurig und mitgenommen aus. „Wo ist Dad?“, flüsterte ich leise mit tränenerstickter Stimme. „Er ist unterwegs. Er war auf den Weg nach New York, aber jetzt kommt er her.“ Ich nickte und ging langsam in mein Zimmer. Als ich Mom´s Kaffeetasse sah, konnte ich mich nicht mehr unter Kontrolle halten. Ich fing an, bitterlich zu weinen. Ich ging in mein Zimmer und sah dort Luke und Babette sitzen. Beide weinten, aber Luke hatte sie in den Arm genommen, um sie zu trösten. Als sie mich sahen, rutschten sie ein Stück auseinander, um mich in die Mitte zu lassen. Luke nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Ich schmiegte mich an seine Brust und lieà meiner Trauer freien Lauf. Luke sprach beruhigend auf mich ein: „Es wird alles wieder gut.“ oder „Sie will nicht, dass du sie vergisst, hörst du?“
„Luke?“, schluchzte ich leise in sein Hemd. „Was ist passiert?“ Er drückte mich sanft von sich weg, damit ich ihn ansah. „Rory, du weiÃt was passiert ist. Sie hat gegen den Krebs gekämpft, aber sie war nicht stark genug. Um 10 Uhr heute Morgen hat ihr Herz einfach aufgehört zu schlagen. Wir alle wurden vom Schmerz überrannt, aber wir müssen jetzt stark sein. Sie hätte es so gewollt... Willst du sie sehen?“ Ich nickte leicht.
Luke nahm meine Hand und zusammen gingen wir hoch zu ihrem Schlafzimmer. Vor der Tür stockten wir kurz, gingen dann aber rein. Sie sah aus, als würde sie nur schlafen, aber eine Kleinigkeit zerstörte dieses Aussehen. Sie trug eine Sonnenbrille. Im ersten Moment wollte ich fragen, wieso. Allerdings wusste ich schlagartig, warum sie sie trug. Sie hatte ihre Augen geöffnet, als sie starb. Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und ich wäre auf die Knie gefallen, hätte Luke mich nicht im letzten Moment aufgefangen. In den paar Minuten, in denen wir an ihrem Bett standen, versagte mein Hirn. Ich hatte vergessen, dass die… Leichenstarre eingesetzt hatte, also sagte ich: „Ich will ihre Hand halten, Luke.“, sagte ich leise. Luke griff unter die Decke, zog seine Hand aber sofort wieder zurück. „Leg deine Hand dorthin.“ Er deutete auf die Stelle, an der ihre Hand unter der Decke lag. Ich streckte vorsichtig meine Hand aus, führte diese Bewegung nicht zu Ende. Ich rannte zurück in mein Zimmer, knallte die Tür zu und schmiss mich auf mein Bett. Die Phase der Wut kam über mich. Ich boxte Colonel Clacker, bis ich merkte, dass er die Schmerzen gar nicht spürte. Ich legte mich auf den Bauch und weinte.
Nach ca. 5 Minuten spürte ich den Drang, raus zu gehen und mich mit Lane zu treffen. Ich konnte nicht einfach zu Hause rumsitzen und nichts tun. Ich griff mir das Telefon, das zum Glück noch immer auf meinem Nachttisch lag. Mit fliegenden Fingern wählte ich Lane´s Nummer und wartete, bis jemand abnahm. „Hallo?“, fragte Lane. „Lane… hier ist Rory. Können wir uns bitte treffen?“ Ich wurde von Schluchzern überhäuft. Das musste Lane gemerkt haben, denn sie sagte sofort: „Ja, am Pavillon, okay?“ „Ja, bis gleich.“ Ich legte auf und ging ins Wohnzimmer. „Ich treffe mich jetzt mit Lane. Seid mir bitte nicht böse, aber ich muss hier raus.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Tür und ging.
Lane wartete bereits auf mich und als sie mich sah, nahm sie mich wortlos in den Arm. Wir standen eine Weile so da, niemand sagte ein Wort. Kurze Zeit später lösten wir uns voneinander uns setzten uns auf die Bank. In diesem Moment kamen Erinnerungen in mir hoch. Auf diese Bank hatte Luke sich bei der Verlobungsfeier gesetzt. Die Verlobungsfeier meine Mom,… sie jetzt nicht mehr bei mir war. Die Erkenntnis traf mich so hart, dass ich haltlos die Bank runter rutschte und mich auf den Boden fallen lieÃ. Lane war sofort neben mir. Sie sagte die ganze Zeit über kein einziges Wort, doch das war auch nicht nötig. Sie war für mich da und das reichte mir.
3 Tage später, am 16. Mai sollte die Beerdigung stattfinden. Aufzustehen fiel mir besonders schwer, denn dieser Tag hatte etwas Endgültiges. Ich zog meine Klamotten an, ich schminkte mich jedoch nicht. Mir war klar, dass ich wieder weinen würde und mein Make-up verlaufen würde. Weinen… ja, das war etwas, was ich in den letzten Tagen fast ununterbrochen getan hatte. Ich stand mit Tränen in den Augen auf und weinte mich abends in den Schlaf. Niemand konnte mir bei diesem unerträglichen Schmerz helfen. Ich fühlte mich von Tag zu Tag einsamer.
Luke wollte die Trauerrede halten, er hatte sie selber geschrieben und auch die Musik ausgesucht. Auch wenn es sich doof anhört, ich freute mich ein bisschen auf die Rede. Ich war gespannt, was er wohl sagen würde. Aber ich hatte auch Angst. Eine selber geschriebene war immer persönlicher. Und Luke war schlieÃlich ihr bester Freund bzw. die beiden waren ja fast zusammen. Sie hatten sich offen unterhalten und sich schlieÃlich ihre Liebe gestanden. Sie wollten zusammen ins Kino gehen, wenn Mom wieder gesund war, aber das war ja jetzt unmöglich.
Als ich an diesem Morgen mit Luke (er hatte in den letzten Tagen bei uns/mir geschlafen) das Haus verlieÃ, traute ich meinen Augen kaum. Die ganze Stadt und die ganze Familie standen auf dem Rasen. Ich rechnete fest damit, dass alle sofort auf mich los stürmen und mich mit Fragen bombardieren würden. Aber das taten sie nicht. Ich sah an Luke´s Gesichtsausdruck, dass er dafür gesorgt hatte und dankte ihm mit einer stummen Geste. Wir fuhren in Luke´s Truck zur Trauerhalle. Als wir alle saÃen, setzte die Musik ein. Luke hatte sich für „Unchained Melody“ von den Rightoues Brothers entschieden. Ich war die einzige, die wusste, weshalb er dieses Lied ausgewählt hatte. Es lief nämlich an dem Abend, an dem Mom und Luke sich ihre Liebe gestanden. Luke stellte sich ans Rednerpult, räusperte sich kurz und begann:
"Wir haben uns heute hier versammelt, um uns von der Mutter, Tochter, Freundin und Mitglied dieser Stadt, Lorelai Viktoria Gilmore, von uns alles nur Lorelai genannt, zu verabschieden.
Lorelai, - Du hast gekämpft, gehofft uns doch verloren. Nach langer Krankheit hatte dein Herz keine Kraft mehr zu schlagen.
Dabei wolltest du doch so gern bei uns bleiben.
Schmerzlich war es, vor dir zu stehen und deinen Leiden hilflos zusehen zu müssen. Schwer wird es werden, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird alles anders.“
Mein Herz begann, schneller zu schlagen. Ich hatte Angst vor dem Moment, in dem Luke mich erwähnen würde.
„Du hast dich aufopferungsvoll um andere gekümmert und selten an andere gedacht. An dieser Stelle möchte ich ihr viel zu kurzes Leben einmal Revue passieren lassen.
Am 18. Mai 1971 wurde Lorelai in Hartford geboren.
Sie machte ihren Eltern als junges Mädchen bestimmt viel Freude.
Sie wuchs zu einer strebsamen, zielorientierten und lebenslustigen Frau heran.
Schon im Kindergarten lernte sie ihre Jugendliebe Christopher Hayden kennen, mit dem sie 1987 ein Kind bekam.“ Ich wusste, es konnte nicht mehr lange dauern, bis Luke mich erwähnte. Mir war klar, dass ich dann weinen musste.
Lorelai war ihrer Tochter eine liebevolle Mutter, die Tag aus, Tag ein darum bemüht war, ihrer Tochter die wichtigsten Dinge des Lebens zu vermitteln."
Jetzt war es soweit…
"Rory hatte in ihr einen festen Halt und konnte sich sicher sein, dass ihre Mom immer für sie da ist. Bis zum, für uns alle zu traurigen Ende, hat sie sich, soweit es ihre Kraft noch erlaubte, um das Wohl ihres Kindes gesorgt."
Das war’s. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich fing bitterlich zu weinen an, hörte Luke aber trotzdem zu. Seine Rede war wundervoll geschrieben.
"Nun sitzt sie hier, eine Halbwaise, die zukünftig ohne ihre geliebte Mom den Weg ins Leben finden muss.
Aber ich glaube fest daran, dass die Grundsätze, die Weltanschauung und alles was dir Lorelai, deine Mom, in deinem bisherigen Leben in dein Herz gelegt hat, schon tiefe und feste Wurzeln hinterlassen hat. Wir hoffen uns wünschen uns, dass du Rory, dich an die Ratschläge, Weisungen und Erklärungen deiner Mom erinnern wirst und in deinem Leben bei der einen oder anderen Entscheidung, die du treffen wirst, erstmal darüber nach denkst: „Was würde Mom wohl dazu sagen, welchen Ratschlag hat sie für mich?“ oder auch „Würde Mom es für richtig oder falsch halten?“ Wenn du in einem leisen Gespräch mit deiner Mom redest, wird sie dir weiterhin in die Zukunft begleiten.
Ja, deine Mom wird dir fehlen, immer wieder uns überall und wenn du an sie denkst, wird immer ein Hauch von Traurigkeit in deinem Herzen sein, aber du darfst nicht vergessen: Sie ist in deinem Herzen lebendig und wacht über dich."
Luke sah zu mir und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Zumindest sollte es eins werden, dich ich glaube, dass war einfach unmöglich, denn Luke war selber traurig und mit den Nerven am Ende.
"Sonntag wäre Lorelai 33 geworden. Viel zu jung, um von Rory, ihren Eltern und von uns alles zu gehen."
Luke atmete tief durch. Diese Rede musste das letzte von ihm verlangen.
"Emily und Richard Gilmore, Lorelai´s Eltern, die heute die schwierige Aufgabe haben, ihre geliebte Tochter auf ihrem letzten Weg zu begleiten, möchte ich ein paar Worte widmen.
Aufopferungsvoll und mit einer unglaublichen Stärke haben sie sich in den letzten Monaten um Lorelai gekümmert, sie gepflegt, im Haushalt die anfallenden Arbeiten übernommen und waren immer für sie da, auch als die Schmerzen seelisch wie körperlich für Lorelai fast unerträglich wurden.
Für Rory waren sie ebenfalls eine feste Stütze in dieser schwierigen Zeit, in der alle hilflos miterleben und ansehen mussten, wie die geliebte Tochter und beste Mom der Welt von Tag zu Tag mehr von ihrer unheilbaren Krankheit eingeholt wurde.
Ich und bestimmt alle anderen hier, wünschen Lorelai´s Eltern, dass diese Stärke und Kraft der vergangenen Monaten, sie heute bei dem für sie sicherlich so schweren Gang nicht verlassen wird."
Luke schwieg einen Augenblick. Es fiel ihm sehr schwer weiter zu sprechen, das sah und hörte man ihm an. Doch er sprach trotzdem weiter:
"Für Rory, Christopher, Emily und Richard tröstende Worte zu finden, scheint am heutigen Tage des Abschieds fast unmöglich zu sein. Ich kann nur sagen: Erinnert euch immer wieder an die Zeit, in der Lorelai noch bei euch sein konnte und bewahrt die guten Stunden, Tage, Monate und Jahre in eurem Gedächtnis. Die Liebe deiner Mom und Ihrer Tochter wird euch stets begleiten.
Wir alle danken Lorelai für ihre Liebe, ihre stets offenes Ohr, ihr hilfreiches Handeln und für die guten Worte und Ratschläge, die sie für jeden, der es brauchte, bereit hatte.
Lorelai war eine liebe Mom, Tochter und zu gleich auch eine gute Freundin. Wir danken dafür, dass wir sie gehabt haben und werden uns immer wieder an sie erinnern.
In Liebe und groÃer Trauer müssen wir nun leider Abschied nehmen und wünschen Dir, liebe Lorelai, alles Gute auf deiner Reise in die Unendlichkeit.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern von uns. Tot ist nur, wer vergessen wird.
Lorelai, wir vergessen dich nicht!“
Ich stand nach diesen Worten sofort auf und rannte Luke in die Arme. Wir weinten beide hemmungslos, genau wie die anderen Trauergäste, doch das bemerkten wir gar nicht. Luke und ich waren mit den Nerven am Ende, wir teilten unseren Schmerz in diesem paar Minuten, in denen wir fest aneinander geklammert da standen.
Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, gingen wir Arm in Arm – wir weinten schlieÃlich immer noch und mussten uns stützen – zum offenen Loch in der Erde, in das Mom´s Sarg rein gelegt werden sollte.
Sookie hatte auch einen Text geschrieben, den sie am Grab vorlesen wollte. Sie wartete, bis alle Gäste ihre leisen Gespräche einstellten, dann begann sie:
„Ein paar letzte Worte möchte ich hier sprechen:
Treusorgende Mutter
Dankbare Tochter
Liebende Freundin
Nun ist es an der Zeit,
jetzt ist es soweit-
Lorelai in ihre letzte Ruhestätte zu legen.
Der Tod war stärker als das Leben.
Wir weinen und klagen
Wir trauern und fagen
WARUM?
Liebe Lorelai, dies wünschen wir dir,
finde deinen Frieden du Ruhe hier.
In unserer Erinnerung wirst du weiter leben und bei uns sein.
Danke für alles, für Freundschaft und Glück.
Danke, dass wir dich kennen lernen durften.
Danke für das was wir an dir gehabt haben.
Ruhe in Frieden!“
Ich ging zu Sookie und klammerte mich an sie. Dieser Texte zeigte doch eindeutig, dass sie ebenfallsw nervlich am Ende war.
Doch mir zeigte der Text noch etwas. Nämlich, dass ich niemals alleine sein würde. Ich hatte Mom in meinem Herzen, Grandma, Grandpa, Luke, Sookie, meinen Dad und die Stadt.
Klar, Mom würde mir immer fehlen, aber den anderen ging es genau so. Wir konnten unsere Gefühle und unseren Schmerz teilen.
Ich war mir sicher: Ich würde mein Leben wieder in die richtige Richtung bringen. Zwar ohne meine Mom, aber mit Erinnerungen und Freunden.
[B]Wie gesagt, FB und Gedanken erwünscht.
Lg, Franny
[/B]
Wenn euch während des Lesens etwas auffällt, wegen den Gefühlen oder irgendetwas anderes, schreibt es bitte. Also FB ist natürlich immer gern gesehen, aber ich möchte auch eure Gedanken wissen.
Anmerkungen:
-Lorelai hat Krebs
-Sie hat guten Kontakt zu ihren Eltern
-Spielt so ungefähr in der dritten Staffel, sie hat Max nicht geheiratet
-Rory hat keinen Freund
Let´s go:
Der letzte Weg
Als ich an diesem schicksalverseuchten, 13. Mai 2003 nach Hause ging, fühlte ich mich wohl. Es war warm, die Sonne schien und ich war glücklich.
Wer war das auch nicht? Nach einem viel zu langen Winter, war der Frühling endlich da und er zeigte sich von der schönsten Seite. Doch als ich die Tür zu unserem Haus aufschloss, bemerkte ich diesen Geruch. Es war ein Geruch, der sonst so gut wie nie unser Haus erfüllte.
Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer, wohlgemerkt immer noch glücklich, wenn auch ein bisschen verwirrt und sah sie. Francine Hayden und meine Tante, die ich eigentlich nie sah. Ich wollte gerade fragen, was los sei, als meine Grandma Emily Gilmore die Treppe runter kam. Sie steuerte direkt auf mich zu, sagte kein Wort, sondern schloss mich einfach in die Arme und begann bitterlich zu weinen. So hatte ich sie noch nie gesehen. Emily Gilmore zeigte nie ihre Gefühle, doch ich glaube, in diesem Moment war sie ein normaler Mensch, der zeigte, was er fühlte.
Ich wusste, was passiert war. Oh ja, ich wusste es, obwohl niemand ein Wort sprach. Aber Gesten sagten mehr als tausend Worte. Allerdings wollte ich es nicht wahrhaben. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass der Gott, an den ich eigentlich nicht glaubte, so grausam sein konnte. Er konnte mir doch nicht meine geliebte Mom nehmen! Als Grandma mich los lieà und ich ihr Gesicht sah, bildeten sich Tränen in meinen Augen. Sie sah so erschrocken, traurig und mitgenommen aus. „Wo ist Dad?“, flüsterte ich leise mit tränenerstickter Stimme. „Er ist unterwegs. Er war auf den Weg nach New York, aber jetzt kommt er her.“ Ich nickte und ging langsam in mein Zimmer. Als ich Mom´s Kaffeetasse sah, konnte ich mich nicht mehr unter Kontrolle halten. Ich fing an, bitterlich zu weinen. Ich ging in mein Zimmer und sah dort Luke und Babette sitzen. Beide weinten, aber Luke hatte sie in den Arm genommen, um sie zu trösten. Als sie mich sahen, rutschten sie ein Stück auseinander, um mich in die Mitte zu lassen. Luke nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Ich schmiegte mich an seine Brust und lieà meiner Trauer freien Lauf. Luke sprach beruhigend auf mich ein: „Es wird alles wieder gut.“ oder „Sie will nicht, dass du sie vergisst, hörst du?“
„Luke?“, schluchzte ich leise in sein Hemd. „Was ist passiert?“ Er drückte mich sanft von sich weg, damit ich ihn ansah. „Rory, du weiÃt was passiert ist. Sie hat gegen den Krebs gekämpft, aber sie war nicht stark genug. Um 10 Uhr heute Morgen hat ihr Herz einfach aufgehört zu schlagen. Wir alle wurden vom Schmerz überrannt, aber wir müssen jetzt stark sein. Sie hätte es so gewollt... Willst du sie sehen?“ Ich nickte leicht.
Luke nahm meine Hand und zusammen gingen wir hoch zu ihrem Schlafzimmer. Vor der Tür stockten wir kurz, gingen dann aber rein. Sie sah aus, als würde sie nur schlafen, aber eine Kleinigkeit zerstörte dieses Aussehen. Sie trug eine Sonnenbrille. Im ersten Moment wollte ich fragen, wieso. Allerdings wusste ich schlagartig, warum sie sie trug. Sie hatte ihre Augen geöffnet, als sie starb. Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und ich wäre auf die Knie gefallen, hätte Luke mich nicht im letzten Moment aufgefangen. In den paar Minuten, in denen wir an ihrem Bett standen, versagte mein Hirn. Ich hatte vergessen, dass die… Leichenstarre eingesetzt hatte, also sagte ich: „Ich will ihre Hand halten, Luke.“, sagte ich leise. Luke griff unter die Decke, zog seine Hand aber sofort wieder zurück. „Leg deine Hand dorthin.“ Er deutete auf die Stelle, an der ihre Hand unter der Decke lag. Ich streckte vorsichtig meine Hand aus, führte diese Bewegung nicht zu Ende. Ich rannte zurück in mein Zimmer, knallte die Tür zu und schmiss mich auf mein Bett. Die Phase der Wut kam über mich. Ich boxte Colonel Clacker, bis ich merkte, dass er die Schmerzen gar nicht spürte. Ich legte mich auf den Bauch und weinte.
Nach ca. 5 Minuten spürte ich den Drang, raus zu gehen und mich mit Lane zu treffen. Ich konnte nicht einfach zu Hause rumsitzen und nichts tun. Ich griff mir das Telefon, das zum Glück noch immer auf meinem Nachttisch lag. Mit fliegenden Fingern wählte ich Lane´s Nummer und wartete, bis jemand abnahm. „Hallo?“, fragte Lane. „Lane… hier ist Rory. Können wir uns bitte treffen?“ Ich wurde von Schluchzern überhäuft. Das musste Lane gemerkt haben, denn sie sagte sofort: „Ja, am Pavillon, okay?“ „Ja, bis gleich.“ Ich legte auf und ging ins Wohnzimmer. „Ich treffe mich jetzt mit Lane. Seid mir bitte nicht böse, aber ich muss hier raus.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Tür und ging.
Lane wartete bereits auf mich und als sie mich sah, nahm sie mich wortlos in den Arm. Wir standen eine Weile so da, niemand sagte ein Wort. Kurze Zeit später lösten wir uns voneinander uns setzten uns auf die Bank. In diesem Moment kamen Erinnerungen in mir hoch. Auf diese Bank hatte Luke sich bei der Verlobungsfeier gesetzt. Die Verlobungsfeier meine Mom,… sie jetzt nicht mehr bei mir war. Die Erkenntnis traf mich so hart, dass ich haltlos die Bank runter rutschte und mich auf den Boden fallen lieÃ. Lane war sofort neben mir. Sie sagte die ganze Zeit über kein einziges Wort, doch das war auch nicht nötig. Sie war für mich da und das reichte mir.
3 Tage später, am 16. Mai sollte die Beerdigung stattfinden. Aufzustehen fiel mir besonders schwer, denn dieser Tag hatte etwas Endgültiges. Ich zog meine Klamotten an, ich schminkte mich jedoch nicht. Mir war klar, dass ich wieder weinen würde und mein Make-up verlaufen würde. Weinen… ja, das war etwas, was ich in den letzten Tagen fast ununterbrochen getan hatte. Ich stand mit Tränen in den Augen auf und weinte mich abends in den Schlaf. Niemand konnte mir bei diesem unerträglichen Schmerz helfen. Ich fühlte mich von Tag zu Tag einsamer.
Luke wollte die Trauerrede halten, er hatte sie selber geschrieben und auch die Musik ausgesucht. Auch wenn es sich doof anhört, ich freute mich ein bisschen auf die Rede. Ich war gespannt, was er wohl sagen würde. Aber ich hatte auch Angst. Eine selber geschriebene war immer persönlicher. Und Luke war schlieÃlich ihr bester Freund bzw. die beiden waren ja fast zusammen. Sie hatten sich offen unterhalten und sich schlieÃlich ihre Liebe gestanden. Sie wollten zusammen ins Kino gehen, wenn Mom wieder gesund war, aber das war ja jetzt unmöglich.
Als ich an diesem Morgen mit Luke (er hatte in den letzten Tagen bei uns/mir geschlafen) das Haus verlieÃ, traute ich meinen Augen kaum. Die ganze Stadt und die ganze Familie standen auf dem Rasen. Ich rechnete fest damit, dass alle sofort auf mich los stürmen und mich mit Fragen bombardieren würden. Aber das taten sie nicht. Ich sah an Luke´s Gesichtsausdruck, dass er dafür gesorgt hatte und dankte ihm mit einer stummen Geste. Wir fuhren in Luke´s Truck zur Trauerhalle. Als wir alle saÃen, setzte die Musik ein. Luke hatte sich für „Unchained Melody“ von den Rightoues Brothers entschieden. Ich war die einzige, die wusste, weshalb er dieses Lied ausgewählt hatte. Es lief nämlich an dem Abend, an dem Mom und Luke sich ihre Liebe gestanden. Luke stellte sich ans Rednerpult, räusperte sich kurz und begann:
"Wir haben uns heute hier versammelt, um uns von der Mutter, Tochter, Freundin und Mitglied dieser Stadt, Lorelai Viktoria Gilmore, von uns alles nur Lorelai genannt, zu verabschieden.
Lorelai, - Du hast gekämpft, gehofft uns doch verloren. Nach langer Krankheit hatte dein Herz keine Kraft mehr zu schlagen.
Dabei wolltest du doch so gern bei uns bleiben.
Schmerzlich war es, vor dir zu stehen und deinen Leiden hilflos zusehen zu müssen. Schwer wird es werden, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird alles anders.“
Mein Herz begann, schneller zu schlagen. Ich hatte Angst vor dem Moment, in dem Luke mich erwähnen würde.
„Du hast dich aufopferungsvoll um andere gekümmert und selten an andere gedacht. An dieser Stelle möchte ich ihr viel zu kurzes Leben einmal Revue passieren lassen.
Am 18. Mai 1971 wurde Lorelai in Hartford geboren.
Sie machte ihren Eltern als junges Mädchen bestimmt viel Freude.
Sie wuchs zu einer strebsamen, zielorientierten und lebenslustigen Frau heran.
Schon im Kindergarten lernte sie ihre Jugendliebe Christopher Hayden kennen, mit dem sie 1987 ein Kind bekam.“ Ich wusste, es konnte nicht mehr lange dauern, bis Luke mich erwähnte. Mir war klar, dass ich dann weinen musste.
Lorelai war ihrer Tochter eine liebevolle Mutter, die Tag aus, Tag ein darum bemüht war, ihrer Tochter die wichtigsten Dinge des Lebens zu vermitteln."
Jetzt war es soweit…
"Rory hatte in ihr einen festen Halt und konnte sich sicher sein, dass ihre Mom immer für sie da ist. Bis zum, für uns alle zu traurigen Ende, hat sie sich, soweit es ihre Kraft noch erlaubte, um das Wohl ihres Kindes gesorgt."
Das war’s. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich fing bitterlich zu weinen an, hörte Luke aber trotzdem zu. Seine Rede war wundervoll geschrieben.
"Nun sitzt sie hier, eine Halbwaise, die zukünftig ohne ihre geliebte Mom den Weg ins Leben finden muss.
Aber ich glaube fest daran, dass die Grundsätze, die Weltanschauung und alles was dir Lorelai, deine Mom, in deinem bisherigen Leben in dein Herz gelegt hat, schon tiefe und feste Wurzeln hinterlassen hat. Wir hoffen uns wünschen uns, dass du Rory, dich an die Ratschläge, Weisungen und Erklärungen deiner Mom erinnern wirst und in deinem Leben bei der einen oder anderen Entscheidung, die du treffen wirst, erstmal darüber nach denkst: „Was würde Mom wohl dazu sagen, welchen Ratschlag hat sie für mich?“ oder auch „Würde Mom es für richtig oder falsch halten?“ Wenn du in einem leisen Gespräch mit deiner Mom redest, wird sie dir weiterhin in die Zukunft begleiten.
Ja, deine Mom wird dir fehlen, immer wieder uns überall und wenn du an sie denkst, wird immer ein Hauch von Traurigkeit in deinem Herzen sein, aber du darfst nicht vergessen: Sie ist in deinem Herzen lebendig und wacht über dich."
Luke sah zu mir und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Zumindest sollte es eins werden, dich ich glaube, dass war einfach unmöglich, denn Luke war selber traurig und mit den Nerven am Ende.
"Sonntag wäre Lorelai 33 geworden. Viel zu jung, um von Rory, ihren Eltern und von uns alles zu gehen."
Luke atmete tief durch. Diese Rede musste das letzte von ihm verlangen.
"Emily und Richard Gilmore, Lorelai´s Eltern, die heute die schwierige Aufgabe haben, ihre geliebte Tochter auf ihrem letzten Weg zu begleiten, möchte ich ein paar Worte widmen.
Aufopferungsvoll und mit einer unglaublichen Stärke haben sie sich in den letzten Monaten um Lorelai gekümmert, sie gepflegt, im Haushalt die anfallenden Arbeiten übernommen und waren immer für sie da, auch als die Schmerzen seelisch wie körperlich für Lorelai fast unerträglich wurden.
Für Rory waren sie ebenfalls eine feste Stütze in dieser schwierigen Zeit, in der alle hilflos miterleben und ansehen mussten, wie die geliebte Tochter und beste Mom der Welt von Tag zu Tag mehr von ihrer unheilbaren Krankheit eingeholt wurde.
Ich und bestimmt alle anderen hier, wünschen Lorelai´s Eltern, dass diese Stärke und Kraft der vergangenen Monaten, sie heute bei dem für sie sicherlich so schweren Gang nicht verlassen wird."
Luke schwieg einen Augenblick. Es fiel ihm sehr schwer weiter zu sprechen, das sah und hörte man ihm an. Doch er sprach trotzdem weiter:
"Für Rory, Christopher, Emily und Richard tröstende Worte zu finden, scheint am heutigen Tage des Abschieds fast unmöglich zu sein. Ich kann nur sagen: Erinnert euch immer wieder an die Zeit, in der Lorelai noch bei euch sein konnte und bewahrt die guten Stunden, Tage, Monate und Jahre in eurem Gedächtnis. Die Liebe deiner Mom und Ihrer Tochter wird euch stets begleiten.
Wir alle danken Lorelai für ihre Liebe, ihre stets offenes Ohr, ihr hilfreiches Handeln und für die guten Worte und Ratschläge, die sie für jeden, der es brauchte, bereit hatte.
Lorelai war eine liebe Mom, Tochter und zu gleich auch eine gute Freundin. Wir danken dafür, dass wir sie gehabt haben und werden uns immer wieder an sie erinnern.
In Liebe und groÃer Trauer müssen wir nun leider Abschied nehmen und wünschen Dir, liebe Lorelai, alles Gute auf deiner Reise in die Unendlichkeit.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern von uns. Tot ist nur, wer vergessen wird.
Lorelai, wir vergessen dich nicht!“
Ich stand nach diesen Worten sofort auf und rannte Luke in die Arme. Wir weinten beide hemmungslos, genau wie die anderen Trauergäste, doch das bemerkten wir gar nicht. Luke und ich waren mit den Nerven am Ende, wir teilten unseren Schmerz in diesem paar Minuten, in denen wir fest aneinander geklammert da standen.
Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, gingen wir Arm in Arm – wir weinten schlieÃlich immer noch und mussten uns stützen – zum offenen Loch in der Erde, in das Mom´s Sarg rein gelegt werden sollte.
Sookie hatte auch einen Text geschrieben, den sie am Grab vorlesen wollte. Sie wartete, bis alle Gäste ihre leisen Gespräche einstellten, dann begann sie:
„Ein paar letzte Worte möchte ich hier sprechen:
Treusorgende Mutter
Dankbare Tochter
Liebende Freundin
Nun ist es an der Zeit,
jetzt ist es soweit-
Lorelai in ihre letzte Ruhestätte zu legen.
Der Tod war stärker als das Leben.
Wir weinen und klagen
Wir trauern und fagen
WARUM?
Liebe Lorelai, dies wünschen wir dir,
finde deinen Frieden du Ruhe hier.
In unserer Erinnerung wirst du weiter leben und bei uns sein.
Danke für alles, für Freundschaft und Glück.
Danke, dass wir dich kennen lernen durften.
Danke für das was wir an dir gehabt haben.
Ruhe in Frieden!“
Ich ging zu Sookie und klammerte mich an sie. Dieser Texte zeigte doch eindeutig, dass sie ebenfallsw nervlich am Ende war.
Doch mir zeigte der Text noch etwas. Nämlich, dass ich niemals alleine sein würde. Ich hatte Mom in meinem Herzen, Grandma, Grandpa, Luke, Sookie, meinen Dad und die Stadt.
Klar, Mom würde mir immer fehlen, aber den anderen ging es genau so. Wir konnten unsere Gefühle und unseren Schmerz teilen.
Ich war mir sicher: Ich würde mein Leben wieder in die richtige Richtung bringen. Zwar ohne meine Mom, aber mit Erinnerungen und Freunden.
[B]Wie gesagt, FB und Gedanken erwünscht.
Lg, Franny
[/B]