wow, für die story kannst du dich wirklich selbst loben. so wie du schreibst hast du dir echt lob verdient!!! also hier dann auch noch mal von mir ein gaaaaanz fettes lob!
Ich danke miniqueen fürs Betan und allen Kommischreibern, die so lange auf den neuen Teil warten mussten, aber so ist das nun mal in der Weihnachtszeit
Stress bis zum Geht nicht mehr und Eltern die einem im Nacken liegen - deswegen widme ich diesen Teil allen, die mir nach den Feiertagen immer noch treu geblieben sind.
Das Eis um sie herum brach und sie riss erschrocken die Augen auf.
Selbst ihre Bewusstlosigkeit hatte der Krach durchdrungen und jetzt war ihr plötzlich eiskalt.
Immer mehr Fläche wurde freigelegt und irgendwann sah sie ein Gesicht und begann wie wild im Wasser mit den FüÃen zu strampeln. Wo sie die Kraft dazu hernahm, war ihr selber nicht klar.
Aber sie wollte nicht weg. Sie wollte hier bleiben unter dem Eise, bei ihm! Nirgendwo anders wollte sie jetzt lieber sein, als hier unter dem kalten Tod in seiner Nähe.
Aber so heftig sie sich auch wehrte, sie wurde einfach aus dem Eis gezogen und auf den Arm genommen. âHör auf! Lass mich runter!â, sagte sie, ohne zu erkennen, wer sie zurück ans Ufer trug.
âLass mich sofort zurück! Ich muss ihn da rausholen! Er ist da unten! Lass mich zu ihm!â, schrie sie die Person an, aber ihre schlugen jetzt so heftig aufeinander, dass sie keinen ordentlichen Ton mehr herausbekam.
In ihrer Umgebung war es so unnatürlich kalt geworden, dass sie nun gar nicht mehr wagte sich überhaupt noch zu bewegen, weil es so unglaublich weh tat.
Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe und sah zurück auf das klaffende Loch mitten im See.
Er war noch da drin! Er musste auch gerettet werden! Warum hatte man nur sie gerettet und ihn vollkommen übersehen? Er sollte doch wieder bei ihr sein, damit sie wieder mit ihm zusammen sein konnte.
Tränen liefen ihr über das bläuliche Gesicht und verschleierten ihren Blick, während aus irgendeinem unerfindlichen Grund ihre Nase zu bluten begann und kleine Tropfen auf dem Eis hinterlieÃ, über das sie getragen wurde.
Sie blickte auf das Blut hinab und hörte irgendwo tief in ihren Gedanken einen Schuss. Und dann sah sie wieder sein schmerzverzehrtes Gesicht und klammerte sich noch enger an ihren ungewollten Retter, der jetzt am Ufer angekommen war und Treppenstufen hinauf ging.
Er stieà ein Tor auf und befand sich kurzer Hand auf einem riesigen Grundstück. Chrisâ Grundstück. Das Grundstück der beiden Zahnärzte auf dem eine riesige Villa stand in die er sie geradewegs trug.
Melody lieà die Augen zufallen und die erste Frage, die ihr durch den Kopf schoss, war: âWarumâ Doch dann war sie bereits erschöpft eingeschlafen, noch ehe sie in seinem groÃen Bett landete.
In ihrem Traum sah sie genau die selben Bilder noch einmal, nur war sie es, die neben sich selbst stand und sich dabei zusah, wie sie das Eis kaputt machte, um ihrem Bruder zu helfen. Er war doch da. Er war da unten und hatte verzweifelt versucht zu ihr zu gelangen. Warum hatte ihn sonst niemand gesehen?
Bilder aus ihrer Vergangenheit strömten auf sie ein und rissen sie in die Gegenwart ohne ihn zurück. Bis sie knapp eine halbe Stunde später die Augen wieder aufriss und dachte, sie würde ertrinken.
Aber diesmal gab es zwei metallene Griffe, an denen sie sich festkrallte und sich wieder hochzog.
Neben ihr saà Chris und sah ihr dabei zu, wie sie keuchend versuchte wieder Luft in ihre Lungen zu pumpen.
Chris hob eine Augenbraue. In der Badewanne seiner Eltern schien sie sich offensichtlich nicht so wohl zu fühlen wie unter dem Eis des Sees.
Als sie dann doch endlich wieder zu Atem kam, sah sie ihn finster an. Dass sie dabei nichts als ihre Unterwäsche trug ignorierte sie völlig.
âWas soll das?â, fragte sie ihn teilweise schon knurrend. âHat dir schon mal jemand gesagt, dass du andere einfach in Ruhe lassen sollst?â Chris funkelte sie wütend an.
âNicht, wenn es damit endet, dass man tot unter dem Eis liegtâ, zischte er zurück und beobachtete sie eingehend, während sie murrend ins Wasser zurücksank.
Ihr wütender Blick traf seinen und sie fletschte regelrecht die Zähne, während sie sprach: âWärst du so freundlich und könntest mich allein lassen?â, fragte sie ihn. Aber er schüttelte den Kopf und schien es sich noch extra gemütlich zu machen, was auf dem kleinen Hocker schier unmöglich war.
Melody seufzte und gab zumindest das auf. Doch dann hob sie ruckartig wieder den Kopf. âWas ist mit meinen Eltern, kann ich die wenigstens anrufen?â Aber Chris unterbrach sie mit einem Schulterzucken âSie wissen, dass du hier bist und heute hier schläfst, meine sind bis morgen Abend weg und haben demnach auch nichts dagegen.â, erklärte er und stützte seine Ellebogen auf die Knie und seinen Kopf auf die Hände.
Sie ignorierte ihn und begann kleine Eiszapfen aus ihrem Haar zu ziehen, bis er aufstand und sich ans Ende der Badewanne hockte und ihren Blick nicht mehr loslieÃ.
âWarum hast du das gemacht?â, fragte er sie leise und anscheinend wütend. Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich plötzlich bildeten, als sie an sein Gesicht dachte, das sie so hilflos angeblickt hatte, während sie auf das Eis starrte.
âIch wollte zu ihmâ, sagte sie plötzlich nüchtern und blickte ihn direkt an. Seine türkisblauen Augen sprühten Funken, als er sie nur mit einem Stirnrunzeln ansah.
Melody seufzte, was eher wie ein zittriger Schluchzer klang und schlug die Hände vors Gesicht. âIch hab sein Gesicht unter dem Eis gesehen und wollte ihn da raus holen!â, gestand sie und bemerkte plötzlich selbst, wie dämlich das klang.
Sie war schon so verrückt, dass sie ihren toten Bruder überall vermutete, wo es gefährlich werden könnte. Und das, obwohl sie wusste, dass er in einem Sarg zwei Meter unter der Erde lag und ihr nirgendwo anders begegnen würde.
âDu wolltest ihn da raus holen, in dem du dich selbst zum Einbrechen gebracht hast?â Seine Stimme bebte vor Zorn, als er sie innerlich für psychisch krank erklärte. Melody schlug auf das Wasser ein, weil sie genau wusste, was er dachte, und lieà die Badedekoration schwimmen, indem sie mit einem Arm über die geflieste Treppe, die sich an die Wanne anschloss, fegte und alles ins Wasser warf, so dass es platschte.
Um sie herum wurde es immer nasser und alles ging einem für sie perfekten Chaos unter, als sie aus der Wanne sprang und davonrannte.
Dicht gefolgt von Chris, der sie nicht weit kommen lieÃ. Sie war gerade an der Treppe zum Dachgeschoss angelangt, als er ihr die Finger um den nackten, vor Nässe triefenden, Arm legte und sie zurückriss.
Sie schlug auf ihn ein wie eine Wilde und er hatte Mühe sich zu wehren, denn in ihrem Wahnsinn war selbst der Schmerz so überwältigend, dass er ihr noch zusätzliche Kraft verlieh.
âLass mich in Ruhe! Du hast keine Ahnung, von dem, was ich gerade durchmache!â, keifte sie ihn an und als er dann den zweiten Arm auch noch zu fassen kriegte, fing sie an zu beiÃen und schlug ihre Zähne in seine Schulter.
Er schrie auf und versuchte ihren Kopf wegzudrücken, was nicht eben einfach war, wenn er gleichzeitig zwei Arme festhalten sollte, aber das bewirkte nur, dass Melody noch fester zubiss und man durch sein weiÃes Shirt schon das Blut durchsickern sah.
Fassungslos starrten sie beide auf die Wunde, bis sie begriff und den Moment ausnutzte, um sich wieder von ihm loszumachen und die Treppe hinauf zu rennen. Aber als sie ihm Dachgeschoss ankam, wurde ihr schlagartig klar, dass sie genauso gut unten bleiben hätte können.
Es gab keinen Ausweg. Sie war gefangen. Entweder sprang sie zehn Meter in die Tiefe und landete auf dem vereisten Vorgartenboden, oder sie lieà sich von ihm fangen und in die Mangel nehmen.
Unten hörte sie Schritte und Chris, der immer näher kam. Sie zitterte am ganzen Körper und schluchzte, ohne es richtig wahr zu nehmen. Sie wollte das alles nicht mehr, sie wollte nur noch weg von hier, weg von allem, am liebsten wäre sie im See ertrunken, dann hätte sich keiner mehr um sie kümmern müssen, oder sie dort herausgeholt.
Warum war er in ihrer Nähe gewesen, als sie einbrach? Warum war er jetzt in ihrer Nähe?
Langsam sackte sie auf den Boden und schlang die Arme um ihren frierenden Körper, bis Chris vor ihr stand und sich dann ebenfalls vor sie hinsetzte. âIch will nicht, dass du stirbst, oder vor mir wegläufst, weil du ein Gesicht unter dem Eis gesehen hast, dass gar nicht da war. Keiner will das hier, verstehst du?â, fragte er sie sanft und sie nickte immer noch zitternd.
âAber ich will doch nicht, dass er weg ist! Ich will ihn hier haben! Ich will, dass er zurückkommt!â, sagte sie schluchzend und lieà sich von ihm in die Arme ziehen. Dort saà sie eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hatte und zu ihm aufsah.
âEs tut mir leid. Ich war dumm⦠ich weiÃ, dass er nicht da unten ist und ich weiÃ, dass ich das nicht hätte tun sollen, aber ich war wie benebelt.â, sagte sie leise und legte ihren Kopf auf die Knie, der ihr plötzlich ziemlich schwer wurde.
Chris strich ihr über den nackten Rücken und setzte sich in die selbe Position wie sie, nur das er sie beobachtete, während sie dort saà und ihren Kopf zwischen den Knien verbarg.
Ihr Haar bildete einen Vorhang vor ihre linke Gesichtshälfte und er nahm einen Finger und legte es hinter ihr Ohr, als sie ihn ansah. âDankeâ, brachte sie schlieÃlich mühsam hervor und lehnte sich an ihn.
Er nickte nur benommen und hielt sie fest in seinen Armen, während sie zu ihm hochblickte. Er begann am Verschluss ihres BHs rumzufummeln und sie hob ihre Augenbrauen.
âWas machst du da?â, fragte sie ihn schlieÃlich so leise, dass sie sich selbst kaum verstand. Er grinste leicht und sagte dann lediglich: âWeiÃt du nicht mehr, über was wir gesprochen haben? Irgendwann werden wir auch mal hier landen.â
âAber das waren nur Witze!â, flüsterte sie, als sie plötzlich eine Hitzewelle überrollte. Das war nicht richtig, was er da machte, was sie gerade dachte war auch nicht eben besser und sie fühlte sich ganz und gar nicht gut dabei.
âVielleicht auch nicht.â, flüsterte er zurück und küsste sie, damit sie endlich Ruhe gab. Sie lieà es geschehen und landete irgendwann unter ihm. Ihr BH hatte sich anscheinend schon vor Stunden selbstständig gemacht und war plötzlich weg und es fühlte sich für sie so an, als ob sich der Rest ihrer spärlichen Bekleidung gerade in Luft auflöste.
Dann fühlte sie seine Hände auf ihren Bauch, auf ihrem Oberschenkel, er streichelte sie ganz sanft, aber seine Berührungen brannten wie Feuer.
Sie vergaà ihre guten Vorsätze und lieà einfach das mit sich geschehen, was er mit ihr anstellte und schlief dann still in sich hineinweinend ein, als sie daran dachte, was in der nächsten Zeit alles kaputt gehen würde.
Hoii!
Wieder ein sehr toller Teil!
Sehr dramatisch. Und - es passt zum Thema - mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen..
Zitat:âIch wollte zu ihmâ, sagte sie plötzlich nüchtern und blickte ihn direkt an. Seine türkisblauen Augen sprühten Funken, als er sie nur mit einem Stirnrunzeln ansah.
ich mag das mit den Funken. Das klingt so..weià nicht. Ich sehe einfach diese unglaublichen Augen vor mir und stelle mir die Funken vor.. xD
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Vor allem im Bezug auf Melody und Chris :gg:
Freu mich auf den nächsten :laugh:
:herz: Tamii
hi
sorry, dass ich erst jetzt fb gebe, aber ich hatte irgendwie komplett übersehen, dass du einen neuen teil gepostet hattest.
wie immer sehr schön!!! ich finds auch sehr gut, dass deine teile immer eigentlich schön lang sind. es fällt mir bei meiner ff manchmal etwas schwer einen langen teil zu schreiben.
schreib schnell weiter!
ich hab hier mal n bild gemacht vor zwei wochen oder so entstanden und das n bissl zusammengesetzt ma sehen wies euch gefällt ich bin ja bei sowas nicht unbedingt talentiert
[Bild: 050108164801_Unbenannt.jpg]
soooo leute, hier scheint irgendwie keiner mehr feedback zu geben, deswegen bin ich der meinung ich kann die FF hier schlieÃen - sollte es irgendwelche einwände geben, was ich nicht glaube, dann meldet euch bitte hier oder per pn - falls ich doch weiterschreiben sollte, wärs toll, wenn mir mal jmd fb geben würde, weil ich ja nicht nur für mich schreiben will, sondern auch wissen möchte, wie es euch gefällt...
also mir gefällt deine story und ich les sie ja jetzt auch schon von anfang an. ich fänds schade, wenns du nicht weiterschreiben würdest. ich find deinen schreibstil einfach toll!!!
Heey duu,
ich fände es auch total schade, wenn du die FF aufhören willst.. ich weiss, ich habe momentan nicht besonders viel Kommentare gegeben.. aber das liegt nicht daran, dass ich deine FF aufgehört habe zu lesen, sondern daran, dass ich gerade totalen Schulstress habe, weil alle Lehrer Prüfungen machen. Aber wie gesagt, ich fände es wirklich schade, wenn du sie aufhören würdest...
tut mir Leid, dass mein FB nicht läänger ist und auch nicht viel zu deiner FF.. aber nun nach ner kurzen Pause, ist es mal wieder für mich Zeit mich hinter die Schulbücher zu setzen..
hdl
auf das bitten und flehen von euch habe ich mich dazu durchgerungen den siebten teil zu posten und hoffe, dass er etwas besser ankommt als die vorherergehenden Teile offensichtlich...
also: hier für euch
Teil
7
Als sie wieder aufwachte war es noch dunkel, aber sie konnte förmlich riechen, dass die Sonne drauÃen bald aufgehen würde. Wieder ein Tag ohne ihn, den sie verbringen musste, ohne vollkommen durchzudrehen
Zumindest das schien sie jetzt überstanden zu haben, denn sie hatte am vorangegangenen Tag begriffen, dass es ihr nichts nützte, wenn sie irgendwelche Löcher ins Eis schlug und dann wartete, bis sie bei ihm war.
Aber er war weit weg von ihr. Viel zu weit, wie sie sich immer wieder sagte, denn sie wollte zu ihm. Nur noch einmal dieses Lachen hören, auch wenn es nur Gekünstelt war, nur noch einmal von ihm verprügelt werden, auch wenn es ein wenig schmerzte. Sie wollte einfach nur wissen, dass er wieder da war.
Sie wischte die Träne weg, die ihr drohte aus dem Augenwinkel zu entweichen und sah sich in dem dunklen Zimmer um, das schwach von einer kleinen Lampe beleuchtet wurde, die anzeigte, dass der Computer in den Standbymodus geschaltet worden war.
Auf ihre Unterlippe beiÃend hob sie den Kopf noch etwas höher, stützte sich auf ihren Ellebogen ab und bemerkte dabei, dass über sie eine Decke gelegt worden war. Wie war sie hierher gekommen? Der Abend hatte gestern ganz woanders geändert, das wusste sie genau und sie wusste auch wie er geendet hatte.
Das Gefühl war unbeschreiblich gewesen so von ihm geliebt zu werden. Von ihrem besten Freund, mit dem sie sich so etwas niemals hatte vorstellen können, geschweige denn wollen. Sie hatten immer nur Scherze darüber gemacht und manchmal darüber geredet, aber nie hatten sie es ernst gemeint.
Und dann war es einfach passiert und es war einfach wundervoll gewesen. Einige Zeit später war sie in seinen Armen einfach eingeschlafen, als sie merkte, dass es für sie wohl schon zu spät war, um nein zu sagen.
Er schien sie nach unten getragen zu haben, ein Stockwerk tiefer in sein Zimmer. Oder sie war irgendwo anders, aber wo?
Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm und lieà sich wieder ins Bett zurück sinken, um sich dann auf die Seite zu legen und ihn anzustarren, bis es hell wurde und er die Augen aufschlug. Melody wagte es nicht sich zu rühren und lieà ihn erst einmal wach werden, ehe sie etwas sagte oder tat.
Als sein Kopf sich in ihre Richtung zu drehen begann, schlug sie die Augen nieder und versuchte ruhig zu atmen, aber das gelang ihr nicht hier mit ihm in ein und dem selben Bett. Wäre sie angezogen gewesen, wäre das etwas vollkommen anderes gewesen, aber das war sie nicht, wie ihr nicht entgangen war.
Ihr Puls raste und ihr Herz schien einen Ausbruch, aus dem Gefängnis aus Rippen, zu planen, so heftig schlug es, als er ihr eine Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht strich und ihr über die Wange streichelte.
Melody blickte auf und sah ihn halbherzig lächelnd an. Er lächelte zurück und lieà seine warme Hand auf ihrer Wange liegen, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, dass er sie dort hatte.
âMorgenâ, flüsterte er ihr zu und sie erwiderte seinen Gruà noch leiser, ihm immer noch fest in die Augen blickend. Keiner der Beiden wagte es den Blick vom Anderen zu lösen und so lagen sie da und sahen sich lange an, ehe irgendwo ein Telefon klingelte und sie ihren Blick von ihm hob um zu sehen, von wo es kam.
Es war sein Handy das klingelte und sie sah ihn fragend an. âWillst du nicht rangehen?â, fragte sie ihn und hob eine Augenbraue, aber er schüttelte nur den Kopf und nutzte ihre halb aufrechte Haltung aus, um sie an sich zu ziehen.
Verdutzt sah sie zu ihm hinunter, ehe sie grinsen musste. Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm über die Ironie zu grinsen, hier mit ihm in einem Bett zu liegen und doch fand sie es äuÃert amüsant.
Nun war es Chris, der sie fragend musterte, während das Handy unablässig weiterklingelte und anscheinend auch nich vorhatte aufzuhören. Er seufzte tief, legte ihr einen Arm um die Taille, um sie ja nicht entkommen zu lassen und griff dann den Störenfried auf, um ranzugehen.
âJa?... Nein, ich kann heute nichtâ¦. Ich muss noch was machen!... Ja, tut mir leid, wir sehen uns Sonntag.â Er legte auf und warf das Mobiltelefon weit von sich, so das es noch über den Boden schlitterte und an den Schreibtisch abprallte. Dann sah er wieder zu Melody hoch und küsste sie überraschend zärtlich.
Melody wollte gerade fragen, wer das war, aber sie spürte, dass das nicht der richtige Zeitpunkt zum Reden war und so lieà sie sich von ihm leiten. Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein schrie etwas auf und brüllte sie an, dass sie das lassen sollte, als sie mit dem gesamten Körper auf ihm lag und erneut mit ihm schlief.
Sie ignorierte die Stimme und genoss das Gefühl nicht allein zu sein, obwohl es schmerzte zu merken, auf welche Art sie versuchte ihre Einsamkeit zu vergessen. Der Punkt der Ekstase erreichte sie früher als ihn und ihre Augen glühten heiÃhungrig, als sie regelrecht mit ihm aufzugehen schien.
Drei Stunden später ging sie nach Hause. Ihre Eltern hatten ihre Tante eingeladen und ihre Grandma hatte für sie alle gekocht. Wie jedes Jahr gab es Ente und Kaninchen. Und wie jedes Jahr hätte Phil sich darüber aufgeregt, dass es Ente und Kaninchen gab. Aber das konnte er nun nicht mehr, denn er war tief begraben unter einem Haufen gut gedüngter Erde, damit die Blumen, die darauf gepflanzt wurden auch wachsen und gedeihen konnten.
Melody kickte einen Stern vor sich her und zog ihren Schal enger um ihren Hals. Das eisige Wasser hatte keine Spuren hinterlassen, das was danach passiert war allerdings schon. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn, als sie zu Hause eintrudelte und ihr Kopf war kurz vorm Platzen, als ihr alle mit aufgesetzter Fröhlichkeit frohe Weihnachten wünschten.
In einer halben Stunde gab es Essen, aber Melodys Magen drehte sich bei dem bloÃen Gedanken daran um. Sie würde nichts herunter bekommen. Vielleicht einen halben Kloà und ein halbes Stück Fleisch, aber dann würde sie sich übergeben müssen, denn das war ihr schon rein gedanklich zu viel.
âIch esse ein wenig später, wenn das okay ist.â, sagte sie zu Kathrin, die sie ansah und dann zur Seite blickte. âSetz dich wenigstens zu uns an den Tisch und nimm nur ein bisschen. Du siehst so verloren aus, als wärst du gerade vorm Ertrinken gerettet worden.â Wenn sie wüsste, wie Recht sie damit gehabt hatte, hätte sie bestimmt nicht mehr so freundlich gelächelt.
Es zerriss ihr das Herz ihre Mutter so verloren zu sehen ohne ihren Sohn, der sonst immer als erstes am Tisch saÃ, wenn es etwas zu essen gab. Sie drückte sie an sich und küsste ihre Wange, ehe sie nach oben verschwand und sich umzog.
Auf ihrem Bett lag ihr Kater Tommy, der sie fragend ansah und dann maunzte, als sie auf ihn zuging, sich aufs Bett, neben ihn, legte, und ihn hinter den Ohren kraulte. âAch Honey du hast ja keine Ahnung.â, sagte sie weinerlich und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell, als sie die Tränen wieder aufsteigen spürte.
Ihre Mutter rief unten zum Essen und Melody stand auf. Als sie an ihrem Spiel vorbeikam, blieb sie stehen und sah hinein. War das wirklich noch sie, die sie da anblickte? Oder war das jemand, den sie noch nicht kannte und eigentlich nicht kennen wollte? Sie wusste es nicht und so ging sie leise aufstöhnend nach unten und füllte ihren Teller auf, als sich alle setzten und schweigend zu essen begannen.
Der Platz neben ihr war leer und das machte ihr das Essen im Magen noch schwerer, als es sein sollte. Dass Phil nicht da war, fiel nicht nur ihr auf, sondern auch einem sehr kleinen Gast der Familie, Michael, ihr Cousin erhob plötzlich die Stimme und schlug mit der Faust auf den Tisch. âWo isân der Philli?â, fragte er in die Runde und sie würgte den Rest hinunter und verlieà dann fluchtartig das Zimmer, ehe jemand etwas dagegen sagen konnte.
Sie stellte den Teller in der Küche ab und übergab sich dann im Waschbecken. Er war nicht da! Ohne ihn lief hier alles aus dem Ruder! Sie hatte keine Ahnung, was das alles sollte, aber doch fühlte sie, wie die Veränderungen an ihn nagten wie ein Marder am Zündkabel.
Sie spülte das Erbrochene weg und putzte sich dann die Zähne. Dann ging sie nach oben und setzte sich an ihre Laptop, um Roger eine Nachricht zu schreiben, dass er rauskommen sollte. Sie konnte alles verkraften, aber sie konnte sich jetzt kein Haus mit einem Haufen glücklicher Menschen teilen.
Roger hatte Zeit und freute sich, dass sie sich nach drei Wochen endlich wieder bei ihm meldete, so dass er sich eine Viertelstunde später mit ihr traf und an der Feuerwehr, die zu ihrem zweiten Zentrum geworden war, Eine rauchte.
âWann kommt Laila?â, fragte sie ihn nach einer Weile und er hob seinen Kopf, den er die ganze Zeit gesenkt hielt, um sie nicht ansehen zu müssen. âÃbermorgenâ, antwortete er kurz und knapp und senkte wieder den Blick.
âWeià sieâ¦â, fragte sie, aber sie brachte es nicht fertig, dass auszusprechen, was sie noch nicht einmal denken wollte und so nickte er nur. âOkayâ¦â
Er nickte wieder und sie lieà sich auf eine der zwei Bänke fallen, die um einen dicken, knorrigen Baum standen. Roger zog an seiner Kippe und schnippte sie dann von sich, als wäre sie ein lästiges Insekt. Früher hatte er sie immer geworfen, als wären sie Vögel, denen er das Fliegen beibringen wollte.
So vieles hatte sich verändert und sie schien es überhaupt nicht mitbekommen zu haben. Es war einfach so an ihr vorbeigerauscht und hatte sie links liegen lassen.
Laila war Rogers Cousine, die immer mal wieder in den Ferien von Dortmund nach Sachsen, in das kleine Dorf kam, in dem sie lebten. Sie war ziemlich wandelbar und veränderte sich oft, denn zum Einen war sie ein Punk, beim nächsten Treffen schien sie schon wieder mehr auf Gothic zu stehen.
Mit ihr hatte Melody in den letzten Jahren jede Menge Spaà gehabt, aber sie wusste nicht, wie sie das diese Ferien meistern sollte. Da war zum Einen die Sache mit Chris und dann kam Phils plötzlicher Tod hinzu. Melody platzte beinahe der Kopf, als sie daran dachte, was sie im nächsten Jahr alles zu überstehen hatte ohne, dass jemand ihr zur Seite stand.
Vielleicht wird es besser werden ohne ihn, durchfuhr sie ein Gedanke, aber sie hätte sich selbst dafür ohrfeigen können. So etwas auch nur zu denken trieb ihr die Tränen in die Augen. Nichts würde besser ohne ihren Bruder werden. Sie versank ja schon jetzt vollkommen im Chaos.
âWas machen wir zu Silvester?â, fragte sie plötzlich und sah Roger wieder an.
âNa ja, wir hatten ja eigentlich geplant zu feiern⦠dass ich nen Kasten Bier hole und soâ¦â
âWarum tun wirâs nicht einfach trotzdem? Ich meine so als letzten Abschied, wenn wir alle zusammen sind und vielleicht mal an ihn denken, während wir das neue Jahr feiern⦠Das wäre doch okay, oder?â, fragte sie leise und schluckte mit aller Kraft den dicken Kloà in ihrem Hals hinunter, der ihre Stimme rau machte.
Roger nickte. âJa das wäre in Ordnung. Wir müssten es bloà noch Chris und Ron und Laila sagen⦠vielleicht kommt Rachel ja auch nochâ¦â
An Rachel wollte Melody erst gar nicht denken. Sie würde ihr nicht in die Augen sehen können, bei dem was ihr gestern passiert war, denn Rachel war seit zwei Jahren Chrisâ Freundin und es sah nicht so aus, als wollten sie sich trennen.
Und Melody hoffte, dass sie sich nicht trennen würden, denn das würde das ganze noch viel schlimmer machen. Aber Chris hatte sie betrogen. Das stand fest und wenn sie es nicht von ihm erfuhr, dann würde es ein ewiges Geheimnis bleiben, denn sie hatte nicht vor sich in den Dreck ziehen zu lassen.
Nickend schwieg sie sich aus und dachte beinahe eine Stunde darüber nach, was sie alles falsch gemacht hatte, ehe sie nach Hause ging und sich dort in ihr Bett kuschelte um in ihr Tagebuch zu schreiben, was passiert war.
Irgendwann, am hellen Nachmittag, schlief sie über ihrem Tagebuch ein und erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Ein Tag wie jeder andere, aber sie wusste, dass es nie wieder so einfach werden würde, wie damals, als sie alle noch vereint waren und niemand mit seinem besten Freund schlief.