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[COLOR="Blue"]Hallo meine lieben Leser!
Hab wieder einen Teil zusammenbekommen. Ganz großes Danke wieder an Tina und Mel, ihr unterstützt mich wirklich total super!!
Auch ein Dankeschön für das FB das ich erhalten habe! Ich freu mich immer riesig darüber!! Smile
Hier also der nächste Teil.
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- Kapitel 2 - (Teil 1)

Zur gleichen Zeit spielte sich nicht weit von der Blutwiese, aber doch ganz und gar in einer anderen Welt, eine groteske Szene ab, die wahrscheinlich niemand für real gehalten hätte, wenn er nicht dabei gewesen war. Eine Szene, die für die wichtigste und beliebteste weibliche Gruppe der New Castle High jedoch völlig normal war. In dieser anderen Welt war nichts wichtiger als Reichtum und Macht.

Diese Clique bestand aus der Anführerin Lexi Hastings und ihrer besten Freundin Jessica Blair und vier weiteren Mädels, die mit Unmengen von Geld neue Klamotten, Frisuren, Accessoires, Handtaschen und anderem neu-modischen Kram bezahlten, nur um in der Clique angesehen zu bleiben und nicht wieder zu der Gruppe der Normalen herunter gestuft zu werden.

Diese Mädchen mit den irrationalen Ansichten versammelten sich gerade in einem Haus oder eher gesagt auf einer „Burg“. Das Anwesen der Hastings.
Dieses Grundstück strotzte nur so vor Größe und Geld. Der Garten war so schön und prunkvoll, wie kein anderer ihn besaß. Efeublätter schmückten das ganze Haus und manchmal reichten sie auch bis zum Dach. Es war ein so wunderschönes aber dennoch furchterregendes Gebäude.

„Mädels, aufgepasst!“, stoppte Jessica Blair das Geschnatter der anderen Mädels, die aufgeregt auf den zwei Sofas, die in der Mitte des Raumes standen, saßen.

Die Nervosität ließ von keinem ab, denn so eine Versammlung, in der man die vorhandenen Regeln und Pflichten besprach, war schon ein ewigwährendes Ritual der weiblichen Hastings, um niemandem die Chance zu geben ihr in den Rücken zu fallen oder gar vom Thron zu stürzen. Letztes Jahr hatte sie zu den bestehenden Regeln eine neue eingeführt, die besagte, dass ihre Freundinnen keine roten Hosen tragen dürften. Im Gegensatz zu Lexi, die diese so oft wie es ging anhatte, da sie darin einfach unglaublich heiß aussah und dadurch auch am meisten herausstach.

Heuer gab es für Lexi einige neue Regeln und Pflichten mehr zu besprechen.

Plötzlich hörte man Schritte, die definitiv nur von Stöckelschuhen kommen konnten. Auf einmal herrschte eine Totenstille im Zimmer und jeder wartete nur auf die Ankunft ihrer Anführerin. Jessica öffnete mit Schwung die weiße Doppeltür, die zusätzlich eine goldene Umrahmung aufwies und da stand sie. Lexi Hastings.

Mit einem Satz standen alle Mädchen auf, auch ein Ritual, dass Lexi eingeführt hatte, um besonders zu wirken.

Die Erscheinung im Türrahmen hatte langes blondes Haar, die heute etwas gewellt waren. Ihr Gesicht war porentief rein und feinsäuberlich geschminkt, was womöglich daran lag, dass sie eine eigene Friseurin und Kosmetikerin hatte, die ihr jeden Tag das zauberten, was sie sich gerade wünschte. Ihr Auftreten wurde durch ihren kurzen Jeansrock und einem violetten kurzen Top mit Spitze noch ausdrucksvoller. Dicht gefolgt von ihren seidenglatten Beinen, die durch ihre schwarzen Designer Pumps noch länger wirkten. In der rechten Hand hielt Lexi einen Notizblock, in der anderen hatte sie ihre winzige Clutch, die farblich perfekt zu ihrem Gewand passte.

„Setzt euch!“, befahl Lexi, spazierte ins Zimmer und stellte sich neben das Flipchart, das den anderen erst jetzt aufgefallen war.

Jessica hatte als beste Freundin einen besonderen Platz eingenommen, der sich direkt neben der Tafel befand. Neben ihr war noch ein zweiter freier Stuhl, auf dem Lexi nach der Besprechung Platz nehmen würde.

„Liebe Freundinnen!“, begann die Anführerin ihre Rede, wobei sie „Freundinnen“ in einem kühlen, eigenartigen Ton sagte, „Die Sommerferien sind morgen vorbei und wie schon die Jahre zuvor treffen wir uns heute, um eure Regeln und Pflichten aufzufrischen, da die Ferien jeder alleine verbringen musste. Ich war mit Jessica in der Karibik. Sonne, Kokosnüsse, scharfe Jungs. Es war der schönste Sommer meines Lebens, danke Jess“, erzählte Lexi und schwelgte gespielt in Erinnerungen.

Lexis Vater hatte den Flug, das Hotel und auch alles weitere für die zwei Mädels bezahlt und so konnten sie ungestört und erholt ihren Urlaub verbringen. Jessica war das etwas peinlich gewesen. Ihre Eltern hatten nicht so viel Geld, dass sie zwei Monate in der dominikanischen Republik verbringen konnte, jedoch hatte Lexis Mutter mit ihrer Mutter gesprochen und sie dazu überredet, dass sie mitkommen durfte und dafür auch keinen Cent bezahlen musste.

„Scharfe Jungs? Bist du nicht mit Jake Johnson zusammen, Lexi?“, kam etwas überrascht eine Frage aus dem Publikum.

Jessica sah sich genervt nach der Fragestellerin um und entdeckt Tia Morrison, die als einzige danach aussah, als würde sie gerne mal dazwischen plappern. Lexis beste Freundin stand auf und ging gespielt ruhig auf Tia zu. Als sie bei ihr angekommen war, reichte Jessica ihr die Hand, nicht ohne einen verwirrten Gesichtsausdruck von Tia zu bekommen.

„Steh auf!“, gab Jessica ihrer Geste mehr Wirkung.

Lexi hatte inzwischen mit einem Grinsen auf dem zweiten Stuhl neben der Tafel Platz genommen. Es kam immer wieder vor, dass die Mädchen gerne in ihrer Rede dazwischen quatschten und das sollte auch bestraft werden.
Zögerlich erhob sich Tia von ihrem Platz und stand Jessica genau gegenüber.

„Was passiert jetzt?“, fragte das eingeschüchterte Mädchen und blickte ganz durcheinander zu den anderen Mädels, die sich nicht einmal trauten das Geschehen mit zu verfolgen.

„Weißt du was mit Hilary Hong passiert ist, als sie mich in einer Rede unterbrochen hatte?“, wollte nun Lexi von der entgeisterten Tia wissen.
Lexi stellte die Frage, ohne auch nur in ihre Augen zu blicken oder ihre Stimme zu heben.

Tia schüttelte nur verstört den Kopf.
Jessica lachte laut auf, schubste Tia in den Mittelpunkt des Raumes und ging danach auf ihren Platz neben Lexi zurück. Leise flüsterte die Anführerin ihrer besten Freundin etwas ins Ohr, die darauf zu kichern begann und mit den Kopf nickte.

Auch wenn Jessica manche Aktionen von ihrer Freundin etwas übertrieben fand, wollte sie nie wirklich etwas dagegen sagen. Sie wusste, dass die Beziehung zu Lexi noch etwas bedeuten würde und dass sie durch sie vielleicht auf eine bessere Uni kam, als sich ihre Eltern leisten konnten. Außerdem war es auch schön angesehen zu sein und Leute herum zu kommandieren. Jeder schaute zu einem auf und wollte so sein wie man selbst. Dieses Gefühl würde sie um nichts in der Welt hergeben wollen, auch wenn das hieß, dass sie zu naiven Mädchen, die eigentlich gar nichts dafür konnten, gemein sein musste.

„Hilary Hong“, sprach Lexi weiter und sah gleichzeitig zu Tia, „war ein Mädchen in meinem Freundeskreis. War. Ich hatte ihr eine Chance gegeben ihren Fehler wieder gut zu machen.“

Wieder schmunzelte sie, jedoch diesmal etwas verlogener und rechthaberischer. Zugleich stand die Blondine auf und spielte ihr grausames Spiel, wie sie es immer tat. Sie ging um Tia herum, sah abwechselnd zu ihr und dem Rest und erzählte die Geschichte in einem Ton, der einem kalte Schauer über den Rücken jagte.

„Ich holte sie aus der Gruppe heraus, gleich wie ich es bei dir tat. Dann schenkte ich ihr ein Lächeln und sagte in angenehm aber fordernder Stimme, dass sie mir alle Regeln und Pflichten, die bereits vorhanden waren, aufzählen sollte… Los!“, befahl Lexi, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.

Tia holte tief Luft. Schon alleine der Gedanke, dass man aus der Gruppe fliegen könnte, war schrecklicher als alle Forderungen, die Lexi ihr stellen konnte.

Sie wollte auf keinen Fall rausgeschmissen werden, so fing sie an, die Regeln aufzuzählen: „Trage niemals Violett an einen Montag. Jogginghosen sind für faulenzende Nachmittage, aber nichts für die Schule. Der Freund einer Freundin ist tabu, außer du willst ihn natürlich haben. Alle müssen still sein, wenn du redest und wenn du etwas vorschlägst, müssen alle dafür sein. Deine Lieblingsfarbe, Rosa, darf keine andere von uns tragen, außer wir haben deine persönliche Erlaubnis dafür. Und die letzte Regel war, dass niemand eine rote Hose tragen darf außer du, selbstverständlich.“

Erleichtert sah Tia zu den anderen Mädels, die voller Spannung auf Lexi starrten, welche während der Aufzählung wieder zu Jessica geschritten war. Tia folgte dem Blick ihrer Freundinnen. Die beiden Beliebtesten flüsterten sich gerade etwas zu. Als Jessica nickte, erhob sie sich grinsend von ihrem Sessel. Gleichzeitig setzte sich Lexi auf ihren Stuhl und begutachtete gelangweilt ihre Fingernägel.

„Auch wenn du alle Regel gewusst hast, was natürlich wie zu erwarten war und Hilary Hong auch perfekt aufgesagt hatte, war Lexi damit nicht zu Frieden“, setzte Jessica an Lexis Rede an und begann wie die Anführerin zuvor Tia zu umrunden.

Wie jedes Mal, wenn Lexi die Lust verlor noch irgendetwas hinzuzufügen, weil ihr gerade nicht der Sinn danach stand, ließ sie Jessica die Drecksarbeit machen, nicht ohne ihr weitere Anweisungen zu geben. Selbstverständlich wusste die andere Blondine von den Machenschaften, die Lexi immer plante, da sie dasselbe bei Hilary hatte machen müssen.
Tia fuhr automatisch zusammen, denn immer, wenn Jessica und Lexi die Rollen tauschten, kam nichts Gutes dabei heraus und für sie sah es sehr schlecht aus.

„Sie war eher gelangweilt!“, sprach Jessica weiter und blieb direkt vor Tia stehen.

Auch, wenn sie ein Kopf kleiner als Tia war, kam sich die Unruhestifterin ziemlich unterlegen vor. Die Brünette wollte etwas erwidern, doch hielt sich schnell zurück, da das bedeutete hätte, dass sie wieder dazwischen quatschen würde.

Im Zimmer war es sehr ruhig geworden, nur das immer wiederkehrende Schleifgeräusch der Nagelfeile war zu hören. Lexi hatte sich voll und ganz ihren Nägeln gewidmet und betrachtete die Szene, die vor ihr spielte, nur mehr im Augenwinkel. Die anderen Mädels, die auf den Sofas verteilt saßen, hielten den Atem an.

Die Stille wurde unerträglich und der eiserne Blick von Jessica bohrte sich in Tias Gehirn. Sie hielt es einfach nicht mehr aus. Sie musste etwas Sagen. Sie musste ihre Stellung retten, verteidigen. Sie musste auf alle Fälle in Lexis Clique bleiben. Nie wieder würde sie so viel Anerkennung und Beliebtheit bekommen. Sie würde in die unterste Stufe zurückfallen. Sie würde sogar schlechter als das sein. Schlechter als die schrecklichsten und unbeliebtesten Außenseiter.

Auf einmal kam ihr ein Bild einer kleinen Chinesin in den Sinn, die zusammen gekauert in einer Ecke im Speisesaal der Schule saß und verschreckt in alle Richtungen starrte. Jeder Schüler auch sie selbst hatten über sie gelacht, sie gehänselt. Einige spuckten sogar auf sie. Seit diesem Tag hatte man sie nie wieder gesehen. Wahrscheinlich hatte sie die Schule gewechselt oder war zurück nach China gereist. Genau dieses Mädchen war Hilary Hong.

„Was muss ich tun um es wieder gut zu machen?“, platzte es aus Tia heraus.

Auf Jessicas Gesicht bildete sich ein bösartiges Lächeln. Auch Lexi sah jetzt wieder auf und packte die Nagelfeile in ihre moderne Clutch zurück. Beide hatten darauf gewartet, dass Tia sich selbst für alles anbot, was sie verlangten.

„Gut das du fragst“, antwortete Jessica, ging einige Schritte von ihr weg und drehte sich zu den anderen Mädels um, „Bei Hilary entschieden wir, dass es keinerlei Dinge oder Wünsche gibt, die sie für uns machen oder die sie uns erfüllen konnte. Wir schickten sie nach Hause und was dann geschah, hast du wahrscheinlich schon selbst rausbekommen.“

„Nein, bitte nicht!“, winselte Tia, „Ich tue alles, wirklich. Ich werde nie wieder dazwischen reden. Ich werde alle Regeln außerordentlich präzise befolgen, aber bitte, bitte schickt mich nicht zur Tür raus, bitte!“

Sie flehte regelrecht darum weiterhin als eine Freundin von Lexi bezeichnet zu werden. Genau dorthin wollte Lexi sie bringen, das wusste Jessica genau.

Aber das Spiel war noch nicht vorbei.

Gelassen ging Jessica auf die weiße Doppeltür zu, durch die Lexi einige Minuten zuvor hereinspaziert war.

„Nein, nein, nein!“, sagte Tia ununterbrochen leise und wusste nicht, ob es um sie schon geschehen war oder ob es doch noch Hoffnung gab.

Eine Hand berührte den goldenen Türknopf, im selben Moment fiel Tia auf ihre Knie. Tränen rannen über ihre Wangen. Niemals zuvor hatte sie so viel Ansehen bekommen, wie als Freundin von Lexi. Sie war zuvor eine kleine graue Maus gewesen, die niemand beachtete, die kein Ziel, keine Freunde und kein Leben gehabt hatte. Sie wollte nicht mehr dahin zurück oder schlimmer, noch tiefer sinken.

„Bitte schmeißt mich nicht raus. Ich versichere euch es wird nie wieder vorkommen. Ihr könnt alles haben. Wirklich, alles!“, waren ihre letzten heulenden Versuche das Ruder doch noch rum zu reißen.

Sie hielt sich die Hände vors Gesicht, um ihre rotgewordenen und geschwollenen Augen zu verdecken.

Wieder trat Stille ein, die diesmal nur von Tias Schluchzen hin und wieder unterbrochen wurde.
Jessicas und Lexis Blicke trafen sich. Auch, wenn Lexis Lachen bösartiger klang als das von ihrer besten Freundin, ließ es die anderen aufhorchen. Nicht wissend was gerade passiert war, blickte Tia erstaunt auf.
War es möglich, dass alles nur ein schlechter Scherz gewesen war? Ihr Gesichtsausdruck erhellte sich, als sie sah, dass Jessica zurück auf ihren Platz ging.

Nein, Lexi scherzte nie, dass wusste sie.

„Freu dich nicht zu früh, Tia!“, kam jetzt auch die Bestätigung ihrer Gedanken, als sich Lexi wieder zu Wort meldete.

Die Anführerin machte sich nicht einmal mehr die Mühe auf zu stehen.

„Du kannst dich wieder zu den anderen setzen. Deine Strafe besprechen wir dann unter vier Augen!“, entschied Lexi, wies Tia mit einer Handbewegung an, sich wieder zu den anderen zu gesellen und wartete auf die Reaktion der Anklagenden.

„Danke, Lexi. Du bist zu gutmütig, danke!“

Mit diesen Worten schloss die Braunhaarige sich wieder den Mädchen auf den Sofas an und versteckte sich ganz hinten, um nicht wieder aufzufallen. Der Rest tätschelte liebevoll ihren Rücken. Tia wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Auch, wenn sie wusste, dass sie jetzt davon gekommen war, wusste sie genauso, dass ihre Strafe nicht leicht ausfallen würde. Unter vier Augen hieß bei Lexi eigentlich immer unter sechs Augen, denn Jessica war bei solchen Sanktionen immer live dabei.

Lexi blickte auf die Uhr und seufzte.

„Okay, wir haben durch diesen Zwischenfall ziemlich viel Zeit verloren!“, sagte sie, stand auf und drehte sich zum Flipchart um, „Darum werde ich die neuen Regeln einfach aufschreiben. Besprochen werden sie nicht. Wer zu blöd ist sie zu verstehen, hat Pech gehabt.“

- TBC -
Toll das es weiter geht. Der Teil hat mir sehr gut gefallen und es kam mir vor wie wenn ich dabei war Big Grin

Wo Lexi ihre Ansprache gehalten hat kam es mir wie in der Schule vor. Lexi hat ihrer Freudinnen gut im Griff. Die anderen haben sogar richtig Angst irgentwas falsches zu tun. Man bekamm auch einen richtigen Einblick wie es bei Reichen abläuft.

Bin gespannt wie es weiter geht Big Grin
[COLOR="Blue"]Hallo meine Lieben und besonders, hallo an Lis!! Big Grin
Ich verwöhne euch heut wieder einmal mit einem neuen Teil von mir und ich hoffe es gefällt euch. Ich möchte nur anmerken, dass der Teil nicht betagelesen wurde, jedoch mir Tina so einige umständliche und grammatik voll verbockte Sätze ausgebessert hat und mir immer wieder tolle Tricks gibt, die ich mit Freude aufnehme und hoffentlich umsetze!! Großes Danke an dich!! Upten
So und hier der neue Teil, freue mich auf Feedback![/COLOR]



Kapitel 3

Wie ein Wirbelwind raste das kleingebaute Mädchen in die Eingangshalle des örtlichen Krankenhauses. Ihre dunkelblonden Haare waren heute noch zerzauster als sonst und standen in allen erdenklichen Richtungen von ihrem Kopf weg. Des Weiteren hatte sie eine schwarze große Hornbrille auf, die, wie sie meinte, zurzeit der größte Schrei war. Normalerweise sah sie sehr gut, darum befanden sich in den Fassungen nur Fensterscheibengläser.
Insbesondere fiel einem, außer ihrer getürkten Sehhilfe, ihr Klamottenstil deutlich auf. Sie trug ausschließlich Hosen. Nicht hellblaue oder weiße, nur dunkle oder schwarze. Enge und anliegende Sachen wurden aus ihrem Kleiderschrank verband und so hatte sie, wie heute, nur ein schlabberndes Männer T-Shirt an, dass sie von Jay geschenkt bekommen hatte, da es für ihn zu klein geworden war.

Dieses schüchterne kleine Mädchen hastete direkt auf den Empfangsschalter zu, ohne auf ihre restliche Umgebung zu achten.

„Guten Tag! Ich heiße Ella Adams und möchte gerne zu meinem besten Freund!“, sagte sie genauso leise wie schnell, als sie an ihrem Ziel ankam.

Der ganze Elan war auf einmal verflogen und so stand sie nun zaghaft vor der Dame, die hinter dem Tresen saß und sie nur mit großen unverständlichen Augen ansah. Diese hatte kein Wort verstanden.

Wieso musste Ellas Nervosität immer in den unpassendsten Momenten auftauchen? Sie wusste, dass sie eine Angst gegenüber fremden Menschen entwickelt hatte, dennoch war diese Frau doch nur jemand, der ihr Informationen geben würde.

„Du hetzt durch die Eingangstür, wie ein Sprintläufer und dann kommt nur so eine leise Piepsstimme aus dir heraus?“, fragte die Dame verwunderlich und löste sich aus ihrer Starre.

„Ich… Ich…“, stotterte Ella und fand die Worte nicht, die sie gerade suchte.

Mit hochrotem Kopf wünschte sie sich, dass die Erde sich auf tun würde und sie sich als Ganzes darin verstecken könnte. Dieser Auftritt war die reinste Blamage. Mit ihren 16 Jahren musste man doch normal mit einer nicht bekannten Person reden können. Doch für Ella war es das Schlimmste überhaupt.

Generell lebte sie gern in ihrer eigenen Welt, zeichnete oder lernte. Die einzige Vertrauensperson, außer ihren Eltern, war Jay.
Jay, der im Krankenhaus lag und sicherlich nur auf ihre Ankunft wartete.

„Nun, verrat mir noch einmal deinen Namen“, sprach die Dame mit Ella, als wie mit einem Kleinkind.

Auch wenn man es als gute Geste ansehen konnte, wurde Ella nur noch roter am Kopf und kam sich schrecklich peinlich vor.

„Ella Adams“, antwortete das Mädchen, wenngleich mit derselben Lautstärke wie zuvor.

Die Frau hinter dem Schalter lächelte.

„Und du suchst wen?“

„Jayden James.“

„Ich sehe sofort für dich in der Kartei nach. Setzt dich doch bis dahin auf einen der Stühle dort vorn. Es könnte ein bisschen dauern, da unser System gerade erneuert wird“, erwiderte die Dame wieder langsam und deutlich, sodass sich Ella ein weiteres Mal blöder vor kam.

Als sie sich dann zu ihrem Computer umgedreht hatte, entfernte sich auch Ella vom Tresen und atmete schwer aus.
Sie musste diese Eigenschaft unbedingt los werden, wenn sie an einer Universität bestehen wollte. Ihr Traum war es nach Harvard zu gehen, um dort Medizin zu studieren. Das hatte sie noch keinem gesagt, weil sie Angst hatte jemand würde zu ihr sagen, dass sie es dort sowieso nicht schaffen könnte. Bis jetzt waren ihre Noten dafür aber perfekt, jedoch fehlte es ihr an den außerschulischen Aktivitäten.

Dieses Jahr hatte sie sich vorgenommen an einen Kunstkurs teilzunehmen, allerdings befürchtete sie, dass wenn ihre Bilder zu sehr kritisiert würden, sie die Freude am Malen verlieren könnte. Außerdem hegte sie Selbstzweifel, ob ihre Zeichnungen überhaupt vorzeigbar waren. Noch dazu war Zake Hastings in dem Kurs und Ella wollte ein Zusammentreffen mit den Zwillingen unbedingt vermeiden. Auf Grund ihres Aussehens wäre sie ein gefundenes Fressen für die beiden, vor allem für Lexi.

Langsam ging sie auf die eisernen Wartestühle zu, die schon von Weitem viel zu unbequem aussahen. Kaum angekommen war sich Ella sicher, dass sie sich auf keinen Fall auf dem kalten Stahl hinsetzen würde. So betrachtete sie die Eingangshalle genauer.
Rechts von ihr befanden sich zwei Aufzüge, die zu den oberen Stockwerken führten, sowie eine Treppe, die höchstwahrscheinlich dasselbe Ziel verfolgte. Auf der anderen Seite führten verschiedene Gänge weg, wobei man diese kaum wahrnehmen konnte, da Menschenmaßen hin und her liefen.

Ella beobachtete vor allem die Ärzte, die mit ihren weißen Roben herausstachen. Eine blonde Doktorin war gerade dabei mit einer Familie zu sprechen. In der Hand hatte sie ein hellblaues Klemmbrett in das sie unentwegt hineinblickte.

Im selben Moment als sich Ella die gläserne Eingangsfront genauer ansehen wollte, rief die Dame am Schalter sie wieder zu sich. Die Peinlichkeit wieder angefacht, schritt sie schüchtern zurück zum Tresen, ihre Hände in den Hosensäcken vergraben.

„Dein Freund befindet sich im zweiten Stock, Zimmer 11, aber mach dir keine Sorgen, so schlimm steht es nicht um ihn“, gab die Frau zwinkernd ihre Informationen an Ella weiter und schrieb etwas auf einen Zettel.

Danach reichte sie das beschriebene Blatt an Ella weiter und wies sie in Richtung der Fahrstühle. Anscheinend hielt die Dame Ella für richtig bescheuert, denn auf dem Papier stand nochmals das Stockwerk und die Zimmernummer von Jay. Mit einem schüchternen Nicken bedankte sich das Mädchen und ging zum Lift.

Genervt von ihrem Auftreten und der kindlichen Konversation schlug sie regelrecht auf den Knopf um die Türen des Aufzugs zu öffnen. Sie war so sauer auf sich selbst und in Gedanken versunken, dass Ella nicht bemerkte, wie die Fahrstuhltür, gefolgt von einem Piep, aufging.

„Möchtest du nicht rein?“, holte eine männliche tiefere Stimme sie aus ihrer Welt in die Realität zurück.

Perplex sah sie auf und starrte in zwei hellbraune wunderschöne Augen. Diesen Jungen hatte sie noch nie in New Castle gesehen. Er trug kurze beige Bermudashorts und ein dunkelblaues T-Shirt mit einer weißen unleserlichen Schrift darauf. Mit Leichtigkeit hielt er die Tür auf sich immer wieder zu schließen.

„S.. S.. Sicher!“, sprach Ella stockend und betrat den Lift ohne einen Blick von dem Jungen lassen zu können.

Mit einem Lächeln ließ er die Tür aus, die sich daraufhin langsam zu schließen begann. Danach schlenderte er in Richtung Ausgang.

„Danke!“, schrie das gebannte Mädchen dem jungen Mann nach, der abschließend nur die Hand hob.

Selbstkritisch fluchte sie leise. Sie konnte doch nicht durch die ganze Eingangshalle schreien. Selbst die Empfangsdame hatte sie gehört und lachte laut auf, da sich Ellas Stimmlage doch erheben konnte.
Die Fahrstuhltür schloss sich ganz und der Aufzug fuhr nach oben. Durch die aufkommenden Sorgen um Jay, verschwanden die Gedanken an den fremden hübschen Liftjungen und die blamablen Gefühle ganz.

Zimmer 11 befand sich ganz hinten im Gang, der nach rechts wegführte. Schüchtern klopfte sie an die Patiententür und öffnete sie daraufhin unmerklich. Im Zimmer standen vier Betten, zwei auf jeder Seite. An der großen Fensterfront gegenüber dem Eingang sah Ella einen kleinen Tisch mit vier Sesseln auf dem ein Krug mit Wasser und Gläser platziert waren. Zur Ellas großer Freude bemerkte sie erst jetzt, dass nur ein Bett im Raum belegt war. Keine weiteren unbekannten Personen. Anscheinend waren die anderen Patienten ausgeflogen oder die Plätze waren sowieso leer.
Beunruhigt, ob es ihrem Freund auch wirklich gut ging, schlenderte Ella auf das besetzte Bett zu, dass sich gleich neben dem Fenster befand. Jay hatte die Anwesenheit seiner besten Freundin nicht einmal bemerkt, da er gedankenverloren das Äußere der Glasscheibe betrachtete.

„Gott sei Dank, du hast keinen Gips“, meldete sich Ella zu Wort und blickte auf Jays einbandagierten Fuß.

Jay schreckte hoch und drehte sich blitzartig zu Ella um. Seine Freunde waren schon wieder gegangen, jedoch versprachen sie am Abend noch einmal vorbei zuschauen. Hunt hatte sich noch zigmal für sein brutales Verhalten entschuldigt, während Fin ihm für jedes Mal einen Klaps auf den Hinterkopf gab. O’Murphy hatte die ganze Zeit nur davon geschwärmt, wie schön es wäre verletzt zu sein, da man mit einem Gipsfuß sicherlich gut bei den Mädels ankam. Unterdessen machte sich Aaron Sorgen, ob die Verletzung von Jay tödlich sein könnte.

Im Großen und Ganzen war ihr angeschlagener Spielkollege froh gewesen, als die Gruppe das Zimmer wieder verließ.

„Ella! Du hast mich aber erschreckt!“, gab der Jay als Antwort zurück und zog im selben Moment instinktiv seine Bettdecke hoch.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht umarmte sie Jay umständlich und setzte sich danach auf die Bettkante zu ihm.

„Du brauchst dich doch nicht zu schämen, Jay. Manche Mädels würden Luftsprünge machen, wenn sie mehr von deinen Körper zu Gesicht bekommen würden!“

„Das kann ich nur zurück geben!“, konterte der angeschlagene Fußballer und schubste Ella liebevoll, „Mit Jungs, mein ich natürlich.“

„He, ich fühl mich wohl in meiner Haut, so wie ich bin.“

„Selbstverständlich und wieso redest du dann nur mit mir normal und bei anderen m… mu… musst d… du st… sto… stottern?“, wollte Jay wissen und spielte die schüchterne Ella nach.

Um seine Performance noch zu unterstreichen legte er verlegen eine Hand auf den Schoß und mit der anderen spielte er an seinen imaginären langen Haaren.

„Hast du mich eben belauscht?“, fragte Ella unglaubwürdig.

„Wie hätte ich das anstellen sollen?“, stellte Jay die Gegenfrage und zeigte auf seinen verletzten Fuß.

„Aber…?“

„Ich kenne dich eben, El!“

„Nenn mich nicht so!“, sagte Ella gereizt und fing an ihren Freund unbefangen locker zu boxen.

„Du schlägst wie ein Mädchen“, provozierte der Junge seine Freundin weiter.

„Ich bin auch ein Mädchen!“

„So siehst du mir aber nicht aus.“

Plötzlich ließ Ella von ihm ab: „Das war gemein.“

Sie wusste, dass sie nicht das typische weibliche Wesen war, jedoch war es hart so etwas von ihrem besten Freund zu hören. Traurig erhob sie sich und schritt zum Fenster. Es war ein herrlicher Tag, die Sonne schien und man sah nur vereinzelt kleine Wolken am Himmel.

„Das hab ich ja nicht so gemeint. Es tut mir leid!“, entschuldigte sich Jay bei ihr, „Wenn ich jetzt aufstehen könnte, würde ich zu dir gehen und dich umarmen.“

Jay neckte Ella des Öfteren, allerdings vergaß er immer wieder ihren wunden Punkt, welches schon häufig zu Tränen geführt hatte.

„Weißt du was?“, erklärte der Junge, um seine Freundin wieder auf zu heitern, „Du darfst einmal auf meinen Fuß schlagen, dann sind wir wieder Quitt.“

„Das mache ich bestimmt nicht. Ich tue dir nicht absichtlich weh“, sagte Ella vorwurfsvoll und verschränkte die Hände vor ihrer Brust.

Draußen flog gerade ein Vogelschwarm vorbei und landete auf den umstehenden Bäumen.

„Ich wollte dir auch nicht absichtlich weh tun. Ella, komm schon. Ich bin dein bester Freund!“, probierte Jay es weiter sich mit Ella wieder gut zu stellen.

So wie immer war das schüchterne Mädchen ziemlich nachtragend im Bezug auf manche Aussagen die er machte und so benötigte man überragende Überredungskünste, um das Schiff wieder aufs Land zu ziehen. Doch diesmal würden diese Sätze für das Ausbleiben einer Sintflut ausreichen.

„Du bist mein einziger Freund!“, sagte Ella betrübt, drehte sich um und sah auf den Boden.

„Ich werde aber immer zu dir halten, dass weißt du“, sprach Jay aufmunternd und grinste.

Jetzt entkam auch Ella ein Lächeln. Kopfschüttelnd schritt sie wieder aufs Bett zu und umarmte ihren besten Freund.

Während der lieben Geste ließ es sich Jay jedoch nicht nehmen den nächsten Spruch los zu werden: „Oder ich bin nur mit dir befreundet, um an deine Schwester ran zu kommen!“

Sekundenspäter befand er sich wieder im Handgefecht, das allerdings kurz darauf stoppte, da Ella eine Antwort eingefallen war.

„Sie hat sowieso nach dir gefragt.“

„Wirklich?“, wollte Jay freudestrahlend wissen und setzte sich ruckartig ein Stück auf, was allerdings dazu führte, dass er seinen Fuß zu schnell bewegte und er mit schmerzverzerrten Gesicht aufjaulte.

Schon seit einiger Zeit fand er Ellas Schwester hinreißend. Sie hieß Bethany, hatte strahlend grüne Augen und blondes langes glattes Haar. Noch nie hatte Jay sie traurig oder mies gelaunt gesehen. Sie liebte das Leben und das Leben liebte sie, glaubte der Fußballer zumindest. Auch wenn sie ein Jahr jünger als Ella war, fand man sie in den Pausen immer in der höheren Klasse. Ihre Freundinnen waren zwei Schulkolleginnen ihrer Schwester, welches Ella sehr störte, denn jeder mochte Beth lieber als sie. Als Ella überdies hinaus herausfand, dass ihr bester Freund in Beth verknallt war, kam es zu einem großen Krach. Nach tagelangen Unterredungen wollte sie Jay dann doch nicht im Weg stehen sein Glück zu finden und wen dieses Glück ihre Schwester bedeutete, dann würde sie sich fügen.

Jedoch bis jetzt hatte Beth noch kein Interesse an Jay verkündet. Sie war eher für die populären Jungs zu begeistern. Dass sie nach Jays Befinden fragte, wäre allerdings der Anfang einer schönen Liebesgeschichte.

„Sag schon, hat sie wirklich gefragt wie es mir geht?“, fragte Jay unglaubwürdig noch einmal.

Ella machte ein verzwicktes Gesicht.

„Nein“, sagte sie dann ehrlich, aber schuldbewusst, „Es tut mir leid.“

Deprimiert atmete der Verliebte aus. Er würde sicher nie bei Beth gut ankommen, auch wenn er im Sterben liegen würde, würde sie sich niemals darum Gedanken machen.

„Was ist jetzt überhaupt los mit dir? Wie lange musst du hier bleiben?“, erkundigte sich Ella, um einen schnellen Themenwechsel zu starten.

Noch immer griesgrämig über die unerfüllte Liebessache antwortete Jay: „Die Ärzte meinten es wäre nur eine Überdehnung der Bänder. Sie haben einige Tests gemacht, meinen Fuß geröntgt und sind der Meinung, dass ich morgen wieder nach Hause darf. Danach heißt es für mich eine Woche ruhen und keine anstrengenden Bewegungen.“

„Das heißt kein Fußball für den Oberfußballer!“

„Nein, kein Fußball. Allerdings erstaunt es mich, dass du das sagst. Normalerweise hätte kommen müssen…“

„Aber dann versäumst du doch die erste Schulwoche“, beendete Ella Jays Satz, „Ich weiß.“

Schule ging für Ella über alles. Sie war stets pünktlich, fehlte nie, machte extra Hausaufgaben und half sogar einigen Lehrern bei der Vorbereitung für die nachfolgenden Stunden. Man könnte sie Streber nennen, doch für sie war es einfach nur Ehrgeiz.

„Ich denke in der ersten Schulwoche wirst du nicht allzu viel versäumen. Was wird sich schon ändern gegenüber dem Vorjahr?“, nahm Ella an und wusste noch nicht, dass dieses Jahr vieles anders verlaufen würde.

*TBC*
Super das es weiter geht Big Grin
Das Kapitel hat mit sehr gut gefallen. Deine Personen sind super beschrieben. Man kann sich in sie hineinversetzen.

Zum Glück ist Jays Verletzung nicht so schlimm. Ich kann Ella gut verstehn das sie nicht immer ein Wort rausbringt, denn so geht es mir auch öfters.

Bin gespannt ob der Junge vom Aufzug mit den hellbraunen Augen noch mal vorkommt und ob Jay doch noch aufmerksamkeit von Beth bekommt.

Schreib schnell weiter Smile
[COLOR="Blue"]Hallihallo!!!
So gleich ein neuer Teil, vorher jedoch noch ein liebenswertes großes Lob an Lis!!! Danke, dass du die Geschichte so gespannt verfolgst und freu mich auf ein weiteres Feedback von dir!! Big Grin
Und zwei riesengroße DANKE gehen an Mel und Tina!! Ohne euch beide wäre die Geschichte nur ein von Rechtschreib-, Grammatik- und sonstige Irrtümer heraufbringender Haufen!! xD[/COLOR]



Kapitel 4

„Beth, jetzt komm endlich!“, schrie Ella nach ihrer kleinen Schwester.

Es war der erste Schultag und so wie an jeden solcher Tage wartete Ella im Vorzimmer vor der Treppe auf die sich immer zeitlassende Bethany Adams. Manche fanden, dass Beth vielleicht ein bisschen eingebildet wirkte, denn sie musste jeden Tag perfekt aussehen. Nicht um Jungs zu beeindrucken, nein, sondern um Lexi zu gefallen und zu hoffen, dass sie irgendwann das Privileg bekam, in die populärste Gruppe der ganzen Schule aufgenommen zu werden.
Doch bislang waren ihre Versuche erfolglos. Lexi ignorierte Beth regelrecht, was zufolge hatte, dass sich Beth nur noch mehr anstrengte.

„Wir wohnen direkt neben der Schule, Ella. Da kommt es um ein, zwei Minuten nicht an“, antwortete Beth, die deshalb am Gang im 1. Stock kurz inne hielt.

Kurz darauf hörte man wieder das Eilen von Stöckelschuhen von einem Zimmer ins nächste.

„Aber je früher wir da sind desto bessere Plätze können wir uns aussuchen“, argumentierte die ältere Schwester, die etwas ärgerlich näher zum Treppenaufgang stürmte.

Ella konnte sich in den letzten Jahren immer weniger vorstellen, dass sie und Beth von den gleichen Eltern gezeugt wurden. So gern sie ihre jüngere Schwester auch mochte, so froh war sie nach der High School aufs College zu gehen und dadurch Beth nicht mehr vor ihrer eigenen Dummheit beschützen zu müssen.

Wie konnte eine Person nur so naiv sein? Nichts was Beth tat oder sagte, zeugte von Intelligenz oder Verstand. Die beiden Schwestern waren so verschieden. So wie Wasser und Land. So wie Apfel und Birne oder Leder und Seide.

Instinktiv zog sich Ella ihre Jacke zurecht, die sie schon seit drei Jahren hatte. Die Jacke war dunkelbraun, aus Leder und geschmückt mit goldenen Reißverschlüssen. Darunter hatte sie wieder ein zu großes T-Shirt an und eine dunkle Jeans, die an den Knien Löcher aufwies. Ihre Haare hatte sie heute etwas mehr gekämmt, was man durch ihre natürliche Dauerwelle jedoch nicht bemerkte. Auf den Rücken war ihr säuberlich gewaschener roter Rucksack befestigt, der so schwer aussah, als ob sie zehn dicke Wälzer darin versteckt hatte.

Unruhig fing Ella an vor der Treppe auf und ab zu gehen.

„Die erste Reihe bleibt immer für dich frei. Jeder normale Mensch will dort nicht sitzen“, konterte Beth wieder, als sie im Gang zwischen Zimmer und Bad stand.

„Was machst du dort oben überhaupt?“, fragte Ella jetzt und blieb stehen.

„Mädchensachen, Ella, das verstehst du nicht!“, kicherte Beth und ging wieder ins Badezimmer.

„Okay, jetzt reicht‘s! Bethany Antonia Adams, wenn du jetzt nicht sofort herunter kommst, geh ich ohne dich!“, drohte Ella ihrer kleinen Schwester, wie es ihre Mutter, wenn sie böse auf Beth war, immer tat.

„Jetzt hab ich aber Angst“, kam es nur von oben in einem sarkastischen Ton.

So wie immer funktionierte die „Mutter-bedroh-Nummer“ nicht. Wütend schnaufte Ella aus und ging in großen Schritten auf die Eingangstür zu.

Beth konnte in manchen Dingen so nervig sein. Von Pünktlichkeit bis hin zu ihrem Benehmen war sie der reinste Albtraum. Warum Jay so etwas gut fand, war für Ella noch immer ein Rätsel. Trotz der Bemühungen der Älteren für Beth ein Vorbild zu sein, half alles nichts. Beth hatte ihren eigenen Kopf und wieder fragte sich Ella ob sie überhaupt wirklich Schwestern waren.

Ella war an der großen aus heller Eiche bestehenden Haustür angekommen. Wenn sie es unbedingt wollte, dann sollte sie doch alleine zur Schule laufen. Die Ältere wollte um nichts auf der Welt nur eine Sekunde in der Schule verpassen und vor allem ihren heißersehnten Platz in der ersten Reihe nicht verlieren. Geräuschvoll öffnete sie die Haustür, als sie ihre Schwester mit hastigen Schritten die Treppe herunterlaufen hörte.

„Warte, Ella! Ich bin schon fertig!“, rief Beth ihr eilig nach und bog um die Treppenecke, von der aus man die Haustür sehen konnte.
Ella schlug die Haustür wieder zu, was dazu führte, dass Beth abrupt stehen blieb und in das ungläubige, zusammen gekniffene Gesicht von Ella blickte.

„Ist was? Hab ich etwas im Gesicht?“, fragte Beth und holte aus ihrer bunten, modernen und mit Buttons verzierten Umhängetasche einen kleinen Klappspiegel heraus, um etwaige Unerwünschtheiten in ihrem Gesicht zu erspähen.

Ohne Erfolg.

„Was hast du da an?“, stellte die Ältere die Frage und zog spielerisch eine Augenbraue hoch.

Beth blickte verwundert an sich herunter. Sie hatte ein rosarotes enges schulterfreies Top an, darüber einen kurzärmligen schwarzen Bolero, welches mit silbernen Glitzersteinen geschmückt war die auf dem Rücken sogar Engelsflügeln bildeten. Einen Jeansrock der am Ende etwas ausgefranzt und so kurz war, dass man die hellblauen Hosensäcke herausblicken sah und hohe schwarze offene Sandalen, die man mit Schnüren bis zu den Knien herauf binden konnte. Ihre blonden langen Haare waren wieder einmal aalglatt und umschmückten ihr mit Makeup versetztes Gesicht perfekt.

„Kleidung?“, erwiderte Beth lustig.

Ella schüttelte augenrollenden den Kopf. Wie konnte man sich nur so kleiden? Es sah ihrer Meinung nach nicht nur billig, sondern auch total geschmacklos aus. Einen kurzen Moment fragte Ella sich, warum sie nicht einfach alleine losgegangen war, dann hätte sie sich diesen Anblick erspart.

„Das weiß ich auch, aber welche? Willst du wirklich so zur Schule gehen?“, fragte Ella.

„Natürlich!“, antwortete Beth grinsend, dann betrachtete sie ihre Schwester genauer, „Und du? Willst du „so“ zur Schule gehen?“

„So seh‘ ich immer aus!“, reagierte Ella gereizt, dass man ihren Kleidungsstil als fragwürdig bezeichnete.

„Wie du meinst“, redete Beth und zuckte kurz mit den Schultern, „Wollten wir nicht gehen?“

Wie immer machte sie sich nichts aus Ella. Hauptsache sie war der Mittelpunkt und gewann jede Situation für sich.

Knurrend öffnete Ella die Haustür ein zweites Mal und ging als erstes nach draußen. Beth schlenderte ihr lachend hinterher, noch einmal überlegend, ob ihr Outfit wirklich die richtige Wahl war.

Es war ein sonniger Tag in New Castle. Trotzdem ließen die Temperaturen zu wünschen übrig und so gingen die beiden Schwestern nicht einmal dreißig Schritte zum großen Areal der Schule, während Beth sich immer wieder wärmend selbstumarmte.
Kaum waren die beiden dort angekommen, bemerkte Ella wie sich Beth immer mehr von ihr entfernte. Ein kurzes und leises „Wir sehen uns in der Pause“ ließ Ella zu verstehen geben, dass ihre Anwesenheit um Beth nicht mehr erwünscht war und sie nach ihren Freunden zu suchen begann, die eigentlich in Ellas Klasse gingen.

Das Schulgebäude mochte von außen recht groß wirken, jedoch beherbergte es nur zwei Stockwerke. Es war im altgriechischen Stil gebaut und hatte jede Menge Säulen, die das Haus stützten. Große Fenster ließen das Prachtwerk noch edler aussehen und so war es auch im Inneren nie zu dunkel, was Ella besonders an ihrer Schule gefiel.

Mit schnellen Schritten bog sie am Haupteingangsweg des Areals ein und befand sich auf dem Vorplatz der Schule. Die Wege auf der eher kleinen Fläche waren liebevoll mit Blumen und Sträuchern umringt worden. Grüne Grasflächen mit kleinen Bäumen, die an sonnigen Tagen Schatten spendeten, luden zum relaxen ein. In der Mitte des Platzes und nur einige Meter vom Gebäudeeingang entfernt stand ein großer Springbrunnen, der ebenfalls mit Blumentöpfen eingekreist war.

An diesem Ort wartete Ella gern auf Jays Eintreffen. Jedoch konnte sie sich das heute sparen. Trotzdem stand sie ungeduldig vor dem wasserspeienden Ding, um auf Jays Freunde zu warten. Speziell auf Fin, der die meisten Fächer mit ihr gemeinsam hatte. Auch wenn sie wusste, dass sie nur durch Jay in der Gruppe anerkannt wurde und sie die vier nicht als gute oder beste Freunde bezeichnen konnte, wartete sie nichtsdestotrotz auf die Jungs.

Währenddessen sah sie sich etwas um. Das machte sie immer, um die Warterei zu beschleunigen und um auf alles vorbereitet zu sein. Gleich im ersten Moment fiel ihr auf, dass sie definitiv mit ihrer Kleidung herausstach. Alle anderen Mädels hatte entweder luftige Kleidchen mit dünnen Jäckchen oder hautenge Jeans mit T-Shirts, die ihnen nicht zu groß waren, an. Auch hatte sie die populärste weibliche Gruppe erspäht, die Gott sei Dank weit links von ihr auf einem der Tische, die zum Außenbereich der Cafeteria gehörten, Platz genommen hatten und eine hitzige Diskussion ausfocht. Sowie Ella das beurteilen konnte, redeten allerdings nur Lexi und Jessica miteinander. Durch das wilde gestikulieren von der Anführerin war Ella doch etwas neugierig geworden.

Normalerweise kannte man dieses aufgeregte Verhalten von der reichen Tochter eines Hotelmanagers überhaupt nicht.

Kurz darauf erblickte sie Beth, die mit zögernder Miene nur ein paar Meter weit von der coolen Clique entfernt war. Es wäre Selbstmord auch nur zu denken, in solch einer Situation Lexi anzusprechen. Ella betete dafür, dass Beth es nicht tat und zu ihrer Erleichterung wurde ihre jüngere Schwester von Ava, ihrer besten Freundin, weggezogen.

Noch immer darüber nachdenkend was Lexi so in Rasche versetzte, umrundete sie einmal den Springbrunnen und hielt nach Fin Ausschau.

Plötzlich hörte sie das Spielen lauter Musik aus einem Autoradio, das immer näher kam. Kurz darauf ein Quietschen von Reifen, das zu einem schwarzen Cabrio gehörte und um die Ecke in den Parkplatz der Schule bog, der sich gleich rechts von ihr befand. Auch die anderen Schüler blickten sich gespannt nach dem Fahrzeug um, wobei jeder wusste, von wem er gelenkt wurde. Der Motor und die Musik wurden abgestellt und aus dem Auto stieg unweigerlich der männliche reiche Zwilling mit seinem Anhang. Man konnte sehen, wie der Weg für die Drei freigemacht wurde und auch Ella versteckte sich etwas hinter dem Brunnen, als die Gang, nicht einmal in der Nähe von ihr, an ihr vorbei ins Gebäude ging.

Auch wenn solch eine Szene fast jeden Tag standfand, hatte Ella ein ungutes Gefühl im Bauch. Hatte sie sich das nur eingebildet oder war die Miene von Zake Hastings heute noch griesgrämiger als sonst gewesen? Außerdem kamen keine coolen Sprüche von seinem Gefolge, während sie den Weg entlang zur Eingangstür gingen. Sie sahen ebenso miesgelaunt wie ihr Anführer aus.

Irgendetwas war da im Busch, dem war sich Ella ganz sicher.

Ihre Vermutung wurde auch noch bestärkt, als Lexi, die die Anwesenheit ihres Bruders auch bemerkt hatte, aufsprang. Gefolgt von ihren „Untertanen“ ging sie in schnellen Schritten durch die offene Tür der Cafeteria ins Innere der Schule. Perplex von dieser Situation fiel es Ella nicht auf, dass ihre Schwester in genauso schnellem Gang, dem weiblichen Zwilling folgte.

Als sie, die eher untypisch für ein Mädchen war, sich ein weiteres Mal umblickte, erspähte sie endlich das Ankommen ihrer gewünschten Clique.

„Hey Ella!“, begrüßte O’Murphy sie und fragte darauf gleich nach Jays Befinden, „Wie geht’s dem alten Knaben? Hast du heute schon etwas von ihm gehört?“

„Hey..“, sagte Ella nur leise und blickte schüchtern zu Boden, „N.. Nein.“

„Vielleicht schläft er noch!“, brachte sich Aaron in das Gespräch ein, „Ich würde schlafen, wenn ich keine Schule hätte. Es ist kurz vor acht. Da würde jeder noch schlafen, der nicht auf müsste.“

Augenzwinkernd stieß er gespielt Hunt mit dem Ellbogen an, der dadurch nur einen bösen Blick von dem Gestoßenen kassierte. Hunt war es noch immer unangenehm einen seiner besten Freunde wehgetan zu haben.

Da Grußworte und ein kurzes ‚alles klar?‘ ausgetauscht wurden, breitete sich auf einmal eine peinliche Stille aus, die nur durch Fins Aufforderung, in die Schule zu gehen, unterbrochen wurde.

Ella wusste, warum das so war. Mit Fin oder O’Murphy hatte sie, wenn sie alleine waren kein Problem. In diesen recht seltenen Momenten stotterte sie auch kaum oder bekam einen roten Kopf. Jedoch war sie von Hunts Seite aus, ein Dorn im Auge der Gruppe und da sie auch keine Witze von Aaron verstand oder verstehen wollte und seine gespielte Dämlichkeit auch eher ablehnte, war sie aus diesem Grund auch auf Aaron nicht gut zu sprechen.

Darum kam es immer wieder zu Momenten in der Gruppe, bei denen sie dabei war, wo niemand etwas sagte, um nicht den ein oder anderen auszuschließen. Meistens regelte Jay solche Situationen, doch diesmal war es Fin.

Ella nickte Fin zu und zusammen gingen sie an vorderster Front in die Schule.

*TBC*
Danke das es weiter geht Big Grin

Das Kapitel hat mir super gefallen. Man hat super herauslesen können wie untreschiedlich Beth und Ella sein können, auch wenn sie Schwestern sind. Das merk ich bei meiner Schwester und mir auch immer.

Bin gespannt was noch alles passieren wird Smile
[COLOR="Blue"]Hallo!! Big Grin Ich hab ein weiteres, jedoch kurzes Kapitel! Wieder ein großes Dankeschön an Mel, die sich mit meiner Rechtschreibung auseinander setzt und Gott sei Dank größtenteils gewinnt! :p
Danke, an Lis, die immer brav FB gibt, ich freu mich immer riesig!
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Kapitel 5

Noch ein letztes Mal ließ er die Reifen seines Autos quietschen, als er um die Ecke fuhr. Selbst hörte er dieses Geräusch nicht, weil das Dröhnen der Musik, die im Auto gespielt wurde, so laut war, dass man sowieso kein einziges gesagtes Wort verstanden hätte. Doch es wurden, wie sonst auch, keine Gespräche geführt und die dadurch hervorgerufene Stille war nur durch den lauten Gesang und dem ohrenbetäubenden Bass erträglich.

Auf dem Beifahrersitz hatte Jack Johnson Platz genommen, der die ganze Fahrt über nur stichgerade nach vorne geblickt hatte. Im Inneren betete er dafür, dass Zake keinen Unfall baute oder irgendjemand auf dem Schulparkplatz überfuhr. Hinter ihm saß Josh Taylor. Josh war 1,95 m groß hatte mittelbraune längere Haare, die ihm andauernd ins Gesicht fielen. Darum wippte er alle zehn Sekunden mit seinem Kopf, um die Fransen zu entfernen, ohne dass er seine Hände dafür benutzen musste.

Diese zwei Personen waren Zakes beste Freunde, die er jeden Tag mit seinem Auto abholte. Die J-Brüder, wie er gerne sagte. Seit dem Kindergarten waren die drei befreundet. Sie hatten fast immer die gleichen Ansichten und seit der Pubertät Gott sei Dank völlig unterschiedlichen Mädchengeschmack. Er glaubte, dass das der Hauptgrund für ihre lange Freundschaft war. Man stritt sich nie um die gleiche Frau. So etwas ersparte einem viel Ärger. Zake war ein richtiger Frauenheld, der keine Gelegenheit ausließ, um sich ein besonders hübsches Mädchen zu schnappen. Jack war der Ruhige und Kluge, der sich vorher genau überlegen musste, ob eine Beziehung oder Bekanntschaft gut wäre. Und Josh hatte einfach keine Ahnung von Frauen. Er nahm einfach das was er bekam oder besser gesagt, dass was übrig blieb oder genauso strohdumm war wie er.

Die Tatsache, dass Jack zurzeit mit Zakes Schwester Lexi zusammen war, verwirrte den reichen Sohn jedoch ein bisschen. Seine Schwester war zwar nicht blöd, trotzdem hatte sie zu viel Einfluss auf andere, als dass sich Jack für sie interessieren würde. Aus diesem Grund war sich Zake ganz sicher, dass hinter dieser Liaison mehr steckte und er hätte nur allzu gern gewusst, was da war. Doch zum jetzigen Zeitpunkt musste er etwas anderes regeln. Sein Ruf war in Gefahr, wenn er nicht sofort etwas mit seiner Schwester dagegen unternahm.

Auch wenn man von außen glauben mochte, dass die beiden eine vorbildliche geschwisterliche Beziehung zueinander hatten, so wussten Insider und sie selbst, dass es für die zwei nur darum ging, wer besser bei ihrem Vater ankam und wer mehr Macht und Einfluss besaß. Im ersten Punkt führte Zake bei weitem, doch wie Lexi mit den Klassenkameradinnen jonglierte, das konnte ihr keiner nachmachen. Und in genau diesen zwei Punkten könnten sie jetzt vom Thron stürzen.

Genauso rasant, wie in die Einfahrt des Schulgeländes, fuhr Zake in die Parklücke. Nicht irgendeine Parklücke, nein, sondern extra die für ihn frei gehaltene Lücke. Diese befand sich genau neben dem steinernen Weg, der vorbei am Brunnen zum Schuleingang führte. Er hatte nicht einmal darum bitten müssen, dass dieser Platz für ihn reserviert wurde. Die anderen, sogar die älteren Mitschüler hatten dieses Privileg ihm zum Geschenk gemacht, das sogar feierlich eröffnet wurde.

Zake fand es schon immer sehr amüsant, dass ihm der Ruhm nur so zugeflogen kam und er eigentlich nicht viel dafür machen musste. Es war bei ihm nicht so, wie bei Lexi. Bei ihr wollten alle immer nur in die Clique, zum engsten Freundeskreis gehören, ihre blöden Regeln befolgen und alles für sie tun, nur um auch von den anderen angesehen zu werden. Bei Zake hatte die Macht mit etwas anderem zu tun. Natürlich hatte er auch seine Clique, die nur angesagt war, weil die Personen mit ihm befreundet waren.
Jedoch reichte Zakes Einfluss über die eigene Schule hinaus. Durch die weitreichende Hotelkette seines Vaters, mit Hotels in New York, Saint Tropez oder sogar Mailand, konnte er schon zahlreiche Kontakte mit noch reicheren Geschäftspartnern knüpfen. Es kam nicht selten vor, dass er von der Schule frei bekam, nur um seinen Vater auf eine weitere Auslandsreise begleiten zu können.

Die Hastings-Hotels waren begehrt und jeder wusste, dass Zake eines Tages diese Hotelkette weiterleiten würde. Und genau diese Gewissheit, dass er auch als Erwachsener so viel Ruhm bekommen und so viel Geld besitzen würde, machte ihn jetzt zum beliebtesten Schüler der Schule. Auch bei den Mädels hatte das einen gewissen Reiz.

Nach dem gestrigen Tag, allerdings, könnte sich die Meinung seines Vaters bezüglich der Nachfolge schon sehr bald ändern, was bedeuten würde, dass Zakes Ruf völlig zerstört sein würde.

Abrupt stellte er den Motor seines Wagens ab, was auch zur Folge hatte, dass die Musik mitten in der Melodie abgewürgt wurde. Jack und Josh sahen sich verwundert an. Schon während ihrer täglichen Joggingrunde gestern am Abend war ihr bester Freund komisch drauf gewesen. Josh vermutete, dass er Mädchenprobleme hatte, aber Jack wusste, dass Zake sich nie so viele, geschweige denn irgendwelche Gedanken, um ein Mädchen machte. Es musste etwas Gröberes dahinter stecken, doch er akzeptierte Zakes Entscheidung, dass er das Problem nicht mit ihm teilen wollte.

Mit einem Ruck stiegen die drei aus dem Wagen und ein weiteres Mal benahm sich Zake für seine Freunde eigenartig. An all den anderen Tagen blieb er noch einige Sekunden beim Auto stehen, um die Leute in seiner Umgebung zu beobachten und zu sehen, ob er auch die meiste Aufmerksamkeit bekam.

An diesem Tag führte ihn sein Weg nur schnurstracks in die Schule. Seine beiden Freunde hatten zu tun mit ihm Schritt zu halten. Zu Jacks Verwunderung fiel Zakes Eile allerdings niemandem sonst auf. Auch die morgendlichen Rituale: zum Beispiel, dass der Blondhaarige jedem Mädchen auf dem Weg zuzwinkerte oder Joshs blöde Bemerkungen über alles und jeden fielen heute weg, aber niemanden schien es zu stören. Keinem fiel etwas Merkwürdiges auf.

Alle glaubten, dass es ein ganz normaler erster Schultag war, allerdings wussten es Zake und Lexi besser.

*TBC*
soo. noch mal entschuldigung, dass ich ganz vergessen hab zu diesem teil im vorhinein meine meinung abzugeben, dafür bekommst du dann heute mal ausführliches feedbackSmile

was ich gut fand:
*wir lernen endlich zake kennen und bekommen auch informationen über seine beziehung zu lexi und die familie
* die 3 freunde find ich sehr gut beschrieben. was mich ein bisschen verwirrte, war dass du jack im 2ten absatz noch jake genannt hast und dass er jack johnson heißt wie der musiker^^ aber da gewöhn ich mich noch dran.
bei josh erhoffe ich mir noch ein paar lustige, dämliche sprüche und aktionen, kann mir gut vorstellen dass er so einer ist der öfter mal überhaupt nicht weiß was los ist, das gibt dir einiges material für lustige szenen auch in ernsten teilen der geschichte!

was ich nicht so gut fand:
teilweise wirkten die sätze auf mich etwas abgehackt.
beispiel:
Zitat:Diese zwei Personen waren Zakes beste Freunde, die er jeden Tag mit seinem Auto abholte. Die J-Brüder, wie er gerne sagte. Seit dem Kindergarten waren die drei befreundet. Sie hatten fast immer die gleichen Ansichten und seit der Pubertät Gott sei Dank völlig unterschiedlichen Mädchengeschmack. Er glaubte, dass das der Hauptgrund für ihre lange Freundschaft war. Man stritt sich nie um die gleiche Frau. So etwas ersparte einem viel Ärger.

ich hätte das eher etwas verbunden, in etwa so:
Zitat:Diese zwei Personen,die J-Brüder, wie er gerne sagte, waren Zakes beste Freunde, die er jeden Tag mit seinem Auto abholte. Seit dem Kindergarten waren die drei befreundet, hatten fast immer die gleichen Ansichten und seit der Pubertät Gott sei Dank völlig unterschiedlichen Mädchengeschmack. Er glaubte, dass das der Hauptgrund für ihre lange Freundschaft war, denn man stritt sich nie um die gleiche Frau. So etwas ersparte einem viel Ärger.

aber kurze sätze sind nicht schlimm und lange, verschachtelte sätze sind sicher auch nicht immer die beste lösung! am besten ist es (finde ich), wenn man beides ein bisschen abwechselt. das liest sich angenemer.

das wärs erstmal von mir- ich werd auch bald den neuen teil lesen und dazu bekommst du dann meine meinung wieder vorher!Wink
Jaaaaaaaa es geht weiter Big Grin

Jetzt wissen wir auch etwas über Zack und seine Freunde Josh und Jake. Sie sind alle unterschiedlich, aber trotzdem gute Freunde.
Zack will seinen Thron nicht verliern und ich bin gespannt was er sich einfallen lässt oder ob seine Freunde eine Idee haben.

Ich warte schon gespannt auf das nächste Kapitel Smile
Hallo Leute. Auch wenn ich keine Beta-Leserin mehr gefunden habe, möchte ich euch das nächste Kapitel trotzdem nicht vorenthalten!! ;D

Kapitel 6

„Bis später!“, verabschiedeten sich Ella und Fin vom Rest der Gruppe, wobei Ellas Worte kaum hörbar waren.

Innerlich atmete sie aber erleichtert aus. Auch wenn der Weg vom Brunnen bis in die Eingangshalle der Schule nicht lang war, zog er sich extrem im Anbetracht der Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Im Großem und Ganzen war Ella sowieso dabei gewesen sich eine Erklärung für das eigenartige Auftreten der Hastings-Zwillinge zu suchen. Leider aber auch ohne Erfolg.

Die Clique trennte sich, da Ella und Fin sich für alle fortgeschrittenen Kurse eintragen wollten und die anderen nur meist die Grundkurse besuchten.

„Meinst du die Stimmung zwischen euch wird irgendwann einmal besser werden?“, fragte Fin Ella als sie zu dem Stand gingen, wo sie sich einschreiben wollten.

„Die Stimmung ist doch bestens oder etwa nicht?“, stellte Ella die Gegenfrage, überdrehte dabei jedoch die Augen.

Was konnte sie dafür, dass Hunt sie missbilligte und Aaron einfach zu blöd für die Welt war. Sie musste nicht Freundschaft mit den beiden schließen. Jay reichte ihr und mit Fin und O’Murphy verstand sie sich ja auch besser.

„Ella, ich weiß, dass du schüchtern bist und alles, aber wenn du sie nur besser kennenlernen würdest, würde nicht immer so ein Tamtam aus unseren Treffen gemacht werden“, redete Fin und stoppte Ella indem er sie bei den Oberarmen festhielt.

Für eine Sekunde sagte niemand etwas, sondern sie starrten sich nur in die Augen. Dann jedoch befreite sich Ella ohne Mühe aus Fins Griff.

„Warum sollte ich das tun? Wenn ihr auf die Blutwiese zum Spielen geht, bin ich doch sowieso nie dabei und die seltenen Fälle, wo Jay mich zu irgendetwas einlädt, bei dem auch alle dabei sind, übersteh ich schon“, verteidigte sich Ella und ging weiter.

Jetzt waren sie in der Warteschlange angekommen, die nicht lang war, denn wer schrieb sich schon für alle fortgeschrittenen Kurse ein. Vor ihnen stand ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem Outfit, welches für Lexi und Jessica wieder einmal ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Sie hatte eine schwarze Jogginghose an, die auf den Seiten zwei violette Streifen hatte, dazu ein Trägertop in violett und eine weite weiße Weste darüber. Man konnte nicht sagen, dass es ihr nicht stand, es umspielte ihren Körper sogar perfekt, jedoch würde sich keiner in der Schule so anziehen wollen, da man von der „keine-Jogginghosen-in-der-Schule“-Regel wusste.

„Es geht ja nicht nur allein um dich“, meinte Fin und setzte einen Fuß nach vor, da die Schlange sich bewegt hatte.

„Ach, nein?“, wollte Ella neugierig wissen, „Um wen geht es den dabei?“

„Nun ja… ähmm..“, fing Fin langsam an, um jedoch schnell zu sagen, „Natürlich um Jay!“

„Jay?“, fragte Ella erneut und sah ihren gegenüber skeptisch an.

„Jetzt überleg doch mal, es wäre sicher für ihn angenehmer, wenn sich alle verstehen würden und du öfters dabei sein könntest.“

„Warum sollte Jay wollen, dass ich öfter dabei bin? Ich gebe ihm seinen Freiraum und man braucht doch nicht wirklich überall seine beste Freundin mit. Vor allem wenn es um Fußball geht.“

Ella verstand die Welt nicht mehr, wieso machte sich Fin so viele Gedanken um sie und Jay. Es war doch gut, dass die Jungs ihre Zeit für sich alleine hatten. Außerdem war sie doch auch immer dabei, wenn Hunt oder Aaron oder beide zusammen nicht dabei waren. Was wiederum aber selten vorkam. Doch das tat jetzt nichts zu Sache.
Von Ellas Seite aus betrachtet, war es so wie es war gut. Natürlich könnte es besser sein, aber wieso sich anstrengen, wenn man es von Haus aus nicht wollte. Sie wollte keinen besseren Draht zu Hunt und Aaron und sie wollte auch, dass Jay sich nicht bedrängt von ihr fühlte. Ella versuchte diese Gedanken noch einmal in Worte zu fassen, damit es Fin leicht fallen würde, es zu verstehen, jedoch kam ihr der blondhaarige Tormann zuvor.

„Direkt beim Fußball spielen meinte ich doch auch gar nicht, sondern eher mehr als Fan, der uns anspornt und uns das Gefühl gibt etwas besonderes sein“, versuchte es Fin weiter und gestikulierte wild mit den Händen mit.

Ella hingegen blieb ruhig und schritt wieder einige kleine Schritte nach vorne, da die Warteschlange immer kürzer wurde.

„Der Jay das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein, meinst du in meinem Fall eher oder?“, antwortete Ella nur so beiläufig, da sie sich ganz sicher war, dass Fin sich nur versprochen hatte.

Dieser seufzte angestrengt aus und auch seine Miene wurde trauriger. Allerdings bekam das Ella nicht mit. Sie war am Anfang der Schlange vor dem Tresen angekommen und von einem Moment auf den nächsten das kleine schüchterne Mädchen geworden.

„Name, bitte!“, ließ der Mann, der auf einem Sessel hinter dem Tisch saß, langweilig von sich.

Vor ihm lag ein Blatt Papier auf dem er alle Teilnehmer der fortgeschrittenen Kurse eintrug. Daneben befand sich ein Stoß mit Stundenplänen, da man die Fächer schon einteilen konnte. Nachdem die Schüler, die sich bei diesem Stand einschrieben, sich nur für die fortgeschrittenen Kurse entschieden haben, konnte es auch zu keine Komplikationen mit anderen Fächern kommen, denn Wahlfächer praktizierte man im Allgemeinen am Nachmittag.
Während Ella stotternd ihren Namen preisgab, schüttelte Fin noch einmal den Kopf, welches das dunkelhaarige Mädchen, die vor ihnen in der Reihe gestanden hatte und nun weggehen wollte, bemerkte.

„Sie versteht es nicht oder?“, meinte sie nur trocken.

Fin war verwirrt. Erstens, weil sie einfach mit ihm redete und zweitens, weil er es wirklich nicht verstand.

„Bitte was?“, wollte, er mit einem verdutzen Gesichtsausdruck von ihr wissen.

„Sie versteht nicht, was du wirklich damit meinst!“, probierte es das Mädchen noch einmal.

„Was ich womit meine?“, fragte Fin wieder verwirrt.

„Naja, mit dem Fan sein und mehr zusammen unternehmen und so weiter…“

„Was meine ich damit?“, der Tormann stand sichtlich auf der Leitung.

Plötzlich fing das Mädchen zu lächeln an. Dieses Mal war sie diejenige die den Kopf schüttelte. Ella bekam von der ganzen Diskussion nichts mit, da der Mann, der ihren Namen eingetragen hatte, sie gerade mit Informationen vollstopfte und den ganzen Ablauf der Stunden erklärte.
Da Fin nur verdattert drein blickte und das Grinsen des Mädchens beobachtete und nicht wirklich verstand, was es damit auf sich hatte, entschied er sich nicht noch ein weiteres Mal nachzufragen, um nicht noch blöder vor ihr da zustehen.

„Das gibt es doch nicht!“, freute sich die Schwarzhaarige, „Du realisierst es selbst noch nicht einmal oder willst du es nicht zugeben?“

„Was?“

„Na das kann ja noch heiter werden. Euch behalt ich im Auge.“

Mit einer letzten Bewegung, bei der sie zwei Finger in Richtung ihrer Augen und darauffolgend in seine zeigte, verschwand sie lachend den Gang entlang und hinterließ einen fassungslosen Fin, der angestrengt die Augen zukniff. Damit hoffte er, dass er irgendwie den Sinn dieses Gespräches herausfischen konnte. Doch er kam zu keinem grünen Zweig.

„Was wollte sie von dir?“, fragte Ella, die alle Angaben getätigt hatte und nur noch den letzten Satz des Mädchens mit verfolgen hatte können.

Wirr schüttelte Fin ein weiteres Mal den Kopf: „Ich weiß es absolut nicht!“

„Komisch“, erwiderte das brünette Mädchen, „Hast du sie schon mal an der Schule gesehen?“

„Nicht das ich wüsste“, musste Fin zugeben.

Gerade als er gehen wollte, um seine Freunde zu suchen, tippte ihn Ella schnell an. Fin zuckte zusammen, auch wenn er sonst nicht so schreckhaft war, aber die vorherige Begegnung hatte ihn komplett aus dem Ruder gebracht.

„Was ist?“, fragte er deshalb etwas gereizt.

„Willst du dich nicht zu den Kursen anmelden?“, wollte Ella scherzhaft wissen, ohne auf den wütenden Unterton ihres Kumpels einzugehen.

Dieser schlug sich kopfschüttelnd mit der Handfläche auf die Stirn.

„Heute ist wohl nicht mein Tag“, sagte Fin und ließ sich von dem Mann hinter dem Tisch in die Kurse einschreiben.

Als der Tormann während dem Gespräch mit dem gelangweilten Lehrer zu Ella blickte, nutzte diese den Moment aus, um kurz auf die Türen der Damentoiletten zu zeigen, da sie dorthin verschwinden wollte. Fin nickte und verabschiedete sich von ihr mit einem kleinen Gruß, bei dem er flüchtig die Hand hob.

Auf leisen Sohlen ging sie in diese Richtung und öffnete die Tür kurz danach. Langsam schaute sie sich im Raum um. Es war niemand außer ihr hier.

Mit einem Seufzer blickte sie in ihr Spiegelbild, versuchte ihre Haare mit den Händen etwas zu kämen und hörte dann wieder aussichtslos auf. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das Gespräch, das sie mit Fin geführt hatte.

Plötzlich hörte Ella von draußen schnelle Stöckelschuhschritte näher kommen. Das war nie gut. Vor allem für Mädchen namens Ella Adams. Schnell verschwand sie in eine der Toilettenkabinen, stieg auf die Klobrille, damit man unterhalb der Tür ihre Füße nicht sehen konnte und atmete schneller.
Einige Sekunden vergingen als der Eingang zum Damen WC aufgerissen wurde.

„Da rein mit dir!“, fauchte eine Stimme, die Ella leider zu gut kannte, Lexi Hastings, „Sieh nach, ob noch jemand hier ist, Jess.“

Natürlich war sie im Schlepptau von ihrer besten Freundin. Es gab kaum Momente, wo die beiden getrennt voneinander waren. Sie machten fast alles zusammen Kaum war die Schule zu Ende gingen sie entweder shoppen, zu Lexi nach Hause oder hatten ihre Cliquentreffen im Cafè gegenüber der Schule. Gerade mal am Abend, wenn sie kein Date gemeinsam mit Jungs fürs Kino oder ins A&E, Adam und Eva eine Jugendbar, die zu Ellas Pech ihren Eltern gehörte, hatten, waren sie wahrscheinlich alleine. Wahrscheinlich.

Doch halt, wollte Jessica nicht gerade auf Anweisung von Lexi die Kabinen untersuchen?
Ella verkrampfte sich. Sie war in der vorletzten Toilette und sie hatte sie auch nicht nach dem Betreten verschlossen. Natürlich würde es jetzt auffallen, wenn sie ruckartig die Kabine versperren würde. Nein, Ella musste einfach so bleiben. Ihr Herz schlug schneller, als sie Jessicas Schritte näher den WCs hörte. Es waren nur drei Kabinen vor ihr dran. Ihre Hände wurden feucht und sie hoffte, dass sie nicht von der Klobrille abrutschte oder ihr irgendein Laut auskam. Jetzt musste sie bald da sein.

Plötzlich stoppte Jessica.

Einige Zeit später gab sie die Entwarnung:
„Niemand hier, Lexi!“

Anscheinend hatte sie sich nur gebückt und so wie Ella vermutet unter die Klotüren geblickt, ob sie irgendwelche Schuhe sah, aber auch dass keine der Kabinen als geschlossen gekennzeichnet waren, könnte ihre Rettung gewesen sein.
Erst als sie das Tapsen der Stöckelschuhe von sich entfernen hörte, atmete sie erleichtert aus. Jedoch angefacht von der Tatsache, dass niemand das Gespräch das gleich stattfinden würde, hören sollte, wurde Ella neugierig. Diese Situation könnte auch der Grund für Lexis komisches Verhalten am Morgen gewesen sein. Nichtsdestotrotz und gegen alle schüchternen Maßregelungen, öffnete Ella die Toilettentür einen Spalt breit, um hindurch zu blicken. Für diese Aktion musste sie sich ein klein bisschen verrenken, da sie im Anbetracht ihrer Größe einige Schwierigkeiten hatte nach vorn zu kommen, ohne von der Klobrille zu rutschen.

In ihrem Blickfeld befanden sich die Anführerin Lexi und ihre treue Untergebene Jessica. Wenn man die beiden nicht kannte, konnte man fast glauben, dass die zwei Schwestern sein müssten. Die Mädchen hatten einen schwarzen Minirock mit Falten an. Lexi kombinierte diesen mit einem rosaroten T-Shirt mit weitem runden Ausschnitt und Glitzersteinen darauf. Jetzt wusste Ella woher ihre Schwester Beth diesen Funkelwahn her hatte. Jessica trug zu ihrem Rock ein schlichtes hellgrünes Trägertop und eine kurze kurzärmlige Jeansjacke, die nicht einmal bis zum Bauchnabel reichte, sondern unter dem Busen aufhörte. Die dritte Person, die Lexi in die Toilette getrieben hatte, konnte sie leider nicht sehen.

„Was soll das, Lex?“, fragte das unbekannte Mädchen mit einem genervten Unterton.

Lex? Ella war verwirrt. Sie hatte noch nie jemanden diesen Spitznamen sagen hören. Wer war diese Fremde? Und wieso erlaubte sie sich solche Ausdrücke? Keine Schülerin würde sich nur annähernd trauen Lexi so zu nennen. Und sofern Ella es mitbekam, nannte auch ihr Bruder sie niemals so.
Ella konnte durch den Spalt in der Tür sehen, wie die Wut in Lexi aufkochte und ihr Gesicht leicht rot wurde. Demonstrativ verschränkte die Anführerin die Hände vor der Brust.

„Okay, hör mir gut zu, Liebes!“, fing Lexi an, während Jessica ebenfalls die Arme überkreuzte, „Erstens, nenn mich nie wieder in der Schule oder zu Hause oder sonst irgendwo, Lex. Hast du mich verstanden?“

Die Stimmung wurde eiskalt, als der fremden Person auch noch kurz ein kleines Lachen entkam. Für Ella unverständlich. Wieso lachte dieses Mädchen über Lexis Aussage und wieso sollte sie sie daheim so nennen? Wer war diese Unbekannte, die Ella nicht erblicken konnte, egal wie sehr sie sich verrenkte?
Trotzdem war sie sich irgendwie sicher, die Stimme schon einmal gehört zu haben und vor allem dieses Lachen? Ihr Unterbewusstsein musste es irgendwo mal aufgeschnappt haben.

„Und zweitens?“, fragte die Fremde nach, welches jedoch nicht allzu interessiert klang.

„Zweitens“, setzte Lexi an, ohne auf ihren gegenüber zu achten, „wirst du dich hier in meiner Schule mir fügen. Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!“

Lexi wechselte ihr Standbein. Ihre Worte hatte sie so giftig ausgesprochen, dass sie mit einem kleinen Lächeln lobend zu Jessica blickte.
Ein weiteres Mal kam ein kurzes Schnauben von der dritten Person hervor.

„Du fühlst dich wirklich von mir bedroht?“, fragte sie unglaubwürdig.

„Das würde dir so gefallen, nicht wahr?“, konterte Lexi kaltschnäuzig zurück.

Ella konnte förmlich sehen, wie Lexi ihr Temperament zurück halten musste. Es würde nicht allzu lange mehr dauern, dann würde das reiche Mädchen der fremden Person förmlich an die Gurgeln gehen.

„Mir egal!“, erwiderte die Unbekannte, „Ich bin erstens“, sie betonte das Wort so stark, wie Lexi zuvor, „nicht herrschsüchtig und zweitens bin ich nicht nach New Castle gekommen, um dich von deinem „Thron“ zu stürzen. Außerdem könntest du ein bisschen mehr mitfühlender sein. Hast „du“ verstanden, Lex?“

Natürlich sagte sie ein weiteres Mal provozierend ihren gehassten Spitznamen. Ella hatte noch nie jemanden so mit Lexi reden hören. Jedoch musste sie so viel Einfluss haben, dass die Anführerin sie fürchtete und sie sofort einschüchtern wollte.
Was allerdings meinte die Fremde mit mitfühlend? Diese Aussage passte so gar nicht in das Gespräch. Genauso wie Lexis starke Reaktion auf das Gesagte.

„Wie du willst, Liebes. Ich hab es mit der sanften Methode versucht, aber wenn das nicht hilft, muss ich eben zu den harten Geschützen greifen“, redete die Blondine, ging einen Schritt zurück und schnippte kriegerisch mit den Fingern.

Plötzlich bewegte sich Jessica von ihrem Platz weg und fing an die fremde Person mit einem bösen Blick zu umkreisen. Ella musste davon nicht alles sehen, sie wusste genau was passierte, wenn die beiden Mädchen ihre Rollen tauschten.

„Lexi, komm schon, willst du wirklich dieses Spiel spielen?“, wollte die fremde Person wissen und ignorierte Jessica so gut es ging.

Lexi wehrte ihre Aussage nur mit der Hand ab. Jetzt war es an der Zeit, dass Jessica ihren Part übernahm. Ella hörte sie kurz räuspern.

„Ich weiß, dass du nicht auf den Mund gefallen bist“, fing Jessica mit ernstem und aggressivem Ton an zu sprechen, „Doch hier an dieser Schule gibt es nur eine Person, die das tun darf, was sie will und alle anderen müssen sich ihr fügen. Und genau diese Person bist nicht du und du wirst es auch niemals sein!“

Bei dem Wort „du“, blieb Jessica stehen und blickte dem Mädchen mit eiskalten Blick stich gerade in die Augen. Doch die Fremde ließ sich noch immer nicht unterbuttern.

„Ich denke nicht, dass du mich kennst. Und schon gar nicht, dass du weißt, was gerade in mir vorgeht“, erwiderte die Person kleinlaut, ohne sich von Jessica eingeschüchtert zu fühlen, „Was soll dieser ganze Unsinn hier überhaupt? Lexi, ich will dir nicht den Rang…“

„Still, Weib!“, blaffte Jessica sie an, begann wieder ihre Runden zu drehen und fing langsam zu sprechen an, „Wie gesagt, Lexi will, dass du dich fügst.“

„Das hab ich doch gerade gesagt, dass ich das machen werde. Wo liegt da noch das Problem?“, unterbrach die Unbekannte die Rede und kassierte damit nur einen weiteren hasserfüllten Blick, den sie kopfschüttelnd und seufzend hinnahm.

Jessica fuhr fort, als ob das Mädchen nichts gesagt hätte: „Ansonsten werden wir dein Leben zur Hölle machen. Vielleicht ist es dir noch nicht bewusst, aber frag doch einfach mal andere Mädels hier an der Schule, welche Macht Lexi ausübt, dann wirst du gleich ein neues Bild von ihr haben.“

Das fremde Mädchen schnaubte nur wieder verächtlich. Anscheinend hörte niemand ihr wirklich zu, denn dann würde das ganze Spiel ziemlich sinnlos wirken.

„Hast du mich verstanden?“, schrie Jessica auf einmal, ging einige Schritte rückwärts und stand genau mit dem Rücken vor Ellas Kabine. Ellas Sicht war versperrt und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Jessica musste sich nur umdrehen, dann würde sie Ella entdecken und weiß Gott was mit ihr anstellen. Langsam richtete sich das kleine schüchterne Mädchen wieder auf, um in eine Position zu kommen, die keine Muskelanspannung benötigte. Sie hörte wieder das Aufkommen von Stöckelschuhen auf dem Fliesenboden. Jessica stand noch immer mit dem Rücken zu ihr, also musste Lexi sich bewegt haben.
Auf Jessicas ärgerlichen Aufschrei gab es keine Antwort von dem unbekannten Mädchen.

„Langsam werde ich es leid mit dir. Willst du wirklich, dass ich gegen dich arbeite?“, hörte Ella Lexi fragen.

Die Fremde seufzte und sagte in langsamen Schritten: „Jetzt Lexi, hör mir ganz genau zu. Ich füge mich dir. Du musst keine Angst vor mir haben. So wie ihr euch außerdem aufführt, will ich das ganz sicher nicht, dass ihr euch mit mir verfeindet. Ich hab hier doch niemanden außer dich, Zake und meinem Bruder.“

Anscheinend zeigte diese Ansprache ihre Wirkung. Lexi warf Jessica wieder einen besonderen Blick zu, denn es herrschte kurz eine Pause. Danach bewegte sich Lexis zweite Hälfte wieder und zu Ellas Glück, von ihr weg. Jessica ging wieder in Richtung des Mädchens, warf ihr einen weiteren gehässigen Blick zu und wechselte dann die Richtung. Die Anführerin schritt ebenfalls zum Ausgang der Toiletten.
Kurz vor der Tür blieben die beiden noch einmal stehen.

Ein letztes Mal warf Lexi einen Blick auf die verwirrte Fremde und meinte: „Halt dich an deine Abmachung. Ich über dir. Ich bin der Chef. Nächstes Treffen heute nach der Schule im Cafè.“

„Warum sollte ich da auftauchen?“, fragte das Mädchen schnell verblüfft nach.

„Weil du dich jetzt eine von uns nennen darfst“, erklärte Lexi etwas angewidert.

„Was?! Nein, halt, stopp“, erwiderte die Fremde, „Das will ich absolut nicht!“

„Ich eigentlich auch nicht, aber du gehörst zur Familie und dein Name wird hier ein höheres Ansehen bekommen. Da ist es selbstverständlich, dass du in meinem besten Freundeskreis aufgenommen wirst. Ich bin doch nicht unmenschlich“, grinste die Anführerin und verließ mit diesen Worten, dicht gefolgt von Jessica, das Damen WC.

Ella brauchte eine ganze Weile, um die gerade erfahrenen Informationen zu verdauen. Dieses Mädchen, das wahrscheinlich noch immer mitten im Raum stand und die Welt auch nicht mehr ganz kapierte, war also eine Hastings. Eine weitere. Sie gehörte nun zur Clique der Obercoolen und würde genauso Hochachtung bekommen, wie die anderen in der Gruppe auch.
Die Welt war ungerecht.

Das schüchterne Mädchen hörte das Klingeln der Pausenglocke. Die Fremde stürmte zum Gang hinaus, was Ella auch tun wollte, jedoch klug genug war, es bleiben zu lassen. Hätte sie mitbekommen, dass Ella das ganze Gespräch mit verfolgt hatte, würde sie sicher einen hohen Preis dafür zahlen müssen. So harrte sie noch einige Minuten in der Kabine aus, um dann das erste Mal verspätet zum Unterricht erscheinen zu können.

*TBC*
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