My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
*sng* - 25.02.2005
Hallo Leute. Heute möchte ich hier meine erste (offizielle) GG-FF veröffentlichen. Zwar widme ich meine Freizeit schon seit einer ganzen Weile dem Schreiben von FanFictions, jedoch ist dies mein erster richtiger Versuch etwas zu dieser Serie zu schreiben.
Zur Geschichte selbst gibt es im Grunde nicht viel zu sagen, bis auf ein paar Kleinigkeiten:
Pairing: JavaJunkie (wie sollte es auch anders sein
)
Genre: Dark-Fic (irgendwie haben die es mir angetan)
Time: keine bestimmte (jedoch sind Luke und Lorelai bereits zusammen)
Rating: PG-13 (würde ich sagen)
Parts: es soll eine Kurzgeschichte werden mit ca. 5-6 Teilen (der Ablauf der Story steht schon so gut wie fest)
Summary: Ein unvergesslicher Abend für Lorelai
So dann fang ich jetzt einfach mal an. Ich hoffe es gefällt euch. Bin für jegliches Feedback offen ...
My Angel Gabriel
Lorelai liebte ihr Leben. Sie liebte ihr Haus, ihren Job und vor allem ihre Tochter, die gleichzeitig ihre Seelenverwandte und beste Freundin war. Zwar sah sie Rory in letzter Zeit nur noch selten, da sie ungemein im Unistress feststeckte, doch wenn sie dann doch mal übers Wochenende die majestätischen Mauern von Yale hinter sich lieà und ihre Mutter in Stars Hollow besuchen kam, dann verbrachte sie jede freie Sekunde mit ihr. Davon konnte sie sogar ihre zweite groÃe Liebe nicht abhalten. An solchen Tagen musste er damit leben wieder auf seine ursprüngliche Funktion zurückgestuft zu werden â ein Kaffeedealer. Ihr Kaffeedealer.
Aber heute war nicht so ein Tag. Heute würde sie nicht wie ein Junkie auf Droge zu ihm gekrochen kommen und ihn um einen Schuss des âSchwarzen Goldesâ anbetteln ... okay würde sie doch ... aber danach würde es zumindest anders sein. Und heute würde es sogar besonders anders sein. Luke hatte nämlich eine Ãberraschung für sie.
Natürlich wusste sie noch nicht, um was es sich dabei handelte, doch er hatte ihr bereits verraten, dass sie dazu nach New York fahren würden. Und darauf freute sie sich schon seit er ihr vor zwei Tagen davon erzählt hatte. Selbstverständlich hatte sie versucht â nach allen Regeln der Kunst â auch noch den Rest der Ãberraschung aus ihm herauszubekommen, doch er war eisern geblieben und hatte es sichtlich genossen sie zappeln zu lassen ... sie leiden zu sehen. Denn er wusste, wenn es etwas gab, dass Lorelai mehr auszeichnete als ihre Kaffeesucht, dann war das ihre unverblümte Neugier. Was sie selbstredend nie zugeben würde.
Beschwingt von der Vorfreude auf den bevorstehenden Abend, parkte sie ihren Jeep genau vorm Diner und kletterte aus dem Wagen. Mit einem überaus glücklichen Strahlen in den Augen und einem munteren Lächeln auf den Lippen stieà sie fröhlich die Tür zum Laden auf und betrat das Domizil ihres so liebgewonnen Kaffeedealers.
Luke musste gespürt haben, dass sie es war, die so beherzt die Tür aufschlug, dass sie prompt mit einem Lauten Scheppern bis an die Wand schwang, denn er drehte sich reflexartig zu ihr um. Als sich schlieÃlich ihre Blicke trafen, lächelte er ebenfalls und sie begrüÃte ihn mit einem halbgesungenen âGuten Morgen, Sonnenschein...â, so dass sich nun auch alle anderen Leute, die sich noch im Restaurant befanden nach ihr umsahen.
âGuten Morgen ... und herzlichen Glückwunsch, jetzt ist auch der Letzte endgültig munter.â, antwortete er gespielt genervt, lief dann auf sie zu und hauchte ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Lippen.
Lorelai wusste, dass ihm der Austausch derlei Zärtlichkeiten in der Ãffentlichkeit peinlich war und gab sich damit zufrieden. Heute Abend würde sie ihn ja dann für sich ganz alleine haben. Bis dahin musste sie eben geduldig sein. Geduld. Nicht gerade eine ihrer Stärken, aber mit etwas Arbeit und reichlich Kaffee würde sie die Zeit des Wartens schon überstehen. Auch wenn es ihr jetzt schon so vorkam, als sei sie bereits seit Stunden auf den Beinen.
Ungewollt spähte sie bei diesem Gedanken auf ihre Uhr ... und blickte dabei auf ihr nacktes Handgelenk. Sie hatte sich â mit Absicht â dazu entschieden heute lieber keine zu tragen und sie zu Hause zu lassen, da sie sich sonst mit Sicherheit alle fünf Minuten davon überzeugen würde, ob denn die Zeiger auch wirklich vorwärts wanderten. Sie wusste aber auch so wie spät es jetzt war. Die Fahrt hierher hatte nicht mehr als ein paar Minuten gedauert, deshalb konnte es kaum später als dreiviertel acht sein. Ja genau, frühs dreiviertel acht! Und das an einem Samstagmorgen! Einem Samstagmorgen, an dem sie nicht mal ins Hotel musste! Dabei hatte sie sich allerdings schon zwingen müssen, wenigstens bis kurz nach sieben liegen zu bleiben. Aufstehen, duschen, anziehen, losfahren ... war ihr dann so leicht von der Hand gegangen, dass sie sich nun, keine halbe Stunde später, bereits hier befand. Von der Tasse Kaffee ganz zu schweigen, für die ebenfalls noch Zeit gewesen war.
Luke war mittlerweile am Tresen angelangt und angelte nach ihrer Lieblingstasse, die über ihm im Regal stand, und füllte diese mit der Flüssigkeit, die sie so gern als Grundnahrungsmittel betitelte. Wasser war für sie erst richtiges Wasser, wenn es sich möglichst schmackhaft mit dem braunen koffeinhaltigen Pulver vermischt hatte.
Selig nahm sie den groÃen dampfenden Becher in Empfang, den er ihr nun ohne Aufforderung entgegenstreckte und nahm prompt einen groÃen Schluck, von dem sich darin befindlichen belebenden Getränk.
âJunkie!â, war der einzige Kommentar, den Lorelai dazu von ihrem Freund zu hören bekam.
âMit Leib und Seele!â, grinste sie und setzte sich auf einen der hohen Hocker am Tresen. Luke schüttelte resignierend mit dem Kopf.
âWenn ich dir das doch nur irgendwann mal abgewöhnen könnte.â
âNa ja, solange du so guten Kaffee kochst wird dir das wohl nicht gelingen ... obwohl ... ich glaube so schlechten Kaffee könntest du mit Sicherheit nie kochen, wie es notwendig wäre, damit ich mich entschlieÃe
clean zu werden.â
Luke rollte mit den Augen, legte dann zwei Donuts und einen Muffin auf einen Teller und schob ihr diesen hin.
âWas soll ich damit?â
âWas wohl? Essen.â
âAber wozu? Alles was ich morgens brauche ist hier drin!â Lorelai deutete auf die Tasse und nahm genüsslich einen weiteren groÃen Schluck.
âKaffee allein ist wohl kaum das, was man ein âausgewogenesâ Frühstück nennt.â, tadelte er sie, beinah schon routinemäÃig. âAuÃerdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass es schon mal einen Tag gab an dem du keinen Hunger hattest.â
âDann hoffe ich für dich, dass du einen Kalender besitzt. Damit du dort die berühmten drei Kreuze eintragen kannst.â
âIss. Bitte.â Luke setzte nun seinen besorgten Blick auf und rückte den Teller noch etwas näher zu ihr ran. âEs ist noch lange hin bis zum Mittagessen.â, fügte er dann hinzu und beobachtete triumphierend die Reaktion auf ihrem Gesicht. Damit hatte er ins Schwarze getroffen, denn normalerweise kam sie nie so früh zu ihm.
âÃberredet.â, akzeptierte sie schlieÃlich sein Argument, griff nach dem Blaubeermuffin und nahm einen Bissen dieses süÃen Gebäcks zu sich, obwohl sie vor lauter Aufregung tatsächlich überhaupt keinen Appetit hatte.
âBrav. Und jetzt sag mir was du schon so früh hier willst.â Luke beobachtete, wie sie ertappt zusammenzuckte.
âWas meinst du damit? Du hast doch schon geöffnet, oder etwa nicht?â, versuchte sie verwirrt zu klingen, und sich nichts anmerken zu lassen.
âJa, schon. Es ist nur überhaupt nicht deine Zeit.â
âKirk und Taylor sind doch auch schon hier.â
âBei denen ist das aber auch was völlig anderes. Taylor hat einen Laden, den er bald öffnen muss und Kirk trägt die Morgenpost aus.â, erklärte er und plötzlich sprangen beide Männer wie von der Tarantel gestochen auf und verlieÃen überstürzt das Restaurant, als sei ihnen dass erst jetzt bewusst geworden.
Lorelai ignorierte dieses Geschehen und brach ein weiteres Stück aus dem Muffin heraus, um es sich in den Mund zu schieben. âMorgenstund hat Gold im Mund. Noch nie davon gehört?â Sie war noch nicht bereit aufzugeben. Zudem gefiel es ihr, ihn so in den Wahnsinn treiben zu können.
âDoch, nur trifft das auf dich normal nicht zu.â Luke wusste natürlich bereits, was der wirkliche Grund war, aber er würde sie trotzdem nicht eher in Ruhe lassen, bis sie es selber zugab. AuÃerdem verzichtete er nur ungern auf derlei Unterhaltungen. Unterhaltungen, die man nur mit ihr führen konnte. Unterhaltungen, die zwar im Grunde nicht mehr als sinnloses Geplänkel waren, dafür aber sehr erfrischend. Vor allem dann, wenn er sich erst kurz zuvor wieder mit Taylor über das äuÃere Erscheinungsbild des Diners gestritten hatte.
âIch bin eben immer offen für Neues.â
âUm acht Uhr morgens am Samstag?â Luke beäugte sie skeptisch.
âGanz besonders um acht Uhr morgens am Samstag!â, setzte sie noch eins oben drauf und gluckste vergnügt, als er entnervt aufstöhnte.
âLorelai!?â, startete er einen letzen Versuch, an ihre Vernunft zu appellieren.
âIch konnte nicht mehr schlafen.â, kapitulierte sie letztendlich und senkte den Blick auf ihr angegessenes Frühstück.
âDu willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du wegen heute Abend so aufgeregt bist, dass du schon frühzeitig deinen Schönheitsschlaf abbrichst!?â
âNein.â Sie blickte wieder zu ihm auf und in seinen Augen konnte sie eindeutig sehen, dass er ihr das nicht abkaufte. âDoch. Aber nur weil du mir nicht sagen willst worum es geht.â, revidierte sie ihre Antwort schnell und zog eine Schnute.
Luke nahm daraufhin ihr zartes Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und küsste sanft ihren Schmollmund.
âWenn ich dir das jetzt schon sage, mein Engel, ist es doch keine Ãberraschung mehr.â, meinte er schlieÃlich, als sich ihre Lippen wieder von einander getrennt hatten.
âSadist!â Lorelai funkelte ihn gespielt böse an und ernte dafür prompt noch einen Kuss.
âIch will doch nur, dass es für dich ein unvergesslicher Abend wird.â
Und Luke sollte Recht behalten. Ein unvergesslicher Abend wurde es in der Tat für sie...
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
Amy Lee - 26.02.2005
echt schön
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
Fepa - 26.02.2005
So,jetzt drehen wir den Spieà mal um!!!!!!
Jetzt kriegst du fb von mir...
Das war echt voll schön beschrieben und wirklich total charaktertreu!!!!
Ich freu mich schon total auf eine Fortsetzung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
abber:
abber:
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
*chrissie* - 26.02.2005
Hey *sng*! :hi:
Nachdem ich schon ein paar KurzFics von dir gelesen hab, und gesehen hab das du eine FF startetst musste ich die natürlich lesen.
Und ich muss sagen das es echt toll geworden ist.
Du schreibst echt super.
Und dass die FF Dark ist, freut mich gleich nochmal vielmehr.
Ich kann verstehen das Darks es dir angetan haben. MIr genauso.
Und nachdem diese FF Dark ist, und du super schreibst, freu ich mich wirklich schon auf den neuen Teil.
Und ich frage mich was Luke vorhat.
Und ich hab auÃerdem noch so eine Ahnung was passieren könnte...
Kisses *chrissie*
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
BuffyAnne - 26.02.2005
Meine Liebe, das ist das Erste was ich von dir lese...und ich bin fasziniert. Dein Schreibstil ist wirklich gut, und ich bin mehr als gespannt, was für Ideen so in deinem Kopf rumschwirren
Du gehörst nämlich zu den wenigen Menschen, die diese Ideen auch wirklich in Worte fassen können und es schaffen, ihre Leser mitzureiÃen.
Es ist ne Wohltat, deine FF zu lesen *g*
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
Monte - 26.02.2005
Also das ist auch das erste Meisterwerk was ich von dir lese und ich bin begeistert. Dein Schreibstil ist einmalig und du hast mich richtig Neugierig gemacht.Die Charas triffst du auch total gut, z.B. durch Ausdrücke wie Sadist oder so
Ich hoffe auf jeden Fall das wir weitere Teile von dir lesen können.
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
lore - 26.02.2005
oh mann *ganzbaffbin*
ich hab noch nie jemanden gesehen, der so wortgewandt ist!
du kennst sicher 50 verschiedene wörter, mit dennen du luke's diner beschreiben könntest, oder??
und der schreibstil!
*dahinschmelz*
ich könnte jetzt noch ewig weitermachen, stattdessen, um dich nicht zu nerven, sag ich nur:
weeeeeeiteeeeeeeeeeeeerr!
ganz schnell, denn ich bin ein junkie! soeben geworden... und zwar von deiner ff!!!!!
liebe grüÃe
lore
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
Monte - 27.02.2005
Ich push dann mal ne runde damit diese wunderbare FF nicht untergeht
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
JavaJunkie4ever - 27.02.2005
schön weiter!!!!!!!!
My Angel Gabriel *JavaJunkie* -
*sng* - 27.02.2005
Na dann will ich mal nicht so sein
Aber zuvor erst noch ein gaaaaanz liebes
Dankeschön für euer so liebes und zahlreiches FB
. Hab mich super dolle darüber gefreut :thanx: .
@chrissie: Na da bin ich ja mal gespannt, ob sich deine Vorahnung bestätigen wird
.
@BuffyAnne: Dann hoffe ich mal, dass es für dich auch weiterhin so eine "Wohltat" sein wird und ich dich nicht enttäusche.
@monte: Weitere Teile wird es mit Sicherheit geben, ich lass doch keine unfertigen FFs rumstehen
.
@lore: Danke. Das ich wortgewandt sei sagt man mir öfter, dabei mach ich doch gar nichts weiter, als nach passenden Synonymen zu suchen
Okay genug geredet, hier kommt nun
Teil 2. Viel SpaÃ...
Lorelai hätte es zwar nicht gedacht, aber der Tag war dann doch relativ schnell rumgegangen. Sie hatte einen GroÃteil der Zeit im
Dragonfly Inn verbracht, auch wenn man sie dort heute eigentlich nicht gebraucht hätte. Sookie hatte wie immer die Küche voll im Griff gehabt und Michel wäre ebenfalls sehr gut ohne sie zurechtgekommen, immerhin hatte sie ihn am Tag zuvor bestens darauf vorbereitet. AuÃerdem herrschte im Hotel momentan sowieso eher wenig Betrieb. Schon allein deshalb war ihr Concierge nicht gerade davon beglückt gewesen, dass sie dennoch gekommen war, um ihn über die Schulter zu blicken und mit Dingen zu nerven, die er ohnehin schon wusste.
âNur falls Sie es vergessen haben, ich bin nicht erst seit gestern hier angestellt.â, hatte er ihr immer wieder mit seinem französischen Akzent vorgebetet und genervt die Augen verdreht. Allerdings hatte sie das nicht davon abgehalten, ihn auch weiterhin mit kritischem Blick zu verfolgen und zur WeiÃglut zu bringen.
Letztendlich sollte es sich sogar herausstellen, dass es gar nicht so unnütz gewesen war im Hotel vorbeizuschauen, denn so hatte sie schon ein paar Dinge für die anstehende Familienfeier erledigen können, die demnächst hier stattfinden würde. Sie hatte im Blumenladen angerufen und die nötigen Gestecke und SträuÃe bestellt, die auf den Tischen und im Raum verteilt werden sollten. Mit Sookie den Menüplan ausgearbeitet, was zugegebenermaÃen am längsten gedauert hatte, weil ihre Küchenchefin ihn dreimal geändert hatte, ehe sie völlig zufrieden gewesen war. Sie hatte Tischdecken und Servietten ausgesucht, eine Musikauswahl zusammengestellt und sogar schon die optimale Zimmerverteilung ausgetüftelt. Im Grunde war die Feier nun fast bis ins Detail durchgeplant, so dass sie jetzt dafür nächste Woche einen Tag purer Langeweile vor sich haben würde.
Kurz vor sechs war sie dann endlich wieder nach Hause gefahren. Dabei widerstand sie dem Drang vorher noch mal bei Luke anzuhalten, er hätte sich ohnehin nur über ihre Ungeduld amüsiert. Daheim angekommen warf sie ihre Tasche und Haustürschlüssel auf den Garderobenschrank am Eingang und begann dann umgehend damit sich auf den gemeinsamen Abend mit ihm vorzubereiten.
Eine halbe Stunde später saà sie schlieÃlich, frisch geduscht und nur mit Unterwäsche bekleidet, im Schlafzimmer vor ihrem groÃen Kleiderschrank und blickte hinauf in den überfüllten Innenraum, wie ein kleines Kind, dass vor einem Regal mit den tollsten Spielsachen stand, wo es sich eines aussuchen durfte, sich aber für keines entscheiden konnte. Irgendwie hatte sie das Gefühl sich heute ganz besonders herausputzen zu müssen. Klar, sie wusste natürlich, dass das für Luke nicht wichtig war und er sie liebte, egal wie unpassend sie sich kleiden würde, doch etwas in ihrem Herzen sagte ihr, dass sie es heute lieber nicht darauf ankommen lassen sollte. Immerhin lud Luke sie nicht jeden Tag nach New York ein und ganz offensichtlich hatte er etwas Besonderes mit ihr vor. Bei dem Gedanken schlug Lorelais Herz schneller. Und wenn sie mit ihrer Vermutung wirklich richtig lag, wollte sie unter keinen Umständen das falsche tragen.
Doch was sollte sie anziehen? Wenn sie doch nur wüsste, wohin genau sie gehen würden, dann könnte sie wenigstens teilweise ein paar Outfits ausschlieÃen. Doch so, ohne irgendwelche Anhaltspunkte, war es überaus schwer ... nein, total unmöglich für sie ... etwas Passendes auszusuchen.
Kurz entschlossen griff sie nun doch nach dem Telefon, das sie die ganze Zeit über schon vor sich liegen gehabt hatte. Wie ein Alkoholiker, der vor einer Flasche Wodka sitzt und verzweifelt versucht dem Drang zu widerstehen sie in einem Zug leer zu trinken, so hatte sie eigentlich vorgehabt es nicht zu benutzen. Ohne noch lange darüber nachzudenken nahm sie es in die Hand, betätigte die Kurzwahltaste 1 und lauschte gebannt dem knarrenden Aufbau der Verbindung.
âNa, wissen wir mal wieder nicht was wir anziehen sollen?â, ertönte gleich nach dem ersten Klingeln die belustigte Stimme ihrer Tochter am anderen Ende der Leitung.
âWoher weiÃt du, dass ich das bin?â, war Lorelai sichtlich überrascht, dass Rory sie anscheinend noch besser kannte, als ihr bewusst war.
âUm ehrlich zu sein, ich hab Jess und Lane bereits dieselbe Frage gestellt, aber ich wusste, dass du früher oder später aus diesem Grund anrufen würdest.â
âWie kommst du denn darauf?â, erwiderte sie gespielt bestürzt.
âSagen wir es so, nachdem du mich heute schon zweimal angerufen hast, um mich zu fragen, ob du vorher noch zum Friseur gehen solltest und ob du heute lieber nicht so viel essen solltest, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis du deinen Kleiderschrank entdeckst und entsetzt feststellst, dass da so gar nichts drin hängt, was du anziehen könntest.â, antwortete Rory siegessicher. Sie wusste, dass sie Recht hatte, denn dieses Klamottendrama gab es schon so lange sie denken konnte und sie war sich sicher, dass es auch noch so laufen würde, wenn ihre Mutter schon längst alt und grau war.
âHey, du bist gut. Du solltest vielleicht lieber Profiler werden, anstatt Auslandskorrespondentin.â Lorelai nahm es wie immer mit Humor, wenn sich jemand über ihre Macken lustig machte.
âIch setz es auf die Liste für Ausweichmöglichkeiten.â, stieg Rory nur zu gern darauf ein.
âGut, und schreib Katastrophenmanagement auch gleich noch dazu.â
âDazu müsste ich die Katastrophe aber erst mal managen. Also wo liegt das Problem?â, kam Rory zum Punkt, gewillt ihr auch diesmal aus der Klemme zu helfen.
âLuke hat mir nicht verraten, was genau wir in New York machen, deshalb weià ich nicht, ob ich lieber eine Hose oder einen Rock anziehen soll.â, schilderte sie ihr den Konflikt und lieà dabei ihre Stimme vor Verzweiflung triefen.
âDann trag ein Kleid.â Rory konnte einfach nicht umhin sie erneut damit aufzuziehen.
âDa hat wohl heute jemand einen Clown gefrühstückt? Nur schade, dass wir uns momentan nicht im Zirkus befinden.â, konterte sie und kam dadurch prompt auf eine neue Idee. âDa fällt mir ein, vielleicht gehen wir ja in den Zirkus. Wäre da ein Kleid nicht total unpraktisch?â
âNur wenn ihr vorhabt anschlieÃend auf den Pferden durch die Manege zu reiten.â
âAlso ein Kleid?â Lorelai war noch immer unsicher.
âFür einen romantischen Abend wie geschaffen.â, versicherte ihr Rory, dass das die richtige Wahl für diesen Anlass war.
âUnd man kann es wesentlich schneller ausziehen.â, verübte Lorelai prompt mal wieder einen, für sie so typischen, verqueren Gedankensprung.
âSo genau wollte ich das gar nicht wissen.â, versuchte Rory das Bild zu verdrängen, was sich durch die ÃuÃerung ihrer Mutter vor ihren Augen gebildet hatte.
âIch meinte doch, wenn ich dann spät nachts erschöpft und müde nach Hause komme.â
âNatürlich.â Rory musste grinsen.
âUnd zu welchem tendierst du mehr? Das schlichte schwarze mit den Strasssteinchen am Bund oder lieber das helle mit dem Blümchenmuster und dem Triangelkragen?â Lorelai hatte diese beiden bereits vorhin in die engere Wahl gezogen und blickte nun von einem zum anderen, um noch einmal die Vor- und Nachteile des jeweiligen abzuwägen.
âHattest du nicht auch noch ein weinrotes mit Spaghettiträgern?â, fiel Rory noch eine andere Alternative ein.
âJa, das hängt glaub ich bei dir unten.â, erinnerte sich jetzt auch Lorelai wieder an das gute Stück.
âWieso hängt das bei mir?â
âAch weiÃt du, mein Schrank ist doch so voll.â, grinste sie unschuldig in den Hörer.
âAber nur weil dort die Hälfte meiner Klamotten drin hängt. Wieso schaffst du nicht ein paar davon wieder zurück in meinen Schrank, wo sie hingehören?â
âDa unten fürchten die sich doch aber so und dort redet auch niemand mit ihnen.â
âSeit wann sprichst du denn mit deinen Anziehsachen?â Rory wusste, wenn es etwas an ihrer Mutter gab, was man einfach lieben musste, dann war es ihre Art mit den Dingen dieser Welt umzugehen und auch ihr kindlicher Humor, der es oft so wirken lieÃ, als wäre die Rollenverteilung in ihrer kleinen Familie noch nicht ganz klar.
âNa seit mich meine geliebte Tochter, die ich jahrelang so gut umsorgt habe, in diesem groÃen Haus ganz allein gelassen hat.â, versuchte Lorelai nun Mitleid zu erregen und lieà ihren Hang zur Dramatik spielen.
âSchon gut, du darfst ja meinen Schrank mitbenutzen.â
âDu bist so gütig zu deiner armen einsamen Mutter.â
âTja, so bin ich nun mal. Das hab ich sicher von Dad geerbt.â
âStimmt, von meiner Seite der Familie stammt das nicht, obwohl seine Eltern würde ich jetzt auch nicht unbedingt als ...â
âMom, könnten wir bitte wieder zum Thema zurückkommen?â, unterbrach Rory sie schlieÃlich. âIch muss nämlich noch drei Kapitel ausarbeiten und das möglichst bevor Paris zurückkommt und mich davon abhält, in dem sie die ganze Etage mit ihrem Versuch Yoga zu machen unterhält.â
âSie macht Yoga?â Lorelai war sichtlich verwundert. Paris war eben immer für überraschende Neuigkeiten gut.
âJa und wenn du jetzt annimmst es handle sich dabei um Entspannungsübungen, die Ruhe und Besinnlichkeit bringen sollen, dann liegst du falsch. Denn seit neustem verlangt es diese Sportart offenbar, dabei möglichst laut Musik zu hören.â
Das war Argument genug, um Lorelai wieder zum eigentlichen Sinn dieses Telefonates zurückzubringen. âAlso gut, das Weinrote. Und Schuhe, Jacke, Schmuck?â
âHat dir schon mal jemand gesagt, dass du so was von unselbstständig bist?â Rory schüttelte belustigt mit dem Kopf.
âHab ich da grad Paris im Hintergrund gehört?â, startete sie schnell einen Ablenkungsversuch und brachte Rory dazu sich erschrocken umzudrehen.
âSehr komisch.â, kommentierte diese den kleinen Scherz ihrer Mutter und führte dann ohne Umschweife ihren für sie zurechtgelegten Kleidungsvorschlag zu Ende. âAlso am besten du ziehst die schwarzen halbhohen Manolosandalen an, die farblich ähnliche Strickjacke, die du dir damals praktischerweise extra zu dem Kleid gekauft hast und dazu die dünne Silberkette, mit dem schmalen Anhänger.â
âIch glaube Modeberaterin solltest du auf jeden Fall ganz weit oben auf deine Liste schreiben.â, war Lorelai mit dem von ihrer Tochter zusammengestellten Outfit sehr zufrieden.
âMach ich und jetzt wünsch ich dir einen wunderschönen Abend. Und vergiss nicht mir morgen ausführlich davon zu erzählen.â, beendete Rory nun das Gespräch, froh darüber ihrer Mutter geholfen haben zu können.
âDanke, mein Schatz. Mami hat dich lieb.â, antworte Lorelai, ebenfalls sehr glücklich darüber.
âIch dich auch. Amüsier dich gut. Ich bin sicher Luke wird dir einen unvergesslichen Abend bereiten.â
Und Rory sollte Recht behalten. Ein unvergesslicher Abend wurde es in der Tat für sie...