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Ein Albtraum wird wahr - Blumenkind - 20.03.2009

Hey! Big GrinBig Grin Also, erst mal danke für das tolle FB. Ihr seid klasse! Wink

Und hier der neue Teil. Er ist diesmal etwas kürzer, aber ich schreib noch einen längeren. Vielleicht schaff ichs ja noch bis heut Abend:


David bleibt 15 Minuten in Sarahs geschlossenem Zimmer und als er herauskommt, sieht er aus wie eine Bombe kurz vor der Detonation. Er läuft durch die Flure der Kinder-Intensivstation. „Ich kümmere mich um ihn“, sagt Logan und folgt David.
Elena sitzt mit dem Rücken zur Wand. Auch sie ist wütend. „Ich mach das nicht.“
Ich gehe in die Hocke. „Glaub mir, ich wäre froh, wenn ich das nicht von dir verlangen müsste. Aber, Elena, wenn du das nicht tust, wird es dir irgendwann leid tun.“
Verstockt geht Elena in Sarahs Zimmer, setzt sich auf einen Stuhl. Sarahs Brust hebt und senkt sich, die Arbeit eines Beatmungsgerätes. Alle Aggressivität weicht aus Elena, als sie die Hand ausstreckt und die Wange ihrer Schwester berührt. „Kann sie mich hören?“
„Natürlich“, antworte ich, mehr für mich als für sie.
„Ich fahre nicht nach Minnesota“, flüstert Elena. „Ich fahre nirgendwohin, niemals.“ Sie beugt sich ganz nahe heran. „Wach auf, Sarah.“
Wir halten beide den Atem an, aber nichts passiert.


Ich habe nie verstanden, warum es heißt, ein Kind verlieren. So unachtsam sind Eltern nicht. Wir alle wissen genau, wo unsere Söhne und Töchter sind; es gefällt uns immer nur nicht, wo sie sind.
Logan und Sarah und ich bilden einen Kreis. Wir sitzen links und rechts vom Bett und halten uns an den Händen und jeder von uns hält eine Hand von Sarah. „Du hattest recht“, sage ich zu ihm. „Wir hätten sie nach Hause bringen sollen.“
Logan schüttelt den Kopf. „Wenn wir die Arsentherapie nicht ausprobiert hätten, hätten wir und bis ans Ende unseres Lebens Vorwürfe gemacht.“ Er streicht die blassen Haare nach hinten, die Sarahs Gesicht umrahmen. „Sie hat immer alles getan, was du wolltest.“ Ich nicke, unfähig zu sprechen. „Deshalb hält sie durch, weißt du. Sie möchte deine Erlaubnis, dass sie gehen kann.
Er beugt sich zu Sarah hinunter und weint so heftig, dass er keine Luft mehr bekommt. Ich lege ihm meine Hand auf den Kopf. Wir sind nicht die ersten Eltern, die ein Kind verlieren. Aber wir sind die ersten Eltern, die unser Kind verlieren. Das ist ein gewaltiger Unterschied.


Als Logan einschläft, den Oberkörper über das Fußende des Bettes gelegt, nehme ich Sarahs vernarbte Hand zwischen meine Hände und rücke meinen Stuhl näher ans Bett.
„Weißt du noch, wie wir dich einmal fürs Sommerlager angemeldet haben? Und am Abend vor der Abreise hast du gesagt, du hättest es dir anders überlegt und wolltest zu Hause bleiben? Ich habe gesagt, du sollst dir im Bus einen Platz auf der linken Seite suchen, dann könntest du, wenn der Bus abfährt, zurückschaun und sehen, wie ich dort stehe und auf dich warte.“ Ich presse ihre Hand an meine Wange, so fest, dass sie einen Abdruck hinterlässt. „Im Himmel bekommst du den gleichen Platz. Einen, von dem aus du sehen kannst, wie ich zu dir hochschaue.“
Ich vergrabe das Gesicht in der Bettdecke und sage meiner Tochter wie sehr ich sie liebe. Ich drücke ihre Hand ein letztes Mal.


Und plötzlich spüre ich ein ganz schwaches Pulsieren, ein ganz leises Greifen, einen ganz sachten Druck von Sarahs Fingern, als sie sich zurück in die Welt zieht.


Ein Albtraum wird wahr - Leila - 20.03.2009

AHHHHHHHHHHHHHHH! Wie kann man an so einer stelle aufhören!
Also echt mal! Bei einer so genialen FF! Bei einem so genialen Teil! Was denkst du dir eigentlich!?
Natürlich denkst du: Ich kann ja so toll schreiben und egal was in meiner FF passiert und egal wann dei Teile enden, meine Leser bleiben mir treu. UND DU HAST JA AUCH RECHT!
Bitte! Bitte, schreib schnell weiter! Sarah wird leben! Hoff ich zumindest!
Ich will wissen wie es weiter geht!
ICH WILL!
Lg, deine ungeduldige Leila


Ein Albtraum wird wahr - SweetStevie - 20.03.2009

*auf und abspringt* AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH .. nein wie kannst du jetzt nur aufhören zu schreiben .. Wahhh das geht doch nicht .. bitte bitte schreib schnell weiter .. :knuddel:Upten


Ein Albtraum wird wahr - Blumenkind - 20.03.2009

Hey! Und wieder ein kurzer neuer Teil :-)


RORY
2027 Als Sarah Dylan Parker kennenlernt, sitzen sie beide nebeneinander und bekommen eine Infusion. „Weswegen bist du hier?“, fragt sie, und ich blicke sofort von meinem Buch auf, weil ich mich nicht erinnern kann, dass Sarah in all den Jahren, die sie bereits ambulant behandelt wird, schon mal von sich aus mit irgendwem ein Gespräch angefangen hat.
Der Junge mit dem sie spricht, ist nicht viel älter als sie mit ihren 14 Jahren, vielleicht 16. Er hat braune Augen, die tanzen und trägt eine Mütze von den Boston Red Sox auf dem kahlen Schädel. „Weil's hier Gratiscocktails gibt“, antwortet er und die Grübchen in seinen Wangen werden tiefer.
Sarah grinst. „Happy Hour“, sagt sie und blickt zu dem Beutel mit Thrombozyten hoch, die ihr eingeflößt werden. „Ich bin Dylan.“ Er streckt ihr die Hand hin. „AML.“ „Sarah. APL.“
Er stößt einen leisen Pfiff aus und zieht die Augenbrauen hoch. „Hoppla“, sagt er. „Was ganz Besonderes.“ Sarah wirft ihr Haar nach hinten. „Sind wir das nicht alle?“
Ich schaue zu und staune. Wer ist diese kokette Person und was hat sie mit meinem kleinen Mädchen gemacht?
„Thrombozyten“, sagt er mit Blick auf das Etikett an ihrem Infusionsbeutel. „Bist du in Remission?“
„Heute jedenfalls.“ Sarah sieht zu seinem Infusionsständer hinüber, an dem der verräterische schwarze Beutel hängt, der das Cytoxan verhüllt. „Chemo?“
„Ja. Heute jedenfalls“, sagt Dylan. Er hat diesen schlaksigen Welpencharme eines 16-jährigen, mit knochigen Knien und dicken Fingern und Wangenknochen, in die er erst noch hineinwachsen muss. Als er die Arme verschränkt, treten die Muskeln hervor. Ich merke, dass er das absichtlich macht und senke den Kopf, um ein Schmunzeln zu verbergen. „Und was machst du so, wenn du nicht im Krankenhaus bist?“ Sie überlegt und dann strahlt sie ihn an. „Abwarten, bis ich wieder wegen irgendwas her kommen muss.“
Dylan lacht laut auf. „Vielleicht können wir ja mal zusammen abwarten“, sagt er und reicht ihr eine leere Verbandgazepackung. „Kann ich deine Telefonnummer haben?“
Während Sarah sie aufschreibt, fängt Dylans Infusion an zu piepen. Die Krankenschwester kommt und löst den Schlauch. „Raus mit dir, Dylan“, sagt sie. „Wirst du abgeholt?“
„Ja, die warten unten. Alles klar.“ Er steigt langsam aus dem gepolsterten Sessel, fast schwach, das erste Anzeichen dafür, dass die Situation nicht alltäglich ist. Er steckt sich den Zettel mit der Telefonnummer in die Tasche. „Okay, ich ruf dich an, Sarah.“
Als er weg ist, stößt Sarah einen dramatischen Seufzer aus, Sie reckt den Hals, um ihrer neuen Bekanntschaft hinterherzuschauen. „Hilfe“, keucht sie. „Ist der süß.“
Die Krankenschwester, die Sarahs Tropf überprüft, grinst. „Das kannst du laut sagen, Liebes. Wenn ich nur 30 Jahre jünger wäre.“
Sarah sieht mich an, rosig angehaucht. „Meinst du, er ruft an?“
„Vielleicht“, sage ich.
„Was meinst du, ob wir mal ins Kino gehen oder so?“
Ich denke an Logan, der immer gesagt hat, dass Sarah einen Freund haben kann ... wenn sie 40 ist. „Immer schön eins nach dem anderen“, schlage ich vor. Aber am liebsten würde ich laut singen.


Das Arsen, das Sarah letztlich in Remission brachte, wirkte seinen Zauber, indem es sie niederstreckte. Dylan Parker, eine völlig andere Droge, entfaltet seinen Zauber, indem er sie aufbaut. Es wird zur Gewohnheit: Wenn das Telefon abends um sieben klingelt, springt Sarah vom Esstisch auf und versteckt sich mit dem schnurlosen Gerät in irgendeiner stillen Ecke. Wir übrigen räumen den Tisch ab und machen es uns im Wohnzimmer gemütlich, während wir die ganze Zeit über Kichern und Flüstern hören und dann taucht Sarah aus ihrem Kokon wieder auf, mit rotem, strahlendem Gesicht und die erste Verliebtheit vibriert wie ein Kolobriflügel in ihrer Kehle. Jedes mal, wenn das passiert, kann ich einfach nicht aufhören, sie anzustarren. Nicht weil Sarah so schön ist, obwohl sie das ist, sondern weil ich mir nie die Vorstellung erlaubt habe, dass ich sie als junges Mädchen erleben werde.
Eines Abends folge ich ihr nach einem ihrer Marathontelefonate ins Badezimmer. Sarah mustert sich im Spiegel, spitzt die Lippen und zieht die Augenbrauen zu einer auffordernden Miene hoch. Ihre Hand greift in das blonde Haar – nach der Chemo ist es nicht wieder wellig nachgewachsen, sondern in dichten, glatten Büscheln. Sie hält die geöffnete Hand vor sich, als rechnete sie immer noch damit, Haare zu verlieren.
„Was meinst du, was er sieht, wenn er mich anschaut?“, fragt Sarah.
Ich stelle mich neben sie. Sie ist nicht das Kind, das mich widerspiegelt und doch, wenn wir so Seite an Seite stehen, sind durchaus Ähnlichkeiten zu erkennen. Es ist nicht die Form des Mundes, sondern der Zug darum herum, die klare Entschlossenheit, die unsere Augen mit Glanz überzieht.
„Ich denke, er sieht ein Mädchen, das weiß, was er durchmacht“, sage ich ehrlich.
„Ich hab im Internet über AML gelesen“, sagt sie. „Seine Leukämie hat ziemlich gute Heilungschancen.“ Sie sieht mich an. „Wenn einem das Leben eines anderen wichtiger ist als das eigene, ... ist das Liebe?“ Auf einmal habe ich Mühe, eine Antwort durch meine Kehle zu pressen. „Das ist Liebe.“
Sarah dreht den Wasserhahn auf und wäscht sich das Gesicht mit Seifenschaum. Ich reiche ihr ein Handtuch und als sie aus der Frotteewolke auftaucht sagt sie: „Irgendwas Schlimmes wird passieren.“
Sofort bin ich alarmiert und will wissen, wie sie darauf kommt. „Wieso, was ist los?“
„Nichts. Aber so läuft das immer. Wenn es in meinem Leben so was Schönes gibt wie Dylan, dann muss ich dafür bezahlen.“
„Ach was, sei nicht albern“, sage ich automatisch, aber ganz unrecht hat sie nicht. Alle, die meinen, Menschen hätten es letzten Endes in der Hand, was das Leben ihnen beschert, bräuchten nur einmal einen Tag in der Haut eines Kindes mit Leukämie zu stecken. Oder seiner Mutter.
„Vielleicht hast du ja endlich mal Glück“, sage ich.
Drei Tage später eröffnet uns der Hämatologe nach einem routinemäßigen großen Blutbild, dass Sarah wieder Promyelozyten aufweist, der erste Rutscher am steilen Hang des Rückfalls hinunter.

Sarah:
[Bild: picture.php?albumid=352&pictureid=2565]

Dylan:
[Bild: picture.php?albumid=352&pictureid=2566]


Ein Albtraum wird wahr - SweetStevie - 20.03.2009

*auf und abspringt* jaja ein neuer Teil ..*freu* ... wundervoll kann ich nur sagen .. ich freu mich so für Sarah das sie sich das erstemal verliebt hat ^^.. ... auf denn nächsten teil sehnsüchtig wartet ..


Ein Albtraum wird wahr - Sindy85 - 20.03.2009

Blumenkind schrieb:Drei Tage später eröffnet uns der Hämatologe nach einem routinemäßigen großen Blutbild, dass Sarah wieder Promyelozyten aufweist, der erste Rutscher am steilen Hang des Rückfalls hinunter.

Sad Das klingt ganz und gar nicht gut, hoffentlich ist es dieses mal nicht wieder so schlimm! Denn ich habe mich richtig gefreut, dass sie es geschafft hat! Und sie ist das erste mal verliebt, das darf einfach nicht schlimm enden!

Also mach bitte schnell weiter!

Liebe Grüße Sindy


Ein Albtraum wird wahr - Blumenkind - 20.03.2009

Hey! Das ist jetzt wahrscheinlich der bedeutenste Teil, den ich bis jetzt geschrieben hab, denn das ist der letzte Teil der zu der ... "Yorgeschichte" dazugehört. Jetzt beginnt dann die Haupthandlung.
Also, freut euch hier auf das vorrausichtlich letzte Kapitel aus Rorys sicht geschrieben. Viel Spaß mit dem diemal etwas längeren Teil:


Ich habe nie gelauscht, zumindest nicht absichtlich, bis zu dem Abend, als Sarah von ihrem ersten Date mit Dylan zurückkommt. Sie waren im Kino. Sie schleicht in ihr Zimmer und setzt sich an Elenas Bett. „Bist du wach?“, fragt sie.
Elena rollt herum und ächzt. „Jetzt ja“, Der Schlaf gleitet von ihr ab wie ein Schal der zu Boden fällt. „Wie Warts?“
„Toll“, sagt Sarah und lacht. „Supertoll! Er küsst wirklich gut.“ Sie lässt den Köder lässig baumeln.
„Das gibt’s nicht!“ Elenas Stimme strahlt. „Sag schon, wie war's?“
„Wie fliegen“, antwortet Sarah. „Ich wette das fühlt sich genauso an.“
„Wie schmeckt Dylan denn?“
„Nach Popcorn.“ Sie lacht „Und nach Junge.“
„Und woher wusstest du, was du machen musst?“
„Wusste ich nicht. Es ging ganz von allein. So wie du Hockey spielst.“
Jetzt kann Elena es sich vorstellen. „Ja“, sagt sie, „dabei fühl ich mich wirklich ziemlich gut.“
„Du hast ja keine Ahnung“, seufzt Sarah. Sie bewegt sich im Zimmer. Ich stelle mir vor, wie sie ihre Sachen auszieht. Ich frage mich, ob Dylan sich jetzt irgendwo das gleiche vorstellt.
Ein Kissen wird zurechtgeklopft, die Bettdecke zurückgeschlagen, das Laken raschelt als Sarah ins Bett steigt und sich auf die Seite rollt. „Elena?“
„Mm?“
„Er hat innen an den Händen Narben, von der GvHD“, murmelt Sarah. „Ich hab sie gespürt, als wir Händchen gehalten haben.“
„War das fies?“
„Nein“, sagt sie. „Es war, als würden wir genau zusammenpassen.“


Zuerst kann ich Sarah nicht überreden, die Transplantation der peripheren Blutstammzellen über sich ergehen zu lassen. Sie weigert sich, weil sie nicht zur Chemo ins Krankenhaus will, nicht die nächsten sechs Wochen un Umkehrisolation sitzen will, wenn sie statt dessen mit Dylan Parker ausgehen könnte. „Es geht um dein Leben“, mache ich ihr klar und sie sieht mich an, als wäre ich verrückt.
„Genau“, sagt sie.
Am Ende vereinbaren wir einen Kompromiss. Das Team in der Onkologie willigt ein, dass Sarah die Chemo, mit der sie auf das Transplantat von Elena vorbereitet wird, ambulant beginnen kann. Zu Hause ist sie bereit einen Mundschutz zu tragen. Bei den ersten Anzeichen dafür, dass ihrer Werte fallen, muss sie ins Krankenhaus. Die Ärzte sind nicht glücklich damit. Sie befürchten eine Beeinträchtigung der Behandlung, aber sie sehen ebenso wie ich ein, dass Sarah jetzt in einem Alter ist, wo ihr Wille berücksichtigt werden muss.
Die Trennungsangst erweist sich als völlig unbegründet, denn bei Sarahs erstem ambulanten Chemotermin taucht plötzlich Dylan auf. „Was machst du denn hier?“
„Ich hatte einfach Sehnsucht nach dem Krankenhaus“, witzelt er. „Hallo, Mrs. Huntzberger.“ Er setzt sich neben Sarah in einen der Sessel. „Gott, tut das gut, mal in so einem Ding zu sitzen, ohne am Tropf zu hängen.“
„Sehr taktvoll“, knurrt Sarah.
Dylan legt eine Hand auf ihren Arm. „Wie weit bist du?“
„Gerade erst angefangen.“
Er steht auf und setzt sich auf die breite Armlehne von Sarahs Sessel, nimmt die Brechschale von ihrem Schoß. „100 $, dass du nicht bis drei durchhälst, ohne zu kotzen.“
Sarah blickt zur Uhr. Es ist 14:50. „Abgemacht.“
„Was hast du zuletzt gegessen?“ Er grinst spitzbübisch. „Oder soll ich anhand der Farben raten?“
„Du bist ekelig“, sagt Sarah, aber ihr Lächeln ist so breit wie ein Meer. Dylan legt ihr eine Hand auf die Schulter. Sie lehnt sich in seine Berührung hinein.
„Was war die längste Zeit, die du je geschafft hast, ohne zu brechen?“, will Sarah von Dylan wissen. „Zwei Tage.“
„Nie im leben!“
Die Krankenschwester schaut von ihrem Schreibtisch auf. „Das stimmt“, bestätigt sie. „Ich hab's mit eigenen Augen gesehen.“
Dylan grinst sie an. „Hab ich ja gesagt darin bin ich Meister.“ Er sieht auf die Uhr: 14:57.
„Hast du nichts Besseres zu tun, als hier bei mir zu sein?“, fragt Sarah.
„Du willst dich nur vor unsrer Wette drücken.“
„Ich will nur dein Portemonnaie schonen. Obwohl-“
Ehe sie den Satz beenden kann, wird sie grün im Gesicht. Die Krankenschwester und ich springen beide auf, aber Dylan ist schneller. Er hält ihr die Brechschale unters Kinn und als sie anfängt zu würgen, reibt er ihr langsam kreisend über den Rücken.
„Ist ja gut“, beruhigt er sie.
Die Schwester und ich wechseln Blicke. „Anscheinend ist sie in guten Händen“, sagt sie und geht, um nach einem anderen Patienten zu sehen.
Als Sarah fertig ist, stellt Dylan die Schale beiseite und wischt ihr den Mund mit einem Papiertaschentuch ab, Sie sieht zu ihm hoch, mit leuchtenden Augen, rotem Gesicht und noch immer triefender Nase. „Tut mir leid“, murmelt sie.
„Weswegen?“, fragt Dylan. „Morgen bin ich vielleicht an der Reihe.“
Ich würde gern wissen, ob es allen Müttern in dem Augenblick, wenn die erkennen, dass ihre Töchter erwachsen werden, so ergeht wie mir jetzt – als könnte ich einfach nicht glauben, dass die Wäsche, die ich einst für sie gefaltet habe, puppengroß war; es war doch erst gestern, dass ihre Hand nicht größer war als der Seeigel, den sie am Strand gefunden hatte. Dieselbe Hand, die jetzt die eines Jungen hält. Hat sie nicht eben noch meine gehalten? Zeit ist eine optische Täuschung – nie wirklich so fest oder stark, wie wir glauben. Man sollte meinen, dass ich alles in allem darauf hätte gefasst sein müssen. Aber als ich Sarah ansehe, die diesen Jungen ansieht, wird mir klar, dass ich noch viel zu lernen habe.
„Macht wirklich Spaß mit mir“, nuschelt Sarah.
Dylan lächelt sie an. „Pommes“, sagt er. „Zum Mittagessen.“
Sarah schlägt ihm gegen die Schulter. „Du bist ekelig.“
Er hebt eine Augenbraue. „Du hast die Wette verloren, das ist dir doch wohl klar.“
„Leider hab ich mein Erspartes zu Hause vergessen.“
Dylan tut so als überlegte er angestrengt. „Okay, ich weiß was anderes, womit du deine Schulden bezahlen kannst.“
„Sexuelle Gefälligkeiten?“, sagt Sarah, die ganz vergessen hat, dass ich noch da bin.
„Ach, ich weiß nicht“, lacht Dylan. „Sollen wir deine Mom fragen?“
Sie wird puterrot.
„Macht nur so weiter“, warne ich, „und ihr habt euer nächstes Date bei einer Knochenmarkspunktion.“
„Du hast doch bestimmt von dem Fest gehört, das die hier am Krankenhaus veranstalten, nicht?“ Plötzlich wird Dylan ganz nervös. Seine Knie hüpfen auf und nieder. „Für die Kinder, die krank sind. Es sind auch Ärzte und Krankenschwestern dabei, für alle Fälle, und es findet in einem der Konferenzsäle hier im Krankenhaus statt. Aber ansonsten ist es wie ein ganz normaler Schulball. Du weißt schon, lahme Band, hässliche Smokings und der Punsch mit einem Schuss Blutplättchen.“ Er schluckt. „Das letzte war ein Witz. Jedenfalls, ich bin letztes Jahr allein hingegangen und das war ziemlich öde, aber da du Patientin bist und ich auch, hab ich gedacht wir könnten dieses Jahr vielleicht zusammen hingehen.“
Mit einer Selbstsicherheit, die ich Sarah nie zugetraut hätte, denkt sie über das Angebot nach. „Wann ist das?“ „Samstag.“
„Ich hab nicht vor, genau an dem Tag ins Gras zu beißen.“ Sie strahlt in an. „Ich würd gern hingehen.“
„Super“, sagt Dylan lächelnd. „Echt super.“
Ich frage mich, ob die Wirkung des Medikaments sich verändert, wenn ihr Herz schneller pumpt. Ob ihr dann früher schlecht wird oder später.
Dylan nimmt Sarah in den Arm. Gemeinsam warten sie ab, was als nächstes passiert.


„Der ist zu tief“, sage ich, als Sarah sich ein blassgelbes Kleid vorhält. Elena, die in der Boutique auf dem Boden sitzt, verkündet auch ihre Meinung. „Damit sähst du aus wie eine Banane.“
Wir sind seit Stunden auf der Suche nach einem Ballkleid. Sarah hat nur zeit Tage, um sich auf das Fest vorzubereiten und redet über nichts anderes mehr: was sie anziehen soll, wie sie sich schminken soll, ob die Band auch mal was halbwegs Anständiges spielen wird. Ihr Haar ist natürlich kein Thema; nach der chemo hat sie keins mehr. Sie hasst Perücken – sie sagt, die fühlen sich an, als hätte sie irgendwelche Viecher auf dem Kopf -, aber ganz ohne was zu gehen, traut sie sich nicht. Heute hat sie sich ein Batiktuch um den Kopf gewickelt, wie eine stolze, bleiche afrikanische Königin.
Die Realität unserer Shoppingtour hat Sarahs Träume zerplatzen lassen. Kleider, die normale Mädchen auf Schulbällen tragen, sind bauch- oder schulterfrei, und gerade dort ist Sarahs Haut löchrig und vernarbt. Die Verkäuferin, die uns umschwirrt, nimmt Sarah das Kleid aus der Hand.
„Eigentlich ist es ganz dezent“, beteuert sie. „Da wäre kein Brustansatz zu sehen.“
„Ach ja, und wäre das hier zu sehen?“, faucht Sarah und öffnet die Knöpfe ihrer Bluse, um den kürzlich ausgetauschten Hickman-Katheter zu zeigen, der ihr mitten aus der Brust wächst.
Die Verkäuferin schnappt nach Luft, ehe sie die Fassung wiedergewinnt. „Oh“, sagt sie schwach.
„Sarah!“, fahre ich sie an.
Sie schüttelt den Kopf. „Komm wir gehen.“
Sobald wir draußen sind, knöpfe ich sie mir vor. „Bloß weil du wütend bist, musst du deine schlechte Laune noch lange nicht an der ganzen Welt auslassen.“
„Ach, die blöde Ziege“, entgegnet Sarah. „Hast du gesehen, wie sie auf mein Kopftuch gestarrt hat?“
„Vielleicht hat ihr das Muster gefallen“, sage ich trocken.
„Ja, und vielleicht wache ich morgen früh auf und bin nicht mehr krank.“ Ihre Worte fallen schwer wie Felsbrocken zwischen uns. „Ich finde einfach kein Kleid. Hätte ich Dylan doch bloß nicht gesagt, dass ich mitgehe.“
„Glaubst du denn, irgendeins von den Mädchen, die auf den Ball gehen, sind besser dran? Die sind alle auf der Suche nach einem Kleid, das Schläuche und Blutergüsse und Drähte und Kolostomiebeutel und Gott weiß was abdeckt.“
„Die anderen sind mir egal“, sagt Sarah. „Ich will gut aussehen. Richtig gut, verstehst du, nur für einen Abend.“
„Dylan findet dich jetzt schon schön.“
„Ich aber nicht!“, schreit Sarah. „Ich finde mich nicht schön, Mom“
Es ist ein warmer Tag, die Sonne brennt mir auf Kopf und Rücken. Was soll ich darauf antworten? Ich bin nie Sarah gewesen. Ich habe gebetet und gebettelt und gefleht, dass ich an ihrer Stelle krank werde, eine Art faustischer Handel, aber eben nur in meiner Phantasie.
Mir fällt ein als ich zum ersten (und letzten) mal auf einen Schulball gegangen bin und plötzlich kommt mir eine Idee. „Wir nähen die was“, schlage ich vor. „Und du kannst es selbst entwerfen.“
Sarah seufzt- „Du kannst doch gar nicht nähen.“
„Dann lern ich's.“
„An einem Tag?“ Sie schüttelt den Kopf. „Du kannst nicht immer alles gutmachen, Mom. Wieso weiß ich das und du nicht?“
Sie lässt mich auf dem Bürgersteig stehen und stürmt davon. Elena läuft hinter Sarah her, halt sich bei ihr ein und zerrt sie in einen Laden nicht weit von der Boutique entfernt, während ich den beiden folge.
Es ist ein Haarsalon voller munter plaudernder Kunden und Friseurinnen. Sarah versucht, sich von Elena loszureißen, aber Elena kann ziemlich stark sein, wenn sie will.
„Hallo“, sagt Elena zu der jungen Frau am Empfang. „Könnt ihr hier auch Frisuren für Bälle machen?“
„Klar“, sagt die Frau. „Wie die klassische Hochfrisur?“
„Ja. Für meine Schwester.“ Elena sieht Sarah an, die aufgehört hat sich zu wehren. Ein Lächeln breitet sich langsam auf ihrem Gesicht aus.
„Genau. Für mich“, sagt Sarah verschmitzt und löst das Tuch von ihrem kahlen Schädel.
Jedes Gespräch im Salon erstirbt. Sarah steht kerzengerade da. „Wir dachten vielleicht an einen Mozartzopf“, schlägt Elena vor.
„Mit Dauerwelle“, fügt Sarah hinzu.
Elena kichert. „Vielleicht aber auch einen hübschen Dutt.“
Die Frisurin schluckt, hin und her gerissen zwischen Schock und Mitgefühl und Ratlosigkeit. „Tja, ähm, vielleicht können wir da was machen.“ Sie räuspert sich. „Es gibt ja immerhin die Möglichkeit der, äh, Haarverlängerung.“
„Haarverlängerung“, wiederholt Elena und Sarah prustet los.
Die Friseurin blickt sich irritiert um. „Soll das vielleicht ein Scherz sein?“
Und jetzt fallen sich meine Töchter hysterisch lachend in die Arme. Sie lachen, bis sie keine Luft mehr bekommen. Sie lachen, bis sie weinen.


Als Anstandsdame beim Ball im Hartford Hospital bin ich für den Punsch zuständig. Wie alles andere, was die Gäste verzehren, ist auch er neutropenisch. Die Krankenschwestern haben einen Konferenzraum in einem Tanzsaal mit allem Drum und Dran verwandelt: Luftschlangen und Diskokugel und stimmungsvolle Beleuchtung.
Sarah und Dylan tanzen zu einer völlig anderen Musik als der die gespielt wird. Sarah trägt ihren obligatorischen blauen Mundschutz. Dylan hat ihr ein Ansteckbukett aus Seidenblumen geschenkt. Weil echte Blumen Krankheitserreger tragen können, die ein iummunsuppremierter Patient nicht abwehren kann.
Letztendlich musste ich ihr doch kein Kleid nähen, sondern meine Mom. Und sie hat sich diesmal selbst übertroffen: Eingoldfarbenes Futteralkleid mit V-Ausschnitt für Sarahs Katheter. Doch darüber trägt sie eine langärmliche, hauchdünne Bluse, die auf Taille geschnitten ist und glitzert, wenn sie sich bewegt, so dass man die seltsamen drei Schläuche, die in Nähe des Brustbeins aus ihrem Körper ragen, auf den ersten Blick für eine Lichttäuschung hält.
Wir haben zig Fotos gemacht, bevor wir aus dem Haus gingen. Als Sarah und Dylan schließloch geflohen waren und im Auto auf mich arteten, sah ich Logan in de rKüche stehen, mit dem Rücken zu mir. „He“, sage ich, „Willst du uns nicht zum Abschied winken? Ein bisschen Reis werfen?“
Erst als er sich umdrehte, begriff ich, dass er sich hierher zurückgezogen hatte, um zu weinen. „Ich hab nicht gedacht, dass ich sie je so sehen würde“, sagte er.
Jetzt reiche ich einem Jungen, dem die Haare langsam ausfallen, eine Tasse Punsch. Der schwarze Kragen seines Smokings ist voll mit kleinen Haarbüscheln. „Danke“, sagt er und ich sehe, dass er unglaublich schöne Augen hat. Dunkel und ruhig wie ein Panther. Ich schaue wieder auf die Tanzfläche und sehe, dass Sarah und Dylan verschwunden sind.
Und wenn ihr schlecht geworden ist? Und wenn ihm schlecht geworden ist? Ich habe mir fest vorgenommen nicht übervorsichtig zu sein, aber hier sind einfach zu viele Kinder, als dass die Mitarbeiter sie alle im Auge behalten könnten. Ich bitte eine andere Mutter, mich beim Punsch vorübergehend abzulösen und gehe an auf der Damentoilette nachsehen. Ich werfe einen Blick in die Küche. Ich gehe durch leere Flure und dunkle Korridore und sogar in die Kapelle.
Endlich höre ich Sarahs Stimme durch einen Türspalt. Sie und Dylan stehen unter einem hellen Mond und halten Händchen. Der Hof, den sie gefunden haben, ist für die Ärzte der Tagschicht gedacht.
Ich will gerade fragen, ob alles in Ordnung ist, als Sarah sagt: „Hast du Angst vor dem Sterben?“
Dylan schüttelt den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber manchmal denke ich an meine Beerdigung. Ob die Leute was nettes sagen werden über mich. Ob welche weinen werden ... und so.“ Er zögert. „Oder ob überhaupt welche kommen.“
„Ich komme“, verspricht Sarah.
Dylan senkt den Kopf zu Sarah und sie neigt sich näher zu ihm und mir wird klar, dass ich ihnen deshalb gefolgt bin. Ich wusste, dass ich das hier sehen würde und wie Logan wollte auch ich noch ein Bild mehr von unserer Tochter, eines, das ich zwischen den Fingern werde drehen können wie ein Stück Meerglas. Dylan hebt ihren Mundschutz an, und ich weiß, ich sollte ihn aufhalten, ich weiß, ich müsste, aber ich tu's nicht. Ich möchte, dass sie das erlebt.
Es ist ein wunderschöner Anblick, als sie sich küssen: diese Alabasterköpfe eng aneinander, glatt wie Statuen – eine optische Täuschung, ein Spiegelbild, das sich selbst zurückwirft.


The first time in my life and now it's so great
Slowing down I look around an I am so amazed
I think about the little things that make life great
I wouldn't change a thing about it
This is the best feeling


This innocence is brilliant
I hope that it will stay
This moment is perfect
please don't go away
I need you now
And I'll hold on to it
Don't it let you passin' by


I found a place so safe, not a single tear
The first time in my life and now it's so clear
Feel calm I belong, I'm so happy here
It's so strong and now I let myself be sincere
I wouldn't change a thing about it
This is the best feeling


Als Sarah für ihre Stammzellentransplantation ins Krankenhaus muss, ist sie ein emotionales Wrack. Dabei macht ihr weniger die Flüssigkeit zu schaffen, die in ihren Katheter läuft, als die Tatsache, dass Dylan sich seit drei Tagen nicht mehr bei ihr gemeldet und auch nicht zurückgerufen hat. „Habt ihr euch gestritten?“, frage ich und sie schüttelt den Kopf. „Hat er gesagt, dass er irgendwohin muss? Vielleicht war es ein Notfall“, sage ich. „Vielleicht hat es gar nichts mit dir zu tun.“
„Vielleicht aber doch“, wendet Sarah ein.
„Dann rächst du dich am besten, indem du schnell wieder so gesund wirst, dass du ihm ordentlich die Meinung sagen kannst“, stelle ich fest. „Bin gleich wieder da.“
Auf dem Flur spreche ich Steh an, Sarahs Lieblingskrankenschwester, die gerade ihren Dienst angetreten hat, Ehrlich gesagt, bin ich genauso verblüfft wie Sarah über Dylans Rückzug. Er wusste schließlich, dass sie wieder ins Krankenhaus musste.
„Dylan Parker“, frage ich Steph. „War der heute hier?“
Sie sieht mich an und blinzelt.
„Großer Junge, süßer Typ. Hat sich an meine Tochter rangemacht“, sage ich im Scherz.
„Ach Rory ... Ich hab wirklich gedacht, jemand hätte es Ihnen gesagt“, antwortet Steph. „Er ist heute morgen gestorben.“


Ich verschweige es Sarah einen Monat lang. Bis zu dem Tag als Dr. Hayes sagt, dass Sarah das Krankenhaus wieder verlassen kann, als Sarah sich bereits eingeredet hat, dass sie Dylan gar nicht braucht. Ich kann nicht mal ansatzweise wiedergeben, welche Worte ich finde; keines ist groß genug, um das Gewicht abzufedern, die Wucht zu lindern. Ich erzähle, dass ich zu Dylan nach Hause gefahren bin und mit seiner Mutter gesprochen habe. Dass sie in meinen Armen zusammengebrochen ist und gesagt hat, sie habe mich ja anrufen wollen, es aber einfach nicht fertiggebracht, weil sie mich so beneidet hat. Sie hat mir erzählt, dass Dylan im 7. Himmel gewesen war, als er von dem Ball nach Hause kam. Dann war er mitten in der Nacht in ihr Schlafzimmer gekommen, mit 41 Grad Fieber. Es war eine Vireninfektion oder vielleicht auch eine Pilzinfektion und zuerst hatte seine Lunge versagt und dann sein Herz und die Ärzte hatten ihn nach 30 Minuten Kampf schließlich aufgeben müssen.
Aber cih erzähle Sarah nicht alles, was Jenna Parker gesagt hat – ich verschweige, dass sie hinterher zu ihrem Sohn ging, der nicht mehr ihr Sohn war und ihn anstarrte. Dass sie 5 Stunden lang bei ihm saß, mit dem sicheren gefühl, er würde jeden Moment aufwachen. Dass sie im Haus nich immer Geräusche von oben hört und meint, Dylan ginge in seinem Zimmer umher und dass diese halbe Sekunde, die ihr geschenkt wird, ehe sie sich wieder an die Wahrheit erinnert, de reinzige Grund für sie ist, morgens aufzustehen.
„Sarah“, sage ich. „Es tut mir so leid.“
Sarahs Gesicht verzeiht sich. „Aber ich habe ihn geliebt“, erwidert sie, als wäre das genug.
„Ich weiß.“
„Und du hast es mir nicht gesagt.“
„Ich konnte nicht. Weil ich dachte, dann würdest du vielleicht selbst aufhören zu kämpfen.“
Sie schließt die Augen, dreht sich auf dem Kissen zur Seite und weint so hemmungslos, dass die Monitore, an sie noch immer angeschlossen ist, Alarm geben und eine Schwester ins Zimmer kommt.
Ich greife nach Sarah. „Schätzchen, es war besser so für dich.“
Sie weigert sich, in meine Richtung zu blicken. „Sprich nicht mit mir“, murmelt sie. „Das kannst du doch so gut.“


Sieben Tage und elf Stunden lang spricht Sarah kein Wort mehr mit mir. Wir kommen aus dem Krankenhaus nach Hause. Wir halten uns an die Umkehrisolation. Wir machen alles wie immer. Und nachts liege ich im Bett neben Logan und frage mich, wie er schlafen kann. Ich starre an die decke und denke, dass ich meine Tochter verloren habe, noch ehe sie uns verlassen hat.
Bis ich eines Tages einen Blick in ihr Zimmer werfe und sie auf dem Boden sitzen sehe, umgeben von Fotos. Es sind, wie ich mir schon dachte, die Fotos von ihr und Dylan, die wir vor dem Ball aufgenommen haben – Sarg, hübsch zurechtgemacht mit Mundschutz. Dylan hat mit Lippenstift ein Lächeln darauf gemalt, nur für die Fotos, sagte er zumindest.
Sarah hatte furchtbar lachen müssen. Es erscheint mir unvorstellbar, dass dieser Junge, de rnoch vor wenigen Wochen eine so spürbare Präsenz war, nicht mehr da ist. Ein Stich durchfährt mich und gleich darauf mahnt etwas in mir: Gewöhn dich an den Gedanken.
Aber Sarah hat auch ältere Fotos hervorgekramt. Eins mit ihr und Elena am Strand,, wie sie einen Einsiedlerkrebs bestauenen. Eins, auf dem sie an Halloween als Mr. Peanut verkleidet ist.
Auf einem anderen Haufen liegen Fotos aus der Zeit, als sie drei und jünger war. Grinsend im Gegenlicht einer schmaläugigen Sonne, nicht ahnend, wie die zukunft aussehen würde. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich sie war“, sagt Sarah leise und diese ersten Worte bilden eine gläserne Brücke, die unter meinen Füßen wackelt, als ich ins Zimmer trete.
Ich lege meine Hand neben ihre, fasse den Rand eines Fotos. Es ist an einer Ecke geknickt und zeigt Sarah als kleines Mädchen, dass von Logan in die Luft geworfen wird. Ihr Haar flattert hinter ihr, Arme und Beine hat sie weit von sich gestreckt, und sie ist so vollkommen sicher, dass sie, wenn sie wieder zur Erde fällt, sicher aufgefangen wird, weil sie nichts anderes verdient hat.
„Sie war schön“, fügt Sarah hinzu und streichelt mit ihrem kleinen Finger die rosige Wange des Mädchens.


Ein Albtraum wird wahr - SweetStevie - 20.03.2009

*tränen schimmer in meinen augen* der teil war so süß .. Sarah trifft ihre Erste Liebe und verliert sie gleich wieder

vorallen als du das geschrieben hast
Ich will gerade fragen, ob alles in Ordnung ist, als Sarah sagt: „Hast du Angst vor dem Sterben?“
Dylan schüttelt den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber manchmal denke ich an meine Beerdigung. Ob die Leute was nettes sagen werden über mich. Ob welche weinen werden ... und so.“ Er zögert. „Oder ob überhaupt welche kommen.“

Ich komme“, verspricht Sarah.

und sie ist nich zur beerdigung gekommen weil sie es nicht wusste .. da wär ich aber auch sauer auf meine Mum ..

.. der Teil ist Wundervoll ... vorallen wo sich Elena und Sarah bei Frisur waren und die aufgezogen haben da musst ich lachen ^^.. Upten:clap:

ich freu mich schon auf denn Nächsten Teil .. bitte bitte schnell weiter schreiben ^_^..


Ein Albtraum wird wahr - Sindy85 - 22.03.2009

Oh man, jetzt muss ich aber erstmal tief durchatmen, das war ein sehr emotionaler Teil, wirklich klasse geschrieben! Smile
Ich denke, auch wenn sie nicht bei der Beerdigung war, kann sie jetzt an sein Grab gehen und vielleicht Abschied nehmen!
Ich freue mich auf den nächsten Teil und bin gespannt, wie es weitergeht!

Liebe Grüße Sindy Big Grin


Ein Albtraum wird wahr - DASEWIGEESI - 22.03.2009

Hab Dir ja versprochen das ich dir ein FB gebe. Hier ist es: also ein sehr schöner Teil, geschieht so einiges finde ich, aber auch etwas traurig,.. aber die Gefühle kommen gut bei deinem Teil rüber, finde ich zumindestens. Nur weiter so,.. bussi