Katzenaugen -
Ssandy - 27.04.2005
Ich danke euch für euer Feedback, wenn in letzer Zeit auch unregelmäÃig, neue teile kommen und hier ist wieder einer:
Katzenaugen
Sie schwebt in einer stillen Einsamkeit. Ihre flache Atmung wird nur von dem Heizlüfter im Raum übertönt, sie wacht auf. Wie aus einer langen traumlosen Nacht erwacht sie zurück in die Realität. Sie rührt vorsichtig ihre Finger, streckt ihre Zehen. Ihr Körper fühlt sich fahl und schwach an. Vorsichtig blinzelt sie einige Male, versucht die schwachen Siluetten ihrer Umgebung wahr zu nehmen, ihre Pupillen huschen angestrengt durch den grauen Raum. Ihr erscheint alles in einem eintönigen Grau, sie kann kaum einzelne Farbnuancen wahrnehmen.
Dann streift ihr Blick eine Gestalt, die tiefgrünen Augen erkennen sofort wer an ihrem Bett sitzt, ihre Lider zucken zusammen und sie liegt ganz still. Betet innerlich dass er sie noch nicht bemerkt hat. Sie stoppt ihre Atmung, weià dass sie so nicht ewig verweilen kann, aber braucht die Ruhe um zu realisieren was gerade passiert. Ihre GliedmaÃen versteifen sich und ein inneres zittern in ihr beginnt unaufhörlich in ihr zu toben ohne ihr eine Möglichkeit der Ruhe und Entspannung zu überlassen. Sie horcht auf den Mensch der neben ihr sitzt, es ist ihr Vater. Ihr Vater sitzt das erste Mal an ihrem Bett, ist körperlich anwesend. Warum muss es erst soweit kommen damit er seine Tochter endlich sehen kann? Die tiefe männlich betonte Atmung die von ihm ausgeht durchbricht die trügerische Stille. Es ist ein schweres Atmen, es kommt tief aus seinen Bronchien. Sein Atem wird zerrissen von pulsierenden Seufzern, es klingt fast wie ein Wimmern.
Langsam beginnt sie zu realisieren, dass ihr Vater an ihrem Bett sitzt und weint. Der Mensch der ihr so viele scheinbar unerträgliche Qualen und Schmerzen bereitet hat sitzt an ihrem Bett und weint. Was tut er hier bei ihr? Sollte er nicht lieber in einer Bar sitzen und sich betrinken weil sie es überlebt hat? Er sie immer noch nicht los ist, obgleich es dass zu sein scheint, was er seit Jahren will? Sie versucht den Zustand ihres Vaters zu erfühlen, sucht nach der groÃen Mauer der Aggressionen, die er ihr gegenüber seit Jahren errichtet hat. Sie wagt es nicht ihn anzusehen, presst ihre Augen fest zusammen und fleht darum, keine der heiÃen Tränen, die ihr in die Augen schieÃen an die Freiheit zu lassen, er soll nicht wissen, dass sie wach ist. Zu tief ist der Schmerz und die Angst vor diesem Mann verankert, sie kann nicht einmal zu ihrem weinenden Vater schauen. Sie versucht sich selbst in eine tranceartige Welt hinweg zu projizieren, versucht ihren geschundenen Körper zu verlassen und weit weg von ihm zu kommen, sie kann nicht mit ihm in einem Raum sein, es bringt ihr Blut zum kochen seine Nähe, seine Anwesenheit zu spüren. Ihre gesamte Kindheit hat sie um genau dies gekämpft, er hat sie ihr verwehrt. Und nun hat sie gelernt darauf zu verzichten, hat ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse an die Wünsche ihres Vaters angepasst, hat so reagiert wie jedes normale menschliche Wesen reagiert: All ihre Hoffnung und Träume in pure Angst verwandelt.
Ihr Vater rührt sich, steht auf und schiebt den Stuhl hinter sich. Das zerrende Geräusch des Stuhlbeines holt sie aus dem kleinen Traum zurück in die Realität. Es gelingt ihr nicht vor ihm zu entflüchten. Sie wird wieder zu dem kleinen Kind, das barfüÃig über den heiÃen Asphalt auf ihren Vater zurennt, weil der Boden zu heià für ihre kleinen KinderfüÃe ist. Rennt ihrem Vater mit offenen Armen entgegen und kämpft gegen die ersten Tränen um ihre Tapferkeit zu zeigen, will nur von ihm hochgehoben und vor der schleichenden Hitze gerettet werden.
Ihre Augen öffnen sich und sie blickt hoch an der groÃen Gestalt ihres Vaters. Die breiten Hüften und der voluminöse Brustkorb lassen ihn noch eindrucksvoller und mächtiger erscheinen, als er ist. Sein sonst so hartes Gesicht sieht welk und verwaschen aus, die tiefblauen Augen strahlen ins Leere. Ihr Blick trifft den seinen, nur für Sekunden streifen sich ihre Augen. Und genauso, wie er sein kleines Kind damals auf dem heiÃen Asphalt stehen lies und sie mit tiefroten FuÃsohlen weinend hinab in den Keller rannte, so lässt er seine Tochter auch diesmal im Stich. Er ist nicht fähig, in ihre Augen zu schauen. Er kann dem Blick seiner eigenen Tochter nicht standhalten, ist nicht Mann genug, den von ihm verursachten Schmerz in ihren Augen zu sehen. So wendet er sich ab und geht hinaus. Ohne ein Wort, ohne eine einzige freundliche Geste. Er wird nicht mehr kommen. Sie weià es, sie hat Schande über die Familie gebracht, das so heile Familienbild zum bröckeln gebracht und die goldene Statue seines Ruhmes gefährlich stark ins Schwanken.
Als die Tür hinter ihm zufällt erwacht sie endlich aus ihrer Starre, ihre Beine strampeln sich unter der Decke frei und ihre Arme werfen den Bezug weit von sich, sie springt, so gut sie es auf ihren wackeligen FüÃen kann, aus dem Bett und eilt zu der Tür. Sie lehnt sich mit dem Rücken dagegen, schlingt ihre Fäuste um den Türgriff und begreift endlich, dass sie jetzt sicher ist. Hier kann ihr ihr Vater nichts mehr tun, er ist weg. Hinaus aus der Gegenwart, den Krankenhausflur hinab in die Vergangenheit. Als sie sicher ist, dass er nicht mehr kommt zwingen sie ihre weichen Knie auf den Boden, sie sinkt hinab und landet auf dem kalten Fliesenboden. Ihre Arme schlingen sich um ihre Knöchel und der Kopf sinkt nach hinten gegen die Holzvertäfelung der Tür.
Sie befindet sich genau in dem gleichen Zustand wie zuvor, nur gibt es diesmal kein Gift in ihrem Körper, dass sie bald aus dieser Hölle befreit. Die Sekunden schleichen dahin und nichts verändert sich. Sie löst sich nicht aus dieser Starre. Bilder ihrer Kindheit schieÃen in ihren Kopf, zu oft schon lag sie vor ihrem Vater auf dem Boden. Hat mit Tränen gefüllten Augen zu ihm empor geschaut und vergeblich auf einen Funken Mitgefühl oder wenigstens Respekt gehofft. Sie konnte in seinen Augen nichts finden, auÃer der blanken Wut und dem tiefen Hass den er in sich trug. Wie kann es sein, dass ein Vater die vor Angst geweiteten Pupillen nicht sehen kann? Warum sieht dieser Vater den Schmerz seiner Tochter nicht und tut was seine verdammte Pflicht wäre? Sie vor all dem, was ihr schadet zu schützen? Warum lassen ihn die bitteren Tränen, die über ihre geröteten Wangen hinabflieÃen und im glitzern der Sonne um Gnade winseln, kalt? Wo ist die väterliche Liebe?
Sie zittert weiter, es breitet sich über ihren ganzen Körper aus. Ihre Zähne klappern in einem unrhythmischen Takt gegeneinander, sie schlägt ihren Hinterkopf gegen die Tür, um die Bilder loszuwerden. Sie ist nicht länger bereit alles wieder und wieder erleben zu müssen. Sie hat keine Kraft mehr daran zu denken und es zumindest versuchen zu verstehen was ihr Vater tut. Ihr verbleichender Vater macht aber nur Platz für Bilder in ihrem Kopf, die sie nicht weniger quälen. Der eigentliche Auslöser für ihren geplanten letzten Griff zu den Tabletten erscheint wieder vor ihrem Auge. Es ist ihr Freund, ihr Freund im Arm einer anderen, wie er die aufblühende Weiblichkeit berührt, an Stellen an die sie ihn niemals heranlassen könnte, selbst wenn sie wollen würde. Ein Schutzmechanismus ihres Körpers verbietet jeder Hand an die geschundenen Körperstellen zu kommen und die schwindenden blauen Flecke zu streicheln.
Ich würde mich über Rekationen und Gedankenanregungen aller Art freuen.
Katzenaugen - ~Mimi~ - 27.04.2005
...boaaahh!!
ich weià gar nich, was ich sagen soll! der teil ist einfach wieder nur supi!!!
Katzenaugen -
Fullmoon - 27.04.2005
Schon früher habe ich deine ff gelesen, doch ich bin nie dazu gekommen dir ein feedback zu geben, weil ich nie die Zeit dazu fand... Ich muss sagen, dass ich von dieser Geschichte überwältigt bin. :biggrin: Du hast einen wunderbaren Stil und gehörst mit zu den besten Autoren einer ff die ich je gelesen habe. Es ist eine wunderbare Bereicherug, deine Geschichte zu lesen... ^^ Es ist eine gute Idee, solch ein Thema aufzufassen und es in keinem MaÃe zu übertreiben, sondern es genauso darzustellen, wie es auch ist. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil... Vorallem diese Spannung: Welcher Charakter verbirgt sich dahinter? und das ständige Raten und Grübeln, das Ãberlegen, zwingen zum weiterlesen... ^^
Du schreibst wirklich super!
HEAGGGGGGDDDDDDDDL
Fullmoon
Katzenaugen -
Hanni242 - 27.04.2005
Wie immer muss ich nach dem Lesen eines Teils von Katzenaugen meine Gedanken sammeln. Muss mit dem fertig werden, was deine Worte in mir auslösen. Ich fühle mich betäubt. Konfrontiert mit einer unendlich unmenschlichen Welt, die ich aus meiner eigenen Welt verdrängen möchte. Mit einer Welt, mit der ich nichts zu tun haben möchte. Von deren Existenz ich mich verschlieÃen möchte. Und doch ist sie da. Im täglichen Leben weit weg von mir. Doch du führst sie mir immer wieder vor Augen. Zeigst mir, dass es sie gibt. Dass man sich als Unbeteiligter mit ihr auseinandersetzen muss um den Bezug zur tatsächlichen Realität nicht zu verlieren und sich nicht seine eigene Realität aufzubauen und sich hinter ihr in Sicherheit zu verstecken.
Danke für deinen Mut auch darüber zu Schreiben.
Katzenaugen -
Pheebs - 29.04.2005
*tränen aus den augen wisch*
ich glaube kein feedback kann auch nur im geringsten beschreiben, was man fühlt, wenn man deiner wunderschön traurige FF lieÃt.
ich bin nur aus zufall hierdrauf gestoÃen und finde keine worte.
wie hanni schon gesagt hat. man will verdrängen, dass solch eine realität gibt und will nichts mit ihr zu tun haben.
deine FF wirft in gewissem maÃe mitleid (ich weiss nicht, ob es das ist, was ich meine) auf mit all den jugendlichen und kindern die eine gleiche oder ähnliche zeit durchmachen müssen.
die geschichte geht mir so nah, dass ich die ganze zeit heulen könnte, so traurig ist das.
da interessiert es mich nur noch nebensächlich um welche GGperson es sich handelt
Katzenaugen -
Corinna - 01.05.2005
Hey SüÃe,
tut mir leid dass mein Fb solang hat auf sich warten lassen... bin irgendwie nie dazu gekommen *schäm und in die ecke stell*
Aaaalso *tief luft hol*... ich weià überhaupt nicht was ich sagen könnte. Punkt, so einfach ist das. Mir fällt einfach nichts neues ein, weil du verdammt noch mal jeden Teil so wahnsinnig perfekt präsentierst! Da gibt es nichts auszusetzen an Sprache, an Rechtschreibung (auch wenn ich das ja gern mal überles) und an der Storyline schon mal so gar nichts!
Du hast es auch mit diesem Teil mal wieder geschafft mir die Tränen in die Augen zu treiben, bis ich das Gefühl hatte mein Herz würde zerspringen. Du berührst mich mit dieser Geschichte unglaublich und es ist eigentlich unglaublich wie sehr ich mitleide.
Nur war es dieses Mal irgendwie doch anders. Der Vater zeigt einen Hauch von Sympathie für seine Tochter... ich war geschockt als ich das las, und direkt danach froh, dass er nicht ganz kalt ist. Obwohl dieser Besuch von ihm dem Mädchen ja nicht wirklich gut getan hat. Ich kann verstehn, dass sie sich jetzt noch mehr fragt, weshalb er ihr das alles antut.
Naja, wie schon häufig erwähnt, ich persönlich werde da eh niemals hintersteigen, wie man soetwas irgendeinem Menschen antun kann... erst recht, wenn es die eigne Tochter ist! *seufz*
Hm, dafür, dass ich eigentlich nichts sagen kann ist es doch wieder recht viel geworden.
Ich kann jetzt noch anschlieÃen, dass deine ganze Story genial, klasse, wunderschön, ubglaublich traurig, mitreiÃend bis zum geht nicht mehr und verdammt perfekt ist... aber das willste ja bestimmt eh nich hören *g*
Genauso wenig, wie die alte Leier, dass ich dich liebe wie verrückt und für jede Minute dankbar bin, die wir uns inzwischen kennen!
Also dann, einen schönen 1. Mai wünsche ich und bleib so wundervoll wie du bist!
Katzenaugen - ~Mimi~ - 04.05.2005
wann gehts denn weiter?? deine ff is sooo geil!!
Katzenaugen -
thats_me - 04.05.2005
Unglaublich, ich bin echt fasziniert und einfach nur begeistert!!!
Dein schreibstil ist der Wahnsinn. Dir gelingt es sehr gut die Situationen darzustellen und man kann sich dadurch in die situationen und die Gefühlslage der Personen hinein versetzen. Ich freu mich auf ein neuen Teil!!!
Katzenaugen -
Ssandy - 05.05.2005
Hallo geschätze mitleser.
ersteinmal danke für euer fb oO wieder mal sehr aufschluÃreich *g*
Im Ernst, es gab eigentlich schon einen neuen teil aber ich hab den grade durchgelesen und dann wieder gelöscht weil er einfach nur mies war...
also ich werd diesen teil nochmal neu schreiben und dann online stellen.
wann weià ich noch nicht genau, tippe aber stark auf wochenende.
lg
Katzenaugen -
Pheebs - 05.05.2005
ich will ja nicht nochmal das selbe schreiben wie bei aqua
aber geht net anders:
:dance: neuer teil in sicht :dance:
:biggrin:
ach ja nochwas ... wann werden wir denn erfahren um wen es sich handelt??