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~ Äther ~ [R-16] - Druckversion

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~ Äther ~ [R-16] - Riska - 05.05.2005

Sie verdreht die Augen und folgt dem hysterisch anmutenden Oink und Iiik – Tönen nach oben, wo sie ihre Mutter in ihrem Bett vorfindet. Das Gesicht ins Kopfkissen vergraben, hämmert sie mit den Fäusten auf die Matratze ein, strampelt mit den Füßen auf die Decke.
„Wenn du dich kurz beruhigen würdest, Rainman“, seufzt Rory. „Dann könnten wir das ganze vielleicht in Ruhe erörtern!“
Lorelai blickt auf, ihre Wangen sind gerötet, das Haar zersaust. „Erörtern?“, zischt sie mit vor Wut glitzernden Augen. „Erörtern? Gott, du solltest nicht soviel Zeit an der Universität verbringen.“
„Mom“, lenkt sie versöhnlich ein und setzt sich auf das Bett. „Er hat es doch nur… er hat es gut gemeint.“
„Gut gemeint?“, ein Stöhnen, aber immerhin richtet sie sich auf, bettet das Kissen auf ihrem Schoß und lehnt sich gegen den Kopf des Bettes. „Er hat alles kaputt gemacht.“
„Er will dich heiraten. Das kannst du wohl kaum `kaputt machen´ nennen“, wendet Rory ein.
„Er hat meinen Vater gefragt! Bevor er mich gefragt hat, hat er meinen Vater gefragt!“
„Ein Grund mehr ihn zu heiraten.“
„Rory, du weißt genau, dass ich meine Welten fein säuberlich trenne. Da ist die eine, die schöne, die umwerfende Welt, Stars Hollow, das Dragon Fly, Luke. Und da ist die Hölle, die Welt meiner Eltern.“
„Eben“, setzt sie an, während sie aus ihren Schuhen schlüpft, sich neben ihre Mutter setzt. „Und wenn Luke dich erst geheiratet hat, dann wird deine `Hölle´ auch zu seiner werden. Und wer kann es ihm verübeln, dass er versucht hat, sich mit dem Teufel gut zu stellen?“
Gegen ihren Willen entschlüpft Lorelai ein Lachen. „Gott. Es lief doch alles so gut“, sie streicht sich das Haar hinter die Ohren. „Warum musste er jetzt so etwas tun?“
„Was genau meinst du?“, hakt Rory nach, mustert sie eingehend.
„Was ich meine? Faust und Mephisto, davon rede ich“, entgegnet sie unwirsch.
„Also geht es nur darum, dass er Grandpa zuerst gefragt hat? Eine sehr zweifelhafte und antiquierte Methode, zugegebenermaßen, aber gleichzeitig eine Methode die sehr viel Mut erfordert“, sie schielt zu ihrer Mutter, entdeckt in ihrem Gesicht genau das, was sie befürchtet hatte. „Oder aber geht es dir nicht viel mehr darum, dass er eure Beziehung mit diesem Antrag auf eine unweigerlich ernsthaftere Stufe gestellt hat?“
Sie zieht eine Schnute, nickt. „Ja“, gibt sie zerknirscht zu, ein kleines Mädchen in der ersten Reitstunde. Reiten zu können ist zwar eine tolle Sache, Pferde sind zwar tolle Tiere, schön und anmutig, aber gleichzeitig viel zu hoch, viel zu Respekt einflößend.
„Und du gibst zu, dass es im Grunde genommen sehr, sehr mutig von Luke war, das zu tun?“
„Ja“, dasselbe Nicken, nur das die Antwort noch zerknirschter klingt, sich ihre Stirn noch mehr kräuselt.
„Ich fände es schön, wenn du ihn heiraten würdest“, sagt sie mit plötzlicher Verträumtheit in der Stimme, ein Ton der es überraschend ehrlich klingen lässt. Ein Klang, der Lorelai dazu bringt sie überrascht anzusehen.
„Ach ja?“, fragt sie.
„Ja“, entgegnet Rory lächelnd. „Ich fände es schön.“
„Weswegen?“, hakt Lorelai nach.
„Ich weiß auch nicht“, sie kichert, weiß selbst nicht warum, ihr Lächeln wächst sich zu einem breiten Grinsen aus. „Weil es eben schön wäre.“
„Du liest zu viele Kitschromane“, erwidert Lorelai trocken, grinst jedoch selbst, ertappt sich bei der Vorstellung vor dem Altar zu stehen, Luke neben sich. Es ist ein schönes Bild und je länger sie es sich vorstellt, desto mehr verliert es von seiner Bedrohlichkeit.
„Schon möglich“, Rory ist der Sinneswandel ihrer Mutter nicht entgangen. „Aber hast nicht du selbst neulich gesagt, dass es nichts Entspannenderes gibt als in der Badewanne zu liegen und eine von Rosamunde Pilchers Schmonzetten zu lesen?“
„In Europa ist sie ein Star“, verteidigt sie sich halbherzig, hängt in Gedanken noch immer dem schlichten Brautkleid aus elfenbeinfarbener Seide nach. Das braune Haar locker aufgesteckt, ein elegantes Diadem, das es umrandet. Stutzt plötzlich bei diesem Bild, da nicht mehr sie es ist, die es trägt. Mit einem Satz springt sie auf. „Ich denke, ich werde etwas frische Luft schnappen gehen.“
„Und dein Weg wird nichtzufällig das Diner kreuzen?“
„Schon möglich“, entgegnet sie mit einem Lächeln. Ein Lächeln, dass eine gewisse Irritation nicht zu verbergen weiß, doch Rory entgeht es, da sie viel zu froh darüber ist, dass sich jetzt vielleicht doch alles geben wird. Das es viel einfacher war Lorelai zur Vernunft zu bringen als angenommen. „Wir sehen uns später“, verabschiedet sie sich und Rory verschränkt zufrieden die Arme, nichts ahnend von den Geistern, die ihre Mutter heimgesucht haben. Wie sollte sie auch? Nicht einmal Lorelai selbst tut es.

To be continued.

ATN: So, da heute Vatertag ist *G* Und da Daddys bekanntlich nicht viel für tiefschürfende Literatur übrig haben ... ha, okay, ich hör auf zu brabbeln und poste infacSmile


~ Äther ~ [R-16] - EmilyFan - 05.05.2005

yeah, einen Teil heute noch und ich bin vollauf glücklich :biggrin:
Lorelai hast du super beschrieben, das muss man dir lassen... hast du toll hinbekommen.
Rory ist auch amüsant, aber ich hätte bei Lore wahrscheinlich schon lange die Nerven weggeschmissen.
War ein netter unterhaltsamer Teil! :knuddel:

ein dankendes Bienchen


~ Äther ~ [R-16] - *Jessy* - 05.05.2005

*mich dem Bienchen nur anschließen kann*
Das ist dir echt gut gelungen Riska - mal wieder. Wink
Fast so gut wie die von dir versprochene Fee...aba viell wird das ja auch noch, dann wäre die Welt entgültig perfekt. *gg*

Also wirklich wieder ganz toll, schnell so weiter, und achja: HER mit Emily!!!!!!
hdl


~ Äther ~ [R-16] - GG_Addict - 05.05.2005

Rory ist ja herzig! Wie sie da auf Lorelai einredet... einfach nur lieb! Und zu Lorelais Vorstellungen... Elfenbeinfarbenes Kleid, Diadem (!!!) das klingt aber sehr nach :zensiert: Oder doch nicht?

Lorelai und Luke vorm Altar Wub Das Holzgestell *Namenvergessenhab* hätten sie ja schon!

Dann noch, drei Teile an einem Tag! *hutab* Ich würde über meinen Vorschlag mit dem Militär ernsthaft nachdenken Wink :biggrin:

hugs kisses
Marie-Christine (*auchmalformellwirkenmöcht*)


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 06.05.2005

Er kommt sich reichlich albern vor, mehr als das, er hat das Gefühl auf seiner Stirn würde ein Stempel mit der Aufschrift Vollidiot prangen. Mit einem Brummen holt er den Braten aus dem Ofen, stellt fest, dass er ihm perfekt gelungen ist, ebenso wie die Sauce. Die Kartoffeln allerdings, sie haben das Schauspiel nicht überstanden, ihre ehemals sanfte bräunliche Färbung hat sich in eine schwarze Kruste verwandelt. Er wirft die Pfanne in das Spülbecken und ärgert sich noch mehr über sich selbst. Er sollte zu Lorelai gehen, alles erklären, sich entschuldigen, aber nein, er steht in der Küche und trauert den Rosmarinkartoffeln hinterher. Rosmarin, er weiß nicht einmal, ob sie Rosmarin mag. Er hätte einfach ein paar Tische im Diner zusammenschieben sollen, einen Kaktus, Teelichter darauf stellen können und ein paar Hamburger in die Pfanne hauen. Der Arbeitsaufwand wäre minimal gewesen, dass Ende nicht weniger dramatisch.
„Und?“
Der Klang ihrer Stimme lässt ihn erschrocken herumfahren. „Und was?“, entgegnet er reichlich perplex, fragt sich was sie jetzt noch hier will, ertappt sich dabei Selbstmitleid zu empfinden – ein Umstand, der seine Wut gegen sich selbst noch mehr steigert.
„Was hat er gesagt?“; entgegnet sie mit einem Schulterzucken und schlendert zum Tisch, beginnt an der Kruste des Bratens zu picken.
„Lass das!“, fordert er sie auf, nimmt ein Messer, schneidet ihr ein Stück ab und reicht es ihr auf einem Teller. Sie sieht ihm schweigend zu, setzt sich auf die Couch und beginnt zu Essen.
„Das ist wirklich gut“, murmelt sie zwischen zwei Bissen, trinkt die vergessenen Überreste ihres Martinis und sieht ihn an. „Also?“
„Also was?“, er lässt sich in den Sessel fallen und verschränkt die Arme. Unglaublich denkt er, taucht auf und isst als wäre nichts gewesen.
„Was hat mein Vater gesagt? Erlaubt er, dass Kleinlorelai diesen unglaublich behämmerten, wenn auch sehr süßen Dinerbesitzer ehelicht?“
„Nun“, er nickt. „Ich schätze schon.“
„Du schätzt schon?“, erkundigt sie sich so unbeteiligt wie möglich, schiebt ein Stück Lamm auf ihrem Teller hin und her, während sie auf eine Antwort wartet.
„Er sagte, dass er einer Heirat nicht im Wege stehen wird. Und das ich hinterher nicht sagen soll, er hätte mich nicht gewarnt.“
Sie verdreht die Augen, kann ein Lächeln nur schwer unterdrücken. „Das ist so was von typisch.“
„Es tut mir leid, Lorelai“, erwidert er mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit. „Ich weiß, dass ich dich zuerst hätte fragen sollen. Aber dein Vater, er - es ist nicht so, dass ich Angst vor ihm hätte, aber er ist doch ein sehr Respekt einflößender Mann. Und ich dachte mir, falls ich, falls wir heiraten, dann soll er damit einverstanden sein. Denn sonst hätte es keinen Sinn.“
„Ich bitte dich, Luke. Ich bin erwachsen. Es ist ganz alleine meine Entscheidung wen ich heirate.“
„Dann wäre es dir also vollkommen gleichgültig, wenn dein Vater diese Ehe nicht gutheißt? Wenn er dich ständig wegen deiner Wahl kritisieren würde?“
„Nein. Ja“, Blut schießt in ihre Wangen, zum zweiten Mal an diesem Tag kommt sie sich wieder wie ein kleines Mädchen vor. Hilflos und albern. „Ich liebe dich“, sie befeuchtet sie die Lippen. „Und wenn mein Vater das nicht akzeptieren kann, dann werde ich mich auch von ihm distanzieren.“ Auch. Sie weiß nicht weshalb sie es gesagt hat. Auch. Schließlich hat sie sich nicht von Emily distanziert, es gab nie etwas anderes als Distanz zwischen ihnen. Auch. Sie unterdrückt ein Schnauben. „Außerdem“, fährt sie in beschwingtem Ton fort, fort von diesem auch. „Außerdem hat er Ja gesagt, also ist doch alles in Ordnung. Oder etwa nicht?“
„Heißt das, du sagst ja?“, erkundigt er sich so vorsichtig wie möglich.
„Das kommt ganz auf den Ring an“, herausfordernd sieht sie ihn an. „Ich nehme doch an, dass du einen gekauft hast.“
„Wie kommst du denn darauf?“, er setzt sich ihr gegenüber, grinst mit einer Mischung aus Verlegenheit und Siegessicherheit.
„Blumen, Kerzen, ein festlicher Braten. Du scheinst sehr viel Zeit auf dieses Ereignis verwendet zu haben. Jedes Detail scheint perfekt durchdacht und geplant, da wäre ich doch sehr überrascht, wenn du das Wichtigste vergessen hättest.“
„Dann ist das Wichtigste bei einem Heiratsantrag also der Ring?“
„Diamonds are a girls best friend“, sie hebt die Augenbrauen, streckt ihm ihre rechte Hand mit einem Lächeln entgegen.
Er greift in seine Jackettasche und zieht die Schatulle hervor, sie öffnet sich mit einem leisen Klick. „Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Tag, deshalb werde ich jetzt nicht auf die Knie sinken.“
„Verdammt“, sie reckt ihm ihre Hand ein Stück näher entgegen, spreizt den Ringfinger in die Höhe, kichert dabei.
„Gut“, etwas unbeholfen nimmt er den Ring heraus, streift ihn über ihren Finger. Registriert froh den überraschten Japser, den sie beim Anblick des Ringes von sich gibt.
„Oh mein Gott“, sie hebt die Hand, streicht mit der anderen über den tiefgrünen Stein. „Der ist wunderschön. Woher –“, sie sieht ihn an, der Smaragd strahlt mit ihren Augen um die Wette.
„Du hattest Mal so etwas erwähnt“, er zuckt mit den Achseln.
„Genau so habe ich mir meinen Verlobungsring immer vorgestellt“, sie beugt sich über den Tisch, küsst ihn zärtlich. „Danke.“
„Bitte“, antwortet er und räuspert sich „Ich schätze, wir sind jetzt offiziell verlobt.“
„Das sind wir“, bestätigt sie mit einem energischen Nicken, nickt die restlichen Zweifel weg als würde sie Krümel vom Tisch wischen.
„Gut“, nickt auch er, atmet erleichtert aus.
„Sehr gut“, sie lächelt, hält den Ring ins Licht, beobachtet wie der Stein grüne Reflektionen an die Wand wirft. Es ist ein seltsames Gefühl, das in ihr aufsteigt, es ist nicht nur die Hoffnung oder die Freude, es ist nicht nur das Bild der Zukunft. Es ist auch etwas Altes, alt und vertraut.

To be continued
ATN: So, ich werd jetzt PARTYYYYYYYYYYYYYYYYYy machen gehenCool See ya, Riska


~ Äther ~ [R-16] - *Jessy* - 06.05.2005

Erstma: Viel spaß auf Party....und denk an die Kater. *gg*

Also das ist wieder echt cool, und so typisch Luke/Lorelai, das passt wirklich!! Allerdings hatte ich mich so sehr auf Emily gefreut...und sie is net da :heul: Unsure
Ich hoff mal beim nächsten mal.

So, da mein PC grad Faxen macht hör ich an dieser Stelle ma auf, gibt demnächst wieder mehr FB.
hdl


~ Äther ~ [R-16] - GG_Addict - 06.05.2005

Sir, melde mich zur Stelle, Sir!Wink

Also, Sergeant, ich muss schon sagen, du hast mich wieder mal schwer beeindruckt! Lorelai und Luke sind hundertprozentig getroffen und beim Thema Hochzeit von Luke und Lorelai kann man von vornherein nix falsch machen Wink

Chris könnte auch wiedereinmal auftauchen und den beiden einen Besuch abstatten, findest du nicht? Rolleyes :biggrin:

*hackenzusammenschlag* Fertig, Sir!

Wink Dummerle


~ Äther ~ [R-16] - EmilyFan - 07.05.2005

Super geschrieben!!! Klingt echt verdammt nach den beiden...

Nur: MARIE!!!!!!!! Musstest du Christ erwähnen??? Mad Du weißt doch, wie sensibel Riska manchmal auf leicht VERDREHTE Ideen steht....

Mal wieder was von Emily zu hören wäre toll!!! Cool Ich hoffe mal, dass das demnächst (heute?!?) passiert :biggrin:

Gaaaaanz viele, gaaanz liebe Grüße
ein noch immer verschlafenes Bienchen

P.S.: Ich erwarte alle Details vom Party machen!


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 09.05.2005

Es war als hätt' der Himmel
die Erde still geküsst,
daß sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
Flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus.


Josef von Eichendorff



NEUN

Falls man es tatsächlich sein kann, falls man Besoffen vor Glück sein kann, so ist sie es. Schon als sie aufwachte, hat sie sich herrlich albern gefühlt, kribbelig und beschwingt. Und je mehr der Tag voranrückt, umso stärker wird dieses Gefühl. Ein Lächeln, als hätte sie Drogen genommen, breit und unauslöschlich, selbst wenn sie wollte, sie könnte nicht damit aufhören. Niemals hätte sie geglaubt, dass es tatsächlich so sein könnte, hat es für die romantische Lüge von Autoren und Regisseuren gehalten, die süße Verklärung von Musikern und Dichtern. Aber es ist wirklich so, jeder Teil von ihr ist zufrieden und satt. Und alles nur, denkt sie sich, während sie ihren Blick im Raum herumschweifen lässt, alles nur wegen einer dummen Formalität. Denn entbehrt es nicht jeder Logik sich wegen einer winzigen Unterschrift plötzlich so anders zu fühlen? Entbehrt es nicht jeder Logik, dass du all die Jahre davor weggelaufen bist?, hört sie eine Stimme. Sie klingt nicht böse, es ist kein Vorwurf, neckt sie mehr und ihr Lächeln wird ein Stück größer, sie schüttelt den Kopf dabei. Halt die Klappe, Lorelai, mahnt sie sich selbst, lehnt sich behaglich in ihrem Stuhl zurück und ergreift seine Hand, drückt sie sachte.
"Schön", ist alles was sie seufzt, erwidert seinen Blick, versucht sich das Gefühl genau einzuprägen, das sanfte Prickeln als er ihre Wange küsst.
"Allerdings", antwortet er. "Schön und teuer."
"Luke", ruft sie aus und er spürt ihren Ellenbogen in seinen Rippen. "Das hier ist der Tag. Dieser eine besondere Tag und du denkst an Geld? Da komme ich mir doch gleich so unglaublich geschmeichelt und geliebt vor."
"Das darfst du auch", er nimmt auch ihre andere Hand beugt sich zu ihr. "Denn du sieht einfach unglaublich schmeichelhaft und liebenswert aus."
"Das will ich doch hoffen", ein Kuss, kurz nur. Er wird schnell unterbrochen von allgemeinem Rufen und Applaus. Luke zupft verlegen an seiner Hose, Lorelai schüttelt lachend den Kopf. "Ich denke ich werde Mal die Runde machen", kündigt sie an, während sie aufsteht, den schlichten Rock ihres Kleides glatt streicht, keine Spitze, keine Stickereien, seidenes Elfenbein, das sanft ausladend zu Boden strömt. Das einzige Schmuckstück sind die Knöpfe an den engen Ärmeln, genügsam platziert reichen sie bis zum Ellenbogen, wo der Stoff, anschmiegsam wie eine Katze, beginnt sich seinen Weg ohne sie zu den Schultern zu bahnen, knapp unter dem Schlüsselbein in einem sanft geschwungenen Dekolletee endet. Keine Kette ziert es, kein Kollier, sparsam ist sie umgegangen mit Gold und glitzernden Steinen. Natürlich, der Verlobungsring, er funkelt verheißungsvoll an ihrem Finger, versteckt beinahe den schlichten Ehering, ein Band aus Platin, frei von jeder Zierde. Doch das Diadem, es überstrahlt alles, ihr Vater hat es ihr geschenkt, sonst hätte sie sich diese Extravaganz niemals leisten können. Ein schmaler Reif besetzt mit Diamantenstaub und kunstvoll geschliffenen Steinen, ein Erbstück, schon ihre Urgroßmutter trug es bei ihrer Hochzeit, ebenso wie deren Mutter, so wie sie es jetzt tut. (Die logische Reihe, sie hat sie nicht vollendet, ahnt nichts von den Tränen die heimlich darauf vergossen wurden, schwer und salzig. Will es gar nicht wissen. Wozu sich den Tag mit unangenehmen Details verderben?) So ist alles wie in ihren Träumen, selbst die Schuhe, sie hat sie gefunden, elfenbeinfarben und elegant.

Sie steht also auf und bahnt sich ihren Weg durch den Saal, tänzelt beinahe durch die Reihen der Tische, der Blumenarrangements, Lilien und Orchideen. Bleibt hier und dort stehen, nimmt die Glückwünsche und Komplimente entgegen, während sie selbst das Gefühl hat platzen zu müssen, falls man es denn tatsächlich kann, platzen vor Glück.

Was ihr entgeht, ist der Blick. Das Augenpaar, das auf ihr liegt, es schon den ganzen Tag tut. Stolz ruht darin, jeder kann es sagen, doch was keiner sieht, an so einem Tag auch niemand darin vermuten würde, an so einem Tag auch niemand darin suchen würde, es ist Melancholie. Eine gewisse Schwermut gepaart mit Unverständnis und Zorn. Er weiß selbst nicht weshalb er so empfindet, weshalb er dieses Ereignis nicht einfach genießen kann, so wie jeder andere. Weshalb er sich nicht einfach an ihrem Anblick erfreuen kann, weshalb er das nagende Gefühl in seiner Magengegend nicht abschalten kann. Ebenso wenig wie er begreift, wie sie so gelöst sein kann. Natürlich, es ist ihr Hochzeitstag, an keinem anderen Tag hätte sie mehr Recht dazu. Aber hätte nicht auch Emily das Recht gehabt, sie so zu sehen? Trotz allem was war, sie sollte hier sein. Vielleicht hättest du etwas sagen sollen, schilt er sich selbst. Aber woher hätte er denn ahnen sollen, dass Lorelais Groll so weit geht? Bis vor wenigen Stunden war er der festen Überzeugung gewesen, sie würde kommen, würde hier sein. Doch sie ist es nicht. Und ein flüchtiger Blick auf die Gästeliste hat ihm die Gewissheit verschafft, dass es so sein sollte. Sie war nicht hier, weil Lorelai es nicht wollte. Aber wie, fragt er sich, fragt er seine Tochter stumm, wie kann es dir so gleichgültig sein? Sieh in den Spiegel, Lorelai, ein kurzer Blick nur und auch du müsstest es sehen, müsstest sehen, dass du gerade heute nicht verleugnen kannst, wie ähnlich du ihr doch bist. Und nicht nur sie, nicht nur Lorelai, das Ganze hier, das gesamte Szenario, es erscheint ihm wie die gelungene Premiere einer völlig missglückten, Jahrzehnte zurückliegenden Generalprobe.

Er nimmt seinen Whiskey und steht auf, schleicht sich nach draußen, geht auf die Veranda des Dragon Fly. Das aufgeregte Gemurmel, die beschwingte Musik, all die Geräusche, sie werden unwillkürlich leiser, als sich die Tür hinter ihm schließt. Er geht zur Brüstung und stellt sein Glas darauf ab, stützt sich mit beiden Händen auf das hölzerne Geländer, atmet die milde Sommerluft tief ein. Selbst das Wetter scheint sich zu erinnern, denkt er, selbst die Blumen verströmen denselben Duft.

"Richard?", sie sagt es so leise, dass er es beinahe überhört, dreht sich dennoch um, ist ein ums andere Mal überrascht wie schön sie aussieht. Ist ein ums andere Mal überrascht, dass er diesen Anblick nicht erträgt. Also wendet er sich wieder dem Garten zu, sieht das kurze Aufblitzen von Enttäuschung in ihrem Gesicht, obwohl er das Gras anstarrt. Hört, wie sich ihm ihre Schritte nähern, zuckt zusammen als ihre Hand sachte auf seiner Schulter zum Ruhen kommt. Beißt sich auf die Zunge als auch ihre Hand zurück zuckt. Anstatt seiner Schulter umfasst sie jetzt das Geländer, starrt ebenso wie er auf das Gras, schließt irgendwann die Augen und schluckt als er ohne ein Wort wieder im Haus verschwindet und sich heimlich in das Arbeitszimmer seines Vaters schleicht, dort den Rest des Abends im wohligen Delirium verbringt.

"Dad?", sie kommt schwungvoll neben ihm zum Stehen, sieht ihn strahlend an. "Ist alles in Ordnung?"
"Natürlich", er nimmt sein Glas, trinkt einen tiefen Schluck. "Ich wollte nur den Blick hier genießen."
"Mmh", nickt sie. "Der Garten ist wunderschön um diese Jahreszeit."
"Du stehst ihm in nichts nach."
"Dad", Blut schießt in ihre Wangen über dieses unerwartete Kompliment.
"Das ist mein Ernst, Lorelai", bekräftigt er.
"Danke", sie beißt sich auf die Unterlippe und sieht ihn an. "Du sieht aber auch nicht schlecht aus, Gilmore", übergeht sie den kurzen Augenblick der stummen Verlegenheit, der entstanden ist.
"Danke", bedankt sich auch er, kämpft gleichzeitig gegen den Drang an etwas zu sagen, die andere Wahrheit auszusprechen. Lässt es, er will ihr den Tag nicht verderben. Nicht auch noch ihr. "Gibt es noch diesen Brauch", sagt er stattdessen. "Dass der Vater mit der Braut tanzt?"
"Den gibt es noch", bestätigt sie grinsend, nimmt ihn bei der Hand und zieht ihn zurück ins Hotel. Die Erinnerungen, sie bleiben auf der Veranda, schwirren vorbei an den Fenstern, durch die man eine fröhlich Hochzeitsgesellschaft sieht. Ein Vater, der seine lachende Tochter über die Tanzfläche wirbelt, ein Bräutigam, der vehement die Aufforderungen der städtischen Tanzlehrerin abwehrt, die Tochter der Braut, die das Szenario mit wachsamem Auge betrachtet, sich fragt, ob sie auch so lange wird warten müssen bis sie den Richtigen findet.

***

Die gesamte Hütte ist in das warme Licht von Kerzen getaucht, flackernde Gelbtöne, die sich mit dem leuchtenden Rot tausender Blütenblätter vermischen. Sie bleibt in der Tür stehen, ein überraschter, freudiger Aufschrei. "Luke!", sie greift mit beiden Händen nach seiner rechten, drückt sie fest. "Das ist so was von süß!"
"Allerdings", murmelt er nicht weniger überraschter als sie.
"Allerdings?", hakt sie nach. "Dann warst das also nicht du?"
"So gerne ich den Ruhm dafür einstecken würde - Nein, bestimmt nicht."
Mit gespieltem Vorwurf zieht sie eine Schnute und löst sich von ihm, betritt den Raum, steuert zielsicher das Bett an. "Ha!", triumphierend hebt sie eine Karte vom Kopfkissen auf, löst geschickt das Stück Schokolade, das daran baumelt und schiebt es sich in den Mund. "Enjoy, Rory", liest sie vor, während sie genüsslich die Schokolade in ihrem Mund zergehen lässt. "Ich habe einfach eine tolle Tochter", seufzt sie zufrieden und lässt sich auf das Bett fallen, Rosenblüten die in die Höhe wirbeln, auf ihrem Kleid und der weißen Bettwäsche zum ruhen kommen, sich in ihr gelocktes Haar verirren.
"Allerdings", bestätigt Luke, löst seine Krawatte, ein Verlangen, das er den ganzen Tag unterdrückt hat.
Sie richtet sich auf und mustert ihn. "Allerdings? Ist das alles, was du heute noch sagen wirst. Allerdings?"
"Allerdings", die Krawatte landet auf der Chaise Longe und er setzt sich auf den Bettrand, nimmt eines der Blütenblätter aus ihrem Haar, beugt sich nach vorne, küsst sie zum ersten Mal an diesem Tag ohne von freudigem Gejohle unterbrochen zu werden.
"Schön", seufzt sie zum hundertsten Mal an diesem Tag.
"Allerdings", bestätigt er und küsst sie ein zweites Mal, lässt dabei eine Hand zu ihren Rücken wandern, öffnet den Reißverschluss des Kleides und schiebt es an den Schultern zur Seite. Seine Lippen gleiten ihren Hals hinab, bedecken ihre Haut mit sanften Küssen. Bereitwillig lässt sie ihn auch den Rest ihres Kleides nach unten schieben, presst ihren Körper an seinen, knöpft langsam sein Hemd auf. Ihre Hände rutschen über seinen Rücken, als sie es zusammen mit dem Jackett von seinem Oberkörper streift, ihren Kopf an seiner Schulter verbirgt. "Ich liebe dich", sagt sie leise, küsst seine nackte Schulter, während sie sich von einer warmen Decke aus Geborgenheit einwickeln lässt, einem schützenden Schild geschmiedet aus Liebe und Vertrauen.

***

Vorsichtig angelt sie nach seinem Hemd, schlüpft so leise wie möglich hinein und schleicht sich ins Badezimmer. Bückt sich auf ihrem Weg dorthin, um das Diadem von ihrem Brautkleid aufzuheben, welches unordentlich auf dem Boden liegt, vergessen und zerknittert zwischen all den anderen unachtsam hingeworfenen Kleidungsstücken. Sie schließt die Tür hinter sich, hebt zufrieden die Schultern und lässt sich auf den Boden fallen, zieht die Knie an, ein wohliger Schauer durchströmt sie, während sie mit den Fingern über die Diamanten streicht.

Kalt fühlen sie sich an, so wie alles in ihr selbst. Obwohl sie sich dagegen wehrt, bahnen sich einzelne Tränen den Weg über ihr Gesicht, landen auf den klaren Steinen. Sie zieht die Knie enger an sich, vergräbt ihr Gesicht im weichen Stoff ihres Kleides. Weiß hinterher nicht mehr, wie lange sie so da saß, rappelt sich auf als sie leise Geräusche im Nebenzimmer vernimmt. Sie legt das Diadem vorsichtig auf den Rand des Waschbeckens und dreht das Wasser auf, wäscht sich das verschmierte Make Up aus dem Gesicht, trocknet es sorgfältig ab. Für einen Augenblick spielt sie mit dem Gedanken etwas Rouge aufzulegen, ihren Lidstrich wieder nachzuziehen, lässt es jedoch, geht stattdessen zurück ins Schlafzimmer.
Sein Anzug hängt fein säuberlich auf einem Kleiderbügel, die Schuhe stehen akkurat darunter. Langsam geht sie zum Bett, legt sich neben ihn. Weiß, dass er nicht schläft, nur vorgibt es zu tun. Die ganzen letzten Tage hatte sie gehofft es würde sich ändern, dass spätestens heute wieder alles beim Alten wäre. Aber dem war nicht so. Im Gegenteil, sein ablehnendes Verhalten hat sie nur noch tiefer verletzt. Sie starrt seinen Rücken an, legt schließlich zögernd ihre Hand auf seinen Arm, registriert wieder das ablehnende Zucken, das seinen Körper durchströmt. Also löst sie sich von ihm und dreht sich zur Seite, presst ihr Gesicht fest in das Kissen und hält den Atem an, um den aufkeimenden Schrei in ihrer Kehle zu ersticken.

To be continued

ATN: Wedding Bell BluesWink Danke für das liebe Feedback. Wenn ihr besonders lieb zu mir seid, werd ich heut vielleicht noch was postenWink aber da müsst ihr schohn sehr umwerfend seinBig Grin Hugs, Riska


~ Äther ~ [R-16] - GG_Addict - 09.05.2005

Schön! *eineRundemitLoremitseufz* Die Hochzeit ist wirklich wunderschön beschrieben und mit Lilien kann schon amal überhaupt nix schief gehn Wink

Aber dass Emily nicht dabei ist, das ist :heul: schrecklich unfair und traurig, weiß sie überhaupt von der Hochzeit? Anscheinend ist sie generell das arme Schwein, wenn man sich deine Flashbacks so ansieht. Arme, arme Em :heul:

Aja, und noch zum Gedicht: Das ist mein absolutes Lieblingsgedicht, was den Frühling angeht! Seit der 3.Klasse Gym Wub Das Beste Gedicht bisher Smile

und (!!!!!), da hat sich doch glatt ein Fehler eingeschlichen...
Zitat:"Das ist mein ernst, Lorelai", bekräftigt er.

sollte das nicht Ernst heißen?


Anyway, super Kapitelanfang, bin schon gespannt aufs nächste Wink

Hugs and Kisses, Marie