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~ Äther ~ [R-16] - Druckversion

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~ Äther ~ [R-16] - *Jessy* - 09.05.2005

Also ich kann mich Marie eigentlich nur anschließen: große Klasse!!
Das ist alles super geschrieben, man kann es sich so richtig vorstellen: Logan (pfui...) und Rory, William (noch pfuier) und Emily (eeendlich!!!). Einfach nur toll.
Aber Marie hat recht: wo verdammt bleibt Richard?! Ich hatte mich erst gefreut und im ersten Moment gehofft: Yeah, Richard taucht bei Emily auf....und dann isses nur William. Wääääh!!!!

Aber trotz allem: große Klasse, mach schnell schnell weiter!!
Hugs
Kerstin


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 09.05.2005

Richard hat nun Mal anderweitig zu tun:biggrin: Und weiter geht's erst, wenn auch ich was kriegWink

Hugs, Riska


~ Äther ~ [R-16] - EmilyFan - 10.05.2005

Riska, ich kann es nicht besser in Worte fassen als: Wieso, wieso, WIESO musste William auftauchen? Warum nicht Richard? Warum nicht irgendjemand anders? Warum WILLIAM???

Zitat:„Denkst du nicht, es wäre dann langsam an der Zeit zu gewinnen, Emily?“


Da steigt mich doch alles auf... Gerade er muss das sagen, er, der doch alles für sie getan hat, der immer versucht hat, ihr das Leben schön zu machen, der sie immer unterstützt hat und der niemals etwas getan hat, was sie verletzt hat...

Zitat:Zögert einen Augenblick, ganz besoffen von ihrer Nähe, besinnt sich trotzdem, passt den genauen Moment ab, offenbart ihr, dass sie besser war als ihre Tochter.


Ich versteh nicht, wieso Emily überhaupt noch mit ihm redet, das ist doch einfach nur widerlich - er ist widerlich.

Bitte tu mir einen Gefallen und sei so gut und lass ihn wieder verschwinden... egal, wohin, nur gaaaaaaaaanz weit weg von allen Gilmores oder allen, die mal Gilmores waren.


Logan und Rory *hüpf*, das ist zu schön, um wahr zu sein... also nehm ich mal an, dass Rory aufwacht und feststellt, dass sie alles nur geträumt hat (halt, das mit den Träumen war ja meine Taktik Wink) . Naja, gut, dann eben nicht geträumt, aber ich sehr zuversichtlich, dass du dir da irgendwas einfallen lässt, was die beiden wieder auseinander bringt... :heul:


Luke und Lorelai waren niedlich... aber auch das wird nicht von Dauer sein, was passiert? Trifft ein Komet ihr Haus? Tut sich ein großes Loch in der Erde auf und sie fallen hinein? Trifft sie beide der Blitz???

Wie du an meinem FB vielleicht erkennen kannst... ich hab ne neue Taktik, ich rechne bei dir nur noch mit dem Schlimmsten, dann kann man gar nicht mehr sooo schockiert sein. Mal sehen, ob es klappt :biggrin:

Riska, du machst dem Emilynismus alle Ehre, du quälst uns... aber weißt du, wo das Problem liegt??? Du quälst auch die Meisterin.

Auf jeden Fall hast du die Teile wie immer wirklich gut geschrieben, deine Gedichtauswahl war auch super, hab es sehr gern und habs vor Jahren mal auswendig gelernt *brav herunterbet* Wink
Ich bin mal seeehr gespannt, wie es weiter geht. (Emily und William? Richard holt Zitty aus ihrem düsteren Dasein und bietet ihr endlich ein Leben, wie sie es verdient? :ohmy: )

Ich bin gespannt und vorbereitet *gg*

:knuddel: HDL
ein das Schlimmste befürchtendes und dennoch hoffendes Bienchen

P.S.: Wenn alle Stricke reißen, es gäbe da noch immer Pennilyn *gg*


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 10.05.2005

Wowh, dass war wohl das längste Feedback der Welt. Und rechne mit dem Schlimmsten, Baby, ich jedenfalls bin zu allem bereit:biggrin: Und William ist es auch. Ebenso wie Emily. Und Rory. Und Richard. Und Lorelai. Nur nicht Pennilyn, die bleibt brav dort wo sie ist: In meinem Keller, bei Brot, Wasser und höhnischem Gelächter ihrer Foltermeister.

Riska


~ Äther ~ [R-16] - young miss - 10.05.2005

Ich tauche auch mal wieder auf und schaff es endlich mal wieder FB zugeben!

Ich hatte natürlich in der Szene mit Emily auch erst auf Richard getippt, aber William??
Wiso??

Ich versuche auf jeden Fall wieder regelmäßiger FB zu geben!Wink


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 12.05.2005

Es tut ihm schon wieder leid, dass er so unwirsch zu der Garderobiere war, seinen Unmut an ihr ausgelassen hat. Aber der Tag liegt ihm schwer in den Knochen, die ganze Woche tut es, von Stadt zu Stadt ist er gehetzt, gestern Mailand, heute Paris, morgen Wien, ein fruchtloses Treffen nach dem anderen, alles was er will, ist sich auszuruhen und sei es nur in einem Hotelbett. Aber nein, man schleift ihn zu einem dieser Empfänge, Kontakte pflegen, Small Talk während er beinahe im Stehen einschläft. Ich bin einfach zu alt, denkt er, ertappt sich viel mehr bei diesem Gedanken und schiebt ihn sofort zur Seite. Nein, so einfach wird er es sich nicht machen, so einfach wird er es keinem machen. Nur weil die letzten Tage anstrengend und erfolglos waren, ist er nicht weniger gut. Im Gegenteil, noch nie konnte er auf so viele erfolgreiche Geschäftsabschlüsse verweisen, wie in den letzten Monaten. Also wird er auch diesen Abend überstehen, wird es kurz machen, eine Stunde und er wird sich höflich verabschieden.
Er betritt den Saal, hält überrascht inne, obwohl er niemals hier war, kommt ihm alles merkwürdig vertraut vor. Wenn es nicht so albern wäre, dann, nein – und dennoch, alles, die Blumen, die Tische, die Musik, alles trägt diese eine Handschrift. Mach dich nicht lächerlich, Richard, mahnt er sich selbst und greift nach einem Glas Champagner. Etwas ziellos streift er umher, hält Ausschau, weiß selbst nicht nach was, bis er es schließlich gefunden hat.
„Weißt du, erst dachte ich, ich bin übermüdet oder verrückt oder gar beides, aber scheinbar erfreue ich mich bester physischer und psychischer Gesundheit.“
Erschrocken fährt sie herum, sieht ihn mit leicht geöffnetem Mund an. „Richard!?! Was machst du denn hier?“
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, entgegnet er, hebt die Augenbrauen dabei.
„Im Gegensatz zu dir stehe ich auf der Gästeliste“, antwortet sie mit einem süffisanten Lächeln.
„Woher willst du das wissen?“
„Weil ich sie gemacht habe.“
„Du hast was?“, er verschluckt sich beinahe am Champagner, sie lacht ihn leise aus.
„Die Gästeliste. Genauso wie ich die Einladungen verschickt habe, die Blumen ausgewählt, das Essen, die Getränke.“
„Und weswegen?“
„Weil es mein Job ist, deswegen, Richard.“
„Oh“, er nickt, verbirgt seine Verwirrung, beschließt daher schlichtweg das Thema zu wechseln. „Möchtest du tanzen?“
Sie hebt erstaunt die Augenbrauen. „Ich denke nicht, dass das einen sehr guten Eindruck machen würde.“
„Du hast Recht. Es würde wirklich kein gutes Licht auf dich werfen, mit einem Mann zu tanzen, der seiner Ex-Frau derart schlechten Unterhalt zahlt, dass sie arbeiten muss.“
Sie lacht. „Das hat nichts mit Geld zu tun, Richard.“
„Weshalb tust du es dann?“
„Ich“, ein Lächeln, sie nippt an ihrem Champagner. „Ich weiß es nicht. Es hat sich so ergeben. Außerdem kann man es nicht wirklich als Arbeit bezeichnen. Ich tue lediglich das, was ich jahrelang getan habe. Ich organisiere gediegene Gesellschaften.“
„Gesellschaften?“
„Empfänge, Soupers, Cocktailpartys“, führt sie näher aus. „Im Prinzip ersetze ich meinen Kunden nur die Ehefrau, die sie nicht haben.“
„Emily“, ruft er aus, gespieltes Entsetzen, sie verdreht die Augen, lacht leise.
„Nicht was du denkst“, sie deutet mit ihrem Glas auf einen älteren Herrn, eine langbeinige Blondine im tief dekolletierten Kleid räkelt sich an seinem Arm. „George Plisee. Der Gastgeber. In den drei Wochen, seit denen ich für ihn tätig bin, ist das die siebte Frau, die er zur Begleiterin hat“, sie zeigt auf einen weiteren Mann, einige Meter weiter. „Marcel Rozier. Ich habe vor ein paar Monaten für ihn gearbeitet. Ein Firmenjubiläum. Er hatte zwar nicht ganz so viele Begleiterinnen wie Plisee, dafür aber eine umso extravagantere Auswahl.“
„Extravagant?“
„Exotisch. Jung. Sehr jung. Verdammt jung“, erklärt sie.
„Wie jung?“
„Der achtzehnte Geburtstag dürfte bei keiner in allzu weiter Vergangenheit liegen.“
Er schüttelt mit einem leisen Zischen den Kopf, sein Blick bleibt an einem kleinen, gedrungenen Mann kleben. „Was ist mit ihm?“, erkundigt er sich.
„Jean Lacostèe. Verheiratet mit dem rosa Farbknäuel am Buffet. Und das seit dreiundvierzig Jahren.“
„Wie langweilig.“
„Die Stricher von Montmartre würden dir da eindeutig widersprechen.“
„Gott!“
„Oh, das ist nichts im Vergleich zu Albert Poulac.“
Er folgt ihrem Blick, der auf einem attraktiven Mittvierziger im eleganten Seidenanzug hängen bleibt. „Was ist mit ihm?“
„Er hat vergangenen Sommer geheiratet.“
„Und?“
„In Dänemark. Seinen zwanzigjährigen Stiefsohn.“
„Du machst Witze.“
„Ganz und gar nicht.“
„Dann muss ich dich ernsthaft darum bitten, nicht mehr in diesen Kreisen zu verkehren, Emily.“
„Weswegen?“
„Du weißt, was man über schlechte Gesellschaft sagt.“
„Aus Lorelai ist doch trotzdem etwas geworden“, die bisherige Beschwingtheit ist verflogen. Als hätte sie sich plötzlich daran erinnert wer sie ist. Wer er ist.
„Emily“, er legt seine Hand beschwichtigend auf ihren Unterarm. „Sie –“
„Wie war die Hochzeit?“
„Lass uns tanzen“, lenkt er ab, sie öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, doch er ist schneller. „Bitte“, er drückt ihre Hand, sie seufzt, lässt sich von ihm auf das Parkett führen. Er zieht sie an sich, sie beginnen sich langsam im Takt der Musik zu bewegen.
„Ich hatte ganz vergessen, was für ein guter Tänzer du bist“, sagt sie nach einer Weile.
„Nun, es ist schließlich eine ganze Weile her, seit wir miteinander getanzt haben“, entgegnet er lächelnd.
Sie sagt nichts, löst sich von ihm, das Lied ist zu Ende. „Ich sollte mich besser wieder um meine eigentliche Aufgabe hier kümmern“, sie dreht sich um, will gerade weggehen, als er sie aufhält.
„Emily?“
„Richard?“
„Ich hoffe, das mit dem Tanzen ist das Einzige, was du vergessen hast.“
Sie lächelt ohne es zu merken. Es ist nicht ihr gewöhnliches Lächeln. Es muss eines sein, das jahrelang überlebt hat. Es kommt aus der Zeit, als sie noch keine Vergangenheit hatte.

***

Es ist schon spät, weit nach Mitternacht, ein kühler Wind pfeift über die menschenleeren Treppen. Sein Atem geht schwer, die letzten Stufen erklimmt er nur mit Mühe. Sie steht schon oben, versucht ihn nicht auszulachen, ihre Augen glitzern dennoch voll unverholenem Spott. Schließlich ist auch er oben angelangt, sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch er kommt ihr zuvor. „Wage es, Emily. Wage es und ich werde dich die Böschung hinunter stoßen.“
Sie hebt abwehrend die Hände. „Ich wollte dich nur auf den schönen Blick hinweisen.“
„Sicher doch“, er schenkt ihr einen zweifelnden Blick, muss sich wieder beeilen ihr hinterher zu kommen, als sie mit zügigen Schritten die kleine Steigung auf dem Weg zur Sacre-Coeur nimmt.
„Wie kannst du in diesen Schuhen nur so schnell sein?“, ruft er ihr hinterher und sie dreht sich ihm im Laufen zu.
„Wie kannst du mit diesen langen Beinen nur so langsam sein?“, kontert sie, bleibt schließlich vor den Stufen der Kirche stehen. „Voilá“, sie deutet auf das Bauwerk. „Die Sacre-Couer. Zwischen 1876 und 1919 von Abadie erbaut. Der Stil: Romanisch-byzantinisch, daher die weißen Steine. Die Hauptkuppel hat die Höhe von 83 Metern. Und der Blick über Paris ist einfach atemberaubend“, sie deutet auf die Stadt. Paris liegt im Dunkeln. Nun, nicht ganz. Natürlich nicht, tausende von Straßenlaternen, erleuchteter Fenster und blinkender Reklametafeln erhellen die Stadt. Sie geht zu der schmalen Brüstung, deutet auf das Stadtbild. „Siehst du die breite Straße rechts von uns? Die Champs-Elysees. Links davon, hinter der Seine, das ist der Eifelturm. Der Tour Montparnasse, der Jardin du Luxemburg, Notre Dame, der Place de la Bastille“, erklärt sie die kleinen und größeren Punkte. Er folgt ihrem Blick, achtet dabei mehr auf sie, als auf die Stadt. Sie sieht gut aus, glücklich. Es scheint, als sei sie ohne ihn besser dran, als hätte er sie gefangen gehalten. Er versucht nicht zu auffällig zu starren, mustert sie nur verstohlen. Sie trägt ein einfaches Ensemble, hochgeschlossen, ungewöhnlich für sie, feine Wolle, die Farben von Herbstblättern ziehen sich durch das grobmaschige Gewebe. Der Kastanienton darin gleicht sich genau mit dem ihrer Haare, sie passen zu ihr, diese Farben. Zum ersten Mal fragt er sich, wieso sie nicht schon früher gegangen ist. Weshalb sie blieb, bei ihm.
„Klingt so, als ob du öfter hier wärst.“
Sie zuckt mit den Schultern. „Hin und wieder. Ja. Ich mag es hier. Es ist so ruhig und dennoch ist man in der Stadt. Am Rande zwar, aber sie liegt einem zu Füßen. Es hat etwas Magisches an sich“, sie lacht über ihre eigene Wortwahl.
„Wenn das so ist, sollten wir diesen Ort noch eine Weile genießen“, entgegnet er. „Außerdem hat mir der Aufstieg mehr zugesetzt, als ich jemals zugeben würde.“
„Gerne“, sie nickt, deutet mit dem Kinn auf eine der Bänke.
„Warte“, hindert er sie daran Platz zu nehmen, schlüpft aus seinem Mantel, breitet ihn über die Fläche aus Stein. „Madame.“
„Merci, Monsieur“, sie nimmt Platz, streicht ihr Kleid dabei glatt.
Auch er setzt sich, richtet seinen Blick wieder auf die Stadt. „Weißt du, was ich mich frage?“
„Was?“, erkundigt sie sich.
„Was man sich hier so über mich erzählt.“
„Wie meinst du das?“, fragend sieht sie ihn an.
„Nun, ich weiß alles über Marcel Roziers thailändische Mätressen oder Albert Poulacs Ehe mit dem Sohn seiner Ex-Frau. Aber ich habe keine Ahnung, was man sich so über mich erzählt.“
„Du bist kein Franzose, Richard. Du lebst nicht in Paris. Es wird selten über Ausländer getratscht.“
„Es gibt also überhaupt nichts. Kein einziges Gerücht, das über Richard Charles Gilmore kursiert??“
„Nun“, nachdenklich befeuchte sie ihre Lippen. „Man erzählt sich natürlich, dass er seiner Ex-Frau sowenig Unterhalt zahlt, dass sie sich gezwungen sieht, zu arbeiten.“
„Davon habe ich auch schon gehört“, bestätigt er grinsend, beide tun es, jeder für sich. „Und das ist alles?“
„Er soll ein hervorragender Tänzer sein“, fährt sie fort. „Außerdem treibt er sich nachts angeblich gerne in Montmartre herum.“
„Dasselbe habe ich von seiner Ex-Frau gehört.“
„Tatsächlich?“, mit gespieltem Entsetzen hebt sie die Augenbrauen. „Man sollte meinen in ihrem Alter wisse sie, dass sich so etwas für eine allein stehende Frau nicht gehört. Man könnte auf falsche Gedanken kommen.“
„Nicht wenn Jean Lacostèe in der Stadt weilt. Die männlichen prostituées dürften alle occupée sein.“
Ihre Kinnlade klappt ein kleines Stück nach unten. „Du bist unmöglich“, erklärt sie.
„Hat sie denn Rendevouz?“, ignoriert er ihren Einwand.
Sie zögert, einen kurzen Augenblick nur, dann antwortet sie. „Hin und wieder, ja.“
„Und?“
„Was meinst du?“
„Ich weiß nicht“, ein Blinzeln, der Blick schweift wieder in die Ferne. „Einfach nur so.“
„Manchmal ist es ganz schön, wenn man zum Essen ausgeführt wird“, gibt sie ehrlich zu. „Wenn man gesagt bekommt, wie reizend man aussieht, wie charmant man doch sei, wie unterhaltsam. Es ist gut für das Ego. Aber mehr – Nein. Es gefällt mir Single zu sein. Es freiwillig zu sein.“
„Mir geht es genauso. Nicht, dass ich es sonderlich schätze, wenn mir jemand sagt, dass ich reizend aussehe - aber ein gutes Abendessen in angenehmer Gesellschaft“, ein Seufzen.
„Abendessen?“, hakt sie vorsichtig nach, neugierig.
Er sieht sie an, sie erwidert den Blick. Kurz nur, aber es reicht, um die Antwort in seinen Augen zu lesen. Mit leichter Bestürzung senkt sie den Kopf, starrt auf das Kopfsteinpflaster. „Und du?“
„Nein“, ruft sie aus. „Nein“, wiederholt sie mit Nachdruck. „Ich –“, sie fährt sich über die Stirn. „Ich weiß nicht. Das - daran habe ich bislang nicht gedacht. Ich meine - ein Kuss, vielleicht, ja. Aber -“, heftig schüttelt sie den Kopf. „Nein.“
„Du solltest es vielleicht tun“, sie runzelt verwirrt die Stirn und er erklärt sich. „Wir sind einander zu nichts mehr verpflichtet.“
„Ich weiß“, sagt sie leise. „Dennoch, es käme mir seltsam vor.“
Trotz William Farnsworth, er glaubt ihr. So wie ihre Antwort aufrichtig gemeint war. „Man gewöhnt sich an alles. Also denk darüber nach, bitte.“
„Eine seltsame Bitte ist das, Richard.“
„Vermutlich, ja. Aber tu es einfach. Denk darüber nach. Nicht nur darüber, sondern auch darüber wieder eine Beziehung zu führen. Ich für meinen Teil möchte nicht eines Tages aufwachen und feststellen müssen, dass ich alleine bin. Den Rest meines Lebens alleine verbringen werde. Genauso wenig, wie ich möchte, dass es dir so geht.“
„Also bist du ernsthaft auf der Suche?“
„Nein. Ja. Ich habe Verabredungen. Und falls eines Tages die Richtige dabei sein sollte, so werde ich nicht Nein sagen“, er versucht ihren Gesichtsausruck zu deuten, doch der Wind hat einzelne Strähnen über ihre Wange geweht, eine Flut von braunem Haar, die ihm die Sicht versperrt. „Würdest du es denn tun?“
„Darüber habe ich offen gestanden nie nachgedacht. Aber vermutlich nicht, nein. Wenn ich tatsächlich das Gefühl haben sollte, einem Mann begegnet zu sein, der mehr für mich ist, als nur ein charmanter Begleiter – weshalb nicht.“
„Gut“, er atmet mit leichter Erleichterung aus. „Es ist schön.“
Wieder sieht sie ihn fragend an, wieder erklärt er sich. „Mit jemandem zu reden. Mit jemandem zu reden, ohne sich breit erklären zu müssen. Jemandem der einen gut genug kennt, um zu wissen, was man meint, auch wenn man keine großen Worte macht.“
„Das ist es“, ein Lächeln auf ihren Lippen, die Augen bleiben dabei merkwürdig leblos. „Würdest du mir einen Gefallen tun, Richard?“
„Natürlich.“
„Falls du, falls du jemanden findest, mit dem du-“
Er unterbricht sie, führt den Satz zu Ende. „Dann werde ich dich rechtzeitig darüber informieren.“
„Gut, denn ich möchte es nicht von", ein leises Schlingern in der Stimme. „Bekannten erfahren", lügt sie. „Nicht noch einmal“, sie schluckt eine Träne herunter. „Glaubst du, sie wird wieder mit mir reden?“, fragt sie ihn leise. „Ich meine nicht heute oder morgen oder in einem Jahr. Aber irgendwann. Glaubst du, sie wird es tun?“
Für einen Moment fühlt er sich versucht zu lügen. Lässt es jedoch. „Ich weiß es nicht“, gibt er also offen zu.
„Ich vermisse sie, Richard. Ihr sinnloses Gerede von Schuhen und Ambossen. Ihren Gesichtsausdruck, wenn etwas serviert wurde, das sie nicht gerne isst. Ihr Lachen“, sie sieht ihn an. „Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass sie sonderlich viel gelacht hat. Zumindest nicht in meiner Gegenwart“, ihr Blick wandert zurück auf die Stadt. „Als sie ein kleines Mädchen war, da habe ich mir immer vorgestellt, wie sie wohl als erwachsene Frau sein würde. So war es nicht. Nicht annähernd. Und jetzt, jetzt hat sie ein eigenes Hotel. Sie ist verheiratet. Mit Luke. Ein Mann ohne High School Abschluss, der ein Diner führt. Fehlt nur noch, dass sie Kinder bekommen. Kleine, schlecht rasierte Bauarbeiter.“
Erneut schwankt er zwischen Wahrheit und Lüge, entschließt sich dieses Mal für die letztere Variante. „Er ist ein netter Kerl. Vielleicht nicht gerade Prinz Charming, aber dennoch ein netter Kerl.“
Sie seufzt. „Vermutlich. Ja, ganz sicher. Und sie liebt ihn, oder? Wir haben sie nicht dazu erzogen einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt.“
„Wir haben von ihr verlangt, dass sie Christopher heiratet.“
„Sie hat ihn geliebt, Richard. Lorelai hat ihn geliebt. Sehr lange sogar. Bis sie sich dazu entschlossen hat, diesen Luke zu lieben.“
„Und was ist mit diesem Max? Was ist mit Jason?“
„Hätte sie einen von ihnen wirklich geliebt, dann hätte sie ihn geheiratet.“
„So einfach ist das in deinen Augen?“
„Für dich denn nicht? Hältst du Liebe nicht für den einzigen Grund, weswegen wir –“ sie bricht ab. „Erzähl mir von ihr.“
„Was willst du denn wissen?“
„Alles“, erklärt sie. „Rory. Sie redet nie über Lorelai. Ich habe keine Ahnung wie es ihr geht, was sie tut. Nichts, ich weiß nichts über meine Tochter.“

Ihre Schultern berühren sich beinahe, keine Handbreit trennt sie, während er mit leiser Stimme spricht. Sie unterbricht ihn nicht, hört schweigend zu, saugt seine Worte in sich auf, während sie in Gedanken ein imaginäres Bild spannt. Eine billige Kopie der wahren Geschehnisse. Doch so billig sie ist, so tröstlich zugleich. Der Schmerz bleibt jedoch weiterhin bestehen. Er schließt, sieht sie an. Ihr Haar flattert leicht im Wind, ihre Lider sind gesenkt.
„Es ist spät“, sagt sie und steht auf.
„Natürlich“, auch er erhebt sich, nimmt seinen Mantel und schlüpft hinein. „Darf ich dich nach Hause begleiten?“, er bietet ihr seinen Arm an, sie nimmt ihn mit einem Lächeln.
Langsam steigen sie die Treppen nach unten, winken auf einer der Hauptstraßen ein Taxi herbei. So viel sie zuvor gesprochen haben, so schweigsam sind sie jetzt. „Warten sie bitte einen Augenblick“, weist Richard den Fahrer an, als sie angekommen sind und steigt aus, geht um den Wagen, öffnet ihr galant die Tür. „Madame.“
„Merci“, sie kramt ihren Schlüssel hervor, während sie zur Tür gehen.
„Gute Nacht“, sie reicht ihm die Hand, ein warmer Händedruck.
„Gute Nacht“, sagt auch er, wartet, bis sie halb in der Tür verschwunden ist, ehe er zurück zum Wagen geht.
„Richard“, er fährt herum, sieht sie erstaunt an.
„Emily?“
Sie geht auf ihn zu, spielt nervös mit dem Schlüssel in ihren Händen. „Was“, setzt sie an. „Was, wenn es William wäre?“
„Wenn er was wäre?“
„Der Mann. Der Mann mit dem ich mich treffe. Hin und wieder. Nicht der Einzige. Aber der Einzige, der“, sie seufzt. „Der Einzige bei dem ich mir vorstellen könnte-“, sie bricht endgültig ab, hat Angst zu weit gegangen zu sein.
Er presst die Lippen aufeinander. „Ich würde mich für dich freuen“, er sieht die Zweifel in ihrem Gesicht und geht das letzte Stück auf sie zu und nimmt ihre Hände, drückt sie fest, während er ihre Wange küsst. „Sehr sogar“, bekräftigt er seine Antwort und sie atmet erleichtert aus.
„Danke“, ein Lächeln, sie widersteht der Versuchung ihn zu umarmen, dreht sich stattdessen eilig um und verschwindet in dem alten Gebäude, kehrt dieses Mal nicht zurück. Er zieht seinen Mantel enger um sich, merkt mit einem Mal wie müde er doch ist. Erinnert sich erschrocken, wie spät es ist. Drei Stunden nur noch, dann wird sein Flug nach Wien gehen.

To be continued


~ Äther ~ [R-16] - young miss - 12.05.2005

Mal wieder ein sehr, sejr gelungener Teil, mit einigen witzigen Stellen:

z.B.

Zitat: „Er hat vergangenen Sommer geheiratet.“
„Und?“
„In Dänemark. Seinen zwanzigjährigen Stiefsohn.“
„Du machst Witze.“
„Ganz und gar nicht.“


und auch traurigeren Stellen:

z.B.

Zitat: Sie geht auf ihn zu, spielt nervös mit dem Schlüssel in ihren Händen. „Was“, setzt sie an. „Was, wenn es William wäre?“
„Wenn er was wäre?“
„Der Mann. Der Mann mit dem ich mich treffe. Hin und wieder. Nicht der Einzige. Aber der Einzige, der“, sie seufzt. „Der Einzige bei dem ich mir vorstellen könnte-“, sie bricht endgültig ab, hat Angst zu weit gegangen zu sein.
Er presst die Lippen aufeinander.



~ Äther ~ [R-16] - *Jessy* - 12.05.2005

Also Riska, wieder mal große Klasse, ehrlich!!!!
Ich bin begeistert, so viel Emily und Richard, hach, das ist toll, einfach nur toll. Die beiden tanzen und unterhalten sich... Cool Ich bin echt happy.

Aber das Ende...ich meine William....wie konntest du nur?! Dass kann nicht dein Ernst sein!!! *grml* Emily und William.....das ist einfach.... Nono
So wie Abraham in deiner letzten FF....einfach nur gruselig..... :heul:

Warten wir ab wie es weiter geht, bin sehr gespannt!! Also, flott flott weiter!!!
hugs
Kärschdin.


~ Äther ~ [R-16] - GG_Addict - 12.05.2005

Muss young Miss zustimmen, der Teil ist wiedermal grandios!

Von Zeile zu Zeile wechseln die Emotionen, aber selbst das Lustige hat permanent einen bitteren Nebengeschmack, wenn man bedenkt, dass Richard und Emily da stehen, nebeneinander aber doch nicht zusammen *schnief* Möge man mich für bescheuert halten aber die eine oder andere Träne hat sich doch gebildet, bei mir... :heul:

Paris, Paris, Paris, so sehr ich die Franzosen hasse, so sehr liebe ich diese Stadt. Und dann noch Montmartre, die schönste Gegend in Paris überhaupt *schluck*

Ich find das is einer deiner besten Teile überhaupt. Zuerst diese geniale Beschreibung des Festes, mit all den Einzelheiten die Emily weiß, oder wie Richard alles wieder erkennt und ihm aber nicht bewusst ist warum, dann der Anstieg auf Montmartre, was ja nicht grad das leichteste ist, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Das is so herzig! Diese Stelle überhaupt:

Zitat:„Wie kannst du in diesen Schuhen nur so schnell sein?“, ruft er ihr hinterher und sie dreht sich ihm im Laufen zu.


*rofl* Genial!

Aber dann gleich drauf diese Unterhaltung über Lorelai und über die Verabredungen der beiden... besonders angetan hats mir dieser hier:

Zitat:Und falls eines Tages die Richtige dabei sein sollte, so werde ich nicht Nein sagen


*doppelschluck* Dazu kann ich nicht mehr sagen, das is einfach nur zum heulen wenn man bedenkt dass er doch direkt neben ihr sitzt!!!

Wirklich, ein Teil der Superlative, kaum zu toppen, aber wie ich dich kenn, schaffst du auch das Wink

Was mich noch interessieren würde, wie lang ist Em schon in Paris? Oder kommt das noch raus? Weil ihrer Lebensweise nach zu urteilen dürft das schon eine Weile sein.

Also, ich muss mich wiederholen, der Teil haut mich einfach nur um! Sowohl von Quantität als auch von Qualität Wink :biggrin:

Je t'embrace et grosses bises Wink
Marie (yeah, mein Name passt zur language :biggrin: )


~ Äther ~ [R-16] - Riska - 12.05.2005

Danke, danke, danke.... also die Szene spielt im Spätsommer/Herbst, Emily ist also so ca. ein Dreiviertel Jahr da:biggrin: Und demnächst werden wir bzw. ich nach 2006 springne... Zeitreisen machen doch Spaße *G*

PS: Eine sehr leise anspielung hat allerdings keiner von euch mitbekommen, Lorelai und Luke betreffendWink

Riska