okay... ich hab mir überlegt, auch mal was zu schreiben. ich weià nicht, ob und wie es euch gefällt, war ne spontane idee.
Durch die Nacht
Da saà sie nun auf der Treppe vorm Haus, ihr Handy in der Hand.
Sie hatte versucht Dean anzurufen, wollte mit ihm reden, Bestätigung bekommen, dass es kein Fehler war.
SchlieÃlich hatte er gesagt, dass er sie liebt.
Sie wollte nicht die âandere Frauâ sein.
So hatte es ihre Mutter ausgedrückt.
Rory war wütend geworden und hatte ihr Wörter an den Kopf geworfen, die ihr schon jetzt wieder schrecklich leid taten.
Und dabei hatte ihre Mom so recht.
Die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung hatte ihr die bittere Erkenntnis gebracht.
Lindsay.
Rory war so aufgewühlt, dass sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
Sie, Rory, WAR die andere Frau.
Die Frau, die gerade mit ihrem verheirateten Ex-Freund geschlafen hatte.
Sie stand auf und lief einfach los.
Sie lief und lief, die Tränen und die Schluchzer machten ihr das Atmen schwer.
Irgendwann blieb sie keuchend und mit Seitenstichen stehen.
Ihre FüÃe hatten sie zu automatisch zu ihrer Lieblingsstelle getragen.
Zum See mit dem kleinen Steg.
Nach Atem ringend lieà sie sich auf das warme Holz sinken und starrte in den Himmel.
Sie verband so viel mit diesem Ort.
Hauptsächlich Erlebnisse mit Jess.
Ãber den wollte sie momentan allerdings als letztes nachdenken, denn er hatte ihr sehr wehgetan.
Noch mehr seelischen Schmerz konnte und wollte sie jetzt nicht ertragen.
Sie setzte sich auf und sah aufs Wasser.
Ein einsamer Reiher war auf der Jagd, seine Manöver waren das einzige Geräusch in dieser lauen Nacht.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr.
Sie schrak auf und stellte erstaunt fest, dass es Dean war, der sich neben sie setzte.
âHey Rory.â
Das Wasser reflektierte den Mondschein auf seinem Gesicht.
Er sah so gut aus.
Sie blickte ihm kurz in die Augen und spürte wieder diese Wärme, die unbeschreibliche Nähe, die sie bis jetzt nur bei ihm gespürt hatte.
Sie war so verwirrt.
Warum nur musste sich Jess in ihr Leben schleichen? Wäre er nicht gewesen, wer weiÃ, vielleicht würden sie und Dean jetzt unter weitaus erfreulicheren Umständen hier an dieser Stelle sitzen und die Natur beobachten.
Es hätte so schön sein können.
Sie hatte mit ihrer ersten groÃen Liebe geschlafen⦠gab es, von auÃen betrachtet, etwas besseres?
Dean erwiderte ihren Blick und lächelte unsicher.
âWie geht es dir, Rory?â
Das war Dean, ihr Dean.
Immer besorgt um sie, immer für sie da.
Wieder spürte sie Tränen aufsteigen, die sie nicht unterdrücken konnte.
Dean zog sie zu sich, sie wehrte sich nicht.
Minutenlang hielt er sie einfach fest und wiegte sie sanft hin und her.
Sie fühlte sich in seinen Armen geborgen und wollte es nie mehr missen.
Aber es war falsch.
Einfach so verdammt falsch.
Nur ein paar hundert Meter entfernt saà irgendwo Lindsay und wartete auf ihren Ehemann, der hier saà und die falsche Frau im Arm hielt.
Rory befreite sich aus Deans Armen und wischte die letzte Träne mit ihrem Ãrmel ab.
âDean⦠wann willst du es ihr sagen?â
Er schaute sie nicht an, fixierte einen unbestimmten Punkt weiter drauÃen auf dem See.
âDean?â
Er seufzte und nach einer unendlich scheinenden Ewigkeit blickte er ihre endlich in die Augen.
Sein Blick sagte Rory alles.
Er würde es Lindsay nicht sagen.
Niemals.
Er würde diese Nacht vergessen und weitermachen wie bisher.
Sie sah ihn ungläubig an.
Dabei hatte er vorhin gesagt, es würde nicht funktionieren, das mit ihm und Lindsay.
Sie hatte innerlich gehofft, dass er es ernst meinte und sich scheiden lieÃ.
Dass sie irgendwann nicht mehr als âdie andere Frauâ gesehen wurde.
Dass er sie liebte.
Er hatte es gesagt.
Dean saà einfach nur da, schaute sie mit diesem Blick an und biss sich auf die Unterlippe.
âRory⦠versteh doch bitte⦠ich kann nicht.â
Die Nähe war verschwunden.
Ebenso die Geborgenheit und die Wärme.
Sie hatte noch nie einen Menschen gehasst, noch nicht mal Jess, der es wirklich verdient gehabt hätte, gehasst zu werden.
Aber jetzt gerade machte sich dieses Gefühl in ihr breit, ganz langsam wurde es ihr bewusst.
Sie hätte von jedem Typen dieser Welt so eine Reaktion erwartet.
Von jedem, aber nicht von Dean.
Es passte nicht zu ihm.
Innerlich musste Rory bitter lachen und schalt sich selbst eine Idiotin.
Natürlich konnte ich das erwarten, schlieÃlich hat er es fertig gebracht, seine Frau zu betrügen ohne mit der Wimper zu zuckenâ¦
Was hatte sie sich nur gedacht?
Was hatte er sich gedacht?
âRory? Sag doch bitte was.â
Sie schüttelte den Kopf.
âIch hab dir nichts mehr zu sagen. Tut mir leid.â
Mit diesen Worten stand sie auf und lieà Dean allein auf dem Steg zurück.
Langsam ging sie zurück in Richtung Gilmore-Haus.
Plötzlich empfand sie die Nacht als unangenehm kühl.
Sie hatte keine Tränen mehr und es war ihr recht.
Sie wollte nicht weiter um Dean weinen.
Er hatte es nicht verdient.
Als sie an Lukes Diner vorbeikam, sah sie eine ihr sehr bekannte Person an der Wand lehnen.
Er war also schon wieder da.
Obwohl sie ihn weggeschickt hatte, als er so plötzlich in Yale aufgetaucht war und sie mitnehmen wollte.
âHallo Rory.â
Jess kam nicht zu ihr, lehnte weiter an der Wand während er sie grüÃte.
Seine Umrisse warfen im Mondlicht lange Schatten auf den Asphalt.
Sie nickte ihm zu und blieb stehen.
Sie brauchte nichts zu sagen, keine Fragen zu stellen.
Es war klar, warum er zurück in Stars Hollow war.
âGib mir Zeit, Jess.â
Sie hatte diese Worte einfach gesagt, bevor sie es registrieren konnte.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht hatte ihr Herz ohne ihren Verstand gehandelt.
Die erste Handlung war falsch gewesen, definitiv.
Aber vielleicht würde die zweite ein glücklicheres Ende nehmen.
Irgendwann.
Jess schenkte ihr das strahlendste Lächeln, was sie jemals bei ihm gesehen hatte.
Er nickte und sie wusste, er würde warten.
Sie konnte nicht sagen, ob sein Warten belohnt werden würde.
Das würde sich zeigen.
Irgendwann.
Als nächstes musste sie sich bei ihrer Mutter entschuldigen, das war jetzt das wichtigste.
Rory setzte sich wieder in Bewegung und lief, ohne sich noch einmal umzudrehen, nach Hause.