1. Goodbye my Friend
âJess, bist du das? Jess ich bin mir ziemlich sicher, dass du es bist, und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du mich andauernd anrufst und nichts sagst, aber etwas sagen willst. Hallo? Du willst nichts sagen? Ok, dann rede ich. Du hättest mit mir reden können. Du hättest mir sagen können, dass du Probleme in der Schule hast und deinen Abschluss nicht machen wirst, und dass dein Vater da war, aber du hast mir nichts gesagt. SchlieÃlich bist du nicht mit mir auf meinen Abschlussball gegangen, du warst nicht bei meiner Abschlussrede, und du bist einfach wieder abgehauen. Ohne dich zu verabschieden. Ok, ich habâs kapiert, aber das war es für mich. Morgen gehe ich mit meiner Mum nach Europa, und danach werde ich nach Yale gehen. Ich werde dir nicht hinterher trauern, ich hoffe du dachtest nicht, dass ich das tun würde, ok? Ich glaube...ich glaube ich habe dich einmal geliebt, aber jetzt nicht mehr. Ich denke das war es. Ehm, ich hoffe dir geht es gut. Ich will, dass es dir gut geht und, ehm, auf wiedersehen, ich weià das klingt jetzt ziemlich dumm, aber es ist nun mal so, Lebwohl.â
Mit diesen Worten klappte Rory ihr Handy zu. Das war es, endgültig. Sie wollte es zwar nicht, aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie gelogen hatte. Sie liebte ihn immer noch, es war ihr nicht egal, dass er weg war und sie wollte ihn einfach wieder bei sich haben. Sie würde ihn nicht vergessen. Doch schnell verdrängte sie all dies wieder und ging zu ihren GroÃeltern, die schon auf sie warteten.
âRory, wir sind so stolz auf dichâ, sagte Emily und strahlte sie dabei glücklich an. Richard lächelte ebenfalls. Natürlich waren sie glücklich, Rory würde nach Yale gehen, und das war schlieÃlich das, was die beiden sich erhofft hatten.
Bald stieà auch Lorelai zu den dreien, und gemeinsam gingen sie zum Parkplatz, um nach hause zu fahren. Doch vorher hatten Richard und Emily noch ein Ãberraschung für sie. âNachdem du nun alle Erwartungen, die man an eine perfekte Enkeltochter haben kann, so freiwillig und mit Bravur erfüllt hast, denken wir, das man das auch entlohnen sollteâ, verkündete Richard feierlich. âAber ich bekomme doch schon das Geld für Yale von euch, das ist genug für alle Geburtstage und Weihnachten und andere Anlässe die noch kommen werden!â, meinte Rory vorwurfsvoll, aber man merkte, dass ein gewisser Stolz in ihrer Stimme mitschwang.
âPapperlapapp, du wirst weiterhin Geschenke von uns bekommen, und gerade dieses ist besonders wichtig, denn wir möchten schlieÃlich, dass, auch wenn du in Yale studierst und wohnst, du wie immer zum Freitag-Abendessen erscheinst, und da wir es ja nicht verantworten können, dass du mit dem Bus fährst, bekommst du von uns das hierâ, Emily hielt eine Autoschlüssel in der Hand und klimperte ein bisschen damit.
Rory hüpfte herum vor Freude, âWow, ihr schenkt mir ein Auto? Das ist so toll! Ihr seid wirklich die Besten!!â
Für einen Moment, war sie wirklich wieder richtig fröhlich, für einen Moment hatte sie Jess schon fast vergessen, doch dann als sie an das Auto dachte, erinnerte sie sich an den Autounfall mit ihm, und ihr Stimmung schlug wieder um, sie bemühte sich zwar, dass ihre GroÃeltern nichts davon mitbekamen, doch Lorelai bemerkte sofort den, wenn auch nur leicht, veränderten Gesichtsausdruck auf Roryâs Gesicht. Dennoch sagte sie nichts.
Nachdem Rory endlich unter all den Autos, die ihre ehemaligen Mitschüler und Mitschülerinnen zum Abschluss geschenkt bekommen hatten, ihres gefunden hatte, wurde es Zeit für Richard und Emily nach hause zu fahren, und auch Rory und Lorelai machten sich auf den Weg zurück nach Stars Hollow.
Als Rory an einer roten Ampel anhielt, sah sie Dean mit Lindsay Hand in Hand spazieren gehen. Sie sahen so glücklich aus, wie sie dort langgingen und immer wieder anhielten um sich zu küssen, und gegenseitig zu necken.
âIch war auch mal so glücklich mit ihmâ, dachte Rory bei sich, und sie verspürte einen leichten Stich im Herzen, als sie realisierte, dass sie Dean einfach so aufgegeben hatte für Jess. Und nun war Jess weg, Dean mit Lindsay glücklich, und Rory ganz alleine. Na ja, sie hatte noch ihre Mum, und Lane, aber das war etwas anderes. Rory wollte wieder glücklich sein, jemanden haben den sie liebte, und der auch sie liebte. Doch für den Moment war sie erst mal allein. Natürlich würde sie auch so klarkommen, sie war schlieÃlich stark. Doch da war immer noch dieses kleine Stimmchen in ihrem Kopf, dass immer wieder sagte âDu möchtest doch, dass er zurück kommt, du liebst ihn doch!â. Sie überlegte ob diese Stimme Recht hatte, doch dann hörte sie ein lautes Hupen hinter sich, und der Gedanke war fort. Schnell fuhr sie weiter, an der mittlerweile wieder grünen Ampel vorbei, auf direktem Wege nach hause.
Am nächsten Morgen:
âHey SüÃe, wie weit bist du?â, rief Lorelai aus der Küche.
âWomit?â, kam eine verschlafene Stimme aus Roryâs Zimmer.
âPacken natürlich du Trantüte, kannst du dich noch erinnern? Wir zwei. Europa. Heute. Na, klingelts?â
Rory sah auf die Uhr, es war noch nicht mal sieben. Der Tag fing gut an. Natürlich hatte sie schon gepackt, zwar viel zu viel, wie sie nach einer Weile feststellte, aber das lieà sich durch die Reduzierung auf 10 Bücher beheben.
Natürlich war Lorelai noch lange nicht fertig, und während sie noch fleiÃig beim packen war, saà Rory auf dem Sofa und starrte Löcher in die Luft.
Als Lorelai das bemerkte hielt sie inne. âWas ist los mit dir?â
âHm?â Rory wirkte als hätte man sie aus dem Schlaf gerissen.
âIch wollte wissen was mit dir los ist. Du warst gestern schon auf einmal so komisch. Du hast doch irgendetwas. Komm schon erzähl.â Lorelai versuchte nicht allzu tief zu bohren, um Rory nicht zu verschrecken.
âAch es ist gar nichtsâ, versuchte Rory ihrer Mutter und vorallendingen sich selbst einzureden.
âOkâ, Lorelai war enttäuscht, dass Rory sie anlog, aber wenn sie nicht darüber sprechen wollte, musste sie das wohl akzeptieren. AuÃerdem hatte sie auf dem langen Europatrip noch genug Zeit, Rory wieder aufzutauen.
âAber du weiÃt, dass du immer zu mir kommen kannst, egal was ist, ok?â
âJa Mum, ich weiÃâ. Rory lächelte ihrer Mum zu, doch dann wurde ihr Gesicht ernst und sie sagte âJetzt beeil dich aber, du weiÃt doch. Wir zwei. Europa. Heute.â
Lorelai lachte und bewarf Rory mit einem T-Shirt. Doch das hätte sie nicht tun sollen, bald war eine wilde Klamottenschlacht ausgebrochen. Nach einer Weile lagen Mutter und Tochter erschöpft auf dem Sofa. âWir sollte uns wirklich beeilen, sonst kommen wir heute gar nicht mehr wegâ, keuchte Rory und nahm dabei eine Hose von dem Gesicht ihrer Mutter.
Endlich, nach einer weiteren Stunde, gingen sie aus dem Haus.
âUnd jetzt zu Luke, wir müssen uns doch noch von ihm verabschieden!â, meinte Rory, nachdem alles in Lorelaiâs Jeep verstaut war.
âDas mit dem Verabschieden hättest du gestern machen sollen, Luke macht doch eine Kreuzfahrt, mit Nicole.â Lorelai klang traurig und wunderte sich im gleichen Moment selber darüber.
So fuhren sie los, doch als sie am Diner vorbeikamen, sahen die beiden, dass es für den Fall dass Luke nicht da war zu gut gefüllt war.
Lorelai hielt an und sie und Rory gingen hinein. Luke stand wie immer hinterm Tresen, kochte Kaffee und nahm Bestellungen entgegen.
âWas machst du hier?â, fragte Lorelai entsetzt.
âIch arbeite hier, aber das solltest du eigentlich wissenâ, grummelte Luke zurück.
âDu bist doch auf einer Kreuzfahrtâ Lorelai war immer noch so erstaunt, dass sie gar nicht bemerkte, dass Dean das Diner betrat.
Doch Rory bemerkte es. Ihr fielen ihren Gedanken vom letzten Tag wieder ein. Ja, sie war mit Dean einmal glücklich gewesen, doch jetzt war er mit Lindsay glücklich, und sie, Rory, war Geschichte. Trotzdem ging sie zu ihm, um Hallo zu sagen, schlieÃlich waren sie immer noch Freunde.
âHey Dean, wie geht es dir? Wo hast du Lindsay gelassen?â
âLindsay ist in New Mexico.â, erwiderte Dean traurig.
âOh, was hat sie denn dahin verschlagen? Hat sie Verwandte dort?â
âJa, ihre Eltern, seit heute, sie sind umgezogen. Sie hat es mit erst heute morgen erzählt, kurz bevor sie gefahren ist.â Dean schaute niedergeschlagen auf den Boden.
Rory fehlten die Worte. âOh, ehm ich meine, das ist echt schade für dich.â
âJa, wirklich schade, aber das Leben geht weiter, wir sind auf jeden Fall nicht mehr zusammen. Fernbeziehungen sind nicht ihr Ding hat sie glaube ich gesagt.â
Dean tat Rory leid, sie hatte zwar keine Gefühle mehr für ihn, aber so etwas hatte er einfach nicht verdient.
âNaja ich glaube ich verabschiede mich jetzt auch mal von dir, aber keine Angst, ich komme wieder. In zwei Monaten bin ich aus Europa zurück.â Rory umarmte Dean, doch sie lieà ihn schnell wieder los, das war bestimmt unangenehm für ihn.
âJa, ich wünsche dir viel SpaÃâ, sagte er verlegen. Warum war er auf einmal so komisch? Er lächelte. âIch gehe dann malâ Und so verlieà Dean das Diner und lieà ein verdutzte Rory zurück. Was war denn auf einmal los gewesen?
Doch sie hatte nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn Lorelai wollte los. Rory verabschiedete sich noch schnell von Luke, und die beiden Gilmores gingen aus dem Diner. Als sie wieder im Auto saÃen platzte es aus Lorelai heraus âSie hat ihn betrogen!â.
âWas, was, was, Stopp, von vorne bitte, wer hat wen betrogen?â, fragte Rory aufgeregt.
âNicole, sie hat Luke betrogen. Deshalb ist er auch noch hier, und schippert nicht auf einem Kreuzfahrtschiff durch die Gegend. Luke hat es mir gerade erzählt. Gestern Abend, als er nach der Abschlussfeier nach hause gekommen ist, ist er ausnahmsweise Direkt zu Nicoles und ja eigentlich auch seiner Wohnung gefahren, und nicht erst ins Diner. Und da hat er sie erwischt.â
âMittendrin?â Rory machte groÃe Augen.
âOh yeah baby, sie waren mittendrin. Und na ja, jetzt ist es aus zwischen den beiden.â
âGut, vielleicht merkst du dann endlich dass du mit ihm zusammensein solltest.â, murmelte Rory, allerdings doch ein wenig zu laut.
âWie meinst du das denn jetzt?â, Lorelai war verwirrt.
âWie könnte ich das denn meinen? Luke und du gehören zusammen, die ganze Stadt weià das. Und du weiÃt es auch, du willst es nur nicht wahrhaben!â Rory war jetzt ziemlich aufgeregt. Lorelai sagte gar nichts. Sie starrte nur aus dem Fenster. Schweigend.
Und plötzlich war auch Rory still. Sie war doch ganz genauso. Sie versuchte die ganze Zeit ihre Liebe zu verdrängen, doch bei ihr war es auch nicht so einfach. Jess war nicht hier, nicht bei ihr. Nur langsam bemerkte sie den Kloà in ihrem Hals, und sie versuchte es zu unterdrücken, doch die Träne hatte sich schon still und leise aus ihrem Augenwinkel gelöst und bahnte sich nun ihren Weg über Roryâs Wange. Zum Glück sah Lorelai immer noch aus dem Fenster, und bemerkte so nicht, dass Rory weinte. Es war ja auch nur diese eine Träne. Auf einmal hatte Rory das Gefühl, dass mit dieser Träne, auch alles andere von ihr abgefallen war. All diese Gefühle, und der Schmerz. Nichts von dem war weg, aber auf irgendeine Weise war es nun leichter zu ertragen, es hatte sich alles in die hinterste Ecke ihres Gedächtnisses verzogen, und so schnell würde es dort auch nicht wieder herauskommen.
âWir sollten fahrenâ Rory wurde plötzlich aus ihren Gedanken gerissen.
Lorelai sah sie an. Rory konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Er war nicht wirklich traurig, aber auch nicht glücklich, eine Mischung aus in Gedanken versunken und doch voller Vorfreude.
âJa, wir sollten fahrenâ
Und so fuhren sie los, auf dem Weg zu dem langen Mutter-Tochter-Trip nach Europa.
Sie würden beide viel Zeit haben und brauchen, nachzudenken und sich abzulenken. Aber an erster Stelle würden sie einfach einen tollen Urlaub miteinander verbringen.