Part III
Sie blieb wie erstarrt stehen, als die Person vor der Tür erkannte.
Sie hatte nicht damit gerechnet ihn noch mal wieder zusehen, zumindest nicht heute und nicht in den nächsten Tagen.
âLässt du mich rein?â
Seine Stimme klang hohl in Ohren, fast unnatürlich.
In Zeitlupe bewegte sie sich zur Tür und drehte den Knauf. Alles verlief in Zeitlupe. âWas willst du noch hierâ, fragte sie schroff, als er direkt vor ihr stand, nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander.
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern âMit der redenâ, brachte er mühsam hervor.
âJess...â Ihre Worte waren nur ein leises flehen â.. Bitte...â
âKeine Angst.â Er hob verteidigend die Hände âIch will dich nicht entführen.â
âWitzig!â Er sah den Sarkasmus in ihren Augen und nicht zum ersten Mal an diesem Abend, fragte er sich was von seiner Rory noch übrig geblieben war.
Immer wenn er an sie Gedacht hatte war sie Rory gewesen, seine Rory, vernarrt in Bücher, etwas Naiv in machen Dingen, geliebt von allen. Was er jetzt sah war eine neue Rory. Eine Rory die während Hochzeiten in Hinterzimmern mit einem Kerl rummachte, eine Rory die Yale hinschmiss, eine Yacht stahl und sich mit ihrer Mutter verkrachte. Eine Rory die erst das zusammenwirken von ihrem zukünftigen Stiefvater, ihrer besten Freundin und der besten Freundin ihrer Mutter dazu brachte wieder mit dieser zu sprechen. Nicht das der Streit einseitig gewesen war, aber Rory hatte sich durch aus als Härter erwiesen als ihre Mutter.
âWas willst du wirklich?â Rory riss ihn unsanft aus seinen Gedanken, nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
Jess seufzte. Er war sich gar nicht sicher darüber was er eigentlich wollte. Noch vor einer Stunde hatte er sich geschworen nicht den ersten Schritt zumachen und trotzdem stand er jetzt hier. Vor ein, fast zwei, Jahren, hatte er sich geschworenen nie wieder nach Stars Hollow zu kommen, sie nie wieder zu sehen und trotzdem war er jetzt hier. âWas ist passiert?â, schoss es aus ihm heraus. Ihm war sich nicht im geringsten klar darüber, woher die Frage kam, aber sie war da und wartete darauf beantwortet zu werden.
âWie bitte?â Rorys Gesichts Ausdruck wechselte von kühler Distanz zu blanker Verwirrtheit.
âWas ist passiertâ, wiederholte er ruhig âMit dir. Mit deinen Träumen. Wohin ist die Christiane Amapour in dir verschwunden?â
âIch wüsste nicht, warum dich das etwas angehen sollteâ, erwiderte Rory schnippisch. Mit vor der Brust verschränkten Armen, starrte sie ihn an. Unfähig wirklich auf die Frage zu reagieren. Zu realisieren das er sich an etwas erinnerte, dass sie schon längst vergessen geglaubt hatte.
âKomm schon, Rory!â
Rory schaute, sich sichtlich unwohl fühlend, von einer Seite zur andern. Es lag nicht an ihm das sie sich unwohl fühlte, das tat es nie. Aber irgendwie, aus irgendwelchen Gründen, merkte sie das seine Fragen ihr neu gewonnenes Weltbild ins Schwanken bringen würden, wenn sie darauf einging. Sie wusste es und sie wollte das es so kam. Aber sie konnte es nicht zulassen, sie wollte nicht zulassen, dass er der Grund war aus dem sie alles Ãberdachte.
âEs geht dich nichts an!â Ihre Stimme zitterte fast unmerklich, aber er bemerkte es.
âDu hast recht. Das tut es nicht. Aber deine Mum geht es etwas an und selbst der sagst du es nicht!â âWir reden wiederâ, verteidigte Rory sich trotzig.
âAber nicht über die Dinge, um die es wirklich geht.â
Rory schnaubte verächtlich âUnd du weiÃt das natürlich? Du, der immer mit allen über alles geredet hat. Du weiÃt es.â
Jess zuckte mit den Schulter âMittlerweile.â âTatsächlichâ, hakte Rory sarkastisch nach. âTatsächlich!â
Sie musste ihn nur ansehen, um zu erkennen das er es ernst meinte.
Warum sollte er auch hier sein, wenn er sich nicht geändert hatte? Wenn er immer noch schwieg, obwohl reden alles einfacher machen könnte?
Rory schüttelte den Kopf. Es tat weh. Erkenntnis tat weh.
âBitte, geh wieder!â Ihre Hand wanderte langsam zum Türknauf.
Jess nickte nur.
Er ging langsam an Rory vorbei und trat hinaus, ohne sich um zusehen ging er den Weg entlang den er gekommen war.
âKannst du es mir erklären?â
Jess blieb an der Ecke stehen und drehte sich um. Rory stand in der Tür, hilfesuchend fing sie seinen Blick ein.
Er wusste was sie wollte. Eine Erklärung für alles. Keine Erklärung nur für das letzte Jahr, eine Erklärung für alles. Eine Erklärung dafür, warum er in Stars Hollow aufgetaucht war, warum sie ihn geküsst hatte, warum sie mit Dean zusammen war, warum sie sich für Yale und nicht für Harvard entschieden hatte, warum er gegangen war, warum er zurück gekommen ist, warum er sie gebeten hat mit ihr zukommen, warum sie abgelehnt hatte, warum sie sich neu verliebt hatte, warum ein einziger Mann ihre Träume wie Seifenblasen zerschlagen konnte, warum sie eine Yacht gestohlen hatte, warum sie eine Nacht im Knast verbrachte, warum sie sich mit ihrer Mutter zerstritt, warum sie Mitglied der Daughters of the American Revolution wurde, warum sie bei ihren GroÃeltern lebte... warum... warum... warum.
Jess erwiderte ihren Blick. Ein schiefes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Leise, gerade laut genug das sie ihn hörte, flüsterte er âSchicksal!â
Ein Wort, ein einfaches, allein Menschen bekanntes Wort. Er wartete nicht darauf das sie etwas erwiderte. Zügig, ohne sich umzusehen, drehte er sich um und verschwand im Dunkel des Gartens.
âThe thing about destiny...
is it never ever makes mistakesâ
Distillers - Seneca Falls
Ende
So ein Schlusswort gefällig?
Ich weià es ist nicht umbedingt die erwartete Ausprache, aber ein Schritt in die richtige Richtung *g*
Aber ein Heart-to-Heart wäre denke ich für beide in dieser Situation nicht optimal gewesen, zumindest konnte ich es nicht umsetzen.
Beten wir einfach das ASP die Sache besser löst.