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Titel: Lingueglietta
Autor: Sony3/Tina
Genre: Romance/Drama
Pairing: Literati
Raiting: PG13
Disclaimer: Gilmore Girls sind nicht mein Eigentum, ich verdiene kein Geld hiermit ... bla bla bla ... mal ehrlich: Hat es irgendjemand noch nicht verstanden, dass uns FF-Schreibern nichts gehört? ... Dacht ich mir ...
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung: Keine Spoiler nötig, da die Serie sowieso bereits ausgelaufen ist und sie für diese FF nicht wirklich relevant ist, weil es sich hier um eine absolute AU-Fic handelt. So AU, das ihr kaum etwas von der Serie wiederfinden werdet (außer den Charakteren, die euch bekannt vorkommen).

Und da ich in meiner tiefsten Seele und aus absoluter Überzeugung über immer ein Literati sein werde, ist auch diese Geschichte diesen süßen Beiden überlassen.

Die einzige Info, die ihr heute braucht ist, dass sich Rory und Jess niemals zuvor begegnet sind. Der Rest wird sich mit der Zeit selbst erklären. Oder ihr fragt einfach nach und ich geb die euch die gewünschte Info, sollte etwas nicht ganz klar sein. Wink

Und ach ja, bevor ich's vergesse: Den Banner hat
nun schon vor einigen Jahren Laura gemacht. Ihr gebührt das Lob und die Annerkennung und meine Dankbarkeit.

Gewidmet ist diese Story meinen drei treusten Lesern hier, welche mir zu jedem Kapitel (!) meiner FF Moments Feedback gegeben haben:

Mariano Girl, HollowStar und mybom

Ich hoffe, es gefällt euch und ich würd mich riesig freuen, wenn ihr euch auch hierhin verirrt. Smile Danke nochmals für euren tollen Support! :herz:

Genug gesagt, fangen wir an mit einer neuen FF. Und Kinder: Feeback ist Liebe! :herz:

xoxo,
Tina

~*~*~*~*~

[Bild: lingueglietta_collage.jpg]

LINGUEGLIETTA

Die Geschichte, wie ein Wirbelwind auf einen Taugenichts traf ...


Prolog

Lingueglietta hieß das Wehrdorf in welchem er lebte und aufgewachsen war. Es lag an der Ligurischen Küste in der Nähe von San Remo und nicht weit von der französisch-italienischen Grenze entfernt. Das kleine, romantische Städtchen lebte hauptsächlich vom Tourismus in den Sommermonaten.

Deshalb war im Sommer auch immer etwas los in Lingueglietta.

Sein Vater war Italiener, seine Mutter stammte aus Amerika. Seit er denken konnte war es so, dass er die heißen Monate des Sommers in seiner wahren Heimat verbrachte – Italien – und die kalten Wintermonate in seiner Zweitheimat Amerika. New York um genau zu sein.

Inzwischen verbrachte er den Großteil des Jahres in dem Wehrdorf an der Ligurischen Küste. In die Staaten flog er nur, wenn es geschäftliche Dinge in seinem New Yorker Restaurant zu erledigen gab. Oder um seine Eltern zu besuchen, welche sich nun fix dort niedergelassen hatten. Manchmal sogar, weil er sein zweites Zuhause einfach vermisste.

Doch – wie bereits erwähnt – die meiste Zeit war er in Lingueglietta oder in San Remo, wo er ebenfalls ein gut laufendes Gourmet-Restaurant besaß.

Er lebte in einer zwar nicht übermäßig großen, jedoch wunderschönen Villa mit Meerblick, welche er sich vor wenigen Jahren gekauft hatte, nachdem seine Eltern endgültig nach Amerika gezogen waren.

Jess Mariano gefiel sein Leben. Genau so, wie es war. Und er hatte nicht vor auch nur irgendetwas daran zu ändern.

Wie sehr er sich doch täuschte, wenn er glaubte, es würde auch so bleiben. Denn schon bald sollte ein kleiner, hitzköpfiger Wirbelwind in sein Leben wehen. Und sie trug den Namen Lorelai Gilmore.

~*~*~*~*~

„Benvenuto all'aeroporto di Nizza. Vi auguriamo di godere un buon soggiorno
*”, hörte sie eine schnell sprechende Frauenstimme aus den Lautsprechern tönen.

Italien. Wie um Himmels Willen hatte sie sich Italien einbrocken können? Frankreich wäre okay gewesen. Auch England. Oder Spanien. Denn diese Sprachen konnte sie sprechen.

Jedoch verstand sie kein einziges Wort Italienisch. Sie wusste nicht einmal, was sie sagen musste, wenn sie sich vorstellen sollte.

Doch ihr Chef – der Leiter des Guggenheim Museums in New York – hatte gemeint, sie wäre genau die Richtige für diesen Job. Zusammen mit einem Mitarbeiter der Peggy-Guggenheim-Collection in Venedig hatte sie die Aufgabe eine noch nie da gewesene Ausstellung berühmter Kunstwerke aus aller Welt in einem neuen, kleineren Guggenheim-Museum in San Remo zusammen zu stellen und alle zu erledigenden Dinge bis zur Eröffnung und einige Wochen darüber hinaus zu organisieren. An und für sich eine Aufgabe mit genügend Herausforderungen für eine Lorelai Gilmore. Wenn es nur nicht dieses winzige Problem geben würde: Italienisch.

~*~*~*~*~

„Matteo Bernardo Rovelli! Untersteh dich auch nur einen einzigen dieser Äpfel anzurühren! Ich schwöre dir bei der heiligen Mutter Gottes, dass ich dich mit dem Besen aus meinem Haus jage!“, rief eine alte Frau von ihrem Platz auf der Terrasse dem jungen Mann zu, welcher sich gerade eine der soeben genannten Früchte aus dem Korb stehlen wollte, welcher neben der Dame stand.

„Aber, Nonna Katalina …“, seufzte er und versuchte es ein weiteres Mal. Die Sekunde darauf zog er mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand zurück und wedelte sie etwas in der Luft herum.

„Himmel, Maria und Josef! Das hat weh getan! Wie hält Papa Giorgio es bloß mit dir aus?“, stöhnte der junge Mann und sah verletzt auf die alte Frau.

Im selben Moment erklang ein heiteres Lachen vom Gartentor her und ein weiterer, junger Mann trat auf das streitende Pärchen zu.

„Ciao, Nonna“, begrüßte er die Sekunde darauf seine Großmutter und gab ihr einen Kuss auf die hingestreckte Wange. Danach nahm er den geschälten Apfel entgegen, welchen ihm diese hinhielt.

Matteo beobachtete das und begann sofort zu jammern, was die Frau jedoch mit den Worten unterband: „Sei ruhig, du ungezogener Bengel! Er ist mein einziger Enkel und du bist nur sein bester Freund.“ Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und begann gespielt zu schmollen.

Matteo Rovelli war das genaue Gegenteil eines typischen Italieners, auch wenn durch und durch nur italienisches Blut in seinen Adern floss. Er hatte kurzes, blondes Haar und die stechendsten, eisblauen Augen, die man jemals gesehen hatte. Seine Haut hatte jedoch den für Südländer typischen Olivschimmer. Und sein Körperbau verriet, dass er anscheinend – so wie jeder Vollblutitaliener – gerne zusammen mit zehn seiner Kameraden einen Ball über ein Spielfeld schupste.

„Was verschlägt dich nach Lingueglietta? Hast du nicht gemeint, du würdest vor dem ersten, großen Sommerfest nicht mehr kommen?“, grinste Jess und biss herzhaft von seinem Obst.

„Du kannst dich freuen, amico, denn du wirst mich ab sofort beinahe täglich am Hals haben, denn ich werde ab sofort hier beruflich zu tun haben“, grinste Matteo zurück und schnappte sich gleichzeitig das letzte Stückchen Apfel aus Jess’ Hand.

„Und was sagt Mrs. Rovelli zu dieser Sache?“ Der blonde Mann warf seinem besten Freund einen vernichtenden Blick zu und erklärte nur: „Die ist natürlich begeistert. Seit wir hinunter nach Venedig sind jammert sie mir Tag für Tag vor, wie gerne sie doch wieder zurückkommen würde. Und damit ich mir das dauernde Gejammere nicht mehr anhören muss, hab ich mir gesagt: Soll sie ihren Willen haben. Und ich hab endlich wieder meine Ruhe. Also hab ich die Stelle in San Remo angenommen.“

Zur Überraschung beider Männer hielt im nächsten Augenblick Nonna Katalina dem besten Freund ihres Enkels ein Stück geschälten Apfel hin. Matteo nahm ihn verwundert entgegen und sah Jess mit einem fragenden Blick an. Dieser konnte jedoch ebenfalls nur mit den Schultern zucken.

Bis schließlich die alte Frau selber aufklärte, warum sie das gerade getan hatte.

„Das ist die erste, weise Entscheidung deines Lebens, Matteo. Ich meine, nach der Entscheidung Joanna zur Frau zu nehmen“, sie stand auf, legte das Messer bei Seite, klopfte ihre Schürze ab und meinte dann noch beiläufig, „Ihr zwei Halunken wollt sicher wieder zum Essen bleiben. Und wie ich deinen Großvater kenne, Jess, wird er sich über euch beide Taugenichtse wieder dumm und dämlich freuen.“

Und gerade so als hätte sie es heraufbeschworen, betrat in diesem Moment Jess’ Großvater – von allen liebevoll „Papa Giorgio“ genannt - vom angrenzenden Weinberg her die Terrasse, erblickte die beiden jungen Männer und ließ die Sekunde darauf ein erfreutes Lachen hören.

Nonna Katalina überdrehte nur die Augen. Obwohl sie sich ebenfalls über den Besuch freute. Auch wenn sie es niemals laut gesagt hätte.

~*~*~*~*~

Mit einem hatte ihr Chef, Mr. Humphrey, schon einmal ganz sicher nicht Unrecht gehabt: Ihr „Appartement“ in San Remo, welches man eigentlich schon als kleines Haus bezeichnen konnte, war einfach traumhaft. Von ihrem Schlafzimmerbalkon aus hatte sie Blick auf den Hafen und das Meer. Zu dem Häuschen gehörte noch ein kleiner Garten mit einer kleinen Laube, in welcher ein Holztisch mit den dazupassenden Sitzgelegenheiten Platz fanden. Die Luft hier war erfüllt vom Meer und den wilden Kräutern, die im Garten wuchsen.

Rory musste ehrlich sein: Sie hatte sich vom ersten Augenblick an in dieses kleine Häuschen verliebt. Mr. Humphrey hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen.

Ihre Arbeit würde in wenigen Tagen beginnen und bis dahin wollte sie sich noch ein wenig die Gegend ansehen. Ein Auto war ihr vom Museum zur Verfügung gestellt worden, daher stellte es kein Problem dar wenn sie Ausflüge außerhalb von San Remo unternehmen wollte.

Doch zunächst wollte sie einfach einmal etwas zu essen. Und eine riesige Tasse Kaffee. Und ein Telefon, damit sie endlich Lorelai anrufen konnte, denn diese saß sicher schon wie auf heißen Kohlen, weil sie erfahren wollte, wie Italien so war, wie der Kaffee so schmeckte und wann sie ihre Tochter denn endlich besuchen durfte – auch wenn diese selber erst seit vier Stunden hier war.

Also schnappte sie sich Schlüssel und Geldbörse und verschwand durch die Tür in die Straßen von San Remo, ohne zu wissen, dass das Abenteuer ihres Lebens gerade begonnen hatte.


TBC


~*~*~*~*~

*) Willkommen am Flughafen Nizza. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.
hey (:

hab das neue Thema im Fanfiktionbereich gesehen und habe aus Interesse reingeklickt. der Titel ist/war schön und macht neugierig...

AU ist auch gut, und Italien ist besser, am besten ist natürlich Lit ... (gibt es auch bissi JJ, der Banner lässt mich ja sehr hoffen Big Grin )

Das italienische Flair ist bei mir gut rübergekommen. Sehr gut gemacht!

Der Anfang gefällt mir. Bin gespannt, wie sich das alle entwickelt und wie sich Jess' und Rorys Leben kreuzen, aber ich kann leider nicht versprechen, dass ich dran bleiben werde. Ich versuche es allerdings. (:

lg,

anja

oh cool erste *freut*

edit: habe erst jetzt gesehen, dass es ja eine Übersetzung zu dem italienischen Satz gibt, das gibt Pluspunkte (: (weil ich ja kein Italienisch kann, nur Spanisch)
Hey, hab die FF vorhin entdeckt, und ich muss sagen, dass was ich bisher lesen durfte gefällt mir. Ich mag deinen Schreibstil sehr und deine Idee gefällt mir auch ziemlich gut, ist mal wirklich was anderes. Smile
Hallo,

Wow, du hast meinen Geschmack ja perfekt getroffen. Super Setting, tolle Charaktere, schöner Schreibstil.

Bin gespannt, wie es weitergeht Big Grin

LG
Heeey,
Grade eine beendet und schon eine neue in den Startlöchern, ja so mag ich dasBig Grin

Zu aller Erst, Danke für deine Widmung :knuddel: Ich wurde noch nie gewidmet! Ich geb gerne Fb bei Geschichten die mir gefallen und deine gefallen mir sogar sehrSmile

Soo und nun zu deiner neuen Story. Der Prolog war ja schon mal super.
Endlich kommt Jess italienische Seite durchWink Schön das die Handlung nicht wie sonst in Amerika spielt sondern in Italien, was ich persönlich ja noch besser finde, da mir das Land sehr gut gefällt.

Und Rory arbeitet also jetzt in Italien, na da bin ich ja gespannt wie ihr Abenteuer weiter geht!!!

Toller Anfang, ich werde natürlich dran bleiben und ich freu mich wenn es weiter gehtSmile

Also bravissimo(oder so ähnlichBig Grin)

Mach weiter so.
Liebe Grüße
WOW, bin gespannt wies weiter geht. Ist echt spannend. ^^

GLG

mybom

Bye
Ciao bella! (So werd ich jetzt wohl jedes FB beginnen müssen - bei dem Ort des Geschehens...) Big Grin

Erstmal vielen lieben Dank für die Widmung, da war ich echt baff, mir wurde noch nie was gewidmet!:dance:

Der Anfang macht schon neugierig. Bin mal gespannt, wann, wo und wie du die ganzen Leute aus dem Banner unterbringst. Matteo ist übrigens ein richtiges Schnuckelschnäutzchen - eigentlich schade, dass du ihn schon verheiratet hast! Wink

Erst war ich ein bisschen verwirrt wegen
Zitat:Denn schon bald sollte ein kleiner, hitzköpfiger Wirbelwind in sein Leben wehen. Und sie trug den Namen Lorelai Gilmore.
Aber es scheint ja doch Rory zu sein.

Ich freu mich auf mehr Geschichten aus Italien!!!

LG
Sandra

PS: Schöne Signatur! Wird das vielleicht die Geschichte zu dem Video?
Hey!
Mir gefällt dein erster Teil bis jetzt sehr gut!
Das italienische flair kommt wirklich gut rüber, vorallem mit Jess' Großeltern.
Ich finde es vorallem cool, dass du gerade San Remo ausgesucht hast, ich hab da auch Verwandte Smile das macht das ganze für mich natürlich noch toller
Ich freu mich schon auf die nächsten TeileSmile

Ganz liebe Grüße
Carlie
Story-Infos/Disclaimer siehe 1. Beitrag.

A/N:
Faint Ihr seid der Wahnsinn! Ich werd nicht mehr! Das ist absolut unglaublich. 7 Kommentare! SIEBEN!!! Ich bin total aus dem Häuschen! Vielen, vielen, vielen Dank! Ihr habt keine Vorstellung, wie sehr ich mich freue. Big Grin

Also ein fetter Drücker und mein größter Dank geht an:

JUHUI, Mela, HobbyWriter, Mariano Girl, mybom, HollowStar und carlie

Fühlt euch gedrückt und ganz fest geknuddelt. :herz:

Zum Kapitel: Es geht los! Die ersten Personen werden vorgestellt und die ersten Zusammenhänge. Mehr will ich gar nicht verraten. Bin einfach schon gespannt, wie euch das erste Kapitel gefallen wird. Es gibt noch keine wirkliche LITNESS (ich nenn das jetzt einfach mal so) in diesem Teil, aber dafür zukünftig dann umso mehr. Wink

Ach und bevor ich wieder mal darauf vergesse:
@HollowStar: Wegen meiner neuen Signatur ... als hättest du es gewusst. Ich steck noch in den Anfängen fest, aber schön langsam nimmt die Story Form an. Wenn alles gut geht, dann wird "Falling In Love" als nächste FF veröffentlicht. Wink

Viel Spaß kann ich euch noch wünschen und wie immer: Feedback ist Liebe! :herz:

xoxo,
Tina

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LINGUEGLIETTA
Die Geschichte, wie ein Wirbelwind auf einen Taugenichts traf ...


1. Kapitel - Ciao, Bella!

So sehr sie das Land in den wenigen Tagen lieben gelernt hatte … die Bevölkerung war eine Sache für sich. Zumindest der männliche Teil von dieser. Sie hatte sich geschworen, der nächste Typ, der auch nur die Lippen für einen Pfiff in ihre Richtung schürzte, hatte eine deftige Ohrfeige sitzen. Die letzten drei Tage war dies nämlich im Schnitt zirka zwanzig Mal pro Stunde vorgekommen. Rorys Meinung nach zwanzig Mal pro Stunde zuviel. Auch wenn sie sich die ersten Male sogar geschmeichelt gefühlt hatte.

Der weibliche Teil Italiens jedoch hatte dies eindeutig wieder wettgemacht. Gerade gestern Abend war sie – als sie auf dem Nachhauseweg an einer kleinen Gärtnerei vorbeigekommen war – einer alten Freundin vom College über den Weg gelaufen. Frederika hatte damals, als Rory noch nach Yale ging, ein Austauschjahr in Amerika verbracht. Sie waren sich in der Bibliothek begegnet als sie nach dem selben Buch griffen. Die beiden hatten sofort Freundschaft geschlossen.

Riks – wie sie Rory immer nannte – hatte jedoch nur vier Monate in den Staaten verbringen können, denn danach war ihr Vater schwer erkrankt und bald darauf verstorben. Ihr Studium hatte sie daraufhin nicht wieder aufgenommen, sondern hatte begonnen in der kleinen Gärtnerei zu arbeiten. Wobei sich herausstellte, dass dies genau die Arbeit war, die sie eigentlich machen wollte.

Rory hatte nicht einmal gewusst, dass Frederika Torinni hier in San Remo lebte. Um ehrlich zu sein hatte sie auch lange nicht mehr an die Italienerin gedacht.

Das schoss ihr durch den Kopf als sie – an einer Kugel Eis leckend – durch eine etwas belebtere Gasse in die Richtung schritt, in welcher die Wohnung der Freundin lag. Ihr Blick schweifte von Haus zu Haus, von Blumentöpfen über Wäscheleinen zurück zu alten, bereits teilweise rostigen Schildern, welche die verschiedenen Handwerke zeigten, die in den Läden darunter angeboten wurden.

Sie war gerade dabei um eine Ecke zu biegen als sie von jemandem geschuppst wurde und dadurch aus Versehen jemand anderen anrempelte. Beinahe wäre es passiert, dass sich ihr Schoko-Krokant-Eis auf dem Hemd des Fremden verteilt hätte.

„Mi scusi!“, entschuldigte sie sich sofort. Und blickte kurz auf. Als sie den Mann sah, wusste sie, dass er nur Italiener sein konnte. Er hatte schon das Aussehen eines Italieners.

„Non c'é problema
“, gab er freundlich zurück. Danach lächelten sie sich einmal zu und gingen wieder in die entgegen gesetzten Richtungen davon.

Kurz schoss es ihr durch den Kopf, dass ihr der Fremde bekannt vorgekommen war. Doch kaum hatte sie den Gedanken fertig gedacht, war er auch schon wieder vergessen.

~*~*~*~*~

Jess hatte es eilig. Er musste noch im Restaurant vorbeischauen, bevor er in die Villa Ormond aufbrechen konnte, in welcher das alljährliche Festival San Remo Immagine Jazz stattfand und für das er drei Karten erhalten hatte. Eine für ihn, die anderen beiden für das Rovelli-Ehepaar.

Als er um die Ecke bog – er war zirka fünfzig Meter von seinem Restaurant entfernt – wurde er von der Seite her angerempelt. Eine junge Frau schien gestoßen worden und geradewegs in ihn hineingefallen zu sein. Alleine schon an der Art, wie sie das „Mi scusi!“ als Entschuldigung aussprach erkannte der junge Mann, dass sie keine Italienerin war. Als er dann hinsah, bemerkte er auch, dass sie auch nicht im Geringsten die Ähnlichkeit mit einer solchen hatte. Dafür war ihre Haut viel zu hell. Außerdem waren so außergewöhnliche, blaue Augen in dieser Gegend nicht zu finden. Wahrscheinlich eine einfache Touristin.

„Non c'é problema
“, antwortete er deshalb freundlich. Danach lächelten sie sich noch einmal zu und verschwanden die Sekunde darauf wieder in die jeweils andere Richtung. Es schossen ihm noch einmal diese intensiven, blauen Augen durch den Kopf, doch die Sekunde darauf waren sie schon wieder in den Hintergrund gedrängt. Gerade so, als hätten sie niemals existiert.

~*~*~*~*~

Frederika wohnte in einer Wohnung, die man auch als Schuhschachtel hätte bezeichnen können. Zusammen mit ihrem Kater Papageno lebte sie jetzt seit drei Jahren hier. Seit Nico und sie Schluss gemacht hatten und sie die gemeinsame Wohnung ihm überlassen hatte. Unter anderem, weil sie sich die Wohnung alleine sowieso nicht leisten hätte können.

Ihrer Schuhschachtel musste man aber zwei Dinge zu Gute halten. Erstens, war die Gärtnerei, in welcher sie angestellt war, keine dreihundert Meter entfernt und zweitens liebte sie dieses kleine Loft über alles. Es war ihr Reich. Ihre kleine, eigene Welt.

Ihre Zwillingsschwester hatte sie für verrückt erklärt und sie beinahe schon bekniet, dass sie sich doch bitte endlich eine anständige Wohnung suchen sollte. Doch Rika, wie sie ihre Freunde nannten, hatte abgewinkt und gar nicht weiter darauf gehört. Dafür liebte sie es – wie bereits erwähnt – viel zu sehr hier zu leben.

Gerade strich ihr Papageno um die Beine, da er auf sein Fressen wartete. Er war verfressen und konnte sich beinahe nicht mehr bewegen, der kugelrunde, silbergraue Kater. Doch Frederika störte das wenig. Sie mochte es, wenn er versuchte vom Boden auf die Couch zu springen, um ihr beim Lesen Gesellschaft zu leisten und dabei mit seinem fetten Bauch an der Couchkante hängen blieb. Das war eben Papageno.

„Kein Futter mehr, Pap. Du hast für heute schon genug Leckeres in dich hineingestopft“, grinste die junge Frau und schüttelte dabei den Kopf. Das Tier ließ einen quiekenden Laut von sich, doch Frederika blieb hart. Und das erkannte der Kater schnell. Denn die Sekunde darauf war er verschwunden. Es war ihr ein Rätsel, wie er es jedes Mal wieder bewerkstelligte so schnell zu verschwinden, obwohl er dermaßen fett war.

Das Telefon riss sie aus dieser Überlegung.

„Torinni“, meldete sie sich mit ihrem Nachnamen und klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr.

„Hast du dir mein schwarzes Cocktailkleid geliehen ohne mich zu fragen?“, ertönte sofort eine hektische Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ups“, gab sie zurück und machte sich für die Schimpftirade bereit.

„Rika!“, begann die andere Person auch sofort.

Obwohl sie Zwillinge waren hätten Frederika und ihre Schwester nicht unterschiedlicher sein können.

Rika war Gärtnerin. Ihre Schwester war Hausfrau.

Sie hatte einen Kater. Ihre Schwester einen Mann.

Ihre Schwester liebte den Strand. Frederika die Berge.

Ihre Schwester plante in nächster Zukunft Kinder zu bekommen. Sie war froh, wenn sie wusste, was sie am nächsten Tag anziehen wollte.

Und es gab noch viele kleinere und größere Dinge, durch welche sich die beiden Frauen unterschieden.

Was nicht bedeutete, dass sie kein eingeschweißtes Team waren. Denn das waren sie. Frederikas Schwager hatte dies schon mehr als einmal heftig zu spüren bekommen.

In diesem Moment klingelte es an der Haustür.

„Tut mir Leid, Schwesterherz, aber es hat an der Tür geklingelt. Zieh doch einfach das rote Kleid an. Das sieht sowieso viel besser aus. Wir sehen uns morgen!“, lachte die junge Frau, gab der anderen gar keine Chance mehr darauf zu antworten und hängte den Hörer zurück auf. Danach sprintete sie zur Tür und öffnete diese.

„Ciao, Bella!“, begrüßte sie die Sekunde darauf die dunkelblonde Freundin vor der Tür und bat sie herein.

„Hi, Riks“, gab diese lachend zurück. Danach trat sie ein. Sofort streifte ihr ein silbergrauses, kugelrundes Bündel um die Beine.

„Rory, darf ich vorstellen? Das ist Papageno, mein fauler, verfressener Kater. Pap, dass ist Rory aus Amerika“, stellte die Gärtnerin lächelnd vor.

Danach bot sie ihrem Gast eine Erfrischung an und wies auf die Couch, zum Zeichen dafür, dass sie sich doch setzen sollte.

Rory tat das und während Frederika die Getränke aus der kleinen, angrenzenden Küche holte, ließ die junge Frau ihre Blicke durch das kleine Wohnzimmer streifen.

Wo man auch nur hin sah entdeckte man Fotografien. Von Menschen, Gebäuden, Tieren und Landschaften. Die Amerikanerin erhob sich schon wieder, nur wenige Augenblicke nachdem sie sich gesetzt hatte. Sie ging auf eine mit Holz verkleidete Wand zu und betrachtete eingehend die Fotos.

Auf einigen war Papageno zu sehen. Andere zeigten wieder Personen, welche Rory nicht kannte. Oftmals waren der Strand und die Berge zu sehen.

Doch ein Bild fiel ihr besonders ins Auge. Es hatte etwas Einzigartiges an sich. Irgendwie ging ein Zauber davon aus und Rory konnte den Blick nicht davon abwenden.

„Gefallen dir meine Arbeiten? Du weißt ja, dass ich in meiner Freizeit furchtbar gerne fotografiere“, riss Frederika sie schließlich aus ihrem beinahe tranceähnlichen Zustand.

„Wer ist das auf dem Foto dort? Und vor allem: Wo ist das?“, wollte sie gleich darauf erfahren und zeigte auf das Foto vor sich. Rika trat einige Schritte näher, um zu sehen, welches Bild Rory meinte. Kaum hatte sie es erblickt, begann sie zu lachen.

„Ich hätte mir denken können, dass es dieses Bild ist. Ich weiß auch nicht, aber manchmal glaube ich, dass Magie von diesem Foto ausgeht, denn jeder, der es sieht, ist augenblicklich davon angezogen“, sie schüttelte etwas den Kopf, setzte aber gleich darauf fort, „Es war mein allererstes Foto, dass ich jemals gemacht habe. Ich meine, welches ich geschossen und danach selbst entwickelt habe. Es ist in meinem Heimatdorf entstanden. Lingueglietta. Und die Person, die dargestellt wird ist niemand geringerer als Linguegliettas Institution schlechthin“, sie hielt inne, bevor sie mit einem breiten Grinsen erklärte, „Das ist Nonna Katalina.“

Für einige Augenblicke war es still. Rorys Blick haftete noch immer auf der Fotografie der alten Dame, auf welcher diese gerade Äpfel schälte und das Sonnenlicht so durch die Efeuranken fiel, dass es wirkte, als würden die Schatten über das Obst und die Frau selbst tanzen.

„Uh Oh! Rory! Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät“, klatschte Frederika schließlich aufgeregt in die Hände und riss die alte Freundin von ihrer Fotowand weg.

Rory bemerkte jetzt erst, dass sie über zehn Minuten wie gebannt auf das Bild gestarrt hatte.

„Was haben wir überhaupt vor, Riks?“, lachte sie und hackte sich bei der dunkelhaarigen Frau unter.

Frederika lachte auf, bevor sie mit einem breiten Grinsen meinte: „Das, was jeder Italiener an einem Samstag Abend macht: Fußball!“

~*~*~*~*~

„Wolltest du nicht das schwarze Kleid anziehen?“, kam es verwirrt von ihm als er seine Frau sah. Gerade gestern hatte sie noch so davon geschwärmt, dass sie endlich wieder hineinpassen würde.

„Ich hab mich doch noch für das rote entschieden“, gab sie jedoch kurz und bündig zurück. Damit war die Diskussion für sie beendet.

„Rika hat es sich ohne fragen ausgeliehen, nicht wahr?“, lachte er und schlang seinen Arm um ihre Taille. Sie überdrehte nur die Augen, jedoch erschien auf ihrem Gesicht ein leichtes Lächeln.

Er öffnete die Wohnungstür und die beiden schritten hinaus. Sie waren in fünf Minuten mit seinem besten Freund verabredet und mussten sich deshalb beeilen, denn es war ein Fußmarsch von zirka zehn Minuten bis zum Treffpunkt.

Matteo wusste, dass Jess im Dreieck springen würde, denn wenn dieser eines nicht mochte, dann war es Unpünktlichkeit. Und dass Joanna und er unpünktlich sein würden war jetzt schon mehr als gewiss. Dank Frederika Torinni, seiner Schwägerin und der Zwillingsschwester seiner Frau.

TBC


~*~*~*~*~

Mi scusi. - Es tut mir Leid./Bitte entschuldigen Sie.
Non c'é problema. - Kein Problem./Das macht nichts.
Ulala der Kreis schließt sich. Ich finds toll wenn alle Personen irgendwie zusammenhängen. Aber würde mich interessieren woher Rory Jess kennt...bzw warum er ihr bekannt vorkommt?
Naja wird sich schon noch herausstellen Big Grin

Zuerstmal: Fußball...bäh.

Ich freu mich trotzdem auf den nächsten Teil Smile
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