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Normale Version: ~* Herbstzeitlose *~
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Riska

Die Strahlen der späten Nachmittagssonne ließen das dichte Laub, das den Boden des Parks bedeckte, beinahe wie einen Teppich aus Gold wirken. Obwohl das warme Herbstwetter zu einem Spaziergang einlud, war der Park nahezu menschenleer, nur hier und da konnte sie vereinzelte Gestalten erkennen. Verliebte Pärchen die Arm in Arm die Pfade entlang schlenderten oder dicht aneinander gepresst auf den Parkbänken saßen, ein einsamer Angler am Ufer des Sees, eine alte Frau die Krähen und Elstern mit Brotkrumen fütterte.

Gedankenverloren setzte sie sich auf eine der Bänke und zog ein Buch hervor. Es fühlte sich so richtig an, so perfekt, so einzigartig und dennoch war es falsch. Das hatte man sie zumindest gelehrt. So etwas tat man nicht – egal ob es sich richtig anfühlte oder nicht.
Sie versuchte sich auf den Gedichtband in ihren Händen zu konzentrieren, aber die Worte verschwammen vor ihren Augen. Sie konnte jetzt nicht lesen, wollte jetzt nicht lesen. Sie wollte, konnte nicht damit aufhören an ihn, die Dinge die er gesagt und getan hatte zu denken.

„Das ist doch lächerlich,“ wütend klappte sie ihr Buch zu und stand auf, jedoch nur um sich nach einigen Sekunden der Ratlosigkeit wieder auf die hölzerne Parkbank fallen zu lassen. Lächerlich. In Gedanken wiederholte sie das Wort wieder und wieder, bis ihr bewusst wurde, dass es tatsächlich lächerlich war hier zu sitzen. Sie sollte nach Hause gehen, sich umziehen und ausgehen. Sich ablenken, ihn vergessen. Sie sollte alles was tatsächlich geschehen war -ebenso wie die Dinge die sie sich ausgemalt hatte schlicht und einfach vergessen. Alles irgendwo tief vergraben um nie wieder daran denken zu müssen. Aber es war so ungerecht. Sie wußte, dass sie zusammen gehörten, dass sie das perfekte Paar waren, dass er mit IHR niemals glücklich werden konnte. Wäre es daher nicht ganz und gar selbstlos von ihr sich einzumischen? Ihn daran zu hindern den Rest seines Lebens mit einer Frau zu verbringen die geistlos und dumm war, einer Frau die ihn unglücklich machen würde? Ja, sie würde ihm einen Gefallen tun. Sie würde ihn vor einer Ehe voller Banalität und Langeweile retten, sie würde ihn glücklich machen, sie wäre die perfekte Ehefrau.

Sie kannte sich selbst nicht mehr, es verunsicherte sie, dass sie verunsichert war. Sie war keines dieser Mädchen die sich für einen Mann verrückt machten - von einem Mann verrückt machen ließen. Natürlich hatte sie Verabredungen, natürlich hatte sie Verehrer. Aber mehr als nur Sympathie hatte sie bislang nie empfunden. Mehr hatte sie offengestanden nie erwartet. Eine gute Ehe basierte auf gegenseitiger Wertschätzung, gegenseitigem Respekt, dass hatte man ihr beigebracht. Die Freuden und Qualen der Lieben existierten nur in den Werken von Shakespeare und Jane Austen, in den Gedichten von Keats und Byron, den Liedern eines Tony Bennet oder Frank Sinatras, nicht aber in der Realität. Daran hatte sie immer fest geglaubt, darauf hatte sie ihr bisheriges Leben aufgebaut, ihre Zukunft geplant. Sie machte gerne Pläne, sie hatte Pläne, gute Pläne. Sie wußte wie ihr Leben verlaufen würde, das wußte sie seit sie zehn war. Sie hatte es schließlich geplant und plötzlich - plötzlich waren all diese Pläne wie ein Kartenhaus in sich zusammen gestürzt. Sie hatte wegen eines Mannes die Kontrolle über sich verloren und haßte sich, haßte ihn dafür. Am meisten haßte sie jedoch diese andere Frau – denn sie war schuld daran, dass sie dabei war ihr Gesicht zu verlieren, sich eingestehen musste, dass man nicht alles planen konnte.

~* ~*~*~

Tick, Tack, Tick, Tack – Das regelmäßige Ticken der Uhr trieb ihn fast in den Wahnsinn – ebenso wie das geschäftige Treiben des Schneiders der seit bald einer Stunde Maß nahm, absteckte, nähte, kürzte, wieder absteckte und sich seitenweise Notizen zu machen schien. Er hatte keine Lust mehr seine Zeit noch länger als lebende Modepuppe zu verschwenden, er hatte wichtigere Dinge zu erledigen. Sein Blick fiel auf einen hohen, in Gold gefassten Spiegel und er stellte zufrieden fest, dass Mr. Farnsworth immerhin etwas von seinem Handwerk verstand, auch wenn er dabei verdammt langsam zu Werke ging. Der Anzug betonte seine große, schlanke Gestalt, er sah richtig gut darin aus. „Das wird ihr gefallen.“
„Oh, natürlich Mr. Gilmore,“ antwortete Farnsworth eilig, froh darüber das sein Kunde beschlossen hatte sich endlich positiv über sein Werk zu äußern. „Und sie sollten erst ihr Kleid sehen. Sie beide werden das reizendste Brautpaar sein, dass die Ostküste in den letzten hundert, ach was sage ich, zweihundert Jahren gesehen hat!“ Der Schneider machte sich an Richards Hosensaum zu schaffen. „Wobei ihre Verlobte nun wirklich alles tragen könnte, sie würde selbst in Sackleinen eine wunderschöne Braut abgeben!“
„Ganz recht.“ Richard lächelte. „Sie hätten sie erst in dem blauen Kleid sehen sollen, dass sie vergangen Freitag auf dem Ball der Stanleys getragen hat.“ Sie hatte wirklich phantastisch darin ausgesehen und hatte alle anderen in den Schatten gestellt. Er warf noch einen Blick in den Spiegel. Ja, er konnte sich auch sehen lassen. Farnsworth hatte recht, sie waren wirklich ein hübsches Paar, das perfekte Paar. Emily war... mit einem Satz sprang Richard von dem Podest auf dem er die letzte Stunde ausgeharrt hatte und verließ – die Proteste Farnsworths ignorierend – den Salon.
Wütend über sich selbst lief er durch die Straßen New Havens. Das war bestimmt das siebzigste Mal diese Woche, dass es ihm passiert war. Siebzig Mal, eindeutig zuviel. Er schnaubte. Einmal, zweimal - in Ordnung. Fünfzig wären wohl auch noch akzeptabel gewesen. Aber siebzig – und das waren nur die Male die er gezählt hatte. Er musste damit aufhören. Er würde einen Strauß roter Rosen kaufen, Pennilyn zum Essen ausführen und Emily endgültig vergessen. Er verstand sowieso nicht weshalb er dauernd an sie dachte. Er hatte eine reizende Verlobte aus gutem Hause die ihn anhimmelte. Sie würden ein schönes Ehepaar abgeben. Schön. Vielleicht nicht perfekt, aber passabel, ziemlich passabel. Und ziemlich passabel war immerhin mehr als die meisten anderen Paare von sich behaupten konnten. Außerdem war alles bis ins kleinste Detail geplant, die Einladungen verschickt, die Sitzordnung festgelegt und er lief in einem Hochzeitsanzug voller Stecknadeln durch den Stadtpark. Er würde bald seinen Abschluss in Yale machen und ein wichtiger Geschäftsmann sein. Geschäftsmänner waren nicht impulsiv, sie kalkulierten, planten, organisierten. Sie dachten nicht drei Wochen vor ihrer Hochzeit an andere Frauen. Ein Geschäftsmann konnte nicht kurz vor der Vertragsunterzeichnung das Papier in kleine Stücke zerreißen und es wie Konfetti durch die Luft werfen während er schrie, er habe es sich nun doch anders überlegt. Rote Rosen und ein schönes Abendessen, dass war das Richtige. Er begann sich zu fragen, ob sie wohl Italienisch mochte, nur um sich gleich darauf zu erinnern, dass er es wußte. Er wußte das Pennilyn Pasta nicht mochte – genauso wie er wußte das er eben nicht über seine Verlobte nachgedacht hatte.
Also kein Italienisch, Französisch, Pennilyn liebte französisches Essen. Er würde also einen Tisch im „Chez Fleur“ reservieren. Perfekt. Der Abend war gerettet. Seine Ehe war gerettet. Richard lies sich auf eine der Parkbänke fallen und sah sich um. Es waren nur wenige Menschen unterwegs. Vereinzelte Pärchen die Arm in Arm die Pfade entlang schlenderten oder dicht aneinander gepresst auf den Parkbänken saßen, ein einsamer Angler am Ufer des Sees, Emily die in einem Buch las, eine alte Frau die – er stockte. Einundsiebzig Mal, langsam nahm das Ganze absurde Ausmaße an. Andererseits war er sich sicher sie gesehen zu haben. Aber war es wirklich Emily? Wenn sie es tatsächlich war, dann wäre es äußerst unhöflich sie nicht zu begrüßen. Ein Verstoß gegen die Etikette und er wußte was gute Manieren waren, er war schließlich ein wohlerzogener junger Mann, er hatte schließlich einen guten Ruf zu verlieren.

~*~*~*~

Emily versuchte sich auf die Buchstaben vor ihr zu konzentrieren, aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie ergaben einfach keinen Sinn. Nichts ergab einen Sinn. Ein Räuspern lies sie aufblicken.

„Guten Tag,“ Richard räusperte sich. „...Emily“
„Richard. Wie schön dich zu sehen.“ Phantastisch. Wie schön dich zu sehen. Emily hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
„Ja, in der Tat....ich war gerade unterwegs.“ Als er ihren irritierten Blick bemerkte, korrigierte er sich. „Also eigentlich war ich beim Schneider und wollte etwas frische Luft schnappen. Tja – mein Hochzeitsanzug.“ Etwas hilflos deutete Richard auf seinen Smoking.
Emily rang sich ein Lächeln ab „Er steht dir.“
„Ich dachte mir, dass er dir gefällt. Ich meine, es ist nicht so dass ich darüber nachgedacht hätte, aber ich hatte das Gefühl, dass er dir gefallen könnte. Wobei das eigentlich völlig nebensächlich ist, da er ja hauptsächlich Pennilyn gefallen muss. Es ist nur so.....darf ich?“ Ohne eine Antwort abzuwarten setzte er sich auf den freien Platz neben sie.
Emily biss sich auf die Lippe und starrte auf das mittlerweile geschlossene Buch in ihrer Hand. „Ich bin mir sicher, dass er ihr gefallen wird. Pennilyn meine ich. Ich werdet ein schönes Paar abgeben.“ Schön. Aber nicht perfekt, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Danke.“ Sie saßen schweigend nebeneinander, einerseits bemüht die Begegnung so schnell und schmerzlos wie möglich hinter sich zu bringen, andererseits unfähig sie zu beenden. Richard rutschte unruhig hin und her, wandte sich schließlich zu Emily, peinlich bemüht sie dabei nicht zu berühren. „Ich wollte eigentlich nur kurz Guten Tag sagen. Ich meine, ich habe dich gesehen und da – es wäre unhöflich gewesen nicht Guten Tag zu sagen.“
„Oh ja, dass wäre es wohl gewesen. Andererseits habe ich dich gar nicht gesehen und daher wäre es egal gewesen – ich meine, ich hätte ja nicht gewusst, dass du da warst, also wäre es nicht unhöflich von dir gewesen mich nicht....zu begrüßen.“ Sie spürte wie Blut in ihre Wangen schoß und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Sie stand schneller als es notwendig gewesen wäre auf. „Ich sollte jetzt besser nach Hause gehen. Es war nett dich zu sehen. Sehr höflich von dir mich zu begrüßen. Also....“
Richard musste unweigerlich lächeln. Sie war nervös, dass war ein gutes Zeichen. „Nun, dann...“
„Auf Wiedersehen, Richard.“
„Ja.“ Er erhob sich ebenfalls. „Auf Wiedersehen.....dass heißt: Ißt du gerne Italienisch?“
Verdutzt hob sie eine Augenbraue „Bitte?“
„Italienisch. Ich meine italienisches Essen. Ich meine es ist nicht so, dass ich mir Gedanken darüber gemacht hätte, ob du es magst, ganz sicher nicht. Im Gegenteil, der Gedanke kam mir eben zum ersten mal.“ Richard stellte fest, dass er nur redete um zu reden und dabei nicht das sagte was er eigentlich sagen wollte. Aber wenn er aufhören würde, dann würde sie nach Hause gehen – er würde nach Hause gehen. Er würde Pennilyn heiraten und jede Woche zweiundsiebzig Mal an Emily denken. Er würde....sie riß ihn aus seinen Gedanken.
„Nun, ja.“
„Bitte?“
„Ja, die Antwort auf deine Frage lautet ja.“
„Welche Frage?“
„Italienisch, Richard. Ich esse sehr gerne Italienisch.“
„Oh. In Ordnung. Gut.“ Er holte tief Luft. Zweiundsiebzig Mal, dass war viel. Er sollte zumindest..... „Und wenn ich dich fragen würde, ob du – ich meine rein hypothetisch natürlich, ob du findest das ich Pennilyn heiraten sollte – nicht das ich von deiner Antwort irgendetwas abhängig machen würde, wie auch immer. Findest du ich sollte sie heiraten?“

„Nun, du hast bereits einen Anzug und das Brautkleid wird auch schon fertig sein.“
„Emily....“
„Die Einladungen sind verschickt und ich bin mir sicher das die Menüfolge schon steht,“ angestrengt überlegte sie sich immer neue Ausflüchte, um nicht auf die eigentliche Frage antworten zu müssen. „Ihr habt sicherlich schon Geschenke bekommen und....“ Er schnitt ihr das Wort ab. „Das weiß ich alles, Emily. Was ich wissen will ist – na ja, du weißt schon...“
„Ja. Ich meine ich weiß es nicht. Also eher, vielleicht wäre es besser–„ verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten, als sie plötzlich Richards Hand in ihrer spürte.
„Ich interpretiere das als ein Nein, in Ordnung?“
„Ich denke schon.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf und sah ihm in die Augen, „Ich bin mir sogar sicher.“
„Tja dann....“ Richard zog sie an sich „Ich hoffe es wäre auch in Ordnung, wenn ich dich jetzt küssen würde!?“ Ohne eine weitere Antwort abzuwarten zog er sie noch näher an sich und küsste sie sanft.

~*~*~*~

Der Park lag im Dunkeln, menschenleer – bis auf ein einzelnes, verliebtes Paar, eng umschlungen auf einer Parkbank sitzend.

FIN

ATN: Sonntagnachmittag, mir war langweilig und beim gucken der GG-Folge mit dem Ausflug nach Yale dachte ich mir, warum schreibst du nicht mal ‘ne KG zu dem Thema? Ich hoffe, dass noch niemand so was in der Art geschrieben hat, habe erst zwei, drei Geschichten hier im Forum gelesen......wie auch immer, könnte mir vorstellen, dass es so war – oder auch nicht *GG* Ich hoffe jedenfalls euch haben meine Ergüsse gefallen;-)
Riska

PS: Ich hab’s nicht so mit Kommas...Sorry....Seufz.
Wow! Das ist erstmal was mir dazu einfällt.
Richard und Emily als junges Pärchen, echt süß.
Du hast die Beiden wirklich gut getroffen und mal einen FF über ein vollkommen neues Thema geschrieben.
respekt!
Ja du hast recht!!! Sonst sinds ja immer nur FF's über Jess &Rory, Luke&Lorelai.....
aber eine über Richard und Emily ist mal was neues!!! Also ich wer auf alle fälle weiter lesen!!!
bye nina
ninchen090 schrieb:Also ich wer auf alle fälle weiter lesen!!!


Ich denke, die Fanfiction ist fertig. Schließlich steht ganz unten Fin(Ende) und die Geschichte ist in sich eigentlich auch abgeschlossen.
Man könnte jetzt natürlich noch weietr schreiben, wie seine Verlobte darauf reagiert und wie dann Lorelai kommt...
Cool! Mal was neues? Kommt noch ein Teil??

Riska

Freut mich das es euch gefällt! Thanxxxx! Eine Fortsetzung ist allerdings nicht geplant, war 'ne in sich geschlossene Kurzgeschichte Smile Aber vielleicht regt meine Story ja andere an, mal was über dieses, oder andere, ähnliche Themen zu schreiben. Wenn mich mal wieder Sonntaglangeweile packt, werd ich bestimmt auch mal wieder was verzapfen *GG* Würd mich - eitel wie ich bin Wink - natürlich trotzdem über weiteres Feedback freuen Big Grin

Riska
Cool Cool

mal was anderes als immer diese normalen geschichten!

Mach bitte bitte weiter!!! Wink

Ich werd sie auch weiterlesen!
WOW

ganz ehrlich, ich bin begeistert!
du schreibst einfach wunderschön und die ganze geschichte is einfach nur... perfekt!
ein andres wort fällt mir grad nich ein...

ich würd mich auf jedenfall freuen, wenn du nochmal einen deiner "ergüsse" hier reinstellen würdest!
Ich kann mich nur den anderen anschließen: Die Fanfic ist echt super, gut geschrieben und total originell. Ich finde, ne Fanfic über Richard und Emily war schon lange mal überfällig und ich würd mich echt freuen, noch mehr davon lesen.

Riska

Wowh...langsam werd ich echt rot, LOL. Das viele Lob spornt echt an und ich hab offengestanden auch schon mit was neuem angefangen...diesmal ein Mehrteiler, werd's demnächst hier im Forum posten.

Riska
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