7. Kapitel
Logan hatte in den letzten zwei Tagen öfters versucht, Rory anzurufen. Doch entweder war ihr Handy aus oder sie ging nicht dran. Er verstand nicht, was da los war. Wieso meldete Rory sich nicht? Sie hätte sich eigentlich schon längst melden müssen. Er bekam es doch leicht mit der Angst zu tun. Hatte Rory etwa kalte Füße gekriegt und war wirklich abgehauen? Doch dann hätte sie doch sicher ihrer Mutter davon erzählt… Er wusste auch nicht, wo Rory sein könnte. In Cape Cod war sie auf jeden Fall nicht, dass hatte er herausgefunden…
Logan atmete durch. Auch bei Lane hatte er angerufen. Dort war sie ebenfalls nicht. Er versuchte sich an die letzten Gespräche, die er vor ihrer Abreise mit Rory geführt hatte, zu erinnern. Hatte sie irgendetwas, oder irgendjemanden erwähnt, den sie gerne mal wieder besuchen würde? Logan wollte aber partou niemand einfallen. Doch dann erinnerte er sich an eine Kleinigkeit… Vor einigen Tagen meinte er auf dem Küchentisch ein Buch liegen gesehen zu haben. Das war bei Rory keine Seltenheit, doch dieses Buch war ihm aufgefallen… Es war von diesem Jess gewesen. Jess Mariano. Ein Ex-Freund von Rory. Er wusste, dass er Bücher schrieb und da hatte es ihn erst nicht gewundert, dass dieses Buch dort liegt. Doch wenn er jetzt darüber nachdachte… War Rory vielleicht bei diesem Jess? Er hing sich sofort ans Telefon. Irgendwie musste das doch herauszukriegen sein.
Es war nicht so, dass er sehr eifersüchtig war. Doch als er Jess damals gegenüber gestanden hatte, hatte er doch dieses Gefühl von Eifersucht gespürt. Und nun, so kurz vor ihrer Hochzeit, wollte er Rory nicht verlieren. Sie war die Liebe seines Lebens und er würde alles dafür tun, um sie halten zu können.

Rory wachte langsam auf. Sie blinzelte, ihre Augen fühlten sich schwer und geschwollen an. Kurz sah sie sich auf und schon bei der kleinsten Bewegung musste sie aufstöhnen. „Autsch… Verdammt…“ Davon wurde auch Jess wach. Er war bei ihr am Bett eingeschlafen. Er sah zu ihr. „Rory…Wie geht es dir?“ „Ich glaube, dass mein Kopf gleich explodiert…“ Er grinste nur leicht. „Das ist ja auch kein Wunder, so viel, wie du getrunken hast“ Jess fragte sich, ob Rory sich noch an das, was gestern passiert war, erinnern konnte. Rory atmete durch. „War ich denn sehr peinlich drauf gestern…?“ „Warte, ich hole dir erstmal eine Kopfschmerztablette und einen Kaffee“ Er stand auf und ging in die Küche. Rory lehnte sich zurück. Sie fand es süß, dass er das für sie vorbereitete.
Eine Viertelstunde später war er wieder bei ihr. Rory nahm gleich zwei Tabletten auf einmal und spülte diese mit Wasser herunter, wandte sich dann ihrem Kaffee zu. Der würde nun gut tun. „Also, sag schon. Habe ich gestern viel Mist gelabert…?“ „Naja…“ Sollte er ihr von dem Ausbruch erzählen? „Es ging eigentlich. Du warst sehr…lustig drauf. Erinnerst du dich an wirklich gar nichts mehr?“ Eigentlich erinnerte sich Rory noch an ihren Ausbruch. Sie erinnerte sich an jedes Wort, was sie über ihre anstehende Hochzeit gesagt hatte, wie sie sich bei Jess ausgeweint hatte, was davor und danach passiert war, war etwas verschwommen oder ganz weg. „Ähm…Nein, nicht so richtig“, sagte sie nur und Jess sah sie an. Er merkte, dass sie darüber nicht reden wollte. „Ist schon okay. Wir kriegen das schon hin, Rory…“ Er schaute sie an. Rory sah ihn auch an und atmete durch. Jess verstand sie, ohne das sie etwas sagen musste. Das hatte ihr an ihrer Beziehung immer geliebt. Sie waren Seelenverwandte. Manchmal schienen sie sogar das gleiche zu denken. Ihr traten wieder Tränen in die Augen. „Nicht doch“, sagte er sanft und strich ihr die aufsteigende Träne beiseite, legte die Hand an ihre Wange. „Es wird alles gut. Ich verspreche es dir“ Rory schaute ihn leicht lächelnd an. Nun wusste sie, weshalb sie wirklich hier war… Nicht nur, dass sie nicht heiraten konnte. Sie wollte Jess. Es war so, als hätte sie immer nur auf diesen Moment in ihrem Leben gewartet. Auf den Moment, in dem sie Beide bereit wären, um zusammen zu sein… „Okay“, sagte sie nur leise. Rory wollte nun nicht an die harte Realität denken. Das sie schon in fünf Tagen heiraten würde und in zwei Tagen eigentlich wieder in Hartford sein müsste. Jess und Rory sahen sich einfach in die Augen, ehe er sich dann zu ihr beugte und sie zärtlich küsste. Diesmal stieß Rory ihn nicht weg. Sie erwiederte den Kuss, erst noch sehr vorsichtig, dann aber genau so zärtlich… Es war ein unglaublich schönes Gefühl, ließ sie ihre Sorgen vergessen und sogar ihre Kopfschmerzen. Rory rückte näher an ihn heran und Jess legte die Arme um sie.
Die Beiden bekamen nur im Unterbewusstsein mit, das, dass Rory’s Handy klingelte. Sie wollten sich aber nicht stören lassen, sanken langsam auf das Bett und küssten einander weiter, hielten sich gegenseitig fest und genoßen es, sich endlich wieder zu haben. An alle anderen Konsequenzen wollten sie jetzt nicht denken.
Am anderem Ende der Telefonleitung saß ein nervöser Logan. Wieso ging Rory denn nicht ans Telefon…?

8. Kapitel
Den ganzen Vormittag über hatten Rory und Jess im Bett verbracht. Sie hatten keinen Sex gehabt – erstmal, weil sich Rory dazu nicht in der Lage fühlte und dann, weil sie es einfach langsam angehen wollten. Sie hatten kaum etwas gesagt, hatten sich einfach nur in den Armen gehalten und dem Atem des jeweils anderem gelauscht. Jess fragte sich, ob das nun immer so sein würde… Hatte er Rory endlich wieder, konnten sie zusammen sein? Oder würde sie sich doch gegen ihn entscheiden und Logan heiraten, weil sie Angst hatte, ihre Familie zu enttäuschen. Jess hatte überlegt, ob er vielleicht mit Lorelai reden sollte. Doch diese war nie gut auf ihn zu sprechen gewesen. Woher konnte er wissen, dass Lorelai ihrer Tochter nicht eher dazu riet, Logan zu heiraten? Und Jess wusste, dass Rory viel Wert auf die Meinung ihrer Mutter legte.
Nun hatte er Rory erstmal alleine gelassen. Sie wollte etwas Schlafen, damit die Kopfschmerzen weggingen. Jess hatte sich wieder an seinen Laptop gesetzt. Er fühlte sich plötzlich so kreativ wie lange nicht mehr… Nach dem „Hoffnung stirbt zuletzt“ fing er dann an, weiterzuschreiben…

Es gibt Momente im Leben, in denen man Entscheidungen trifft, die man irgendwann bereut. Ich habe viele solche Momente erlebt. Ich ärgere mich über die Fehler, die ich gemacht habe, andererseits habe ich auch aus den Fehlern gerlernt und bin heute das, was ich jetzt bin. Fehler tragen zur Persönlichkeit bei. Aber ist es so, dass man immer weniger Fehler macht, je älter man wird?

An der Stelle hörte er auf zu schreiben. Rory war eine junge und intelligente Frau. Sie hatte sich trotzdem etwas vorgelogen. Doch er hatte es nicht besser gemacht. Aber wenn er nur ein einziges Zeichen von Rory erhalten hätte, dass sie ihn vielleicht noch liebt. Er hätte sofort um sie gekämpft… Doch Jess wollte das nun nachholen.
Wie in einem Eifer schrieb er dann weiter. Die Gedanken sprudelten nur so aus ihm heraus. Es war fast so, als wäre Rory, seine Liebe zu ihr, seine Muse. Er wusste genau, auf was dieses Buch hinaus gehen sollte und für wen es war… Jess sah nun viel mehr in diesem einen kleinen Satz.

Hoffnung stirbt zuletzt.

Vielleicht wäre es nun endlich soweit… Vielleicht könnten er und Rory nun endlich zusammen sein. Er hatte immer gewusst, dass sie zusammen gehören und das sie die Frau seines Lebens ist. Und vielleicht fühlte Rory ja genau so wie er.

Es war schon nach sechs Uhr, als Logan nach Stars Hollow kam. Er ging ins Dragonfly Inn, das Hotel von Lorelai Gilmore. Zu seinem Glück traf er sie gleich an der Reception an. „Lorelai? Wir müssen reden…“ Sie sah auf. „Logan, Hi. Was führt dich hier her?“ „Rory … Hat sie sich bei dir gemeldet?“ Lorelai seufzte leise und schüttelte nur den Kopf. „Nein, hat sie nicht. Kein Anruf, noch nicht mal ein Brief – oder ´ne Brieftaube und auch keine Flaschenpost. Obwohl das mit der Flaschenpost etwas dauern könnte…“ Logan hob abwehrend die Hände. „Ich bin nicht wirklich zum Scherzen aufgelegt…“ Sie nickte leicht. „Tut mir Leid…“ Lorelai konnte ihm nicht sagen, dass sie nicht glaubte, dass Rory kalte Füße bekommen hatte. Sie war sich fast schon sicher, dass es so war… Doch bei wem war sie bloß?
Logan sah sich kurz um, sah dann wieder zu der Mutter seiner zukünftigen Frau. „Ich glaube, ich weiß, wo Rory ist…“ Lorelai hob eine Augenbraue. „Ach ja? Und wo?“ „Bei Jess.“ „Jess…? Wie…- Wie kommst du denn darauf? Ich meine…die Beiden hatten doch in den letzten zwei Jahren keinen Kontakt mehr“ „Nein, das wird wohl so sein. Aber ich habe gesehen, dass sie sein Buch wieder öfters bei sich hatte. Außerdem ist sie nicht in Cape Cod und auch nicht hier in Stars Hollow. Wo soll Rory denn sonst sein?!“ Lorelai fuhr sich durchs Haar. „Ich wüsste nicht, wieso sie ausgerechnet zu Jess…“ Sie stockte. Lorelai wusste, dass Jess von den Dingen, die sie als richtig befand, immer eine andere Auffassung hatte. Vielleicht wollte Rory wirklich nicht heiraten und war deswegen zu Jess gefahren, weil sie wusste, dass er sie verstehen würde. Aber da musste doch noch mehr hinterstecken. Allerdings konnte Lorelai sich auch nicht vorstellen, dass da wieder etwas lief. Es war doch schon so lange vorbei… Wollte Rory wirklich nicht heiraten? Und hatte sie, ausgerechnet Lorelai, ihre Tochter mit der Freude auf die bevorstehende Hochzeit zusätzlich unter Druck gesetzt? Wieso hatte sie Rory nie gefragt, ob sie das auch wirklich wollte?
„Vielleicht hast du Recht…“, bemerkte Lorelai dann nur und Logan nickte. „Wo wohnt dieser Jess?! Ich werde Rory dort wegholen. Sie kann doch nicht einfach alles hinschmeißen und wegrennen“ Er musste zugeben, schon etwas wütend auf Rory zu sein. Sie ließ ihn einfach stehen und meldete sich nicht, vor ihrer Hochzeit. Und das alles nur für diesen erfolglosen Autor?
„Logan, lass mich bitte zuerst mit Rory reden, okay? Es ist vielleicht besser, wenn ich sie zuerst damit…konfrontiere“ Er schaute sie an. „Ich will wissen, wo dieser Typ wohnt… Er ist doch Luke’s Neffe. Der wird es mir auch sagen können“ Logan war regelrecht blind vor Eifersucht. So kannte er sich nicht aber er würde es nicht verkraften, Rory zu verlieren. „Logan, das bringt doch nichts, wenn du hinfährst. Was willst du machen? Dich mit ihm prügeln? Und was willst du tun, wenn Rory nicht da sein sollte?“ „Rory ist da, ich spüre das einfach… Und ich werde mich nicht prügeln. Ich werde Rory einfach nach Hause holen“ „Und wenn sie das nicht will?“ „Sie wird schon wollen“ „Logan, jetzt geh das doch vernünftig an“ „Nein! Ich will Rory heiraten, okay?! Ich lasse mir das nicht kaputt machen, von niemandem“ Damit machte Logan kehrt und verließ das Inn.
Seufzend sah Lorelai ihm nach. Vielleicht sollte sie ihre Tochter besser vorwarnen…