03.03.2005, 20:54
Hallöchen!
Nachdem im Forum in den letzter Zeit immer wieder nach slash ffs gefragt wurde, haben *Jessy* und ich uns dazu entschlossen, es einfach mal zu versuchen.
Wir hoffen, ihr habt viel Spass beim Lesen.
Feedback ist immer gerne gesehen
Liebe GrüÃe
*Jessy* und Emilyfan
Wenn die Liebe stirbt
Das Hausmädchen betrat etwas unsicher das Esszimmer. Es hatte schon viele Gerüchte gehört, wie es einem erging, wenn man im Hause der Gilmores einen Fehler machte, doch es brauchte diese Anstellung, wollte sie um keinen Preis verlieren. So unfreundlich und streng Emily Gilmore auch war, so gut bezahlte sie auch. Ein wenig unbeholfen begann das Mädchen, vielleicht gerade einmal 25 Jahre alt, die Teller auf den Tisch zu stellen. Als sie Lorelai ihren Teller servierte, rümpfte diese die Nase. âOh nein, ist es etwa das, wofür ich es halte?â, rief sie und blickte ein wenig provozierend zu ihrer Mutter.
Emily hob den Kopf und gleichzeitig eine Augenbraue und sah ihre Tochter verständnislos an. Was sollte diese Frage? Ihre Tochter wusste doch ganz genau, was es war. âDas sind Escargot.â, meinte sie beiläufig und senkte den Kopf wieder.
âÃh, das wofür ich es halte...â, gab Lorelai zurück Nun meldete sich auch Rory zu Wort. âSchnecken?!â Ein wenig skeptisch blickte sie auf ihren Teller. Emily seufzte leise, kaum hörbar und wandte erneut ein: âEscargot.â
âEgal wie das heiÃt, es ist schleimig.â, gab Lorelai zu bedenken und schob ihren Teller ein wenig weiter in die Mitte des Tisches. Richard meldete sich nun seinerseits zu Wort: âSie sind köstlich mit Knoblauch.â Er hoffte, dass die ganze Diskussion damit erledigt war, doch er täuschte sich, seine Tochter hatte nicht vor, das Thema damit als erledigt zu betrachten.
âSag nicht sie, was zu essen hat kein Pronomen.â Ein wenig genervt überging Richard ihre letzte Aussage und schlug vor, dass sie sie einfach kosten solle.
Nach einem neuerlichen Einwand von Lorelai gab sich Richard schlieÃlich geschlagen, der Tag war lange genug gewesen und er hatte nicht vor, dieses Thema noch weiter zu vertiefen, daher wandte er sich an seine Frau: âIch fürchte Escargot kommen für unsere freitäglichen Essen nicht mehr in Frage.â
Emily schien jedoch ihren Gedanken nachzuhängen, halblaut meinte sie nur: â Sweetie aà immer gern Escargot. Schon komisch woran man sich so erinnert.â
Sweetie, sie sah sie wieder vor sich, lächelnd.
âSweetie?â, fragte Lorelai nach und auch Rory zeigte ihr Interesse an dem Thema.
âSweetie Nelson, eine meiner ältesten Freundinnen. Sie ist gestern gestorben.â, antwortete Emily, hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Gestorben, wie leicht es doch war, dieses grauenvolle Wort auszusprechen, so als hätte sich dadurch nichts verändert. Die Welt war eigentlich noch immer die gleiche wie am Vortag, doch für Emily war alles anders.
Rorys Stimme drang an ihr Ohr: âOh das tut mir leid Grandma. War sie krank?â
âSie war schon länger ziemlich krank. Aber trotzdem...â Emily wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Es hätte ein netter Abend mit ihrer Familie werden sollen, sie hatte gehofft, dass sie dadurch ein wenig Ablenkung finden würde, doch nun waren sie schon wieder bei diesem leidigen Thema. Seit sie am Vortag die Nachricht bekommen hatte, dass Sweetie gestorben war, war in ihr irgendetwas gebrochen. Nach auÃen hatte man ihr nichts angemerkt, Richard war überrascht gewesen, wie gut sie mit der Nachricht umging, insgeheim war er froh gewesen, dass Emily damit keine Probleme hatte, denn er hatte im Moment wahrlich andere Sorgen als eine trauernde Frau. Er hatte mit seiner Firma viel zu tun, musste neue Kunden gewinnen. Es war alles erst am Anfang und er wollte groà hinaus.
Richard entschied sich nun seinerseits das Thema zu einem Abschluss zu bringen. âEs war ein schwerer Schlag für alle.â
Von seinen Worten wurde Emily wieder ins Leben zurückgerufen. âÃbrigens, Davis hat vorhin angerufen, die Beisetzung ist am Sonntag.â Sie wandte sich nun Rory zu, wollte sie fragen, wie die Dinge in der Schule so liefen, was es Neues gab, doch Lorelai machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
â War das ihr richtiger Name -- Sweetie?â
â Ihr Name war Melinda, Sweetie war ihr Spitzname.â, gab Emily knapp zurück, hoffe, dass das Thema nun endgültig abgehakt war. Sie war gerade im Begriff einen Löffel voll Escargot zu nehmen, als Lorelai nachfragte: âWieso?â
Emily blickte sie ein wenig verwirrt an. Ihre Tochter war manchmal wirklich ein Rätsel für sie, sie konnte nicht nachvollziehen, was in ihr vorging. âWas heiÃt wieso?â
âWie kommt man ausgerechnet auf Sweetie für Melinda?â, fragte Lorelai nach.
Wie begriffsstutzig konnte ein einzelner Mensch eigentlich sein? Emily wunderte sich immer wieder über ihre Tochter. Sie war doch nicht dumm, aber wie kam sie immer wieder auf so dämliche Fragen?
âDas ist keine Ableitung von Melinda, Sweetie ist ein Kosename.â, gab Emily so ruhig wie möglich zurück.
Doch Emily war nicht die einzige, die sich in diesem Moment unverstanden fühlte, Lorelai begriff auch nicht, wie ihre Mutter nicht wissen konnte, worauf sie hinaus wollte. Sie hatte ich doch klar ausgedrückt und daher entgegnete sie ein wenig genervt:
âJa, ich weià das Sweetie ein Kosename ist, aber für gewöhnlich leitet man den von richtigen Namen ab und oft gibtâs auch ne Geschichte oder so was.â
âSie war süÃ, das ist die Geschichte.â, meinte Emily ein wenig schnippisch. Niemand an diesem Tisch konnte ahnen, wie süà Melinda wirklich gewesen war. Melinda war einfach ein wundervoller Mensch gewesen.
âSie hatte einen liebenswerten Charakter.â, meinte Emily leise und fast hatte es den Anschein, als wollte sie selbst wieder daran erinnern, was für ein Mensch Melinda war.
â Mhm...â, war Lorelais einzige Reaktion darauf.
Langsam aber sicher verlor Emily die Geduld mit ihrer Tochter. Immer diese merkwürdigen Bemerkungen, die ihr klar zu verstehen gaben, was sie von ihr hielt. âWas für eine Geschichte wolltest du hören, Lorelai?â
âSchon gut, sie war süà also nannte man sie Sweetie, tolle Geschichte...â
âNein, ich wüsste es wirklich gern. Was für eine Geschichte über meine jüngst verstorbene Freundin würde dich amüsieren?â Emily war nun in der richtigen Laune für einen kleinen Streit. Ihre Tochter benahm sich manchmal einfach unmöglich. In dieser Situation konnte sie ihr keinen wirklichen Vorwurf daraus machen, Lorelai konnte nicht wissen, was das Thema Melinda bei ihr auslöste.
âMum, es geht nicht darum das ich mich amüsiere....â, meinte Lorelai und senkte den Kopf. Sie wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, nicht heute, doch Emily war gerade richtig in Fahrt gekommen:
âAlso schön, Sweeties Vater war ein furchtbar armer Mann, so arm, dass Sweetie und ihre 4 Geschwister drauÃen in einem ausgehöhlten Baumstamm schlafen mussten, weil im Haus nur genug platz für die Eltern war. Einmal gabâs im Winter nicht genug zu Essen, Sweetie kroch also aus ihrem Baumstamm, wickelte sich Zeitungspapier um die FüÃe und stapfte 40 Meilen in die nächste Stadt. Dort taumelte sie in einen SüÃwarenladen. Der Besitzer hatte Mitleid, gab ihr Tüten mit SüÃigkeiten und eine Gurke und fuhr sie zurück zu ihrer Familie. Er bot ihrem Vater einen Job an, den dieser nur zu gerne annahm. Irgendwann kaufte er das Geschäft und legte damit den Grundstein zu einem der gröÃten SüÃwarenimperien der Welt. Und deshalb erhielt sie ihrem Kosenamen, Sweetie. So, wie war das?â
Lorelai sah ihre Mutter an, wusste nicht, wie sie reagieren sollte, entschied sich schlieÃlich für eine recht harmlose Antwort: âDas war ne ziemlich gute Geschichte.â
In diesem Moment meldete sich Richard zu Wort: âAch Emily, sagtest du die Beisetzung sei Sonntag?â
â Ja. Ist das ein Problem?â Insgeheim wusste Emily, dass es ein Problem war. Sie kannte ihren Mann, eine solche Frage stellte er nicht ohne Grund.
âMr. Hamoto ist in der Stadt und Jason hat ein Golfspiel organisiert und dann gehen wir Essen. Wann ist der Gottesdienst?â
Eigentlich brauchte sie auf diese Frage keine Antwort mehr geben, Richard würde sie nicht begleiten. âUm 12..â, erwiderte sie.
â Um 12â, wiederholte Richard ihre Worte. â.Das wird eng. Wie wichtig ist es, dass ich der Beerdigung beiwohne?â
Sie hatte es gewusst, auf ihren Mann war immer verlass, vor allem, wenn sie ihn einmal wirklich gebraucht hätte. In den letzten Monaten hatte er sich von ihr entfernt, war nicht mehr der Mann, den sie geheiratet hatte. Sein Geschäft war das Wichtigste für ihn, er war ständig auf Reisen, um neue Kunden zu gewinnen und sie fühlte sich vernachlässigt. Abends kam er spät nach Hause, morgens verlieà er das Haus oft schon, bevor die Sonne aufging.
Mit finsterer Miene antwortete sie: âÃberhaupt nicht wichtig.â
âNa wunderbar. Würdest du ihnen mein Beileid ausrichten?â, gab Richard zurück. Er war noch nie gut darin gewesen, die Gefühle seines Gegenübers einzuschätzen, so bemerkte er auch nicht, dass Emily vielleicht etwas daran gelegen wäre, dass er sie zu der Beerdigung begleitete.
â Aber sicher. Iss jetzt bitte...â
Für Emily war das Thema damit erledigt, sie wollte nicht mehr darüber sprechen. Richard würde es ohnehin nicht begreifen, konnte sie nicht verstehen. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass seine Arbeit ihn glücklich machte, weit glücklicher, als sie ihn wohl jemals machen würde.
Nach dem Essen standen sie vom Tisch auf, begaben sich noch ins Wohnzimmer, doch Emily war geistig nicht mehr anwesend, sie nahm an den Unterhaltungen nicht teil, saà nur stumm da. SchlieÃlich verabschiedeten sich Lorelai und Rory von ihr und Richard brachte sie zur Türe. Emily ging nun nach oben, sie wollte alleine sein, suchte die Einsamkeit.
Sie schloss die Türe zum Schlafzimmer hinter sich. Die leisen Stimmen von Rory und Lorelai, die sich noch von Richard verabschiedeten, drangen an ihr Ohr, doch sie entfernten sich immer weiter von ihr, wurden aus ihrem Gedächtnis ausgeblendet. Melinda, das war das einzige, woran sie noch denken konnte. Melinda war tot. Sie war nicht für sie da gewesen, sie hatte ihr nicht helfen können. Immer wieder hatte sie ihre kranke Freundin besucht, hatte an ihrem Bett gesessen und ihr Mut zugesprochen. Bei ihrem letzten Besuch hatte der Krebs bereits alle Lebensfreude und jeden Mut aus Melindas Gesicht genommen, das Glänzen in ihren Augen, das Melinda immer zu etwas Besonderem gemacht hatte, fehlte. Nur ihr mattes Lächeln zeugte noch von der Frau, die sie einmal gewesen war, dieses Lächeln, das Emily schon vor so vielen Jahren bei ihrer Freundin aufgefallen war. Nie wieder würde sie es zu sehen bekommen. Für einen Moment hatte Emily das Gefühl, dass sie den Schmerz nicht länger ertragen könne, Tränen schossen ihr in die Augen und sie sank auf das Bett. Nicht einmal so trauern, wie sie es wollte, konnte sie um ihre Freundin. Sie musste sich beherrschen, musste GröÃe und Gleichgültigkeit zeigen. Das wurde erwartet, von allen. Man trauerte alleine. Das war das Los der feinen Gesellschaft. Wie Emily diese Worte hasste. Diese feine Gesellschaft hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war, wie anders wäre ihr Leben doch verlaufen, wenn sie immer das tun hätte können, was sie wollte. Wut stieg in ihr auf. Sie fühlte sich um ein Leben betrogen, gegen das sie sich hatte entscheiden müssen, doch nach all diesen Jahren war sie noch immer der Meinung, dass sie diese Entscheidung nicht aus freien Stücken getroffen hatte, sondern dass sie von anerzogenen Zwängen dazu getrieben worden war.
Nachdem im Forum in den letzter Zeit immer wieder nach slash ffs gefragt wurde, haben *Jessy* und ich uns dazu entschlossen, es einfach mal zu versuchen.
Wir hoffen, ihr habt viel Spass beim Lesen.
Feedback ist immer gerne gesehen

Liebe GrüÃe
*Jessy* und Emilyfan
Wenn die Liebe stirbt
Das Hausmädchen betrat etwas unsicher das Esszimmer. Es hatte schon viele Gerüchte gehört, wie es einem erging, wenn man im Hause der Gilmores einen Fehler machte, doch es brauchte diese Anstellung, wollte sie um keinen Preis verlieren. So unfreundlich und streng Emily Gilmore auch war, so gut bezahlte sie auch. Ein wenig unbeholfen begann das Mädchen, vielleicht gerade einmal 25 Jahre alt, die Teller auf den Tisch zu stellen. Als sie Lorelai ihren Teller servierte, rümpfte diese die Nase. âOh nein, ist es etwa das, wofür ich es halte?â, rief sie und blickte ein wenig provozierend zu ihrer Mutter.
Emily hob den Kopf und gleichzeitig eine Augenbraue und sah ihre Tochter verständnislos an. Was sollte diese Frage? Ihre Tochter wusste doch ganz genau, was es war. âDas sind Escargot.â, meinte sie beiläufig und senkte den Kopf wieder.
âÃh, das wofür ich es halte...â, gab Lorelai zurück Nun meldete sich auch Rory zu Wort. âSchnecken?!â Ein wenig skeptisch blickte sie auf ihren Teller. Emily seufzte leise, kaum hörbar und wandte erneut ein: âEscargot.â
âEgal wie das heiÃt, es ist schleimig.â, gab Lorelai zu bedenken und schob ihren Teller ein wenig weiter in die Mitte des Tisches. Richard meldete sich nun seinerseits zu Wort: âSie sind köstlich mit Knoblauch.â Er hoffte, dass die ganze Diskussion damit erledigt war, doch er täuschte sich, seine Tochter hatte nicht vor, das Thema damit als erledigt zu betrachten.
âSag nicht sie, was zu essen hat kein Pronomen.â Ein wenig genervt überging Richard ihre letzte Aussage und schlug vor, dass sie sie einfach kosten solle.
Nach einem neuerlichen Einwand von Lorelai gab sich Richard schlieÃlich geschlagen, der Tag war lange genug gewesen und er hatte nicht vor, dieses Thema noch weiter zu vertiefen, daher wandte er sich an seine Frau: âIch fürchte Escargot kommen für unsere freitäglichen Essen nicht mehr in Frage.â
Emily schien jedoch ihren Gedanken nachzuhängen, halblaut meinte sie nur: â Sweetie aà immer gern Escargot. Schon komisch woran man sich so erinnert.â
Sweetie, sie sah sie wieder vor sich, lächelnd.
âSweetie?â, fragte Lorelai nach und auch Rory zeigte ihr Interesse an dem Thema.
âSweetie Nelson, eine meiner ältesten Freundinnen. Sie ist gestern gestorben.â, antwortete Emily, hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Gestorben, wie leicht es doch war, dieses grauenvolle Wort auszusprechen, so als hätte sich dadurch nichts verändert. Die Welt war eigentlich noch immer die gleiche wie am Vortag, doch für Emily war alles anders.
Rorys Stimme drang an ihr Ohr: âOh das tut mir leid Grandma. War sie krank?â
âSie war schon länger ziemlich krank. Aber trotzdem...â Emily wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Es hätte ein netter Abend mit ihrer Familie werden sollen, sie hatte gehofft, dass sie dadurch ein wenig Ablenkung finden würde, doch nun waren sie schon wieder bei diesem leidigen Thema. Seit sie am Vortag die Nachricht bekommen hatte, dass Sweetie gestorben war, war in ihr irgendetwas gebrochen. Nach auÃen hatte man ihr nichts angemerkt, Richard war überrascht gewesen, wie gut sie mit der Nachricht umging, insgeheim war er froh gewesen, dass Emily damit keine Probleme hatte, denn er hatte im Moment wahrlich andere Sorgen als eine trauernde Frau. Er hatte mit seiner Firma viel zu tun, musste neue Kunden gewinnen. Es war alles erst am Anfang und er wollte groà hinaus.
Richard entschied sich nun seinerseits das Thema zu einem Abschluss zu bringen. âEs war ein schwerer Schlag für alle.â
Von seinen Worten wurde Emily wieder ins Leben zurückgerufen. âÃbrigens, Davis hat vorhin angerufen, die Beisetzung ist am Sonntag.â Sie wandte sich nun Rory zu, wollte sie fragen, wie die Dinge in der Schule so liefen, was es Neues gab, doch Lorelai machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
â War das ihr richtiger Name -- Sweetie?â
â Ihr Name war Melinda, Sweetie war ihr Spitzname.â, gab Emily knapp zurück, hoffe, dass das Thema nun endgültig abgehakt war. Sie war gerade im Begriff einen Löffel voll Escargot zu nehmen, als Lorelai nachfragte: âWieso?â
Emily blickte sie ein wenig verwirrt an. Ihre Tochter war manchmal wirklich ein Rätsel für sie, sie konnte nicht nachvollziehen, was in ihr vorging. âWas heiÃt wieso?â
âWie kommt man ausgerechnet auf Sweetie für Melinda?â, fragte Lorelai nach.
Wie begriffsstutzig konnte ein einzelner Mensch eigentlich sein? Emily wunderte sich immer wieder über ihre Tochter. Sie war doch nicht dumm, aber wie kam sie immer wieder auf so dämliche Fragen?
âDas ist keine Ableitung von Melinda, Sweetie ist ein Kosename.â, gab Emily so ruhig wie möglich zurück.
Doch Emily war nicht die einzige, die sich in diesem Moment unverstanden fühlte, Lorelai begriff auch nicht, wie ihre Mutter nicht wissen konnte, worauf sie hinaus wollte. Sie hatte ich doch klar ausgedrückt und daher entgegnete sie ein wenig genervt:
âJa, ich weià das Sweetie ein Kosename ist, aber für gewöhnlich leitet man den von richtigen Namen ab und oft gibtâs auch ne Geschichte oder so was.â
âSie war süÃ, das ist die Geschichte.â, meinte Emily ein wenig schnippisch. Niemand an diesem Tisch konnte ahnen, wie süà Melinda wirklich gewesen war. Melinda war einfach ein wundervoller Mensch gewesen.
âSie hatte einen liebenswerten Charakter.â, meinte Emily leise und fast hatte es den Anschein, als wollte sie selbst wieder daran erinnern, was für ein Mensch Melinda war.
â Mhm...â, war Lorelais einzige Reaktion darauf.
Langsam aber sicher verlor Emily die Geduld mit ihrer Tochter. Immer diese merkwürdigen Bemerkungen, die ihr klar zu verstehen gaben, was sie von ihr hielt. âWas für eine Geschichte wolltest du hören, Lorelai?â
âSchon gut, sie war süà also nannte man sie Sweetie, tolle Geschichte...â
âNein, ich wüsste es wirklich gern. Was für eine Geschichte über meine jüngst verstorbene Freundin würde dich amüsieren?â Emily war nun in der richtigen Laune für einen kleinen Streit. Ihre Tochter benahm sich manchmal einfach unmöglich. In dieser Situation konnte sie ihr keinen wirklichen Vorwurf daraus machen, Lorelai konnte nicht wissen, was das Thema Melinda bei ihr auslöste.
âMum, es geht nicht darum das ich mich amüsiere....â, meinte Lorelai und senkte den Kopf. Sie wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, nicht heute, doch Emily war gerade richtig in Fahrt gekommen:
âAlso schön, Sweeties Vater war ein furchtbar armer Mann, so arm, dass Sweetie und ihre 4 Geschwister drauÃen in einem ausgehöhlten Baumstamm schlafen mussten, weil im Haus nur genug platz für die Eltern war. Einmal gabâs im Winter nicht genug zu Essen, Sweetie kroch also aus ihrem Baumstamm, wickelte sich Zeitungspapier um die FüÃe und stapfte 40 Meilen in die nächste Stadt. Dort taumelte sie in einen SüÃwarenladen. Der Besitzer hatte Mitleid, gab ihr Tüten mit SüÃigkeiten und eine Gurke und fuhr sie zurück zu ihrer Familie. Er bot ihrem Vater einen Job an, den dieser nur zu gerne annahm. Irgendwann kaufte er das Geschäft und legte damit den Grundstein zu einem der gröÃten SüÃwarenimperien der Welt. Und deshalb erhielt sie ihrem Kosenamen, Sweetie. So, wie war das?â
Lorelai sah ihre Mutter an, wusste nicht, wie sie reagieren sollte, entschied sich schlieÃlich für eine recht harmlose Antwort: âDas war ne ziemlich gute Geschichte.â
In diesem Moment meldete sich Richard zu Wort: âAch Emily, sagtest du die Beisetzung sei Sonntag?â
â Ja. Ist das ein Problem?â Insgeheim wusste Emily, dass es ein Problem war. Sie kannte ihren Mann, eine solche Frage stellte er nicht ohne Grund.
âMr. Hamoto ist in der Stadt und Jason hat ein Golfspiel organisiert und dann gehen wir Essen. Wann ist der Gottesdienst?â
Eigentlich brauchte sie auf diese Frage keine Antwort mehr geben, Richard würde sie nicht begleiten. âUm 12..â, erwiderte sie.
â Um 12â, wiederholte Richard ihre Worte. â.Das wird eng. Wie wichtig ist es, dass ich der Beerdigung beiwohne?â
Sie hatte es gewusst, auf ihren Mann war immer verlass, vor allem, wenn sie ihn einmal wirklich gebraucht hätte. In den letzten Monaten hatte er sich von ihr entfernt, war nicht mehr der Mann, den sie geheiratet hatte. Sein Geschäft war das Wichtigste für ihn, er war ständig auf Reisen, um neue Kunden zu gewinnen und sie fühlte sich vernachlässigt. Abends kam er spät nach Hause, morgens verlieà er das Haus oft schon, bevor die Sonne aufging.
Mit finsterer Miene antwortete sie: âÃberhaupt nicht wichtig.â
âNa wunderbar. Würdest du ihnen mein Beileid ausrichten?â, gab Richard zurück. Er war noch nie gut darin gewesen, die Gefühle seines Gegenübers einzuschätzen, so bemerkte er auch nicht, dass Emily vielleicht etwas daran gelegen wäre, dass er sie zu der Beerdigung begleitete.
â Aber sicher. Iss jetzt bitte...â
Für Emily war das Thema damit erledigt, sie wollte nicht mehr darüber sprechen. Richard würde es ohnehin nicht begreifen, konnte sie nicht verstehen. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass seine Arbeit ihn glücklich machte, weit glücklicher, als sie ihn wohl jemals machen würde.
Nach dem Essen standen sie vom Tisch auf, begaben sich noch ins Wohnzimmer, doch Emily war geistig nicht mehr anwesend, sie nahm an den Unterhaltungen nicht teil, saà nur stumm da. SchlieÃlich verabschiedeten sich Lorelai und Rory von ihr und Richard brachte sie zur Türe. Emily ging nun nach oben, sie wollte alleine sein, suchte die Einsamkeit.
Sie schloss die Türe zum Schlafzimmer hinter sich. Die leisen Stimmen von Rory und Lorelai, die sich noch von Richard verabschiedeten, drangen an ihr Ohr, doch sie entfernten sich immer weiter von ihr, wurden aus ihrem Gedächtnis ausgeblendet. Melinda, das war das einzige, woran sie noch denken konnte. Melinda war tot. Sie war nicht für sie da gewesen, sie hatte ihr nicht helfen können. Immer wieder hatte sie ihre kranke Freundin besucht, hatte an ihrem Bett gesessen und ihr Mut zugesprochen. Bei ihrem letzten Besuch hatte der Krebs bereits alle Lebensfreude und jeden Mut aus Melindas Gesicht genommen, das Glänzen in ihren Augen, das Melinda immer zu etwas Besonderem gemacht hatte, fehlte. Nur ihr mattes Lächeln zeugte noch von der Frau, die sie einmal gewesen war, dieses Lächeln, das Emily schon vor so vielen Jahren bei ihrer Freundin aufgefallen war. Nie wieder würde sie es zu sehen bekommen. Für einen Moment hatte Emily das Gefühl, dass sie den Schmerz nicht länger ertragen könne, Tränen schossen ihr in die Augen und sie sank auf das Bett. Nicht einmal so trauern, wie sie es wollte, konnte sie um ihre Freundin. Sie musste sich beherrschen, musste GröÃe und Gleichgültigkeit zeigen. Das wurde erwartet, von allen. Man trauerte alleine. Das war das Los der feinen Gesellschaft. Wie Emily diese Worte hasste. Diese feine Gesellschaft hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war, wie anders wäre ihr Leben doch verlaufen, wenn sie immer das tun hätte können, was sie wollte. Wut stieg in ihr auf. Sie fühlte sich um ein Leben betrogen, gegen das sie sich hatte entscheiden müssen, doch nach all diesen Jahren war sie noch immer der Meinung, dass sie diese Entscheidung nicht aus freien Stücken getroffen hatte, sondern dass sie von anerzogenen Zwängen dazu getrieben worden war.