Kapitel 6: Schwer versetzt
Zwei Tage später, Freitag Abend:
âHallo Lorelai! Luke, kommt doch hereinâ begrüÃte Emily das Paar. Lorelai ging vor und gab ihrer Mutter ihren Mantel und Luke folgte mit dem Zwillingswagen. Nur William blieb vor der Tür stehen.
âHallo Emily! Ich wollte mich entschuldigen, für... naja... ich habe überreagiert.. und... und... es tut mir Leidâ sagte Luke als er vor Emily stand.
âIst schon in Ordnung, lass es uns einfach vergessenâ, antwortete sie mit einem Lächeln und nahm auch ihm seine Jacke ab. Misstrauisch kräuselte er die Stirn und warf Lorelai einen fragenden Blick zu, denn es war seltsam, dass Emily ihm so einfach verzieh. Irgendetwas stimmte nicht und er wusste es.
Da die Zwillinge noch schliefen wendete sich Emily nun William zu, der noch immer vor der Haustür im Freien stand.
âWilliam, warum kommst du nicht herein?â fragte sie ihn.
âIch kann nicht Grandmaâ sagte er mit besorgtem Gesichtsausdruck und steckte die Hände in die Hosentaschen. Verwundert schaute Emily zu Lorelai, aber als die nur lächelte, war ihr klar, dass es nicht so ernst sein konnte, wie ihr Enkel es aussehen lieÃ. Sie ging in die Hocke, damit sie ihm in die Augen sehen konnte.
âUnd warum kannst du das nicht?â fragte sie ihn.
âIch kann nicht laufen, Grandma, weil ich schwer versetzt binâ antwortete er immer noch mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Lorelai brach in schallendes Gelächter aus, Luke grinste und Emily musste hart kämpfen um ernst zu bleiben.
âDu armer Kleiner. Wie hast du dich denn so schwer verletzt?â
âIch bin von der Schaukel gehüpft und auf mein Knie gefallt und da war gaaaanz viel Blut. Und dann ist Daddy gekommt und wir sind ins Krankenhaus gefahrt und die haben mich genäht!â erzählte er nicht ganz ohne stolz und mit sehr ausdrucksstark. Nun musste auch Emily lachen. Sie stand auf und drehte sich zu Lorelai.
âEr erzählt genau wie du: Alles ist ein Dramaâ sagte sie bevor sie sich wieder zu William drehte.
âDas ist ja ganz furchtbar vor allem, weil du dann nicht mit uns essen kannst und die ganze Zeithier stehen musst. Aber vielleicht bleibt ja etwas übrig und deine Eltern können die etwas mitnehmen für später.â sagte sie und schloss die Tür.
âOh Mom, du bist grausam!â lachte Lorelai, öffnete die Tür wieder und trug William in das Haus.
âTja, Schatz sieht aus als wäre deine âschwer vesetztâ Nummer dieses Mal nach hinten losgegangenâ grinste sie und drückte einen Kuss auf seine Stirn.
âAber ich bin mir sicher, dass dein GroÃvater dich bemitleiden wird und dich herumträgtâ sie stellte ihn wieder auf den Boden und zog ihm seine Jacke aus.
âWirklich Mommy?â fragte er und schaute hoffnungsvoll.
âIch glaube schon. Versuchs doch!â Sofort rannte William zu Richards Bürotür und klopfte.
âGott Lorelai musst du ihn auch noch ermutigen? Das macht er jetzt schon seit zwei tagen mit jedem den er trifft und Babette und Patty haben deshalb diesen blöden âWilliam-Träger-dienstâ ins Leben gerufen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sich 45 Idioten gefunden haben die zugestimmt haben ihn in Schichten herumzutragen. Er ist in den zwei Tagen nicht einen Meter gelaufen. Und dann musste ich mir auch noch Kirks Gejammer anhören, weil sein Rücken weh tut, weil er blöd genug war sich für drei Schichten hintereinander einzutragen, weshalb er ihn 12 Stunden m Stück geschleppt hat.â
âSüÃer, sei froh, dass du ihn nicht tragen musst und jetzt husch, ich habe Hunger.â grinste sie und ging ins Wohnzimmer.
âGrandpa ich kann nicht laufen, ich bin schwer versetzt!â hörten sie vom Flur und Lorelai musste wieder lachen.
Natürlich hatte Lorelai Recht gehabt und Richard trug William den ganzen Abend umher. Als sie gerade den Hauptgang aÃen wachte Laila auf, lieà sich aus ihrem Buggy rutschen und lief zu den anderen in das Esszimmer.
âJa hallo, sleeping beautyâ lächelte Lorelai als sie aufstand und sie hochnahm. Laila gähnte und kuschelte sich an Lorelais Schulter. Für einige Sekunden drückte Lorelai sie an sich, bevor sie sie in ihren Hochstuhl setzte.
âMöchtest du auch etwas essen?â fragte Emily sie.
âDa!â sagte Laila und deutete auf den Obstsalat der für den Nachtisch bereits auf dem Tisch stand.
âNein, erst was richtiges Prinzessin. Schau mal es gibt Kartoffelnâ versuchte Luke sie zu locken.
âNein, da!â sagte Laila wieder sehr bestimmt und deutete erneut auf den Obstsalat.
âKomm Prinzessin, erst das hier essenâ sagte Lorelai und stellte einen Teller mit Fisch und Kartoffeln vor sie.
âNein!â widersprach Laila und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie schmollte und ihre Mutter so ansah.
âDas funktioniert nicht mehr, Prinzessin. Erst essen, dann Nachtisch. Kein Essen, kein Nachtisch.â Laila fixierte daraufhin Lorelai und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
Lorelai war aber daran gewöhnt und ignorierte es einfach. Emily lächelte nur, reagierte aber nicht und Richard bekam von all dem nichts mit, da William ihm fürchterliche Geschichten erzählte wie das mit seinem Knie passiert wäre. Luke versuchte sie nicht zu beachten und aà ebenfalls weiter.
Als es klingelte stand Emily auf und kam kurz darauf mit Rory im Schlepptau zurück.
âSchaut mal wer da istâ, lächelte Emily.
âHey ihr!â grüÃte Rory und begrüÃte dann einen nach dem anderen.
âHi Mom, Dadâ, sagte sie und umarmte die beiden, als William von seinem Stuhl hüpfte und zu ihr rannte, weshalb Richard überrascht aufsah.
.âRory!â schrie William ungeduldig und sprang dann in die Arme seiner Schwester.
âHallo kleiner Bruder. Deinem Knie geht es ja anscheinend schon wieder gutâ grinste Rory. Lorelai hatte ihr erzählt, dass er seine Verletzung missbrauchte um Leute dazu zu bewegen ihn umher zu tragen. Sie wusste auch von der Abmachung, die Luke und Lorelai getroffen hatten.
Als die Zwillinge ein Jahr alt geworden waren, war sie wieder ausgezogen, weil es für sie zu laut zum Lernen geworden war und seitdem telefonierte sie wieder regelmäÃig mit Luke und Lorelai, da sie wieder in Yale wohnte.
âNein, es ist schlimm, ich kann nicht laufenâ jammerte Will und sofort war das Lächeln von seinem Gesicht verschwunden.
âWow, Mom, er ist gut. Kein Wunder das Babette und Patty ihm geglaubt habenâ, lachte sie und setzte ihn wieder auf seinen Stuhl.
âUnd dein GroÃvaterâ grinste Emily.
âDu wusstest, dass er nur simuliert und hast mich nicht gewarntâ, sagte Richard fassungslos.
âRichard, wir passen jetzt seit zwei Jahren auf die Kinder auf und er ist immer noch in der Lage dich herein zu legen. Wieso also sollte ich dich warnen?â fragte sie und aà seelenruhig weiter.
âTut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber der Prof hat ewig überzogenâ seufzte Rory und lieà sich in den Stuhl neben Lailas fallen.
âUnd was ist mit dir los? Magst du mich nicht mehr?â fragte sie dann Laila, als die immer noch nur Lorelai fixierte.
âSie will nur Nachtisch essen, aber das darf sie nicht, deshalb ist sie beleidigtâ erklärte Lorelai und aà weiter.
âMmmmh, so eine feine Kartoffelâ sagte sie zu Laila.
âWo ist denn die Wilde?â wollte Rory dann wissen.
âSchläft nochâ sagte Luke.
Wenige Minuten später waren alle mit dem Hauptgang fertig, auch Rory, und machten mit dem Nachtisch weiter. Laila hatte sich mittlerweile entschieden doch lieber ihren Vater zu fixieren, da es bei ihrer Mutter nichts gebracht hatte.
Obwohl alle anderen aÃen, konnte Luke nicht. Nach eineigen Minuten machte er auch noch den Fehler und schaute seine Tochter an. Wie auf Kommando füllten sich ihre Augen mit Tränen, die dann über ihre Wangen rollten, während sie immer noch schmollte und ihren Vater anstarrte.
âOkay, das reicht. Hier iss das und hör auf zu weinenâ sagte Luke und gab ihr seinen Obstsalat. Sofort waren die Tränen verschwunden, Laila strahlte ihren Vater und begann ihren Obstsalat zu essen. Luke musste ebenfalls lächeln.
âLuke!â rief Lorelai aufgebracht.
âAch Lorelai, komm schon! Sie muss was essen und Obst ist gut für sieâ verteidigte sich Luke.
âDarum geht es nicht und das weiÃt du auchâ sagte Lorelai nun schon etwas lauter.
âSie muss etwas essenâ erwiderte Luke genauso laut.
âJa, sie kann das essen was ich ihr gegeben habe, das war die Abmachung. Sie will es nicht, gut, in Ordnung, dann kann der Hunger nicht so groà sein. Aber du musst wieder nachgeben und das nächste Mal läuft es wieder genau soâ schrie Lorelai ihn an und William schaute verwirrt auf seine Eltern, denn er hatte noch nie erlebt, dass sie sich anschrieen.
âMommy, ich esse Lailas Kartoffelnâ rief er und versuchte über den Tisch n den Teller zu gelangen. Lorelai schaute ihn an und nun füllten sich ihre Augen mit Tränen. SchlieÃlich stand sie auf, warf ihre Serviette auf den Tisch und stampfte zur Tür. Bevor sie den Raum verlieà drehte sie sich noch einmal um und schaute Luke an.
âIch habe dir gesagt, dass es so nicht mehr funktioniert und du hast zugestimmt. Du hast gesagt, wir würden etwas ändern. Und dann kommt es zum ersten Mal drauf an und sofort fällst du mir wieder in den Rücken. Und nun schau dir deinen Sohn an!Ist es das was du in Zukunft willst?â schrie sie und knallte die Tür hinter sich zu.
âMommy?ârief William ihr nach und begann zu weinen, genau wie Laila. Ihre Eltern schrieen nie. Luke schrie manchmal Kirk oder Taylor an, aber noch nie hatten die beiden erlebt, dass ihre Eltern sich gegenseitig anschrieen.
Rory war genauso schockiert. Natürlich wusste sie, dass die beiden manchmal stritten, aber doch nie vor den Kindern.
âIch gehe mal nach ihr schauenâ sagte sie und eilte ihrer Mutter nach, während Luke ebenfalls aufstand und sich in den Garten verzog und Richard und Emily versuchten die Kinder zu beruhigen.
TBC