21.09.2009, 18:39
@katalin: Danke, dass du immer so fleiÃig FB gibst
@Heather: Es hat mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass ich eine neue Leserin habe. Danke schön
An der anderen Seite des Tisches saà Jess, spielte nervös mit einer Zigarettenschachtel herum und warf immer wieder einen Blick zu seiner Freundin, die ein paar Plätze weiter neben Nathan saÃ. Sie war gestern sehr spät zurück ins Zimmer gekommen. Nach dem Abendessen hatte sie gesagt, sie sei kurz weg, doch es waren einige Stunden geworden. Es war klar, dass sie die Zeit mit Nathan verbracht hatte und obwohl die Eifersucht ihn innerlich fast auffraÃ, hatte er keine Fragen gestellt und ihr keine Vorwürfe gemacht. Sie war hier her gekommen, um ihre alte Freunde zu sehen und solange er nichts anderes hörte, war Nathan für ihn einfach ein weiterer alter Freund seiner Freundin.
,,Du brauchst nicht eifersüchtig sein.â
Jess drehte sich nach links, wo Cecilia saÃ. Er wusste nicht, wieso, aber sie schien ständig seine Nähe zu suchen. Gestern schon und auch heute hatte sie sich sofort den Platz neben ihm gesichert. Sie versuchte auch ständig ein Gespräch mit ihm anzufangen, worauf er jedoch nicht einging. Jetzt fragte er sich aber doch, warum sie sich einbildete ihm Beziehungsratschläge geben zu können.
,,Wie bitte?â
,,Deine Freundin hatte nie etwas mit dem Kerl,â flüsterte ihm Cecilia zu.
,,Und woher weiÃt du das?â
,,Von Steve.â
Plötzlich war Jess' Neugier geweckt. ,,Und was haben sie dann miteinander zu tun?â
,,Das würdest du wohl gerne wissen, was?â Cecilia lächelte triumphierend.
,,Ja. Irgendwie scheint sie zu ihm eine engere Beziehung zu haben als zu allen anderen.â
,,Die Umarmung gestern.â Cecilia schloà kurz die Augen. ,,Die war wirklich, wirklich seeehr herzlich.â
,,Also?â
,,Es gab wohl irgendeinen traurigen Vorfall in der Vergangenheit, der die beiden so nahe zusammen gebracht hat.â
,,Und welcher traurige Vorfall?â fragte Jess ungeduldig.
,,Keine Ahnung.â Sie hob die Schultern. ,,Darüber wollte Steve nicht reden.â
,,Dann frag ihn!â Seine Stimme klang nun noch ungeduldiger und auch genervt.
,,Ist ja interessant, warum fragst du nicht deine Freundin? Ich bin mir sicher, ihr habt eine engere Beziehung als ich und Steve. Wir kennen uns gerade mal paar Monate und in dieser Zeit haben wir nicht gerade auf ernste Kommunikation Wert gelegt, wenn du verstehst, was ich meine.â
,,Hör zu. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das für mich rauskriegen würdest, Patricia redet nicht gerne von ihrer Vergangenheit.â
,,Und was kriege ich dafür?â
,,Was?â
,,Glaubst du, es ist einfach irgendwelche Informationen aus Steve rauszukriegen? Ich mache das sicher nicht kostenlos,â gab Cecilia zurück.
,,Ich werde dir sicher nichts bezahlen, selbst wenn ich könnte.â
,,Deine Freundin trägt da eine nette Rolexuhr. Ich würde mir die gerne mal leihen.â
,,Vergiss es!â Jess rückte wieder näher an den Tisch heran und stellte erleichtert fest, dass niemand sein Gespräch mit Steves Freundin mitbekommen hatte. Sein Blick wanderte erneut zu seiner Freundin. Er sah, wie sich Patricia zu Nathan hinüberbeugte und ihre Haare seine Schulter streiften, als sie ihm etwas zuflüsterte.
Jess ballte seine Hände zu Fäusten, bevor er aufstand und sich ein paar Meter entfernt eine Zigarette anzündete.
***
Nach dem Frühstück war Rory gemeinsam mit Marty und Lisa auf ihr Zimmer gegangen, um sich für den Strand umzuziehen.
,,Erzähl mir von Dean!â fragte Marty plötzlich.
,,Marty,â sagte Rory bittend. Sie wusste nicht, wieso er jetzt wieder auf dieses Thema kam. Vielleicht weil sie einige Worte beim Frühstück mit Dean gewechselt hatte? Was sollte sie schon über Dean erzählen? Sie könnte damit anfangen, wie er mit vier Jahren plötzlich auf dem Spielplatz des Kindergarten stand. Mit fünf Jahren hatte er sie und Lane vor den Geistergeschichten beschützt, ein Jahr später vor der strengen Lehrerin.
Mit sieben Jahren hatten sie das Independence Inn oft mit ihrem Versteckspielen auf den Kopf gestellt.
Mit acht ernannte Lorelai sie zu den drei Musketiere.
Mit neun Jahren beschloss Lane von zuhause wegzulaufen, Rory und Dean waren ihr treu gefolgt. Sie waren jedoch nur bis zum Park gekommen, dann hatten sie das Vorhaben aufgegeben.
Mit zehn hatten sie ihren ersten eigenen Videoabend veranstaltet.
Mit elf, zwölf Jahren hatte sich Dean ein wenig von ihnen zurück gezogen, um mehr mit den Jungs in seinem Alter zu unternehmen. Rory und Lane hatten damit keine Probleme, sie verfolgten jedes seiner Baseballspiele mit Begeisterung.
Mit dreizehn meinte Lane, sie wäre unsterblich in Dean verliebt, er sei die groÃe Liebe ihres Lebens und sie könnte sich nie wieder in jemand anderen verlieben. Rory nahm es alles nicht so ernst, schlieÃlich dauerten Lane's Verliebtheitsphasen normalerweise nicht länger als zwei Wochen â die Schwärmerei für Dean hielt ganze vier Wochen. Danach stellten sie die Regel auf, dass keiner der âdrei Musketiereâ sich jemals in den anderen verlieben durfte.
Mit vierzehn hatte sie die Stars Hollow High und ihre beiden besten Freunde verlassen, um auf die Chilton zu gehen.
Mit fünfzehn brachen Dean und Rory die Regel. Aus Verzweiflung bat sie Dean mit zum Chiltonball zu kommen. Dort bekam sie ihren ersten Kuss von ihm und sie wurden ein Paar. Für Lane waren sie in Kürze zum absoluten Traumpaar mutiert. Vielleicht waren sie das auch, Dean war schlieÃlich der perfekte Freund. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen, war immer für sie da und hätte bestimmt alles für die getan. Er hatte nur einen Fehler: Er liebte sie nicht genug oder nicht mehr.
FLASHBACK
Dean & Rory â Rory's POV
2003
Rory saà nun schon seit einer halben Stunde auf ihrem Bett und wartete darauf, dass Dean kam. Sie war nervös, da sie sich seit dem katastrophalem Essen bei ihren GroÃeltern nicht mehr gesehen hatten. Eigentlich wäre das Essen ein Grund zum Feiern gewesen, da Rory verkünden wollte, dass sie sich nun hundertprozentig für Yale entschieden hatte und auÃerdem wollten Emily und Richard Dean kennenlernen, der ja nun schon seit zwei Jahren der Freund ihrer Enkeltochter war. Rory hatte jedoch gar keine Gelegenheit über ihre Uniwahl zu reden, da Richard sich sofort auf Dean stürzte, ihn ausfragte und ihm klar machte, dass er ihn nicht gut genug für seine Enkeltochter hielt.
Dean hatte ihr zwar an diesem Abend â nach ihren tausend Entschuldigungen â gesagt, dass alles okay war, doch trotzdem hatte sie ein schlechtes Gefühl.
Plötzlich klopfte es an der Tür und nach ihrem âHerein!â trat Dean ins Zimmer.
,,Hey!â
,,Hi!â Rory sprang auf, ging auf Dean zu und umarmte ihn. Er hielt sie für einen Moment fest, lieà sie jedoch nach einem Kuss auf die Wange los und setzte sich auf ihr Bett.
,,Rory.â Er sah sie ernst an. ,,Wir sollten reden.â
,,Okay.â Langsam ging sie wieder zum Bett und lieà sich neben ihn sinken. ,,Aber lass mich erst einmal was erklären.â Sie griff nach seiner Hand. ,,Das, was am Freitag passiert ist, tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte, was sie vorhaben, hätte ich dich niemals gebeten mitzukommen. Alles, was mein Grandpa gesagt, ist nicht wahr. Du bist... du bist etwas so Besonders für mich und wenn das mein GroÃvater nicht sehen will, ist das sein Problem. Er hat so gemeine Dinge gesagt und ich will, dass du dir das nicht zu Herzen nimmst und...â
,,Rory, ich weiÃ, dass es dir leid tut.â
Dean befreite seine Hand aus ihrem Griff und sah an ihr vorbei zu ihrem Nachttisch. Dort standen Fotos. Ihre Mutter, ihr Vater, sie und Dean und ein Foto, auf dem sie, Dean und Lane zu sehen waren, als sie etwa zehn Jahre alt waren. Er griff nach dem letzten und ein trauriges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. ,,Damals war alles noch so einfach.â
,,Was meinst du damit?â
,,Ich...â Er steckte ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, bevor er weitersprach. ,,Ich habe das Gefühl, dass wir nicht weiterkommen.â
,,Wie meinst du das?â Rory versuchte in seinen Augen eine Antwort darauf zu finden, doch er wandte seinen Blick ab und starrte stattdessen auf seine Hände.
,,Wo soll diese Beziehung hinführen?â
,,Wo sie hinführen soll?â wiederholte Rory ungläubig. ,,Wo führen Beziehungen für gewöhnlich hin?â
,,Ich meine... nächstes Jahr bist du in Yale.â
,,Du weiÃt doch schon lange, dass ich nach Yale gehen werde.â
,,Ja, aber jetzt frage ich mich zum ersten Mal, wie das mit uns weitergehen soll.â
,,Ich werde oft in Stars Hollow sein, du kannst mich besuchen, wir...â
,,Rory,â unterbrach Dean sie. ,,Ich möchte nicht so eine Beziehung.â
,,Machst... machst du gerade Schluss mit mir?â
,,Ich denke, dass das das Beste ist.â
,,Das kann nicht dein Ernst sein.â Sie sah ihn bittend an, hoffend, dass er das alles, was er soeben gesagt hatte, nicht so meinte. Doch als Dean sie nicht ansah und auch nicht antwortete, spielte sie ihren letzten Trumpf aus: ,,Aber ich liebe dich.â
,,Es tut mir so leid.â Rory sah wie sich Dean auf die Unterlippe biss und dann aufstand. Er ging zum Fenster hinüber und starrte hinaus in die Dämmerung.
,,Ich glaube, wir waren so damit beschäftigt allen Leuten zu glauben, dass wir gar nicht darüber nachdachten, ob wir wirklich das perfekte, glückliche Paar waren, für das sie uns hielten.â
,,Du warst nicht glücklich?â
Er drehte sich zu ihr um. ,,Natürlich war ich das, aber...â
,,Dann lass doch Yale einfach mal auf uns zukommen. Wir können es doch einfach mal probieren. Yale ist doch wirklich nicht weit entfe-â
,,Nein,â fiel ihr Dean ins Wort. ,,Ich denke nicht, dass das Sinn macht.â
,,Liebst du mich nicht genug, um zu glauben, dass wir das schaffen?â
Sein Schweigen war auch eine Antwort. Rory konnte es einfach nicht glauben. Sie war hier mit Dean. Dean, der immer ehrlich gewesen war, der ihrer Meinung nach gar nicht zum Lügen fähig gewesen wäre. Dean, der ihr immer so aufrichtig vorgekommen war. Dean, der jetzt vor ihr stand und ihr nicht sagen konnte, dass er sie liebte, nachdem er es ihr sonst täglich mehrmals sagte. Dean, der seine Gefühle nie wirklich verstecken konnte, der für sie die letzten dreizehn Jahre wie ein offenes Buch gewesen war.
,,Ich denke einfach, dass sich irgendetwas zwischen uns verändert hat. Ich meine, zwischen uns beiden, als Paar,â sagte er leise. ,,Für mich fühlt es sich einfach nicht mehr so an wie am Anfang.â
,,Das ist doch ganz normal. Es kann doch nicht immer so bleiben wie am Anfang.â
,,Ja, natürlich. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass das alles eine Zukunft hat. Vielleicht sollten wir einfach wieder Freunde sein.â
Bei seinem letzten Satz, den er mit unsicherer Stimme sagte, erinnerte er sie plötzlich wieder an den vierjährigen Jungen im Sandkasten, der schüchtern fragte, ob er mitspielen durfte und ob sie Freunde werden könnten. ,,Freunde?â wiederholte Rory ungläubig. Seit sie mit Dean zusammen war, hatte sie sich viel ausgemalt, aber dass er ihr eines Tages vorschlagen würde die Beziehung zu beenden und wieder als Freunde weiterzumachen, damit hätte sie niemals gerechnet. Dafür war er ihr zu glücklich erschienen, wenn er mit ihr zusammen war. Dafür hatte er ihr zu oft gesagt, dass er sie liebte.
Dean ging wieder zu ihr und setzte sich zurück aufs Bett. ,,Es tut mir so leid.â Er griff nach ihrer Hand, strich über das Armband, das er ihr damals geschenkt hatte. ,,Ich denke einfach, dass wir es als Freunde versuchen sollten.â
,,Versuchen? Wir sind Freunde seit wir vier Jahre alt waren. Ich denke, wir hatten genug Gelegenheit das zu probieren...â
,,Ich...â
,,... und ich denke, wir haben das mit dem Freundesein immer gut hingekriegt,â beendete Rory den Satz. ,,Aber lass uns Zeit.â
,,Natürlich. Lass dir soviel Zeit wie du brauchst.â Dean erhob sich. ,,Es tut mir so leid. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll...â
,,Die Wahrheit ist wohl immer das Beste,â gab Rory zurück. ,,Das wissen wir spätestens seit der Sache mit deiner Eisenbahn 1992.â Sie grinste ihn an und dabei wurde ihr bewusst, wie absurd diese ganze Situation war. Eigentlich hätte sie so wütend und so verletzt sein müssen, dass sie ihn aus dem Haus warf, aber irgendetwas hinderte sie daran. Vielleicht weil er trotz allem Dean war. Dean, ihr bester Freund, mit dem sie soviel erlebt hatte, dass selbst eine Trennung nur ein weiteres Kapitel ihrer gemeinsamen Geschichte war. Vielleicht weil Dean in all den Jahren ein so fester Bestandteil ihres Lebens gewesen war, dass sie sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen konnte.
Vorsichtig erwiderte Dean ihr Grinsen. ,,Danke, Rory.â Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann verlieà er ihr Zimmer und kurz darauf hörte sie die Haustür ins Schloss fallen.
Sie hatte ihre erste Liebe verloren und hatte dafür ihren Freund aus Kindertagen wieder. Und vielleicht... vielleicht musste das einfach reichen.
Flashback Ende
Die erste Zeit nach der Trennung hatten sie sich nicht sooft gesehen. Sie hatte sich in eine Beziehung mit Jess gestürzt, der damals ganz neu in der Stadt war. Doch sie und Dean hatten es nach einer Weile geschafft wieder Freunde zu werden. Sie hatten es tatsächlich geschafft wieder so unbeschwert miteinander umzugehen wie vor der Beziehung. Das einzige Problem war, dass damals die Freundschaft von Rory und Lane den ersten Bruch erlitt und Dean immer entzwei gerissen war, obwohl er nicht einmal wusste, was zwischen den beiden vorgefallen war. Sie hatten sich zwar noch einmal zusammengerissen und für eine Weile waren sie das Trio von früher, doch dann zerbrach die Freundschaft von Lane und Rory für immer.
Rory konnte gar nicht genau sagen, wann Dean aus ihrem Leben verschwunden war. Es war nicht Schlag auf Schlag passiert. Er hatte sich so langsam aus ihrem Leben geschlichen, dass sie anfangs nicht einmal merkte, dass sie sich immer seltener sahen. Sie war so beschäftigt in Yale gewesen, dass sie das Ende der Freundschaft erst bei einem ihrer seltenen Besuchen in Stars Hollow bemerkt hatte. Sie hatte damals festgestellt, dass ihr keine wirklichen Freunde in Stars Hollow geblieben waren. Natürlich hatte sie gewissermaÃen die ganze Stadt als Freunde, aber dennoch...
,,Und? Wie war das früher zwischen Euch?â Marty holte sie von der Vergangenheit in die Gegenwart zurück.
Natürlich hätte sie ihm die ganze Geschichte erzählen können. Sie hätte ihm sagen können, dass Dean über die Häfte ihres Lebens zu den wichtigsten Menschen ihres Lebens gehört hatte. Sie hätte ihm gestehen können, dass Marty genau zu dem Zeitpunkt aufgetaucht war, als sie einen Ersatz für Dean gebraucht hatte und, dass sie eine Weile tatsächlich nur das in ihm gesehen hatte: Den Ersatz für ihren verlorenen besten Freund, der Ersatz, der an das Original jedoch nie rankommen würde. Natürlich war das nur anfangs so gewesen, nach und nach lernte sie Marty â und wirklich Marty persönlich â immer mehr zu schätzen. Sie hätte ihm das alles sagen können, doch das einzige, was über ihre Lippen kam, war: ,,Wir waren als Teenager eine Weile zusammen, mehr nicht.â
@Heather: Es hat mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass ich eine neue Leserin habe. Danke schön
An der anderen Seite des Tisches saà Jess, spielte nervös mit einer Zigarettenschachtel herum und warf immer wieder einen Blick zu seiner Freundin, die ein paar Plätze weiter neben Nathan saÃ. Sie war gestern sehr spät zurück ins Zimmer gekommen. Nach dem Abendessen hatte sie gesagt, sie sei kurz weg, doch es waren einige Stunden geworden. Es war klar, dass sie die Zeit mit Nathan verbracht hatte und obwohl die Eifersucht ihn innerlich fast auffraÃ, hatte er keine Fragen gestellt und ihr keine Vorwürfe gemacht. Sie war hier her gekommen, um ihre alte Freunde zu sehen und solange er nichts anderes hörte, war Nathan für ihn einfach ein weiterer alter Freund seiner Freundin.
,,Du brauchst nicht eifersüchtig sein.â
Jess drehte sich nach links, wo Cecilia saÃ. Er wusste nicht, wieso, aber sie schien ständig seine Nähe zu suchen. Gestern schon und auch heute hatte sie sich sofort den Platz neben ihm gesichert. Sie versuchte auch ständig ein Gespräch mit ihm anzufangen, worauf er jedoch nicht einging. Jetzt fragte er sich aber doch, warum sie sich einbildete ihm Beziehungsratschläge geben zu können.
,,Wie bitte?â
,,Deine Freundin hatte nie etwas mit dem Kerl,â flüsterte ihm Cecilia zu.
,,Und woher weiÃt du das?â
,,Von Steve.â
Plötzlich war Jess' Neugier geweckt. ,,Und was haben sie dann miteinander zu tun?â
,,Das würdest du wohl gerne wissen, was?â Cecilia lächelte triumphierend.
,,Ja. Irgendwie scheint sie zu ihm eine engere Beziehung zu haben als zu allen anderen.â
,,Die Umarmung gestern.â Cecilia schloà kurz die Augen. ,,Die war wirklich, wirklich seeehr herzlich.â
,,Also?â
,,Es gab wohl irgendeinen traurigen Vorfall in der Vergangenheit, der die beiden so nahe zusammen gebracht hat.â
,,Und welcher traurige Vorfall?â fragte Jess ungeduldig.
,,Keine Ahnung.â Sie hob die Schultern. ,,Darüber wollte Steve nicht reden.â
,,Dann frag ihn!â Seine Stimme klang nun noch ungeduldiger und auch genervt.
,,Ist ja interessant, warum fragst du nicht deine Freundin? Ich bin mir sicher, ihr habt eine engere Beziehung als ich und Steve. Wir kennen uns gerade mal paar Monate und in dieser Zeit haben wir nicht gerade auf ernste Kommunikation Wert gelegt, wenn du verstehst, was ich meine.â
,,Hör zu. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das für mich rauskriegen würdest, Patricia redet nicht gerne von ihrer Vergangenheit.â
,,Und was kriege ich dafür?â
,,Was?â
,,Glaubst du, es ist einfach irgendwelche Informationen aus Steve rauszukriegen? Ich mache das sicher nicht kostenlos,â gab Cecilia zurück.
,,Ich werde dir sicher nichts bezahlen, selbst wenn ich könnte.â
,,Deine Freundin trägt da eine nette Rolexuhr. Ich würde mir die gerne mal leihen.â
,,Vergiss es!â Jess rückte wieder näher an den Tisch heran und stellte erleichtert fest, dass niemand sein Gespräch mit Steves Freundin mitbekommen hatte. Sein Blick wanderte erneut zu seiner Freundin. Er sah, wie sich Patricia zu Nathan hinüberbeugte und ihre Haare seine Schulter streiften, als sie ihm etwas zuflüsterte.
Jess ballte seine Hände zu Fäusten, bevor er aufstand und sich ein paar Meter entfernt eine Zigarette anzündete.
***
Nach dem Frühstück war Rory gemeinsam mit Marty und Lisa auf ihr Zimmer gegangen, um sich für den Strand umzuziehen.
,,Erzähl mir von Dean!â fragte Marty plötzlich.
,,Marty,â sagte Rory bittend. Sie wusste nicht, wieso er jetzt wieder auf dieses Thema kam. Vielleicht weil sie einige Worte beim Frühstück mit Dean gewechselt hatte? Was sollte sie schon über Dean erzählen? Sie könnte damit anfangen, wie er mit vier Jahren plötzlich auf dem Spielplatz des Kindergarten stand. Mit fünf Jahren hatte er sie und Lane vor den Geistergeschichten beschützt, ein Jahr später vor der strengen Lehrerin.
Mit sieben Jahren hatten sie das Independence Inn oft mit ihrem Versteckspielen auf den Kopf gestellt.
Mit acht ernannte Lorelai sie zu den drei Musketiere.
Mit neun Jahren beschloss Lane von zuhause wegzulaufen, Rory und Dean waren ihr treu gefolgt. Sie waren jedoch nur bis zum Park gekommen, dann hatten sie das Vorhaben aufgegeben.
Mit zehn hatten sie ihren ersten eigenen Videoabend veranstaltet.
Mit elf, zwölf Jahren hatte sich Dean ein wenig von ihnen zurück gezogen, um mehr mit den Jungs in seinem Alter zu unternehmen. Rory und Lane hatten damit keine Probleme, sie verfolgten jedes seiner Baseballspiele mit Begeisterung.
Mit dreizehn meinte Lane, sie wäre unsterblich in Dean verliebt, er sei die groÃe Liebe ihres Lebens und sie könnte sich nie wieder in jemand anderen verlieben. Rory nahm es alles nicht so ernst, schlieÃlich dauerten Lane's Verliebtheitsphasen normalerweise nicht länger als zwei Wochen â die Schwärmerei für Dean hielt ganze vier Wochen. Danach stellten sie die Regel auf, dass keiner der âdrei Musketiereâ sich jemals in den anderen verlieben durfte.
Mit vierzehn hatte sie die Stars Hollow High und ihre beiden besten Freunde verlassen, um auf die Chilton zu gehen.
Mit fünfzehn brachen Dean und Rory die Regel. Aus Verzweiflung bat sie Dean mit zum Chiltonball zu kommen. Dort bekam sie ihren ersten Kuss von ihm und sie wurden ein Paar. Für Lane waren sie in Kürze zum absoluten Traumpaar mutiert. Vielleicht waren sie das auch, Dean war schlieÃlich der perfekte Freund. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen, war immer für sie da und hätte bestimmt alles für die getan. Er hatte nur einen Fehler: Er liebte sie nicht genug oder nicht mehr.
FLASHBACK
Dean & Rory â Rory's POV
2003
Rory saà nun schon seit einer halben Stunde auf ihrem Bett und wartete darauf, dass Dean kam. Sie war nervös, da sie sich seit dem katastrophalem Essen bei ihren GroÃeltern nicht mehr gesehen hatten. Eigentlich wäre das Essen ein Grund zum Feiern gewesen, da Rory verkünden wollte, dass sie sich nun hundertprozentig für Yale entschieden hatte und auÃerdem wollten Emily und Richard Dean kennenlernen, der ja nun schon seit zwei Jahren der Freund ihrer Enkeltochter war. Rory hatte jedoch gar keine Gelegenheit über ihre Uniwahl zu reden, da Richard sich sofort auf Dean stürzte, ihn ausfragte und ihm klar machte, dass er ihn nicht gut genug für seine Enkeltochter hielt.
Dean hatte ihr zwar an diesem Abend â nach ihren tausend Entschuldigungen â gesagt, dass alles okay war, doch trotzdem hatte sie ein schlechtes Gefühl.
Plötzlich klopfte es an der Tür und nach ihrem âHerein!â trat Dean ins Zimmer.
,,Hey!â
,,Hi!â Rory sprang auf, ging auf Dean zu und umarmte ihn. Er hielt sie für einen Moment fest, lieà sie jedoch nach einem Kuss auf die Wange los und setzte sich auf ihr Bett.
,,Rory.â Er sah sie ernst an. ,,Wir sollten reden.â
,,Okay.â Langsam ging sie wieder zum Bett und lieà sich neben ihn sinken. ,,Aber lass mich erst einmal was erklären.â Sie griff nach seiner Hand. ,,Das, was am Freitag passiert ist, tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte, was sie vorhaben, hätte ich dich niemals gebeten mitzukommen. Alles, was mein Grandpa gesagt, ist nicht wahr. Du bist... du bist etwas so Besonders für mich und wenn das mein GroÃvater nicht sehen will, ist das sein Problem. Er hat so gemeine Dinge gesagt und ich will, dass du dir das nicht zu Herzen nimmst und...â
,,Rory, ich weiÃ, dass es dir leid tut.â
Dean befreite seine Hand aus ihrem Griff und sah an ihr vorbei zu ihrem Nachttisch. Dort standen Fotos. Ihre Mutter, ihr Vater, sie und Dean und ein Foto, auf dem sie, Dean und Lane zu sehen waren, als sie etwa zehn Jahre alt waren. Er griff nach dem letzten und ein trauriges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. ,,Damals war alles noch so einfach.â
,,Was meinst du damit?â
,,Ich...â Er steckte ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, bevor er weitersprach. ,,Ich habe das Gefühl, dass wir nicht weiterkommen.â
,,Wie meinst du das?â Rory versuchte in seinen Augen eine Antwort darauf zu finden, doch er wandte seinen Blick ab und starrte stattdessen auf seine Hände.
,,Wo soll diese Beziehung hinführen?â
,,Wo sie hinführen soll?â wiederholte Rory ungläubig. ,,Wo führen Beziehungen für gewöhnlich hin?â
,,Ich meine... nächstes Jahr bist du in Yale.â
,,Du weiÃt doch schon lange, dass ich nach Yale gehen werde.â
,,Ja, aber jetzt frage ich mich zum ersten Mal, wie das mit uns weitergehen soll.â
,,Ich werde oft in Stars Hollow sein, du kannst mich besuchen, wir...â
,,Rory,â unterbrach Dean sie. ,,Ich möchte nicht so eine Beziehung.â
,,Machst... machst du gerade Schluss mit mir?â
,,Ich denke, dass das das Beste ist.â
,,Das kann nicht dein Ernst sein.â Sie sah ihn bittend an, hoffend, dass er das alles, was er soeben gesagt hatte, nicht so meinte. Doch als Dean sie nicht ansah und auch nicht antwortete, spielte sie ihren letzten Trumpf aus: ,,Aber ich liebe dich.â
,,Es tut mir so leid.â Rory sah wie sich Dean auf die Unterlippe biss und dann aufstand. Er ging zum Fenster hinüber und starrte hinaus in die Dämmerung.
,,Ich glaube, wir waren so damit beschäftigt allen Leuten zu glauben, dass wir gar nicht darüber nachdachten, ob wir wirklich das perfekte, glückliche Paar waren, für das sie uns hielten.â
,,Du warst nicht glücklich?â
Er drehte sich zu ihr um. ,,Natürlich war ich das, aber...â
,,Dann lass doch Yale einfach mal auf uns zukommen. Wir können es doch einfach mal probieren. Yale ist doch wirklich nicht weit entfe-â
,,Nein,â fiel ihr Dean ins Wort. ,,Ich denke nicht, dass das Sinn macht.â
,,Liebst du mich nicht genug, um zu glauben, dass wir das schaffen?â
Sein Schweigen war auch eine Antwort. Rory konnte es einfach nicht glauben. Sie war hier mit Dean. Dean, der immer ehrlich gewesen war, der ihrer Meinung nach gar nicht zum Lügen fähig gewesen wäre. Dean, der ihr immer so aufrichtig vorgekommen war. Dean, der jetzt vor ihr stand und ihr nicht sagen konnte, dass er sie liebte, nachdem er es ihr sonst täglich mehrmals sagte. Dean, der seine Gefühle nie wirklich verstecken konnte, der für sie die letzten dreizehn Jahre wie ein offenes Buch gewesen war.
,,Ich denke einfach, dass sich irgendetwas zwischen uns verändert hat. Ich meine, zwischen uns beiden, als Paar,â sagte er leise. ,,Für mich fühlt es sich einfach nicht mehr so an wie am Anfang.â
,,Das ist doch ganz normal. Es kann doch nicht immer so bleiben wie am Anfang.â
,,Ja, natürlich. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass das alles eine Zukunft hat. Vielleicht sollten wir einfach wieder Freunde sein.â
Bei seinem letzten Satz, den er mit unsicherer Stimme sagte, erinnerte er sie plötzlich wieder an den vierjährigen Jungen im Sandkasten, der schüchtern fragte, ob er mitspielen durfte und ob sie Freunde werden könnten. ,,Freunde?â wiederholte Rory ungläubig. Seit sie mit Dean zusammen war, hatte sie sich viel ausgemalt, aber dass er ihr eines Tages vorschlagen würde die Beziehung zu beenden und wieder als Freunde weiterzumachen, damit hätte sie niemals gerechnet. Dafür war er ihr zu glücklich erschienen, wenn er mit ihr zusammen war. Dafür hatte er ihr zu oft gesagt, dass er sie liebte.
Dean ging wieder zu ihr und setzte sich zurück aufs Bett. ,,Es tut mir so leid.â Er griff nach ihrer Hand, strich über das Armband, das er ihr damals geschenkt hatte. ,,Ich denke einfach, dass wir es als Freunde versuchen sollten.â
,,Versuchen? Wir sind Freunde seit wir vier Jahre alt waren. Ich denke, wir hatten genug Gelegenheit das zu probieren...â
,,Ich...â
,,... und ich denke, wir haben das mit dem Freundesein immer gut hingekriegt,â beendete Rory den Satz. ,,Aber lass uns Zeit.â
,,Natürlich. Lass dir soviel Zeit wie du brauchst.â Dean erhob sich. ,,Es tut mir so leid. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll...â
,,Die Wahrheit ist wohl immer das Beste,â gab Rory zurück. ,,Das wissen wir spätestens seit der Sache mit deiner Eisenbahn 1992.â Sie grinste ihn an und dabei wurde ihr bewusst, wie absurd diese ganze Situation war. Eigentlich hätte sie so wütend und so verletzt sein müssen, dass sie ihn aus dem Haus warf, aber irgendetwas hinderte sie daran. Vielleicht weil er trotz allem Dean war. Dean, ihr bester Freund, mit dem sie soviel erlebt hatte, dass selbst eine Trennung nur ein weiteres Kapitel ihrer gemeinsamen Geschichte war. Vielleicht weil Dean in all den Jahren ein so fester Bestandteil ihres Lebens gewesen war, dass sie sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen konnte.
Vorsichtig erwiderte Dean ihr Grinsen. ,,Danke, Rory.â Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann verlieà er ihr Zimmer und kurz darauf hörte sie die Haustür ins Schloss fallen.
Sie hatte ihre erste Liebe verloren und hatte dafür ihren Freund aus Kindertagen wieder. Und vielleicht... vielleicht musste das einfach reichen.
Flashback Ende
Die erste Zeit nach der Trennung hatten sie sich nicht sooft gesehen. Sie hatte sich in eine Beziehung mit Jess gestürzt, der damals ganz neu in der Stadt war. Doch sie und Dean hatten es nach einer Weile geschafft wieder Freunde zu werden. Sie hatten es tatsächlich geschafft wieder so unbeschwert miteinander umzugehen wie vor der Beziehung. Das einzige Problem war, dass damals die Freundschaft von Rory und Lane den ersten Bruch erlitt und Dean immer entzwei gerissen war, obwohl er nicht einmal wusste, was zwischen den beiden vorgefallen war. Sie hatten sich zwar noch einmal zusammengerissen und für eine Weile waren sie das Trio von früher, doch dann zerbrach die Freundschaft von Lane und Rory für immer.
Rory konnte gar nicht genau sagen, wann Dean aus ihrem Leben verschwunden war. Es war nicht Schlag auf Schlag passiert. Er hatte sich so langsam aus ihrem Leben geschlichen, dass sie anfangs nicht einmal merkte, dass sie sich immer seltener sahen. Sie war so beschäftigt in Yale gewesen, dass sie das Ende der Freundschaft erst bei einem ihrer seltenen Besuchen in Stars Hollow bemerkt hatte. Sie hatte damals festgestellt, dass ihr keine wirklichen Freunde in Stars Hollow geblieben waren. Natürlich hatte sie gewissermaÃen die ganze Stadt als Freunde, aber dennoch...
,,Und? Wie war das früher zwischen Euch?â Marty holte sie von der Vergangenheit in die Gegenwart zurück.
Natürlich hätte sie ihm die ganze Geschichte erzählen können. Sie hätte ihm sagen können, dass Dean über die Häfte ihres Lebens zu den wichtigsten Menschen ihres Lebens gehört hatte. Sie hätte ihm gestehen können, dass Marty genau zu dem Zeitpunkt aufgetaucht war, als sie einen Ersatz für Dean gebraucht hatte und, dass sie eine Weile tatsächlich nur das in ihm gesehen hatte: Den Ersatz für ihren verlorenen besten Freund, der Ersatz, der an das Original jedoch nie rankommen würde. Natürlich war das nur anfangs so gewesen, nach und nach lernte sie Marty â und wirklich Marty persönlich â immer mehr zu schätzen. Sie hätte ihm das alles sagen können, doch das einzige, was über ihre Lippen kam, war: ,,Wir waren als Teenager eine Weile zusammen, mehr nicht.â