Ich musste mal wieder splitten, war einfach zu lang ..
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Lorelai drückte die Rote Aus- Taste ihres Handys und legte es auf den Empfangstresen des Hotels.
âPrivatgespräch?â fragte Michel sarkastisch während er Post-it Zettel nach seinem persönlichen Farbensystem sortierte.
âNatürlich nichtâ erwiderte Lorelai mit einen schälmischen Lächeln.
âSie lügenâ giftet Michel und warf ihr einen bösen Blick zu.
Lorelai seufzte und drohte mit einer Handbewegung Michels Ordnung durcheinanderzubringen, der sich daraufhin schützend auf seine Post-its warf. Sie schnappte sich die heutige Post und marschierte durch den schon vollen Speisesaal in die Küche, oder besser dorthin wo sich eigentlich die Küche befinden sollte. Als die Küchentür aufschwang und den Blick auf das Chaos dahinter freigab, riss Lorelai überrascht die Augen auf. Jede auch nur so kleine Abstellfläche der Küche war mit Tabletts voller Essen beladen, sie erblickte alleine zehn Platten aller erdenklicher Arten von Canapes, eine Ecke voller Roastbeef und verschiedenen Fleischsorten die sie nicht zuordnen konnte, auf dem Herd standen 4 Töpfe voller Risotto, während die linke Küchenzeile mit mindestens zwanzig verschiedensten Nachspeisenvariationen überladen war. Sookie selbst entdeckte sie, mit Händen voller Schlagsahne, zwischen drei verschiedenen ungefähr 1,50 Meter hohen Hochzeitstorten. Lorelai kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus, mit leicht geöffnetem Mund verfolgte sie das Chaos.
âSookie? Was, was ist das alles?â zischte sie mit leiser Stimme hervor.
âOh SüÃe! Dass darfst du doch alles noch gar nicht sehen! Heute ist der groÃe Probelauf für deine Hochzeit!â antwortete Sookie vergnügt während sie sich zum Waschbecken schlängelte um ihre Hände von der Schlagsahne zu befreien.
âAber Sookie, wir haben uns doch auf ein 3 Gänge Menü mit kalten Vorspeisen geeinigt? Das hier sieht eher nach einem 12 Gänge Menü aus!â
âIch hab noch ein bisschen herumexperimentiert, und ein paar Eingebungen hatte ich auch noch! Meistens kamen die Ideen nachts â wuusch â in meinen Kopf geflogen während ich Ava gefüttert habeâ kicherte Sookie und zog Lorelai an den Armen hinüber zu den drei riesigen Hochzeitstorten.
Alle drei symbolisierten auf ihre eigene Art und Weise den Winter, die erste war elfenbeinfarben mit weiÃen Blüten, die Mittlere hatte die Form einer babyrosanen Schneeflocke - war Lorelai bereits von diesen beiden begeistert, so blieb ihr beim Anblick der dritten Hochzeitstorte der Mund offen stehen: Sie war weià mit sanften Wellen die eine Winterlandschaft darstellten, darauf glitzerten blau-gelben Schnee Kristalle samt Zuckerguss in Form von kleinen Eiszapfen , und auf der obersten Ebene stand eine Schneefrau mit braunen Haaren aus Schokolade die ein Schneemann mit blauer Baseballcap küsste.
âDie hier â sie ist perfektâ flüsterte Lorelai und zeigte dabei auf die letzte der drei Torten.
âIch wusste es! Ich wusste es!â freute sich Sookie und gestikulierte dabei so wild mit den Kochlöffel in ihrer Hand, dass sie beinahe einen ihrer Küchenhelfer traf.
Lorelai flüchtete â wie sie es so oft in letzter Zeit tat, wenn der Stress zu groà wurde - für einen kurzen Augenblick in ihrer eigenen Welt, dieses Mal schien endlich alles richtig zu sein. Sie würde endlich den Mann heiraten den sie wirklich liebte, tatsächlich war er der einzige Mann den sie je geliebt hatte, er war der Richtige â eigentlich hatte sie das auch schon immer gewusst. In ihren Kopf befanden sich keine Fluchtgedanken, wie damals vor der âbeinahe â Hochzeitâ mit Max, es gab auch keine Stimmen die schrien âTu es nicht!â wie bei ihrer anderen Hochzeit mit Christopher in Paris, sie war einfach nur glücklich!
âLorelai, gibt es für Ihre Hochzeit mit dem Cäppi-Mann schon einen Ringträger?â riss sie Michels Stimme zurück in die Gegenwart. Sie drehte sich rasch um und erblickte Michel der gerade durch die Küchentür gestürmt war und sie jetzt erwartungsvoll ansah.
âJa, wir haben Martha und Lukes Nichte Dula als Blumenmädchen und Davey als Ringträgerâ antwortete Lorelai, die sich über die Frage wunderte. Denn bisher hatte Michel kaum Interesse an ihrer bevorstehenden Hochzeit gezeigt, nur einmal hatte er sich darüber beschwert, dass die Hochzeit im Winter stattfand, was bedeutete dass er seinen dünnen Versace Anzug nicht tragen konnte.
âIch habe eine wunderbare Ideeâ sagte er und lächelte dabei sein typisches Michel Grinsen.
âWas für eine Idee, Michel?â wollte Lorelai skeptisch wissen.
âWäre es nicht putzig wenn Paw Paw der Ringträger wäre? Wir könnten die Ringe auf ein Kissen binden und er könnte es dann nach vorne tragenâ schlug Michel voller Entzücken vor und klatschte dabei vor Freude die Hände zusammen.
Lorelai legte sich in ihrem Kopf gerade eine vernünftige Antwort zurecht â bei der Michel möglichst nicht beleidigt wurde, da platze es schon aus Sookie heraus:
âSie sind doch verrückt, Michel!â
âIch bin nicht verrücktâ protestierte dieser und funkelte Sookie wütend an.
âKlar, dass ihr Hund dann noch sein Geschäft während der Hochzeit verrichtet und den Gästen der Appetit vergehtâ
âPaw Paw ist sauberer und besser erzogen als all ihre schmutzigen und vorlauten Kinder zusammenâ
âNehmen Sie das zurückâ fauchte Sookie und drohte ihm dabei mit erhobener Pfanne.
âKämpfen wir darumâ knurrte Michel.
âArmdrücken? Oder haben Sie Angst wieder zu verlieren?â antwortete Sookie und streckte sich dabei die Ãrmeln ihrer blauen Bluse hoch.
âNiemalsâ zischte Michel und zog sich sein schwarzes Jackett aus.
âSie werden wieder weinen wie ein Babyâ lachte Sookie höhnisch während sie Bewegungen vollführte die wohl zum aufwärmen ihrer Hände dienen sollten.
âHalt stopp, niemand wird hier weinen! Michel Sie gehen jetzt raus und sehen nach den Gästen, und Sookie stell die Pfanne sofort zurück auf den Herd! Ihr seid wahnsinnigâ schrie Lorelai.
Michel drehte sich beleidigt um und verschwand in Richtung Speisesaal, während Sookie wie von Lorelai befohlen die Pfanne sinken lieÃ.
âBlöder Michel, immer glaubt er, dass er machen kann was er willâ stänkerte sie weiter.
âSookie, es reicht! Könntest du mir den Gefallen tun und wenigstens versuchen dich in den kommenden 3 Wochen bis zur Hochzeit mit Michel zu vertragen? Tu es für mich!â
âNa, schön ⦠Aber nur wenn du ihm dasselbe sagst!â
âOkay danke, Sookie. Das Essen sieht ja wahnsinnig lecker aus â¦â
Die beiden wandten sich den Platten voller Essen zu und verbrachten die nächste halbe Stunde damit, von jedem einzelnen Gericht zu kosten. SchlieÃlich entschieden sie sich noch dazu Sookie´s Gänsebrust Carpaccio auf Fenchel-Orangensalat und den Hawaiianischen Kokos â Limetten Pudding mit auf die Essensliste zu setzen. Davon durfte Luke unter keinen Umständen erfahren! Denn Luke verstand sowieso nicht warum es ein Vorspeisen Buffet, 3 verschiedene Gänge, ein Nachspeisenbuffet und eine Torte geben musste â für ihn hätten es wohl auch Burger und Pommes getan. Danach gingen Lorelai und Sookie noch gemeinsam die Gästeliste für die Hochzeit durch, an 60 Personen hatten sie Einladungen verschickt, nur 2 Leute â Lukes Tanta Edna und ihr Mann Sam â hatten aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Den gröÃten Anteil der Hochzeitsgäste stellten Freunde aus Stars Hollow dar, was den Vorteil mit sich brachte dass sie nach der Feier wieder nach Hause fuhren. Dann gab es noch die kleinere Gruppe der Gäste, die von weiter weg anreisten, Tanten, Onkeln, Cousins, Cousinen und so weiter â inklusive Christopher, Gigi, Alex, und Jayden â die im Hotel übernachten würden. Am Anfang war Luke strikt dagelegen Christopher einzuladen, er hatte Worte benutzt wie âNur über meine Leicheâ, doch die Situation hatte sich geändert, denn Christopher hatte seit gut einem Jahr eine neue Freundin â Alex. Sie war die erste Frau an Christophers Seite die Lorelai mochte, und davon war sie anfangs selbst überrascht gewesen. Alex war von Beruf Physiotherapeutin und gute zehn Jahre jünger als Christopher, und Mutter eines 6 jährigen Jungen namens Jayden â der dieselbe Klasse besuchte wie Gigi- so hatte sie auch Christopher kennen gelernt. Als Lorelai ihr vorgestellt wurde, hatte sie festgestellt dass die beiden gut zueinanderpassten, Alex war witzig und schien Chris richtig glücklich zu machen, die beiden lebten mittlerweile zusammen mit ihren Kindern im Haus von Christophers Mutter die letzten Sommer verstorben war. Der Tod seiner Mutter hatte Christopher fertig gemacht, doch Alex war für ihn die ganze Zeit über dagewesen und das hatte ihre Beziehung besiegelt. Lorelai freute sich für ihnen Ex-Mann und den Vater ihrer Tochter, sie wollte nur dass er Zufrieden war.
âWann werden die Heizstrahler geliefert?â erkundigte sich Lorelai bei Sookie welche die Liste mit allen Informationen zur Hochzeit in der Hand hielt und schob sich dabei noch ein Stückchen Torte in den Mund.
âNächste Woche Montag wird alles geliefert, und am Mittwoch beginnen Tom und die Jungs mit dem Aufbauâ stellte Sookie mit einem Blick auf die Liste fest.
Zuerst hatten sie vorgehabt die Hochzeitsfeier im Speisesaal des Dragonfly abzuhalten, doch als die Gästeliste auf 60 Personen angewachsen war, hatte sich dieser Plan als nichtig erwiesen. Eine neue Idee musste her, und letztlich hatten sie sich für ein riesiges aufbaubares Zelt entschieden! Im freien würden Eisskulpturen und Sitzmöglichkeiten aus Schnee kreiert werden. Wohingegen es im Zelt warm sein sollte â deswegen auch die Heizstrahler â denn dort würde die Hochzeitstafel für die 60 Gäste stattfinden. Mittlerweile gingen alle Vorbereitungen in die Endphase, bald stand der finale Tag vor der Türe! Auch den Rest des Tages verbachten die beiden mit allen möglichen Hochzeitvorbereitungen ⦠.
âLos, los, los beeil dich! Wir wollen uns doch noch mit Koffein bei Luke vollpumpen bevor wir in die Höhle des Löwen müssen!â schrie Lorelai während sie Zeitschriften, Pölster und Paul Ankas Lieblingsdecke in die Höhe hob â alles Gegenstände unter denen sie ohne Weiters ihre Autoschlüssel vermutete.
âGleich Mum, ich check nur noch ein letztes Mal meine Emailsâ rief Rory aus ihrem Zimmer.
âHach, Schätzchen â mach dich nicht wahnsinnig! Die werden sich schon meldenâ brüllte sie zurück und entdeckte im selben Moment ihre Autoschlüssel in einen ihrer gelben Blumentöpfe. Wie war er nur dahin gekommen? Lorelai schüttelte verwirrt den Kopf und steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche, bevor er ihr wieder abhandenkommen könnte.
Rory schaltete ihr Notebook ein, dass sich mit einem lauten Surren langsam hochfuhr, in der Zwischenzeit durchsuchte sie ihren Wandschrank auf der Suche nach der dunkelblauen Weste die so gut zu ihrem Top passte. Zwei Minuten später gab sie entnervt auf â sie vermutete stark dass ihre Mum sich die Weste mal wieder âgeborgtâ hatte â und lies sich auf den Holzstuhl vor ihrem Schreibtisch fallen. Dabei hallten Madison Smiths Worte in ihrem Kopf wider âSpätestens Ãbermorgen wird sich jemand bei ihnen wegen dem Job meldenâ, tja heute war Ãbermorgen und bis jetzt hatte sich noch niemand bei ihr gemeldet. Sie hatte die letzten zwei Tage damit verbracht ununterbrochen auf ihr Handy zu starren und den Aktualisierungs-Button in ihrem E-Mail Ordner zu drücken â doch nichts war geschehen â und sie wusste aus Erfahrung dass dies selten ein gutes Zeichen war. Unsicherheit machte sich mal wieder in ihrer Brust breit, gepaart mit einer Portion Selbstzweifel, keine schöne Kombination wie sie genervt feststellte. Sie hasste diese Ungewissheit, diese Angespanntheit in ihrem Körper, als sie ihr E-Mail Postfach öffnete Schlug ihr das Herz bis zum Hals. âSie haben 1 eine neue ungelesene Nachrichtâ stand in schwarzen, dicken Lettern auf der Willkommens Seite, Rory klickte auf den kleinen Brief für das Postfach, während sie nervös mit ihren Fingern auf die Laptoptastatur trommelte, die Seite brauchte Mal wieder endlos zum laden. Als sich die E-Mail endlich geöffnet hatte, und sie die E-Mail Adresse des Verfassers erkannte, lies sie enttäuscht die Schultern hängen â es war bloà Paris. Es war nicht fair, so zu denken, dass wusste Rory genau. Paris hatte sich ihren Lebenstraum erfüllt, sie studierte nun Medizin an der Harvard Medical School und dies mit ziemlichem Erfolg, wie Rory ihren unregelmäÃigen E-Mails entnehmen konnte. Alle entwickelten sich weiter, gingen ihren eigenen Weg und wussten wo sie in 10 Jahren sein wollten, sie hingegen hatte das Gefühl nicht einmal zu wissen wie es in den nächsten Wochen weitergehen sollte. In letzter Zeit fühlte sie sich so orientierungslos, so alleine! In ihr drinnen wusste, dass dies nicht nur am fehlenden Job lag â¦
âUnd?â wollte ihre Mum wissen und schob die Tür mit der linken Hand einen Spalt auf, während sie mit der rechten versuchte ihre heute besonders widerspenstigen Haare zu einem Zopf zusammenzubinden.
âNichts, nur eine Mail von Paris, aber die heb ich mir für später aufâ antwortete Rory, drückte die Aus-Taste ihres Laptops, klappte ihn zu und musterte ihre Mutter von oben bis unten.
âWas guckst du denn so komisch? Sind die Haare echt so schlimm? Mir kommt es so vor als wären sie an Freitagabenden immer noch widerspenstiger als sonst, fast so als würden sie sich gegen einen Besuch bei den Gilmores sträuben!â
âMum, was hast du da für eine Weste an?â
Für den Bruchteil einer Sekunde sah Lorelai Gilmore ertappt aus, konnte sich dann aber ebenso schnell wieder zusammenreiÃen.
âWieso?â fragte sie scheinheilig.
âDas ist meine Lieblingsweste, ich hab sie in meinem gesamten Zimmer gesucht â aber ich hätte mir ja denken können wo sie abgeblieben istâ
âIch weià nicht von was du redest, vielleicht verwechselst du da wasâ
âAch ja, ist dir schon mal aufgefallen dass zu dieser Weste auch ein Gürtel gehört?â fragte Rory und fischte aus dem obersten Regal ihres Wandschrankes einen dunkelblauen, perfekt zu der Weste ihrer Mutter passenden Gürtel. Die Beweislast schien augenscheinlich erdrückend. Lorelai schnappte nach dem Gürtel in der Hand ihrer Tochter, doch diese wich ihrer Bewegung gekonnt aus.
âGibst du die Weste nach heute Abend zurück?â fragte Rory mit strengem Tonfall.
âJa!â schmollte ihre Mum und Rory schmiss ihr den Gürtel zu. Lorelai quiekte vor Freude und führte ihren Siegestanz auf.
Die beiden fuhren gemeinsam mit Lorelais Jeep die kurze Strecke zu Luke´s, und parkten direkt vor der Eingangstür. Schon bevor sie den Laden überhaupt betreten hatten erkannten sie Taylor der vor dem Tresen stand und in eine heftige Diskussion mit Luke vertieft war.
âOh! Ich hab das Gefühl das wird interessantâ kicherte Lorelai und öffnete die Ladentür Lorelai und Rory erblickten Mrs. Patty, Babette und Kirk die an einem Tisch in der hinteren Ecke saÃen und gesellten sich zu ihnen.
âUm was gehtâs?â erkundigte sich Lorelai bei Babette, die genauso wie der Rest der Gäste ungeniert auf Luke und Taylor starrte.
âTaylor will, dass Luke die Speisekarten in mehreren Sprachen verfasst â wegen der Touristenâ erklärte Babette und nahm einen Schluck von ihrem Kaffe.
âNein, Taylor! Ich werde meine Speisekarten nicht auch noch auf Spanisch, Chinesisch, Französisch und Italienisch verfassen-â
âUnd auf Hindiâ fügte Taylor mit einem Nicken hinzu.
âAuf Hindi?â stöhnte Luke und verdrehte dabei die Augen.
âLetzten Sommer hatten wir zwei Touristen aus Indien in unserer schönen Stadt und die sollen sich schlieÃlich auch wohlfühlen!â erklärte Taylor mit Nachdruck.
âWir hatten also indische Touristen?â fragte Luke sarkastisch.
âJa, Luke so ist das, Stars Hollow erfreut sich immer gröÃerer Beliebtheitâ
âWoher weiÃt du, dass die beiden Touristen nicht aus Pakistan, Bangladesch oder Vietnam kamen?â
âNun ja, dann werden wir die Speisekarten wohl auch noch auf Pakistanisch, Vietnamesisch und â du weiÃt nicht zufällig welche Sprache man in Bangladesch spricht, Luke?â wollte Taylor wissen.
âRaus aus meinen Laden!â zischte Luke und gestikulierte dabei wild mit seinen Händen.
âDie Ãbersetzung würde dich nur $100 pro Karte kostenâ versuchte Taylor Luke zu beschwichtigen, was natürlich das genaue Gegenteil bewirkte.
â$100? Bist du wahnsinnig Taylor? AuÃerdem woher weiÃt du ob die Karte richtig übersetzt wurde? Kannst du etwa Hindi oder Vietnamesisch?â schrie Luke, mittlerweile war er so wütend dass Lorelai sogar die Adern auf seiner Stirn erkennen konnte â dass schaffte bei Luke eben nur Taylor.
âNein, selbstverständlich nicht!â antwortete Taylor etwas verwirrt.
âWoher willst du dann wissen, dass alles richtig übersetzt ist? Noch nie was von Menschen gehört die sich chinesische Schriftzeichen tätowieren lassen, und erst Jahre später draufkommen dass sie mit Wörtern wie Affenschwanz auf ihrer Brust herumlaufen!? WeiÃt du was, gib mir einfach die Nummer von deinen Ãbersetzer, Taylor. Ich werde ihn beauftragen, ´´Taylor ist bekloppt´´, in alle Sprachen der Welt zu übersetzen und das wird dann meine neue Speisekarte! Denn Taylor, du kannst es sowieso nicht lesen!â brüllte Luke.
âDu bist durchgeknallt, Luke! Das hat ein Nachspiel!â antwortete Taylor entrüstet und verlieà fluchend den Laden. Als Taylor nach drauÃen verschwunden war richteten sich die Blicke der Gäste wieder auf ihren Teller und das Gequatsche im Laden nahm seinen üblichen Lauf.
âNa, das war ja mal wieder eine Showâ seufzte Mrs. Patty und Babette nickte zustimmend.
âIch muss los! Ich will Taylor fragen ob er jemanden zum übersetzen braucht, ich habe jetzt ein Online- Wörterbuchâ erklärte Kirk und stürmte aus den Laden, kopfschüttelnd blickten ihm die vier Frauen hinterher.
âUnd sonst gehtâs euch zwei SüÃen gut?â wollte Babette wissen.
âAlles bestens! Na gut, wir werden jetzt mal zu Luke gehen und versuchen ihn ein bisschen zu beruhigen!â stöhnte Lorelai, und sie machte sich mit ihrer Tochter im Schlepptau auf dem Weg zum Tresen, wo Luke noch immer bitterböse geradeaus auf die Eingangstür starrte.
âHuh, Huh!â kicherte Lorelai und schwang ihre Hände vor Lukes Augen, dieser blinzelte kurz und wandte sich dann seiner zukünftigen Frau samt Stieftochter zu.
âHallo Lorelai! Hallo Rory!â begrüÃte er die beiden und versuchte gequält zu Lächeln.
âHach, Schatz lass dich von Taylor nicht ärgernâ beruhigte sie ihn und tätschelte dabei seine Hand.
âIrgendwann bring ich ihn um!â knurrte Luke.
âIch weiÃ, Luke. Ich weiÃ, und ich werde dir dabei helfen! Lass es uns nur nach der Hochzeit tun, okay?â witzelte Lorelai und nahm neben ihrer Tochter auf einen der Hocker Platz.
âVersprochen?â fragte Luke verschwörerisch.
âVersprochenâ grinste Lorelai.
âIhr solltet dass in euer Eheversprechen aufnehmen, das wäre sicher romantisch!â spottete Rory.
Die beiden bestellten Kaffe zum mitnehmen, den ihnen Luke â da seine Gedanken noch immer um Taylor kreisten, und wie man ihn möglichst unauffällig beseitigen konnte â widerstandslos aushändigte.
âWir müssen jetzt los, Schatz!â sagte Lorelai und zog dabei einen Schmollmund, während sie sich über den Tresen beugte und Luke küsste.
âZu Richard und Emily?â fragte er nach.
âNein zu Brad und Angelina!â lachte Lorelai und schnappte sich ihren Kaffebecher.
âBye, Lukeâ verabschiedete sich auch Rory und zog ihre Mutter aus dem Laden, die offensichtlich Zeit schinden wollte, um die Begegnung mit ihren geliebten Eltern hinauszuzögern.
Lorelai fuhr heute mal wieder besonders vorsichtig nach Hartford, sie hielt sich exakt an die Geschwindigkeitsvorgaben â etwas dass sie normalerweise nie tat â und bliebt schon beim ersten Grün blinken der Ampel stehen.
âMum, ich freue mich Grandma und Grandpa nach mehr als einem halben Jahr widerzusehen! Und du weiÃt, desto später wir kommen â desto länger müssen wir bleibenâ
âJa, ist doch schon gutâ sagte ihre Mum mürrisch und trat aufs Gaspedal.
Gerade als ihre Mum mit einem Affenzahn um die Kurve schlitterte, läutete Rorys Handy. Ohne weiter nachzudenken kramte sie es aus ihrer Tasche, schaltete das Autoradio auf Lautstärke 0 und hob ab.
âHallo?â blaffte sie ziemlich genervt in ihr Handy.
âGuten Tag Rory, hier spricht Madison Smith von der New York Times!â
Rory schlug sich die Hand vor dem Mund und es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Ihre Mum sah sie besorgt von der Seite an.
âOh, hi Madisonâ
âTut mir leid, dass es so lange gebraucht hat bis ich mich melde. Doch bei uns gehtâs immer drunter und drüber, und bei der hohen Anzahl von Bewerbern war es nicht ganz leicht eine Entscheidung zu treffenâ
Rory musste schlucken, dass konnte nichts Gutes verheiÃen.
âKlar, das verstehe ichâ brachte sie mühsam hervor.
âAlso, es sieht wie folgt für Sie aus, Rory. Ihr eingereichter Artikel zählte mit einem anderen zu den beiden besten, auch beim Vorstellungsgespräch habe ich Sie als äuÃerst kompetent empfunden, und könnte mir vorstellen dass Sie sich gut in unser Team integrieren würden. Es gab jedoch auch einen anderen Artikel der ihren durchaus ebenbürtig war, deswegen haben wir uns dafür entschieden Sie und den Verfasser des zweiten Artikel für eine Probezeit von 3 Monaten einzustellen, und erst danach werden wir entscheiden, wer den Platz endgültig bekommen soll.â
Rorys Herz raste, ihr Gehirn brauchte ein paar Sekunden um das eben gehörte zu verarbeiten.
âAlso Rory, sind Sie noch interessiert und bereit sich in den kommenden 3 Monaten zu beweisen?â setzte Madison nach.
âKlar, danke schön auf jeden Fall bin ich dazu bereit!â antwortete Rory voller Enthusiasmus, der noch immer tausend Gedanken durch den Kopf schwirrten. Konnte das sein? Hatte sie es wirklich geschafft?
âGut, das freut mich! Meine Assistentin wird Ihnen dann per E-Mail Arbeitsbeginn und Zeitpunkt zukommen lassenâ
âDanke!â erwiderte Rory.
âDann sehen wir uns vermutlich in 1-2 Wochen! Bis baldâ verabschiedete sich Madison und ehe Rory noch etwas erwidern konnte, hatte sie schon aufgelegt.
âWas? Was war das? War das die Times?â kreischte ihre Mutter.
âMum, ich hab den Job! Zumindest mal für 3 Monate!â jubelte Rory und riss dabei vor Freude die Hände in die Höhe.
Ein Gefühl breitete sich in ihren Körper aus, dass sie kaum mehr kannte â Zufriedenheit. In diesem Moment, war sie einfach der glücklichste Mensch der Welt, sie hatte es geschafft! Sie durfte sich beweisen, mehr hatte sie gar nie gewollt! Ihre Mum fuhr Schlangenlinien und hielt dann am StraÃenrand an, und zog ihre Tochter an den Händen aus dem Auto, gemeinsam tanzten sie vor Freude eine Weile um das Auto.
âOh mein Gott! Rory, ich bin so stolz auf dich!â jauchze Lorelai, die beiden stieÃen dabei Jubelschreie aus und erst als sie von 3 Autofahren angehupt und vom vierten beschimpft wurden, stiegen sie wieder in den Jeep.
Den Rest der Fahrt musste Rory für ihrer Mum jedes Wort des Gespräches mit Madison widergeben, und mit einer knappen dreiviertel Stunde Verspätung erreichten sie letztendlich das Haus der GroÃeltern.
âKomm Rory lass uns nach Vegas abhauen, und deinen neuen Job feiern!â versuchte Lorelai mal wieder ihre Tochter zu ködern.
Die beiden standen seit 5 Minuten vor der Eingangstür, und jedes Mal wenn Rory die Hand hob um zu klingeln, hatte Lorelai eine neue Idee was sie nicht alles statt dem Essen unternehmen könnten.
âMum, ich habe kein Problem den Abend mit meinen GroÃeltern zu verbringen die es mir ermöglicht haben auf die Chilton und nach Yale zu gehenâ erinnerte sie Rory.
âJetzt spielst du auch noch die Dankbarkeits -Karte ausâ beschwerte sich Lorelai, und versuchte ihren Kaffeebecher in ihre dafür viel zu kleine Tasche zu quetschen.
âIch bin dankbar!â rechtfertigte sich Rory und betätigte die Klingel.
Lorelai warf ihrer Tochter einen gespielt bösen Blick zu, als auch schon die Tür von Emily Gilmore höchstpersönlich geöffnet wurde.
âHach endlich seid ihr da! Rory ich freue mich ja so dich zu sehen! Kommt rein, kommt reinâ
âIch freue mich auch dich zu sehen, Grandmaâ lächelte Rory und die beiden umarmten sich kurz.
âRichard sie sind da!â rief Emily in den Flur, während das neue Hausmädchen Namens Concepcion ihnen die Mäntel abnahm.
âKaffebecher!â sagte Emily mit ernstem Gesicht zu ihrer Tochter und streckte dabei fordernd die Hand aus.
Lorelai kramte verärgert ihren Kaffeebecher aus der Tasche und überreichte ihn ihrer Mutter, sie fühlte sich wie das kleine Mädchen dass von ihrer Mum beim heimlichen SüÃigkeiten essen erwischt wurde.
âGrandpa!â stieà Rory vergnügt aus, als ihr GroÃvater um die Ecke bog.
âRory, schön dich nach all der langen Zeit wiederzusehen! Du siehst gut aus!â bemerkte er und drückte seine Enkeltochter an sich.
âWas stehen wir so unbeholfen im Flur herum, lasst uns ins Wohnzimmer gehen!â sagte Emily.
âEinen dreifachen Martini!â platze es aus Lorelai heraus, ehe sie überhaupt das Wohnzimmer erreicht hatten.
âLorelai, das ist unhöflich! Ich habe dich doch noch nicht einmal gefragt was du trinken möchtest!â tadelte sie ihre Mutter. Auch von Rory kassierte sie dafür einen ermahnenden Seitenblick.
âAlso Rory, wie waren die letzten Monate deiner Reise? Wir möchten gerne jedes Detail wissenâ fragte ihr GroÃvater voller Neugier.
âGrandpa ich werde euch sofort alles erzählen! Doch davor würde ich euch gerne noch etwas verkünden!â
Emily und Richard die den beiden in Wohnzimmerstühlen gegenübersaÃen wechselten einen schnellen Blick.
âBitte Rory, wir sind gespannt! Fang ruhig an!â ermutigte sie Richard.
Daraufhin erzählte Rory ihnen die gesamte Geschichte, von ihrer Bewerbung bei der Times, dem Vorstellungsgespräch und von der letztendlichen Zusage. Ihre GroÃeltern platzen fast vor stolz und sie wurde von beiden stürmisch umarmt und geküsst.
Der Rest des Abends verlief einigermaÃen harmonisch, Rory berichtete von jeden auch noch so kleinen Erlebnis ihrer Wahlkampftour, während sich Lorelai und ihre Mutter in die Haare gerieten, weil Lorelai versuchte das Gemüse unter ihren Besteck zu verstrecken.
Als sich die beiden verabschiedeten war es bereits nach 23 Uhr, und bei ihrer Ankunft zu Hause schon fast Mitternacht.
âWollen wir unseren Vegas Ausflug auf Morgen verschieben?â schlug ihre Mum vor, und gab ihrer Tochter einen gute Nacht Kuss auf die Stirn.
âOkayâ murmelte Rory, ihr fielen vor lauter Müdigkeit fast schon die Augen zu.
âSchlaf gut, mein Schatz. Ich bin furchtbar stolz auf dich! Ich will nur, dass du das nie vergisst!â
âIch weià Mum, und es bedeutet mir sehr viel.â
Nach einer kurzen Umarmung und einen kurzen Zwischenstopp im Badezimmer schlüpfte Rory in ihr Bett.
Tausend Gedanken schwirrten ihr mal wieder durch ihren Kopf, doch dieses Mal machte sie sich keine Sorgen darüber, sie wusste dass jetzt alles besser werden würde. Sie hatte jetzt einen Job, oder zumindest fast! 3 Monate lang musste sie sich beweisen, doch das würde sie schaffen! Wenn ihr Job bald anfing würde sie abgelenkt sein, und es würde nicht mehr so viel Zeit geben sich einsam zu fühlen. Das erste Mal seit sehr langer Zeit fiel Rory in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.