25.12.2004, 02:29
Gut, da Ssandy und meine kleine Wenigkeit vorhaben, noch mehr Gemeinschaftsgeschreibsel zu fabrizieren (ja, auch solche die nicht dark sind ) eröffne ich diesen Thread, gute Unterhaltung beim Lesen
Ach ja: Bitte bitte bitte bitte keine: "Schreib schnell weiter" oder :dito: Feedbacks *auf knien herumrutsch* Please please please not!
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(By Sandy and Lil)
Sie saà auf einem dieser unbequemen Krankenhaussesseln, starrte auf seine weiÃe Bettdecke, doch sie sah sie nicht wirklich, sah durch sie hindurch.
Die fahle Halogenlampe machte das Zimmer nicht freundlicher, würde es eh niemals schaffen. Ihre Tränen tropften auf ihre eiskalten Arme, im gleichen Rhythmus wie die Infusion in den Tropf.
Wie sinnlos der Tropf, die ganze Infusion doch war, es war zu spät.
Er entglitt ihr jeden Tag ein Stückchen mehr, wurde in eine andere Welt gezogen zu der ihr der Zutritt verwehrt war.
Unfähig ihn zu halten saà sie in dem sterilen Plastikstuhl und versuchte verbittert ihn bei sich zu behalten, hielt seine leblose Hand.
Strich abwesend mit ihrem Daumen über seinen Handrücken, spürte die herausgetretenen Venen seiner abgemagerten Hand unter ihren Fingerspitzen
Wo war der Mann geblieben den sie schon so lange geliebt hatte und immer lieben würde, lieben musste?
Sie erkannte ihn nicht wieder in dieser leeren Hülle, der Tag für Tag nur durch das Beatmungsgerät Leben eingehaucht wurde.
Sie hörte das gleichmäÃige Surren des Gerätes in ihren Ohren, nahm er es überhaupt noch war?
Die Ãrzte meinten, es wäre gut für ihn, wenn sie mit ihm sprechen würde, doch sie brachte keinen Laut aus ihrem zugeschnürten Hals
Aber was wussten den schon die Ãrzte, auÃer mitleidigen Blicken und nutzlosen Ratschlägen verschwendeten sie doch nur die wenige kostbare Zeit, die noch blieb.
Wie viel Zeit blieb ihr noch? Wie viel Zeit blieb ihm noch? Wann musste sie sich darauf vorbereiten, ihn gehen zu lassen?
Konnte sie sich überhaupt darauf vorbereiten? Ihr Blick schweifte sein aschgraues Gesicht. Er sah so friedlich aus.
Sie hob ihre zitternde Hand zu seinem Gesicht und legte sie zärtlich auf seine Wange.
Spürte er sie überhaupt? Er musste ihre Anwesenheit einfach spüren. Er durfte sie hier nicht alleine lassen. Alle sagten schon immer, dass sie zusammen gehörten. Es war so, es musste so sein.
Es lag immer etwas Besonderes zwischen ihnen. Sie mussten ihre Gedanken nicht aussprechen, der andere wusste instinktiv bescheid. Doch nun herrschte eine erdrückende Funkstille zwischen ihnen, sie versuchte sich vorzumachen, es wäre nur ein Funkloch, doch sie würde nie wieder in der Lage sein, seine Gedanken in seinen Augen zu lesen.
Es schien, als lägen keine Gedanken mehr in seinen Augen. War er überhaupt noch bei ihr? Wollte er sie wirklich zurück lassen?
Wie konnte er sie verlassen? Was fiel ihm eigentlich ein, sie einfach so alleine zurück zu lassen? Verzweifelte Wut lieà sie ihre Hand zur Faust ballen und sie schluchzte laut auf.
So durfte er nicht mit ihr spielen. Nicht mit Lorelai Gilmore. Sie stand auf und drehte ihm den Rücken zu. Wollte hinaus. Weg von ihm. Aber ihre Beine gehorchten nicht.
Sie befahl ihren Beinen, sich zu bewegen, sie fort zu bringen von ihm, doch die Kommunikation zwischen ihrem Gehirn und ihren Muskeln funktionierte nicht. Stattdessen gaben ihre Beine unter ihr nach und sie fiel zu Boden.
Sie sank immer weiter hinab. Tiefer und tiefer. Ihr Gesicht schlug hart auf dem Boden auf. Alle Kraft wich aus ihr. Zulange saà sie schon an seinem Bett und hoffte, betete für ein Wunder.
In ihrem Kopf pochte der Schmerz des Aufpralls auf dem Boden. Sie wollte mit beiden Fäusten auf den Boden eintrommeln, ihre Verzweiflung laut rausschreien, doch alles was sie zustande brachte war ein leises Wimmern und ein kraftloses Zucken ihrer Hände.
Egal wie sehr sie sich noch gebären oder anstrengen würde, es war sinnlos. Zu spät. Vergeudete Kraft, die sie nicht besaÃ.
Sie wollte stark sein. Stark für ihn, wollte ihm Kraft geben. Sie konnte nicht aufgeben, für ihn. In Wahrheit hatte sie sich längst aufgegeben.
Wie lange würde sie es noch schaffen sich selbst und ihm etwas vorzuspielen? Wie lange konnte es noch dauern bis ihr Schutzmauer entgültig bröckeln und in sich zusammen fallen würde?
Langsam versuchte sie sich aufzusetzen, vertraute ihren Armen nicht, sie zu stützen.
Das EKG piepte laut in ihren Ohren und hallte in ihrem Kopf wieder. Sie wollte es ausblenden, übertönen, einzig und allein der Gedanke, dass dies das Gerät war, dass seine schwachen Lebenszeichen ausdrückte bewahrte sie davor, den Stecker zu ziehen.
In ihren Ohren hallte der Klang wieder. Es war der Klang seines Lebens. Aber das monotone Piepen machte sie wahnsinnig. Er sollte nicht piepen. Er sollte aufstehen, sie umarmen, sie küssen, ihr Kaffee kochen.
Ihr ihren täglichen Koffeinschub verweigern, sodass sie ihn erst dazu bringen musste, nachzugeben. Sie vermisste ihre Kabbeleien, die Art, wie er sie ansah wenn sie ihm wieder eine ihrer albernen Theorien erzählte. Sie wollte ihn aufziehen mit seiner Liebe zu Flanellhemden. Es war nicht mehr möglich. Nie wieder würde sie ins Diner kommen und wegen ihm den ganzen Raum erhellen. Sie sah an die Decke, blinzelte gegen die Halogenlampen an und schrie Gott heiser an, verfluchte ihn für das, was er ihr antat.
Hätte sie die Kraft in der Stimme, sie hätte die ganze Welt verflucht. Aber so verhallten die Schreie in der grausamen Lampe und lies sie mit ihrem Schicksal alleine.
Der Gedanke an das Danach trieb sie fast in den Wahnsinn. Sie würde am liebsten mit ihm gehen, aber sie musste auch an Rory denken. Sie würde es nicht verkraften, zwei geliebte Menschen zugleich zu verlieren.
Oh wie sehr sie es hasste zu denken. Sich um alles und jeden kümmern zu müssen. Es war einfach ungerecht. Er machte sich aus dem Staub, lies nicht nur sie sondern auch noch ihre Tochter zurück. Wie grausam und umbarmherzig konnte ein Mensch sein?
Nein, sie konnte auf ihn nicht böse sein. Es war ungerecht. Wieso hatte sie es nicht früher bemerkt? Die Symptome erkannt? Ihn darauf aufmerksam gemacht. Sie machte sich Selbstvorwürfe, die sie fast erdrückten, doch sie konnte nicht aufhören sich selbst zu quälen.
Es war doch nicht ihre Schuld. Es war aber auch nicht seine Schuld. Rorys Schuld war es schon gar nicht. Gott, wessen Schuld war es? Sie brauchte jemand, dem sie die Schuld geben konnte. Ein Opfer, auf dass sie ihre Wut richten konnte. Einen Sündenbock.
Die letzten Wochen hatten die Ãrzte herhalten müssen, ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten standhalten und sie beruhigen. Sie wurde fast verrückt schon allein durch den Gedanken, ihn zu verlieren. Die letzten Tage konnte sie sich an den Gedanken gewöhnen, denn er war ihr schon fast entglitten. Nur ein seidener Faden hielten ihre beiden Welten zusammen, er drohte schon zu reiÃen. Sie zitterte, die Kälte die ihr Innerstes ausfüllte schwächte sie, drückte sie immer wieder zurück auf den kalten Krankenhausboden.
Sie war machtlos gegen die eisige Kälte die in ihren Körper fuhr. Ihr Geist und ihr Gehirn waren nicht davor gefeilt zu überleben. Eisige Kälte lies sie wieder vor Schmerz verstummen.
Ihr Körper wurde durchgeschüttelt, ob mit Schluchzern oder vor Kälte wusste sie nicht. Es war ihr auch egal. Alles was zählte war er. Sie konnte die letzten Stunden die ihr noch geblieben waren nicht einfach vergeuden. Sie zog sich qualvoll langsam an seinem Bett in eine stehende Position, doch sie spürte, dass sie ihr Körper nicht lange unterstützen würde.
Sie musste die letzte Kraft in ihren Knochen noch nutzen. Bevor sein Leben aufhörte. Bevor er aufhörte zu existieren. Sie wollte und musste ihn noch einmal küssen. Damit sie den Geschmack seiner Lippen nie vergessen konnte und die Erinnerung an ihn in ihr eigenes Grab nehmen konnte.
Wollte seine weichen Lippen noch einmal auf ihren spüren, das Gefühl, das sie jedes Mal durchfuhr, wenn er sie küsste noch einmal erleben. Am liebsten wollte sie es in eine Dose sperren und ewig bei sich tragen. Kraftlos legte sie sich neben ihn, wand ihre Finger durch seine und hielt seine Hand fest umklammert. Sie hatte Angst, schreckliche Angst, die ihr fast die Luft zum Atmen raubte.
Ihre kalten Finger passten sich der leblosen Wärme seiner Finger an. Sie lag neben ihm. Spürte seinen schwachen Puls. Hörte seinen Atem. Es war nicht mehr sein Atem. Es war diese grauenvolle Maschine. Er hatte nie so geatmet. Sie erinnerte sich an Hundert Stunden, in denen sie neben ihm wach lag und seinem Atem lauschte. Glücklich neben ihm existieren zu dürfen.
Sie liebte es, ihn beim Schlafen zu beobachten. Wenn sie nicht schlafen konnte, wollte sie ihm stundenlang einfach nur beim Schlafen zusehen. Es beruhigte sie ungemein und sie glaubte, vor Glück und Liebe zu ihm zu zerspringen. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und ihre flache Hand über sein Herz. Sie musste seinen Herzschlag spüren, konnte nicht anders. Sein Brustkorb hob und senkte sich schwach und sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie wusste es einfach.
Es war ein Gefühl. Es entstand tief in ihrer Seele und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie war machtlos dagegen. Auf einmal wusste ihr ganzer Körper das es bald so weit war. Sie war zu schwach um sich noch dagegen zu wehren. Presste ihren Kopf an seine Brust. Es zerriss ihr die Seele es zu spüren. Aber das Gefühl wurde stärker und mächtiger.
Streckte seine eisige Hand nach ihr aus und ergriff Besitz von ihr. Sie hob ihren Kopf, gerade weit genug um ihn ansehen zu können. Er sah so friedlich aus, als würde er schlafen. Doch das tat er nicht.
Tränen fielen stumm von ihrem Gesicht, landeten auf seiner Wange. Sie beugte sich vor um sie wegzuküssen, der salzige Geschmack ihrer Tränen brannte auf ihrer Zunge wie Feuer. Sie lehnte ihren Kopf gegen seinen und atmete schwer. Ihr Herz zog sich in ihrer Brust zusammen und jeder einzelne Muskel in ihrem Körper verspannte sich.
Nein! Der Schmerz in ihr bäumte sich auf. Das gleichmäÃige monotone Piepsgeräusch unterbrach die scheinbar friedliche Stille. Sie wusste es. Schluckte den salzigen Schmerz hinunter und berührte zaghaft seine Lippen. Sein Mund war geschlossen. Zaghaft berührte sie seine Unterlippe. Ãffnete er seinen Mund? Nein, dass konnte nicht sein. Sie schloss die Augen. Verdrängt den gellenden Alarmton aus ihrem Kopf.
Das monotone Alarmgeräusch des EKG zerriss die Stille, die gleichmäÃige gerade Linie leuchtete im Halbdunkeln, noch hatte sie Zeit, Zeit bis jemand kam. Sie küsste ihn zärtlich, sog alles in sich auf, das Gefühl, die Emotionen. Wollte es nie mehr vergessen. Gerade als sie mit ihrer Zunge über seine Unterlippe strich, wie sie es immer getan hatte, kamen die Notärzte und Schwestern hereingestürmt. Zerrten sie brutal aus dem Bett, weg von ihm.
Die folgenden Minuten liefen wie ein Film vor ihr ab. Sie wurde in ein Eck gestellt. Stumm stand sie da und beobachtete die Reanimationsversuche der Ãrzte. Niemand von denen hatte verstanden. Er war gegangen. Sie war allein in dem Raum. Er war nicht mehr da. Nur sein lebloser Körper â gebeutelt von StromstöÃen und Luft war noch da. Sie wandte ihren Blick ab. Für sie war er gestorben. Der leblose Körper in dem Bett war nicht der Mann, den sie liebte. Er war es nicht. Er war weg. Gegangen. Der Kuss hallte auf ihren Lippen nach. Der Geschmack seiner Lippen brannte sich in ihr Gedächtnis.
Sie sank an der Mauer zu Boden, schlang ihre Arme beschützend um ihren Körper. Sie murmelte leise vor sich hin, wirres Zeug, um die hektischen Schreie der Ãrzte und Schwestern nicht hören zu müssen. Sie schlug sich die Hände über die Ohren und stieà einen gellenden Schrei aus. Der Oberarzt schüttelte stumm den Kopf und legte dem Arzt mit den Defibrilatorpads in den Händen eine Hand auf den Arm um ihn zu stoppen.
Langsam erhob sie sich, ging hinüber zu den Maschinen. Steckte stumm und wie ferngesteuert das EKG ab. Sofort verstummte das monotone Piepsen. Auch die Beatmungsmaschine schaltete sie ab, sah seelenruhig zu, wie der Blasebalg langsamer wurde und schlieÃlich komplett innehielt.
Die Ãrzte um sie herum verstummten. Gebannt von der Kraft dieser Frau. Sie lies sie stehen. Sie hatten nicht verstanden. Niemand hatte verstanden. Der Kuss hallte nach, während sie das Krankenhaus verlieÃ.
Es liefen keine Tränen mehr. Der Puls seiner Liebe schlug in ihrem Herzen weiter. Sie lief hinaus in den Regen. Wurde durchnässt. Merkte es nicht, sie verschwand in einer Traumwelt.
Kehrte zurück zu dem Mann, der ihr Leben war.
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Sie saà auf einem dieser unbequemen Krankenhaussesseln, starrte auf seine weiÃe Bettdecke, doch sie sah sie nicht wirklich, sah durch sie hindurch.
Die fahle Halogenlampe machte das Zimmer nicht freundlicher, würde es eh niemals schaffen. Ihre Tränen tropften auf ihre eiskalten Arme, im gleichen Rhythmus wie die Infusion in den Tropf.
Wie sinnlos der Tropf, die ganze Infusion doch war, es war zu spät.
Er entglitt ihr jeden Tag ein Stückchen mehr, wurde in eine andere Welt gezogen zu der ihr der Zutritt verwehrt war.
Unfähig ihn zu halten saà sie in dem sterilen Plastikstuhl und versuchte verbittert ihn bei sich zu behalten, hielt seine leblose Hand.
Strich abwesend mit ihrem Daumen über seinen Handrücken, spürte die herausgetretenen Venen seiner abgemagerten Hand unter ihren Fingerspitzen
Wo war der Mann geblieben den sie schon so lange geliebt hatte und immer lieben würde, lieben musste?
Sie erkannte ihn nicht wieder in dieser leeren Hülle, der Tag für Tag nur durch das Beatmungsgerät Leben eingehaucht wurde.
Sie hörte das gleichmäÃige Surren des Gerätes in ihren Ohren, nahm er es überhaupt noch war?
Die Ãrzte meinten, es wäre gut für ihn, wenn sie mit ihm sprechen würde, doch sie brachte keinen Laut aus ihrem zugeschnürten Hals
Aber was wussten den schon die Ãrzte, auÃer mitleidigen Blicken und nutzlosen Ratschlägen verschwendeten sie doch nur die wenige kostbare Zeit, die noch blieb.
Wie viel Zeit blieb ihr noch? Wie viel Zeit blieb ihm noch? Wann musste sie sich darauf vorbereiten, ihn gehen zu lassen?
Konnte sie sich überhaupt darauf vorbereiten? Ihr Blick schweifte sein aschgraues Gesicht. Er sah so friedlich aus.
Sie hob ihre zitternde Hand zu seinem Gesicht und legte sie zärtlich auf seine Wange.
Spürte er sie überhaupt? Er musste ihre Anwesenheit einfach spüren. Er durfte sie hier nicht alleine lassen. Alle sagten schon immer, dass sie zusammen gehörten. Es war so, es musste so sein.
Es lag immer etwas Besonderes zwischen ihnen. Sie mussten ihre Gedanken nicht aussprechen, der andere wusste instinktiv bescheid. Doch nun herrschte eine erdrückende Funkstille zwischen ihnen, sie versuchte sich vorzumachen, es wäre nur ein Funkloch, doch sie würde nie wieder in der Lage sein, seine Gedanken in seinen Augen zu lesen.
Es schien, als lägen keine Gedanken mehr in seinen Augen. War er überhaupt noch bei ihr? Wollte er sie wirklich zurück lassen?
Wie konnte er sie verlassen? Was fiel ihm eigentlich ein, sie einfach so alleine zurück zu lassen? Verzweifelte Wut lieà sie ihre Hand zur Faust ballen und sie schluchzte laut auf.
So durfte er nicht mit ihr spielen. Nicht mit Lorelai Gilmore. Sie stand auf und drehte ihm den Rücken zu. Wollte hinaus. Weg von ihm. Aber ihre Beine gehorchten nicht.
Sie befahl ihren Beinen, sich zu bewegen, sie fort zu bringen von ihm, doch die Kommunikation zwischen ihrem Gehirn und ihren Muskeln funktionierte nicht. Stattdessen gaben ihre Beine unter ihr nach und sie fiel zu Boden.
Sie sank immer weiter hinab. Tiefer und tiefer. Ihr Gesicht schlug hart auf dem Boden auf. Alle Kraft wich aus ihr. Zulange saà sie schon an seinem Bett und hoffte, betete für ein Wunder.
In ihrem Kopf pochte der Schmerz des Aufpralls auf dem Boden. Sie wollte mit beiden Fäusten auf den Boden eintrommeln, ihre Verzweiflung laut rausschreien, doch alles was sie zustande brachte war ein leises Wimmern und ein kraftloses Zucken ihrer Hände.
Egal wie sehr sie sich noch gebären oder anstrengen würde, es war sinnlos. Zu spät. Vergeudete Kraft, die sie nicht besaÃ.
Sie wollte stark sein. Stark für ihn, wollte ihm Kraft geben. Sie konnte nicht aufgeben, für ihn. In Wahrheit hatte sie sich längst aufgegeben.
Wie lange würde sie es noch schaffen sich selbst und ihm etwas vorzuspielen? Wie lange konnte es noch dauern bis ihr Schutzmauer entgültig bröckeln und in sich zusammen fallen würde?
Langsam versuchte sie sich aufzusetzen, vertraute ihren Armen nicht, sie zu stützen.
Das EKG piepte laut in ihren Ohren und hallte in ihrem Kopf wieder. Sie wollte es ausblenden, übertönen, einzig und allein der Gedanke, dass dies das Gerät war, dass seine schwachen Lebenszeichen ausdrückte bewahrte sie davor, den Stecker zu ziehen.
In ihren Ohren hallte der Klang wieder. Es war der Klang seines Lebens. Aber das monotone Piepen machte sie wahnsinnig. Er sollte nicht piepen. Er sollte aufstehen, sie umarmen, sie küssen, ihr Kaffee kochen.
Ihr ihren täglichen Koffeinschub verweigern, sodass sie ihn erst dazu bringen musste, nachzugeben. Sie vermisste ihre Kabbeleien, die Art, wie er sie ansah wenn sie ihm wieder eine ihrer albernen Theorien erzählte. Sie wollte ihn aufziehen mit seiner Liebe zu Flanellhemden. Es war nicht mehr möglich. Nie wieder würde sie ins Diner kommen und wegen ihm den ganzen Raum erhellen. Sie sah an die Decke, blinzelte gegen die Halogenlampen an und schrie Gott heiser an, verfluchte ihn für das, was er ihr antat.
Hätte sie die Kraft in der Stimme, sie hätte die ganze Welt verflucht. Aber so verhallten die Schreie in der grausamen Lampe und lies sie mit ihrem Schicksal alleine.
Der Gedanke an das Danach trieb sie fast in den Wahnsinn. Sie würde am liebsten mit ihm gehen, aber sie musste auch an Rory denken. Sie würde es nicht verkraften, zwei geliebte Menschen zugleich zu verlieren.
Oh wie sehr sie es hasste zu denken. Sich um alles und jeden kümmern zu müssen. Es war einfach ungerecht. Er machte sich aus dem Staub, lies nicht nur sie sondern auch noch ihre Tochter zurück. Wie grausam und umbarmherzig konnte ein Mensch sein?
Nein, sie konnte auf ihn nicht böse sein. Es war ungerecht. Wieso hatte sie es nicht früher bemerkt? Die Symptome erkannt? Ihn darauf aufmerksam gemacht. Sie machte sich Selbstvorwürfe, die sie fast erdrückten, doch sie konnte nicht aufhören sich selbst zu quälen.
Es war doch nicht ihre Schuld. Es war aber auch nicht seine Schuld. Rorys Schuld war es schon gar nicht. Gott, wessen Schuld war es? Sie brauchte jemand, dem sie die Schuld geben konnte. Ein Opfer, auf dass sie ihre Wut richten konnte. Einen Sündenbock.
Die letzten Wochen hatten die Ãrzte herhalten müssen, ihren Wutausbrüchen und Verzweiflungstaten standhalten und sie beruhigen. Sie wurde fast verrückt schon allein durch den Gedanken, ihn zu verlieren. Die letzten Tage konnte sie sich an den Gedanken gewöhnen, denn er war ihr schon fast entglitten. Nur ein seidener Faden hielten ihre beiden Welten zusammen, er drohte schon zu reiÃen. Sie zitterte, die Kälte die ihr Innerstes ausfüllte schwächte sie, drückte sie immer wieder zurück auf den kalten Krankenhausboden.
Sie war machtlos gegen die eisige Kälte die in ihren Körper fuhr. Ihr Geist und ihr Gehirn waren nicht davor gefeilt zu überleben. Eisige Kälte lies sie wieder vor Schmerz verstummen.
Ihr Körper wurde durchgeschüttelt, ob mit Schluchzern oder vor Kälte wusste sie nicht. Es war ihr auch egal. Alles was zählte war er. Sie konnte die letzten Stunden die ihr noch geblieben waren nicht einfach vergeuden. Sie zog sich qualvoll langsam an seinem Bett in eine stehende Position, doch sie spürte, dass sie ihr Körper nicht lange unterstützen würde.
Sie musste die letzte Kraft in ihren Knochen noch nutzen. Bevor sein Leben aufhörte. Bevor er aufhörte zu existieren. Sie wollte und musste ihn noch einmal küssen. Damit sie den Geschmack seiner Lippen nie vergessen konnte und die Erinnerung an ihn in ihr eigenes Grab nehmen konnte.
Wollte seine weichen Lippen noch einmal auf ihren spüren, das Gefühl, das sie jedes Mal durchfuhr, wenn er sie küsste noch einmal erleben. Am liebsten wollte sie es in eine Dose sperren und ewig bei sich tragen. Kraftlos legte sie sich neben ihn, wand ihre Finger durch seine und hielt seine Hand fest umklammert. Sie hatte Angst, schreckliche Angst, die ihr fast die Luft zum Atmen raubte.
Ihre kalten Finger passten sich der leblosen Wärme seiner Finger an. Sie lag neben ihm. Spürte seinen schwachen Puls. Hörte seinen Atem. Es war nicht mehr sein Atem. Es war diese grauenvolle Maschine. Er hatte nie so geatmet. Sie erinnerte sich an Hundert Stunden, in denen sie neben ihm wach lag und seinem Atem lauschte. Glücklich neben ihm existieren zu dürfen.
Sie liebte es, ihn beim Schlafen zu beobachten. Wenn sie nicht schlafen konnte, wollte sie ihm stundenlang einfach nur beim Schlafen zusehen. Es beruhigte sie ungemein und sie glaubte, vor Glück und Liebe zu ihm zu zerspringen. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und ihre flache Hand über sein Herz. Sie musste seinen Herzschlag spüren, konnte nicht anders. Sein Brustkorb hob und senkte sich schwach und sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie wusste es einfach.
Es war ein Gefühl. Es entstand tief in ihrer Seele und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie war machtlos dagegen. Auf einmal wusste ihr ganzer Körper das es bald so weit war. Sie war zu schwach um sich noch dagegen zu wehren. Presste ihren Kopf an seine Brust. Es zerriss ihr die Seele es zu spüren. Aber das Gefühl wurde stärker und mächtiger.
Streckte seine eisige Hand nach ihr aus und ergriff Besitz von ihr. Sie hob ihren Kopf, gerade weit genug um ihn ansehen zu können. Er sah so friedlich aus, als würde er schlafen. Doch das tat er nicht.
Tränen fielen stumm von ihrem Gesicht, landeten auf seiner Wange. Sie beugte sich vor um sie wegzuküssen, der salzige Geschmack ihrer Tränen brannte auf ihrer Zunge wie Feuer. Sie lehnte ihren Kopf gegen seinen und atmete schwer. Ihr Herz zog sich in ihrer Brust zusammen und jeder einzelne Muskel in ihrem Körper verspannte sich.
Nein! Der Schmerz in ihr bäumte sich auf. Das gleichmäÃige monotone Piepsgeräusch unterbrach die scheinbar friedliche Stille. Sie wusste es. Schluckte den salzigen Schmerz hinunter und berührte zaghaft seine Lippen. Sein Mund war geschlossen. Zaghaft berührte sie seine Unterlippe. Ãffnete er seinen Mund? Nein, dass konnte nicht sein. Sie schloss die Augen. Verdrängt den gellenden Alarmton aus ihrem Kopf.
Das monotone Alarmgeräusch des EKG zerriss die Stille, die gleichmäÃige gerade Linie leuchtete im Halbdunkeln, noch hatte sie Zeit, Zeit bis jemand kam. Sie küsste ihn zärtlich, sog alles in sich auf, das Gefühl, die Emotionen. Wollte es nie mehr vergessen. Gerade als sie mit ihrer Zunge über seine Unterlippe strich, wie sie es immer getan hatte, kamen die Notärzte und Schwestern hereingestürmt. Zerrten sie brutal aus dem Bett, weg von ihm.
Die folgenden Minuten liefen wie ein Film vor ihr ab. Sie wurde in ein Eck gestellt. Stumm stand sie da und beobachtete die Reanimationsversuche der Ãrzte. Niemand von denen hatte verstanden. Er war gegangen. Sie war allein in dem Raum. Er war nicht mehr da. Nur sein lebloser Körper â gebeutelt von StromstöÃen und Luft war noch da. Sie wandte ihren Blick ab. Für sie war er gestorben. Der leblose Körper in dem Bett war nicht der Mann, den sie liebte. Er war es nicht. Er war weg. Gegangen. Der Kuss hallte auf ihren Lippen nach. Der Geschmack seiner Lippen brannte sich in ihr Gedächtnis.
Sie sank an der Mauer zu Boden, schlang ihre Arme beschützend um ihren Körper. Sie murmelte leise vor sich hin, wirres Zeug, um die hektischen Schreie der Ãrzte und Schwestern nicht hören zu müssen. Sie schlug sich die Hände über die Ohren und stieà einen gellenden Schrei aus. Der Oberarzt schüttelte stumm den Kopf und legte dem Arzt mit den Defibrilatorpads in den Händen eine Hand auf den Arm um ihn zu stoppen.
Langsam erhob sie sich, ging hinüber zu den Maschinen. Steckte stumm und wie ferngesteuert das EKG ab. Sofort verstummte das monotone Piepsen. Auch die Beatmungsmaschine schaltete sie ab, sah seelenruhig zu, wie der Blasebalg langsamer wurde und schlieÃlich komplett innehielt.
Die Ãrzte um sie herum verstummten. Gebannt von der Kraft dieser Frau. Sie lies sie stehen. Sie hatten nicht verstanden. Niemand hatte verstanden. Der Kuss hallte nach, während sie das Krankenhaus verlieÃ.
Es liefen keine Tränen mehr. Der Puls seiner Liebe schlug in ihrem Herzen weiter. Sie lief hinaus in den Regen. Wurde durchnässt. Merkte es nicht, sie verschwand in einer Traumwelt.
Kehrte zurück zu dem Mann, der ihr Leben war.