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~ Äther ~ [R-16]

Ah, Danke, danke - gleiche Bedingungen wie gestern, dann geht's weiter:biggrin: Wink

Söööö...

Ich schwebe mal wieder von Wolke 7, auf der ich mich in den letzten Tagen häuslich niedergelassen habe, nach unten und erkläre mich bereit, ein wenig FB zu geben Wink

Die letzten Teile sind super geworden. Emily und Richard haben noch immer eine zutiefst seltsame Beziehung. Freundschaftlich ist es nicht, es ist immer noch mehr da, aber es scheint so, als ob sie sich beide damit abgefunden hätten, dass sie sich getrennt haben. Andererseits, warum ruft dann Emily William an, nachdem sie Cynthia getroffen hat. Es ist sicherlich eine Sache zu wissen, dass der Exmann mit anderen Frauen ausgeht, aber eine ganz andere eine solche zu treffen. Will Emily jetzt gleichziehen?
Seltsam, seltsam... ohnehin... dieser ganze Abend ist seltsam.

Bin schon seeehr gespannt auf mehr!!!

:knuddel:
ein wieder FB gebendes Bienchen

Einer noch, dann seit ihr alle schlauer:biggrin: Wink *kicher* Und danke für's FB, Bienschä! Riska

Soo, dann bin ich jetzt wohl dran Wink

Wieder ein super Teil, auch wenn William wie zu erwarten vorgekommen ist...bääh, aber der bringt Spannung rein, also nicht ganz so bääh. Aber wieder ein rundum gelungener Teil, da sei dir sogar die Kürze vergeben :biggrin:

:knuddel: Marilli

Auch wenn wir meine Review nicht mehr umbedingt brauchen, trotzdem noch mein Senf zu dem Teil:

Also was mich im Moment mal verwirrt ist das mit dem Namen! Will diese Cynita den Richard etwa heiraten? Ich hoff's mal nicht!

[Bild: audrey.jpg]

Jeder Hippie muss mal Pippi

Wann gehts denn weiter?!? Confusedabber:

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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]

@ Kerstin: Gleich, bin gerade vom Schloss heimgekommen, mach jetzt erst Mal kurz Siesta und dann les ich's Korrektur und es geht on. Spätestens Vier, würd ich sagen.

@Paris: Danke *G*

Riskale

Riska *finster schau*
nix Siesta!!! JETZT Korrektur lesen und anschließend posten.
Gestern meintest du noch, dass es gegen MITTAG weiter geht.. *grml*

Stürmisches Klingeln, hämmerndes Klopfen reißen ihn aus dem Schlaf. Er blickt auf die Uhr, vierzehn Minuten vor Drei, rappelt sich aus seinem Arbeitsessel auf und geht durch das hell erleuchtete Haus zur Tür, öffnet sie.
"Du bist wirklich der größte Mistkerl den es gibt."
Ein Stoß und er taumelt nach hinten, prallt gegen einen Tisch, eine der Vasen zu Boden, eine traurige Pfütze aus Wasser, Blumen und Scherben bildet sich auf dem alten Parkett.
"Bist du verrückt geworden?", brüllt er ebenso wütend wie verblüfft. "Herrgott, William, hast du den Verstand verloren?"
Er erwidert nichts, eine Faust die durch die Luft fährt, knirschende Kieferknochen, ein Ächzen gefolgt von einem zielgerichteten Konter. Das Boden ächzt unter dem Gewicht der beiden aufprallenden Männer, Blumenwasser durchsickert teure Jacketts, der Geschmack von Zorn und Blut die Gaumen. Lange ungeübte Schläge werden ausgeführt, Beine versuchen sich aufzurichten, gehen zu Fall, vielleicht sind es nur Sekunden, vielleicht Minuten, aber irgendwann lassen sie voneinander, lehnen sich erschöpft gegen die Wand, wischen sich Speichel und Blut aus den Mundwinkeln und Nasenlöchern, schwerer, erhitzter Atem, brennende Lungen, schmerzende Glieder.
"Wieso tauchst du hier mitten in der Nacht auf?", keucht er, verzieht beim Versuch eine Faust zu ballen Schmerzerfüllt das Gesicht.
"Du solltest mich besser fragen, weswegen Emily mich mitten in der Nacht angerufen hat."
"Weswegen?"
"Weil sie das nicht mehr lange mitmacht."
"Es war ihre Idee, William. Das weißt du ganz genau."
"Und du weißt ganz genau, dass sie nur darauf wartet, dass du endlich zu ihr zurückkommst."
"Gott", brüllt er. "Glaubst du ich will das nicht? Glaubst du ich hätte ihr nicht hundert Mal gesagt, dass wir wieder zusammenleben sollten, dass ich will, dass sie endlich wieder meine Frau ist?", er verbirgt sein Gesicht in Händen.
"So sehr, dass du ihr deine Geliebten vorstellst!?", schnaubt er.
Er ballt die Hand zu einer Faust. Cynthia, denkt er, ich hätte es nicht tun sollen. Hätte sie niemals fragen dürfen, jede andere, aber nicht sie, zu echt alles, zu real. Aber Lorelai. Und Emily. Emily. Sie wollte es so, es war ihre Idee. Nur nichts offen legen. Weswegen? Wozu?
"Sie will nicht. Sie will einfach nicht", murmelt er, eine Antwort die keine ist, eine Feststellung hingegen.
"Zwing sie einfach dazu."
"Emily? Emily zu etwas zwingen?", ein verzweifeltes Lachen. "Du weißt genauso gut wie ich, dass man sie zu nichts zwingen kann."
"Es sei denn sie will es", entgegnet William ungerührt.
"Aber sie will nicht", presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Natürlich will sie", stöhnt er. "Sie liebt dich du beschissener, arroganter Mistkerl. Ich weiß zwar nicht weswegen, aber sie tut es."
Er blickt auf, sieht William an. "Hat sie das gesagt?"
"Sie schläft mit dir, Arschloc.h."
"Und?"
"Wenn mir nicht alles so wehtun würde, dann würde ich dir jetzt noch eine verpassen, verfluchte Scheiße noch mal."
Absurd, schwirrt es beiden durch den Kopf, lautes Gelächter vermischt mit dem japsenden Husten welches geprellte Rippen hervorrufen.
"Weißt du", keucht William irgendwann. "Als du letzten Herbst bei mir warst, da dachte ich, ich hätte es endlich geschafft. Ich dachte, sie und ich könnten endlich ein Paar werden", ein Zischen. "Das war der beste Tag in meinem Leben. Richard Gilmore der an gekrochen kommt, sich praktisch vor mir auf die Knie wirft, mich anfleht sie gut zu behandeln. Das war besser als der Tag an dem sie mir gesagt hat, dass du nach Scheißvietnam willst, besser als sie mir gesagt hat, dass sie meine Frau wird, besser als ich mit ihr geschlafen habe. Und weißt du warum? Weil sie die Wahl hatte, sie hatte die Wahl. Und es schien als hätte sie endlich mich gewählt."
Richard schweigt, starrt auf das Blumenwasser, das langsam in den Ritzen der Holzbretter versickert, also fährt er fort.
"Und dann, nachdem ich sie fast soweit hatte, hunderte von Essen, tausende von Blumen, ich mich zurückhielt, obwohl ich wusste, ich könnte sie haben, da bist plötzlich du wieder aufgetaucht. Es war wie vor vierzig Jahren, ich nehme ihre Hand und sie zuckt zurück, sieht mich an und ich wusste es, ich wusste, dass du wieder Mal gewonnen hattest."
"Vermutlich sollte ich mich bei dir entschuldigen", er schüttelt schwach den Kopf. "Aber das kann ich nicht. Es ist einfach so passiert. Sie war plötzlich wieder wie früher und doch völlig anders. Es hat doch funktioniert, am Anfang hat es doch wunderbar funktioniert. Es war vielleicht die beste Zeit die wir jemals hatten. Verflucht, dass ist sie!"
"Und deshalb sitzt sie weinend im Hotel?"
"Es war zuviel, William, heute war einfach zuviel für uns alle." Zuviele Lügen, zuviele involvierte Menschen. Zuviel von allem, zuwenig von ihr.
"Zuviel", er schnaubt verächtlich, rappelt sich auf. "Du hast mir gesagt, dass ich sie gut behandeln soll, dass ich sie glücklich machen soll. Ich halte mich an meine Versprechen. Und du Richard, du sorgst eindeutig dafür, dass sie es nicht ist. Entweder du änderst das oder ich werde das nächste Mal dafür sorgen, dass du der einzige bist, dem jeder verdammte Knochen im Leib wehtut."

***

Entsetzt mustert sie ihn, blutunterlaufene Augen, ein violette Schwellung unter dem linken Auge, getrocknetes Blut in seinem Schnurrbart, auf seinem Kinn, dem verschmutzten, feuchten Hemd. Wortlos tritt sie zur Seite und er geht an ihr vorbei in das Zimmer, setzt sich mit einem Ächzen auf den Bettrand.
Sie selbst verschwindet im Badezimmer, kehrt kurze Zeit darauf mit einem feuchten Tuch zurück. Behutsam tupft sie das Blut aus seinem Gesicht, während er bemüht ist nicht zu sehr zusammenzuzucken.
"Was ist passiert?", fragt sie leise.
"William", murmelt er, sie sieht ihn bestürzt an, entgegnet nichts, sondern legt den Lappen zur Seite, dessen Weiß eine rötliche Färbung angenommen hat. Hilft ihm aus dem Jackett, ebenso aus dem Hemd. Berührt sanft die Prellung unter seinen Rippen, er ächzt, verzieht das Gesicht dabei.
"Tut es sehr weh?"
Er schüttelt den Kopf. "Es gibt Schlimmeres", ein schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht.
"Ihr seid zu alt um euch zu prügeln."
"Er hat angefangen", antwortet er und sie gibt ein sowohl belustigtes als auch mitleidiges Stöhnen von sich.
"Er hat angefangen", sie schüttelt den Kopf. "Zwei Kindsköpfe seid ihr."
"Jede andere Frau würde sich geschmeichelt fühlen, wenn man sich wegen ihr die Kindsköpfe einschlägt."
"Jede andere", erwidert sie ungerührt und er nimmt ihre Hand.
"Bitte, Emily."
Sie weiß worauf er hinaus will, wieder einmal, entzieht ihm ihre Hand. "Das haben wir doch schon erörtert, Richard", ein Seufzen. "Und eine Heirat steht definitiv nicht zur Debatte."
"Aber-", setzt er an, sie unterbricht ihn.
"Nein, wir haben eine Abmachung. Keinerlei Bindung, keinerlei Verpflichtungen. Es sei denn du willst dieses Abkommen zurückziehen."
"Verflucht, ich will mit dir zusammen sein."
"Dann halte dich an die Abmachung."
"Ich will mich aber nicht länger an diese Farce halten."
"Dann, Richard", bestimmt klingt sie, unumstimmlich. "Solltest du jetzt besser gehen."
"Wir müssen es niemandem sagen, niemand würde es erfahren. Nichts würde sich ändern."
Der kindliche Eifer in seiner Stimme überrascht sie. "Worin läge dann der Sinn?" "Wir wüssten es. Du und ich, wir wüssten es."
"Das ist lächerlich", tut sie es ab, es ist gut so wie es ist. Ist es das?
"Das ist es nicht. Du weißt, dass es das nicht ist. Dafür kenne ich dich zu gut, Emily."
Du kennst mich. Kennst du mich? Noch? "Ich werde darüber nachdenken."
"Dafür haben wir aber keine Zeit." Keine Sekunde, Emily. Ein Leben lang haben wir gewartet. Ein Leben, obwohl jede Sekunde, jeder Sekundesplitter viel zu lange war. Ist.
"Wir sind vielleicht keine zwanzig mehr, Richard, aber ich glaube auch nicht, dass einer von uns in den nächsten Tagen von der Altersschwäche hinweggerafft wird."
"Findest du nicht, wir haben schon lange genug gewartet?"
"Ich habe gesagt, ich denke darüber nach."
Er zieht sie an sich, beginnt sie zu küssen, zärtlich, bestimmt. Jedes Wort zuviel. Waren es am Anfang die Berührungen, so sind es jetzt die Worte, Worte die das baufällige Monument zum einstürzen bringen können. Worte, ein Einziges würde schon genügen. Ein falsches Wort und alles ist vorbei. "Das ist mein bestes Argument, Emily", sagt er dennoch, kann nicht schweigen, sie überstürzen sich, schlingen sich ineinander, all die Worte in ihm. Worte für Dinge, Dinge für die es eigentlich keine Worte gibt. "Wenn ich dich jetzt nicht überzeugt habe, dann werde ich mich aus dem Fenster stürzen müssen."
"Sag so was nicht", flüstert sie.
"Ich liebe dich." Drei Worte nur, drei aus so vielen. Drei winzige Worte, die Wahrheit, begreif doch. Begreif doch endlich. Endlich. Wieder.
"Du hattest schon immer einige unglaublich dumme Seiten an dir", sie steht auf, betrachtet sein Hemd, sein Jackett, mustert sie eingehend, mustert schließlich ihn, wie er da sitzt, ganz zerschlagen und dennoch so unglaublich präsent. Ein Ziehen in ihrem Schoß, ein Kribbeln in ihrem Magen, Blut das durch die Adern katapultiert wird. "Zwei Dinge, Richard", sagt sie und er nickt stumm. "Erstens", fährt sie fort. "Erstens wird wirklich alles beim Alten bleiben. Niemand, hörst du, niemand wird davon erfahren, es sei denn wir sind uns beide, aus welchen Gründen auch immer, einig darüber", sie registriert ein zustimmendes Blinzeln. "Und Zweitens wird es dieses Mal halten. Du musst mir versprechen, dass es hält. Wir werden verheiratet bleiben bis ich sterbe. Ich, Richard, denn du hattest deinen Tod schon und ein zweites Mal werde ich das nicht mitmachen."
"Einverstanden", stimmt er ohne zu Zögern zu und sie geht ein paar Schritte auf ihn zu, fühlt wie sich seine Hände um ihre Hüften schließen, er seinen Kopf an ihrem Bauch presst. Vorsichtig streicht sie durch sein Haar, Geborgenheit, ein warmer Kokon. Als könne sie ihn nicht länger halten, sinkt sie auf die Knie, presst ihren Kopf gegen seine Schulter.
Er ist glücklich, ist es obwohl er nicht begreift, was sich in ihr so gegen ihr altes Leben sperrt, weswegen er plötzlich warme Tropfen auf seiner Haut verspürt. Es ihm langsam verständlicher wird als sie mit dem Finger eine der alten Narben auf seinem Rücken nachzeichnet.
Ich mag es, denkt er, wie du dich an mich schmiegst, dein Gesicht versteckst, wenn du nicht willst, dass ich es sehe. Dass ich sehe, dass es dir schlecht geht. Er spricht diesen Gedanken nicht aus, fährt ihr stattdessen durch das Haar, presst sie noch fester an sich. Ich mag es, wenn du mich dann irgendwann küsst, mich küsst um mir zu danken, dass ich so getan habe als würde ich nicht bemerken, dass du weinst. Überhaupt mag ich es, wenn du mich küsst, die Art und Weise wie du es tust, wie du deine Lippen auf die meinen legst, wie es ist, wenn dein Haar in meinem Gesicht kitzelt, wie es ist, wenn deine Hände meinen Rücken hinab gleiten. Ein Kompass, der mir sagt was du fühlst. Ich mag es, wenn du mich hinterher küsst, diese flüchtige, intensive Berührung bevor du dich an meiner Seite zusammenrollst. Ich mag es wie du meine Hand hältst, so als hättest du Angst du könntest mich im Schlaf verlieren, sie fest umklammerst, bis ich nicht mehr sagen kann welches deine, welches meine Finger sind. Das einzige was ich nicht mag, das einzige was ich hasse, ist wenn ich am Morgen doch in einem leeren Bett aufwachen, weil du dich wieder einmal nach draußen gestohlen hast, um dich nicht verabschieden zu müssen. Mich so immer im Zweifel lässt, was du wirklich für mich empfindest, es jetzt wieder tust, trotz allem.
"Ich dich auch", sagt sie plötzlich leise in die Stille des Raumes, gerade so als hätte sie seinen Gedanken erraten. Er hebt ihr Kinn an und küsst sie sanft, ist froh, dass sie den Kuss erwidert, ihre Hände um seinen Nacken schlingt. Streicht ihr über die Wange, ist entsetzt darüber, wie feucht sie ist, wie salzig dieser Kuss doch schmeckt.

Die Hitze steht der Luft, greifbar und schwer, wie der allgegenwärtige Geruch des Flieders. Sie löst sich von ihm, seiner Umarmung und schlüpft aus ihren Schuhen, legt sie in der sanften Bucht ab, lässt das kühle Wasser des Sees ihre Knöchel umspielen. Schließlich watet sie weiter, rüscht ihren Rock, um ihm vor dem Nass zu schützen. Seinen Blick auf dem Rücken, gleitet sie noch tiefer hinein. Der dünne Stoff beginnt sich voll zu saugen, die Feuchtigkeit arbeitet sich ihre Schenkel entlang nach oben, verdunkelt das leuchtende Gelb ihres Kleides schließlich auch jenseits der Hüften. Ein Spiel, ersehnte Kühlung, unbedarfte Verführung. Als sie wieder aus dem See steigt, klebt die Baumwolle an ihrem Körper, eine zweite Haut, gibt mehr von ihr preis, als sie verdeckt. Sie schmiegt sich an ihn, die Feuchtigkeit durchsickert seine Kleidung, ihre Nähe ihn selbst. Er küsst sie, presst sie an sich, ihren Unterleib gegen den seinen und sie versteht. Ein Keuchen, als sie ihn in sich aufnimmt, Schmerz und Angst, Überraschung und Begehren, Lust und Scham, alles vermengt sich zu einem Brei der Wahrnehmung, der Wahrhaftigkeit.

Die nächsten Tage durchlebt sie wie ihm Fieber, geplagt von einem Durst, den nur er zu stillen weiß. Sie tut Dinge, die ihr niemand beigebracht hatte, über die man nicht spricht. Sehnt sie herbei, gleichzeitig gequält von einer Schuld es zu tun, so zu empfinden, ein fundamentaler Bruch der Etikette. Denn das ist es, was man sie gelehrt hat, Anstand und Etikette. Und Sex, Sex gehört nicht dazu, hat nicht einmal einen Namen. Eine Bürde, eine Pflicht. Verfemt, unaussprechlich. Ein namenloses, allgegenwärtiges Etwas. Lust dabei zu empfinden eine unauslöschliche Sünde, so die Lehre. Keine dreizehn Tage nach ihrem letzten Wochenbett, hatte ihre Mutter es sich zur Aufgabe gemacht, die passende Gespielin für ihren Mann auszusuchen, ihre eheliche Pflicht war mit der Geburt des fünften Kindes erfüllt worden, mehr musste und wollte sie nicht geben. Für eine Frau kann es schließlich nur zwei Daseinsformen geben: die der Gattin oder die der Mätresse. Dass ihre Tochter zu letzterem geworden war, hätte Louise Johnson gegrämt, dass sie es aus freien Stücken tat, hätte sie umgebracht.

Seine Frau zu sein war eine Aufgabe. Lebensfüllend, zumindest hat sie sich das immer eingeredet. Es war nie leicht gewesen, der Krieg, seine Rückkehr, die Drogen. Ihn zu heilen hat sie ausgefüllt, als es vorüber war hat sie versucht zu lernen. Zu lernen, wie es ist, plötzlich, nach diesen seltsamen Jahren ohne ihn, dem seltsamen Jahr mit ihm, sie hat versucht zu lernen wieder ein gewöhnliches Leben zu führen. Hat versucht sich an ihr Wissen zu erinnern, sich ihrer Mutter und Schwestern zu erinnern, die anderen Frauen studiert, schließlich ein wackeliges Leben auf die Beine gestellt, ein Hemd das ihr nicht so Recht passen wollten, ihr nicht passte, obwohl die Maße stimmten. Vermutlich lag es einfach am Stoff aus dem es war, schlüpfrig und glatt, ohne Haken und Ösen, gleichzeitig kratzend und eng, ein Korsett, das nicht sitzt, bohrende Eisenstangen zwischen den Rippen. Der falsche Stoff, nicht der aus dem ihre Träume waren. Gewesen waren, denn an ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag hat sie beschlossen, dass es besser sei ihnen nicht länger nachzuhängen und auch keine Neuen zu weben. Ein Glück für sie, dass sie ohnehin immer pragmatisch veranlagt gewesen ist. Dass sie James Brownings Antrag abgelehnt hat, war für sie selbst wohl die größte Überraschung gewesen. Doch als er die Frage stellte, sie den Mund schon öffnete um zuzustimmen, da war plötzlich etwas gewesen, unbestimmt und vage, tief in ihrem Inneren, eine Sehnsucht vielleicht, die Ahnung eines anderen Lebens, ein unausgesprochenes Wissen. Also hat sie Nein gesagt, den darauf folgenden Bannspruch ihres Vaters lakonisch hingenommen und, da es ihr die sinnvollste Lösung erschien, das Stipendium der Yale School of Law angenommen. (Dass sie sich im letzten High School Jahr trotz einer absehbaren Hochzeit an Colleges beworben hat, hatte nichts mit tatsächlichen Studienplänen zu tun, sondern vielmehr mit der befriedigenden Erkenntnis die etwaige Möglichkeit zu einem Studium gehabt zu haben. Eitelkeit also, welche sich im Nachhinein als Glücksgriff herausstellte.) Und da sie alles was sie tat mit eifriger Gründlichkeit erledigte, begann sie mit eben dieser ihr Studium anzugehen, leckte Blut am Fach und am Beweis. Dem Beweis, dass sie, obwohl eine Frau, obwohl entschieden ansehnlich, dass sie durchaus in der Lage war erfolgreich zu sein. Sie schwebte durch diese Welt, Besessenheit, alles was zählte waren Punkte und Erfolge, lies niemanden wirklich an sich heran. Kokettierte zeitgleich mit allem und jedem (Männern) ohne sie an sich heranzulassen. Weswegen auch? Alles was sie wusste, erahnte über Intimität, psychisch wie physisch, kannte sie aus Büchern, hielt es für lebende Legenden, Wunschträume, leere Versprechungen.
Richard war der Erste und wohl einzige Mensch in ihrem Leben, der es geschafft hat ihre Grundfeste zu erschüttern. Er zertrümmerte sie ohne die Absicht sie zu ändern, das tat sie selbst. Seine Gegenwart: Regenwasser im Mai, seine Absenz: Dürre eines Wüstensommers. Doch was passiert, wenn sich dem Schauer halbgiftige Dämpfe beimischen? Taubheit und Betäubung, Äther als Düngemittel. Es sind zart blühende Rosen, deren Berührung fernab der Dornen stechenden Schmerz verursachen.

Jedenfalls hatte sie sich damit arrangiert Ehefrau zu sein. Sich arrangiert mit der Tatsache, dass Lorelai ihr einziges Kind bleiben würde. Sich arrangiert mit der Tatsache, dass sie langweilig wurde. Sie wurde zu einer jener Frauen, die zu intelligent sind für das was sie tun, sich mit all ihrer überschüssigen Energie auf belanglose Details stürzen, ihrem Umfeld so das Gefühl geben unvollkommen und nichtig zu sein.
Sie wusste, dass Richard sie liebte, er zeigte es ihr, er sagte es ihr. Es bestand also keinerlei Veranlassung dazu, ihn mit intellektuellem oder geistreichem Geplauder einzulullen, zu betören mit mehr denn ihrer körperlichen Präsenz. Ohnehin waren es nie die Momente voller Worte gewesen, in denen sie sich ungeteilt Nahe waren, sondern die Moment der Zärtlichkeiten und Berührungen, fiebrige Küsse und betäubende Rhythmen. So banal dieser Vergleich vielleicht erscheint, manchmal kann sie sich ihm nicht erwehren, Elektrizität die sich langsam das Kabel entlang zum Plattenspieler bahnt, ihn ächzend in Gang setzt, Töne, Musik, Ravels Bolero vielleicht, Fleisch das zu Musik wird, Schwingung und Bässe, Sprache ohne Worte. Die einzige Wahrheit, Wahrhaftigkeit. Le petit mort, Phoenix aus der Asche.

Und genau das hält sie jetzt zurück. Ihr altes Leben wieder anzunehmen, hieße wieder langweilig sein zu müssen, wieder nach Perfektion zu streben, wieder gefangen zu sein, das weiche Seidenkleid gegen das alte Hemd eintauschen zu müssen. Sie liebt Richard, aber nicht dieses Leben. Genauso wenig wie sie ihr jetziges Leben ohne ihn lieben könnte. Doch ihn zu bitten alles für sie aufzugeben, ihr zu folgen, erscheint ihr unmöglich. Seine Frau zu werden ohne es sein zu müssen, erscheint ihr momentan zumindest als ein kleines Trostpflaster, eine Brücke über dem Ozean. Der Ozean, salzig, wie seine Haut. Unberechenbar, wenn man es nur wagt sich aus dem seichten Gewässer in die Tiefen zu wagen, Gischt und Wellen, Wirbel und Stürme, seine Seele. Manchmal würde sie am liebsten ihre Fingernägel in seine Haut bohren, tiefe Kratzer, Blut und Fleisch, ihn herausschälen, ihn freilegen, ihn, den Mann in den sie sich ursprünglich verliebt hat, der jetzt wieder durchschimmert und sich dennoch immer noch vergräbt. Alles an ihm erscheint ihr unglaublich widersprüchlich. Sein Sein und sein Dasein, alles, er. Er rinnt durch ihre Finger, ist liquid. Liquid. Wie der Ozean. Warum, fragt sie sich plötzlich, warum sollte man eine Brücke über etwas bauen wollen, in das man sich am liebsten stürzen will? Für immer darin versinken, ohne Wiederkehr.

Sie erwidert den Kuss mit eindringlicher Intensität, lässt sich zurückfallen auf den weichen, alabasterfarbenen Teppich, der das Hotel wohl Hunderte gekostet haben mag, schiebt Vergangenheit und Zukunft beiseite, beschließt zu sein, einfach nur zu Sein für diesen Augenblick, für diesen und die Folgenden. Denn du denkst schon wieder zuviel, mahnt sie sich stumm, denkst zuviel, denkst es kaputt.

To be continued

ATN: Surprise, Surprise *G*

Also ich bin wirklich schwer begeistert, sehr sehr gut!!!
Die Prügelei von Richard und William ist lustig, gefällt mir. *gg* Es war mal Zeit dafür.

Nachher im Hotel das find ich cool, juchu, die beiden kommen sich wieder "näher". Wink Ich will mehr davon, ich will die beiden zusammen sehen!! Sie gehören doch zusammen!!!! :heul: Ich bin im Moment Harmoniesüchtig, falls es noch nicht aufgefallen ist..... Smile

Nur eine kleine Kritik:
Zitat:Alles was sie wusste, erahnte über Intimität, psychisch wie psychisch, kannte sie aus Büchern, hielt es für lebende Legenden, Wunschträume, leere Versprechungen.

Sollte das vielleicht psychisch wie physisch heißen?! Weil irgendwie find ich, klingt das so.....seltsam....*gg*

Aba das war auch schon alles, außer: Flott Flott weiter!! (Ich hab auch im Urlaub Inet. Wink )
Hast du auf jeden fall wieder sehr gut gemacht, gefällt mir wahnsinnig gut!
Hugs
Kerstin

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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]
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