08.09.2005, 13:28
Auf der schiefen Bahn
Start: Ende 4. Staffel
Rating: R-16 (hätte ich gedacht)
FanFictionTyp: JavaJunkie, Literati (aber erst später)
Thematik: Rory kommt vom rechten Weg ab. Wie werden die anderen damit umgehen?
Rating: R-16 (hätte ich gedacht)
FanFictionTyp: JavaJunkie, Literati (aber erst später)
Thematik: Rory kommt vom rechten Weg ab. Wie werden die anderen damit umgehen?
âDu machst mir alles kaputt. Ich hasse dich.â
Das waren die letzten Worte, die Lorelai von ihrer Tochter hörte, bevor sie die Tür hinter sich zuschlug. Ich hasse dich, Ich hasse dich, Ich hasse dich. Immer wieder hallten diese Worte in Lorelais Kopf wider. Ihre Tochter hasste sie. Noch nie hatten sie sich so furchtbar gestritten. Noch nie hatte Rory diese 3 Worte zu ihr gesagt.
Doch im Moment erschreckte sie die Tatsache, dass Rory sie hasste, weniger, als das, was sie gerade mitansehen musste. Rory hatte mit Dean geschlafen. Mit Dean Forrester. Der verheiratete Dean Forrester. Rory hatte soeben eine Ehe zerstört. Was hatte sie sich dabei nur gedacht?
Leise öffnete Lorelai die Tür. Sie musste mit Rory reden. Sie musste ihr erklären, welche Folgen ihr Handeln hatte. Doch was sie sah, zeriss ihr schier das Herz.
Rory saà drauÃen im Garten, auf ihre Knie gesunken und weinte. Ihren Kopf hatte sie in ihren Händen vergraben.
Vielleicht musste sie die Moralpredigt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Vielleicht sollte sie die böse Mutter später raushängen lassen. Jetzt sollte sie die fürsorgliche Freundin sein.
Langsam ging sie die Stufen hinunter in den Garten. Als sie Rory erreichte, kniete sie sich neben sie und legte sanft den Arm um sie.
âHeyâ, sagte sie mit sanfter Stimme.
Rory erwiderte nichts, sondern löste sich ruckartig von ihrer Umarmung. Sie konnte auf die Fürsorglichkeit ihrer Mum pfeifen.
Lorelai lieà sich von dieser Reaktion nicht beeindrucken. So reagierten nun einmal kleine Mädchen, wenn sie von ihrer Mum gerade zur Schnecke gemacht wurden.
âKomm, lass uns redenâ, fuhr sie fort.
Rory sprang auf und sah Lorelai aus ihrem verheulten Gesicht an.
âDir hab ich nichts mehr zu sagen. Herzlichen Dank, dass du den schönsten Augenblick in meinem Leben kaputt gemacht hast.â
Sie drehte sich um und rannte zu ihrem Auto. Lorelai rief ihr nach, doch Rory ignorierte sie. Sie startete und brauste in einem Höllentempo davon. Lorelai sah ihr nach, bis die roten Rücklichter nicht mehr zu sehen waren. Dann stand auch sie auf.
Als Lorelai zurück ins Dragonfly kam, sah sie Luke auf einer Couch sitzen. Er blätterte in einer Zeitschrift, die den Gästen immer zur Verfügung standen. Im Zimmer war es dunkel, nur das Licht einer Stehlampe beleuchtete den Raum spärlich. Es war ruhig. Die Gäste waren wohl alle schon zu Bett gegangen.
Als Luke sie kommen hörte, blickte er auf. Er lächelte, doch als er Lorelais Niedergeschlagenheit sah, erstarb es. Sofort sprang er auf und kam auf sie zu.
âAlles in Ordnung? Du siehst furchtbar aus.â
âDas hört eine Frau wie ich immer gerneâ, versuchte sie zu scherzen, was ihr aber nicht gelang. Sogleich kamen ihr die Tränen. Luke nahm ihre Hand und führte sie zur Couch. Er setzte sich zu ihr und legte den Arm um sie.
âWo ist Kirk?â, versuchte sie vom Thema abzulenken.
Da musste Luke grinsen. Das war schon ein Wahnsinns Anblick gewesen. Kirk lief nackt durch die Nacht. Unter normalen Umständen hätte er sich kaputt gelacht, aber Kirk hatte somit den Kuss mit Lorelai zerstört.
âIch konnte ihn fassen und hab ihn wieder hoch geschleppt.â
Lorelai nickte und schmiegte ihren Kopf an Lukes Brust. Noch nie hatte sie sich so sicher und geborgen gefühlt. Luke tat nichts, auÃer da sitzen und sie im Arm halten. Mitten in der Nacht.
âLuke?â
âHm?â
Er hatte die Augen geschlossen und den Moment einfach nur genossen. Lorelai ganz eng bei ihm. Das hatte er sich immer gewünscht.
âWir haben uns geküsst.â
Bei dem Gedanken musste er lächeln. Ja, sie hatten sich geküsst.
Es trat Schweigen ein. Kein unangenehmes Schweigen. Einfach nur Schweigen. Beide hingen sie ihren Gedanken nach und genossen den Augenblick. Hin und wieder küsste Luke Lorelais Haare. Sie mussten nichts klarstellen. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Sie waren jetzt zusammen. Und dieses Gefühl machte beide glücklich. Luke wollte fragen, was mit Lorelai los war, doch er wagte nicht, diesen einmaligen Moment zu ruinieren. Doch Lorelai tat es.
âRory hat mit Dean geschlafen.â
Luke war so überrascht, dass er sich sofort aufsetzte und somit Lorelai aus ihrer bequemen Position rüttelte.
âSie hat was?â
âSie hat mit Dean geschlafen.â
Luke war geschockt. Das konnte doch nicht möglich sein. Und Lorelai sagte das so ganz nebenbei, als würde sie nur übers Wetter reden. Berührte sie das denn gar nicht? Doch, natürlich. Er musste sie nur ansehen, um zu erkennen, wie fertig sie das Ganze machte.
âAber er ist doch verheiratet.â
âWem sagt du das. Ich hab ihr das auch schon vorgehalten, aber sie ist nur aus dem Haus gerannt. Sie ist der Ãberzeugung, dass er sie liebt.â
Luke war fassungslos. Er lehnte sich wieder zurück und sofort lag Lorelais Kopf wieder auf seiner Brust. Sie vergrub ihren Kopf in seinem Hemd. Er spürte, dass sie weinte. Ihre Tränen durchnässten den Stoff.
Luke wusste nicht, was er sagen sollte. Also blieb er still und strich Lorelai sanft durch die Haare. Eine Weile saÃen sie nur so da. Irgendwann fiel Luke auf, dass sie eingeschlafen war. Er schlang seine Arme unter ihren Körper und trug sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Nachdem er sie ins Bett gelegt und zugedeckt hatte, überlegte er sich kurz, ob er sich zu ihr legen sollte. SchlieÃlich entschied er sich dagegen. Lorelai war im Moment so durch den Wind, dass sie wahrscheinlich am nächsten Tag an die Decke gehen würde, wenn sie ihn neben sich liegen sieht. Leise ging er aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Als Lorelai am nächsten Morgen aufwachte, hoffte sie, alles wäre nur ein böser Traum gewesen. Nicht alles. Das mit Luke zum Beispiel nicht. Aber das mit Rory. Sie richtete sich auf und sah sich im Zimmer um. Sie war ganz alleine. Das Bett, in dem Rory schlafen hätte sollen, war leer. Unbenützt. Also doch kein Traum.
Dann fiel ihr Blick auf die Uhr. Es war schon halb 11. Sie hatte verschlafen. Die anderen mussten doch schon alle aufgestanden sein. Wie sah denn das aus, wenn die Chefin verschlief. Schnell sprang sie aus dem Bett, zog sich an und stürmte die Treppen nach unten.
Als sie die letzte Stufe erreicht hatte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Aus dem Speisesaal kam Rory. Sie hatte ihre Mutter nicht gesehen. Oder sie hatte sie gesehen, ignorierte sie aber mit Absicht. Mit festem Blick schritt sie auf die Eingangstür zu.
Lorelai löste sich aus ihrer Starre und rief ihr nach. Rory blieb stehen, drehte sich aber zuerst nicht um. Es schien, als müsste sie überlegen, was sie tun sollte. Warten und mit ihrer Mutter reden, oder einfach davonlaufen. Sie entschied sich für Bleiben. Die anderen Gäste würden sich sonst wundern, warum sie vor ihrer eigenen Mutter davon lief. Langsam drehte sie sich um und wartete, bis Lorelai sie erreicht hatte. Erwartungsvoll sah sie ihre Mum an.
âWas für eine Ãberraschung. Was machst du denn hier?â, fragte Lorelai, ganz ohne Gefühl. Doch sofort biss sie sich auf die Zunge. Sie wollte Rory nicht am frühen Morgen gleich schon wieder Vorwürfe machen. Wenn sie sich versöhnen wollten, musste sie freundlich sein.
âDie Leute hätten erwartet, dass ich zum Frühstück komme.â
Rory sah ihre Mum nicht an und Lorelai merkte, dass sie keine Lust auf eine Versöhnung hatte. Warum sollte sie sich also Mühe geben?
âJa, das hätten sie.â
âAlso bin ich zum Frühstück gekommen.â
Lorelai nickte nur. Es drohte ein Schweigen zu entstehen. Rory wollte dem entkommen und drehte sich um, um zu gehen. Doch Lorelai berührte sie leicht am Arm.
âRory, willst du nicht reden?â
Diesmal hatte sie einen sanften Tonfall angeschlagen. Selbst wenn Rory keine Versöhnung wollte, sie wollte eine. Und sie würde nichts unversucht lassen.
âDas haben wir doch schon getan.â
Wieder nur ein Nicken von Lorelai. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ja sie hatten geredet. Aber das war in einen Streit ausgeartet und jetzt wäre es vielleicht Zeit, es noch einmal zu versuchen.
âIch muss gehenâ.
âRory, können wir uns nicht einfach setzen und darüber reden?â
Zum ersten Mal sah Rory ihrer Mum in die Augen.
âNein, danke. Ich hab alles gehört, was du gestern zu mir gesagt hast.â
Das war hart. Noch nie hatte Rory mit ihrer Mum in so einem Tonfall geredet. So...verächtlich.
âWeiÃt du was? Schön. Ich gebe auf. Es ist dein Leben. Mach, was du willst.â
âDanke.â
âDu bist 19. Du musst selbst wissen, was du tust.â
âIch weiÃ, was ich tue.â
Nein, du dummes Mädchen, du weiÃt nicht, was du tust. Du hast keine Ahnung, welche Konsequenzen dein Handeln hat. Das alles wollte Lorelai ihrer Tochter an den Kopf werfen. Doch was hätte es genutzt? Rory würde sowieso nicht darauf hören. Ganz im Gegenteil. Sie würde noch mehr abblocken. Sie würde sich noch mehr in ihrer Meinung versteifen, das Richtige getan zu haben.
âAlso, wenn du nicht reden willst, dann reden wir nicht.â
âSchön.â
âIch hatte nicht geplant, mit dir zu reden, wie eine Mum mit ihrem Kind spricht. Ich wollte einfach nur mit dir reden. Als Freundin.â
Auf Rorys Gesicht zeichnete sich ein verächtliches Grinsen ab. Lorelai konnte sich schon denken, was sie dachte. Du willst meine Freundin sein? Dann solltest du dich für mich freuen. Doch Lorelai konnte sich beim besten Willen nicht freuen. Nicht, nachdem Rory so einen Fehler gemacht hatte.
âIch werde trotzdem nichts von dem Gesagten zurücknehmenâ, fügte Lorelai noch schnell hinzu. Sie musste immerhin klarstellen, wer hier die Mum war.
âIch auch nicht.â
Lorelai war schon fast auf 180. Rory würde also auch nicht nachgeben. Sie hatte nicht schon wieder einen Streit beginnen wollen, aber sie waren gerade auf dem besten Weg dorthin. Also beruhigte sich Lorelai noch einmal und fuhr mit ruhiger Stimme fort.
âIch meine, er ist verheiratet. Und als deine Freundin will ich dich nur auf das Offensichtliche hinweisen.â
âDas hast du ja jetzt getan.â
âOkay, und ich bleib bei meiner Meinung. Aber ich dachte, ich könnte dir dabei helfen, damit umzugehen. Denn das tun doch Freunde. Sich gegenseitig helfen, mit komplizierten Situationen umzugehen. Aber wenn du nicht reden willst, dann ist ja gut.â
âGut.â
âWir werden nicht reden.â
Allmählich wurde ihre Konversation lächerlich. Ständig wiederholten sie bereits gesagte Dinge. Jeder war zu stolz, von seinem hohen Ross herunter zu steigen.
âAuf jeden Fall hab ich jetzt sehr viel zu tun. Du weiÃt ja, das Hotel ist gerade erst eröffnet worden. Es gibt noch viele Dinge zu erledigen. Ich muss jetzt weiter machen, also, wenn du deine Meinung noch änderst...â
âWas ich ganz sicher nicht tue.â
âGut. Aber wenn du es tust, tut es mir leid. Ich kann dir nicht helfen. Ich hab zu tun.â
Langsam wurde es Rory zu bunt. Ihr Gespräch hatte sich auf einen Punkt hinbewegt, wo es nur noch sinnlos war, weiter zu sprechen. Es war am besten, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
âKommt dieses Gespräch auch noch zu einem Ende?â
âJa, das tut es. Du kannst gehen.â
Das lies Rory sich nicht zweimal sagen. Sie machte am Absatz kehrt und ging zur Tür. Mit einem lauten Knall fiel sie ins Schloss, als Rory gegangen war.
Lorelai wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Plötzlich stand Luke neben ihr. Er hatte das ganze Gespräch miterlebt.
âSie ist immer noch nicht zur Vernunft gekommen?â
Lorelai schüttelte den Kopf. Sie war mit ihrem Latein am Ende. Rory hatte den gröÃten Fehler in ihrem Leben gemacht, und war sich noch nicht einmal dessen bewusst.
Luke legte seinen Arm um Lorelai und versuchte ihr gut zuzureden.
âHey, das wird schon wieder. Irgendwann wird sie es schon kapieren.â
âIch wünschte, ich könnte dir glauben.â
Aber irgendwie hatte Lorelai das Gefühl, da kamen noch viel schlimmere Dinge auf sie zu, auÃer den Unmut und die Wut ihrer kleinen Rory auf sich zu ziehen.
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte: Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.