Hab mir jetzt wieder Zeit genommen, euch einen neuen Teil zu schreiben. Viel Spaà damit
Zögernd stieg Dean die Stufen zu Pattys Tanzstudio hoch. Er schob die schwere Holztür auf und trat in die Dunkelheit. Das Holz knarrte unter seinen FüÃen. In einer Ecke unter einem Fenster stand Rory. Das Sonnenlicht, das von drauÃen durch das Fenster schien, erhellte diesen kleinen Fleck. Dean atmete noch einmal tief durch, dann ging er auf Rory zu.
Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Er musste sich entscheiden. Die ganze Nacht war er wach in seinem Bett gelegen und hatte nachgedacht. Er hatte nicht gewagt, sich zu bewegen, damit Lindsay nicht aufwachte. Und ihm war lange keine Lösung für sein Dilemma eingefallen. Noch nie war ihm eine Entscheidung so schwer gefallen. Noch nie. Er musste sich zwischen 2 Frauen entscheiden. Sogar seine Hochzeit war leichter gewesen. Er hatte Lindsay damals nicht aus Liebe geheiratet. Wenn er ganz ehrlich war, hatte er ihr nur den Antrag gemacht, weil er Rory eifersüchtig machen wollte. Und um ihr zu zeigen, dass sie es bei ihm besser haben könnte als bei Jess. Doch als Jess dann verschwunden war und eigentlich die Bahn für ihn wieder frei gewesen wäre, war er zu feige gewesen, um wieder einen Rückzieher zu machen. Er hätte Lindsay alles erklären und dann Rory seine Liebe gestehen müssen, doch zu beidem war er nicht fähig. Also hatte er Lindsay geheiratet.
Doch seine Gefühle für Lindsay hatten sich verändert. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war sie für ihn nicht mehr als eine Freundin gewesen. Doch im Laufe der Zeit hatte er groÃen Respekt vor ihr bekommen, vor der Art wie sie mit ihrem Leben umging und die Aufgabe Ehe zu meistern versuchte. Und aus dem Respekt wurde Zuneigung und allmählich auch Liebe. Wahre Liebe. Doch seine Gefühle für Rory waren nie verschwunden.
Und als er in dieser Nacht wach gelegen war und Lindsay beobachtet hatte, wie sie ganz friedlich und zufrieden im Bett neben ihm schlief, hatte er erst erkannt, wie korrupt er geworden war. Er hatte festgestellt, dass er sich zu einem verlogenen und hinterhältigen Mistkerl verwandelt hatte. Er hatte eine Frau geheiratet, die er nicht liebte. Er hatte eine Ehe gegründet, die nur auf Lügen aufgebaut war. Und dann hatte er sie zu lieben gelernt und wieder betrogen. Er hatte die Frau, die er liebte, mit einer anderen Frau, die er liebte, betrogen. Und die Schuldgefühle hatten ihn beinahe aufgefressen. Und plötzlich wusste er, was er tun musste, damit er sich auch in Zukunft noch im Spiegel ansehen konnte. Er musste diese Lügengebäude zum Einsturz bringen.
Am nächsten Morgen hatte er Lindsay alles erklärt. Er hatte ihr alles erzählt. Von Anfang bis zum Ende. Von dem Tag an, an dem er Rory kennen gelernt hatte, über ihre Trennung und Jess, bis hin zur gemeinsamen Nacht und der darauf folgenden Affäre. Lindsay war ausgerastet. Und er konnte es ihr nicht einmal verübeln.
Und jetzt musste er mit Rory reden. Er hatte sie angerufen und ihr gesagt, er wolle sie im Tanzstudio treffen.
Als sie bemerkte, dass Dean da war, lächelte sie und ging auf ihn zu.
âDa bist du jaâ, flüsterte sie und wollte ihn küssen. Doch er zögerte und drückte sie sanft wieder von sich.
âWas ist los?â, fragte Rory besorgt.
âRory, wir müssen redenâ, begann Dean.
Rory schluckte. Das gefiel ihr gar nicht. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, als Dean sie angerufen hatte, aber so etwas nicht. Denn das hieÃ, dass irgendetwas nicht stimmte. Kein noch so gutes Gespräch fing mit den Worten âWir müssen redenâ an.
âOookay!â, sagte sie gedehnt und sah Dean unsicher an.
Dieser atmete tief ein, bevor er zu erklären begann.
âIchâ¦Lindsay weià bescheid. Ich hab ihr alles erzählt.â
âOh! Und wie hat sie reagiert?â
âSie hat durchgedrehtâ, meinte Dean und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er daran dachte, wie Lindsay beinahe die ganze Einrichtung demoliert hätte.
Rory runzelte die Stirn. Sie musste erst einmal nachdenken, was das Ganze jetzt für sie bedeutete. Das hieà doch, dass sie mit der Geheimnistuerei aufhören konnten. Endlich konnte sie sich mit Dean wieder in der Ãffentlichkeit treffen.
âDas ist doch gutâ, sagte sie schlieÃlich.
Doch Dean schüttelte den Kopf.
âNein, Rory, das ist es nicht. Wirâ¦ich meine, du und ich, das ist vorbei.â
Na, das war mal ein Schock für Rory. Sie drehte sich weg, um ihre Gedanken zu sammeln. Der Mann mit dem sie ihr erstes Mal erlebt hatte, den sie so liebte, der lieà sie jetzt einfach so fallen. Für eine Blondine.
Dean wusste, dass er Rory gerade verletzt hatte, doch ihm war gar nichts anderes übrig geblieben. Obwohl sie ihm den Rücken zugedreht hatte, redete er weiter.
âIch hab Lindsay geschworen, dass ich das mit uns beende. Und sie hat sich bereit erklärt, mir noch eine Chance zu geben.â
Rory drehte sich wieder um und sah ihn ungläubig an. Dean konnte in ihren Augen sehen, wie verletzt sie war. Er hatte ihr nie wehtun wollen. Dafür bedeutete sie ihm zu viel. Aber seine Entscheidung war auf Lindsay gefallen. Und auÃerdem war das die einzige Möglichkeit, um Rory und ihre Mum wieder ein Stück näher zu bringen. Er wusste, dass ihre Beziehung nur wegen ihm so gespannt war. Und das musste er wieder gut machen.
âIch würde gerne mit dir befreundet bleiben, aber Lindsay will, dass ich nie wieder mit dir rede. Und diesmal werde ich mich daran halten.â
Bei diesem Kommentar musste Rory heiser auflachen. Das letzte Mal, als Lindsay ihrem Mann jeden Kontakt zu ihr verboten hatte, hatte er das in den Wind geschlagen. Und Rory hätte schwören können, dass ihre Ehe nicht mehr lange halten würde. Und als sie mit ihm geschlafen hatte, war das dann noch eine Bestätigung. Und jetzt stand er vor ihr und erklärte, dass er Lindsay nicht verlassen wollte. Dass er für diese Ehe kämpfen wollte.
âWarum tust du das?â
Sie bemühte sich, gefasst zu klingen, doch es gelang ihr nicht sonderlich gut. Der Schmerz saà zu tief.
âWeil ich sie liebeâ, sagte er leise.
âUnd was ist mit mir?â
Rorys Stimme zitterte. In ihren Augen konnte man ein Glitzern sehen. Dean fürchtete, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Doch sie hielt sich tapfer.
âDich hab ich mal geliebt. Vor langer Zeit.â
âAber jetzt tust du es nicht mehr? Ich bin dir also nur noch gut genug für eine Affäre. WeiÃt du, ich dachte mal, wir würden ewig zusammen bleibenâ, rief sie aufgebracht. Ihre Unterlippe bebte und sie hatte groÃe Mühe, die Fassung zu bewahren.
âRory, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du hast dich doch für Jess entschieden.â
âBring jetzt bloà nicht diesen Mistkerl ins Spiel!â, schrie sie.
Sie wollte nicht mehr an diesen Menschen denken. Er hatte ihre Beziehung zu Dean zerstört. Wäre er nicht gewesen, wäre sie jetzt wahrscheinlich an Lindsays Stelle. Wegen einer dummen, jugendlichen Verliebtheit war sie nicht Deans Ehefrau, sondern das Mädchen, das nur noch für ein paar lustige Stunden reichte. Und jetzt war sie nicht einmal mehr dieses Mädchen.
âTut mir leid, Rory. Ich wollte dir nicht wehtun.â
Rory schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
âIch fasse es nicht. Ich fasse es nicht, dass ich mich so in dir getäuscht habe. Ich hätte mich nie mehr mit dir einlassen dürfen.â
Sie ging an ihm vorbei und verlieà das Tanzstudio.
Lorelai saà im Pavillon und sah zu, wie die Sonne hinter den Bäumen allmählich unterging. Seit Rory ins Tanzstudio gegangen war, saà sie bereits an dieser Stelle. Sie wusste, dass Dean seine Entscheidung getroffen hatte, und er sie jetzt wahrscheinlich ihrer kleinen Tochter mitteilte.
Ehrlich gesagt, wusste Lorelai nicht, was sie sich wünschte. Wollte sie, dass Dean mit Rory Schluss machte, oder war sie mehr dafür, dass er und Rory zusammen blieben. Sie hatte Dean gesagt, dass sie sich nicht mehr in ihre Beziehung einmischen würde, wenn er Rory nehmen würde, und dazu stand sie. Aber sie wusste nicht, ob sie damit einverstanden sein würde. Sie war noch immer am Grübeln, als sie sah, wie Rory aus dem Tanzstudio kam und nach Hause lief. Gleich darauf trat Dean hinaus auf die StraÃe. Er sah Rory nach, dann trafen sich seine Augen mit denen von Lorelai. Und in dem Moment wusste sie, wie Deans Entscheidung ausgefallen war. Sie stand auf und ging ihrer Tochter hinterher.
Als sie das Haus erreicht, sah sie Rory auf der Veranda sitzen. Sie hatte ihren Kopf in ihren Händen vergraben und man hörte sie leise schluchzen. Langsam stieg Lorelai die paar Stufen hinauf und setzte sich neben Rory.
âWarum sitzt du denn hier drauÃen?â, fragte Lorelai und strich ihr sanft über den Rücken.
Rory schreckte hoch. Sie hatte ihre Mum wohl noch nicht bemerkt.
âIch hab meine Schlüssel vergessen.â
Lorelai stand auf und schloss mit ihren Schlüsseln die Tür auf. Sofort war Rory wieder auf den Beinen und stürmte an ihrer Mum vorbei ins Haus. Lorelai ging ihrer Tochter besorgt hinterher. Als sie in der Küche war, kam ihr Rory bereits wieder entgegen und prallte beinahe mit ihr zusammen.
âRory, wie geht es dir? Ich hab Dean gesehen. Tut mir leid für dich.â
Sie wollte ihre Tochter in die Arme schlieÃen und trösten, doch diese ging einfach an ihr vorbei und wieder zur Haustür.
âRory, wo willst du denn hin?â, rief ihr Lorelai nach, als sie sah, wie Rory auf ihr Auto zuging. Doch sie reagierte nicht, sondern stieg einfach in den Wagen ein und fuhr davon.
Lorelai sah ihr ratlos hinterher.
Rory fuhr nach Hartford in eine Bar. In die gleiche, in der sie auch das letzte Mal gewesen war, nach dem Abendessen bei ihrer Grandma. Es war bereits dunkel geworden, als sie ankam. Sie setzte sich an einen Tisch und bestellte sich etwas Starkes zu trinken. Normalerweise trank sie nie Alkohol. Doch in letzter Zeit war sie dem gar nicht mehr so abgeneigt. Und heute benötigte sie dringend etwas zum Beruhigen.
Nach ein paar Schlucken, spürte sie, wie sie jemand anstarrte. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte da dieses Gefühl. Irgendwer beobachtete sie. Und plötzlich erschien jemand hinter ihr und sprach sie mit tiefer Stimme an.
âHallo schöne Frau. Was führt dich zu dieser Stunde hierher?â
Ich hab beschlossen, dass Dean bei Lindsay bleibt. Damit die Literatis unter euch noch hoffen dürfen.
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte:
Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.