~*~
Luke lief in „seinem“ Wohnzimmer auf und ab, hin und her, von rechts nach links und wieder zurück. Er konnte nicht glauben was da passiert war. Er hatte mit Lorelai geschlafen. Er hatte Sex mit ihr gehabt. Er war verheiratet!
Er wusste nicht was er tun sollte. Seine Ehe war schon bei der SchlieÃung zum Scheitern verurteilt gewesen, aber das gab ihm doch nicht das Recht seine Frau zu betrügen, oder? Seit Lorelai zum ersten Mal in sein Diner gekommen war, war er ihr verfallen, aber durfte er deshalb einfach so mit ihr schlafen? Ohne Date, ohne Gespräch, ohne geklärte Fronten?
„Idiot“, sagte er zu sich selbst, denn das fasste gut zusammen wie er sich fühlte. Immer wieder lief er von der einen Seite des Raumes zur anderen und wunderte sich schon, dass sich keine Furchen im Boden bildeten.
SchlieÃlich traf er eine Entscheidung, von der er wusste, dass sie schon längst überfällig war und griff zum Telefon.
„Leahy?“ meldete sich seine Frau, die nach der Hochzeit nicht einmal Mrs Danes geworden war, sie hatte ihren Namen behalten.
„Nicole, ich bin es“, sagte er und stellte sich neben den Kamin.
„Luke, weiÃt du wie spät es hier ist? Oder sollte ich besser sagen wie früh?“ beschwerte sich Nicole.
„Nicole, bitte. Es ist wichtig“, sagte er und seine Tonlage lieà erkennen, dass er es ernst meinte.
„Ist etwas passiert? Ist alles okay?“, fragte Nicole und klang plötzlich besorgt.
„Ja... nein...Nicole, ich will dass wir uns scheiden lassen“, gestand er dann und setzte sich auf die Couch und fuhr sich mit der freien Hand übers Gesicht.
„Luke, es ist so früh am Morgen. Können wir das ein anderes mal besprechen?“ fragte Nicole und blieb erstaunlich ruhig.
„Nein. Es gibt nichts zu besprechen. Ich will die Scheidung, du kannst die Papiere fertig machen“, beharrte Luke. Er musste das jetzt einfach tun. Es war schlimm genug, dass er sie betrogen hatte, dann konnte er sie jetzt nicht noch an sich binden, obwohl er sie nicht liebte.
„Luke, das ist jetzt etwas plötzlich. Und ich finde wir sollten darüber wirklich noch einmal reden“.
„Nein, ich will nicht reden. Ich will die Scheidung“, blieb Luke hart.
„Aber warum? Warum jetzt sofort? Warum wartest du nicht, bis du wieder da bist und dann...“
„Ich habe mit einer anderen geschlafen“, unterbrach Luke sie und teilte ihr mit, was er ihr hatte eigentlich nicht sagen wollen.
„Was?“ fragte Nicole ungläubig.
„Ich habe dich betrogen und es tut mir Leid. Ich will die Scheidung“, sagte er deutlich sanfter, als ihm wieder bewusst wurde, das er der Betrüger war, nicht sie. Sie konnte nichts dafür, dass er sie betrogen hatte und sie konnte nichts dafür, dass er sie nicht liebte.
„Mit wem?“ überraschte ihn Nicole, indem sie diese Frage stellte.
„Was?“
„Mit wem? Mit wem hast du mich betrogen?“, wiederholte sie.
„Nicole, das tut dich nichts zur Sache“, versuchte er auszuweichen und sank immer tiefer in die Ledercouch.
„Luke, du bist niemand, der sich betrinkt und dann willkürlich mit irgendwem ins Bett geht. Wir kennen uns vielleicht noch nicht lange, aber so gut kenne ich dich doch“, sagte sie und klang plötzlich wie die Anwältin, die sie war. Luke wollte ihr nicht antworten, wusste aber auch, dass er ihr nicht so einfach ausweichen konnte, also schwieg er und dieses Schweigen verriet Nicole mehr, als er dachte.
„Es war Lorelai“, stellte sie fest und klang sicher. Sie wusste, dass sie Recht hatte.
„Nicole wie...?“ Luke war fassungslos.
„Es war Lorelai“, sagte sie wieder und nun klang es endgültig wie eine Feststellung.
„Ich liebe sie“, sagte Luke bevor er darüber nachdenken konnte und riss dann, schockiert über sich selbst, die Augen auf. Nicole jedoch war nicht geschockt.
„Ich weiÓ, sagte sie nur uns klang so traurig und resigniert, dass es Luke einen Stich versetzte.
„Nicole es tut mir wirklich...“ begann er, doch nun unterbrach sie ihn.
„Ich werde die Papiere fertig zur Unterschrift zuschicken. Bye Luke“, sagte sie und legte auf.
„Bye“, flüsterte Luke und lieà das Telefon neben sich auf die Couch fallen. Er würde sich also scheiden lassen. Er, Luke Danes, würde bald ein geschiedener Mann sein. Weil er seine Frau betrogen hatte. Weil er eine andere liebte. Luke schüttelte den Kopf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
~*~
„Würden Sie bitte zur Seite gehen, Sie stehen mir im Weg“, schollt eine Stimme mit einem furchtbaren französischen Akzent von hinten und Sam, Linda und Kayla drehten sich um.
„Ich finde es toll, dass sie mich jetzt alle anschauen, aber sie blockieren noch immer meinen Weg“, fuhr der Mann sie erneut an und Linda musste loslachen. Rory hatte nicht zu viel versprochen, das musste Michel sein.
„Oh Entschuldigung, soll ich Ihnen helfen?“, fragte Sam lächelnd und deutete auf die Kisten die Michel trug.
„Nein, gehen sie einfach mit ihren 300 Dollar Schuhen aus meinem Weg, sonst muss ich ihnen leider darüber laufen“, sagte Michel und lächelte gezwungen.
Sam lachte daraufhin los und ging ein Stück zur Seite, so dass Michel vorbei gehen konnte.
„Sehr gnädig von Ihnen“, murmelte Michel und stürmte dann schlecht gelaunt davon.
„Oh, ihr seid hier, ihr seid hier!“ rief plötzlich eine Frau mit hoher Stimme und im nächsten Moment umarmte jemand Linda so fest, dass sie dachte ihr bliebe die Luft weg.
„Ich denke mal Sie sind Sookie?“ fragte Linda, als sich die kleinere Frau mit Zöpfchen wieder von ihr gelöst hatte, und atmete tief durch.
„Ja, Sookie Belleville. Herzlich Willkommen!“, sagte Sookie und drückte Linda erneut an sich, bevor auch Sam und Kayla ausgiebig gedrückt wurden.
„Ganz schön chaotisch hier“, stellte Sam fest, nachdem er sich umgesehen hatte.
„Ja, das Hotel ist letztes Jahr abgebrannt und jetzt müssen wir alles leer räumen. Aber der Herd funktioniert noch.. na ja jedenfalls meistens. Aber die paar Flammen...“ lachte Sookie und winkte die Drei hinter sich her in Richtung der alten Küche des Independence In, und ihre Gäste tauschten skeptische Blicke aus, mussten dann aber doch lachen. In dieser Stadt waren einfach alle nicht mehr ganz dicht.
~*~
Lorelai war ein nervöses Wrack und das lag ausnahmsweise mal nicht am Kaffee, von dem sie bereits die dritte Kanne trank, ohne bisher etwas gegessen zu haben. Den kompletten Tag hatte sie mit Grübeln und Telefonieren verbracht, hatte Sookie und Rory angerufen und ihnen mit mehr oder weniger Details, für Rory waren die weniger Details, erzählt was passiert war. Sookie hatte so laut ins Telefon gebrüllt, dass sie Jackson und Davey aufgeweckt hatte und Lorelai wohl für den Rest ihres Lebens Sookie „Ich wusste es“ schreien hören würde.
Kaffee lenkte sich nicht ab, ein Bad entspannte sie nicht, schlafen konnte sie nicht und so wusste sie nicht wie sie eigentlich den Tag herum gebracht hatte. Mit Luftlöcher starren. Tagträumen. Seufzen. Und ein ganz bisschen auch mit Weinen.
Gegen Abend, es war bereits dunkel, hielt sie es nicht mehr aus, sie musste aus dem Haus. Sie schnappte sich also ihren Bademantel und zog sich wenigstens den über, bevor sie nach drauÃen an den Strand lief.
~*~
Luke war nun endgültig von der Qualität des FuÃbodens überzeugt, denn selbst nach etlichen Stunden des hin und her Laufens und etlichen Kilometern, qualmten zwar seine FüÃe, aber der FuÃboden hatte noch immer keine Furchen.
Doch langsam trieb er sich damit selbst in den Wahnsinn und auch die abgestandene Luft im Zimmer machte es nicht besser. Er kam sich fast klaustrophobisch veranlagt vor, als er die Terrassentür aufriss und nur mit Jeans und ohne Hemd zum Strand lief.
~*~
„Luke“
„Lorelai“ flüsterten sie, als sie sich in der Dunkelheit gegenüber standen, sie im weiÃen Bademantel, er mit nacktem Oberkörper und ohne Schuhe.
Sie waren sich direkt in die Arme gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn nur eine Sekunde später lag Lorelai wieder in Lukes Armen, klammerte sich an ihn und küsste ihn mit allem was sie hatte.
Die Fragen waren noch da, die Zweifel nicht verschwunden und die Klärung stand noch aus, aber für all das hatten sie jetzt keine Zeit. Lorelais Bademantel fiel auf den Sand, Lukes Jeans folgte und im Hintergrund rauschten die Wellen.
TBC
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.2007, 01:14 von
karana.)