Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich werde ab jetzt versuchen, jede Woche einen neuen Teil zu posten
Juli 2015
Sie schlug die Augen auf, setze sich verwirrt auf und als sie merkte, dass sie in ihrem alten Zimmer war, lieà sie sich mit einem Lächeln zurück in die Kissen fallen. Ihre Mutter hatte nichts verändert, alles war noch so wie früher. Sie hörte wie in der Küche mit Geschirr geklappert wurde, ihre Mutter machte wahrscheinlich gerade das Frühstück. Lorelai war gestern, als sie ankamen, total aufgekratzt gewesen. Rory hatte in den letzten Jahren nie wirklich Zeit gefunden nach Stars Hollow zu kommen und deshalb würdigte Lorelai jeden ihrer Besuche noch mehr als früher.
,,Guten Morgen, Töchterchen!“ Mit diesen Worten betrat Lorelai das Zimmer und hielt Rory eine Tasse Kaffee unter die Nase.
Rory fuhr sich über die Augen, griff dann aber gierig nach dem Kaffee. ,,Wo sind Marty und Lisa?“
,,Sie haben alles gepackt und frühstücken gerade.“
,,Oh!“ Als sie aufgewacht war, hatte sie nicht daran gedacht, dass sie heute wegfahren würden und das, obwohl sie gestern Abend deswegen nicht einschlafen konnte. Sie würde ihre Freunde aus Yale wiedersehen, sie würde ihn wiedersehen.
,,Und? Bist du sicher, dass du hinfahren willst?“
,,Ja, natürlich... es sind schlieÃlich meine alten Freunde.“
,,Freunde, die du einige Jahre nicht mehr gesehen hast. Das muss schon eine sehr enge Freundschaft sein.“ Als Rory schwieg, fuhr Lorelai fort: ,,Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Ich meine, da ist Logan und...“
,,Mum, wir haben uns in Freundschaft getrennt... das sollte kein Problem sein.“ Mit diesen Worten schlug Rory die Bettdecke zurück und nahm die Klamotten, die sie am vorherigen Abend schon bereit gelegt hatte.
,,Willst du nicht mit uns frühstücken?“
,,Keine Zeit, ich gehe jetzt erstmal duschen. Ein Becher Kaffee reicht mir.“
Nachdem sie geduscht hatte, wollte sie die Küche schon betreten, blieb aber dann doch in der Tür stehen.
,,Ok, hier haben wir noch Schokoladenkekse, Schokoriegel, Schokodrops und Salzstangen, falls dir auf der Fahrt langweilig ist und du Hunger hast.“ Lorelai packte die SüÃigkeiten in eine Tüte und sah das blonde Mädchen, das am Küchentisch saÃ, fragend an. ,,Habe ich noch was vergessen?“
,,Gummibärchen?“ sagte das Mädchen grinsend und blickte Lorelai verschwörerisch an.
,,Du und ich würden ein wirklich gutes Team abgeben, weiÃt du das?“ Lorelai streckte die Hand aus und wartete bis Lisa einklatschte. Dann stand sie auf, um die Gummibärchen aus dem Küchenschrank zu holen. Sie reichte Lisa die Tüte und ging dann neben deren Stuhl in die Hocke. ,,Wenn wir noch genug Zeit hätten, würden wir jetzt noch zum Diner laufen und versuchen ein paar Donuts und Muffins von Luke zu erschleichen. Dazu bräuchten wir natürlich einen ausgereiften Plan und...“
Rory lehnte sich an den Türrahmen und beobachte lächelnd, wie Lorelai den genauen Plan schilderte, auf Zehenspitzen durch die Küche schlich und Lisa damit zum Lachen brachte. Sie musste daran denken, wie sehr sich Lorelai ein Baby gewünscht hatte, doch es hatte einfach nicht geklappt. Und obwohl Lorelai ständig behauptete, dass es sie nicht mehr beschäftigte, wusste Rory wie sehr sich ihre Mutter ein Kind mit Luke gewünscht hatte. Deshalb verstand sie auch, dass Lorelai Lisa nicht aus den Augen lieà und ihr nicht von der Seite wich, seit sie gestern nach Stars Hollow gekommen waren.
,,Ok, seid Ihr soweit?“ Marty, der gerade die Taschen im Auto verstaut hatte, kam nun ebenfalls in die Küche.
,,Ãhm...“ Lorelai legte ihren Zeigefinger an die Wange und gab vor nachzudenken. ,,Nein!“
,,Muss die Tasche auch mit?“ Marty deutete auf die Reisetasche, die auf dem FuÃboden lag.
,,Ich werde sie selber zum Auto tragen,“ beeilte sich Lorelai zu sagen und wollte nach der Tasche greifen, doch Marty war schneller.
,,Lorelai, das geht nicht, das ist zu ungesund.“
,,Aber Lisa hat sich das alles selber ausgesucht.“
,,Und mir hat die ungesunde Ernährung auch nicht geschadet,“ fügte Rory hinzu.
,,Ja, gucke sie dir nur an!“ Lorelai legte einen Arm um Rory's Schulter und deutete mit der anderen Hand stolz auf ihre Tochter, so als würde sie ein Möbelstück präsentieren.
,,Die Fahrt dauert doch so lange... bitte!“ Lisa blickte Marty bittend an und streckte ihm die Gummibärchentüte entgegen, woraufhin dieser seufzte und aufgab. Er verstaute die Gummibärchentüte in der Tasche und verlieà schlieÃlich mit Lorelai, Rory und Lisa im Schlepptau das Haus.
,,Wie wäre es, wenn Lisa bei Luke und mir bleibt und Ihr verbringt einen schönen langen Urlaub?“ schlug Lorelai vor, während sie zusah, wie Lisa ins Auto kletterte und Marty ihr den Sicherheitsgurt anlegte.
,,Das ist wirklich nett, Lorelai,“ unterbracht Marty sie. ,,Aber mir ist wohler, wenn sie mit uns kommt.“
,,Bin ich etwa nicht vertrauenswürdig?“ Empört blickte Lorelai zu Rory, die nur die Schultern hob. ,,Wir hätten doch so viel, was wir zusammen unternehmen könnten. AuÃerdem wird sich Lisa sicher langweilen. Sind überhaupt noch andere Kinder dabei?“
Flashback
Sie saà gerade an ihrem Laptop und arbeitete an einem Artikel, als eine Mail eintraf.
Hey Ace!
Ich hoffe, deine Mailadresse stimmt noch, könnte ja sein, dass du sie in den letzten Jahren mal geändert hast.
Ich könnte jetzt Romane schreiben, was alles geschehen ist und dich über dein Leben ausquetschen, aber das habe ich nicht vor. Stattdessen möchte ich dich sehen und alles von dir persönlich hören. Erinnerst du dich noch an das Haus von Steve's Eltern? Sein Vater ist vor einigen Monaten gestorben, er hat das Haus bekommen und er meinte, wir könnten doch ein Revival machen. Was meinst du? Bist du dabei? Ehemann, Freund oder was auch immer und Kinder dürfen gerne mitkommen. Ich komme auch nicht alleine.
Also ich hoffe auf eine Antwort von dir und wenn ich keine bekomme, werde ich es wohl doch nochmal bei deiner Mutter versuchen, doch die Sprüche auf dem AB schrecken mich ehrlich gesagt ab.
Logan
Flashback Ende
,,Logan hat auf jeden Fall geschrieben, dass alle ihre Familie mitbringen dürfen, darum denke ich schon.“
,,Familie? Das heiÃt, ich darf auch mit? SchlieÃlich gehöre ich als deine Mutter auch zur Familie oder nicht?“
,,Wir sollten jetzt echt los. Ich will nicht, dass wir die Letzten sind.“
,,Aber was ist mit dem geplanten Ãberfall?“
,,Sollte ich da etwas wissen?“ Marty zog die Augenbrauen hoch.
,,Nein. Bye, Mum,“ sagte Rory, bevor sie ihre Mutter umarmte und ins Auto stieg. Lorelai setzte einen Schmollmund auf, beugte sich aber schlieÃlich doch noch einmal zu Lisa in den Wagen und fragte gut gelaunt: ,,Kommst du mich bald nochmal besuchen? Du hast doch gesehen, wie viele SüÃigkeiten noch im Schrank sind und ich brauche Hilfe, denn allein schaffe ich es nie die alle aufzuessen.“
,,Wer's glaubt...“ kam es vom Beifahrersitz.
,,Also versprichst du mir bald wieder herzukommen?“ Als Lisa begeistert nickte, schlug Lorelai zufrieden die Autotür zu, streckte Rory und Marty die Zunge raus und verschwand schlieÃlich mit einem letzten Winken im Haus.
***
Stars Hollow, einige StraÃen weiter...
,,Können wir jetzt endlich los?“ rief er seiner Frau zu, die seit einer halben Ewigkeit im Garten stand, wild gestikulierend telefonierte und ihm nun mit einem Handzeichen erklärte, dass es noch etwas dauern würde. Während er sich ans Auto lehnte, dachte er wieder einmal, wie wenig sie doch in diese Stadt passte. Sie hatten sich den Traum des Pools im Garten erfüllt, hatten das Haus so oft umgestaltet, bis es ihren Vorstellungen entsprach... und dennoch wusste er, dass sie nicht gerne hier lebte. Sie fühlte sich von der Enge der Kleinstadt erdrückt, hasste die neugierigen Blicke und das Tuscheln der Leute in Stars Hollow. Manchmal dachte er, dass sie zum Teil selbst schuld daran war. SchlieÃlich lieà sie sich nie auf Veranstaltungen der Stadt sehen und blieb auch sonst lieber in ihren eigenen vier Wänden, als Kontakt mit anderen Bewohnern aufzunehmen. Er hatte oft versucht sie mit seinen eigenen Freunden bekannt zu machen, doch sie hatte nie Interesse daran gezeigt und immer andere Ausreden vorgeschoben, bis er es schlieÃlich aufgegeben hatte. Sie war oft unterwegs, beruflich aber auch einfach im Urlaub und die Zeit zuhause verbrachte sie meistens mit Arbeiten. Sie hatte sich mit ihrem Leben hier abgefunden, nicht mehr und nicht weniger. Manchmal fragte er sich, was sie überhaupt dazu bewegt hatte, hier zu bleiben.
,,Kann ich noch kurz zu Ben? Ich habe noch nicht Ciao gesagt.“ Die Stimme seines fünfjährigen Sohnes riss ihn aus den Gedanken.
Dean warf einen kurzen Blick zu seiner Frau, die immer das Telefon am Ohr hatte und schlug dann vor: ,,Ich komme mit rüber, deine Mum braucht sicher noch länger.“
Eine Minute später standen sie vor der Haustür des Nachbarhauses und warteten bis sie geöffnet wurde. Als Lane die Tür öffnete, betrat Josh ohne Aufforderung das Haus und stürmte die Treppe nach oben. Er verbrachte zu viel Zeit hier, als dass er noch höflich fragte, wo Ben war.
,,Hallo Lane!“
,,Hey, komm doch rein,“ bat Lane und deutete einladend ins Haus. Als Dean ihr in die Küche folgte, fuhr sie erklärend vor:,,Du darfst dich nicht über das Chaos hier wundern. Zach sucht die Noten von einem Song, den er seit Ewigkeiten mal geschrieben hat. Es war angeblich ein Lied für mich und da wir nächste Woche ja Hochzeitstag haben, dachte er, es wäre schön es mir endlich mal vorzuspielen.“
,,Wir können aber nicht lange bleiben, wir müssen gleich los,“ sagte Dean, während er die ganzen Notenblätter auf dem Tisch und am Boden bestaunte und sich schlieÃlich mit verschränkten Armen an die Küchenzeile lehnte.
,,Achja, der groÃe Ausflug... freust du dich immer noch nicht darauf?“
,,Nicht wirklich. Ich habe Eve sogar angeboten, dass ich mit Josh zuhause bleibe, aber davon wollte sie nichts wissen.“
,,Ach, ich würde sofort mitkommen,“ sagte Lane und in dem Moment kam Zach in die Küche, hob einige Blätter vom Boden auf, lieà sie aber sofort wieder fallen, während er beschwörend vor sich hinflüsterte: ,,Ich werde es finden, ich werde es finden, ich werde es finden...“ Dann verlieà er das Zimmer, ohne Dean auch nur wahr genommen zu haben.
,,Tja, mir soll nochmal jemand sagen, ich hätte es mit einem Yalestudenten nicht besser getroffen.“ Lane lachte. ,,Dann dürfte ich jetzt wenigstens wegfahren, obwohl...“ Mit zweifelnder Miene fuhr sie sich über den leicht gewölbten Bauch. ,,Vielleicht würde er auch eine Ausrede finden, damit er mich nicht mitnehmen muss. Er würde sich wohl schämen einen dicken Wal seinen superreichen, superschönen Freunden vorzustellen.“
,,Du bist nicht dick, sondern schwanger. Mich wundert es übrigens, dass Eve mich unbedingt dabei haben will. Ich denke nicht, dass ich mit den Leuten gut klarkommen werde.“
,,Naja, ihr seid eine perfekte Vorzeigefamilie: Vater, Mutter, Kind, Hund, Haus in der Kleinstadt und die Eltern beide mit einem tollen Job. Was kann sie noch wollen?“ Lane sagte das mit einem Grinsen, doch plötzlich wurde sie ernst. ,,Wird sie auch kommen?“
Sie brauchte keinen Namen nennen, Dean wusste sofort wen sie meinte. ,,Ich weià nicht. Sie ist zwar eingeladen, aber Lorelai hat mir gesagt, dass sie nicht weiÃ, ob sie kommt.“
,,Das wird sicher bisschen seltsam.“
,,Naja, vielleicht ein bisschen. Ich meine,... ist es schade, dass wir nicht mehr befreundet sind? Ja, natürlich. Aber wir haben uns nie gestritten, das weiÃt du.“
,,Ich weiÃ... wir haben es einfach nicht geschafft Freunde zu bleiben, das ist alles.“ Einen Moment schwiegen beide, dann trat Lane einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. ,,Grüà sie von mir, ok?“
,,Mache ich.“ Er drückte sie noch ein letztes Mal und löste sich dann von ihr. ,,Wir sollten jetzt echt los. Josh!“
Als Dean und Josh wieder zuhause ankamen, marschierte Eveline schon nervös hin und her. ,,Wo wart Ihr so lange? Ich warte schon eine Ewigkeit.“
,,Ich habe mich von Ben verabschiedet,“ erklärte Josh.
,,Dean, kannst du bitte noch die letzte Tasche aus dem Schlafzimmer holen? Sie war so schwer , dass ich sie nicht tragen konnte,“ bat Eveline.
,,Sind da andere Kinder?“ wollte Josh wissen, nachdem sein Vater im Haus verschwunden war. ,,Das werden sonst die langweiligsten Ferien meines Lebens.“
,,Ich denke schon.“
,,Ich muss noch was holen!“ Mit diesen Worten lief Josh davon.
,,Wie lange hast du eigentlich vor zu bleiben? Ein Jahr, zwei Jahre?“ fragte Dean, als er den letzten Koffer im Auto verstaute.
,,Man weià nie, was passiert,“ gab seine Frau zurück.
,,Ich denke nicht, dass im Juli Schnee fällt.“
,,Ok, ich bin fertig,“ rief Josh und kam aus dem Haus gestürmt. In der Hand hielt er einen Ball und an seiner Seite lief der Golden Retriever Shadow.
,,Müssen wir den Hund wirklich mitnehmen?“ fragte Eveline, wusste jedoch, dass jeder Satz umsonst war, da der Hund schon ins Auto gesprungen war und es sich bequem gemacht hatte.
,,Kann ich den Ball auch noch mitnehmen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, warf Josh den schwarz-weiÃen FuÃball in den Kofferraum.
,,Hast du nicht schon vier Bälle eingepackt?“ Dean sah seinen fünfjährigen Sohn fragend an, der nur mit den Schultern zuckte und sagte: ,,Man weià nie was passiert!“
,,Das hat er von dir.“
,,Naja, es ist ja wohl besser, auf alles vorbereitet zu sein,“ meinte Eveline, die gerade eine SMS tippte und nebenbei abwesend durch das braune Haar ihres Sohnes fuhr.
,,Habt Ihr noch was vergessen?“ fragte Dean mit etwas ironischem Unterton.
***
Er blickte zu ihr hinüber, ihren Kopf hatte sie an die Fensterscheibe gelehnt und die schwarzen Locken waren ihr ins Gesicht gefallen. Doch er wusste, dass sie nicht schlief.
,,Kommen wir auch irgendwann mal an oder führt uns das Navigationssystem ans Ende der Welt?“ Genervt trommelte Jess auf dem Lenkrad herum. Sie saÃen nun schon seit Stunden im Auto und bei der Hitze war das nicht gerade ein Vergnügen, besonders da der alte Jeep, den er sich von einem Bekannten geliehen hat, nicht über eine Klimaanlage verfügte.
,,Vielleicht, keine Ahnung.“
Jess seufzte. Es hatte ihn gewundert, wieso seine Freundin unbedingt zu diesem Treffen mit ihren alten Freunden wollte, da sie sonst nicht gerade ein Mensch war, der gerne unter Menschen war. Er war so überrascht gewesen, dass er automatisch, ohne Nachzudenken, zugestimmt hatte sie zu begleiten.
,,Ok und wie sind deine alten Freunde so?“
,,Keine Ahnung,“ gab Patricia zurück und blickte wieder aus dem Fenster. Sie hatte keine Lust zu sprechen, besonders da sie merkte, dass ihr Freund sowieso nur redete, um das Schweigen zu überbrücken, das sich in den letzten Stunden über sie gebreitet hatte. Einen kurzen Moment überlegte sie, sich wieder schlafend zu stellen, dann holte sie aber doch das schlechte Gewissen ein und sie beschloss das Gespräch fortzuführen. SchlieÃlich war Jess nicht dafür bekannt, dass er viel redete und da er ohne sich zu beschweren die ganze Zeit am Steuer saÃ, hatte er wohl etwas Kommunikation verdient. ,,Ich habe sie jahrelang nicht gesehen... kann also gut sein, dass sie sich komplett verändert haben und...“
,,Und nicht mehr die verwöhnten, reichen und arroganten Yalestudenten sind,“ vervollständigte Jess ihren Satz.
,,Ich war auch eine reiche, arrogante Yalestudentin, hast du das vergessen?“
,,Als ich dich kennengelernt habe, warst du das nicht mehr.“
,,Und was war ich, als du mich kennengelernt hast?“
Jess schwieg, ignorierte den provozierenden Tonfall in ihrer Stimme und blickte starr auf die StraÃe vor ihm. Er kannte das Glitzern in ihren Augen. Sie wollte, dass er etwas sagte, worauf sie gereizt reagieren konnte. Sie wollte, dass ein Wort das andere gab, wollte einfach nur einen Streit herauf beschwören. Doch er hatte keine Lust, nicht heute. Deshalb schwieg er.
,,Du wirst ihnen doch nicht...“ Patricia brach das Schweigen nach einigen Minuten. Doch ihre Stimme klang nicht mehr so herausfordernd wie zuvor, sondern unsicher. ,,Ich meine, sie werden denken...“ Sie wartete darauf, dass er reagierte, dass er nachfragte, doch als er das nicht tat, räusperte sie sich und fuhr mit fester und befehlender Stimme fort: ,,Du wirst ihnen nicht erzählen, dass ich momentan nicht arbeite und, dass wir uns momentan nicht mal ein Auto leisten können. Du sagst ihnen auch nicht, wo und wie wir wohnen, verstanden?“
,,Klar, das wird auch niemanden auffallen. SchlieÃlich kommen wir auch mit dem neuesten Porsche,“ gab Jess ironisch zurück.
,,Wir werden dieses Auto in der Stadt stehen lassen, dort einen neuen Leihwagen nehmen und-“
,,Klar, wir haben schlieÃlich im Lotto gewonnen.“
,,Du fährst am nächsten Tag in die Stadt, gibst das Auto zurück, sagst dann, dass das Auto repariert werden muss und lässt dich von jemanden abholen.“
,,Jetzt weià ich auch, wieso du so still bist. Um sich solche Pläne auszudenken, braucht man sicher viel Zeit. Ist doch schön, wenn man so ehrlich zu seinen
Freunden ist,“ gab Jess zurück und betonte das Wort „Freunde“ sarkastisch.
,,Achja, eins noch: Kein Wort über June!“
,,Wieso? Ich meine... komm schon, sage mir...“ Er schwieg, als er sah, wie Patricia ihre Sonnenbrille aufsetzte und aus dem Fenster starrte. ,,Wenn mich mein Onkel jetzt sehen würde... er würde nie glauben, dass ich derjenige bin, der versucht ein Gespräch aufrecht zu halten.“