So, sorry für die lange Verzögerung... Leider auch nicht besonders lang...
Aber hier ist das neue Stück:
Teil 9
âWeiÃt du, Rory, wenn du willst, kann ich dir die Stadt zeigen. Ich meine, Stars Hollow ist nicht gerade eine Metropole, aber⦠Du kommst doch aus Hartfort richtig?â
Sie nickt. Hartfort. Dort wurde sie geboren, dort wohnt sie. Aber lebt sie dort?
âDas ist ja wunderbar! Ich liebe Hartfort! Ich war zwar noch nie da, aber ich bin mir sicher, ich würde es lieben. Auf jeden Fall denke ich, dass es für dich â als GroÃstadtmensch â ganz interessant wäre, mal eine Kleinstadt zu sehen. Stars Hollow bietet so manche Attraktionen, okay, die meisten davon sind ziemlich unsinnig und nur aus Langeweile erfunden worden, aber ich denke trotzdem, dass⦠Und es wäre auch ganz nett, mal hier aus dem Laden raus zu kommen⦠Entschuldigung, ich rede schon wieder zu viel.â, zerknirscht sieht Lane sie an.
âNein, nein, absolut nicht!â, sie schüttelt den Kopf. âIch würde wahnsinnig gerne die â ââ
âLorelai? Lorelai wo bist du?â, hören die beiden Mädchen Emilys Stimme vom Inneren des Ladens.
âDas wird wohl meine GroÃmutter seinâ¦â, entschuldigend sieht sie ihr Gegenüber an und erhebt sich.
âAh, da steckst du also! Hast du dich gut amüsiert?â, Emily strahlt ihre Enkelin an.
âJa, es war sehr nett!â, bestätigt sie die Frage der GroÃmutter. Es war wirklich nett. Es war wunderschön. So ganz anders, aber anders im Sinne von gut. Normalerweise hasst sie Veränderungen, sie bedeuten sich neu auf etwas eingewöhnen zu müssen. Sich mit etwas konfrontieren zu lassen. Doch diese Stadt⦠so neu sie hier auch war, sie fühlt schon jetzt dieses seltsame Gefühl, dass sie nur so selten verspürt. Sie fühlt sich zu Hause, sie fühlt sich wohl in ihrer Haut. Bildet sie sich das nur ein, oder ist auch das Wetter auf einmal wieder schön zu sein? Zum ersten Mal seid Langem resigniert sie wieder, dass die Sonne schein. Und sie mag es.
âEs tut mir Leid, dass ich eure Unterhaltung unterbrechen muss, doch wir müssen dann bald wieder fahren. Mein Mann wartet zu Hause schon auf uns. Es hat mich sehr gefreut, dich wieder zu sehen, Lane!â, schnell schüttelt sie die Hand der Koreanerin und legt dann ihren Arm um die Schultern ihrer Enkelin. Wie verändert sie wirkt. Sie wusste, diese Stadt bewirkt Wunder.
âMir gilt dieselbe Ehre, Mrs. Gilmore! Und, Rory, wenn du willst, können wir unseren Spaziergang verschieben. Mein Name ist Kim, wir sind die einzigen in Stars Hollow!â
Sie nickt und verabschiedet sich dann.
Eine Weile gehen sie nebeneinander her. Beide fühlen sich gut, wollen das Flair der Stadt genieÃen. Wollen nicht durch unsichere Gespräche die Stille zerstören. Die Ruhe. Die Zufriedenheit.
âDu warst schon öfter hier, richtig?â
âWeiÃt du, Lorelai, ich kenne diese Stadt schon länger. Ich komme regelmäÃig her seit âââ, sie stockt. Es stimmt. Immer, wenn sie den Druck in Hartfort nicht mehr standhält, immer wenn sie ihre Enkelin zu sehr an sie erinnert, immer dann, wenn sie das Gefühl hat zu ersticken. Immer wenn sie ihre Schwäche verbergen will, immer dann kommt sie hier her. Sie möchte es nicht vor ihrer Enkelin verbergen â nicht mehr. Zu lange schon hat sie dem Rest ihrer Familie diesen magischen Ort vorenthalten. Zu oft schon musste sie lügen, die Menschen, die sie am meisten liebt, ohne die sie nicht stehen könnte, schon zu oft musste sie sie belügen, um ihren Stolz zu bewahren. Doch damit ist Schluss. So kann es nicht weitergehen. Nicht mit ihrer Enkelin und nicht mit ihr selbst.
âLorelai, ich komme regelmäÃig her seit dem deine Mutter diesen schrecklichen Unfall hatteâ¦â, nun ist es drauÃen. Sie hat die Worte ausgesprochen, vor denen sie sich schon so lange fürchtet. Die Worte, die ihr nie über die Lippen gehen wollen. Die Worte, die gefährlich sind. Die Worte, die so viel ruinieren können. Und nun sind sie drauÃen. Sie hat sie ausgesprochen, und nichts ist passiert.
âSie hätte diesen Ort gemocht. Er ist ganz nach ihrem Geschmack. Genauso wunderschön wie verrückt.â, sollte sie weiter reden? Ist es der richtige Zeitpunkt um wieder davon anzufangen? Wenn nicht jetzt â wenn nicht hier, wann dann?
âGrandma? Kann ich dich um etwas bitten?â, unsicher wirft sie ihrer GroÃmutter einen Blick von der Seite zu. Kann sie ihrer GroÃmutter das jetzt antun? Aber immerhin hat sie damit angefangen.
âLorelai, du weiÃt, dass du alles von mir haben kannst.â
âErzähl mir von ihr. Ich möchte wissen wie sie war. Wie sie geredet hat. Wie sie aussah. Was sie getan hat.â
âNun, deine Mutter war â sie war wunderschön. Jeder sagte das. Sie war von Anfang an perfekt. Das Glück von deinem GroÃvater und mir war mit ihrer Geburt besiegelt. Sie war so vollkommen. Du bist ihr sehr ähnlich. Deine Augen â immer wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich sie wieder vor mir. Sehe wie sie lacht. Sie hat immer gelacht. Immer war sie fröhlich, immer hatte sie einen flotten Spruch auf den Lippen. Ihr Charme hat alle umgeworfen. Niemand konnte ihr widerstehen.
Doch sie war auch schrecklich stur. Ständig hat sie sich gegen alles aufgelehnt, sie hat die feine Gesellschaft verabscheut. Sie hat unsere Freunde immer Schnickelfritzen genannt. Alles was ich sagte war falsch. Wir waren immer unterschiedlicher Meinung. Nachts stieg sie heimlich aus dem Fenster. Sie dachte wir würden es nicht merken. Aber mit der Zeit habe ich einfach aufgegeben, sie zu belehren und sie zu bestrafen. Sie hatte ihre Prinzipien und an die hielt sie sich. Sie war wirklich entsetzlich stur.â, sie lacht auf. âAls sie sieben war hatte sie einen groÃen Streit mit mir. Wir hatten einen Foto Termin und irgendwer hat angesprochen, dass sie als Kleinkind einen zu groÃen Kopf hatte. Daraufhin wurde sie so wütend, dass sie schnurstracks in das Arbeitszimmer gelaufen ist und alle Fotos von ihr in den Kamin geworfen hat.â, unsicher blickt sie ihre Enkelin an. Warum sagt sie nichts.
Das ist viel. In wenigen Minuten hat sie mehr über das Leben ihrer Mutter und über sie selbst erfahren, als sie es sich selbst getraut hätte zu fragen. Ist es zu viel? Sie sieht ihre GroÃmutter an. Während sie über sie spricht, funkeln ihre Augen. Sie leben auf.
âAber sie war vor allem wahnsinnig klug. Sie war die Beste ihres Jahrgangs. So wie du. Sie wäre so stolz auf dich.
Lorelai, auch wenn ich es deiner Mutter nie zeigen konnte, ich möchte dass du weiÃt, dass ich deine Mutter wirklich sehr geliebt habe. Jede einzelne Faser ihres Körpers habe ich vergöttert. Sie hat es wahrscheinlich nur selten zu spüren bekommen. Ich habe mir im Laufe der Jahre, in denen ich die Vorwürfe und die Ablehnung deiner UrgroÃmutter mir gegenüber gefallen lassen musste, ein Schutzschild aufgebaut. Ein Schutzschild, das bedeutet keine Gefühle zu zeigen. Denn Gefühle waren für deine UrgroÃmutter verboten. Ich habe deinen GroÃvater geheiratet, weil ich ihn liebte und es noch immer tue. Das hat mir deine UrgroÃmutter nie verziehen. Daher dieser Schutzwall. In ihrer Gegenwart musste ich gefühllos sein, kalt, so wie sie. Das konnte ich nur, wenn ich auch in allen anderen Lebenslagen meine Gefühle auf Eis legte. Ich versuchte mich anzupassen.
Doch deine Mutter, sie war im Grunde so wie ich. Doch sie war nicht bereit dazu, ihre Gefühle zu verschlieÃen, um einen guten Eindruck zu machen. Sie war wohl der gefühlvollste Mensch den ich kannte. Heute kann ich es mir nicht verzeihen, dass ich deiner Mutter meine Liebe zu ihr so selten gezeigt habe. Ich liebe sie auch heute noch von ganzem Herzen â ââ, sie bricht ab, ihre Stimme versagt. âIch vermisse sie. Es tut mir so Leid. Und ich vermisse sie so sehrâ¦â