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Ein kleines Loch in der Gardine lieà wenig Licht in den Raum fallen, es schenkte ihm etwas Helligkeit. Es war früh am Morgen und Jess schlummerte friedlich in seinem âneuenâ Bett. Gestern Abend war er noch lange rum gelaufen, als wieder kam, schliefen alle schon.
Plötzlich fiel mit einem lauten Knall die Tür auf.
âJess, oder wie du heiÃt!â sagte eine Stimme.
âLasst mich in Ruheâ¦â
Genervt drehte sich Jess von einer Seite zur anderen und zog sich seine Decke über den Kopf.
âIch brauche dein Autoâ sagte die Stimme.
âWas?â
Müde richtete er sich auf und rieb sich in den Augen, als er wieder klar sehen konnte, erkannte er die unbekannte Person, es war April.
Sie stand dort in einem übergroÃen T-Shirt mit einem San Francisco Aufdruck, Jess schrak hoch.
âGott! Zieh dir was an!â sagte er hektisch.
âWas? Jess⦠ich habe ein T-Shirt an das mir bis zu den Knien reicht.â
âT-Shirt ja, aber da fehlt die Hose!â
âSeit ihr alle so prüde in Los Angeles oder New York?â fragte Ape grinsend.
âNein, schon gut. Ich kann es nur nicht leiden wenn man mich um⦠Mein Gott 10 Uhr raus wirft!â
âDein Pech, also, ich brauch deine Karre.â
âNeinâ sagte Jess kühl.
âIch kann auch selber fahren.â
âWas?! Hilfe! Nein.â
âGut, dann musst du mich wohl fahren.â
âNenne mir einen Grund wieso ich das machen soll, habe ich mich mit der Wohnung gleich als Fahrdienst mit beworben?â
âNein, aber hier tut jeder Mal für jeden was und das ist heute mal deine gute Tatâ
Lächelnd sah sie ihn an.
âWieso sollte ich das machen? Was springt für mich dabei raus?â fragte Jess kühl.
âEin Lächeln von mir, nein Scherz⦠Das wird sich dann ergeben, vertrau mir.â
âOh man⦠ich kann nicht glauben das ich das jetzt tueâ¦â
Seufzend stand Jess vom Bett auf und streckte sich, kratze sich an der Seite und bemerkte dann, dass April immer noch im Zimmer stand.
âIst noch was?â fragte er sie.
âNein, das heiÃt⦠Ja. Beeil dich bitte.â
Müde schleppte sich Jess zum Badezimmer. Es war mit weiÃen Fliesen verkleidet und die Armaturen waren leicht gräulich.
Träge holte er seine Zahnbürste raus und putzte sich die Zähne. Dann starrte er lange in den Spiegel.
âWieso mache ich das eigentlich?!â fragte er sich immer wieder.
Jess zog sich um und spritze sich Wasser ins Gesicht. Gerade als er seinen stoppeligen Dreitagebart abrasieren wollte kam April in den Badraum gestürmt.
âHey! Ist das bei euch so Sitte nie anzuklopfen?â
Jess sah wütend zu Ape rüber.
âNein, doch, bei mir schon. Bist du fertig?â
âEigentlichâ¦â
Jess blickte aus seinen Rasierer, wurde aber gleich von April unterbrochen.
âPrima, dann komm mit!â
Sie packte ihn fest am Arm und schleifte ihn aus der Wohnung und dann das Treppenhaus hinunter zu seinem Auto.
Grimmig starrte er sie an.
Als beide im Auto saÃen schwiegen sie.
âUnd wohin gehtâs?â fragte er kühl.
âZum Krankenhaus. Comox Street rein, dann kurz vorm Mole Hill Park in die Jervis Street, rechts abbiegen in die Davie Street, in die Burrard Street, am Schluss links in die Pacific rein.â
Fragend schaute Jess April an, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte begann sie zu grinsen.
âIch lotse dich hinâ sagte sie lachend.
Die nächsten Minuten schwiegen sich beide an. April schaute zu Jess und musterte ihn prüfend.
âKeine Zeit zum rasieren gehabt?â
Grimmig schaute er sie an.
âNein, denn Madame âIch brauche dein Autoâ musste mich ja unbedingt so hetzen.â
âNicht schlimm, steht dir.â
Lächelnd schaute sie zu ihm rüber.
âWieso bist du hier Jess?â fragte sie ihn mit ernstem Gesichtsausdruck.
âAch das⦠das ist egal, völlig unwichtig.â
âOkay, erzähl es mir wenn du es für richtig hältst.â
Sie drehte sich um und schaute aus dem Fenster. Jess sah sie lächelnd an.
Noch nie hatte jemand bei ihm einfach gesagt âErzähl es mir wenn du es für richtig hältstâ, alle wollten immer sofort wissen was er zu verbergen hatte. Jess hasste diese Neugierde ungeheim. Er hatte seine Geheimnisse, sie waren nur für ihn bestimmt, er redete nicht gerne. Plötzlich erinnerte er sich an den Schwan, das blaue Auge und an Rory. Sie hatte ihn gedrängt es zu erzählen, doch er wollte nicht.
Eigentlich hätte sie es doch einfach akzeptieren müssen, er wollte halt nicht darüber reden. Er hatte sie angelogen, sie hatte ihm nicht vertraut.
Jess hätte es ihr sicher erzählt, irgendwann hätte sie erfahren was passiert war.
Es war ungewohnt jemanden bei sich zu haben, der alles einfach so hinnahm wie es war.
âWieso fahren wir ins Krankenhaus?â fragte Jess.
âWeil mein Bruder da liegtâ entgegnete Ape kühl.
âKleiner Bruder? Was hat er denn?â
âJa, kleiner Bruder, er ist 14. Mit 13 wurde bei ihm ein Tumor im Kopf festgestellt, der konnte gleich operiert werden, ist also jetzt weg. Doch leider ist bei der Operation irgendein Fehler unterlaufen, seitdem liegt er im Koma. Ich besuche ihn wöchentlich öfters. Ich habe dich heute so früh geweckt, weil die Besuchszeit an Wochentagen immer kürzer ist und heute Nachmittag habe ich keine Zeit.â
Traurig blickte sie aus dem Fenster, Jess deutete ihren Blick als leeren, endlosen. Als könne sie durch alle Häuser, Gebäude oder Bäume hindurch sehen.
Er hatte ganz plötzlich ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend⦠es war⦠Mitleid.
âEr wacht bestimmt wieder aufâ sagte er mitfühlend.
âJa, tut er⦠irgendwann.â
Den Rest der Fahrt schwiegen sich beide nur an, April starrte auf die Menschen am StraÃenrand und Jess konzentrierte sich auf die Autos, die schnell an ihm vorbeiflitzten.
Als sie an dem groÃen, etwas schmutzigen, grau-braunen Stadtkrankenhaus ankamen, hielt Jess am StraÃenrand und blickte auf das Gebäude.
Dann schweifte sein Blick zu April, die auch wie gebannt die dunkle Tür des Hochhauses anstarrte.
âMan, mir fällt es immer wieder schwer da rein zu gehen, die ganzen kranken Leuteâ¦â sagte sie seufzend.
Er nickte nur, stieg aus und trottete hinter ihr her.
Am Empfangsschalter saà eine dickere, rothaarige Frau mit einem pinken Kittel.
âWas kann ich für Sie tun?â fragte sie muffig.
âIch will zu Alan Doherty, Zimmer 205â sagte April gezwungen freundlich.
âAh, ja, ja⦠Moment. Hmm, setzen Sie sich dahin und warten Sie, ich ruf Sie dann auf.â
âIch will ihn doch nur besuchen?!â
âSchätzchen, das ist mir so egal. Wir sind hier nur ein öffentliches Krankenhaus, kein nobles Star Hospital, wenn ich sage du sollst warten, dann wartest du. Und wenn du da noch um Acht heute Abend sitzt, das ist mir doch egal.â
Sauer schlug April auf den Empfangstisch und richtete sich beängstigend auf. Jess saà nur da und sah angewidert auf den Boden. Er hatte es noch nie jemanden gesagt⦠Welcher Junge gab wohl schon gerne zu keine kranken Menschen sehen zu können?
âTragen Sie mich jetzt sofort in ihre verdammte Besucherliste ein damit ich meinen kleinen Bruder sehen kann!â
âMeinetwegen⦠Du musst dich echt mal entspannen Kleine. Hier, ich habâs gemacht, geh hin.â
âDankeschönâ sagte April patzig.
Schnell ging sie durch den Gang, Jess schlurfte wie auch schon vorhin nur träge hinter ihr her.
âDu hättest mir ruhig helfen können!â sagte sie.
âJa, hmm⦠na jaâ¦â
Plötzlich blieb sie vor einem Zimmer stehen und öffnete zögernd die Tür.
In dem kleinen, gelb gestrichenem Raum lag ein ungefähr 14 Jahre alter, braunhaariger Junge. Er war angeschlossen an viele Geräte, von denen Jess noch nicht einmal wusste wofür sie waren.
In dem Zimmer stand ein kleiner Tisch, eine Bank und ein Stuhl, auÃerdem noch ein kleiner, grauer Schrank in dem die Kranken ihre Sachen aufbewahren konnten.
Leise setzte sich April auf den Stuhl neben dem Krankenbett, Jess setzte sich auf die Bank und sah Ape zu.
Mit beruhigender Stimme sprach sie mit dem kleinen, so schwächlich aussehendem Jungen.
âHey Alan, na wie gehtâs dir? Ich habe hier Blumen für dich und einen Spiderman Comic. AuÃerdem wollte ich dir was auf meiner Gitarre vorspielenâ¦â
Vorsichtig strich sie dem Kleinen über den Kopf und holte anschlieÃend leise ihre Gitarre aus der groÃen Tasche.
April spielte eine ruhige Melodie und summte ein wenig vor sich hin.
Der Junge lag einfach nur da, er hatte eine kleine Narbe im Gesicht, seine Augen waren geschlossen.
Es tat weh ihn dort liegen zu sehen, schlafend.
Jess überlegte ob er die Gitarre hören konnte, die sanften Klänge der Gitarre.
Nach einer halben Stunde verlieÃen beide das Krankenhaus, die Besuchszeit war vorbei. Wieder saÃen sie im Auto und schwiegen sich an.
Jess starrte wieder auf die StraÃe und April Löcher in die Luft.
âHey, ich habe gehört du brauchst einen Job?â bemerkte sie leise.
âJa, ein Job wäre nicht schlecht.â
âSchon was in Aussicht?â
âLeider nicht, ich weià auch ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen sollâ seufzte Jess.
âAch soâ¦â
Prüfend schaute April auf den Wagen, die Sitze waren schon völlig zerfleddert.
Mit einem schrägen Grinsen sah sie rüber zu Jess.
âWillst du die Karre reparieren lassen?â
âNein, die wird verschrottet wenn ich Geld für eine Neue habeâ sagte er.
âDie kannst du aber reparieren. In der Nähe ist ein Schrottplatz, nicht unbedingt schön dort aber das Schlaraffenland unter den Autofreaks. Wir können hinfahren, uns Teile raussuchen und den Wagen ein wenig schöner machen.â
âDu kannst das?â
Ungläubig sah Jess zu ihr rüber, richtete dann aber seinen Blick wieder auf die StraÃe.
âIch habe es mal von meinem Vater gelernt, na ja, ich habe ihm oft dabei zugesehen. Also, was ist?â
âMeinetwegen.â
âGutâ¦â
Lächelnd blickte Jess ihr ins Gesicht, sie war wunderschön.
Hmm... der Teil hat ja jetzt mal lange gedauert... aber irgendwas stört mich noch an ihm =/...
Auf jeden Fall bedanke ich mich nochmal für euer Feedback, es ist immer wieder schön es zu lesen.
Viel Spaà mit dem neuen Teil...
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