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Registriert seit: 05.11.2004
dankedankedanke!
Ines: jetzt hab ich aber Angst!
Lis: dankeschön!
Tami:ich verspreche dir, sie werden nicht zu pilzen.
anne: man kann NIE zu viel criminal minds sehen!!
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turboteil!
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Neunzehn
WeiÃ. Winterweià und wunderschön.
Luke suchte alle möglichen nützlichen Dinge zusammen, die ihm im Wald helfen konnten. Der Wald war nicht groÃ, aber es war dunkel und kalt- und, um die Sache nicht unnötig kompliziert zu machen, lief auch noch ein verrückter Mörder darin herum, der eventuell seine Kinder hatte. Seine Kinder? Ein Seil, eine Taschenlampe, ein Messer, Wasser, Schokolade, Streichhölzer und eine Decke stopfte er wie beiläufig in beachtlichem Tempo in seinen Rucksack, wobei er nebenbei seine alte Wohnung über dem Diner in seiner Hast völlig demolierte und doch eigentlich diesem Gedankengang nachhing: Seine Kinder. Wie hatte er es geschafft, mit 26 für zwei Kinder die Verantwortung zu übernehmen und damit auch noch glücklich zu sein?
Er, der doch niemals Kinder wollte - und schon gar keine Vorschulkinder mit 26! Er hatte sich noch gar nicht richtig an die Vorstellung gewöhnen können, dass beide jetzt gewissermaÃen „seine“ Kinder waren, da waren sie auch schon verschwunden. Und an Lorelai wagte er gar nicht erst, zu denken. Was sollte er ohne sie tun? Selbst wenn er die Kinder unbeschadet zurückbekommen würde, was könnte passieren, wenn Lorelai nicht mehr aufwachte? Würde er dann der Ersatzvater für zwei Halbwaisen werden? Sich irgendwann in einem Sorgerechtsstreit mit Rory's leiblichem Vater wiederfinden? Gedanke auf Gedanke folgte rasendschnell in seinem Kopf, während seine FüÃe schon längst die Kontrolle übernommen hatten und ihn erst aus der Wohnung, dann durch die Stadt und schlieÃlich in den Wald trugen.
Joshua schmetterte das Funkgerät mit einem wütenden Aufschrei zu Boden. Längst waren alle seine Leute auf der Suche nach den Kindern, doch der Wald schien wie leergefegt. Soeben hatte die Spürhundestaffel eine weitere Verspätung angekündigt und die Taucher hatten ihm versichert, dass es erst in den frühen Morgenstunden möglich sei- Gott bewahre!- die Kinder im nahegelegenen See zu finden. Die Analyse der Blutproben dauerte unendlich lange und mit jeder Minute schien die Temperatur um ein weiteres Grad zu fallen, was für möglicherweise verletzte Kinder in Schlafanzügen keine Idealbedingungen versprach.
Manchmal hasste er seine Vorgesetztenrolle. Früher, als er noch ein einfacher Polizist war, da hatte er noch etwas bewirkt. Er hatte Verdächtige observiert, sie im Auto verfolgt, nicht wenige Zivilisten in letzter Sekunde gerettet und viele Kriminelle gestellt. Ja, er hatte definitiv seinen Anteil an Gefahrensituationen und eingetretenen Türen gehabt.
Umso schlimmer war es, jetzt alles durchs Funkgerät hören zu müssen, in der Koordination der ganzen Aktion jämmerlich zu versagen und tatenlos abwarten zu müssen, ob eines seiner Teams wider erwarten doch noch einen Erfolg zurückmelden würde.
Und es reichte ihm. Aus dem Funkgerät, das als echte Polizeigerätschaft quasi unzerstörbar war, drang die Stimme seines Vertreters, der die Suchtrupps im Wald anführte, um ihm einen erneuten negativen Statusbericht zu übermitteln. Joshua hob das Funkgerät auf, brummte ein kurzes „Verstanden!“ hinein und drückte es einem verdutzten Streifenpolizisten in die Hand.
„Sie haben das Kommando. Wenn sich die Hundestaffel meldet, funken sie mich an.“
Er deutete auf sein eigenes Funkgerät am Gürtel und wartete ungeduldig, bis der Streifenpolizist vorsichtig nickte. Joshua klopfte ihm ermutigend auf die Schulter und verschwand.
WeiÃ. Wolkenweià und wohligwarm.
Sie hatten mehrere Minuten mit den Gesichtern auf dem Kalten, feuchten Waldboden gelegen.
Nachdem sie den Abhang hinuntergekullert waren, hatten sie völlig die Orientierung verloren. Entweder erfand sie hier, halb unter eine Baumwurzel gerollt, oder eben nicht.
Langsam sickerte die Feuchtigkeit durch ihre dünnen Schlafanzüge und sie kuschelten sich enger aneinander.
„Hast du Angst, Jess?“ fragte Rory zum wiederholten Mal und hob den Kopf etwas, sodass sie in seine Augen sehen konnte. Auf ihrer Nase war ein Breiter Matschstreifen und ihre Augen waren gerötet. Sie hatte blaue Lippen vor Kälte und unterdrückte tapfer das Zittern.
„Ein bisschen.“ gab er zu. „Aber die Suchen uns bestimmt schon alle.“
„AuÃer Kirk.“ die Kinder kicherten. In den Wald, nein, das durfte Kirk nicht allein.
„Rory? Wenn wir groà sind, wohnen wir dann auch zusammen, wie Lorelai und Luke?“
Sie nickte. „Klar, wieso nicht? Du bist sowieso der einzige Junge, mit dem ich gern spiele.“
Sie schloss die Augen. „Ich bin müde. Können wir hier Schlafen?“
„Ja, ich glaub wir sind hier sicher.“
Der modrige Geruch schien sie zu umhüllen wie eine dichte Nebelwolke, die sie versteckte und schützte. Leider schien es nur so.
Mia hatte die letzten 2 Stunden nur gezittert und gewartet. Es wurde bereits an Lorelai operiert, als sie ankam, und die Ãrzte hielten sie nicht sehr genau auf dem Laufenden, da sie ja kein Familienmitglied war. Ab und zu kam eine mitleidige OP-Schwester in den Wartesaal und versicherte ihr kurz, dass Lorelai noch lebte.
Sie sah sich um. Sie sah Mütter mit Kindern, Väter mit Kindern, Freunde und Ehepartner. Auf zwei Stühlen, mitten zwischen all den Angehörigen und doch in einer anderen Welt, saà ein junges Paar. Die Frau hielt einen Teddybär in der Hand, der Mann ein Foto... Eltern.
Mia begann in ihrer Tasche zu kramen, fand ihr Adressbuch und etwas Kleingeld für ein Münztelefon. Sie war sich nicht sicher, was Lorelai dazu sagen würde, aber sie wusste, dass sie den Anruf jetzt machen musste.
Als das Telefon klingelte, setzte das Paar synchron die Cocktailgläser nieder und seufzte. Wer rief um diese Zeit noch an und störte ihren ruhigen Abend? Hatten die Leute denn heutzutage wirklich überhaupt keine Manieren mehr?
In einer kleinen Stadt, in einer kleinen Wohnung, in einem kleinen Zimmer saà eine kleine Frau. Die Leute würden sie als normal groà bezeichnen, aber sie selbst hatte sich doch immer eher klein gefunden. Es hatte sich geändert, als sie Lorelai kennen gelernt hatte, aber jetzt, wo Lorelais Zunkunft ungewiss war und sie selbst in ihrem kleinen Zimmer zurückblieb, fühlte Sookie sich wieder klein. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun, um zu helfen? Sie schaute nachdenklich aus dem Fenster und zählte die Sterne, die inzwischen strahlten - als wäre nichts passiert.
WeiÃ. WahnsinnsweiÃ.
„Wer war denn am Telefon?“ fragte er und legte sein Wall Street Journal für einen Moment zur Seite. Als er das Gesicht seiner Frau sah, setzte er irritiert seine Lesebrille ab.
„Was ist denn los?“
Sie suchte die Worte in ihrem sonst so mit schlagfertigen Kommentaren angefüllten Kopf und rang verstört ihre Hände.
„Lorelai.“ sagte sie schlieÃlich nur, und er sprang auf, schob sie in die Eingangshalle und half ihr in den Mantel, bevor er sie wie ein Kind im Auto anschnallte und dann jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dem Weg zum Krankenhaus auÃer Kraft setzte.
Das Knacken der Zweige unter seinen eigenen FüÃen machte ihn fast Wahnsinnig, lieà ihn immer wieder aufhorchen. Leo wusste, dass dies seine einzige Chance war, den Jungen zu erwischen. Man würde ihn fangen, man würde ihn festnehmen und verurteilen. Und jetzt hatte er schon zwei Frauen getötet.
Bei dem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Er sah sie vor seinem inneren Auge: Liz, die es gar nicht kommen sehen hatte, und erst wieder zu sich kam, als er ihren Kopf wieder und wieder gegen die Wand schlug, während er seinen Spaà mit ihr hatte.
Und dann diese unglaubliche Frau, die sich voll bewusst war, was passieren würde, als sie sich ihm in den Weg stellte. Wie wenige Sekunden hatte er gebraucht, um ihr das Küchenmesser aus der Hand zu winden! Und wie gut hatte es getan...Stich! Stich! Stich! Stich! Stich! ...
Er hatte es allen gezeigt. Nur den Bengel hatte er noch nicht erwischt, aber wenn... er musste Zeit gewinnen, um seinen letzten Mord richtig auskosten zu können. Und das Mädchen... sicher konnte er auch sie benutzen, um dem Jungen den letzten Lebenswillen zu rauben. Tausende Pläne fielen ihm ein, so viele Ideen, Szenarien schwirrten ihm durch den Kopf. Er, Leo, war ein Kriminelles Genie. Alle fürchteten ihn, alle wussten, wie gefährlich er wirklich war. Respekt, den ihm Liz nie entgegen gebracht hatte- aber sie hatte dafür bezahlt.
Er schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Er musste Handeln, schnell sein, wenn er es möglichst vielen Menschen heimzahlen wollte.
In dem Moment sah er die Kinder.
WeiÃ. Schwarz.
I'm feeling lonely but what can you do?
It's only when its dark I'm thinking of you.
(Fallulah)
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.10.2011, 18:58 von
Meffi.)