01.02.2005, 19:01
Kapitel 23
Dean seufzte tief aus dem Bauch heraus. Er saà seit mindestens einer Stunde mit Rory auf der Veranda und küsste sie. Rory hatte ihre Knie über seinen Schoà gelegt und küsste abwechselnd seine Lippen und seinen Hals. Jedes Mal, wenn Rorys Lippen und ihre feuchte Zunge seinen Hals berührten fuhr ein wohliger Schauer durch seinen Körper. Er wusste nicht, wie sie es machte und ob es ihre Absicht war, aber Rory brachte ihn beinahe um den Verstand. Liebevoll streichelte er ihre Wange und zwirbelte eine lange Haarsträhne von ihr um seinen Zeigefinger. Als sie gerade ihren Kopf zurück zog um den lebensnotwendigen Sauerstoff zu atmen sah sie Dean tief in seine Augen. Rory atmete tief ein und Dean bekam ein schelmisches Grinsen auf die Lippen. Er beugte sich nach vorne und fing an Rorys Ohr zu küssen und arbeitete sich zärtlich zu ihrem Schlüsselbein vor. Rory spürte Deans Haare an ihrem Hals und musste lachen, da seine langen Haare sie kitzelten. Dean hielt sofort inne und schaute Rory an. Diese wollte das prickelnde Gefühl an ihrem Hals aber nicht verlieren und schloss demonstrativ die Augen. Brav tauchte Dean wieder ab und liebkoste ihr Schlüsselbein.
âBabette! Babette! Schau dir an was deine Katze mit meiner Hose gemacht hat! Babet...â
âPscht! Morry geh wieder rein!â Babbette, die sich hinter einem halb hohen Busch gekauert hatte und mit Tränen in den Augen Dean und Rory beobachtete, zeigte ihrem Mann wirsch dass er verschwinden sollte.
âAber er hat...â Babbette blickte drohend zu ihrem etwa 3 Köpfe gröÃerem Mann hinauf. Morry verstummte und machte kehrt. Bevor er wieder im Haus verschwand murmelte er:
âGlaub bloà nicht, dass du damit durchkommst Katze. Das ist nicht cool.â
Babbette duckte sich wieder hinter den Busch und hoffte das Dean und Rory nichts bemerkt hatten. Aber als sie einen Blick auf die Veranda wagte winkte ihr Rory fröhlich zu:
âHallo Babbette! Solltest du dich nicht lieber um deinen Mann kümmern? Morry klang sehr verärgert.â Rory grinste amüsiert: âAuÃerdem ist es doch dreckig auf dem Boden und dir tun sicher schon die Knie weh. Ich verspreche auch, dir nachher alles haarklein zu erzählen.â
âDas machst du nicht wirklich oder?â, sagte Dean und hob Rorys Beine von seinem Schoà bevor er aufstand.
âNa gut ihr SüÃen! Aber vergiss nicht â haargenaue Details ja?â Langsam hievte sie sich hoch und folgte den Spuren ihres Mannes. Während sie von dannen trottete murmelte sie noch etwas von âTurteltäubchenâ und âRomeo und Juliaâ und verschwand dann in ihrem verhältnismäÃig groÃen Haus.
âHey!â Beleidigt zog Rory an Deans Shirt. âWillst du etwa schon gehen?â unbewusst zog Rory einen Schmollmund und blickte Dean von unten durch ihre dichten Wimpern an. Den Effekt, den dieser Blick bei Dean auslöste, nannte man wohl auch allgemein weiche Knie. Dean nahm ihre Hand in seine und flüsterte mehr als dass er fest sprach:
âIch hab nicht vor zu gehen. Höchstens mit dir. Und zwar in dein Zimmer!â Deans Herzschlag setzte ganz kurz aus um gleich darauf zu rasen. Hatte er gerade wirklich ausgesprochen was er dachte? War er denn völlig verrückt? Unsicher starrte er auf die wirklich interessant gewordenen Muster der Vorhänge, die hinter dem Fenster vom Wohnzimmer der Gilmore Girls hingen.
Rory saà vor Dean und wusste nicht genau ob sie sich nur verhört hatte. Dean wollte mit ihr in ihr Zimmer? Sie war machtlos gegen die komische Gefühlswelle, die sie überflutete. Wie meinte Dean, was er sagte? â...mit dir. Und zwar in dein Zimmer.â Das konnte man sehen wie man wollte. Sicher war nur, dass dieser Satz eindeutig zweideutig interpretiert werden konnte.
âWelches Haus ist es denn?â Luke fuhr seit einigen Minuten orientierungslos durch den Wohnblock. Ein Appartment-Haus neben dem anderen drängte sich in schrillen Farben nebeneinander. Die Siedlung zeigte zwar teuren Stil, aber wirklich gefallen konnten diese abstrakten Häuser doch niemandem.
âDiese komischen Hütten sehen aber auch alle gleich aus. Ich glaub es war blau. So wie dass da.â Lorelai zeigte auf ein 10 stockiges Gebäude an dem Luke gerade zügig vorbei gegondelt war. Genervt trat Luke auf die Bremse, blickte in den Rückspiegel und legte den Rückwärtsgang ein. Langsam kam er vor dem Treppeneingang zum Stehen.
Lorelai blickte sich um. âNein doch nicht. Hab mich geirrt. Weiter gehtâs.â Luke verdrehte die Augen.
âDass da! Brüllst du jetzt schon seit 10 Minuten und überreizt mein Trommelfell, nur um dann wieder festzustellen dass zu dich geirrt hast.â Brummte Luke und fuhr weiter.
âJa weiÃt du, als ich es letzte Mal zu Chris nach Hause bin, hatte ich wichtigeres zutun als auf das Haus zu achten...â Lorelai war von dem fordernden Ton in ihrer Stimme selbst überrascht. So provokativ wollte sie eigentlich gar nicht von Chris reden. Aber jetzt war es zu spät. Es war ausgesprochen und stand im Raum. Und es war zu eindeutig Zweideutig um es jetzt noch zu recht fertigen. Luke sagte gar nichts mehr. Er schluckte seinen Ãrger hinunter und konzentrierte sich auf die StraÃe.
Rory sah unsicher zu Dean hoch. Er stand immer noch da und starrte angestrengt ins Wohnzimmer. Wie lange konnte so eine peinliche Pause halten? Rorys Herz klopfte in unregelmäÃigen Abständen und sie fing an zu schwitzen. Wenn sie jetzt mit Dean in ihr Zimmer gehen würde. Er würde doch sicher mit ihr schlafen wollen? Rory gefror das Blut in den Adern. Ihre Haare waren sicher schon leicht fettig. Und ihr Gesicht? Ihr Make-up war doch sicher total verschmiert, auÃerdem hatte sie einen riesigen ekligen Pickel am Rücken. Und hatte sie überhaupt ihre Beine rasiert? Oh nein! Eine Welle der Ãbelkeit überfiel sie. Sie wollte doch heute Abend erst duschen! Sie stank sicher fürchterlich und ihre Haut musste doch auch schon ganz trocken sein. Was wenn sie irgendwelche ekligen blauen Flecke oder Schürfwunden am Körper hatte? War sie nicht letztens erst gegen den Kühlschrank gelaufen und hatte einen blauen Fleck auf dem Oberschenkel davon getragen?
Rory schossen gleichzeitig so viele Gedanken und Sorgen in den Kopf, dass sie ihre Aufregung vergas. Schnell raffte sie sich auf und schob Dean an seinen Knien nach hinten. Ohne noch ein Wort zu sagen sprang sie auf, lief los und rannte ins Haus. Dean stand da, wie vom Donner gerührt und wusste nicht wie ihm geschah. Verdutzt schaute er Rory nach.
âLos Junge! Geh ihr hinterher! Mach schon, nutze deine Chance!â verwirrt drehte sich Dean um. Babbette lehnte aus dem Fenster und gab ihm wild gestikulierend zu verstehen dass er Rory nachlaufen sollte:
âJetzt lauf schon Dean! Mach uns nicht unglücklich!â Dean drehte sich wieder um und tat wie ihm gehiesen: Kopfschüttelnd und mit einem undefinierbaren Gefühl in der Magengegend lief er ins Haus und machte die Tür, die Rory offen stehen gelassen hatte, hinter sich zu. Er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Er wusste nicht genau ob es gut oder schlecht war, dass Rory abgehauen war. Es kam erst einmal darauf an, wo Rory hin war. Ratlos blickte er sich im Wohnzimmer um. Im Wohnzimmer war sie jedenfalls nicht, Lorelais Schlafzimmer konnte er ebenfalls ausschlieÃen. Blieben also noch Küche, Badezimmer und â er schluckte- Rorys Zimmer. Eigentlich hatte er keine Lust auf Verstecken spielen.
âRory?â Wie auf Zehenspitzen schlich er in Richtung Rorys Zimmer. War es ein Spiel? Versuchte Rory ihn zu verführen? Dean hatte sich zwar schon einige Male erträumt, dass Rory endlich einen Schritt weiter gehen wollte, aber mit so einer Aktion hatte er nicht im Traum gerechnet. Schweigend ging er in Richtung Zimmer und versuchte sich auf den Anblick, der ihn wohl erwarten würde, vorzubereiten.
âDa kommt ja Lorelai.â Sogar etwas zu früh, fügte Emily in Gedanken hinzu. Emily war froh, endlich nicht mehr allein mit der offensichtlich durchgedrehten Sherry zu sein. Sie lieà Sherry stehen und eilte zur Tür. Da sie sich beeilte wäre sie beinahe noch auf dem vielen Müll ausgerutscht, der in der Wohnung zerstreut lag. Erleichtert griff sie nach der Türklinke und drückte sie energisch nach unten. Emily konnte sich nicht erinnern, jemals so froh gewesen zu sein, ihre Tochter zu sehen.
Als sie die Türe aufzog weiteten sich ihre Pupillen und sie ein echtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie wusste nicht, wann sie Lorelai das letzte mal echt angelächelt hatte und nicht der Familie wegen höflich war.
Energisch zog sie an der Türe und das Sonnenlicht von drauÃen viel ihr in die Augen. Emily blinzelte. Lorelai war zwar nicht gerade die magerste, aber so eine füllige Figur hatte sie nicht. Emily versuchte mit zusammengekniffenen Augen den Mensch vor ihr zu mustern. Lorelai hatte auch keine Glatze, sondern lange schwarze Haare. Sie hatte auch keine Bartstoppeln und sie hatte keine Tätowierung an beiden Oberarmen.
Schmerzhaft wurde Emily bewusst, dass Lorelai nicht die Person war, die vor der Tür stand.
âServus die Dame. Ich hab hier ein Paket. Für ähmâ Der Mann in grünen Shorts tippte sich kurz an die Mütze und drehte dann das Päckchen in seinen Händen, sodass er den Namen ablesen konnte:
âFür einen Herrn Christoph Hyden. Ist der Herr zuhause?â Emily stand wie versteinert vor dem Mann, der im Vergleich zu ihrer zierlichen Gestalt wie ein riesiger Schrank wirkte. Sie hörte wie Sherry von hinten herangetrampelt kam. Stumm beobachtete sie Sherry, die ein affektiertes Lächeln aufsetzte und âMein Verlobter ist gerade unter der Dusche.â säuselte. Emily war erstaunt, wie Sherry das Wort Verlobter so realistisch klingend über die Lippen bringen konnte.
âYo, also wenn sie die Verlobte sind. Dann müsste das schon gehen würd ich meinen.â Sherry klimperte mit den Wimpern: âWo muss ich unterschreiben?â Der Mann vom Paketdienst hielt Sherry das Paket mit dem Quittungszettel hin und zeigte mit seinen schmutzigen Wurstfingern auf die Stelle, an der Sherry unterschreiben sollte. Sie kritzelte ihre Unterschrift auf das Papier und nahm dann dankend dass Paket entgegen. âNochmals vielen Dank. Sie können dann jetzt gehen.â
Emily stand da und lehnte gegen die kahle Wand. Sie sah wie der Mann sich wieder an die Mütze tippte und dann kehrt machte. Warum sagte sie nichts? Schrie um Hilfe? Oder bat den Mann Sherry zu überwältigen? Sie atmete die frische Luft ein und schwieg weiter. Sie sah, wie er die Treppe runter ging. Jetzt war es gleich zu spät. Ihre letzte Hoffnung war Lorelai. Sherry gab ihr bereits zu verstehen, wieder in die Wohnung zu gehen, als der Paketfahrer, diesmal deutlich freundlicher, jemanden grüÃte:
âHallo schöne Frau. Wohin des Weges?â Er blieb stehen und nahm seine Mütze vom Kopf.
Atemlos stand Rory hinter der Badezimmertür. War sie gerade wirklich vor Dean davon gerannt? Wenn die ganze Sache nicht so peinlich wäre, könnte sie wenigstens lachen. Aber jetzt stand sie da, völlig verwirrt und verschwitzt. Duschen, kam es ihr in den Sinn. Richtig, sie wollte duschen! Als sie sich aber jetzt im Spiegel sah kam ihr die Aktion noch lächerlicher vor. Ihre Haare waren nicht fettig, ihre Wimperntusche war nicht verschmiert und der wasserfeste Lipgloss saà perfekt auf ihren Lippen. Aber jetzt war es zu spät um zu Dean zurück zu kehren. Aufmunternd nickte sie ihrem Spiegelbild zu. Die Gestalt im Spiegel reagierte nicht. Sie würde jetzt einfach duschen. Ob Dean überhaupt noch da war? Eilig zog sie sich ihr Shirt über den Kopf, knöpfte ihren Bh auf und glitt aus ihrer Caprihose. Ihren Slip legte sie zu ihren anderen Klamotten auf den Haufen und stieg behutsam in die rutschige Badewanne. Zog den kalten Duschvorhang zu und stellte die Temperatur des Wassers ein. Als sie in freudiger Erwartung auf den warmen Wasserstrahl nach oben zur Brause blickte, überkam sie ein Gefühl von Traurigkeit. Die Brause funktionierte erst wieder so gut, seit ihr Vater sie repariert hatte. Damals war noch alles anders: Chris wohnte noch bei Rory und ihrer Mom und Chris plante Lorelai einen Antrag zumachen... Rory schüttelte den Kopf und lies dass Wasser laufen. Der warme Strahl sollte sie ablenken. Sie wollte nicht schon wieder an ihren Vater denken. Wie hatte Jess gesagt? Sie versuchte sich an Jess Worte zu erinnern. Aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte wurde sie dass Gefühl von unglaublicher Trauer einfach nicht los. Es war, als würde der Schmerz an ihren Beinen ziehen, sie umstoÃen und immer tiefer aufsaugen, bis nichts mehr von ihr übrig war und nur noch der Verlust existierte. Rory seufzte. Es tat wirklich weh, an ihren Dad zu denken. Nach einer Weile war ihr ganzer Körper durch und durch nass. Immer wieder sah sie das Gesicht ihres Vaters vor sich. Hörte dass Gerät piepsen. Spürte die Angst, die sich ausbreitete, als der Alarm losging. Hörte die Schwestern und Ãrzte. Sah seinen letzten Atemzug vor sich. Wie konnte sie sich nur selbst so quälen? Sie spürte seine kalte Hand auf ihrer Handinnenfläche. Wasserperlen tropften nur so in die Badewanne, sie konnte nicht unterscheiden welche davon ihre Tränen und welche Wasser waren. Sie stellte das Wasser ab und streckte ihre Hand nach dem Shampoo aus. Kräftig massierte sie das Shampoo in ihre langen Haare. Als sie ihre Augen öffnete fiel ihr Blick durch den Duschvorhang.
Sie zuckte zusammen. Vor ihr stand nicht Christopher. Er blickte sie nicht an. Träumte sie bereits? Warum musste sie den ausgerechnet jetzt an ihren Vater denken? Eben noch war alles so aufregend gewesen, sie war mit Dean zusammen und dachte daran, mit ihm zu schlafen. Jetzt stand sie allein unter der Dusche und weinte bitterlich. Dean war sicher längst nach Hause gegangen, denn wer will schon was von einer, die anstatt mit ihrem Freund zu schlafen heulend unter der Dusche steht...
âHallo. Ach, dass wollen Sie gar nicht wissen, wohin ich gehe!â Lorelai lächelte dem Mann möglichst freundlich zu. Ihr war zwar nicht nach lachen zumute, aber der Paketfahrer konnte dafür ja genauso wenig wie Luke, der die letzten 10 Minuten an 4 Häusern gehalten hatte und Lorelai jedes Mal fest stellte, dass es nicht das richtige war. Aber jetzt hatten sie es gefunden. Lorelai lief zügig die Treppe hoch. Sie erinnerte sich zu genau an die Treppe, die Bäume im Vorgarten und die weiÃen groÃen Fenster. Sie wurde auch nicht langsamer als sie ihre Mutter und Sherry entdeckte. Verwundert blieben ihre Augen an Sherry hängen. Emily sah wie immer passend gekleidet und elegant aus, aber was war mit Sherry? Lorelai war sich nicht einmal sicher, ob diese wandelnde Vogelscheue wirklich die hübsche Sherry war, die sie von den gemeinsamen Besuchen mit Christopher kannte. Diese Frau hatte wirklich nichts gemeinsam, mit der Sherry die sie kannte: Ihr Gesicht war um Jahre gealtert und ihre Frisur war undefinierbar. Die Haare hingen ihr nicht mehr vom Kopf sondern standen wirr und fettig ab. Lorelai glaubte zu träumen als sie sah, was Sherry für Klamotten trug. Sie hätte nie gedacht, dass eine Frau wie Sherry überhaupt eine Jogginghose besaÃ. Schlimmer als ihre äuÃerliche Erscheinung war aber der Blick in ihrem Gesicht. Sherry funkelte vor Hass und Abscheu. Lorelai spürte die Ablehnung sofort und war froh Luke hinter sich zu wissen.
âHallo. Mum, Sherry.â Lorelai war längst nicht so sicher wie sie sich gab. Für sie war es ein Wunder, dass sie die Treppe überhaupt hoch kam. Die Türe hinter Sherry stand offen. Lorelai wusste nicht genau, wann sie das letzte Mal in Christophers Wohnung war, aber dass, was sie jetzt sah, ähnelte Chris Wohnung nur schwach.
âWer ist das?â Sherry deutete mit zitterndem Finger auf Luke. Ihre Stimme klang rau und verraucht.
âDas ist Luke. Meinâ Lorelai überlegte. Was genau war Luke eigentlich? âMein bester Freund. Er hat mich hergefahren.â Luke stand schweigend hinter Lorelai und wartete. Er war nicht weniger entsetzt über Sherry wie Lorelai.
âSchön, dass sie da sind Luke.â Lorelai glaubte sich verhört zu haben. Hatte Emily Gilmore gerade gesagt, sie freue sich, dass Luke da war? Lorelai fielen aus alter Gewohnheit sofort einige spitze Bemerkungen ein. Aber dann sah sie in Emilys Gesicht. Sie sah ehrliche Erleichterung! Lorelai war entsetzt, ihre Mutter war nicht nur höflich, sie freute sich ja wirklich! Lorelai würde nur zu gerne wissen, was in den letzten Minuten hier los war, wenn Emily sich tatsächlich über Luke freute. Aber jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt danach zu fragen. Etwas ratlos blickte Lorelai von einem zum andren, was genau wollte sie eigentlich hier?
âGenau. Wunderschön dass ihr alle da seit. Los, kommt doch rein! Darf ich euch was zu trinken anbieten? Lasst uns ein Kaffeekränzchen veranstalten!â Sherry lachte säuerlich und ging in die Wohnung zurück. Emily wartete bis sie im Wohnzimmer verschwand und raunte dann Lorelai zu:
âGeh ja nicht da rein. Sherry ist total durchgedreht. Los lasst uns abhauen.â Lorelai lächelte. Ihre paranoide Mutter, Sherry und durchgeknallt!
âJa ja Mum. Und ich heirate morgen Luke.â, frozelte sie. Luke ignorierte das pochende Gefühl in seiner Halsschlagader und Emily schaute entsetzt.
âDas ist ja wohl nicht dein Ernst! Du hast mir nicht einmal erzählt, dass du mit diesem Mann liiert bist! Hättest du mir nicht früher sagen können dass du heiratest? Oder hättest du deine Eltern überhaupt eingeladen? Es ist so typisch....â Emil redete sich schon wieder in Rage. âMum.â Unterbrach Lorelai den Redeschwall. âDas war ein Witz. Los jetzt, Sherry wartet mit Kaffee und Kuchen.â EntschloÃen ging sie durch die Türe und verschwand im inneren der Wohnung. Luke und Emily standen weiterhin drauÃen und warteten. Wie sollten sie sich verhalten? War es besser die beiden jetzt erst einmal allein zu lassen? Oder sollten sie vielleicht doch hinein gehen?
Argwöhnisch musterte Emily Luke. Er hatte wie immer ein kariertes Hemd an und war nicht rasiert. Nein, dieser Mann war einfach nicht gut genug für Lorelai. Ihre empfindliche Nase konnte das Bratfett bis hier riechen. Oder bildete sie sich dies nur ein? Emily wusste es nicht genau, sie atmete erst einmal tief durch. War froh, endlich aus dem Mief der Wohnung rauszukommen.
Dean seufzte tief aus dem Bauch heraus. Er saà seit mindestens einer Stunde mit Rory auf der Veranda und küsste sie. Rory hatte ihre Knie über seinen Schoà gelegt und küsste abwechselnd seine Lippen und seinen Hals. Jedes Mal, wenn Rorys Lippen und ihre feuchte Zunge seinen Hals berührten fuhr ein wohliger Schauer durch seinen Körper. Er wusste nicht, wie sie es machte und ob es ihre Absicht war, aber Rory brachte ihn beinahe um den Verstand. Liebevoll streichelte er ihre Wange und zwirbelte eine lange Haarsträhne von ihr um seinen Zeigefinger. Als sie gerade ihren Kopf zurück zog um den lebensnotwendigen Sauerstoff zu atmen sah sie Dean tief in seine Augen. Rory atmete tief ein und Dean bekam ein schelmisches Grinsen auf die Lippen. Er beugte sich nach vorne und fing an Rorys Ohr zu küssen und arbeitete sich zärtlich zu ihrem Schlüsselbein vor. Rory spürte Deans Haare an ihrem Hals und musste lachen, da seine langen Haare sie kitzelten. Dean hielt sofort inne und schaute Rory an. Diese wollte das prickelnde Gefühl an ihrem Hals aber nicht verlieren und schloss demonstrativ die Augen. Brav tauchte Dean wieder ab und liebkoste ihr Schlüsselbein.
âBabette! Babette! Schau dir an was deine Katze mit meiner Hose gemacht hat! Babet...â
âPscht! Morry geh wieder rein!â Babbette, die sich hinter einem halb hohen Busch gekauert hatte und mit Tränen in den Augen Dean und Rory beobachtete, zeigte ihrem Mann wirsch dass er verschwinden sollte.
âAber er hat...â Babbette blickte drohend zu ihrem etwa 3 Köpfe gröÃerem Mann hinauf. Morry verstummte und machte kehrt. Bevor er wieder im Haus verschwand murmelte er:
âGlaub bloà nicht, dass du damit durchkommst Katze. Das ist nicht cool.â
Babbette duckte sich wieder hinter den Busch und hoffte das Dean und Rory nichts bemerkt hatten. Aber als sie einen Blick auf die Veranda wagte winkte ihr Rory fröhlich zu:
âHallo Babbette! Solltest du dich nicht lieber um deinen Mann kümmern? Morry klang sehr verärgert.â Rory grinste amüsiert: âAuÃerdem ist es doch dreckig auf dem Boden und dir tun sicher schon die Knie weh. Ich verspreche auch, dir nachher alles haarklein zu erzählen.â
âDas machst du nicht wirklich oder?â, sagte Dean und hob Rorys Beine von seinem Schoà bevor er aufstand.
âNa gut ihr SüÃen! Aber vergiss nicht â haargenaue Details ja?â Langsam hievte sie sich hoch und folgte den Spuren ihres Mannes. Während sie von dannen trottete murmelte sie noch etwas von âTurteltäubchenâ und âRomeo und Juliaâ und verschwand dann in ihrem verhältnismäÃig groÃen Haus.
âHey!â Beleidigt zog Rory an Deans Shirt. âWillst du etwa schon gehen?â unbewusst zog Rory einen Schmollmund und blickte Dean von unten durch ihre dichten Wimpern an. Den Effekt, den dieser Blick bei Dean auslöste, nannte man wohl auch allgemein weiche Knie. Dean nahm ihre Hand in seine und flüsterte mehr als dass er fest sprach:
âIch hab nicht vor zu gehen. Höchstens mit dir. Und zwar in dein Zimmer!â Deans Herzschlag setzte ganz kurz aus um gleich darauf zu rasen. Hatte er gerade wirklich ausgesprochen was er dachte? War er denn völlig verrückt? Unsicher starrte er auf die wirklich interessant gewordenen Muster der Vorhänge, die hinter dem Fenster vom Wohnzimmer der Gilmore Girls hingen.
Rory saà vor Dean und wusste nicht genau ob sie sich nur verhört hatte. Dean wollte mit ihr in ihr Zimmer? Sie war machtlos gegen die komische Gefühlswelle, die sie überflutete. Wie meinte Dean, was er sagte? â...mit dir. Und zwar in dein Zimmer.â Das konnte man sehen wie man wollte. Sicher war nur, dass dieser Satz eindeutig zweideutig interpretiert werden konnte.
âWelches Haus ist es denn?â Luke fuhr seit einigen Minuten orientierungslos durch den Wohnblock. Ein Appartment-Haus neben dem anderen drängte sich in schrillen Farben nebeneinander. Die Siedlung zeigte zwar teuren Stil, aber wirklich gefallen konnten diese abstrakten Häuser doch niemandem.
âDiese komischen Hütten sehen aber auch alle gleich aus. Ich glaub es war blau. So wie dass da.â Lorelai zeigte auf ein 10 stockiges Gebäude an dem Luke gerade zügig vorbei gegondelt war. Genervt trat Luke auf die Bremse, blickte in den Rückspiegel und legte den Rückwärtsgang ein. Langsam kam er vor dem Treppeneingang zum Stehen.
Lorelai blickte sich um. âNein doch nicht. Hab mich geirrt. Weiter gehtâs.â Luke verdrehte die Augen.
âDass da! Brüllst du jetzt schon seit 10 Minuten und überreizt mein Trommelfell, nur um dann wieder festzustellen dass zu dich geirrt hast.â Brummte Luke und fuhr weiter.
âJa weiÃt du, als ich es letzte Mal zu Chris nach Hause bin, hatte ich wichtigeres zutun als auf das Haus zu achten...â Lorelai war von dem fordernden Ton in ihrer Stimme selbst überrascht. So provokativ wollte sie eigentlich gar nicht von Chris reden. Aber jetzt war es zu spät. Es war ausgesprochen und stand im Raum. Und es war zu eindeutig Zweideutig um es jetzt noch zu recht fertigen. Luke sagte gar nichts mehr. Er schluckte seinen Ãrger hinunter und konzentrierte sich auf die StraÃe.
Rory sah unsicher zu Dean hoch. Er stand immer noch da und starrte angestrengt ins Wohnzimmer. Wie lange konnte so eine peinliche Pause halten? Rorys Herz klopfte in unregelmäÃigen Abständen und sie fing an zu schwitzen. Wenn sie jetzt mit Dean in ihr Zimmer gehen würde. Er würde doch sicher mit ihr schlafen wollen? Rory gefror das Blut in den Adern. Ihre Haare waren sicher schon leicht fettig. Und ihr Gesicht? Ihr Make-up war doch sicher total verschmiert, auÃerdem hatte sie einen riesigen ekligen Pickel am Rücken. Und hatte sie überhaupt ihre Beine rasiert? Oh nein! Eine Welle der Ãbelkeit überfiel sie. Sie wollte doch heute Abend erst duschen! Sie stank sicher fürchterlich und ihre Haut musste doch auch schon ganz trocken sein. Was wenn sie irgendwelche ekligen blauen Flecke oder Schürfwunden am Körper hatte? War sie nicht letztens erst gegen den Kühlschrank gelaufen und hatte einen blauen Fleck auf dem Oberschenkel davon getragen?
Rory schossen gleichzeitig so viele Gedanken und Sorgen in den Kopf, dass sie ihre Aufregung vergas. Schnell raffte sie sich auf und schob Dean an seinen Knien nach hinten. Ohne noch ein Wort zu sagen sprang sie auf, lief los und rannte ins Haus. Dean stand da, wie vom Donner gerührt und wusste nicht wie ihm geschah. Verdutzt schaute er Rory nach.
âLos Junge! Geh ihr hinterher! Mach schon, nutze deine Chance!â verwirrt drehte sich Dean um. Babbette lehnte aus dem Fenster und gab ihm wild gestikulierend zu verstehen dass er Rory nachlaufen sollte:
âJetzt lauf schon Dean! Mach uns nicht unglücklich!â Dean drehte sich wieder um und tat wie ihm gehiesen: Kopfschüttelnd und mit einem undefinierbaren Gefühl in der Magengegend lief er ins Haus und machte die Tür, die Rory offen stehen gelassen hatte, hinter sich zu. Er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Er wusste nicht genau ob es gut oder schlecht war, dass Rory abgehauen war. Es kam erst einmal darauf an, wo Rory hin war. Ratlos blickte er sich im Wohnzimmer um. Im Wohnzimmer war sie jedenfalls nicht, Lorelais Schlafzimmer konnte er ebenfalls ausschlieÃen. Blieben also noch Küche, Badezimmer und â er schluckte- Rorys Zimmer. Eigentlich hatte er keine Lust auf Verstecken spielen.
âRory?â Wie auf Zehenspitzen schlich er in Richtung Rorys Zimmer. War es ein Spiel? Versuchte Rory ihn zu verführen? Dean hatte sich zwar schon einige Male erträumt, dass Rory endlich einen Schritt weiter gehen wollte, aber mit so einer Aktion hatte er nicht im Traum gerechnet. Schweigend ging er in Richtung Zimmer und versuchte sich auf den Anblick, der ihn wohl erwarten würde, vorzubereiten.
âDa kommt ja Lorelai.â Sogar etwas zu früh, fügte Emily in Gedanken hinzu. Emily war froh, endlich nicht mehr allein mit der offensichtlich durchgedrehten Sherry zu sein. Sie lieà Sherry stehen und eilte zur Tür. Da sie sich beeilte wäre sie beinahe noch auf dem vielen Müll ausgerutscht, der in der Wohnung zerstreut lag. Erleichtert griff sie nach der Türklinke und drückte sie energisch nach unten. Emily konnte sich nicht erinnern, jemals so froh gewesen zu sein, ihre Tochter zu sehen.
Als sie die Türe aufzog weiteten sich ihre Pupillen und sie ein echtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie wusste nicht, wann sie Lorelai das letzte mal echt angelächelt hatte und nicht der Familie wegen höflich war.
Energisch zog sie an der Türe und das Sonnenlicht von drauÃen viel ihr in die Augen. Emily blinzelte. Lorelai war zwar nicht gerade die magerste, aber so eine füllige Figur hatte sie nicht. Emily versuchte mit zusammengekniffenen Augen den Mensch vor ihr zu mustern. Lorelai hatte auch keine Glatze, sondern lange schwarze Haare. Sie hatte auch keine Bartstoppeln und sie hatte keine Tätowierung an beiden Oberarmen.
Schmerzhaft wurde Emily bewusst, dass Lorelai nicht die Person war, die vor der Tür stand.
âServus die Dame. Ich hab hier ein Paket. Für ähmâ Der Mann in grünen Shorts tippte sich kurz an die Mütze und drehte dann das Päckchen in seinen Händen, sodass er den Namen ablesen konnte:
âFür einen Herrn Christoph Hyden. Ist der Herr zuhause?â Emily stand wie versteinert vor dem Mann, der im Vergleich zu ihrer zierlichen Gestalt wie ein riesiger Schrank wirkte. Sie hörte wie Sherry von hinten herangetrampelt kam. Stumm beobachtete sie Sherry, die ein affektiertes Lächeln aufsetzte und âMein Verlobter ist gerade unter der Dusche.â säuselte. Emily war erstaunt, wie Sherry das Wort Verlobter so realistisch klingend über die Lippen bringen konnte.
âYo, also wenn sie die Verlobte sind. Dann müsste das schon gehen würd ich meinen.â Sherry klimperte mit den Wimpern: âWo muss ich unterschreiben?â Der Mann vom Paketdienst hielt Sherry das Paket mit dem Quittungszettel hin und zeigte mit seinen schmutzigen Wurstfingern auf die Stelle, an der Sherry unterschreiben sollte. Sie kritzelte ihre Unterschrift auf das Papier und nahm dann dankend dass Paket entgegen. âNochmals vielen Dank. Sie können dann jetzt gehen.â
Emily stand da und lehnte gegen die kahle Wand. Sie sah wie der Mann sich wieder an die Mütze tippte und dann kehrt machte. Warum sagte sie nichts? Schrie um Hilfe? Oder bat den Mann Sherry zu überwältigen? Sie atmete die frische Luft ein und schwieg weiter. Sie sah, wie er die Treppe runter ging. Jetzt war es gleich zu spät. Ihre letzte Hoffnung war Lorelai. Sherry gab ihr bereits zu verstehen, wieder in die Wohnung zu gehen, als der Paketfahrer, diesmal deutlich freundlicher, jemanden grüÃte:
âHallo schöne Frau. Wohin des Weges?â Er blieb stehen und nahm seine Mütze vom Kopf.
Atemlos stand Rory hinter der Badezimmertür. War sie gerade wirklich vor Dean davon gerannt? Wenn die ganze Sache nicht so peinlich wäre, könnte sie wenigstens lachen. Aber jetzt stand sie da, völlig verwirrt und verschwitzt. Duschen, kam es ihr in den Sinn. Richtig, sie wollte duschen! Als sie sich aber jetzt im Spiegel sah kam ihr die Aktion noch lächerlicher vor. Ihre Haare waren nicht fettig, ihre Wimperntusche war nicht verschmiert und der wasserfeste Lipgloss saà perfekt auf ihren Lippen. Aber jetzt war es zu spät um zu Dean zurück zu kehren. Aufmunternd nickte sie ihrem Spiegelbild zu. Die Gestalt im Spiegel reagierte nicht. Sie würde jetzt einfach duschen. Ob Dean überhaupt noch da war? Eilig zog sie sich ihr Shirt über den Kopf, knöpfte ihren Bh auf und glitt aus ihrer Caprihose. Ihren Slip legte sie zu ihren anderen Klamotten auf den Haufen und stieg behutsam in die rutschige Badewanne. Zog den kalten Duschvorhang zu und stellte die Temperatur des Wassers ein. Als sie in freudiger Erwartung auf den warmen Wasserstrahl nach oben zur Brause blickte, überkam sie ein Gefühl von Traurigkeit. Die Brause funktionierte erst wieder so gut, seit ihr Vater sie repariert hatte. Damals war noch alles anders: Chris wohnte noch bei Rory und ihrer Mom und Chris plante Lorelai einen Antrag zumachen... Rory schüttelte den Kopf und lies dass Wasser laufen. Der warme Strahl sollte sie ablenken. Sie wollte nicht schon wieder an ihren Vater denken. Wie hatte Jess gesagt? Sie versuchte sich an Jess Worte zu erinnern. Aber es wollte ihr nicht recht gelingen. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte wurde sie dass Gefühl von unglaublicher Trauer einfach nicht los. Es war, als würde der Schmerz an ihren Beinen ziehen, sie umstoÃen und immer tiefer aufsaugen, bis nichts mehr von ihr übrig war und nur noch der Verlust existierte. Rory seufzte. Es tat wirklich weh, an ihren Dad zu denken. Nach einer Weile war ihr ganzer Körper durch und durch nass. Immer wieder sah sie das Gesicht ihres Vaters vor sich. Hörte dass Gerät piepsen. Spürte die Angst, die sich ausbreitete, als der Alarm losging. Hörte die Schwestern und Ãrzte. Sah seinen letzten Atemzug vor sich. Wie konnte sie sich nur selbst so quälen? Sie spürte seine kalte Hand auf ihrer Handinnenfläche. Wasserperlen tropften nur so in die Badewanne, sie konnte nicht unterscheiden welche davon ihre Tränen und welche Wasser waren. Sie stellte das Wasser ab und streckte ihre Hand nach dem Shampoo aus. Kräftig massierte sie das Shampoo in ihre langen Haare. Als sie ihre Augen öffnete fiel ihr Blick durch den Duschvorhang.
Sie zuckte zusammen. Vor ihr stand nicht Christopher. Er blickte sie nicht an. Träumte sie bereits? Warum musste sie den ausgerechnet jetzt an ihren Vater denken? Eben noch war alles so aufregend gewesen, sie war mit Dean zusammen und dachte daran, mit ihm zu schlafen. Jetzt stand sie allein unter der Dusche und weinte bitterlich. Dean war sicher längst nach Hause gegangen, denn wer will schon was von einer, die anstatt mit ihrem Freund zu schlafen heulend unter der Dusche steht...
âHallo. Ach, dass wollen Sie gar nicht wissen, wohin ich gehe!â Lorelai lächelte dem Mann möglichst freundlich zu. Ihr war zwar nicht nach lachen zumute, aber der Paketfahrer konnte dafür ja genauso wenig wie Luke, der die letzten 10 Minuten an 4 Häusern gehalten hatte und Lorelai jedes Mal fest stellte, dass es nicht das richtige war. Aber jetzt hatten sie es gefunden. Lorelai lief zügig die Treppe hoch. Sie erinnerte sich zu genau an die Treppe, die Bäume im Vorgarten und die weiÃen groÃen Fenster. Sie wurde auch nicht langsamer als sie ihre Mutter und Sherry entdeckte. Verwundert blieben ihre Augen an Sherry hängen. Emily sah wie immer passend gekleidet und elegant aus, aber was war mit Sherry? Lorelai war sich nicht einmal sicher, ob diese wandelnde Vogelscheue wirklich die hübsche Sherry war, die sie von den gemeinsamen Besuchen mit Christopher kannte. Diese Frau hatte wirklich nichts gemeinsam, mit der Sherry die sie kannte: Ihr Gesicht war um Jahre gealtert und ihre Frisur war undefinierbar. Die Haare hingen ihr nicht mehr vom Kopf sondern standen wirr und fettig ab. Lorelai glaubte zu träumen als sie sah, was Sherry für Klamotten trug. Sie hätte nie gedacht, dass eine Frau wie Sherry überhaupt eine Jogginghose besaÃ. Schlimmer als ihre äuÃerliche Erscheinung war aber der Blick in ihrem Gesicht. Sherry funkelte vor Hass und Abscheu. Lorelai spürte die Ablehnung sofort und war froh Luke hinter sich zu wissen.
âHallo. Mum, Sherry.â Lorelai war längst nicht so sicher wie sie sich gab. Für sie war es ein Wunder, dass sie die Treppe überhaupt hoch kam. Die Türe hinter Sherry stand offen. Lorelai wusste nicht genau, wann sie das letzte Mal in Christophers Wohnung war, aber dass, was sie jetzt sah, ähnelte Chris Wohnung nur schwach.
âWer ist das?â Sherry deutete mit zitterndem Finger auf Luke. Ihre Stimme klang rau und verraucht.
âDas ist Luke. Meinâ Lorelai überlegte. Was genau war Luke eigentlich? âMein bester Freund. Er hat mich hergefahren.â Luke stand schweigend hinter Lorelai und wartete. Er war nicht weniger entsetzt über Sherry wie Lorelai.
âSchön, dass sie da sind Luke.â Lorelai glaubte sich verhört zu haben. Hatte Emily Gilmore gerade gesagt, sie freue sich, dass Luke da war? Lorelai fielen aus alter Gewohnheit sofort einige spitze Bemerkungen ein. Aber dann sah sie in Emilys Gesicht. Sie sah ehrliche Erleichterung! Lorelai war entsetzt, ihre Mutter war nicht nur höflich, sie freute sich ja wirklich! Lorelai würde nur zu gerne wissen, was in den letzten Minuten hier los war, wenn Emily sich tatsächlich über Luke freute. Aber jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt danach zu fragen. Etwas ratlos blickte Lorelai von einem zum andren, was genau wollte sie eigentlich hier?
âGenau. Wunderschön dass ihr alle da seit. Los, kommt doch rein! Darf ich euch was zu trinken anbieten? Lasst uns ein Kaffeekränzchen veranstalten!â Sherry lachte säuerlich und ging in die Wohnung zurück. Emily wartete bis sie im Wohnzimmer verschwand und raunte dann Lorelai zu:
âGeh ja nicht da rein. Sherry ist total durchgedreht. Los lasst uns abhauen.â Lorelai lächelte. Ihre paranoide Mutter, Sherry und durchgeknallt!
âJa ja Mum. Und ich heirate morgen Luke.â, frozelte sie. Luke ignorierte das pochende Gefühl in seiner Halsschlagader und Emily schaute entsetzt.
âDas ist ja wohl nicht dein Ernst! Du hast mir nicht einmal erzählt, dass du mit diesem Mann liiert bist! Hättest du mir nicht früher sagen können dass du heiratest? Oder hättest du deine Eltern überhaupt eingeladen? Es ist so typisch....â Emil redete sich schon wieder in Rage. âMum.â Unterbrach Lorelai den Redeschwall. âDas war ein Witz. Los jetzt, Sherry wartet mit Kaffee und Kuchen.â EntschloÃen ging sie durch die Türe und verschwand im inneren der Wohnung. Luke und Emily standen weiterhin drauÃen und warteten. Wie sollten sie sich verhalten? War es besser die beiden jetzt erst einmal allein zu lassen? Oder sollten sie vielleicht doch hinein gehen?
Argwöhnisch musterte Emily Luke. Er hatte wie immer ein kariertes Hemd an und war nicht rasiert. Nein, dieser Mann war einfach nicht gut genug für Lorelai. Ihre empfindliche Nase konnte das Bratfett bis hier riechen. Oder bildete sie sich dies nur ein? Emily wusste es nicht genau, sie atmete erst einmal tief durch. War froh, endlich aus dem Mief der Wohnung rauszukommen.
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And I start to feel for him again. Stupid me.
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And I start to feel for him again. Stupid me.
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