Lorelais Tränen - alle Teile
#29

Kapitel 28

Sie blinzelte. Vorsichtig gaben die langen Wimpern die Sicht auf den Raum frei. Die helle Halogenleuchte in ihren Pupillen machte sie orientierungslos. Ein pochender Schmerz an ihrem Hals und das Gefühl von pulsierendem Blut schwächten ihre Sinne.
Träumte sie? Wo war sie? Warum war es so hell?
„Mom?“ Eine zitternde Stimme erreichte ihr Ohr. Halluzinierte sie? Vorsichtig öffnete sie ihre Augen wieder. Blickte sich um. Sah eine zierliche Gestalt die an der Tür lehnte. Ihre Augen gingen wieder zu. Sie war schwach. Mit viel Energieaufwand drückte sie ihre Lider wieder nach oben. Ihre Augen offen zu halten kostete sie so viel, dass sie darauf verzichtete ihren Mund zu bewegen.
An der Tür stand ihre Tochter. Ihre Rory. Warum kam sie nicht zu ihr? Ihre glasigen Augen suchten nach Rorys Blick. In ihrem Gesicht stand Entsetzen und Angst.

„Mom.“ Rory kämpfte mit sich. Sie hatte die Augen offen. Sie könnte doch hingehen? Es würde nicht wieder das gleiche passieren. Sie war doch nicht Schuld an Christophers Tod. Es war nicht ihre Schuld... Der Drang zu ihrer Mutter zu kommen war schließlich stärker als die Angst. Zaghaft setzte sie Fuß vor Fuß und taumelte an Lorelais Krankenbett.
„Oh Mom.“ Stand genau vor ihr. Nahm zaghaft die blasse Hand, die von Infusionen aufgeschwellt war.
„Mom.“
Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Wie in Trance wiederholte sie immer wieder „Mom“. Ihre Finger streichelten zaghaft über die aufgeschwemmte Ader von Lorelai. Tränen tropften auf die Bettdecke von Lorelai. Es waren Tränen der Verzweiflung, Tränen der Angst und Tränen der Erleichterung. „Oh Mom.“ Rory seufzte abgrundtief und streichelte über Lorelais lange Fingernägel. Der rote Nagelack war halb abgesplittert und die Farbe sah überhaupt nicht mehr graziös und elegant aus. Ihre Mom lag in den Kissen wie hingeworfen. Ihr Hals war dick verbunden und die Blutinfusion neben ihrem Kopf tröpfelte unaufhörlich Blut in ihre Venen. Rorys Herz blutete bei dem Anblick. Lorelai hatte ihre Augen inzwischen wieder geschlossen. Sie war jetzt in Sicherheit. Denn jetzt war Rory bei ihr. Sie lag da und ihre Augen schauten ins dunkle Leere unter ihren Lidern. Sie konzentrierte sich auf Rorys Hand. Denn dann spürte sie den stechenden Schmerz an ihrem Hals nicht so sehr.
Rory hatte ihre Angst vergessen. Ihrer Mom würde nichts passieren. Sie war kein Unglücksengel. Wegen ihr war ihrer Mom nichts passiert. Und es würde ihr auch nichts mehr passieren. Rory zog sich einen Stuhl heran und bewachte Lorelai. Nie wieder würde sie sie alleine lassen. Sie begann leise mit ihr zu sprechen:
„Hey Mom. Auch wenn du jetzt denkst, dass kommt aus einem schlechten Kitschfilm. Aber ich verspreche dir, dass ich in Zukunft immer für dich sorgen werde. Du wirst nie wieder alleine im Krankenhaus sein müssen. Es tut mir so leid Mom. Was auch immer passiert ist. Es wird nie wieder passieren. Das verspreche ich dir. Ich wird auf dich aufpassen.“
Vorsichtig strich Rory mit ihrem Zeigefinger die Tränen aus Lorelais Gesicht. Sie hielt die Augen geschlossen, aber die Tränen bahnten sich auch durch die dichten Wimpern ihren Weg. Lorelai versuchte nicht daran zudenken, warum sie hier lag. Versuchte den schmerz in ihrem Hals zu ignorieren. Konzentrierte sich auf ihre kleine Tochter. Rory versprach, dass es nie wieder passieren würde. Wie konnte sie da so sicher sein? Die Tränenquelle versiegte einfach nicht. Kaum hatte Rory die Tränen abgewischt liefen schon wieder neue kleine Tropfen über ihr Gesicht.



„Wooooohhooo! Hier geblieben! Diesmal kommst du nicht so einfach davon!“ Sie zerrte an ihren Haaren und riss ihren Hinterkopf hart in Richtung Boden. Lorelai stolperte und fiel auf die Knie. Sie stand hinter ihr und ihre Fingernägel bohrten sich hart in ihre Kopfhaut. Sie flog über sie und landete unsanft auf Lorelais Rücken. Unter der Last ihres Körpers sackte Lorelai flach auf den Boden. Ihr Gesicht wurde in den dreckigen, miefenden Teppich gedrückt. Sie presste die Lippen zusammen um den Mief nicht in den Mund zu bekommen.
Sie war überall. Trat ihr in den Bauch, schlug mit der Faust auf ihre Wirbelsäule und zerrte an ihren Haaren, dass Lorelai meinte ihre Kopfhaut würde sich bald ablösen. Um sie herum war es dunkel. Lorelai kauerte auf dem Boden und hoffte das es vorüber gehen würde. Aber sie hörte nicht auf. Auf einmal wurde es feucht. Schüttete sie Wasser auf Lorelai? Nein. Ein ätzender Geruch stieg Lorelai in die Nase. Das war kein Wasser! Panisch versuchte sie sich aufzurichten. Ihr Körper schmerze und ihre Knochen ächzten unter durch die Verletzungen. Blut rann über ihr Kinn und ihr Rücken stach bei jeder Bewegung unerträglicher. Ihr Blick suchte nach ihr, wurde aber von den hellen Halogenlampen geblendet. Sie richtete sich stöhnend auf und versuchte die Balance auf ihren verschrammten Knien zu halten. Als ihre Pupillen sich etwas an das grelle Licht gewöhnt hatten drehte sie ihre knackenden Halswirbel nach rechts. Jetzt blickte sie ihr genau ins Gesicht.
Sie stand vor ihr. Neben sich einen Benzinkanister. Daher der ätzende Geruch!
Sie zog etwas aus ihrer Tasche. Ein Feuerzeug. Sie drückte den Feuerstein nach unten und die helle Flamme loderte nach oben.
„Sherry! Nein! Bitte nicht!“ Lorelais blutige Lippen rissen bei diesem Schrei noch mehr ein. Blut lief über ihr Gesicht, vermischt mit Tränen und Angst. Die Flamme spiegelte sich in Sherry Augen wieder.
Dann lies sie das Feuerzeug fallen.
Das Benzin auf ihr und um sie herum fing sofort Feuer. Die gellende Hitze breitete sich auf ihrem Körper aus. Lorelai schloss die Augen.
„Ich liebe dich Lorelai. Verlass mich nicht!“ Alles drehte sich.
Der Geruch verbrannter Kleidung und Haut verteilte sich im Raum.


„Mom! MOM!“ Rory rüttelte an Lorelai. „Wach auf! Bitte wach doch auf!“ Rory stand vor dem Bett ihrer Mutter und bewachte ihren Schlaf. Aber seit einigen Minuten war Lorelai schrecklich unruhig geworden und es schien als würde ihr Körper sich krümmen. Die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten sich unkontrolliert. Lorelai träumte!
Aber was? Als Rory die Tränen, die aus Lorelais Augenwinkeln quollen bemerkte fing sie an ihre Mutter wachzurütteln.
Lorelai öffnete langsam die Augen. Weit aufgerissene Pupillen starrten Rory entgegen.
„Rory! Oh Gott sei Dank“ Lorelai streckte beide Hände aus und zog Rory hinunter in ihre Arme. Der Infusionsschlauch berührte Rorys Kopf und sie spürte dass ihre Mutter zitterte. In reichlich unbequemer Position hing Rory am Bett ihrer Mom und streichelte vorsichtig ihre dunklen Haare. Schon nach kurzer Zeit war ihr Ellenbogen eingeschlafen, aber sie ignorierte es. Lorelai brauchte sie jetzt. Lore klammerte sich immer noch an ihre Tochter und schien sich nicht zu beruhigen. Erst nach gefühlten Stunden bemerkte Rory, dass Lore nicht mehr zitterte und die Tränen versiegt waren. Der Griff um ihre Schultern wurde lockerer und Lore sackte in ihre Kissen zurück.
„Mom? Was hast du geträumt?“ Lore antwortete nicht. Sie starrte mit glasigen Augen auf die Tür.

In der offenen Tür stand Luke.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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