Lorelais Tränen - alle Teile
#30

Kapitel 29

Er stand schon eine ganze Weile in der Tür. Unbemerkt von den Gilmores stand er da und versuchte seinen Pulsschlag zu kontrollieren. So wie er sich aufführte war doch maßlos übertrieben. Lorelai hätte grund sich aufzuregen, aber doch nicht er. Ihm ging es doch gut. Er stand da und wurde von einer Panikattacke geschüttelt. Dabei war er es doch nicht dem es so schlecht ging. War er es denn, der mit einer Halsverletzung im Krankenhaus lag? War er an Blutinfusionen angeschlossen und lag verletzt im Krankenhaus?
Nein. Nicht er, sondern Lorelai. Hätte er sie nur nicht alleine gehen lassen, dann wäre das alles nicht passiert. Die Vorwürfe flogen ihm nur so um den Kopf. Sein starrer Blick ruhte auf Lorelais Gesicht. Erst als Lorelais Blick genau in seinen Augen landete, wachte er aus seiner Trance auf. Rory drehte sich um und schaute ebenfalls auf die Tür.
„Luke?“ Rory hatte Mühe ihre Stimme sicher klingen zu lassen. „Warum kommst du nicht rein?“ Rory war froh Luke hinter sich zu wissen. Ihr viel es immer schwerer ihrer Mutter Kraft zu geben. Luke schaltete in dem Moment, als er Rorys hilfesuchendes „Luke“ hörte seinen Kopf aus. Sein Gehirn arbeite auf Hochtouren und sein Beschützerinstinkt veranlasste ihn dazu, Rory die Hand auf die Schulter zu legen. Als seine Augen wieder Lorelai streiften lag diese immer noch tonlos da und ihre Augen wirkten glasig und leer. Starrte sie ins Nichts?
„Rory geh erst mal einen Kaffee trinken. Ich pass solange auf sie auf.“ Aufmunternd nickte er ihr zu. Rory war so geschafft, dass sie dankbar den Rückzug antrat.
„Mom, ich komm gleich wieder.“ Lorelai reagierte nicht. Sie lag da und starrte mit ausdruckslosen Augen auf Luke. Vielleicht starrte sie auch durch ihn hindurch. Es schien, als wäre sie gar nicht anwesend. Etwas zitterig drückte Rory die Türklinke hinunter und stolperte in den Gang.
Ein Blick auf die Uhr gegenüber machte ihr klar, dass sie seit mehreren Stunden bei ihrer Mom saß. Wo war hier ein Kaffeeautomat? Rory lief orientierungslos den Gang entlang. Durch eine Glasscheibe sah sie in das Wartezimmer. Es war das gleiche Zimmer, wie sie vor wenigen Tagen mit Sherry und ihrer Mom saß. Jetzt standen frische Blumen auf dem Tisch und auf den Stühlen saßen ihre Großmutter, Dean und Jess. Warum waren Dean und Jess immer noch hier?
Etwas unkontrolliert stoppte sie an der Glastüre. Da in diesem Krankenhaus wohl alles aus Glas war, sprangen Dean und Jess gleichzeitig auf, als sie Rory bleich und verweint entdeckten. Dean lief sofort auf Rory zu und wollte sie in seine Arme ziehen. Jess hielt sich etwas im Hintergrund. Rory allerdings wollte von niemandem berührt werden. Sie war immer noch viel zu verwirrt wegen ihrer Mom. Unbewusst stieß sie Dean von sich weg. Dean zog enttäuscht seine Arme zurück und Jess konnte sich ein sarkastisches Grinsen einfach nicht verkneifen.
„Warum seit ihr noch hier?“ Rory fröstelte und sie legte ihre kalten Finger um ihre Ellenbogen.
Emily schien gar nicht zu bemerken ,dass Rory da war. Sie starrte weiter die Wand an.
„Ich hab auf dich gewartet Rory. Ich bin dein Freund, weißt du nicht mehr? Was er“ Er deutete auf Jess, „hier will, weiß ich auch nicht.“ Der Unterton war kaum zu überhören, sodass Jess nicht anders konnte, er musste kontern: „Ich bin ebenfalls ein Freund, lieber Dean.“ Rory zog die Stirn kraus. Für so etwas hatte sie jetzt wirklich keine Zeit. Das Spiel hatte sie lange genug gespielt. Es gab wirklich wichtigeres auf der Welt, als dieser Kleinkrieg hier.
„Danke. Aber du kannst jetzt gehen Dean. Ich bleib hier bei meiner Mom. Und Luke ist ja auch noch da.“ Deans Miene verfinsterte sich und Jess grinste siegessicher.
„Bai bai, Dean. Bis morgen dann.“
„Du kannst auch gehen Jess.“ Das Lächeln gefror auf seinen Lippen.
„Danke dass ihr solange da wart. Aber ihr könnt nichts mehr tun. Bis bald.“ Damit drehte sie sich um und lief den Gang hinab. Kaffee – mehr wollte sie im Moment nicht.

Dean und Jess standen ratlos im Krankenhaus Getöse und starrten sich gegenseitig an.
„Tja Kumpel, jetzt hat sie uns beide abserviert.“ Dean genoss es in vollen Zügen. „Und jetzt komm, oder willst du nach Stars Hollow laufen?“ Oh nein! Jess hätte sich am liebsten selber getreten. Er war ja ohne Auto hier. Er rechnete kurz, wie lange es dauern würde, bis er von Hartford nach Stars Hollow gelaufen wäre. Schon mit dem Auto dauerte das eine halbe Ewigkeit.
„Komm schon, schlag hier keine Wurzeln. Ich will nach Hause.“ Jess hasste es, auf Dean angewiesen zu sein. Der allerdings genoss es und schlenderte gemütlich hinter Jess her. Rory würde er morgen anrufen, Lorelai ging es sicher nicht all zu schlecht.


Luke saß auf Rorys Stuhl und beobachtete Lorelai. Sie hatte die Augen immer noch offen und blickte unkontrolliert ins Leere. Luke saß einfach nur stumm da und war da. Mehr konnte er im Moment wohl nicht tun. Lorelais Hand lag gefährlich nahe in Reichweite. Wie lange würde es dauern, bis er sich trauen könnte sie zu streicheln? Lorelais Kopf lag zur Seite geneigt und sie schien ganz ruhig zu sein. Vielleicht konnte er es doch wagen? Seine Finger zitterten ein wenig, aber langsam kam er ihrer bleichen gegilbten Hand näher. Als seine weiche Hand die kalte von Lorelai berührte zuckte sie nicht zusammen. Nur eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihrem Arm und dem Handgelenk. Luke war froh es getan zu haben .Vorsichtig streichelte er mit dem Daumen über Lores Handrücken. Als er den Kopf hoch und in ihr Gesicht blickte, sah er wie Lorelai eine einzelne Träne aus dem linken Auge lief. Er hasste Lorelais Tränen. Für ihn war es nicht einfach nur eine Träne, sie bedeutete mehr. In dem Wassertropfen, der sich langsam den Weg über Lorelais Nasenflügel hinab über den Wangenknochen suchte, spiegelte sich die grelle Halogenlampe. Er hasste es, Lorelai so zu sehen und senkte den Blick auf ihre Hand. Ihre langen Fingernägel waren aschfahl und der rote Nagelack war nur noch splitterig zu erkennen



Minutenlang saß er so da und studierte ihre Hand. Wagte nicht seinen Blick zu heben. Lorelais Atem war flach und ruhig. Langsam machte die Stille im Raum ihn verrückt. Es war als würde die Stille in seinen Ohren rauschen und an seinen Haaren ziehen. Er hielt es nicht mehr aus. Musste etwas tun. So viele Wörter brannten auf seinen Lippen. Gefühle lasteten auf seinen Stimmbändern. Er wollte soviel sagen und schreien. Aber er schwieg. Es war zu gefährlich. So wie jetzt hatte er Lorelai noch nie gesehen. Nicht mal als Christopher starb sah sie so aus. Er konnte sie nicht mehr einschätzen. Es schien, als läge ein völlig fremder Mensch vor ihm. Eine Frau, die er weder kannte und noch nie gesehen hatte. Die Stille wurde unerträglich. Zögerlich formten sich die Buchstaben auf seiner Zunge.
„L-o-r-e-l-a-i?“ Er schlug seine Augen auf und schaute in ihr Gesicht. Ihre Augen waren unverändert. <i>Lorelais Träne</i> hatte eine leichte Spur auf ihrem Gesicht hinterlassen. Ihr Blick traf genau in seine Augen. Lukes Hand ruhte immer noch auf ihrem Handrücken. Vorsichtig bewegte er Daumen und Zeigefinger.
Plötzlich kam Bewegung in Lorelai. Sie zog ihre Hand unter Lukes hervor. Bewegte unsicher ihre Arme und ihre Zehen. Wie in Zeitlupe setzte sie sich auf. Es schien als würde es eine Ewigkeit dauern bis sie aufrecht vor Luke saß. Sie atmete stoßweiße und hielt immer wieder die Luft an. Sicher hatte sie Schmerzen. Luke setzte sich aufrecht hin. Erwartungsvoll blickte er Lorelai an. Was kam jetzt?
Mit noch mehr Kraftanstrengung streckte sie beide Arme in Richtung Luke. Wollte sie etwa? Wie ferngesteuert lehnte sich Luke nach vorne. Langsam und zaghaft legte Lorelai ihre kalten Arme um seinen starken Oberkörper. Schwach zog sie ihn an sich. Ihr kalter Körper strahlte keine Wärme mehr aus. Kein Funke Temperament ging mehr von ihrem Körper aus. Luke spürte die kalten Finger auf seinem Rücken. Warum war alles an Lorelai so kalt? Luke versuchte die Kälte zu ignorieren und rückte noch ein Stück näher an Lorelai ran. Er schlang seine Arme um ihren schmächtig wirkenden Rücken. Sie lehnte ihre eisige Stirn an seinen Hals. Seine linke Hand hielt ihren schwankenden Körper. Die rechte bahnte sich ihren Weg an Lorelais Wirbelsäule nach oben und er streichelte sanft ihren Nacken. Sie lag in seinen Armen. Er wiegte sie sanft hin und her. Jetzt störte ihn die Stille nicht mehr. Es war keine aufdrängende Stille mehr, keine ängstliche. Er schloss die Augen. Es war okay, alles würde gut gehen. Alles würde wieder besser werden. Er beruhigte sein klopfendes Herz.
Lorelai presste ihre Nase gegen seinen Hals. Er roch so gut. Er roch sicher. Hier konnte ihr nichts passieren. Es war wie bei
„Chris“ Sie seufzte.
Stille.
Er hielt den Atem an.
Hatte er gerade richtig gehört?
Seine Trommelfelle rauschten. Hatte er sich das eingebildet? Er schlug die Augen auf. Löste die Umarmung. Nahm seine Hand aus ihrem Nacken und schob sie auf ihr Bett zurück. Dann blickte er ihr in die Augen. Ihre Augen waren wässrig und schienen durch ihn hindurch zu sehen. Sah sie überhaupt ihn? Sah sie nicht viel mehr Chris? Lorelai hing verloren in der Luft. Der Infusionsschlauch tröpfelte unaufhaltsam weiter. Luke glaubte die hinabfallenden Bluttropfen zu hören. Das hier lief falsch. Es lief absolut falsch. Er war im falschem Film. Im falschen Raum. Vielleicht sogar im falschen Jahrhundert. Auf jeden Fall war er hier falsch. Mit den Beinen schob er seinen Stuhl zurück. Er musste raus. Weit weg. Weg von ihr. Weg von Chris. Er stand auf. Fahrig drehte er sich um. Lorelai saß verwirrt auf ihrem Bett. Was hatte sie falsch gemacht?
Luke rauschte gegen die Türe und versuchte den Türgriff hinab zu drücken. Auf einmal war der Türgriff verdammt schwer. Seine Hände zitterten vor Aufregung. Er drehte sich nicht mehr um. Schaute nicht zurück. Wollte und konnte sie nicht mehr sehen. Darum war sie so kalt. Weil er nicht der Richtige war. Er war offensichtlich nicht der Richtige Mann, der stundenlang an ihrem Bett saß. Er überhörte sein vor Schmerzen gellend schreiendes Herz und raste hinaus auf den Gang. Orientierungslos flüchtete er. Er lies die Tür einfach hinter sich. Dachte nicht daran sich um zu drehen und sie zu zumachen.
Er rannte gegen eine Wand. Blind vor Schmerz ignoriere er das heiße Gefühl dass auf einmal gegen seine Brust klatschte. Seine Augen sahen Rory. Sahen ihren fragenden Blick. Aber es war unmöglich auch nur zwei Sekunden stehen zu bleiben. Die Demütigung vor der er flüchtete würde ihn einholen und niederknüppeln. Er lief weiter. Ignorierte Rorys Rufe.

Rory stand mit ihren zwei Bechern in der Hand wie verlassen vor dem Zimmer ihrer Mom. Die Tasse Kaffee war ebenso verschüttet wie der Tee für Luke. Luke! Sie starrte ihm immer noch hinterher. Inzwischen konnte sie ihn nicht mehr sehen. Die Tür von Lorelais Zimmer stand offen. Sie spähte hinein. Ihre Mom saß immer noch unbeweglich in ihrem Bett. Was war bloß passiert? Rory ging hinein. Luke konnte sie nicht helfen. Er wollte offensichtlich auch nicht mit ihr reden. Sie ging zu ihrer Mutter und nahm sie in den Arm. Lorelai blieb starr und schloss die Augen, als Rory sie umarmte. Stille Tränen liefen hinab. Von Rory unbemerkt.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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