16.03.2005, 21:55
Teil 2...
"Oh, natürlich", auch er steht jetzt auf, schiebt seine Notizen symbolisch in ihre Richtung. "Ich werde sie dir hier lassen, dann kannst du dir alles in Ruhe ansehen."
"Danke", ein leichtes Nicken, dann geht sie so beherrscht wie möglich aus dem Esszimmer, lässt ihn dort zurück.
***
Sie sitzen auf dem Sofa, jede in einer anderen Ecke, umgeben von zahlreichen Pappschachteln mit chinesischem Essen, über den Bildschirm des Fernsehers flimmert Ein Herz und eine Krone, Audrey Hepburn und Gregory Peck, eine Liebe in Rom, ein Traumpaar, so kitschig, das es schon wieder schön ist.
"Ich hoffe, du hast dein Herz in Rom nicht an einen Prinzen verschenkt", murmelt Lorelai und fischt eine Frühlingsrolle aus einem der Kartons.
"Und ich hoffe, du und Luke wart anständig", kontert ihre Tochter mit einem breiten Lächeln.
"Wir haben nichts getan, was Ossy Osborne nicht gutheiÃen würde."
"Ihr habt geflucht und euch Ameisen hochgezogen?"
"Das - und Hunde. Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber wir haben uns Hunde angeschafft."
Sie hebt die Augenbrauen und nickt, schluckt dabei den letzten Bissen ihres Chop Suey herunter. "Daher der Fleck auf dem Wohnzimmerteppich."
"Nein, der stammt vom Kaffeemassaker von vor drei Wochen", suchend sieht sie sich auf dem Tisch um. "Ich bin gestolpert", fügt sie erklärend hinzu, schnappt sich im selben Moment den Karton mit frittiertem Huhn, während Rory mit unverholener Schadenfreude in sich hinein grinst.
"Ãber einen der Hunde?"
Sie schnalzt mit der Zunge, wackelt abwiegend mit dem Kopf. "Ãber einen Korb mit Bügelwäsche", gibt sie schlieÃlich zu.
"In dem einer der Hunde schlief?", hakt ihre Tochter nach, grinst noch immer, lässt Lorelai nicht aus den Augen, als sie nach den gebratenen Nudeln greift.
"In dem ungebügelte Wäsche lag", eine Grimasse, ein Stück Huhn, das in ihrem Mund verschwindet. "Daher auch der Begriff Bügelwäsche."
"Wäsche die du waschen musstest, weil die Hunde sie voll gesabbert haben."
"Ich fürchte, das war ich selbst", sie seufzt und eine Weile starren beide kauend auf den Fernseher, Audrey in Caprihosen, ein traumhaftes Bild, traumhafte Beine.
"Und was ist mit den Hunden?", erkundigt sich Rory nach ein paar Szenen.
"Was hast du denn dauernd mit diesen blöden Hunden", stöhnt Lorelai. "Wir mögen keine Hunde, schon vergessen?"
"Warum hast du dir dann welche angeschafft?"
"Das muss an den Ameisen gelegen haben", sie angelt sich ein paar Nudeln aus Rorys Karton, ignoriert ihren missbilligenden Blick. "Schlechter Stoff", erklärt sie stattdessen.
"Oh", nachdenklich schiebt sie ihr Kinn vor. "Fragt sich nur, wie wir sie dann wieder loswerden."
"Keine Angst, das Problem habe ich schon gelöst."
"Tatsächlich?", mit vor Amüsement glitzernden Augen sieht sie ihre Mutter an, diese klopft sich selbst auf die Schulter.
"Ich habe sie Kirk zum Hundesitten gegeben", verkündet sie beschwingt.
"Dann stehen die Chancen wirklich nicht schlecht, dass wir sie los sind."
"Eben. Und falls er sie uns wiedererwarten doch zurückbringt, habe ich einen Notfallplan."
"Davon kann man nie genug haben, vor allem nicht in Notfällen."
"Du sagst es. Und Al hatte schon ewig keinen Mops SüÃ-Sauer mehr auf der Speisekarte."
"Ich persönlich bevorzuge ja Peking-Spitz."
"Stimmt, die Kruste ist klasse", verträumt schiebt sie sich ein weiteres Stück Huhn in den Mund. "Schön knusprig."
Sie konzentrieren sich wieder auf den Film, essen sich währenddessen durch Al's Speisekarte, bis sie keinen Bissen mehr herunterbringen, sich zufrieden zurücklehnen, die Beine auf dem Tisch, zurücklehnen und wohlig die Augen schlieÃen, dabei leise den Text mitsprechen. Rory als Gregory, Lorelai als Audrey, verzücktes Gestammel, scheues Flirten, lautstarke Debatten. Und dann, natürlich, der erste Kuss. Mit gespitzten Lippen ahmen sie das Geräusch nach, kichern dabei wie kleine, aufgeregte Kinder.
Für einen kurzen Augenblick entsteht eine seltsame Stille, selbst der Ton erscheint ihnen leiser. Kinder, schieÃt es beiden durch den Kopf. Seit Rory wieder da ist, haben sie sich wie aufgescheuchte Hühner benommen, dieses Mal die Tage doppelt aufgefüllt, weil sie das nachholen wollten, was sie im letzten Jahr vor Semesterbeginn verpasst haben.
Im letzten Jahr, vor einem Jahr erst, da war noch alles anderes. Doch ernsthaft gesprochen haben sie bisher nicht, kein Wort verloren, über diese Veränderungen. Ãber Kleinigkeiten ja, den neuesten Klatsch, aber nicht über ihren Streit, haben ihn einfach ignoriert.
"Tja", sagt Lorelai, "Tja", murmelt auch Rory, beugt sich nach vorne, beginnt die leeren Kartons ineinander zu stapeln, bringt sie schlieÃlich in die Küche.
Sie legt den Müll auf die Arbeitsplatte, ihr Blick bleibt auf dem Wäschekorb hängen, auf ihrer dunkelblauen Jeans. Sie beiÃt sich nachdenklich auf die Unterlippe, zieht die Hose hervor, zieht den Brief aus der GesäÃtasche und starrt ihn eine Weile an.
"Alles klar?", Lorelai befördert einen weiteren Stapel leeren Kartons in die Küche.
"Ja, klar doch", der Brief liegt schwer in ihrer Hand, man könnte meinen er wäre aus Blei, dabei ist es doch nur Papier, wie viel kann Papier schon wiegen? "Könntest du mir einen Gefallen tun, Mom?"
"Immer doch", ein wenig Besorgnis schwingt in ihrer Stimme mit, mit gerunzelter Stirn nimmt sie den Brief an sich, den Rory ihr entgegenstreckt. "Ist der für mich?"
"Nein", sie schüttelt den Kopf, vergräbt ihre Hände in den Taschen ihrer dünnen Wollweste. "Er ist, er ist für Dean", nichts, die Augen ihrer Mutter verraten nichts. "Würdest du ihm den Brief bitte geben?"
Sie seufzt, zuckt mit den Schultern, verspricht Rory es zu tun, macht sich schweigend daran die Kartons zu sortieren, verstaut die Reste sorgfältig im Kühlschrank. Zieht zwei Dosen Cola hervor, ehe sie die Tür schlieÃt, wirft eine davon Rory zu und setzt sich an den Küchentisch. Klopft auf die Holzplatte, winkt ihre Tochter zu sich heran.
"Du", beginnt sie, als Rory sich gesetzt hat. "Du und Dean. Was - Wie wird das jetzt weitergehen? Er ist verheiratet. Noch immer."
"Ich weiÃ", ein Zischen, etwas Cola wirbelt durch die Luft, sie trinkt einen tiefen Schluck.
"Also?", hakt Lorelai nach, merkt wie sich allmählich wieder Zorn und Unverständnis in ihr breit machen. Will es nicht, will kühl und rational bleiben.
"Also werde ich abwarten, was er tut. Wie er sich entschiedet", ihre letzten Worte sind nur ein Flüstern. "Ich liebe ihn."
"Das tut Lindsay auch", zu heftig, schilt sie sich, geh es langsamer an, langsamer.
"Es geht hier aber nicht um mich oder Lindsay, sondern um ihn. Es ist Deans Entscheidung, mit wem er Zusammensein will."
"Und du versucht nicht diese Entscheidung zu beeinflussen. Mit Briefen zum Beispiel?"
"Nein", ruft sie empört aus. "Ich will nur, dass er sich entscheidet. Und genau das habe ich ihm geschrieben."
"Aber du willst, das er sich für dich entscheidet", es ist keine Frage, eine Feststellung.
"Natürlich. Es ist Dean. Mein Dean", sie wollte das es stark klingt, nach Protest, doch das tut es nicht. Zerknirscht hört sie sich an.
"Und wenn er sich trotzdem für Lindsay entscheidet?"
Zögern, sie zögert kaum merklich, ehe sie antwortet. "Dann werde ich das akzeptieren."
"Ganz sicher?"
"Ganz sicher. Ich bin nicht Glenn Close, es wird zu keiner zweiten verhängnisvollen Affäre kommen."
"Gut", sie nippt an ihrer Dose, legt schlieÃlich einen Arm um ihre Tochter. "Schön, dass du wieder da bist", sie lächeln, beide tun es, trinken schweigend ihre Cola, starren dabei durch die offene Tür in Rorys Zimmer.
To be continuedâ¦
"Oh, natürlich", auch er steht jetzt auf, schiebt seine Notizen symbolisch in ihre Richtung. "Ich werde sie dir hier lassen, dann kannst du dir alles in Ruhe ansehen."
"Danke", ein leichtes Nicken, dann geht sie so beherrscht wie möglich aus dem Esszimmer, lässt ihn dort zurück.
***
Sie sitzen auf dem Sofa, jede in einer anderen Ecke, umgeben von zahlreichen Pappschachteln mit chinesischem Essen, über den Bildschirm des Fernsehers flimmert Ein Herz und eine Krone, Audrey Hepburn und Gregory Peck, eine Liebe in Rom, ein Traumpaar, so kitschig, das es schon wieder schön ist.
"Ich hoffe, du hast dein Herz in Rom nicht an einen Prinzen verschenkt", murmelt Lorelai und fischt eine Frühlingsrolle aus einem der Kartons.
"Und ich hoffe, du und Luke wart anständig", kontert ihre Tochter mit einem breiten Lächeln.
"Wir haben nichts getan, was Ossy Osborne nicht gutheiÃen würde."
"Ihr habt geflucht und euch Ameisen hochgezogen?"
"Das - und Hunde. Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber wir haben uns Hunde angeschafft."
Sie hebt die Augenbrauen und nickt, schluckt dabei den letzten Bissen ihres Chop Suey herunter. "Daher der Fleck auf dem Wohnzimmerteppich."
"Nein, der stammt vom Kaffeemassaker von vor drei Wochen", suchend sieht sie sich auf dem Tisch um. "Ich bin gestolpert", fügt sie erklärend hinzu, schnappt sich im selben Moment den Karton mit frittiertem Huhn, während Rory mit unverholener Schadenfreude in sich hinein grinst.
"Ãber einen der Hunde?"
Sie schnalzt mit der Zunge, wackelt abwiegend mit dem Kopf. "Ãber einen Korb mit Bügelwäsche", gibt sie schlieÃlich zu.
"In dem einer der Hunde schlief?", hakt ihre Tochter nach, grinst noch immer, lässt Lorelai nicht aus den Augen, als sie nach den gebratenen Nudeln greift.
"In dem ungebügelte Wäsche lag", eine Grimasse, ein Stück Huhn, das in ihrem Mund verschwindet. "Daher auch der Begriff Bügelwäsche."
"Wäsche die du waschen musstest, weil die Hunde sie voll gesabbert haben."
"Ich fürchte, das war ich selbst", sie seufzt und eine Weile starren beide kauend auf den Fernseher, Audrey in Caprihosen, ein traumhaftes Bild, traumhafte Beine.
"Und was ist mit den Hunden?", erkundigt sich Rory nach ein paar Szenen.
"Was hast du denn dauernd mit diesen blöden Hunden", stöhnt Lorelai. "Wir mögen keine Hunde, schon vergessen?"
"Warum hast du dir dann welche angeschafft?"
"Das muss an den Ameisen gelegen haben", sie angelt sich ein paar Nudeln aus Rorys Karton, ignoriert ihren missbilligenden Blick. "Schlechter Stoff", erklärt sie stattdessen.
"Oh", nachdenklich schiebt sie ihr Kinn vor. "Fragt sich nur, wie wir sie dann wieder loswerden."
"Keine Angst, das Problem habe ich schon gelöst."
"Tatsächlich?", mit vor Amüsement glitzernden Augen sieht sie ihre Mutter an, diese klopft sich selbst auf die Schulter.
"Ich habe sie Kirk zum Hundesitten gegeben", verkündet sie beschwingt.
"Dann stehen die Chancen wirklich nicht schlecht, dass wir sie los sind."
"Eben. Und falls er sie uns wiedererwarten doch zurückbringt, habe ich einen Notfallplan."
"Davon kann man nie genug haben, vor allem nicht in Notfällen."
"Du sagst es. Und Al hatte schon ewig keinen Mops SüÃ-Sauer mehr auf der Speisekarte."
"Ich persönlich bevorzuge ja Peking-Spitz."
"Stimmt, die Kruste ist klasse", verträumt schiebt sie sich ein weiteres Stück Huhn in den Mund. "Schön knusprig."
Sie konzentrieren sich wieder auf den Film, essen sich währenddessen durch Al's Speisekarte, bis sie keinen Bissen mehr herunterbringen, sich zufrieden zurücklehnen, die Beine auf dem Tisch, zurücklehnen und wohlig die Augen schlieÃen, dabei leise den Text mitsprechen. Rory als Gregory, Lorelai als Audrey, verzücktes Gestammel, scheues Flirten, lautstarke Debatten. Und dann, natürlich, der erste Kuss. Mit gespitzten Lippen ahmen sie das Geräusch nach, kichern dabei wie kleine, aufgeregte Kinder.
Für einen kurzen Augenblick entsteht eine seltsame Stille, selbst der Ton erscheint ihnen leiser. Kinder, schieÃt es beiden durch den Kopf. Seit Rory wieder da ist, haben sie sich wie aufgescheuchte Hühner benommen, dieses Mal die Tage doppelt aufgefüllt, weil sie das nachholen wollten, was sie im letzten Jahr vor Semesterbeginn verpasst haben.
Im letzten Jahr, vor einem Jahr erst, da war noch alles anderes. Doch ernsthaft gesprochen haben sie bisher nicht, kein Wort verloren, über diese Veränderungen. Ãber Kleinigkeiten ja, den neuesten Klatsch, aber nicht über ihren Streit, haben ihn einfach ignoriert.
"Tja", sagt Lorelai, "Tja", murmelt auch Rory, beugt sich nach vorne, beginnt die leeren Kartons ineinander zu stapeln, bringt sie schlieÃlich in die Küche.
Sie legt den Müll auf die Arbeitsplatte, ihr Blick bleibt auf dem Wäschekorb hängen, auf ihrer dunkelblauen Jeans. Sie beiÃt sich nachdenklich auf die Unterlippe, zieht die Hose hervor, zieht den Brief aus der GesäÃtasche und starrt ihn eine Weile an.
"Alles klar?", Lorelai befördert einen weiteren Stapel leeren Kartons in die Küche.
"Ja, klar doch", der Brief liegt schwer in ihrer Hand, man könnte meinen er wäre aus Blei, dabei ist es doch nur Papier, wie viel kann Papier schon wiegen? "Könntest du mir einen Gefallen tun, Mom?"
"Immer doch", ein wenig Besorgnis schwingt in ihrer Stimme mit, mit gerunzelter Stirn nimmt sie den Brief an sich, den Rory ihr entgegenstreckt. "Ist der für mich?"
"Nein", sie schüttelt den Kopf, vergräbt ihre Hände in den Taschen ihrer dünnen Wollweste. "Er ist, er ist für Dean", nichts, die Augen ihrer Mutter verraten nichts. "Würdest du ihm den Brief bitte geben?"
Sie seufzt, zuckt mit den Schultern, verspricht Rory es zu tun, macht sich schweigend daran die Kartons zu sortieren, verstaut die Reste sorgfältig im Kühlschrank. Zieht zwei Dosen Cola hervor, ehe sie die Tür schlieÃt, wirft eine davon Rory zu und setzt sich an den Küchentisch. Klopft auf die Holzplatte, winkt ihre Tochter zu sich heran.
"Du", beginnt sie, als Rory sich gesetzt hat. "Du und Dean. Was - Wie wird das jetzt weitergehen? Er ist verheiratet. Noch immer."
"Ich weiÃ", ein Zischen, etwas Cola wirbelt durch die Luft, sie trinkt einen tiefen Schluck.
"Also?", hakt Lorelai nach, merkt wie sich allmählich wieder Zorn und Unverständnis in ihr breit machen. Will es nicht, will kühl und rational bleiben.
"Also werde ich abwarten, was er tut. Wie er sich entschiedet", ihre letzten Worte sind nur ein Flüstern. "Ich liebe ihn."
"Das tut Lindsay auch", zu heftig, schilt sie sich, geh es langsamer an, langsamer.
"Es geht hier aber nicht um mich oder Lindsay, sondern um ihn. Es ist Deans Entscheidung, mit wem er Zusammensein will."
"Und du versucht nicht diese Entscheidung zu beeinflussen. Mit Briefen zum Beispiel?"
"Nein", ruft sie empört aus. "Ich will nur, dass er sich entscheidet. Und genau das habe ich ihm geschrieben."
"Aber du willst, das er sich für dich entscheidet", es ist keine Frage, eine Feststellung.
"Natürlich. Es ist Dean. Mein Dean", sie wollte das es stark klingt, nach Protest, doch das tut es nicht. Zerknirscht hört sie sich an.
"Und wenn er sich trotzdem für Lindsay entscheidet?"
Zögern, sie zögert kaum merklich, ehe sie antwortet. "Dann werde ich das akzeptieren."
"Ganz sicher?"
"Ganz sicher. Ich bin nicht Glenn Close, es wird zu keiner zweiten verhängnisvollen Affäre kommen."
"Gut", sie nippt an ihrer Dose, legt schlieÃlich einen Arm um ihre Tochter. "Schön, dass du wieder da bist", sie lächeln, beide tun es, trinken schweigend ihre Cola, starren dabei durch die offene Tür in Rorys Zimmer.
To be continuedâ¦
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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]