[sunshinesmile]

Eine Aussprache

Ein bisschen verwirrt kam Rory nach Hause. Schon als sie die Tür öffnete, hörte sie ihre Mutter rufen.
"Rory, bist du das?"
Schnell kam sie um die Ecke geflitzt und umarmte ihre Tochter.
"Ach, Gott sei Dank bist du wieder da. Ich dachte schon, du lässt mich im Stich."
"Umm, Mum, was ist denn los? Hilfe, ich bekomme keine Luft mehr", presste Rroy hervor und rang verzweifelt nach luft.
"Ich dachte schon, du tauchst gar nicht mehr auf. Dachtest du etwa, du könntest mich alleine nach Hartford schicken?"
"Ach ja, das Essen bei Grandma. Das habe ich ganz vergessen."
Als Lorelai den verstörten Blick ihrer Tochter sah, wusste sie sofort, dass etwas passiert sein musste.
"Rory, was ist los?"
"Nichts, es ist nur...Ich habe Jess getroffen", erzählte Rory.
"Oh oh, das habe ich befürchtet. Und, wie ist es gelaufen?"
"Ganz toll, er hat mich angeschrien."
Lorelai blickte sie verdutzt an. Sie konnte das nicht glauben. Nach all den Schmerzen die dieser Typ Rory zugefügt hatte, nach all den Tränan, die sie seinetwegen vergossen hatte, besaß er auch noch die Frechheit, sie anzuschreien.
"Soll ich ihn mir einmal vorknöpfen?", schlug Lorelai vor.
"Nein Mum, ist schon gut."
"Nein wirklich. Ich könnte ihn einmal ordentlich vermöbeln, dann habe ich wenigstens nicht umsonst 10 mal Karate Kid gesehen."
"Dann müsstest du zum Schluß auch noch Schmerzensgeld zahlen, das kann ich wirklich nicht verantworten."
"Na schön. Dann mach dich jetzt fertig und wir ziehen wenigstens gegen meine Eltern in den Krieg, einverstanden?"
"Geht klar!"


Rory wachte am nächsten Tag schon sehr früh auf. Aber nicht früh genug. Ihre Mutter saß schon in der Küche und schlürfte ihre erste Tasse Kaffee. Rory setzte sich zu ihr und begann, die Zeitung zu studieren, doch Lorelai riss sie ihr gleich wieder weg.
"Hey, die Zeitung kann warten, wir gehen jetzt erst mal zu Luke."
"Nein Mum, du kannst ja zu Luke gehen. Ich bleib lieber hier und lese ein bisschen. Ich will ihm wirklich nicht noch einmal in so einer Laune begegnen."
"Na gut, aber ich bring dir etwas mit", versprach Lorelai.
"Wenn du das mal nicht vergisst. Wenn du bei Luke bist, wirst du leicht vergesslich."
Lorelai streckte ihre Zunge heraus, musste dann aber lachen. Sie nahm ihre Jacke und stürmte aus dem Haus. Rory hatte ja recht, sie wurde von Luke nur allzu leicht abgelenkt. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Als sie das Diner betrat, kam ihr Jess entgegen. Sie begrüßte ihn mit einem Nicken und wandte sich dann sofort an den Tresen. Sie gab ihrem Freund einen Kuss zur Begrüßung und verlangte sofort eine Tasse Kaffee, die er ihr nur widerwillig servierte.

Rory wollte sich zu Hause gerade selbst eine Tasse Kaffee kochen, als es an der Tür klingelte. Sie ging zum Eingang und öffnete.
"Hey!"
"Jess!", sagte Rroy überrascht. Mit ihm hatte sie icht gerechnet. Nicht nach dem kleinen Vorfall am Vortag.
"Können wir kurz reden?", bat Jess.
Rory zögerte einen Moment. Noch so eine Standpauke wollte sie sich wirklich nicht anhören.
"Na gut", sagte sie dann aber doch.
Sie schnappte ihre Jacke und zog die Haustür hinter sich zu. Die beiden gingen eine Weile, doch keiner sagte ein Wort. Als Jess noch immer keine Anstallten machte, irgendwas zu sagen, ergriff Rory die Initiative.
"Hör zu, Jess. Das mit gestern tut mir leid, es war unfair von mir zu glauben, du wärst nur wegen mir hier."
"Naja, so abwegig war deine Theorie nicht. Ich hatte oft überlegt, wieder zurückzukommen, um das mit uns wieder zu richten", gab er zu.
"Warum bist du dann hier, wenn nicht wegen mir?"
"Wie soll ich sagen...Ich hatte in New York eine Freundin", begann er.
"Oh!"
Die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören und Jess musste grinsen.
"Was ist? Dachtest du, ich würde dir ewig nachtrauern?"
"Nein , es ist nur, ich... ach, vergiss es", stammelte sie.
Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt.
"Wie auch immer, auf jeden Fall hatte ich diese Freundin. Da es eine Weile nicht mehr so gut gelaufen ist, hab ich Schluss gemacht. Auf dem Heimweg hatte sie aber einen Verkehrsunfall und sie...naja, sie hat das nicht überlebt."
"Jess, das tut mir leid."
Sie wusste nicht was sie sonst hätte sagen sollen.
"Danke. Mit dem Unfall wäre ich ja klar gekommen, aber ihre Eltern machen mich für das ganze verantwortlich. Mit der Zeit hab ich das nicht mehr ausgehalten und bin wieder hierher. Ich bin davongelaufen, weil ich das ja am besten kann."
Die beiden gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann brach Rory die Stille.
"Warum hast du Luke nichts erzählt?"
"Luke weiß es."
Rory blickte ihn verwundert an.
"Aber meine Mum hat gesagt, dass Luke nichts weiß."
Da musste Jess grinsen.
"Naja ich habe Luke gebeten, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen. Weißt du, ich habe hier das Image eines knallharten Typen und so eine Nachricht würde mir den Ruf ruinieren."
Da musste auch Rory grinsen. so war Jess. Der knallharte Typ, der immer den Eindruck eines coolen, draufgängerischen und nicht bezwingbaren Jungen verbreiten musste.
"Wahrscheinlich dachte Luke, wenn er deiner Mum den Grund verrät, würde es bald die ganze Stadt wissen, und wenn er es ihr nicht sagt, würde sie ihm Löcher in den Bauch fragen. Da hat er lieber den Ahnungslosen gespielt, fuhr er fort.
"Meine Mum wird es jetzt von mir wissen wollen."
"Und wie ich dich kenne, wirst du es ihr sagen. Aber meinetwegen, du kannst es ihr sagen."
Die beiden drehten um und gingen wieder eine Weile, ohne dass jemand etwas sagte. Dann war bei Rory die Neugier einfach größer.
"Jess, warum erzählst du mir das alles? So offen und ehrlich warst du noch nie zu mir. Warum redest du über das mit mir, obwohl ich dir immerzu Vorwürfe mache?"
Jess zögerte einen Augenblick, weil er nciht sicher war, ob er ihr das sagen sollte. Scholießlich entschied er sich aber doch dafür.
"Weißt du, ich hab einmal wo gelesen, dass man in Beziehungen und Freundschaften immer die Ehrlichkeit an die erste Stelle stellen sollte."
"Du denkst also, wir sind Freunde?", fragte Rory verwundert.
Jess sagte nichts, sondern sah sie nur fragend an.
"Ja...ja, wir sind Freunde", sagte dann Rory, nachdem sie kurz über diesen Gedanken nachgedacht hatte.
"Gut, dann wär ja das geklärt. Bis dann, Rory."
Die beiden verabschiedeten sich und Rory ging wieder nach Hause. Dort erwartete sie ihre Mutter schon ganz ungeduldig. Erstaunlicherweise hatte sie Rorys Frühstück von Luke nicht vergessen.
"Rory, wo warst du? Ich dachte, du bleibst zu Hause."
Rory erzählte ihrer Mum alles, worüber sie mit Jess geredet hatte.
"Und zum Schluss haben wir klar gestellt, dass wir nur Freunde sind", beendete sie ihre Erzählung.
"Und das ist in Ordnung für dich."
"Ähm... na klar", stammlte Rory.
Nach einer Weile stand Lorelai auf und ging zur Tür.
"Hey, wo willst du hin?"
"Zu Luke."
"Du bekommst wohl nie genug von ihm. Du warst doch gerade erst dort."
"Ja, aber das war bevor ich erfahren habe, dass er mich angelogen hat."