27.05.2005, 18:48
ein neuer teil ...
Teil 6
Die frische Luft, das entfernte Plätschern des Baches lieà ihn zögern. Er stand vor der riesigen Allee, an der zu beiden Seiten groÃe Bäume entlangführten. Unsicher blickte er sich noch einmal um, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass keiner ihm gefolgt war. Sein Auto hatte er ein paar Meter hinter ihm geparkt.
Er hatte nur einen Gedanken: Er wollte durch diese Allee gehen, ohne an etwas, an sie, denken zu müssen. Doch kaum hatte er die Hälfte des Weges zurückgelegt, stürzten die Erinnerungen auf ihn ein. Er glaubte, in dem
Wäldchen links neben ihm den Feuerschein von Kerzen gesehen und Stimmen gehört zu haben, wo er und Lilly einmal zusammen gepicknickt hatten, doch das war alles eine Sinnestäuschung.
Den Rest der Allee legte er fast rennend zurück.
SchlieÃlich blieb er stehen, weil er sein Ziel erreicht hatte. Das unberührte Stückchen Natur, das Lilly und ihn verbunden hatte. Weil es ihrer beider Lieblingsplatz gewesen war. Schon von seinem Standpunkt aus sah er in
einiger Entfernung die groÃen Gebäude, wie zum Beispiel seine alte Schule. Dann fiel sein Blick auf den Bach. Er war nicht sehr breit, jedoch tiefer, als er aussah. Ãber ihm verlief eine kleine Holzbrücke. Als er das groÃe Loch sah, das
die Brücke schmückte und das fast so breit war wie die Brücke selbst, musste er unwillkürlich lächeln. Schon vor zehn Jahren hatte es dieses Loch gegeben. Und anscheinend hatte sich keiner die Mühe gemacht, das zu reparieren.
Als er plötzlich ein fröhliches Lachen und Bellen hörte, drehte er sich um. Auf der nahegelegenen Wiese, voller Blumen, Schmetterlingen, Blütenpollen und Sonnenstrahlen sah er eine junge Frau, die gerade mit zwei Hunden, der eine schwarz, der andere braun, im kniehohen Gras Fangen spielte.
Sie steckte in einer engen Jeans, die ihre schlanke Figur und Beine betonte, und in einem hellblauen Top, das sie am Nacken zusammengebunden hatte. Das lange braune, gelockte Haar flatterte im Wind, umspielte ein wunderschönes Gesicht. Und als er dieses ebenso bezaubernde Lachen hörte, spürte er gleichzeitig eine angenehme Wärme in sich aufsteigen.
So glücklich hatte er Lilly auch einmal gemacht. So glücklich, dass sie jedesmal strahlend auf ihn zugekommen war. Ohne dass er Witze hatte reiÃen oder sich wie ein Idiot hatte aufführen müssen.
Die Unbekannte lief auf der Wiese herum, ihr Gesicht hatte sie den Hunden zugewandt. SchlieÃlich holten die Hunde sie ein und sprangen an ihr hoch. Wieder lachte sie vergnügt auf.
Er wandte sich wieder der Brücke zu. Sollte ja niemand denken, dass er ein Spanner war.
Plötzlich wurde alles um ihn herum still. Hinter sich hörte er Stimmen, und als er sich umdrehte, kamen ein Junge und ein Mädchen in seine Richtung gelaufen, die Lilly und ihm erschreckend ähnlich sahen. Er riss entsetzt die Augen auf, als er bemerkte, dass das tatsächlich Lilly und er waren, die da auf ihn zukamen. Nur waren sie eigentlich schon längst erwachsen und keine Jugendlichen mehr.
Sie gingen an ihm vorbei auf die Brücke zu, und während sein jugendlicher Verschnitt mit einem groÃen Schritt das Loch überging, blieb das Ebenbild von Lilly am Rande der Brücke stehen.
"Na los, Lilly. Komm schon.", sagte der Junge.
Jetzt, da er ihren Namen hörte, wusste er, dass das nicht bloà irgendein Junge und irgendein Mädchen waren. Er erinnerte sich, dasselbe, was sich gerade vor seinen Augen abspielte, schon mal mit Lilly erlebt zu haben.
Lilly schüttelte den Kopf. "Nein."
"Warum nicht? Hey, das ist nur ein kleines Loch. Da kannst du locker drüber weg laufen."
"Ich habe Angst."
"Brauchst du nicht. Ich bin da. Und wenn du doch reinfallen solltest, springe ich dir hinterher und rette dich. Also komm." Chriss kam an das andere Ende des Loches und streckte seiner Freundin die Hand hin. Doch diese traute
sich immer noch nicht und schüttelte abermals den Kopf.
Er lieà die Hand wieder sinken. "Ok. Was muss ich tun, damit du doch rüberspringst?"
"Können wir nicht einen anderen Weg nehmen?"
"SüÃe, wir kommen jeden Tag hier vorbei. Das Loch gibt's zwar erst seit einer Woche, aber du hast es immer geschafft, hier drüber zu springen. Und heute wirst du es wieder schaffen."
Zögernd ging Lilly einen Schritt auf das Loch zu und sah hinein. Das Wasser floss gemächlich unter der Brücke durch. Aber falls sie hineinfallen sollte ...
"Komm schon, SüÃe. Ich weiÃ, dass du das schaffen wirst. Ich lade dich auch zu einem Eis ein."
Sie holte einmal tief Luft, griff nach Chriss' Hand und sprang schlieÃlich über das Loch. Und wie es schon seit einer Woche war, landete sie stolpernd in Chriss' Arme. Sie drückte ihr Gesicht gegen seine Schultern.
Er lachte. "Na siehst du. War doch gar nicht so schlimm..." Er gab ihr einen Kuss auf ihren Scheitel und zog sie mit sich weiter, Richtung Zuhause ...
"Alles in Ordnung mit Ihnen?"
Eine weibliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Es war ihm so echt vorgekommen. So wirklich. Gar nicht wie ein Traum. Aber es war einer. Er war schlieÃlich keine 15 mehr ... Und er war nicht mehr glücklich, nicht mehr mit Lilly zusammen.
Er sah den Störenfried an. Es war die Frau gewesen, die mit den Hunden gespielt hatte. Besagte Tiere schnüffelten gerade begeistert an ihm herum.
"Jaja, alles klar. Ich war nur in Gedanken."
Sie legte den Kopf schief und sah ihn belustigt aus atemberaubend blauen Augen an. "Sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Hatten wohl nicht genug Schlaf, nicht wahr?" Er nickte bloÃ, zu sehr in dieses Blau versunken. Natürlich hatte er schon oft blaue Augen gesehen, er hatte auch welche. Aber noch nie waren sie so ... so intensiv blau gewesen. Hatten ihn so stark in den Bann gezogen. Und keine von denen, die er schon gesehen hatte, hatten dieses fast schon geheimnisvolle Funkeln gehabt.
"Sind Sie krank? Oder brauchen Sie vielleicht Hilfe? Wissen Sie, meine Freunde sagen immer, ich kann genauso gut zuhören, wie ich viel reden kann. Und ich rede sehr viel, glauben Sie mir."
Er zuckte mit den Schultern. "Weià nicht."
"Na, ich schreib Ihnen einfach meine Adresse auf. Sie können ja dann mal vorbei kommen, wenn Sie wollen."
Bevor er reagieren konnte, hatte sie schon einen Zettel und einen Stift aus ihrer Gürteltasche geholt und ihre Adresse draufgeschrieben.
Paradiesgasse 18. Er kannte diese StraÃe. Dort, wo er zur Zeit wohnte, gab es auch eine StraÃe mit diesem Namen.
Er verprach sich, mal vorbeizuschauen und zu sehen, ob die StraÃe den Namen Paradies verdient hatte.
"Danke. Ich werde mich melden."
Noch immer war er mit den Gedanken woanders. Wäre das nicht so gewesen, hätte er bemerkt, dass er vor ihr stand, und mit ihr redete.
Lilly. Seine Lilly ...
Also, ich finde, mir ist der Teil am Bach nicht so ganz gelungen, ich habe mir das ein bisschen anders vorgestellt.
Wie findet ihr ihn?
Teil 6
Die frische Luft, das entfernte Plätschern des Baches lieà ihn zögern. Er stand vor der riesigen Allee, an der zu beiden Seiten groÃe Bäume entlangführten. Unsicher blickte er sich noch einmal um, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass keiner ihm gefolgt war. Sein Auto hatte er ein paar Meter hinter ihm geparkt.
Er hatte nur einen Gedanken: Er wollte durch diese Allee gehen, ohne an etwas, an sie, denken zu müssen. Doch kaum hatte er die Hälfte des Weges zurückgelegt, stürzten die Erinnerungen auf ihn ein. Er glaubte, in dem
Wäldchen links neben ihm den Feuerschein von Kerzen gesehen und Stimmen gehört zu haben, wo er und Lilly einmal zusammen gepicknickt hatten, doch das war alles eine Sinnestäuschung.
Den Rest der Allee legte er fast rennend zurück.
SchlieÃlich blieb er stehen, weil er sein Ziel erreicht hatte. Das unberührte Stückchen Natur, das Lilly und ihn verbunden hatte. Weil es ihrer beider Lieblingsplatz gewesen war. Schon von seinem Standpunkt aus sah er in
einiger Entfernung die groÃen Gebäude, wie zum Beispiel seine alte Schule. Dann fiel sein Blick auf den Bach. Er war nicht sehr breit, jedoch tiefer, als er aussah. Ãber ihm verlief eine kleine Holzbrücke. Als er das groÃe Loch sah, das
die Brücke schmückte und das fast so breit war wie die Brücke selbst, musste er unwillkürlich lächeln. Schon vor zehn Jahren hatte es dieses Loch gegeben. Und anscheinend hatte sich keiner die Mühe gemacht, das zu reparieren.
Als er plötzlich ein fröhliches Lachen und Bellen hörte, drehte er sich um. Auf der nahegelegenen Wiese, voller Blumen, Schmetterlingen, Blütenpollen und Sonnenstrahlen sah er eine junge Frau, die gerade mit zwei Hunden, der eine schwarz, der andere braun, im kniehohen Gras Fangen spielte.
Sie steckte in einer engen Jeans, die ihre schlanke Figur und Beine betonte, und in einem hellblauen Top, das sie am Nacken zusammengebunden hatte. Das lange braune, gelockte Haar flatterte im Wind, umspielte ein wunderschönes Gesicht. Und als er dieses ebenso bezaubernde Lachen hörte, spürte er gleichzeitig eine angenehme Wärme in sich aufsteigen.
So glücklich hatte er Lilly auch einmal gemacht. So glücklich, dass sie jedesmal strahlend auf ihn zugekommen war. Ohne dass er Witze hatte reiÃen oder sich wie ein Idiot hatte aufführen müssen.
Die Unbekannte lief auf der Wiese herum, ihr Gesicht hatte sie den Hunden zugewandt. SchlieÃlich holten die Hunde sie ein und sprangen an ihr hoch. Wieder lachte sie vergnügt auf.
Er wandte sich wieder der Brücke zu. Sollte ja niemand denken, dass er ein Spanner war.
Plötzlich wurde alles um ihn herum still. Hinter sich hörte er Stimmen, und als er sich umdrehte, kamen ein Junge und ein Mädchen in seine Richtung gelaufen, die Lilly und ihm erschreckend ähnlich sahen. Er riss entsetzt die Augen auf, als er bemerkte, dass das tatsächlich Lilly und er waren, die da auf ihn zukamen. Nur waren sie eigentlich schon längst erwachsen und keine Jugendlichen mehr.
Sie gingen an ihm vorbei auf die Brücke zu, und während sein jugendlicher Verschnitt mit einem groÃen Schritt das Loch überging, blieb das Ebenbild von Lilly am Rande der Brücke stehen.
"Na los, Lilly. Komm schon.", sagte der Junge.
Jetzt, da er ihren Namen hörte, wusste er, dass das nicht bloà irgendein Junge und irgendein Mädchen waren. Er erinnerte sich, dasselbe, was sich gerade vor seinen Augen abspielte, schon mal mit Lilly erlebt zu haben.
Lilly schüttelte den Kopf. "Nein."
"Warum nicht? Hey, das ist nur ein kleines Loch. Da kannst du locker drüber weg laufen."
"Ich habe Angst."
"Brauchst du nicht. Ich bin da. Und wenn du doch reinfallen solltest, springe ich dir hinterher und rette dich. Also komm." Chriss kam an das andere Ende des Loches und streckte seiner Freundin die Hand hin. Doch diese traute
sich immer noch nicht und schüttelte abermals den Kopf.
Er lieà die Hand wieder sinken. "Ok. Was muss ich tun, damit du doch rüberspringst?"
"Können wir nicht einen anderen Weg nehmen?"
"SüÃe, wir kommen jeden Tag hier vorbei. Das Loch gibt's zwar erst seit einer Woche, aber du hast es immer geschafft, hier drüber zu springen. Und heute wirst du es wieder schaffen."
Zögernd ging Lilly einen Schritt auf das Loch zu und sah hinein. Das Wasser floss gemächlich unter der Brücke durch. Aber falls sie hineinfallen sollte ...
"Komm schon, SüÃe. Ich weiÃ, dass du das schaffen wirst. Ich lade dich auch zu einem Eis ein."
Sie holte einmal tief Luft, griff nach Chriss' Hand und sprang schlieÃlich über das Loch. Und wie es schon seit einer Woche war, landete sie stolpernd in Chriss' Arme. Sie drückte ihr Gesicht gegen seine Schultern.
Er lachte. "Na siehst du. War doch gar nicht so schlimm..." Er gab ihr einen Kuss auf ihren Scheitel und zog sie mit sich weiter, Richtung Zuhause ...
"Alles in Ordnung mit Ihnen?"
Eine weibliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Es war ihm so echt vorgekommen. So wirklich. Gar nicht wie ein Traum. Aber es war einer. Er war schlieÃlich keine 15 mehr ... Und er war nicht mehr glücklich, nicht mehr mit Lilly zusammen.
Er sah den Störenfried an. Es war die Frau gewesen, die mit den Hunden gespielt hatte. Besagte Tiere schnüffelten gerade begeistert an ihm herum.
"Jaja, alles klar. Ich war nur in Gedanken."
Sie legte den Kopf schief und sah ihn belustigt aus atemberaubend blauen Augen an. "Sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Hatten wohl nicht genug Schlaf, nicht wahr?" Er nickte bloÃ, zu sehr in dieses Blau versunken. Natürlich hatte er schon oft blaue Augen gesehen, er hatte auch welche. Aber noch nie waren sie so ... so intensiv blau gewesen. Hatten ihn so stark in den Bann gezogen. Und keine von denen, die er schon gesehen hatte, hatten dieses fast schon geheimnisvolle Funkeln gehabt.
"Sind Sie krank? Oder brauchen Sie vielleicht Hilfe? Wissen Sie, meine Freunde sagen immer, ich kann genauso gut zuhören, wie ich viel reden kann. Und ich rede sehr viel, glauben Sie mir."
Er zuckte mit den Schultern. "Weià nicht."
"Na, ich schreib Ihnen einfach meine Adresse auf. Sie können ja dann mal vorbei kommen, wenn Sie wollen."
Bevor er reagieren konnte, hatte sie schon einen Zettel und einen Stift aus ihrer Gürteltasche geholt und ihre Adresse draufgeschrieben.
Paradiesgasse 18. Er kannte diese StraÃe. Dort, wo er zur Zeit wohnte, gab es auch eine StraÃe mit diesem Namen.
Er verprach sich, mal vorbeizuschauen und zu sehen, ob die StraÃe den Namen Paradies verdient hatte.
"Danke. Ich werde mich melden."
Noch immer war er mit den Gedanken woanders. Wäre das nicht so gewesen, hätte er bemerkt, dass er vor ihr stand, und mit ihr redete.
Lilly. Seine Lilly ...
Also, ich finde, mir ist der Teil am Bach nicht so ganz gelungen, ich habe mir das ein bisschen anders vorgestellt.
Wie findet ihr ihn?