10.09.2005, 22:54
Sie kann deutlich einen Anflug von Enttäuschung in seinem Gesicht ausmachen, sieht sie genau, obwohl er ihr versichert, es sei in Ordnung.
âDas ist es nichtâ, entgegnet sie unglücklich, es ist nicht in Ordnung, wie könnte es das sein? Wie kann es jemals in Ordnung sein, dass sie ihm sich verweigert nach allem was er für sie getan hat? Sie streicht sich das Haar hinters Ohr, befeuchtet sich nervös die Lippen. âVielleicht solltest du dir einfach nehmen, was dir zustehtâ, bietet sie recht kläglich an, weià sich im Moment nicht anders zu helfen.
âDas werde ich ganz bestimmt nicht tun!â, ruft er aus, dieser Vorschlag verletzt ihn mehr denn ihre Zurückweisung. âDu hast eindeutig zuviel Zeit mit deiner Mutter verbrachtâ, er bereut die Worte noch bevor er sie ausgesprochen hat, denn sie zuckt sichtlich gekränkt zusammen. âEmilyâ, sagt er beschwichtigend, nimmt ihre Hand und zieht zu dem Sofa, drückt sie sanft darauf nieder, setzt sich selbst, versucht dabei sich und seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. âHör zu, wenn du willst, dass wir eine zweite Chance haben, dann darfst du das nicht tun. Du darfst nicht ständig krampfhaft versuchen alles richtig zu machen. Ebenso wenig, wie du dich noch länger mit diesen Vorwürfen quälen solltest. Denn da ist nichts, was du dir vorwerfen könntest. Die Dinge sind passiert und wir können nichts mehr daran ändern, dafür ist es schon lange zu spät. Du musst es schaffen endgültig einen Schlussstrich ziehen. Wenn du es schon nicht mir zu Liebe tust, dann tu es dir zuliebe.â
âIch weià nicht, ob ich das kann, Richardâ, entgegnet sie monoton. âIch weià nicht, ob ich die Vergangenheit jemals vergessen kann.â
âNatürlich kannst du das nichtâ, lenkt er ein. âGlaubst du etwa, ich könnte sie vergessen?â
âManchmal habe ich den Eindruck, du könntest esâ, ein Flüstern nur noch. Du warst schon immer der Stärkere von uns beiden, fügt sie in Gedanken hinzu.
âNein, gewiss nicht. Sie ist da, manchmal weniger, manchmal mehr. Manchmal verspüre ich noch immer eine ungeheure Wut auf dich, bin ich unglaublich wütend auf dich, weil du mich mit Farnsworth betrogen hast. Weil du es zugelassen hast, dass diese wunderbare Mädchen, in das ich mich verliebt habe, dass es nach und nach stirbt, du dich einfach angepasst hast, dich in eine Welt zurückgezogen hast, die nicht verstehe, an der ich keinen Teil habeâ, er schluckt, schluckt den einen letzten Punkt hinunter der ihm auf der Seele brennt. Nur ein Wort von ihr hätte genügt, es hätte gereicht, er hätte all diese - ihm mittlerweile so unglaublich sinnlos erscheinenden - Streitigkeiten vermeiden können. Hätte nicht wieder und wieder in ihr verständnisloses und enttäuschtes Gesicht blicken müssen, wenn sie ihn darum bat, manchmal regelrecht anflehte, doch noch ein weiteres Kind zu haben. Er ihr diesen Wunsch doch jedes Mal abschlug, da er Angst hatte, sie zu verlieren. Unbegründet war sie, natürlich, aber das weià er erst jetzt. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, hätte ihrem Drängen nachgeben können. Die eigene Angst, die Angst einen Sohn in die Welt zu setzen, einen Sohn, dem vielleicht dasselbe Schicksal wie ihm bestimmt war, der vielleicht dieselben Fehler wie er gemacht hätte â er hätte diese Angst vielleicht vergessen können. Hätte sie gerne vergessen, da es ihr soviel bedeutet hätte. Doch sie haben beide den Fehler gemacht zu schweigen, er nannte ihr nie seine wahren Beweggründe, sie nahm sie ihm nie indem sie sich ihm anvertraute. Und so war Lorelai ihr einziges Kind geblieben. Würde es immer sein, denn es gibt Dinge für die es irgendwann wirklich zu spät ist. Er spricht es nicht aus, es ist zu früh dafür. Ãberhaupt, welchen Sinn hätte es jetzt noch? âWir können die Dinge nicht ändernâ, sagt er stattdessen. âUnd du hast sicherlich genauso viele Gründe, wenn nicht noch mehr, mir zu grollen. Aber diese Wut und Enttäuschung, sie ändern nichts daran. Alles was wir tun können, ist zu verzeihen. Einen Neuanfang zu riskieren. Und glaub mir, es gibt nichts was ich mehr will, denn ich will mit dir zusammen seinâ, er greift in seine rechte Jacketttasche, zieht einen Umschlag daraus hervor und reicht ihn ihr. âEigentlich, wollte ich damit warten, bis wir wieder Zuhause sind. Aber in Anbetracht der Umstände, denke ich, es ist in Ordnung so.â
Sie sagt nichts, sondern öffnet den Umschlag langsam, das leise Knistern gestärkten Papiers, holt zwei Flugtickets daraus hervor. âWas ist das?â, fragt sie, obwohl sie genau weià was es ist.
âDas sind zwei Tickets nach Madeiraâ, erklärt er mit einem Lächeln. âEs soll um diese Jahreszeit besonders schön dort sein, der ideale Ort für Flitterwochen.â
âFlitterwochen?â, überrascht sieht sie ihn an.
âFlitterwochenâ, bestätigt er mit Nachdruck. âIn den letzten Tagen, Em, da musste ich immer wieder an unserem letzten Gespräch in Paris denken. An die Idee kirchlich zu heiraten. Dich einmal in meinem Leben so zu heiraten, wie du es verdienstâ, ein Lächeln, er nimmt ihre Hand. âHeirate mich Emily. Heirate mich ein letztes Mal.â
Unfähig ihm in die Augen zu sehen, blickt sie zur Seite, die Antwort steckt in ihrem Hals, liegt ihr auf der Zunge und dennoch ist sie unfähig sich auszusprechen. âIn Ordnungâ, krächzt sie schlieÃlich und sieht in wieder an. âMehr als dasâ, fährt sie fort, es gelingt ihr, ihre Stimme wieder unter Kontrolle bringen. âIch würde dich sehr gerne heiratenâ, ein Lächeln. âEin letztes Malâ, fügt sie hinzu.
âGutâ, ein warmer Händedruck, erführt sie ihre zu seinen Lippen, küsst sie zärtlich. âDann sollten wir unsere Zelte hier jetzt endgültig abbrechen.â
Sie nickt, macht jedoch keinerlei Anstalten sich zu rühren, bemerkt seinen fragenden Blick. âNur noch fünf Minuten, ja?â, bittet sie ihn. âLass uns einfach nur noch fünf Minuten hier sitzen.â
âAlles was du willst, Emâ, stimmt er zu und sie legt ihren Kopf auf seine Schulter, schlieÃt die Augen. Gestattet es sich ein wenig vor sich hinzuträumen.
***
Mit einem schwerfälligen Ãchzen kommt der Wagen zum Stehen. Sie wartet bis er ausgestiegen ist, ihr galant die Tür öffnet und aus dem Wagen hilft. Zuhause, denkt sie noch, ehe sie zusammenschrickt, herumwirbelt, in das ebenso wütende wie ganz offensichtlich betrunkene Antlitz ihres Schwiegersohnes blickt.
âSie!â, schreit er erneut, seine Stimme bebt, sein ganzer Körper tut es. âSind sie zufrieden?â, er schwankt ein wenig nach hinten, verliert beinahe das Gleichgewicht dabei.
âWovon um alles in der Welt redest du, Luke?â, fragt Richard entsetzt.
âSie hat mich verlassenâ, ein verzerrtes Lachen. âSie will die Scheidung! Sie willâ, ein lauter Knall als er die in braunem Papier verpackte Flasche gegen die Hauswand schleudert. âZurück zu Christopher und das nur, weil sie es ihr eingeredet haben. Weil ich ja nicht gut genug für sie binâ, grölt er mittlerweile, sein Gesicht färbt sich Rot beim Versuch gegen das heulende Geräusch der Alarmanlage anzukommen.
âRede keinen Unsinn, Luke!â, versucht Richard ihn zu beschwichtigen, eilt um den Wagen herum auf seinen Schwiegersohn zu, ein kleines Handgemenge, welches Emily wie versteinert beobachtet. Dann steigt sie unbemerkt wieder in den Wagen, rutscht vom Beifahrer- auf den Fahrersitz und lässt ihn an. Ahnt, wo sie ihre Tochter jetzt finden wird, muss es einfach tun.
To be continued.
ATN: Wieder auf meinen Rechtsanwalt verweis *SOIFZ*
âDas ist es nichtâ, entgegnet sie unglücklich, es ist nicht in Ordnung, wie könnte es das sein? Wie kann es jemals in Ordnung sein, dass sie ihm sich verweigert nach allem was er für sie getan hat? Sie streicht sich das Haar hinters Ohr, befeuchtet sich nervös die Lippen. âVielleicht solltest du dir einfach nehmen, was dir zustehtâ, bietet sie recht kläglich an, weià sich im Moment nicht anders zu helfen.
âDas werde ich ganz bestimmt nicht tun!â, ruft er aus, dieser Vorschlag verletzt ihn mehr denn ihre Zurückweisung. âDu hast eindeutig zuviel Zeit mit deiner Mutter verbrachtâ, er bereut die Worte noch bevor er sie ausgesprochen hat, denn sie zuckt sichtlich gekränkt zusammen. âEmilyâ, sagt er beschwichtigend, nimmt ihre Hand und zieht zu dem Sofa, drückt sie sanft darauf nieder, setzt sich selbst, versucht dabei sich und seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. âHör zu, wenn du willst, dass wir eine zweite Chance haben, dann darfst du das nicht tun. Du darfst nicht ständig krampfhaft versuchen alles richtig zu machen. Ebenso wenig, wie du dich noch länger mit diesen Vorwürfen quälen solltest. Denn da ist nichts, was du dir vorwerfen könntest. Die Dinge sind passiert und wir können nichts mehr daran ändern, dafür ist es schon lange zu spät. Du musst es schaffen endgültig einen Schlussstrich ziehen. Wenn du es schon nicht mir zu Liebe tust, dann tu es dir zuliebe.â
âIch weià nicht, ob ich das kann, Richardâ, entgegnet sie monoton. âIch weià nicht, ob ich die Vergangenheit jemals vergessen kann.â
âNatürlich kannst du das nichtâ, lenkt er ein. âGlaubst du etwa, ich könnte sie vergessen?â
âManchmal habe ich den Eindruck, du könntest esâ, ein Flüstern nur noch. Du warst schon immer der Stärkere von uns beiden, fügt sie in Gedanken hinzu.
âNein, gewiss nicht. Sie ist da, manchmal weniger, manchmal mehr. Manchmal verspüre ich noch immer eine ungeheure Wut auf dich, bin ich unglaublich wütend auf dich, weil du mich mit Farnsworth betrogen hast. Weil du es zugelassen hast, dass diese wunderbare Mädchen, in das ich mich verliebt habe, dass es nach und nach stirbt, du dich einfach angepasst hast, dich in eine Welt zurückgezogen hast, die nicht verstehe, an der ich keinen Teil habeâ, er schluckt, schluckt den einen letzten Punkt hinunter der ihm auf der Seele brennt. Nur ein Wort von ihr hätte genügt, es hätte gereicht, er hätte all diese - ihm mittlerweile so unglaublich sinnlos erscheinenden - Streitigkeiten vermeiden können. Hätte nicht wieder und wieder in ihr verständnisloses und enttäuschtes Gesicht blicken müssen, wenn sie ihn darum bat, manchmal regelrecht anflehte, doch noch ein weiteres Kind zu haben. Er ihr diesen Wunsch doch jedes Mal abschlug, da er Angst hatte, sie zu verlieren. Unbegründet war sie, natürlich, aber das weià er erst jetzt. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, hätte ihrem Drängen nachgeben können. Die eigene Angst, die Angst einen Sohn in die Welt zu setzen, einen Sohn, dem vielleicht dasselbe Schicksal wie ihm bestimmt war, der vielleicht dieselben Fehler wie er gemacht hätte â er hätte diese Angst vielleicht vergessen können. Hätte sie gerne vergessen, da es ihr soviel bedeutet hätte. Doch sie haben beide den Fehler gemacht zu schweigen, er nannte ihr nie seine wahren Beweggründe, sie nahm sie ihm nie indem sie sich ihm anvertraute. Und so war Lorelai ihr einziges Kind geblieben. Würde es immer sein, denn es gibt Dinge für die es irgendwann wirklich zu spät ist. Er spricht es nicht aus, es ist zu früh dafür. Ãberhaupt, welchen Sinn hätte es jetzt noch? âWir können die Dinge nicht ändernâ, sagt er stattdessen. âUnd du hast sicherlich genauso viele Gründe, wenn nicht noch mehr, mir zu grollen. Aber diese Wut und Enttäuschung, sie ändern nichts daran. Alles was wir tun können, ist zu verzeihen. Einen Neuanfang zu riskieren. Und glaub mir, es gibt nichts was ich mehr will, denn ich will mit dir zusammen seinâ, er greift in seine rechte Jacketttasche, zieht einen Umschlag daraus hervor und reicht ihn ihr. âEigentlich, wollte ich damit warten, bis wir wieder Zuhause sind. Aber in Anbetracht der Umstände, denke ich, es ist in Ordnung so.â
Sie sagt nichts, sondern öffnet den Umschlag langsam, das leise Knistern gestärkten Papiers, holt zwei Flugtickets daraus hervor. âWas ist das?â, fragt sie, obwohl sie genau weià was es ist.
âDas sind zwei Tickets nach Madeiraâ, erklärt er mit einem Lächeln. âEs soll um diese Jahreszeit besonders schön dort sein, der ideale Ort für Flitterwochen.â
âFlitterwochen?â, überrascht sieht sie ihn an.
âFlitterwochenâ, bestätigt er mit Nachdruck. âIn den letzten Tagen, Em, da musste ich immer wieder an unserem letzten Gespräch in Paris denken. An die Idee kirchlich zu heiraten. Dich einmal in meinem Leben so zu heiraten, wie du es verdienstâ, ein Lächeln, er nimmt ihre Hand. âHeirate mich Emily. Heirate mich ein letztes Mal.â
Unfähig ihm in die Augen zu sehen, blickt sie zur Seite, die Antwort steckt in ihrem Hals, liegt ihr auf der Zunge und dennoch ist sie unfähig sich auszusprechen. âIn Ordnungâ, krächzt sie schlieÃlich und sieht in wieder an. âMehr als dasâ, fährt sie fort, es gelingt ihr, ihre Stimme wieder unter Kontrolle bringen. âIch würde dich sehr gerne heiratenâ, ein Lächeln. âEin letztes Malâ, fügt sie hinzu.
âGutâ, ein warmer Händedruck, erführt sie ihre zu seinen Lippen, küsst sie zärtlich. âDann sollten wir unsere Zelte hier jetzt endgültig abbrechen.â
Sie nickt, macht jedoch keinerlei Anstalten sich zu rühren, bemerkt seinen fragenden Blick. âNur noch fünf Minuten, ja?â, bittet sie ihn. âLass uns einfach nur noch fünf Minuten hier sitzen.â
âAlles was du willst, Emâ, stimmt er zu und sie legt ihren Kopf auf seine Schulter, schlieÃt die Augen. Gestattet es sich ein wenig vor sich hinzuträumen.
***
Mit einem schwerfälligen Ãchzen kommt der Wagen zum Stehen. Sie wartet bis er ausgestiegen ist, ihr galant die Tür öffnet und aus dem Wagen hilft. Zuhause, denkt sie noch, ehe sie zusammenschrickt, herumwirbelt, in das ebenso wütende wie ganz offensichtlich betrunkene Antlitz ihres Schwiegersohnes blickt.
âSie!â, schreit er erneut, seine Stimme bebt, sein ganzer Körper tut es. âSind sie zufrieden?â, er schwankt ein wenig nach hinten, verliert beinahe das Gleichgewicht dabei.
âWovon um alles in der Welt redest du, Luke?â, fragt Richard entsetzt.
âSie hat mich verlassenâ, ein verzerrtes Lachen. âSie will die Scheidung! Sie willâ, ein lauter Knall als er die in braunem Papier verpackte Flasche gegen die Hauswand schleudert. âZurück zu Christopher und das nur, weil sie es ihr eingeredet haben. Weil ich ja nicht gut genug für sie binâ, grölt er mittlerweile, sein Gesicht färbt sich Rot beim Versuch gegen das heulende Geräusch der Alarmanlage anzukommen.
âRede keinen Unsinn, Luke!â, versucht Richard ihn zu beschwichtigen, eilt um den Wagen herum auf seinen Schwiegersohn zu, ein kleines Handgemenge, welches Emily wie versteinert beobachtet. Dann steigt sie unbemerkt wieder in den Wagen, rutscht vom Beifahrer- auf den Fahrersitz und lässt ihn an. Ahnt, wo sie ihre Tochter jetzt finden wird, muss es einfach tun.
To be continued.
ATN: Wieder auf meinen Rechtsanwalt verweis *SOIFZ*