24.10.2004, 19:35
~*Kapitel 4*~
Dorham, Sommer 2004
Jerusha Bromley zeichnete die letzten Konturen des Bildes nach und warf hin
und wieder einen verstohlenen Blick auf Rory. Diese saà mit gekreuzten
Beinen in Jerushas altem Ledersessel und las versunken in einem Buch über
moderne Kunst. âDeja-vu.â
Rory sah auf. âDeja-vu?â
âIch hatte eben eins.â Jerusha trat einen Schritt zurück. Zufrieden
betrachtete sie das fertige Bild. âUnd wie findest du es?â
Rory stand auf und sah sich die noch feuchte Leinwand an. âWowh, ist echt
schön geworden.â
âDanke sehr.â Jerusha begann ihre Pinsel zu säubern.
âWas ist so ein Bild denn wert?â, fragte Rory neugierig.
âNun â das kommt ganz darauf an, welches Verhandlungsgeschick der Galerist
hatâ, sie zuckte mit den Schultern. âDieses hier dürfte so um die
zehn-fünfzehntausend Dollar bringen.â
âFünfzehntausend Dollar?â Rory blieb der Mund offen stehen. âDamit könnte
man eine gediegene Weltreise machen und sich hinterher noch locker ein Eis
kaufenâ, sie machte ein ungläubiges Gesicht und Jerusha begann zu lachen.
âGanz schön viel Geld für ein bisschen Farbe, was?â
âNa ja â ich habe zwar gelesen, dass ihre Bilder gut sind, aber so gut?â,
sie spürte wie ihr Blut in die Wangen schoss. âIch finde sie natürlich auch
klasse, aber ich bin kein Kunstexperteâ, fügte sie schnell hinzu.
âIch habe Glück gehabt. Die Leute mögen meine Bilder und sind bereit viel
Geld dafür zu bezahlenâ, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. âFrüher
wollte ich mit meinen Bildern immer nur genug zum Ãberleben verdienen und
jetzt fahre ich einen Mercedes, habe ein Ferienhaus in der Bretagne und ââ,
sie brach ab und biss sich auf die Lippe. âEs geht alles so furchtbar
schnell, Rory. Gestern musste ich noch bedienen um meine Miete zu zahlen,
und heute lasse ich mich bedienen.â
âAber es ist doch schön, dass sie so erfolgreich sind.â
âIch â â, Jerusha sah Rory erstaunt an. Sie konnte es sich selbst nicht
erklären, aber irgendwie hatte das Mädchen etwas merkwürdig Vertrautes an
sich. Es war fast so als ob â âOh mein Gott.â Sie holte tief Luft. âIch
denke du solltest jetzt besser gehen Rory, ich, ich habe noch einiges zu
erledigen und ââ sie hob abwehrend die Hände.
âAber ââ Rory war perplex.
âSei mir nicht böse, aber ich denke du solltest wirklich besser gehen.
AuÃerdem halte ich es für keine sonderlich gute Idee dieses alberne Projekt
fortzuführen.â Mit zitternden Händen steckte sie sich eine Zigarette an.
âDas verstehe ich nicht. Ich meine - ich weiÃ, dass du mir nicht beibringen
kannst wie man kreativ ist, aber ich hatte wirklich viel Spaà heute. Es war
einfach nur schön hier zu sitzen und sich über Bilder zu unterhalten, Kaffee
zu trinken und dir beim Malen zuzusehenâ, sprudelte es aus Rory heraus, doch
Jerusha schüttelte energisch den Kopf.
âEs tut mir leid, Rory. Ich weià du kannst das nicht verstehen, aber es geht
einfach nicht.â
âJa, aberâ¦â
âIch sagte, es geht nicht!â, erwiderte Jerusha ruppig.
âOh okay, â enttäuscht griff Rory nach ihrer Tasche und warf die gläserne
Tür des Ateliers knallend hinter sich zu. Als sie weg war, lies Jerusha sich
auf Sessel fallen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Weshalb war ihr
diese Ãhnlichkeit nicht von Anfang an aufgefallen? Weshalb hatte sie Rory
nicht schon heute Morgen weggeschickt?
New York, Sommer 1967
Jerusha lief in ihrem Appartement auf und ab und hielt sich die Ohren zu.
Bereits seit zehn Minuten klingelte es Sturm und langsam begann es ihr
mächtig auf die Nerven zu gehen.
âJerusha, verdammt, machâ endlich auf!â, ertönte Emilys ungeduldige Stimme.
âDas werde ich nicht!â
âNa schön, wie du willst. Ich habe Zeit.â
Das Klingeln hörte auf und Jerusha lies sich auf den Ledersessel fallen.
âDie habe ich auchâ, sie griff nach einem Buch um zu lesen, konnte sich
jedoch nicht konzentrieren. SchlieÃlich warf sie es zur Seite und begann
ungeduldig mit ihrem Fuà zu wippen. Nachdem sie einige Minuten nichts mehr
gehört hatte, ging sie leise ging sie zur Tür und spähte durch den Spion.
âDas glaub ich einfach nicht!â, sie riss die Tür auf.
âNa endlich.â Emily stand von der Treppe auf.
âIch habe keine Lust mit dir zu reden, Emily.â
âDann lass es seinâ, sie zuckte mit den Achseln. âIch werde allerdings erst
gehen, wenn du dir angehört hast was ich zu sagen habe.â
Jerusha seufzte resigniert. âNa schön. Ich gebe dir eine Minute â hörst du?
Eine Minute, keine Sekunde mehr oder weniger.â
Emily verdrehte die Augen âDas ist kindisch, Jerusha.â
âNicht kindischer als vor meiner Tür zu campierenâ, sie sah auf ihre
Armbanduhr. âDeine Zeit läuft.â
âWie du willst.â Emily suchte nach den richtigen Worten und räusperte sich.
âEs â es tut mir leid. Ich weià ich hätte dich letzten Samstag nicht so
hängen lassen sollen.â Als ihr Gegenüber nichts erwiderte, fuhr sie fort.
âVielleicht bin ich ja so arrogant wie du denkst, aber das hat dich früher
doch auch nicht gestört.â
âFrüher warst du anders. Ich erkenne dich nicht wieder Emily, ich weià nicht
mehr wer du bist. Natürlich warst du schon immer â na ja eben so wie du
warst. Aber mittlerweile ist dein Perfektionismus ist ja nahezu krankhaft â
wer misst denn bitte den Abstand von Kerzenhaltern nach?â Jerusha redete
sich in Rage. âStändig versuchst du es allen recht zu machen: Deiner
Schwiegermutter, deinem Mann, diesen selbstgefälligen Weibern vom
Frauenverein.â
âDas sind meine Freundinnenâ, erwiderte Emily.
Jerusha sah sie mit funkelnden Augen an. âUnd was bin ich?â
âIch wollte dir nicht wehtun, aber dieses Dinner war sehr wichtig für mich.
Ich hätte dich auch gebrauchtâ, sie holte tief Luft. âWäre es so schwer, dir
hin und wieder ein hübsches Kleid anzuziehen und wenigstens so zu tun, als
ob du dich in meiner Welt wohl fühlst?â
Jerusha schnaubte. âUm mich schief von der Seite ansehen zu lassen?â
âUm mir einen Gefallen zu tun.â
âDu verlangst also von mir, mich wie eine dieser reichen, bornierten Frauen
zu verhalten, nur um dir einen Gefallen zu tun?â
âDu hältst mich also für borniert?â
âDas habe ich doch gar nicht gesagt.â
âHast du. Genauso wie du mich für einen Snob hältst â gibt es vielleicht
noch etwas das du mir an den Kopf werfen willst? Na los - nur zu!â
âDeine Selbstgefälligkeit ist doch wirklich zum kotzen!â
âIch bin selbstgefällig? Du sitzt hier und urteilst über mich und mein Leben
und ich bin selbstgefällig?â Emily verlor endgültig ihre Beherrschung. âIm
Gegensatz zu dir kann ich wenigsten etwas vorweisen!â
âWas denn? Das perfekte Blumenarragement?â, sie brüllte beinahe. âDu
schaffst es doch nicht mal schwanger zu werden.â
Emily schnappte nach Luft, ehe sie mit scharfer Stimme antwortete. âIch habe
wenigstens einen Mann mit dem ich eine Familie gründen kann!â, sie
verschränkte die Arme. âWann hattest du das letzte Mal eine funktionierende
Beziehung? Hattest du überhaupt Mal eine?â
âIch habe Beziehungen.â
âDu hast Affären und das wird sich nie ändern, wenn du nicht endlich
einsiehst, dass man nun mal Eingeständnisse machen muss um eine Beziehung zu
führen.â
âUnd mich wie du selbst aufgeben, nur um einen Mann zu bekommen? Nein
danke.â
âIch habe mich nicht aufgegeben.â
âDu machst dir doch nur was vor.â
âWeiÃt du, ich bin hierher gekommen um mich zu entschuldigen, aber es hat
keinen Sinnâ, verletzt und ratlos schüttelte Emily den Kopf. âIch schätze
das warâs dann wohl.â
âDas denke ich auchâ, antwortete Jerusha bitter.
âGut.â
âJa, sehr gut sogar.â
âDu sagst es.â Emily machte auf dem Absatz kehrt und stürmte das Treppenhaus
hinunter.
âDann geh dochâ, Jerusha stürzte zum Treppengeländern. âUnd lass dich hier
nie wieder sehenâ, rief sie ihr hinterher. âIch brauche dich nichtâ, fügte
sie leise hinzu als das Klappern von Emilys wütenden Schritten schon lange
verklungen war.
Hartford, Sommer 2004
Zu Loreleis Ãberraschung war der Abend bislang relativ gut verlaufen. Luke
benahm sich wie ein Musterschwiegersohn und auch ihre Mutter schien sich
wirklich Mühe zu geben â sie fragte sich allerdings wie lange das noch so
sein würde.
âWie läuft denn ihr kleines Café so?â Bingo. Da war es, Emily hatte zum
Angriff ausgeholt. âIch kann mich nicht beklagen. Es läuft sogar sehr gutâ,
antwortete Luke lächelnd.
âWie schön für sie.â Emily warf ihrer Tochter einen bedeutungsvollen Blick
zu. âSein Café läuft gut.â
Lorelei verdrehte die Augen. âIch weiÃ, Mom. Ich bin jeden Tag da.â
âAch ja richtigâ, sie trank einen Schluck Wein. âSagen sie Luke â hat sich
ihre Meinung über die Romanows mittlerweile geändert?â
âMom!â Lorelei sah sie entsetzt an, doch Emily schüttelte nur verwundert den
Kopf.
âWas denn? Denkst du etwa ich hätte die Hoffnung aufgegeben, dich eines
Tages doch noch vor dem -â, sie wurde unterbrochen.
âRory!â Lorelei sprang erleichtert auf und rannte auf ihre Tochter zu, die
soeben in der Terrassentür erschienen war. Sie fiel ihr um den Hals. âIch
war noch nie so froh dich zu sehen! Rory ist da!â Lorelei runzelte die
Stirn. âWieso bist du da?â
âLange Geschichteâ¦.â Rory zog eine Schnute und wandte sich an Emily. âHi
Grandma. Ich hoffe du bist nicht böse, dass ich doch gekommen bin.â
Emily lächelte. âAber nein, Rory. Ich werde Belinda sagen, sie soll noch ein
Gedeck auflegen.â
âDanke, ich bin nämlich am verhungern.â
Während Emily im Haus verschwand, lies Rory sich auf einen Stuhl fallen
âHallo Luke.â Sie sah sich leicht verwundert um. âIhr esst im Freien?
Warum?â
âDas habe ich mich auch schon gefragt.â Lorelei legte sich ihre Serviette
wieder auf den SchoÃ. âAber vermutlich hatte deine GroÃmutter Angst, Luke
könnte die Böden zerkratzen.â
âGlaubst du wirklich?â, fragte Luke unbehaglich.
Sie zuckte mit den Achseln âTja â möglich wärâs.â
âIch hatte eigentlich den Eindruck, dass sie mich magâ, er sah ratlos von
Lorelei zu Rory.
âDich mögen und trotzdem Angst um das hundert Jahre alte Parkett zu haben,
schlieÃt sich bei ihr nicht unbedingt ausâ, versuchte Lorelei ihn zu
trösten.
âStimmtâ, pflichtete ihr Rory bei.
Luke sah die beiden erstaunt an. âUnd wo werden wir im Winter essen?â
âWie süÃ!â Rory grinste.
âWas ist süà an dieser Frage?â
Lorelei beugte sich zu ihrem Freund. âNa, die Tatsache, dass du noch mal
herkommen willstâ, sie warf Rory einen triumphierenden Blick zu. âDas ist
ein echter Mann: mutig und stark blickt er unerschrocken in seine düstere
Zukunft.â
âJa, er scheint dich wirklich gern zu haben.â
âEr weià eben was gut istâ, erwiderte sie mit einem glücklichen Seufzen,
Lukes Räuspern geflissentlich ignorierend.
âMeinst du er hätte was dagegen, wenn ich ihn Daddy nenne?â, setzte Rory
noch einen drauf. âNein, er würde sich bestimmt geschmeichelt fühlen.â
âOh, klasse!â Rory klatschte mit gespielter Begeisterung in ihre Hände und
hüpfte auf und ab.
âWürdet ihr bitte damit aufhören, so zu tun als ob ich nicht da wäre?â
Lorelei schob die Unterlippe vor. âDu gönnst uns wirklich keinen SpaÃ,
Luke.â
âNicht wenn er auf meine Kosten gehtâ, er zeigte auf Rory. âUnd du wirst
mich nicht Daddy nennen.â
âIn Ordnung.â Sie legte den Kopf schräg und sah ihn nachdenklich an. âWie
wärâs mit Papa?â
âNeinâ, erwiderte er genervt.
âDad? Papi? Vater Luke?â Mutter und Tochter begannen zu kichern.
Luke warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und wollte gerade etwas sagen,
als Emily, das Hausmädchen im Schlepptau, wieder auftauchte.
âDas Gedeck ist für meine Enkeltochter, Belinda.â Emily deutete auf Rory und
nahm Platz. âNun? Wo waren wir vorhin stehen geblieben?â
âBei der Frage was Rory hier machtâ, warf Lorelei schnell ein. âRory?â
âSie hat mich rausgeworfenâ, antwortete diese missmutig.
Die anderen sahen sie erstaunt an. âWieso das denn?â, fragte Luke.
âKeine Ahnung. Ich meine, es lief echt gut und plötzlich sieht sie mich so
komisch an und wirft mich raus.â Hungrig schob sich Rory eine Gabel mit
Erbsen in den Mund und fuhr kauend fort. âEs war beinahe wie in Carrie. Echt
unheimlich.â
âIch hab dir doch gesagt, du sollst nicht über ihre Bilder lachen.â
âLass das Lorelei!â Emily sah ihre Enkelin besorgt an. âUnd was wird jetzt
aus deinem Projekt?â
âKeine Ahnung. Ich werde Professor Lowell irgendwie erklären müssen, dass
meine Aufsätze auch weiterhin langweilig und leblos sein werden.â
Lorelei versuchte ihrer Tochter Mut zu machen. âVielleicht kannst du die
Bromley ja irgendwie umstimmen, Schätzchenâ. Emily verschluckte sich an
ihrem letzten Bissen und klopfte sich hustend auf die Brust.
âDas glaube ich kaum, ihre Worte waren ziemlich eindeutig.â Rory wandte sich
an ihre GroÃmutter âAlles in Ordnung, Grandma?â
âJa.â Emily setzte ein gezwungenes Lächeln auf. âIch - Ich habe mich nur
verschluckt.â
New York, Herbst 1967
Richard schlenderte fröhlich durch die StraÃen Manhattans. Die
Geschäftsbesprechung war gut gelaufen, er war sich sicher den Auftrag an
Land gezogen zu haben. Es gab doch nichts Schöneres als die Aussicht auf
einen Vertragsabschluss. SchlieÃlich blieb er vor Tiffanys stehen,
betrachtete den Schmuck in der Auslage und beschloss Emily eine Kleinigkeit
zu schenken. Er war in den letzten Wochen viel unterwegs gewesen und hatte
kaum Zeit für seine Frau gehabt.
Er wollte gerade in den Laden gehen als er mit einer Frau zusammen stieÃ.
âTut mir leidâ, er sah sie entschuldigend an.
âSchon in Ordnung, Richard.â
âJerusha? Was machst du denn hier?â, fragte er überrascht.
âIch wohne hier.â Sie nickte verlegen. âTja, die Welt ist klein.â
âDas kann man wohl sagenâ, er zeigte auf den Laden. âIch wollte gerade ââ
âOh, ja, ich werde dann einfach mal weitergehenâ, nervös trat sie von einem
Fuà auf den anderen. âIch habe auch noch einiges zu erledigen. Also dannâ¦â
Richard nickte. âJa. Machâs gut.â
âDankeâ, sie wandte sich zum Gehen, drehte sich allerdings noch einmal um.
âHat, ähm, hat es einen bestimmten Grund, dass du ihr Schmuck kaufst?â,
fragte sie zögernd.
âNein, ich dachte mir nur es wäre eine nette Idee.â
Jerusha kam sich albern vor. âOh, in Ordnung. Ich werd dann malâ¦â
Er runzelte nachdenklich die Stirn âWas für einen bestimmten Grund meinst du
denn?â
âAch nichts, ich dachte nurâ, Richard sah sie verständnislos an. âNa ja, du
weiÃt schon â Ich dachte, das ihr â das Emily, dass sie vielleicht endlich
schwanger istâ, sie biss sich auf die Lippe. âIch hätte gar nicht erst
fragen sollen. Tut mir leid.â
âDas muss es nichtâ, Richard lächelte. âAlso dannâ¦â
âJa.â Mit schnellen Schritten entfernte sich Jerusha während Richard ihr
noch lange hinterher sah.
Hartford, Herbst 1967
Richard lag im Bett und starrte nachdenklich an die Decke. Eine Hand auf
seiner Brust, lag Emily eng zusammengerollt neben ihm und schlief. Während
des ganzen Weges von New York nach Hartford hatte Richard fieberhaft
überlegt, ob er ihr von seiner Begegnung mit Jerusha erzählen sollte, ob er
seine Frau auf ihre Bemerkung ansprechen sollte. Als er schlieÃlich zuhause
angekommen war, hatte er es nicht über sich gebracht das Thema
anzuschneiden. Aber die Sache lieà ihm einfach keine Ruhe. Er warf einen
Blick auf Emily und beobachtete wie ihr Körper sich mit jedem Atemzug
regelmäÃig auf und ab bewegte. Vorsichtig strich er eine Strähne aus ihrem
Gesicht. âEmily?â, flüsterte er.
Sie blinzelte verschlafen. âWas ist denn?â
Richard schüttelte den Kopf und sah sie liebevoll an âAch nichts.â
âUnd deswegen weckst du mich?â Emily kuschelte sich an ihn.
âNun jaâ, er nahm seinen Mut zusammen. âIch habe heute Jerusha getroffen.â
Wie vom Blitz getroffen richtete sie sich auf. âDu hast was?â
âWir sind zufällig ineinander gelaufenâ, er nahm ihre Hand. âEs wäre auch
nicht weiter wichtig. Es ist nur so, dass sie ââ
Ein Hauch von Trotz lag in Emilys Stimme als sie antwortete. âDas sie was?â
âSie hat etwas gesagt, dass mich stutzig gemacht hat.â
Sie schluckte und sah ihren Mann verwirrt an. âWas meinst du?â, fragte sie
ihn nach ein paar Sekunden des Schweigens.
âSie hat mich gefragt ob du schwanger bistâ, antwortete Richard leise.
Emily schloss die Augen und senkte den Kopf. âHat sie das?â
âWarum hast du mir nicht erzählt, dass du versuchst schwanger zu werden,
Emily?â Sanft streichelte er ihr über die Wange, doch sie wand sich ab.
âWas hätte das denn genützt? Du wärst doch nur enttäuscht gewesen, wenn es
wieder mal nicht klappt. Wenn der Arzt zum zwanzigsten Mal sagt: Tut mir
leid -â Ihre Stimme stockte und sie versuchte die Fassung zu bewahren. âAlso
dachte ich mir, es wäre besser zu behaupten, ich wolle erst mal ein paar
Jahre warten bevor wir ââ sie brach ab âIch wollte dich nicht enttäuschen.â
âDas könntest du doch niemals.â Richard nahm sie in die Arme und sie presste
ihren Kopf an seine Schulter. âDu darfst mir so was nie wieder
verheimlichen, versprichst du mir das?â Emily nickte schniefend und er
küsste sie zärtlich. âIch liebe dich, Emily Gilmore.â Lächelnd wischte
Richard eine Träne aus ihrem Gesicht. âUnd das mit dem Baby werden wir auch
noch hinkriegen.â
Dorham, Sommer 2004
âIst ja gut, ich komme schon!â Schlaftrunken griff Jerusha nach ihrem
Morgenmantel und stolperte die Treppe herunter während das Klopfen immer
lauter wurde. âEs ist ein Uhr nachts, was zum Teufel ââ, wütend riss sie die
Tür auf. âEmily!?!â
To be continued
ATN: ATN: Sorry hat doch länger gedauert, aber das Layout hat verrückt gespielt - und sieht jetzt immer noch zk aus.... wie auch immer: Hier wäre also Kapitel 4 â bin mal gespannt was ihr dazu zu sagen habt. Hoffe es war lange genug. Na los â nur her mit der Kritik. Wäre schon mal ein bischen was bezüglich des Inhalts zu hören;-) *GG*
Die nächsten Kapitel sind alle so halb fertig. Kann also leider wieder ne Weile dauern, bis das nächste kommt - was auch vom erscheinen meines Nachbarn abhängt. Riska
Dorham, Sommer 2004
Jerusha Bromley zeichnete die letzten Konturen des Bildes nach und warf hin
und wieder einen verstohlenen Blick auf Rory. Diese saà mit gekreuzten
Beinen in Jerushas altem Ledersessel und las versunken in einem Buch über
moderne Kunst. âDeja-vu.â
Rory sah auf. âDeja-vu?â
âIch hatte eben eins.â Jerusha trat einen Schritt zurück. Zufrieden
betrachtete sie das fertige Bild. âUnd wie findest du es?â
Rory stand auf und sah sich die noch feuchte Leinwand an. âWowh, ist echt
schön geworden.â
âDanke sehr.â Jerusha begann ihre Pinsel zu säubern.
âWas ist so ein Bild denn wert?â, fragte Rory neugierig.
âNun â das kommt ganz darauf an, welches Verhandlungsgeschick der Galerist
hatâ, sie zuckte mit den Schultern. âDieses hier dürfte so um die
zehn-fünfzehntausend Dollar bringen.â
âFünfzehntausend Dollar?â Rory blieb der Mund offen stehen. âDamit könnte
man eine gediegene Weltreise machen und sich hinterher noch locker ein Eis
kaufenâ, sie machte ein ungläubiges Gesicht und Jerusha begann zu lachen.
âGanz schön viel Geld für ein bisschen Farbe, was?â
âNa ja â ich habe zwar gelesen, dass ihre Bilder gut sind, aber so gut?â,
sie spürte wie ihr Blut in die Wangen schoss. âIch finde sie natürlich auch
klasse, aber ich bin kein Kunstexperteâ, fügte sie schnell hinzu.
âIch habe Glück gehabt. Die Leute mögen meine Bilder und sind bereit viel
Geld dafür zu bezahlenâ, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. âFrüher
wollte ich mit meinen Bildern immer nur genug zum Ãberleben verdienen und
jetzt fahre ich einen Mercedes, habe ein Ferienhaus in der Bretagne und ââ,
sie brach ab und biss sich auf die Lippe. âEs geht alles so furchtbar
schnell, Rory. Gestern musste ich noch bedienen um meine Miete zu zahlen,
und heute lasse ich mich bedienen.â
âAber es ist doch schön, dass sie so erfolgreich sind.â
âIch â â, Jerusha sah Rory erstaunt an. Sie konnte es sich selbst nicht
erklären, aber irgendwie hatte das Mädchen etwas merkwürdig Vertrautes an
sich. Es war fast so als ob â âOh mein Gott.â Sie holte tief Luft. âIch
denke du solltest jetzt besser gehen Rory, ich, ich habe noch einiges zu
erledigen und ââ sie hob abwehrend die Hände.
âAber ââ Rory war perplex.
âSei mir nicht böse, aber ich denke du solltest wirklich besser gehen.
AuÃerdem halte ich es für keine sonderlich gute Idee dieses alberne Projekt
fortzuführen.â Mit zitternden Händen steckte sie sich eine Zigarette an.
âDas verstehe ich nicht. Ich meine - ich weiÃ, dass du mir nicht beibringen
kannst wie man kreativ ist, aber ich hatte wirklich viel Spaà heute. Es war
einfach nur schön hier zu sitzen und sich über Bilder zu unterhalten, Kaffee
zu trinken und dir beim Malen zuzusehenâ, sprudelte es aus Rory heraus, doch
Jerusha schüttelte energisch den Kopf.
âEs tut mir leid, Rory. Ich weià du kannst das nicht verstehen, aber es geht
einfach nicht.â
âJa, aberâ¦â
âIch sagte, es geht nicht!â, erwiderte Jerusha ruppig.
âOh okay, â enttäuscht griff Rory nach ihrer Tasche und warf die gläserne
Tür des Ateliers knallend hinter sich zu. Als sie weg war, lies Jerusha sich
auf Sessel fallen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Weshalb war ihr
diese Ãhnlichkeit nicht von Anfang an aufgefallen? Weshalb hatte sie Rory
nicht schon heute Morgen weggeschickt?
New York, Sommer 1967
Jerusha lief in ihrem Appartement auf und ab und hielt sich die Ohren zu.
Bereits seit zehn Minuten klingelte es Sturm und langsam begann es ihr
mächtig auf die Nerven zu gehen.
âJerusha, verdammt, machâ endlich auf!â, ertönte Emilys ungeduldige Stimme.
âDas werde ich nicht!â
âNa schön, wie du willst. Ich habe Zeit.â
Das Klingeln hörte auf und Jerusha lies sich auf den Ledersessel fallen.
âDie habe ich auchâ, sie griff nach einem Buch um zu lesen, konnte sich
jedoch nicht konzentrieren. SchlieÃlich warf sie es zur Seite und begann
ungeduldig mit ihrem Fuà zu wippen. Nachdem sie einige Minuten nichts mehr
gehört hatte, ging sie leise ging sie zur Tür und spähte durch den Spion.
âDas glaub ich einfach nicht!â, sie riss die Tür auf.
âNa endlich.â Emily stand von der Treppe auf.
âIch habe keine Lust mit dir zu reden, Emily.â
âDann lass es seinâ, sie zuckte mit den Achseln. âIch werde allerdings erst
gehen, wenn du dir angehört hast was ich zu sagen habe.â
Jerusha seufzte resigniert. âNa schön. Ich gebe dir eine Minute â hörst du?
Eine Minute, keine Sekunde mehr oder weniger.â
Emily verdrehte die Augen âDas ist kindisch, Jerusha.â
âNicht kindischer als vor meiner Tür zu campierenâ, sie sah auf ihre
Armbanduhr. âDeine Zeit läuft.â
âWie du willst.â Emily suchte nach den richtigen Worten und räusperte sich.
âEs â es tut mir leid. Ich weià ich hätte dich letzten Samstag nicht so
hängen lassen sollen.â Als ihr Gegenüber nichts erwiderte, fuhr sie fort.
âVielleicht bin ich ja so arrogant wie du denkst, aber das hat dich früher
doch auch nicht gestört.â
âFrüher warst du anders. Ich erkenne dich nicht wieder Emily, ich weià nicht
mehr wer du bist. Natürlich warst du schon immer â na ja eben so wie du
warst. Aber mittlerweile ist dein Perfektionismus ist ja nahezu krankhaft â
wer misst denn bitte den Abstand von Kerzenhaltern nach?â Jerusha redete
sich in Rage. âStändig versuchst du es allen recht zu machen: Deiner
Schwiegermutter, deinem Mann, diesen selbstgefälligen Weibern vom
Frauenverein.â
âDas sind meine Freundinnenâ, erwiderte Emily.
Jerusha sah sie mit funkelnden Augen an. âUnd was bin ich?â
âIch wollte dir nicht wehtun, aber dieses Dinner war sehr wichtig für mich.
Ich hätte dich auch gebrauchtâ, sie holte tief Luft. âWäre es so schwer, dir
hin und wieder ein hübsches Kleid anzuziehen und wenigstens so zu tun, als
ob du dich in meiner Welt wohl fühlst?â
Jerusha schnaubte. âUm mich schief von der Seite ansehen zu lassen?â
âUm mir einen Gefallen zu tun.â
âDu verlangst also von mir, mich wie eine dieser reichen, bornierten Frauen
zu verhalten, nur um dir einen Gefallen zu tun?â
âDu hältst mich also für borniert?â
âDas habe ich doch gar nicht gesagt.â
âHast du. Genauso wie du mich für einen Snob hältst â gibt es vielleicht
noch etwas das du mir an den Kopf werfen willst? Na los - nur zu!â
âDeine Selbstgefälligkeit ist doch wirklich zum kotzen!â
âIch bin selbstgefällig? Du sitzt hier und urteilst über mich und mein Leben
und ich bin selbstgefällig?â Emily verlor endgültig ihre Beherrschung. âIm
Gegensatz zu dir kann ich wenigsten etwas vorweisen!â
âWas denn? Das perfekte Blumenarragement?â, sie brüllte beinahe. âDu
schaffst es doch nicht mal schwanger zu werden.â
Emily schnappte nach Luft, ehe sie mit scharfer Stimme antwortete. âIch habe
wenigstens einen Mann mit dem ich eine Familie gründen kann!â, sie
verschränkte die Arme. âWann hattest du das letzte Mal eine funktionierende
Beziehung? Hattest du überhaupt Mal eine?â
âIch habe Beziehungen.â
âDu hast Affären und das wird sich nie ändern, wenn du nicht endlich
einsiehst, dass man nun mal Eingeständnisse machen muss um eine Beziehung zu
führen.â
âUnd mich wie du selbst aufgeben, nur um einen Mann zu bekommen? Nein
danke.â
âIch habe mich nicht aufgegeben.â
âDu machst dir doch nur was vor.â
âWeiÃt du, ich bin hierher gekommen um mich zu entschuldigen, aber es hat
keinen Sinnâ, verletzt und ratlos schüttelte Emily den Kopf. âIch schätze
das warâs dann wohl.â
âDas denke ich auchâ, antwortete Jerusha bitter.
âGut.â
âJa, sehr gut sogar.â
âDu sagst es.â Emily machte auf dem Absatz kehrt und stürmte das Treppenhaus
hinunter.
âDann geh dochâ, Jerusha stürzte zum Treppengeländern. âUnd lass dich hier
nie wieder sehenâ, rief sie ihr hinterher. âIch brauche dich nichtâ, fügte
sie leise hinzu als das Klappern von Emilys wütenden Schritten schon lange
verklungen war.
Hartford, Sommer 2004
Zu Loreleis Ãberraschung war der Abend bislang relativ gut verlaufen. Luke
benahm sich wie ein Musterschwiegersohn und auch ihre Mutter schien sich
wirklich Mühe zu geben â sie fragte sich allerdings wie lange das noch so
sein würde.
âWie läuft denn ihr kleines Café so?â Bingo. Da war es, Emily hatte zum
Angriff ausgeholt. âIch kann mich nicht beklagen. Es läuft sogar sehr gutâ,
antwortete Luke lächelnd.
âWie schön für sie.â Emily warf ihrer Tochter einen bedeutungsvollen Blick
zu. âSein Café läuft gut.â
Lorelei verdrehte die Augen. âIch weiÃ, Mom. Ich bin jeden Tag da.â
âAch ja richtigâ, sie trank einen Schluck Wein. âSagen sie Luke â hat sich
ihre Meinung über die Romanows mittlerweile geändert?â
âMom!â Lorelei sah sie entsetzt an, doch Emily schüttelte nur verwundert den
Kopf.
âWas denn? Denkst du etwa ich hätte die Hoffnung aufgegeben, dich eines
Tages doch noch vor dem -â, sie wurde unterbrochen.
âRory!â Lorelei sprang erleichtert auf und rannte auf ihre Tochter zu, die
soeben in der Terrassentür erschienen war. Sie fiel ihr um den Hals. âIch
war noch nie so froh dich zu sehen! Rory ist da!â Lorelei runzelte die
Stirn. âWieso bist du da?â
âLange Geschichteâ¦.â Rory zog eine Schnute und wandte sich an Emily. âHi
Grandma. Ich hoffe du bist nicht böse, dass ich doch gekommen bin.â
Emily lächelte. âAber nein, Rory. Ich werde Belinda sagen, sie soll noch ein
Gedeck auflegen.â
âDanke, ich bin nämlich am verhungern.â
Während Emily im Haus verschwand, lies Rory sich auf einen Stuhl fallen
âHallo Luke.â Sie sah sich leicht verwundert um. âIhr esst im Freien?
Warum?â
âDas habe ich mich auch schon gefragt.â Lorelei legte sich ihre Serviette
wieder auf den SchoÃ. âAber vermutlich hatte deine GroÃmutter Angst, Luke
könnte die Böden zerkratzen.â
âGlaubst du wirklich?â, fragte Luke unbehaglich.
Sie zuckte mit den Achseln âTja â möglich wärâs.â
âIch hatte eigentlich den Eindruck, dass sie mich magâ, er sah ratlos von
Lorelei zu Rory.
âDich mögen und trotzdem Angst um das hundert Jahre alte Parkett zu haben,
schlieÃt sich bei ihr nicht unbedingt ausâ, versuchte Lorelei ihn zu
trösten.
âStimmtâ, pflichtete ihr Rory bei.
Luke sah die beiden erstaunt an. âUnd wo werden wir im Winter essen?â
âWie süÃ!â Rory grinste.
âWas ist süà an dieser Frage?â
Lorelei beugte sich zu ihrem Freund. âNa, die Tatsache, dass du noch mal
herkommen willstâ, sie warf Rory einen triumphierenden Blick zu. âDas ist
ein echter Mann: mutig und stark blickt er unerschrocken in seine düstere
Zukunft.â
âJa, er scheint dich wirklich gern zu haben.â
âEr weià eben was gut istâ, erwiderte sie mit einem glücklichen Seufzen,
Lukes Räuspern geflissentlich ignorierend.
âMeinst du er hätte was dagegen, wenn ich ihn Daddy nenne?â, setzte Rory
noch einen drauf. âNein, er würde sich bestimmt geschmeichelt fühlen.â
âOh, klasse!â Rory klatschte mit gespielter Begeisterung in ihre Hände und
hüpfte auf und ab.
âWürdet ihr bitte damit aufhören, so zu tun als ob ich nicht da wäre?â
Lorelei schob die Unterlippe vor. âDu gönnst uns wirklich keinen SpaÃ,
Luke.â
âNicht wenn er auf meine Kosten gehtâ, er zeigte auf Rory. âUnd du wirst
mich nicht Daddy nennen.â
âIn Ordnung.â Sie legte den Kopf schräg und sah ihn nachdenklich an. âWie
wärâs mit Papa?â
âNeinâ, erwiderte er genervt.
âDad? Papi? Vater Luke?â Mutter und Tochter begannen zu kichern.
Luke warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und wollte gerade etwas sagen,
als Emily, das Hausmädchen im Schlepptau, wieder auftauchte.
âDas Gedeck ist für meine Enkeltochter, Belinda.â Emily deutete auf Rory und
nahm Platz. âNun? Wo waren wir vorhin stehen geblieben?â
âBei der Frage was Rory hier machtâ, warf Lorelei schnell ein. âRory?â
âSie hat mich rausgeworfenâ, antwortete diese missmutig.
Die anderen sahen sie erstaunt an. âWieso das denn?â, fragte Luke.
âKeine Ahnung. Ich meine, es lief echt gut und plötzlich sieht sie mich so
komisch an und wirft mich raus.â Hungrig schob sich Rory eine Gabel mit
Erbsen in den Mund und fuhr kauend fort. âEs war beinahe wie in Carrie. Echt
unheimlich.â
âIch hab dir doch gesagt, du sollst nicht über ihre Bilder lachen.â
âLass das Lorelei!â Emily sah ihre Enkelin besorgt an. âUnd was wird jetzt
aus deinem Projekt?â
âKeine Ahnung. Ich werde Professor Lowell irgendwie erklären müssen, dass
meine Aufsätze auch weiterhin langweilig und leblos sein werden.â
Lorelei versuchte ihrer Tochter Mut zu machen. âVielleicht kannst du die
Bromley ja irgendwie umstimmen, Schätzchenâ. Emily verschluckte sich an
ihrem letzten Bissen und klopfte sich hustend auf die Brust.
âDas glaube ich kaum, ihre Worte waren ziemlich eindeutig.â Rory wandte sich
an ihre GroÃmutter âAlles in Ordnung, Grandma?â
âJa.â Emily setzte ein gezwungenes Lächeln auf. âIch - Ich habe mich nur
verschluckt.â
New York, Herbst 1967
Richard schlenderte fröhlich durch die StraÃen Manhattans. Die
Geschäftsbesprechung war gut gelaufen, er war sich sicher den Auftrag an
Land gezogen zu haben. Es gab doch nichts Schöneres als die Aussicht auf
einen Vertragsabschluss. SchlieÃlich blieb er vor Tiffanys stehen,
betrachtete den Schmuck in der Auslage und beschloss Emily eine Kleinigkeit
zu schenken. Er war in den letzten Wochen viel unterwegs gewesen und hatte
kaum Zeit für seine Frau gehabt.
Er wollte gerade in den Laden gehen als er mit einer Frau zusammen stieÃ.
âTut mir leidâ, er sah sie entschuldigend an.
âSchon in Ordnung, Richard.â
âJerusha? Was machst du denn hier?â, fragte er überrascht.
âIch wohne hier.â Sie nickte verlegen. âTja, die Welt ist klein.â
âDas kann man wohl sagenâ, er zeigte auf den Laden. âIch wollte gerade ââ
âOh, ja, ich werde dann einfach mal weitergehenâ, nervös trat sie von einem
Fuà auf den anderen. âIch habe auch noch einiges zu erledigen. Also dannâ¦â
Richard nickte. âJa. Machâs gut.â
âDankeâ, sie wandte sich zum Gehen, drehte sich allerdings noch einmal um.
âHat, ähm, hat es einen bestimmten Grund, dass du ihr Schmuck kaufst?â,
fragte sie zögernd.
âNein, ich dachte mir nur es wäre eine nette Idee.â
Jerusha kam sich albern vor. âOh, in Ordnung. Ich werd dann malâ¦â
Er runzelte nachdenklich die Stirn âWas für einen bestimmten Grund meinst du
denn?â
âAch nichts, ich dachte nurâ, Richard sah sie verständnislos an. âNa ja, du
weiÃt schon â Ich dachte, das ihr â das Emily, dass sie vielleicht endlich
schwanger istâ, sie biss sich auf die Lippe. âIch hätte gar nicht erst
fragen sollen. Tut mir leid.â
âDas muss es nichtâ, Richard lächelte. âAlso dannâ¦â
âJa.â Mit schnellen Schritten entfernte sich Jerusha während Richard ihr
noch lange hinterher sah.
Hartford, Herbst 1967
Richard lag im Bett und starrte nachdenklich an die Decke. Eine Hand auf
seiner Brust, lag Emily eng zusammengerollt neben ihm und schlief. Während
des ganzen Weges von New York nach Hartford hatte Richard fieberhaft
überlegt, ob er ihr von seiner Begegnung mit Jerusha erzählen sollte, ob er
seine Frau auf ihre Bemerkung ansprechen sollte. Als er schlieÃlich zuhause
angekommen war, hatte er es nicht über sich gebracht das Thema
anzuschneiden. Aber die Sache lieà ihm einfach keine Ruhe. Er warf einen
Blick auf Emily und beobachtete wie ihr Körper sich mit jedem Atemzug
regelmäÃig auf und ab bewegte. Vorsichtig strich er eine Strähne aus ihrem
Gesicht. âEmily?â, flüsterte er.
Sie blinzelte verschlafen. âWas ist denn?â
Richard schüttelte den Kopf und sah sie liebevoll an âAch nichts.â
âUnd deswegen weckst du mich?â Emily kuschelte sich an ihn.
âNun jaâ, er nahm seinen Mut zusammen. âIch habe heute Jerusha getroffen.â
Wie vom Blitz getroffen richtete sie sich auf. âDu hast was?â
âWir sind zufällig ineinander gelaufenâ, er nahm ihre Hand. âEs wäre auch
nicht weiter wichtig. Es ist nur so, dass sie ââ
Ein Hauch von Trotz lag in Emilys Stimme als sie antwortete. âDas sie was?â
âSie hat etwas gesagt, dass mich stutzig gemacht hat.â
Sie schluckte und sah ihren Mann verwirrt an. âWas meinst du?â, fragte sie
ihn nach ein paar Sekunden des Schweigens.
âSie hat mich gefragt ob du schwanger bistâ, antwortete Richard leise.
Emily schloss die Augen und senkte den Kopf. âHat sie das?â
âWarum hast du mir nicht erzählt, dass du versuchst schwanger zu werden,
Emily?â Sanft streichelte er ihr über die Wange, doch sie wand sich ab.
âWas hätte das denn genützt? Du wärst doch nur enttäuscht gewesen, wenn es
wieder mal nicht klappt. Wenn der Arzt zum zwanzigsten Mal sagt: Tut mir
leid -â Ihre Stimme stockte und sie versuchte die Fassung zu bewahren. âAlso
dachte ich mir, es wäre besser zu behaupten, ich wolle erst mal ein paar
Jahre warten bevor wir ââ sie brach ab âIch wollte dich nicht enttäuschen.â
âDas könntest du doch niemals.â Richard nahm sie in die Arme und sie presste
ihren Kopf an seine Schulter. âDu darfst mir so was nie wieder
verheimlichen, versprichst du mir das?â Emily nickte schniefend und er
küsste sie zärtlich. âIch liebe dich, Emily Gilmore.â Lächelnd wischte
Richard eine Träne aus ihrem Gesicht. âUnd das mit dem Baby werden wir auch
noch hinkriegen.â
Dorham, Sommer 2004
âIst ja gut, ich komme schon!â Schlaftrunken griff Jerusha nach ihrem
Morgenmantel und stolperte die Treppe herunter während das Klopfen immer
lauter wurde. âEs ist ein Uhr nachts, was zum Teufel ââ, wütend riss sie die
Tür auf. âEmily!?!â
To be continued
ATN: ATN: Sorry hat doch länger gedauert, aber das Layout hat verrückt gespielt - und sieht jetzt immer noch zk aus.... wie auch immer: Hier wäre also Kapitel 4 â bin mal gespannt was ihr dazu zu sagen habt. Hoffe es war lange genug. Na los â nur her mit der Kritik. Wäre schon mal ein bischen was bezüglich des Inhalts zu hören;-) *GG*
Die nächsten Kapitel sind alle so halb fertig. Kann also leider wieder ne Weile dauern, bis das nächste kommt - was auch vom erscheinen meines Nachbarn abhängt. Riska