28.10.2004, 20:23
~*Kapitel 5*~
Dorham, Sommer 2004
Jerusha sah ihr Gegenüber erstaunt an und wusste nicht was sie sagen sollte. Emily kam jedoch sofort und ohne Umschweife auf den Grund ihres Besuches zu sprechen.
âDu wirst meiner Enkeltochter weiterhin Unterricht geben.â
âDas werde ich nicht!â, erwiderte Jerusha lautstark.
âUnd ob du das wirst! Du wirst über deinen Schatten springen, sie anrufen und ihr sagen das du es dir anders überlegt hast!â, forderte Emily mit Nachdruck.
Jerusha verschränkte die Arme und hob spöttisch eine Augenbraue âWarum sollte ich das wohl tun?â
âWeil ich es so will. Ich werde es nämlich nicht zulassen, dass sie Ãrger in der Universität bekommt, nur weil du dich wie ein kleines Kind aufführst. Das zwischen uns hat nichts mit Rory zu tun, also wirst du sie weiter empfangen, du wirst nett zu ihr sein und dafür sorgen das sie das Projekt erfolgreich abschlieÃt.â
Jerusha warf die Hände in die Luft. âGott, Emily - wann wirst du endlich damit aufhören alles in der Welt zu ändern damit es genauso aussieht, handelt und spricht wie du?â
âBis alles so ist wie ich es willâ, erwiderte sie kühl.
âJa, aber du arbeitest 24 Stunden am Tag daran. Wann bist du das letzte Mal ausgegangen? Ich meine nicht eines dieser Gala-Diners, ich spreche davon auszugehen um sich zu amüsieren.â
Emily zuckte kurz zusammen, ging aber nicht darauf ein âWirst du Rory anrufen?â
âIch werde â â Jerusha unterbrach sich seufzend. âNa schön, gut. Ich werde sie anrufen. Zufrieden?â
âAllerdings!â Emily wandte sich zum Gehen. âUnd noch etwas: Es besteht keinerlei Anlass ihr zu erzählen das wir uns kennen.â
Stars Hollow, Sommer 2004
Es war ein strahlender Sonntagmorgen und Lorelei und Rory saÃen zufrieden in Lukes Diner und genossen ihr Frühstück, das aus Pancakes, Omelette und Rührei mit Speck bestand.
âHat sie gesagt weshalb sie ihre Meinung geändert hat?â, fragte Lorelei ihre Tochter zwischen zwei Bissen.
âNein.â Rory trank einen Schluck Kaffee.
Lorelei sah Rory fragend an, diese machte jedoch keinerlei Anstalten weiter zu sprechen âWirst du hingehen?â
âKeine Ahnung.â, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. âErst ist sie nett, dann wirft sie mich raus und dann entschuldigt sie sich plötzlich dafür.â
Lorelei grinste âKünstler sind nun mal alle ein bisschen seltsamâ.
âGilt diese Regel auch für Kirk?â Luke war unbemerkt an ihrem Tisch aufgetaucht und schenkte Kaffee nach. Rory und Lorelei sahen zu Kirk, der gerade damit beschäftigt war eine Pyramide aus SüÃstofftütchen zu bauen.
âFür Kirk gibt es keine Regeln, er ist einfach nur â ähm â Kirk.â
âJa.â Lorelei kicherte â - und steckt nicht in jedem von uns ein kleiner Kirk?â
âUahhh, ich hoffe nicht.â Rory schüttelte sich, während ihre Mutter ihr ein Zeichen machte. Die beiden tauschten einen bedeutungsvollen Blick und strahlten Luke mit ihrem schönsten Lächeln an. Der musterte sie nickend und begann sich langsam rückwärts vom Tisch zu entfernen. âVergesst es - was auch immer es ist â vergesst es!â
âWillst du dir nicht erstmal anhören um was es sich handelt?â, zwitscherte Lorelei.
âNein, denn als du mich das letzte Mal so angesehen hast, saà ich im nächsten Augenblick im Anzug auf der Couch deiner Mutter.â Er unterstrich seine Antwort mit einer energischen Handbewegung.
âEs hat nichts mit meiner Mutter zu tun. Nicht wahr Rory?â
âDefinitiv nicht. Definitiv nichts mit Grandma. Definitiv nicht kein Dinner im Hause Gilmore. Definitiv nicht.â
âOkay Rainman, ich habâs verstanden.â Er stemmte die Hände in die Hüften. âAlso, was ist es dann Lorelei? Immerhin hast du dir Rory zur Unterstützung mitgebracht.â
Lorelei legte ihr Besteck zur Seite und faltete die Hände. âNun, Luke. SüÃer, kleiner, lieber, mutiger, einmaliger Luke â das Essen mit meiner Mutter war doch gar nicht so schlimm.â Luke runzelte die Stirn und begann wieder misstrauisch zu nicken. âDu hast selbst gesagt, dass es gut gelaufen ist â â, Hilfesuchend wand sie sich an ihre Tochter. âÃhm Rory!?!â
âEs lief sogar sehr gut.â Luke nickte noch immer und die Falten auf seiner Stirn zogen sich bedrohlich eng zusammen. âDu hast sogar die Vermutung angestellt, dass meine GroÃmutter dich mag. Richtig?â
âMmmhâ¦..â, antwortete er und die Furchen auf seiner Stirn wurden noch tiefer.
âDu kennst also Grandma.â Rory brach ab, schob die Unterlippe vor und sah ihre Mutter an. âEr guckt so böse, ich habe Angst.â
âOkay.â Lorelei holte tief Luft. âMein Dad â ähm, er würde unglaublich gerne das Dragonfly sehen und auch Sookies Küche testenâ, sie räusperte sich. âMit dir.â
Luke hörte auf zu nicken und erstarrte.
âIst das ein gutes Zeichen?â, fragte Rory.
Lorelei zuckte mit den Achseln âDas letzte Mal hat er auch aufgehört zu atmen. Also denke ich schonâ¦.â
âOkay, gutâ, sie griff nach ihrer Tasche. âIch muss jetzt los.â
âLos? Wohin â hey. Du kannst mich hier nicht hängen lassen mit, mit â Neville Longbottom.â
âTut mir leid. Aber Jerusha Bromley wartet auf michâ, entschuldigte Rory sich.
âAber, aber â du wolltest doch nicht mehr hingehen.â
âIch sagte, ich weià es nicht. Aber lieber ein Tag mit Jekyll und Hyde, als noch weitere fünf Minuten mit Chuckie und seiner Braut. AuÃerdem könntest du mir noch sehr, sehr dankbar dafür sein.â Mit diesen Worten verschwand sie und Lorelei lies ihren Kopf auf den Tisch fallen.
âIhr habt wirklich alle einen an der Klatscheâ, brummte Luke und goss Lorelei noch etwas Kaffee ein. âDer geht aufs Haus.â
Sie sah auf. âDanke!â
âAber ich werde keine Krawatte tragen.â
Lorelei lächelte und nippte an ihrem Kaffee. âMein Dad steht sowieso mehr auf Fliegenâ¦â¦â Ohne sie weiter zu beachten, verschwand Luke in der Küche und sah händeringend gen Himmel.
Hartford, Frühjahr 1968
Richard saà in seinem Arbeitszimmer und ging zum siebten Mal an diesem Abend seine Notizen zu asiatischem Versicherungsrecht durch, da er das seltsame Gefühl hatte etwas Wichtiges übersehen zu haben â er wusste nur noch nicht was. Gerade als er nach einem Buch über internationale Verträge griff, öffnete sich die Tür.
âRichard?â Emily betrat das Zimmer.
âEmily? Wieso schläfst du denn nicht? Es ist zwei Uhr morgensâ, fragte er erstaunt.
Sie setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und verschränkte die Arme âDasselbe sollte ich dich fragen. Es ist zwei Uhr morgens und in vier Stunden geht dein Flug. Denkst du nicht, dass du wenigstens etwas schlafen solltest?â
âDas kann ich auch im Fliegerâ, erwiderte er und begann in dem Buch zu blättern.
Emily seufzte. âIn Ordnung.â
âSchlaf gut, Lieblingâ, murmelte Richard, in Gedanken schon wieder bei Verordnungen und Gesetzen. Emily wand sich zum Gehen, hielt jedoch inne und beobachtete ihren Mann einige Minuten schweigend. âRichard?â, fragte sie schlieÃlich.
âWolltest du nicht ins Bett?â
âNein. Das heiÃt ja. Aber ââ, sie schüttelte den Kopf. âIst das denn wirklich so wichtig?â
âNatürlich ist es das, diese Japaner sind extrem pingelig.â Er sah von seinem Schreibtisch auf. âWas hast du denn?â
âWas ich habe? Nun, morgen in aller Frühe geht dein Flieger und du wirst für drei Wochen tausende von Meilen weg sein, das habe ichâ, antwortete sie trotzig.
âAber Emily, das ist doch nicht das erste Malâ, versuchte Richard einzulenken.
âUnd es wird auch nicht das letzte Mal sein, ich weiÃ. Aber normalerweise nimmst du dir wenigstens die Zeit mit mir zu Abend zu essen, bevor du für längere Zeit verreist.â
Richard nahm seine Brille ab und sah seine Frau überrascht an. âAber warum hast du denn nichts gesagt?â
âWeil ich dachte ââ Sie hielt inne und rieb sich die Schläfen âKeine Ahnung was ich dachte.â
âNa schönâ, er nahm ihre Hand und zog sie lächelnd auf seinen SchoÃ. âIch hätte da auch schon eine Idee was wir jetzt machen könnten.â
âBitte? Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich jetztâ¦â, fragte sie fassungslos.
âDoch das glaube ich.â Er strich ihr über die Wange âIch glaube wirklich ernsthaft, dass du jetzt mit mir in die Küche gehen wirst, wir eine Flasche Wein öffnen werden und den Kühlschrank plündern.â
Emily konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. âDas ist doch verrückt.â
âVielleicht ist es das, aber dein Wunsch ist mir Befehlâ, er zog sie an sich âAlso, was ist?â
âIch bin nicht hungrig, Richard.â
âAber du hast dich doch eben darüber beschwert, dass ich nicht mit dir zu Abend gegessen habe.â
âEs ging mir nicht um das Essen, sondern darum wenigstens etwas Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Meinem Mann, den ich in den letzten Wochen kaum gesehen habe und in den nächsten drei Wochen überhaupt nicht sehen werde.â
âEs wird besser werden, wenn die Firma erst mal etabliert ist.â
âUnd wann wird das sein? Ich möchte nämlich nicht das eines Tages ein mir völlig Unbekannter im Wohnzimmer steht und behauptet er wäre mein Mann.â
âGlaubst du etwa, ich würde nicht gerne mehr Zeit mit dir verbringen?â
âDann tu es doch einfach. Du hattest in den letzten zwei Jahren keinen einzigen freien Tag. Ich verlange ja nicht von dir, dass du alles stehen und liegen lässt. Aber hin und wieder nur ein Abend für uns beide allein, keine Geschäftsessen, keine Wohltätigkeitsveranstaltungen, nur wir beide.â Sie vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. âIch vermisse dich nun mal.â
Richard strich ihr übers Haar und wusste einen Moment lang nicht was er sagen sollte. âIch wusste nicht dass ich ein so schlechter Ehemann bin.â
âAber das bist du doch auch nicht, ich möchte mit keinem anderen verheiratet seinâ, sie sah ihm in die Augen. âDas alles ist mehr als ich mir jemals erträumt hätte.â Sie küsste ihn, erst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher und die beiden sanken auf den Schreibtisch.
âAlso kein Mitternachtssnack?â, flüsterte Richard in ihr Ohr und Emily schüttelte lächelnd den Kopf. âKein Mitternachtssnack.â
Dorham, Herbst 2004
Die ganze Nacht über hatte Jerusha sich schlaflos im Bett gewälzt und gefragt, weshalb sie Emilys Forderung erfüllt hatte. Eine Frage die sich sofort von selbst beantwortete als Rory am nächsten Morgen in ihrem Atelier stand. Es war simple Neugier gewesen und Jerusha ärgerte sich ihr nachgegeben zu haben. Andererseits war es schön gewesen Emily wieder zu sehen. In all den Jahren hatte sie oft genug zum Telefonhörer gegriffen, ihn jedoch immer wieder zur Seite gelegt. Es war nicht nur dieser elende Streit gewesen. Nie würde nie den Abend vergessen, als Lorelei Gilmore sie mit diesem stechenden Blick angesehen hatte. âEmily, du hast mir doch selbst erzählt, dass Jerusha aus Queens stammt. Ich nehme also nicht an, dass ihr Eltern genügend finanzielle Mittel haben um sie zu unterstützen.â Queens. Bis zu ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag war sie nie dort gewesen - sie war ebenso wie Emily in Detroit aufgewachsen, sie hatten sich gekannt seit sie kleine Kinder gewesen waren. âVerdammt!â
Rory sah von ihrem Buch auf. âWas ist denn?â
âNichts, ich habe nur zu sehr aufgedrückt.â Missmutig betrachtete Jerusha den groÃen schwarzen Fleck auf der Leinwand und warf wütend ihren Pinsel zur Seite. âHeute ist wohl nicht mein Tag.â
âOh ââ, unruhig rutschte Rory auf dem Sessel hin und her. âIch hoffe ich bin nicht schuld daran.â
âNein, aber deine GroÃmutterâ, hätte Jerusha am liebsten geantwortet, verkniff es sich allerdings. âNein, natürlich nicht, ich habe heute Nacht nur nicht sonderlich gut geschlafenâ, sagte sie stattdessen und griff nach ihren Zigaretten. âTja, du wirst die nächsten sechs Mal nicht lesend bei mir im Atelier verbringen können wenn dir das Projekt etwas bringen soll.â
Rory nickte âIch weià â und na ja, ich hätte da auch schon eine Idee.â
âAch ja?â, fragte Jerusha erleichtert.
âDas Projekt soll uns Kunst im Alltag vermitteln. Also dachte ich mir ââ, sie überlegte, wie sie es am besten formulieren sollte. âIch habe mir überlegt, also nehmen wir mal an in einer kleinen Stadt namens ähm Hars Stollow.â
Jerusha runzelte die Stirn âHars Stollow? Noch nie gehört.â
âEs ist ja auch nur eine sehr kleine, praktisch winzige Phantasiestadt.â
âIn Ordnung. Hars Stollow also.â
âExakt. In dieser kleinen malerischen Stadt befindet sich dieses süÃe, kleine Hotel. Das â ähm- Flagondry Inn. Kannst du mir folgen?â
âIch denke schon.â
âGut. Wenn in diesem Hotel, dass ja Bestandteil des Alltags ist, wenn in diesem Hotel also Bilder einer berühmten Malerin ausgestellt werden würden â wäre das doch Kunst im Alltag.â
Jerusha nickte âNun ja, ich denke schon.â
âGut, denn ich dachte mir, ich könnte das organisierenâ, fuhr Rory zögernd fort.
âMeine Bilder in einem Hotel auszustellen?â
âGenauâ, sagte sie, froh darüber das Jerusha ihr Vorschlag zu gefallen zu schien.
âDie Idee an sich ist gar nicht so schlecht.â
âWirklich?â Rory sprang auf. âIch wüsste da nämlich schon so ein Hotel.â
âNa ja â ichâ, sie sah die Begeisterung in Rorys Gesicht und schüttelte lächelnd den Kopf. âWarum nicht.â
âKlasse, danke, ich werde gleich meine Mom anrufen.â, sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und Jerusha starrte sie mit offenem Mund an. âDeine Mutter?â
âJa, sie hat eben ein Hotel eröffnet und so eine Ausstellung wäre perfekt um das Geschäft anzukurbeln.â Rory begann zu wählen. âPlus, ich hätte das Projekt erfolgreich abgeschlossenâ¦Mom?â Das Handy ans Ohr gepresst trat sie ins Freie und Jerusha sah ihr sprachlos hinterher. Die perfekte Strippenzieherin, sei einen Moment unaufmerksam und sie hat dich da wo sie dich haben will.
Hartford, Frühjahr 1968
Bereits zum zehnten Mal innerhalb von fünf Minuten warf Emily einen skeptischen Blick in den Spiegel und zupfte nervös an ihrem Kleid. Vielleicht sollte sie doch lieber das Hellblaue anziehen? Sie steckte eine lose Haarsträhne fest und trat einen Schritt zurück. Ja, das Blaue wäre wirklich besser. Sie eilte zu ihrem Schrank, zog das Kleid hervor und warf es aufs Bett. Andererseits mochte Richard es, wenn sie grün trug. Unschlüssig sah sie von ihrem Spiegelbild zum Bett und wieder zurück - an ihrem zweiten Hochzeitstag wollte sie schlieÃlich besonders gut aussehen, auÃerdem war Richard erst am Morgen von seiner Reise zurückgekehrt und sie hatte ihm â die Stimme ihres Mannes riss sie aus ihren Gedankengängen.
âIch finde du solltest das hier anlassen. Du siehst reizend darin ausâ, er legte seine Arme um sie. âKannst du glauben, dass wir jetzt tatsächlich seit zwei Jahren verheiratet sind?â
Anstelle einer Antwort, stellte Emily sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn und die beiden fielen rückwärts auf das Bett.
âMein Kleid!â, rief Emily aus und wollte wieder aufstehen, aber Richard hielt sie zurück.
âIch kaufe dir ein Neuesâ, er zog sie an sich und küsste sie auf die Nasenspitze.
âUnser Tisch ist für acht reserviert, Richard. Wir werden keine Zeit haben mir noch ein neues Kleid zu kaufen.â
âVielleicht solltest du es dann besser ausziehenâ¦â
Emily hob die Augenbrauen. âUnd in Unterwäsche essen gehen?â
âDas hatte ich eigentlich nicht gemeint.â
âAch nein?â, neckte sie ihren Mann. âDann weià ich nicht wovon du sprichst.â
âDie Babys bringt schlieÃlich nicht der Storchâ, murmelte Richard zwischen zwei Küssen.
Emily lächelte und sah ihn mit funkelnden Augen an. âWenn es dir nur darum geht, kannst du mich eigentlich wieder loslassen.â
Richard hielt inne. âIst das dein ernst?â
Sie nickte strahlend. âDas ist es.â
âDas ist ââ, er suchte nach den richtigen Worten. âDagegen ist der schönste Geschäftsabschluss nichts.â Er lies einen Träger von Emilys Kleid zur Seite gleiten.
âMachst du das mit deinen Geschäftspartnern auch so?â, fragte sie ihn.
âNur wenn sie so gut aussehen wie duâ, flüsterte er in ihr Ohr und Emily verpasste ihm einen leichten Klaps. âSehr schmeichelhaft.â
âWieso? Bisher tat es doch noch keinerâ, erwiderte Richard lächelnd und schob auch den zweiten Träger ihres Kleides zur Seite.
Stars Hollow, Herbst 2004
Ein wenig auÃer Atem löste sich Lorelei aus Lukes Umarmung. âMein Dad wird jeden Augenblick hier sein und ich glaube nicht, dass er seine Tochter so vorfinden möchte.â
âWie denn?â, fragte Luke grinsend während Lorelei ihre leicht zersausten Haare wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte.
âHemmungslos knutschend natürlichâ, sie zog ihren Rock glatt und drückte Luke einen letzten Kuss auf die Lippen. âSchlieÃlich ist das hier mein Büro und ich glaube nicht, dass er genügend Phantasie hat um sich vorzustellen was man auf einem Schreibtisch tun kann auÃer wichtige Dokumente zu unterzeichen,â sie grinste und zog Lukes Krawatte zurecht. âFertig?â
Er atmete tief durch und nickte âFertig.â
Lorelei nahm in bei der Hand und zog ihn in die Eingangshalle des Dragonfly Inn, wo Richard schon wartend in einem Sessel saà und in einer Zeitung blätterte. âShowtimeâ, flüsterte sie Luke zu und machte sich daran ihren Vater zu begrüÃen. âHi Dad.â
Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. âHallo Lorelei.â Richard streckte die Hand aus. âUnd sie sind Luke, richtig? Wir sind uns auf Rorys Abschlussfeier in Chilton begegnet.â
âGenau.â Luke schüttelte Richards Hand. âEs freut mich sie wieder zu sehen, Mr. Gilmore.â
âIch habe Rorys Auto vor dem Hotel gesehen, isst sie mit uns?â, fragte Richard seine Tochter.
âOh, nein. Sie ist nur hier, weil sie für ein Projekt in Yale eine Ausstellung im Dragonfly organisiert.â Lorelei sah sich suchend um. âAber ich bin mir sicher, sie wird es sich nicht nehmen lassen hallo zu sagen.â
âDas will ich doch hoffen.â Richard musterte den Freund seiner Tochter. âWie läuft denn ihr Cafe, Luke?â
âSehr gut, danke der Nachfrage.â
Er runzelte die Stirn. âAuch gut genug um eine Familie zu ernähren?â
Lorelei stöhnte. âDad!â
âWas denn, Lorelei? Versteht es sich nicht von selbst, das ich gerne wissen möchte mit was für einem Mann sich meine Tochter trifft?â
âSoll ich dir sein Vorstrafenregister zeigen?â, fragte Lorelei, wurde jedoch ignoriert.
âStimmt es das sie schon mal verheiratet waren?â
Luke räusperte sich verlegen. âJa, das war allerdings ein ähm â ein Versehen.â
âSie haben aus Versehen geheiratet? Haben sie vor meine Tochter auch aus Versehen heiraten?â
âDad, bitte!â Lorelei konnte es nicht fassen, sie saÃen noch nicht einmal am Tisch und schon hatte ihr Vater begonnen auf Luke herumzuhacken.
âMeiner Meinung nach heiratet man um den Rest seines Lebens miteinander zu verbringen.â
âSprach der Mann der sich soeben von seiner Frau getrennt hat.â
âDas tut doch hier nichts zur Sache.â Richard konnte eine gewisse Verlegenheit nicht verbergen. âAuÃerdem ââ, er unterbrach sich, als er seine Enkeltochter auf sie zukommen sah â zusammen mit Jerusha Bromley.
Rory umarmte ihn. âHi Grandpa. Das istâ¦â
âJerusha Bromleyâ, er nickte ihr zu.
âRichard. Wie ähm schön dich zu sehen.â
âIhr kennt euch?â fragte Rory erstaunt.
âSozusagenâ, antwortete Jerusha mit einem Kloà im Hals. âIch denke ich sollte dann besser gehen.â
Lorelei hatte ihre Chance erkannt vom Thema Luke abzulenken. âAber nein. Warum essen sie nicht mit uns, Mrs. Bromley. Ich bin mir sicher mein Vater würde sich freuen.â
âNun ich ââ, sagte Richard.
âAber wäre es nicht schön die alte Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen?â insistierte Lorelei.
Jerusha biss sich auf die Lippe. âSeien sie mir nicht böse, aber das denke ich nicht.â Sie nickte Richard zu. âMachs gut und na ja, du weiÃt schon, es wäre besser wennâ¦â
âDa brauchst du wirklich keinerlei Bedenken zu habenâ, erwiderte Richard kühl.
âOh, okay, dann ââ, Jerusha war verwirrt. âWie meinst du das?â
âSo wie ich es sagte.â
âUnd wie hast du es gesagt?â
âSo wie du es gehört hast, Jerusha.â
âIch weià was ich gehört habe, aber ich verstehe es nicht so ganz. Wieso keinerlei, Richard?â
âNun, da ich nicht mit ihr rede, brauchst du keinerlei Bedenken zu haben.â
âWie - Wieso redest du nicht mit ihr?â
âWirâ, er räusperte sich âWir haben uns getrennt.â
âIhr habt was?â, rief Jerusha erstaunt aus.
âIch denke du hast mich sehr wohl verstanden.â
âJa, aberâ¦.. â, fassungslos sah sie ihn an. âWann?â
âWann?â
âJa wann â gestern, heute, vor einer Woche? Vier Monaten? Fünf Jahren? Zwanzig?â
âVor nicht all zu langer Zeit.â
âWieso?â
âWeil wir zu dem gegenseitigen Einverständnis gekommen sind, dass es das beste ist.â
âBullshit!â, rief Jerusha aus.
âBullshit?â, missbilligend runzelte Richard die Stirn.
âSo etwas wie âgegenseitiges Einverständnisâ gibt es nicht.â Sie musterte ihn misstrauisch und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. âWowh, wie konnte ich nur so blöd sein â du hast eine Jüngere. Das ist es oder? Eine kleine Mitzwanzigerin mit verführerischem Augenaufschlag. Das hätte ich wirklich niemals von dir gedacht Richard Gilmore. Das ist so was von, von billig!â
Richard protestierte lautstark âIch habe keine jüngere Frau, ganz bestimmt nicht.â
âNein? Aber wieso habt ihr euch dann getrennt?â
âSie wollte es so.â
âEmily, sie, sie wollte es so?â, fragte Jerusha mit brüchiger Stimme und Richard nickte. âDas glaube ich nicht â ich meine, sie ââ, kopfschüttelnd brach sie ab. âUnd du lässt das so einfach zu?â
âDu kennst sie doch. AuÃerdem ist es wirklich das Beste so.â
âDas Beste? Richard ââ Jerusha wusste nicht was sie sagen sollte, zumal sie erst jetzt die fragenden Blicke der anderen bemerkte. âIch sollte jetzt wirklich besser gehen.â Sie rang sich ein Lächeln ab. âWir sehen uns, Rory.â
âÃh â ja, natürlich.â
âGut, bis dann.â So schnell wie möglich verlies sie die Hotellobby und stürmte nach drauÃen. Sie konnte es einfach nicht glauben. Richard und Emily hatten sich getrennt. Getrennt. Sie lies sich hinter das Steuer ihres Wagens fallen, steckte den Schlüssel ins Zündloch und lies den Kopf aufs Lenkrad sinken. Perfekt. Sie hatte soeben dafür gesorgt, dass Rory von ihrer Bekanntschaft mit Emily erfahren hatte. Dabei hatte sie dochâ¦â¦erstaunt hob sie den Kopf und sah sie auf den Beifahrersitz. âWas zum Teufel!?!â
To be continued
ATN: Sorry, sorry, sorry das es mal wieder länger gedauert hat - aber ich werd mir jetzt bald nen eigenen I-Anschluss besorgen, dann klappt das auch mit dem öfter updaten. Hier also Kapitel 5. Hoffe es gefällt euch - bin schon ganz heià auf euer Feedback! Greetz, Riska
Dorham, Sommer 2004
Jerusha sah ihr Gegenüber erstaunt an und wusste nicht was sie sagen sollte. Emily kam jedoch sofort und ohne Umschweife auf den Grund ihres Besuches zu sprechen.
âDu wirst meiner Enkeltochter weiterhin Unterricht geben.â
âDas werde ich nicht!â, erwiderte Jerusha lautstark.
âUnd ob du das wirst! Du wirst über deinen Schatten springen, sie anrufen und ihr sagen das du es dir anders überlegt hast!â, forderte Emily mit Nachdruck.
Jerusha verschränkte die Arme und hob spöttisch eine Augenbraue âWarum sollte ich das wohl tun?â
âWeil ich es so will. Ich werde es nämlich nicht zulassen, dass sie Ãrger in der Universität bekommt, nur weil du dich wie ein kleines Kind aufführst. Das zwischen uns hat nichts mit Rory zu tun, also wirst du sie weiter empfangen, du wirst nett zu ihr sein und dafür sorgen das sie das Projekt erfolgreich abschlieÃt.â
Jerusha warf die Hände in die Luft. âGott, Emily - wann wirst du endlich damit aufhören alles in der Welt zu ändern damit es genauso aussieht, handelt und spricht wie du?â
âBis alles so ist wie ich es willâ, erwiderte sie kühl.
âJa, aber du arbeitest 24 Stunden am Tag daran. Wann bist du das letzte Mal ausgegangen? Ich meine nicht eines dieser Gala-Diners, ich spreche davon auszugehen um sich zu amüsieren.â
Emily zuckte kurz zusammen, ging aber nicht darauf ein âWirst du Rory anrufen?â
âIch werde â â Jerusha unterbrach sich seufzend. âNa schön, gut. Ich werde sie anrufen. Zufrieden?â
âAllerdings!â Emily wandte sich zum Gehen. âUnd noch etwas: Es besteht keinerlei Anlass ihr zu erzählen das wir uns kennen.â
Stars Hollow, Sommer 2004
Es war ein strahlender Sonntagmorgen und Lorelei und Rory saÃen zufrieden in Lukes Diner und genossen ihr Frühstück, das aus Pancakes, Omelette und Rührei mit Speck bestand.
âHat sie gesagt weshalb sie ihre Meinung geändert hat?â, fragte Lorelei ihre Tochter zwischen zwei Bissen.
âNein.â Rory trank einen Schluck Kaffee.
Lorelei sah Rory fragend an, diese machte jedoch keinerlei Anstalten weiter zu sprechen âWirst du hingehen?â
âKeine Ahnung.â, sie schüttelte nachdenklich den Kopf. âErst ist sie nett, dann wirft sie mich raus und dann entschuldigt sie sich plötzlich dafür.â
Lorelei grinste âKünstler sind nun mal alle ein bisschen seltsamâ.
âGilt diese Regel auch für Kirk?â Luke war unbemerkt an ihrem Tisch aufgetaucht und schenkte Kaffee nach. Rory und Lorelei sahen zu Kirk, der gerade damit beschäftigt war eine Pyramide aus SüÃstofftütchen zu bauen.
âFür Kirk gibt es keine Regeln, er ist einfach nur â ähm â Kirk.â
âJa.â Lorelei kicherte â - und steckt nicht in jedem von uns ein kleiner Kirk?â
âUahhh, ich hoffe nicht.â Rory schüttelte sich, während ihre Mutter ihr ein Zeichen machte. Die beiden tauschten einen bedeutungsvollen Blick und strahlten Luke mit ihrem schönsten Lächeln an. Der musterte sie nickend und begann sich langsam rückwärts vom Tisch zu entfernen. âVergesst es - was auch immer es ist â vergesst es!â
âWillst du dir nicht erstmal anhören um was es sich handelt?â, zwitscherte Lorelei.
âNein, denn als du mich das letzte Mal so angesehen hast, saà ich im nächsten Augenblick im Anzug auf der Couch deiner Mutter.â Er unterstrich seine Antwort mit einer energischen Handbewegung.
âEs hat nichts mit meiner Mutter zu tun. Nicht wahr Rory?â
âDefinitiv nicht. Definitiv nichts mit Grandma. Definitiv nicht kein Dinner im Hause Gilmore. Definitiv nicht.â
âOkay Rainman, ich habâs verstanden.â Er stemmte die Hände in die Hüften. âAlso, was ist es dann Lorelei? Immerhin hast du dir Rory zur Unterstützung mitgebracht.â
Lorelei legte ihr Besteck zur Seite und faltete die Hände. âNun, Luke. SüÃer, kleiner, lieber, mutiger, einmaliger Luke â das Essen mit meiner Mutter war doch gar nicht so schlimm.â Luke runzelte die Stirn und begann wieder misstrauisch zu nicken. âDu hast selbst gesagt, dass es gut gelaufen ist â â, Hilfesuchend wand sie sich an ihre Tochter. âÃhm Rory!?!â
âEs lief sogar sehr gut.â Luke nickte noch immer und die Falten auf seiner Stirn zogen sich bedrohlich eng zusammen. âDu hast sogar die Vermutung angestellt, dass meine GroÃmutter dich mag. Richtig?â
âMmmhâ¦..â, antwortete er und die Furchen auf seiner Stirn wurden noch tiefer.
âDu kennst also Grandma.â Rory brach ab, schob die Unterlippe vor und sah ihre Mutter an. âEr guckt so böse, ich habe Angst.â
âOkay.â Lorelei holte tief Luft. âMein Dad â ähm, er würde unglaublich gerne das Dragonfly sehen und auch Sookies Küche testenâ, sie räusperte sich. âMit dir.â
Luke hörte auf zu nicken und erstarrte.
âIst das ein gutes Zeichen?â, fragte Rory.
Lorelei zuckte mit den Achseln âDas letzte Mal hat er auch aufgehört zu atmen. Also denke ich schonâ¦.â
âOkay, gutâ, sie griff nach ihrer Tasche. âIch muss jetzt los.â
âLos? Wohin â hey. Du kannst mich hier nicht hängen lassen mit, mit â Neville Longbottom.â
âTut mir leid. Aber Jerusha Bromley wartet auf michâ, entschuldigte Rory sich.
âAber, aber â du wolltest doch nicht mehr hingehen.â
âIch sagte, ich weià es nicht. Aber lieber ein Tag mit Jekyll und Hyde, als noch weitere fünf Minuten mit Chuckie und seiner Braut. AuÃerdem könntest du mir noch sehr, sehr dankbar dafür sein.â Mit diesen Worten verschwand sie und Lorelei lies ihren Kopf auf den Tisch fallen.
âIhr habt wirklich alle einen an der Klatscheâ, brummte Luke und goss Lorelei noch etwas Kaffee ein. âDer geht aufs Haus.â
Sie sah auf. âDanke!â
âAber ich werde keine Krawatte tragen.â
Lorelei lächelte und nippte an ihrem Kaffee. âMein Dad steht sowieso mehr auf Fliegenâ¦â¦â Ohne sie weiter zu beachten, verschwand Luke in der Küche und sah händeringend gen Himmel.
Hartford, Frühjahr 1968
Richard saà in seinem Arbeitszimmer und ging zum siebten Mal an diesem Abend seine Notizen zu asiatischem Versicherungsrecht durch, da er das seltsame Gefühl hatte etwas Wichtiges übersehen zu haben â er wusste nur noch nicht was. Gerade als er nach einem Buch über internationale Verträge griff, öffnete sich die Tür.
âRichard?â Emily betrat das Zimmer.
âEmily? Wieso schläfst du denn nicht? Es ist zwei Uhr morgensâ, fragte er erstaunt.
Sie setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und verschränkte die Arme âDasselbe sollte ich dich fragen. Es ist zwei Uhr morgens und in vier Stunden geht dein Flug. Denkst du nicht, dass du wenigstens etwas schlafen solltest?â
âDas kann ich auch im Fliegerâ, erwiderte er und begann in dem Buch zu blättern.
Emily seufzte. âIn Ordnung.â
âSchlaf gut, Lieblingâ, murmelte Richard, in Gedanken schon wieder bei Verordnungen und Gesetzen. Emily wand sich zum Gehen, hielt jedoch inne und beobachtete ihren Mann einige Minuten schweigend. âRichard?â, fragte sie schlieÃlich.
âWolltest du nicht ins Bett?â
âNein. Das heiÃt ja. Aber ââ, sie schüttelte den Kopf. âIst das denn wirklich so wichtig?â
âNatürlich ist es das, diese Japaner sind extrem pingelig.â Er sah von seinem Schreibtisch auf. âWas hast du denn?â
âWas ich habe? Nun, morgen in aller Frühe geht dein Flieger und du wirst für drei Wochen tausende von Meilen weg sein, das habe ichâ, antwortete sie trotzig.
âAber Emily, das ist doch nicht das erste Malâ, versuchte Richard einzulenken.
âUnd es wird auch nicht das letzte Mal sein, ich weiÃ. Aber normalerweise nimmst du dir wenigstens die Zeit mit mir zu Abend zu essen, bevor du für längere Zeit verreist.â
Richard nahm seine Brille ab und sah seine Frau überrascht an. âAber warum hast du denn nichts gesagt?â
âWeil ich dachte ââ Sie hielt inne und rieb sich die Schläfen âKeine Ahnung was ich dachte.â
âNa schönâ, er nahm ihre Hand und zog sie lächelnd auf seinen SchoÃ. âIch hätte da auch schon eine Idee was wir jetzt machen könnten.â
âBitte? Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich jetztâ¦â, fragte sie fassungslos.
âDoch das glaube ich.â Er strich ihr über die Wange âIch glaube wirklich ernsthaft, dass du jetzt mit mir in die Küche gehen wirst, wir eine Flasche Wein öffnen werden und den Kühlschrank plündern.â
Emily konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. âDas ist doch verrückt.â
âVielleicht ist es das, aber dein Wunsch ist mir Befehlâ, er zog sie an sich âAlso, was ist?â
âIch bin nicht hungrig, Richard.â
âAber du hast dich doch eben darüber beschwert, dass ich nicht mit dir zu Abend gegessen habe.â
âEs ging mir nicht um das Essen, sondern darum wenigstens etwas Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Meinem Mann, den ich in den letzten Wochen kaum gesehen habe und in den nächsten drei Wochen überhaupt nicht sehen werde.â
âEs wird besser werden, wenn die Firma erst mal etabliert ist.â
âUnd wann wird das sein? Ich möchte nämlich nicht das eines Tages ein mir völlig Unbekannter im Wohnzimmer steht und behauptet er wäre mein Mann.â
âGlaubst du etwa, ich würde nicht gerne mehr Zeit mit dir verbringen?â
âDann tu es doch einfach. Du hattest in den letzten zwei Jahren keinen einzigen freien Tag. Ich verlange ja nicht von dir, dass du alles stehen und liegen lässt. Aber hin und wieder nur ein Abend für uns beide allein, keine Geschäftsessen, keine Wohltätigkeitsveranstaltungen, nur wir beide.â Sie vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. âIch vermisse dich nun mal.â
Richard strich ihr übers Haar und wusste einen Moment lang nicht was er sagen sollte. âIch wusste nicht dass ich ein so schlechter Ehemann bin.â
âAber das bist du doch auch nicht, ich möchte mit keinem anderen verheiratet seinâ, sie sah ihm in die Augen. âDas alles ist mehr als ich mir jemals erträumt hätte.â Sie küsste ihn, erst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher und die beiden sanken auf den Schreibtisch.
âAlso kein Mitternachtssnack?â, flüsterte Richard in ihr Ohr und Emily schüttelte lächelnd den Kopf. âKein Mitternachtssnack.â
Dorham, Herbst 2004
Die ganze Nacht über hatte Jerusha sich schlaflos im Bett gewälzt und gefragt, weshalb sie Emilys Forderung erfüllt hatte. Eine Frage die sich sofort von selbst beantwortete als Rory am nächsten Morgen in ihrem Atelier stand. Es war simple Neugier gewesen und Jerusha ärgerte sich ihr nachgegeben zu haben. Andererseits war es schön gewesen Emily wieder zu sehen. In all den Jahren hatte sie oft genug zum Telefonhörer gegriffen, ihn jedoch immer wieder zur Seite gelegt. Es war nicht nur dieser elende Streit gewesen. Nie würde nie den Abend vergessen, als Lorelei Gilmore sie mit diesem stechenden Blick angesehen hatte. âEmily, du hast mir doch selbst erzählt, dass Jerusha aus Queens stammt. Ich nehme also nicht an, dass ihr Eltern genügend finanzielle Mittel haben um sie zu unterstützen.â Queens. Bis zu ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag war sie nie dort gewesen - sie war ebenso wie Emily in Detroit aufgewachsen, sie hatten sich gekannt seit sie kleine Kinder gewesen waren. âVerdammt!â
Rory sah von ihrem Buch auf. âWas ist denn?â
âNichts, ich habe nur zu sehr aufgedrückt.â Missmutig betrachtete Jerusha den groÃen schwarzen Fleck auf der Leinwand und warf wütend ihren Pinsel zur Seite. âHeute ist wohl nicht mein Tag.â
âOh ââ, unruhig rutschte Rory auf dem Sessel hin und her. âIch hoffe ich bin nicht schuld daran.â
âNein, aber deine GroÃmutterâ, hätte Jerusha am liebsten geantwortet, verkniff es sich allerdings. âNein, natürlich nicht, ich habe heute Nacht nur nicht sonderlich gut geschlafenâ, sagte sie stattdessen und griff nach ihren Zigaretten. âTja, du wirst die nächsten sechs Mal nicht lesend bei mir im Atelier verbringen können wenn dir das Projekt etwas bringen soll.â
Rory nickte âIch weià â und na ja, ich hätte da auch schon eine Idee.â
âAch ja?â, fragte Jerusha erleichtert.
âDas Projekt soll uns Kunst im Alltag vermitteln. Also dachte ich mir ââ, sie überlegte, wie sie es am besten formulieren sollte. âIch habe mir überlegt, also nehmen wir mal an in einer kleinen Stadt namens ähm Hars Stollow.â
Jerusha runzelte die Stirn âHars Stollow? Noch nie gehört.â
âEs ist ja auch nur eine sehr kleine, praktisch winzige Phantasiestadt.â
âIn Ordnung. Hars Stollow also.â
âExakt. In dieser kleinen malerischen Stadt befindet sich dieses süÃe, kleine Hotel. Das â ähm- Flagondry Inn. Kannst du mir folgen?â
âIch denke schon.â
âGut. Wenn in diesem Hotel, dass ja Bestandteil des Alltags ist, wenn in diesem Hotel also Bilder einer berühmten Malerin ausgestellt werden würden â wäre das doch Kunst im Alltag.â
Jerusha nickte âNun ja, ich denke schon.â
âGut, denn ich dachte mir, ich könnte das organisierenâ, fuhr Rory zögernd fort.
âMeine Bilder in einem Hotel auszustellen?â
âGenauâ, sagte sie, froh darüber das Jerusha ihr Vorschlag zu gefallen zu schien.
âDie Idee an sich ist gar nicht so schlecht.â
âWirklich?â Rory sprang auf. âIch wüsste da nämlich schon so ein Hotel.â
âNa ja â ichâ, sie sah die Begeisterung in Rorys Gesicht und schüttelte lächelnd den Kopf. âWarum nicht.â
âKlasse, danke, ich werde gleich meine Mom anrufen.â, sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und Jerusha starrte sie mit offenem Mund an. âDeine Mutter?â
âJa, sie hat eben ein Hotel eröffnet und so eine Ausstellung wäre perfekt um das Geschäft anzukurbeln.â Rory begann zu wählen. âPlus, ich hätte das Projekt erfolgreich abgeschlossenâ¦Mom?â Das Handy ans Ohr gepresst trat sie ins Freie und Jerusha sah ihr sprachlos hinterher. Die perfekte Strippenzieherin, sei einen Moment unaufmerksam und sie hat dich da wo sie dich haben will.
Hartford, Frühjahr 1968
Bereits zum zehnten Mal innerhalb von fünf Minuten warf Emily einen skeptischen Blick in den Spiegel und zupfte nervös an ihrem Kleid. Vielleicht sollte sie doch lieber das Hellblaue anziehen? Sie steckte eine lose Haarsträhne fest und trat einen Schritt zurück. Ja, das Blaue wäre wirklich besser. Sie eilte zu ihrem Schrank, zog das Kleid hervor und warf es aufs Bett. Andererseits mochte Richard es, wenn sie grün trug. Unschlüssig sah sie von ihrem Spiegelbild zum Bett und wieder zurück - an ihrem zweiten Hochzeitstag wollte sie schlieÃlich besonders gut aussehen, auÃerdem war Richard erst am Morgen von seiner Reise zurückgekehrt und sie hatte ihm â die Stimme ihres Mannes riss sie aus ihren Gedankengängen.
âIch finde du solltest das hier anlassen. Du siehst reizend darin ausâ, er legte seine Arme um sie. âKannst du glauben, dass wir jetzt tatsächlich seit zwei Jahren verheiratet sind?â
Anstelle einer Antwort, stellte Emily sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn und die beiden fielen rückwärts auf das Bett.
âMein Kleid!â, rief Emily aus und wollte wieder aufstehen, aber Richard hielt sie zurück.
âIch kaufe dir ein Neuesâ, er zog sie an sich und küsste sie auf die Nasenspitze.
âUnser Tisch ist für acht reserviert, Richard. Wir werden keine Zeit haben mir noch ein neues Kleid zu kaufen.â
âVielleicht solltest du es dann besser ausziehenâ¦â
Emily hob die Augenbrauen. âUnd in Unterwäsche essen gehen?â
âDas hatte ich eigentlich nicht gemeint.â
âAch nein?â, neckte sie ihren Mann. âDann weià ich nicht wovon du sprichst.â
âDie Babys bringt schlieÃlich nicht der Storchâ, murmelte Richard zwischen zwei Küssen.
Emily lächelte und sah ihn mit funkelnden Augen an. âWenn es dir nur darum geht, kannst du mich eigentlich wieder loslassen.â
Richard hielt inne. âIst das dein ernst?â
Sie nickte strahlend. âDas ist es.â
âDas ist ââ, er suchte nach den richtigen Worten. âDagegen ist der schönste Geschäftsabschluss nichts.â Er lies einen Träger von Emilys Kleid zur Seite gleiten.
âMachst du das mit deinen Geschäftspartnern auch so?â, fragte sie ihn.
âNur wenn sie so gut aussehen wie duâ, flüsterte er in ihr Ohr und Emily verpasste ihm einen leichten Klaps. âSehr schmeichelhaft.â
âWieso? Bisher tat es doch noch keinerâ, erwiderte Richard lächelnd und schob auch den zweiten Träger ihres Kleides zur Seite.
Stars Hollow, Herbst 2004
Ein wenig auÃer Atem löste sich Lorelei aus Lukes Umarmung. âMein Dad wird jeden Augenblick hier sein und ich glaube nicht, dass er seine Tochter so vorfinden möchte.â
âWie denn?â, fragte Luke grinsend während Lorelei ihre leicht zersausten Haare wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte.
âHemmungslos knutschend natürlichâ, sie zog ihren Rock glatt und drückte Luke einen letzten Kuss auf die Lippen. âSchlieÃlich ist das hier mein Büro und ich glaube nicht, dass er genügend Phantasie hat um sich vorzustellen was man auf einem Schreibtisch tun kann auÃer wichtige Dokumente zu unterzeichen,â sie grinste und zog Lukes Krawatte zurecht. âFertig?â
Er atmete tief durch und nickte âFertig.â
Lorelei nahm in bei der Hand und zog ihn in die Eingangshalle des Dragonfly Inn, wo Richard schon wartend in einem Sessel saà und in einer Zeitung blätterte. âShowtimeâ, flüsterte sie Luke zu und machte sich daran ihren Vater zu begrüÃen. âHi Dad.â
Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. âHallo Lorelei.â Richard streckte die Hand aus. âUnd sie sind Luke, richtig? Wir sind uns auf Rorys Abschlussfeier in Chilton begegnet.â
âGenau.â Luke schüttelte Richards Hand. âEs freut mich sie wieder zu sehen, Mr. Gilmore.â
âIch habe Rorys Auto vor dem Hotel gesehen, isst sie mit uns?â, fragte Richard seine Tochter.
âOh, nein. Sie ist nur hier, weil sie für ein Projekt in Yale eine Ausstellung im Dragonfly organisiert.â Lorelei sah sich suchend um. âAber ich bin mir sicher, sie wird es sich nicht nehmen lassen hallo zu sagen.â
âDas will ich doch hoffen.â Richard musterte den Freund seiner Tochter. âWie läuft denn ihr Cafe, Luke?â
âSehr gut, danke der Nachfrage.â
Er runzelte die Stirn. âAuch gut genug um eine Familie zu ernähren?â
Lorelei stöhnte. âDad!â
âWas denn, Lorelei? Versteht es sich nicht von selbst, das ich gerne wissen möchte mit was für einem Mann sich meine Tochter trifft?â
âSoll ich dir sein Vorstrafenregister zeigen?â, fragte Lorelei, wurde jedoch ignoriert.
âStimmt es das sie schon mal verheiratet waren?â
Luke räusperte sich verlegen. âJa, das war allerdings ein ähm â ein Versehen.â
âSie haben aus Versehen geheiratet? Haben sie vor meine Tochter auch aus Versehen heiraten?â
âDad, bitte!â Lorelei konnte es nicht fassen, sie saÃen noch nicht einmal am Tisch und schon hatte ihr Vater begonnen auf Luke herumzuhacken.
âMeiner Meinung nach heiratet man um den Rest seines Lebens miteinander zu verbringen.â
âSprach der Mann der sich soeben von seiner Frau getrennt hat.â
âDas tut doch hier nichts zur Sache.â Richard konnte eine gewisse Verlegenheit nicht verbergen. âAuÃerdem ââ, er unterbrach sich, als er seine Enkeltochter auf sie zukommen sah â zusammen mit Jerusha Bromley.
Rory umarmte ihn. âHi Grandpa. Das istâ¦â
âJerusha Bromleyâ, er nickte ihr zu.
âRichard. Wie ähm schön dich zu sehen.â
âIhr kennt euch?â fragte Rory erstaunt.
âSozusagenâ, antwortete Jerusha mit einem Kloà im Hals. âIch denke ich sollte dann besser gehen.â
Lorelei hatte ihre Chance erkannt vom Thema Luke abzulenken. âAber nein. Warum essen sie nicht mit uns, Mrs. Bromley. Ich bin mir sicher mein Vater würde sich freuen.â
âNun ich ââ, sagte Richard.
âAber wäre es nicht schön die alte Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen?â insistierte Lorelei.
Jerusha biss sich auf die Lippe. âSeien sie mir nicht böse, aber das denke ich nicht.â Sie nickte Richard zu. âMachs gut und na ja, du weiÃt schon, es wäre besser wennâ¦â
âDa brauchst du wirklich keinerlei Bedenken zu habenâ, erwiderte Richard kühl.
âOh, okay, dann ââ, Jerusha war verwirrt. âWie meinst du das?â
âSo wie ich es sagte.â
âUnd wie hast du es gesagt?â
âSo wie du es gehört hast, Jerusha.â
âIch weià was ich gehört habe, aber ich verstehe es nicht so ganz. Wieso keinerlei, Richard?â
âNun, da ich nicht mit ihr rede, brauchst du keinerlei Bedenken zu haben.â
âWie - Wieso redest du nicht mit ihr?â
âWirâ, er räusperte sich âWir haben uns getrennt.â
âIhr habt was?â, rief Jerusha erstaunt aus.
âIch denke du hast mich sehr wohl verstanden.â
âJa, aberâ¦.. â, fassungslos sah sie ihn an. âWann?â
âWann?â
âJa wann â gestern, heute, vor einer Woche? Vier Monaten? Fünf Jahren? Zwanzig?â
âVor nicht all zu langer Zeit.â
âWieso?â
âWeil wir zu dem gegenseitigen Einverständnis gekommen sind, dass es das beste ist.â
âBullshit!â, rief Jerusha aus.
âBullshit?â, missbilligend runzelte Richard die Stirn.
âSo etwas wie âgegenseitiges Einverständnisâ gibt es nicht.â Sie musterte ihn misstrauisch und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. âWowh, wie konnte ich nur so blöd sein â du hast eine Jüngere. Das ist es oder? Eine kleine Mitzwanzigerin mit verführerischem Augenaufschlag. Das hätte ich wirklich niemals von dir gedacht Richard Gilmore. Das ist so was von, von billig!â
Richard protestierte lautstark âIch habe keine jüngere Frau, ganz bestimmt nicht.â
âNein? Aber wieso habt ihr euch dann getrennt?â
âSie wollte es so.â
âEmily, sie, sie wollte es so?â, fragte Jerusha mit brüchiger Stimme und Richard nickte. âDas glaube ich nicht â ich meine, sie ââ, kopfschüttelnd brach sie ab. âUnd du lässt das so einfach zu?â
âDu kennst sie doch. AuÃerdem ist es wirklich das Beste so.â
âDas Beste? Richard ââ Jerusha wusste nicht was sie sagen sollte, zumal sie erst jetzt die fragenden Blicke der anderen bemerkte. âIch sollte jetzt wirklich besser gehen.â Sie rang sich ein Lächeln ab. âWir sehen uns, Rory.â
âÃh â ja, natürlich.â
âGut, bis dann.â So schnell wie möglich verlies sie die Hotellobby und stürmte nach drauÃen. Sie konnte es einfach nicht glauben. Richard und Emily hatten sich getrennt. Getrennt. Sie lies sich hinter das Steuer ihres Wagens fallen, steckte den Schlüssel ins Zündloch und lies den Kopf aufs Lenkrad sinken. Perfekt. Sie hatte soeben dafür gesorgt, dass Rory von ihrer Bekanntschaft mit Emily erfahren hatte. Dabei hatte sie dochâ¦â¦erstaunt hob sie den Kopf und sah sie auf den Beifahrersitz. âWas zum Teufel!?!â
To be continued
ATN: Sorry, sorry, sorry das es mal wieder länger gedauert hat - aber ich werd mir jetzt bald nen eigenen I-Anschluss besorgen, dann klappt das auch mit dem öfter updaten. Hier also Kapitel 5. Hoffe es gefällt euch - bin schon ganz heià auf euer Feedback! Greetz, Riska