It's over, let's face it! [complete]
#46

Danke Euch beiden für das liebe Feedback :knuddel:
Ich weiß der nächste Teil ist furchtbar lang... so lang, dass er höchstwahrscheinlich nicht einmal in einen Beitrag "passt" Unsure, aber weil ich schon so weit war, dachte ich mir, dass ich Alles poste... dann geht das nämlich auch super mit dem letzten Teil auf *g*
Wenn es zu lange ist, kann man es ja auch auf zweimal lesen :biggrin:
So, hier also der Teil, in dem das letzte "Rätsel" gelöst wird... dann folgt nur noch ein "Abschlussteil"

Ich zögere einen Moment, als ich am nächsten Abend vor dem Haus der Hanstons stehe - unserem Haus. Ich schließe die Augen und kann immer noch das Strahlen in Rory's Augen sehen, als ich ihr das Haus zeigte.

Flashback
,,Und? Was meinst du?" Ich stand vor dem Haus und blickte abwartend zu Rory, die soeben nach draußen trat. Ich wollte sie auf dem Rundgang durch das Haus begleiten, doch sie hatte abgelehnt. Den Grund dafür konnte sie selbst nicht erklären. Sie wollte sich alles noch einmal ganz genau ansehen, bevor sie dem Kauf zustimmte... und das konnte sie eben nur alleine. Ich habe mich damit abgefunden, manche Dinge einfach zu akzeptieren, ohne weiter zu fragen.
,,Es ist..." Sie hob lächelnd die Schulter und kam auf mich zu.
,,Es ist?" Fragend musterte ich ihr Gesicht, um eine Antwort darin zu erkennen.
,,... Perfekt!" Lachend warf sie sich mir in die Arme.
,,Hey! Keine wilden Sprünge mehr!" Vorsichtig setzte ich sie wieder am Boden ab, woraufhin sie gespielt die Augen verdrehte.
,,Mir geht's gut. Ich glaube sogar, dass ich mich noch nie besser gefühlt habe."
,,Und weil das so bleiben soll, sind Sprünge, Sprints und sonstige körperlichen Anstrengungen tabu."
,,Habe verstanden, Doctor Forester!" gab Rory neckend zurück.
,,Ich meine es ernst. Der Arzt hat gesagt..."
,,Ich weiß, was der Arzt gesagt hat... ich war schließlich dabei, ok?"
,,Ok! Also? Das Haus ist perfekt?"
,,Mehr als das. Superperfekt!" Sie sah mich kurz mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Gibt es das Wort?"
,,Keine Ahnung! Aber ich denke, ich verstehe was du meinst."
,,Gut!" Sie fing an in ihrer Jackentasche nach ihrem Handy zu suchen. ,,Ich muss Mum anrufen. Sie soll sich das Haus auch anschauen." Nach einem kurzen Gespräch mit Lorelai, steckte sie ihr Handy schließlich wieder zurück und sagte begeistert: ,,Sie kommt gleich zusammen mit Luke vorbei." Dann sah sie mich einen Augenblick nur schweigend an, bevor sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. ,,Habe ich schon artig Danke gesagt?"
Ebenfalls lächelnd schüttelte ich den Kopf. Doch als sie einen hastigen Schritt auf mich zu machte, bremste ich sie, indem ich meine Hände auf ihre Schultern legte. ,,Langsam, ok?"
,,Spaßverderber!" gab Rory nur zurück, während sie ihre Arme um meinen Hals legte, mir einen kurzen Kuss gab und dann ihren Kopf an meiner Schulter vergrub.
,,Danke," flüsterte sie leise.
,,Ich glaube, ich bin der Einzige, der mich bedanken muss," sagte ich flüsternd, während ich sie im Arm hielt und ihr einen Kuss auf den Scheitel gab.
Flashback Ende

Wie glücklich wir damals waren! Wer hätte das gedacht, nach allem was passiert war? Lorelai's Ohrfeige, als sie davon erfuhr. Rory's Verzweiflung, als sie es erfahren hatte. Meine Hilflosigkeit, als Lorelai und Rory den schlimmsten Streit führten, den sie jemals gehabt hatten.
Wer hätte gedacht, dass ich sechs Monate nach alldem einer der glücklichsten Menschen war?
Und wer hätte gedacht, dass es so enden wird?
Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich auf die Klingel drücke und Mrs Hanston einen Moment später die Tür öffnet.
,,Hallo!"
,,Oh, hallo! Sie?" Sie scheint seltsam überrascht zu sein, als sie mich erkennt.
,,Ich wollte nur..." Ich breche ab. Vielleicht habe ich mich geirrt und wir hatten einen anderen Tag vereinbart? Oder eine andere Uhrzeit?
,,Natürlich! Kommen Sie doch herein!" Sie hält die Tür auf, während ich das Haus betrete. Sie führt mich ins Wohnzimmer, wo ihr Mann mit einem Meterstab am Boden kniet. ,,Wir messen gerade alles aus."
,,Oh, Guten Abend!" Mr Hanston erhebt sich und schüttelt mir die Hand. ,,Schön, Sie zu sehen."
,,Gleichfalls. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich gleich nach oben gehe? Ich muss nachher noch weg..." Das ist zwar eine Lüge, aber was soll's?
,,Natürlich nicht." Mrs Hanston lächelt mir freundlich zu. ,,Sie können auch gern an einem anderen Tag kommen. Wir haben es nicht eilig."
,,Nein, schon ok! Dann gehe ich mal nach oben."
,,Ich begleite Sie." Mrs Hanston steigt, mir vorraus, die Treppe nach oben und öffnet dann die erste Tür rechts. Bevor sie wieder nach unten geht, legt sie mir noch die Hand auf die Schulter und sagt leise: ,,Das muss schwer sein!"
Verwirrt blicke ich ihr nach und frage mich, was sie weiß. Ich schüttele den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Es sollte mir egal sein, ob und wieviel sie weiß... ich soll schließlich nur das Zimmer ausräumen - mehr nicht.
Das erste, was mir ins Auge fällt, ist der Schrank, der gleich neben der Tür steht. Ich habe ihn damals zusammen mit Luke aufgestellt und in ihm befand sich alles, was Lorelai und Rory in Kinderkleidungsgeschäften gefallen hatte. Ob die Kleidung immer noch da drin ist? Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass es so ist. Ich sehe Rory's altes Schaukelpferd, das Lorelai uns lachend mit folgenden Worten vorbeigebracht hat: ,,Vielleicht bringt es mehr Glück und die Kleine hat dann nicht so Angst vor Pferden wie Rory. Vielleicht lernt sie sogar Reiten und reitet mit mir auf den Pferden des Dragon Flys aus." Wir haben mitgelacht und das Schaukelpferd in das Kinderzimmer gestellt, obwohl wir wussten, dass es dauern würde, bis unsere Tochter es benutzen konnte. Ich gehe noch ein paar Schritte weiter in das Zimmer hinein und ziehe die schwarze Decke von dem Gegenstand, der in der Mitte steht. Die Decke hat die Wiege verhüllt, die ich selbst gebaut habe und die eine Überraschung für Rory werden sollte. Ich gehe in die Knie und streiche mit der Hand über das glatte Holz. Es ist eine rosa Wiege und in weißen Buchstaben steht darauf: Mary Ann
Mary Ann Forester... wie lange haben wir damals darüber gegrübelt wie unsere Tochter heißen sollte?
,,Hallo?"
Die Stimme reißt mich aus den Gedanken und als ich meinen Kopf zur Tür wende, sehe ich wie das kleine Mädchen im Türrahmen steht und mich mit ängstlichem Gesicht mustert. Wie war ihr Name? Beccy?
,,Wer sind Sie?"
,,Ich... ich bin Dean."
,,Sie sind der Mann, von dem Mummy und Daddy das Haus gekauft haben, oder?" Zögernd kommt sie näher und bleibt neben mir stehen.
,,Ja, das stimmt. Ich..." versuche ich zu erklären, aber Beccy fällt mir ins Wort: ,,Wie lange haben Sie hier gewohnt? Hat es Ihnen gefallen? Warum sind Sie wieder weggezogen?"
Ich muss über ihre neugierigen Fragen lächeln. ,,Eigentlich habe ich hier nie richtig gewohnt."
,,Und wieso nicht?" Erst da fällt ihr Blick auf die Wiege. ,,Wow, die ist schön."
,,Danke."
,,Mum und Daddy haben immer gesagt, ich darf nicht in diesen Zimmer gehen, weil es jemanden anderen gehört. Stimmt das? Gehört das Alles Ihnen?"
,,Naja, nicht ganz," antworte ich ausweichend.
,,Was steht da drauf?" fragt Beccy und deutet auf die weißen Buchstaben.
,,Ein Name... Mary Ann," antworte ich zögernd.
,,Bekommen Sie ein Baby?"
,,Ähm... nein."
,,Ich weiß natürlich, dass nur Frauen Babys bekommen können," sagt sie in einem altklugen Ton, den Kinder immer benutzen, wenn sie denken nicht für voll genommen zu werden. Ich wusste nur nicht, dass es so früh anfängt. ,,Also, bekommt ihre Frau ein Baby?"
,,Nein!"
,,Aber sie haben eine Frau, oder? Sie haben einen Ring." Sie deutet auf meinen linken Ringfinger. ,,Mein Dad sagt, dass Männer nur Ringe tragen sollten, wenn sie verheiratet sind."
Ich muss wieder kurz auflachen. Nichts erinnert mehr an das kleine Mädchen, das damals so schüchtern war, dass es kein Wort zu mir gesagt hat. Doch, woran liegt das? Fühlt sie sich hier schon wie zuhause?
,,Ich bin nicht verheiratet."
,,Und wieso haben Sie dann die ganzen Babysachen?"
,,Ich habe die Wiege vor ungefähr zwei Jahren selber gebaut, um meiner Freundin eine Freude zu machen," erkläre ich.
,,Also ist das Baby bei Ihrer Freundin?"
,,Nein, nicht wirklich."
,,Wo ist es dann?"
Ich weiche ihrem neugierigem Blick aus, weiß nicht, was ich antworten soll. Doch sie sieht mich immer noch unverwandt an. ,,Wo ist das Baby?" Sie spricht langsam, betont jedes Wort, als würde sie annehmen, dass ich den Sinn der Wörter nicht verstehe.
,,Rebecca? Ich habe dir doch gesagt, du sollst Mr Forester in Ruhe arbeiten lassen." Mrs Hanston steht plötzlich an der Tür und sieht ihre Tochter strafend an. Diese läuft aus dem Zimmer und ich ernte einen mitleidigen Blick von ihrer Mutter. ,,Tut mir leid, dass sie Sie gestört hat."
,,Kein Problem!" Ich winke lächelnd ab und Mrs Hanston verschwindet wieder. Eine Minute später steht Beccy wieder im Zimmer.
,,Tut mir leid, dass ich Ihnen auf die Nerven gegangen bin," sagt sie leise.
,,Kein Problem! Ist doch schön sich mit jemanden zu unterhalten," gebe ich zwinkernd zurück, als ich ihren schuldbewussten Blick sehe.
,,Wirklich? Darf ich hier bleiben und Ihnen zuschauen? Mum und Dad messen gerade alles aus und das ist so langweilig."
,,Klar, wenn du möchtest."
Sie lässt sich ihm Schneidersitz neben mir nieder und beobachtet, wie ich die Werkzeuge aus meinem Werkzeugkoffer nehme.
,,Bekommt Mary Ann ihre Wiege wieder zurück?" unterbricht mich Beccy und sieht mich fragend an.
,,Nein, Mary Ann ist nämlich nicht bei mir," antworte ich zögernd.
,,Und wo ist sie dann?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe, und beschließe die Frage nicht zu beantworten. Was soll man einem kleinen Kind auch erzählen? Die Wahrheit? Ganz bestimmt nicht. Ich fange an die Wiege auseinander zu bauen, doch in meinem Kopf hallt immer wieder die Frage des kleinen Mädchens wieder: Wo ist das Baby? Und wo ist sie dann?

Flashback
Ich starrte auf die weiße Wand, die mir gegenüber lag. Sie war weiß, der Stuhl, auf dem ich saß war weiß, alles in diesem verdammten Krankenhaus war weiß. Ich spürte, wie wieder ein paar einzelne Tränen über mein Gesicht liefen und wischte sie mit der rechten Hand weg, meine linke Hand lag auf der Armlehne. Ich saß hier erst seit ein paar Minuten und dennoch kam es mir vor, als würde ich seit Stunden hier auf dem gleichen Stuhl sitzen und diese Wand anstarren.
Die Tür des Krankenzimmers öffnete sich und ihre Mutter trat heraus. Die Frau, die ich bis jetzt fast nur als die witzige, strahlende Frau kannte, war ganz blaß im Gesicht und kam nun langsam auf mich zu.
,,Sie sagen wir können gleich wieder zu ihr, wenn... wenn sie mit den Untersuchungen und so fertig sind."
Ich nickte nur, das selbe hatten sie mir auch gesagt, als sie mich ein paar Minuten zuvor rausgeschickt hatten. Der ältere Arzt hatte das alles in ruhigem, neutralem Tonfall gesagt... er hatte uns nicht mal Zeit gelassen. Aber was hätte ich auch schon tun oder sagen sollen? Ich hätte ihre Hand genommen, hätte ihr etwas Beruhigendes zugeflüstert, hätte versucht sie zu trösten... doch das alles hatte der Arzt nicht zugelassen, als er mich nach draußen geschickt hatte.
Lorelai setzte sich neben mich und ich konnte sehen, wie ihre Hände zitterten. Sie beugte sich nach vorne und vergrub ihr Gesicht in den Händen. ,,Ich hätte sie nicht fahren lassen dürfen. Ich hätte fahren müssen. Ich wollte nur nicht, dass sie sich aufregt. Ich dachte, dass sie zuhause bleibt, wenn ich mich weigere zu fahren," schluchzte sie.
,,Gib dir keine Schuld," sagte ich und legte eine Hand auf ihren Rücken. ,,Ich hätte da sein und sie davon abhalten müssen."
,,Du warst arbeiten... du hast dich darauf verlassen, dass ich aufpasse, dass Rory sich nicht überanstrengt und ich..." Die letzten Worte gingen in ihren Tränen unter, bevor sie immer wieder flüsterte: ,,Es tut mir so leid, es tut mir so unendlich leid."
Rory wollte an diesem Tag zu ihren Großeltern nach Hartford fahren. Die beiden hatten mit ihr und Lorelai kein Wort mehr gesprochen, seit sie von der Schwangerschaft erfahren hatten. Ihre schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden. Rory konnte es jedoch nicht ertragen, dass jemand wütend auf sie war und wollte noch einmal mit ihnen reden. Doch auf dem Weg dorthin krachte ein Wagen von hinten in ihr Auto... es war kein schwerer Unfall. Eigentlich war es ein Unfall, bei dem niemanden etwas passieren hätte dürfen. Eigentlich.

,,Sie können jetzt wieder zu Miss Gilmore." Eine junge Krankenschwester stand plötzlich vor uns und deutete nervös auf das Zimmer hinter sich.
,,Vielen Dank!" Lorelai wischte sich über die Augen und erhob sich. Man merkte, dass sie jetzt stark sein wollte - für Rory. Ich bewunderte sie dafür, wie schnell sie sich von einer weinenden Frau, die am Ende ihrer Kräfte zu sein schien, wieder in die starke, unerschüttliche Mutter verwandeln konnte.
Langsam erhob auch ich mich. Ich sollte jetzt auch stark sein, egal, wie schwer es mir fallen würde.
Als Lorelai die Tür öffnete, sah ich wie Rory in ihrem Bett lag... die Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden und den Blick ins Leere gerichtet. Einen Moment sagte niemand was.
,,Hey Süße!" Lorelai brach das Schweigen und ging auf das Bett zu, während ich mich räusperte und nicht mehr als ein leises ,,Hey!" herausbrachte.
,,Rory?" fragte Lorelai, als Rory weder antworte noch aufblickte.
Zögernd ging ich ebenfalls auf das Bett zu, setzte mich an den Bettrand. ,,Hey!" wiederholte ich noch einmal und strich ihr sanft über die Wange, doch sie reagierte immer noch nicht. Am liebsten hätte ich sie jetzt in die Arme genommen und gehofft, dass sie sich so trösten ließe. Doch erstens nahm sie mich ja überhaupt nicht wahr und zweitens lag sie in einem Krankenhausbett und ich wusste nicht, ob sie sich bewegen konnte, durfte...
,,Ich lasse Euch jetzt wohl besser alleine," sagte Lorelai leise und wollte schon zur Tür gehen, als sich plötzlich Bewegung in Rory's Augen zeigte. ,,Nein, Mom, geh nicht! Er soll gehen!" Sie deutete auf mich, wich jedoch mit ihrem Blick bewusst dem meinen aus.
,,Rory, komm schon!" Beruhigend wollte ich nach ihrer Hand greifen, doch sie stieß mich mit aller Kraft, die sie mit dieser Hand hatte, von sich. ,,Du sollst gehen!"
Lorelai gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass ich aufstehen sollte, dann setzte sie sich und umarmte ihre Tochter so gut es im Liegen ging.
,,Mom! Er soll jetzt... Er soll jetzt gehen!" Wieder hörte ich Rory's Worte und Lorelai versuchte sie zu beruhigen: ,,Schätzchen, Dean will doch nur..."
,,Nein, er soll gehen!" Rory befreite sich aus der Umarmung und ich konnte sehen, wie Tränen über ihr Gesicht liefen, als sie immer wieder wiederholte: ,,Er soll gehen, er soll gehen,..."
Ich hatte sie noch nie so gesehen, wie in dem Moment, als sie schluchzend immer wieder die gleichen Worte schrie.
,,Rory, ich..." Ich trat wieder einen Schritt auf das Bett zu.
,,Geh! Ich habe dir Alles kaputt gemacht! Deine Ehe und... einfach Alles! Du hast Lindsay verlassen und wofür? Für nichts!" schrie sie und riss dann ihren Ring vom Finger. ,,Du hast nicht eine Frau verdient, die ihr eigenes Baby umbringt."
,,Rory, du kannst nichts dafür..."
,,Doch, das kann ich. Ich musste unbedingt Autofahren. Jede hochschwangere Frau weiß, dass man das nicht darf... und was mache ich?" Sie warf den Ring vor meine Füße und als Lorelai mir einen bittenden Blick zuwarf, verließ ich das Zimmer schließlich und setzte mich wieder auf den Stuhl im Flur. Ich hatte Rory noch nie so gesehen, ich hatte noch niemanden jemals so gesehen. So wütend, so traurig, so hilflos.
Ich weiß nicht, wielange ich draußen auf dem Flur gesessen bin, weit nach vorn übergebeugt und das Gesicht in den Händen vergraben. Doch irgendwann ging die Tür auf und Lorelai trat aus dem Zimmer.
,,Wie geht es ihr?" Ich sprang auf und blickte sie fragend an. Es war eine der dümmsten Fragen, die ich in meinem ganzen Leben gestellt hatte und das war mir auch bewusst. ,,Du musst nicht antworten, ich kann es mir denken."
Lorelai griff nach meiner Hand und legte den Ring hinein, den Rory zu Boden geworfen hatte. ,,Lass ihr Zeit!"
Der Ring - der Verlobungsring! Rory hatte irgendwann heiraten wollen, natürlich erst nach einer langen Verlobungszeit... doch sie war der Meinung eine Verlobung war besser als gar nichts, um dem Kind von Anfang an Sicherheit zu geben. Sie hatte Alles richtig machen wollen - so wie immer.
,,Kann ich zu ihr?"
,,Sie ist eingeschlafen... sie hat sich in den Schlaf geweint," antwortete Lorelai leise.
,,Kann ich nicht trotzdem zu ihr? Ich möchte für sie da sein, ich möchte..."
,,Dean?" Lorelai legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Lass sie schlafen. Die Ärzte sagen, das braucht sie jetzt."
,,Aber..." setzte ich an.
,,Lass ihr einfach Zeit! Irgendwann wird sie wieder in der Lage sein mit dir zu sprechen, aber noch nicht jetzt. Sie gibt sich die ganze Schuld."
,,Aber-"
Wieder fiel mir Lorelai ins Wort: ,,Ja, es ist natürlich totaler Schwachsinn. Aber im Moment fühlt sie sich eben so und es tut ihr so weh dich zu sehen. Versteh' das einfach, ok?"
Ich schwieg einen Augenblick, bevor ich leise, eigentlich flüsternd "Ok!" sagte.
Flashback Ende

Irgendwann wird sie wieder in der Lage sein mit dir zu sprechen.
Was bedeutet irgendwann? Wann ist irgendwann? Ob zwei Jahre reichen, um sagen zu können, dass Lorelai sich geirrt hat?
Sobald Rory wieder fit war, erzählte sie ihrer Mutter - meine Besuche hatte sie immer nur abgelehnt-, dass sie etwas Abstand brauchte - von Allem. Sie wollte eine Europareise machen und spätestens in vier Wochen wieder da sein. Lorelai war erleichtert, dass Rory gleich wieder so voller Tatendrang war, machte sich aber gleichzeitig auch Sorgen, wie sie mir mitteilte. Nach zwei Monaten schrieb Rory schließlich in einem Brief an Lorelai, dass sie beschlossen hatte in England zu bleiben, um dort in Oxford ihr Studium fortzusetzen.
Seitdem habe ich sie nur ein einziges Mal gesehen - vor etwa anderthalb Jahren wollte sie ihre Mutter für eine Woche besuchen. Lorelai versuchte mich davon zu überzeugen ebenfalls zum Flughafen mitzukommen und ich stimmte schließlich zögernd zu. Obwohl Rory mich in den sechs Monaten weder angerufen, noch einen Brief an mich geschickt habe, glaubte ich immer noch daran, dass sie vielleicht einfach nur Zeit gebraucht hatte. Ich weiß noch, wie ich schon im Auto überlegte, wie ich Rory begrüßen sollte. "Offiziell" waren wir schließlich noch zusammen, zumindest hatten wir nie Schluss gemacht. Es hatte seit dem Tag im Krankenhaus einfach kein Gespräch mehr zwischen uns beiden stattgefunden. Die Frage der Begrüßung war jedoch überflüssig, denn Rory würdigte mich am Flughafen keines Blickes. Ich weiß noch genau, wie ich mir, als sie auf uns zukam, gedacht habe, dass sie sich verändert hatte. Ich konnte und kann auch heute nicht sagen, woran es lag - doch sie war anders geworden. Rory stoppte kurz, als sie uns entdeckte, ging aber dann doch auf uns zu und begrüßte ihre Mutter mit einer kurzen Umarmung. Dann verschwand sie mit den Worten: "Ich hole mal mein Gepäck!" Sie schwieg mich während der Autofahrt an und ich habe sie die ganze Woche, die sie in Stars Hollow vebracht hat, nur ein paar Mal kurz gesehen. Und als sie mich sah, wechselte sie jedes Mal die Straßenseite.
,,Wieso schicken Sie dann die Wiege nicht mit der Post oder so zu Mary Ann?" reißt mich Beccy wieder aus den Gedanken.
,,Sie braucht dort, wo sie ist, keine Wiege."
,,Wieso nicht?"
,,Sie ist jetzt an einem Ort, wo sie alles hat, was sie sich wünscht," versuche ich zu erklären und hoffe damit vor weiteren Fragen sicher zu sein.
,,Wirklich?" Beccy's Augen fangen an zu strahlen. ,,Sagen Sie mir wo das ist? Da will ich auch hin."
,,Irgendwann dürfen wir da alle hin," sage ich leise.
Einen Moment lang scheint Beccy irritiert zu sein, dann fragt sie: ,,Ist Mary Ann am gleichen Ort wie meine Granny?"
,,Deine Granny?"
,,Ja, meine Granny ist gestorben und meine Mummy hat dann gesagt, dass sie jetzt an einem ganz schönen Ort ist. Aber ich dachte, da dürfen nur alte Menschen hin."
,,Naja, manchmal gibt es auch Ausnahmen."
,,Meine Mum hat gesagt, dass immer, wenn ein Mensch stirbt, ein neuer Mensch geschickt wird. Ich kriege einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester," erklärt sie. ,,Und wer wurde Ihnen geschickt?"
,,Ähm... ich weiß nicht," antworte ich leise und merke, wie meine Augen anfangen zu brennen. Die Worte von Beccy haben mich sehr bewegt aber ich werde doch jetzt nicht während eines Gesprächs mit einem kleinen Mädchen anfangen zu heulen, oder? Nein! Ich räuspere mich und versuche mich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
,,Vielleicht lernen Sie den Menschen erst noch kennen, der Ihnen geschickt wurde," meint sie weise.
,,Ja, vielleicht." Diese Theorie erscheint mir irgendwie einleuchtend. Vielleicht treffe ich irgendwann wirklich wieder jemanden...
,,Sie sind traurig wegen Mary Ann, oder?" Als ich nur schweigend nicke, fährt sie fort: ,,Mary Ann geht es gut. Meine Granny kümmert sich bestimmt um sie. Sie mochte Babys immer ganz gerne."
,,Danke!" Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht. Wie konnte es sein, dass ein so kleines Mädchen so etwas Tröstendes sagen konnte? ,,Glaubst du deine Mum würde sich über eine Wiege freuen, wenn ich sie anders anstreiche? Ich kann damit nichts anfangen, aber deine Eltern wahrscheinlich schon..."

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It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 27.06.2005, 06:51
It's over, let's face it! [complete] - von MaryKris - 27.06.2005, 07:31
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It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 04.07.2005, 23:11
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It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 04.08.2005, 04:09
It's over, let's face it! [complete] - von MaryKris - 04.08.2005, 05:04
It's over, let's face it! [complete] - von Lava - 04.08.2005, 11:52
It's over, let's face it! [complete] - von Jersey - 04.08.2005, 17:10
It's over, let's face it! [complete] - von Letters05 - 04.08.2005, 19:53
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 04.08.2005, 21:11
It's over, let's face it! [complete] - von Jule13 - 04.08.2005, 21:31
It's over, let's face it! [complete] - von meluinil - 05.08.2005, 14:38
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It's over, let's face it! [complete] - von ***jojo*** - 24.08.2005, 20:29
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 31.10.2005, 21:35
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 02.11.2005, 00:27
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 02.11.2005, 16:44
It's over, let's face it! [complete] - von Letters05 - 02.11.2005, 22:49
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 03.11.2005, 20:10
It's over, let's face it! [complete] - von -juli- - 03.11.2005, 22:33
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 05.11.2005, 21:04
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 05.11.2005, 22:25
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 12.11.2005, 12:49
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 12.11.2005, 21:13
It's over, let's face it! [complete] - von Letters05 - 13.11.2005, 00:42
It's over, let's face it! [complete] - von -juli- - 14.11.2005, 22:10
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It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 26.11.2005, 06:55
It's over, let's face it! [complete] - von Coco - 02.12.2005, 23:05
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It's over, let's face it! [complete] - von ajnevs04 - 16.12.2005, 13:27
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 18.12.2005, 18:25
It's over, let's face it! [complete] - von -juli- - 26.12.2005, 22:43
It's over, let's face it! [complete] - von Liev - 05.03.2006, 15:03
It's over, let's face it! [complete] - von Katrin - 05.03.2006, 17:48
It's over, let's face it! [complete] - von herzchen - 05.03.2006, 19:23
It's over, let's face it! [complete] - von snoopy_sun - 05.03.2006, 21:38

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