27.12.2005, 02:00
-Flashback-
(2 Jahre zuvor in Rorys Leben)
âRory? Kommst du frühstücken?", hörte sie ihre Mutter aus der Küche rufen.
âIch komm gleich Mum, " antwortete sie so leise, dass ihre Mutter es kaum hören konnte.
Im Flur hörte sie wie Clara verzweifelt gegen die Badezimmertür klopfte und darauf hoffte, dass ihr Bruder endlich daraus verschwand, damit sie sich für die Schule fertig machen konnte. Sie war inzwischen schon in der dritten Klasse.
Rory musste daran denken wie sie Clara, vor noch nicht allzu langer Zeit, hatte beruhigen müssen, dass die Schule nicht so schlimm sei, wie sie es sich vorstellte. Sie hatte solche Angst in die Schule zu kommen und jetzt, jetzt liebte sie es jeden Morgen aufzustehen, sich fertig zu machen und in die Schule zu gehen. Leider versperrte ihr nur in letzter Zeit viel zu oft ihr groÃer Bruder den Weg ins Badezimmer. Ewigkeiten, so schien es zumindest Rory und Clara, besetzte er das Badezimmer und als er endlich fertig zu sein schien, fiel ihm ein neuer Grund ein, um länger brauchen zu müssen. So blieb für Clara und sie nur ein halbe Stunde, um sich die Haare zu kämmen, die Zähne zuputzen und vielleicht ein bisschen Schminke aufzutragen, denn langsam hatte Rory das Gefühl, dass etwas Lipgloss und Wimperntusche Wunder wirkten und sie nicht mehr so blass und unscheinbar wirken lieÃen. Auch ihr Bruder stylte sich in den letzten Wochen immer extremer auf. Die Haare klebten zusammen, oder manchmal lieÃen sie ihn sogar wie einen Igel aussehen und dann dieses ganze Aftershave, dass er sich an den Hals schmierte; einfach eklig. Rory fragte sich, wen er wohl damit beeindrucken wollte. Vielleicht hatte er ja eine heimliche Flamme. Auf jeden Fall sollte er noch daran arbeiten, oder eher ausprobieren wie viel Parfüm, oder Aftershave er nun wirklich benutzen konnte, ohne wie eine Parfümerie zu stinken.
Rory musste bei dem Gedanken an ihn lächeln. In den letzten Tagen war er so nett zu ihr gewesen, hatte sie oft zum lachen gebracht; so kannte sie ihn gar nicht. Oft hatten sie sich schon gestritten, um Nichtigkeiten. Viele Worte waren gefallen, viele Tränen geflossen, denn seine Worte trafen sie sehr. Seine Vorwürfe sie gehörte nicht in diese Familie, hatten sie sehr verletzt und auch nachdenklich gemacht. Doch im Grunde hatte er nur nicht ertragen können, dass sie ein Mal zu viel Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekam, mehr Aufmerksamkeit als er. Immerhin war sie adoptiert und er nicht. Wie wütend sie auf ihn war, doch jedes Mal wenn er sie entschuldigend anlächelte, vergab sie ihm. Das Gefühl jedoch nicht dazu zu gehören blieb in ihrem Herzen. Zwar hatte sie es vergraben, aber abends wenn sie alleine in ihrem Bett lag und vergeblich zu der Zimmerdecke starrte, um vielleicht irgendetwas erkennen zu können, damit sie nicht weiter über ihre Herkunft nachdenken musste, tropften leise Tränen auf ihr Kissen.
An diesem Morgen war wieder so ein Moment, in dem sie darüber nachdachte wo wohl ihre Wurzeln lagen. Für die Schule sollten sie ihren Stammbaum zusammenstellen und vorstellen. Zwar hatte sie den Stammbaum ihrer Familie, in der sie lebte, recherchiert, aber es fühlte sich anders an. Es waren nicht ihre Verwandten, die im Krieg starben, oder ihre Verwandten, die für ihre Tapferkeit geehrt wurden. Es wurde ihr kläglich bewusst, da auch ihr Bruder- sie waren in derselben Jahrgangsstufe- diesen Stammbaum erforschen sollte und auch er würde ihn vorstellen.
Rory schluckte den Kloà in ihrem Hals runter, egal was war, hier musste sie jetzt durch.
âRory!", hörte sie ihre Mutter erneut rufen.
Nachdem sie den täglichen prüfenden Blick in den Spiegel hinter sich gebracht hatte, verlieà sie ihr Zimmer. Eilig lief sie Treppe herunter, denn der bewährte Geruch von Kaffee lockte ihre noch müden Glieder.
âMorgen, " verkündete sie mehr oder weniger fröhlich, als sie in die Küche trat, in der bereits ihr Bruder sein Frühstück verdrückte und ihre Mum ihn bewirtete.
âGuten Morgen mein Schatz, " begrüÃte ihre Mum sie.
Schnell griff Rory nach einer Tasse und goss sich Kaffee ein.
âKind, du sollst doch nicht so viel Kaffee trinken, " ermahnte ihre Mum.
âIch weiÃ, aber wenn ich ihn nicht trinke, könnte ich den Tag nicht überleben und willst du, das ich das riskiere?"
âDas könnte ich mir natürlich nicht verzeihen, " lachte ihre Mum und schob ihrem Bruder den zweiten Teller mit Speck und Rühreiern unter die Nase.
âSag mal Bruderherz, ist dir dein Aftershave aus der Hand gefallen und auf dein
T-Shirt gelaufen?", fragte Rory, als sie sich ihre Cornflakes fertig machte.
âWarum?", fragte er genervt.
âWeil du so stinkst, als ob du darin gebadet hättest. Willst du jemanden damit beeindrucken?", fragte sie belustigt weiter.
Fast hatte er sich bei dieser Frage an seinen Rühreiern verschluckt, aber er konnte dem grade noch mal entkommen. Das seine Wangen vermutlich knall rot wurden, konnte er wiederum jedoch nicht verhindern.
âIch wusste es! Dean ist ver-lie-bt. Dean ist ver-lie-bt, " neckte ihn Rory begeistert.
âDas stimmt nicht!", entgegnete er zornig.
âDu musst dich doch nicht schämen, Dean. Wer ist es, hm? Ist es... ähm warte mal, ich habâs gleich...ah, ich habâs: es ist Lane stimmtâs?"
âLane? Du hast doch `nen Knall Rory!", knurrte er verärgert und verlieà die Küche.
Zufrieden steckte sich Rory den Löffel mit den Cornflakes in den Mund. Lane also... Das musste sie ihr unbedingt erzählen. *g*
-Flashback End-
Interessiert hatte Lorelai den Worten ihrer Tochter gelauscht, sie bei ihren Ausführungen beobachtet, ihre Gesten vernommen. Sie war ihr so ähnlich. Je länger sie Rory ansah, wurde ihr bewusst, dass nun wirklich ihre Tochter vor ihr saÃ. Ihr kleines Mädchen, dass sie aus den falschen Gründen hatte weggeben müssen. Dieser Gedanke schmerzte sie sehr, mehr als sie vielleicht zugeben würde. So viel hatte sie in Rorys Leben verpasst. Wie sollte sie dies nur alles nachholen? Vielleicht wollte Rory überhaupt kein Kontakt zu ihr? Immerhin hatte sie sie im Stich gelassen. Vielleicht wollte sie ja einfach nur wissen woher sie stammte und wem sie wohl ähnlich sah.
Die Selbstzweifel vereinnahmten Lorelai, so dass sie Rorys Worten nicht mehr folgen konnte.
âLorelai?", fragte Rory enttäuscht.
âEntschuldigung Rory. Ich kann es nur noch nicht fassen, dass du vor mir sitzt. Mein eigen Fleisch und Blut. Das- das ist so unglaublich... auf der anderen Seite macht es mich so traurig, dass ich nicht dabei sein konnte als du aufgewachsen bist. Ich habe so viel verpasst...", erklärte Lorelai mit einem Hauch von Melancholie, in ihrer sonst so heiteren Stimme.
âDu solltest dir keine Vorwürfe machen, denn ich mach dir auch keine. Nicht mehr. Ich verstehe warum du getan hast, was du getan hast. Ich verstehe, dass du mich nur schützen wolltest und dafür bin ich dir sehr dankbar, glaube mir. Meine Kindheit war sehr schön und behütet. Wenn es dich interessiert, könnte ich dir ja mal ein paar Fotoalben von mir zeigen?"
âDas wäre sehr schön," bedankte sich Lorelai mit Tränen in den Augen.
âLorelai, darf ich dich mal was fragen?"
âAlles was du willst!"
âWas ist mit meinem Vater? Also ich meine, was ist aus ihm geworden?"
âDein Vater? Christopher?"
-Flashback- Vor 3 Monaten in Lorelais Apartment-
Gemütlich saà Lorelai vor der Flimmerkiste und sah sich bereits zum dritten mal an diesem Tage âLiarâs Moon" an. Ihre Augen waren von den vielen Tränen, die in ihr aufkamen, schon ganz rot. Warum konnte nur eine Lüge so viel zerstören? Diese Frage hatte sich Lorelai schon so oft vergebens gefragt.
Plötzlich riss sie ein dumpfes Klopfen an ihrer Wohnungstür aufschrecken. Wer konnte das nur sein?
Es war schon spät und Sookie war mit Jackson und klein Davie verreist. Also wer besuchte sie denn sonst zu so einer Stunde? Luke? Nein, der würde noch in seinem Cafe die letzten Gäste bewirten.
Bevor Lorelai die Tür öffnete sah sie noch einmal in den Spiegel und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
Sie sah nicht gerade so aus, als wäre sie in der besten Verfassung, aber wer sie kannte wusste, dass sie manchmal, bedingt ihrer Vergangenheit, die Traurigkeit überkam.
Wieder lieà sie ein dumpfes Klopfen aufschrecken.
*Ja, ich komm ja schon!*
Mit etwas Herzklopfen öffnete sie die Tür und das Bild, das sich ihr bot, lieà sie alle Worte und zusammenhängende Gedanken entfallen. Sprachlos starrte sie ihr Gegenüber an...
âHallo Lorelai..."
âChristopher...", flüsterte sie.
âDu siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen, " versuchte Christopher die Situation aufzulockern.
â Es kommt dem ziemlich nahe," gab sie murmelnd zu.
âDarf ich rein kommen?", fragte er höflich.
âSicher."
Lorelai beobachtete wie Christopher zwei Koffer, die sie zuvor nicht gesehen hatte, in ihre Wohnung trug. Er war noch immer der gut aussehende Mann, in den sie sich schon vor so langer Zeit verliebt hatte. Damals war er zwar noch ein Junge, aber er hatte sich verändert, wirkte älter und erfahrener als damals. Ihr Herzklopfen irritierte sie ein wenig. Obwohl so viel Zeit vergangen war, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten, liebte sie ihn noch immer. Sie musste fanatisch sein. War er der Grund warum sie sich nie hatte auf eine andere Beziehung einlassen können?
âIhr habt es schön hier, Lorelai", holte Christopher sie zurück aus ihren Gedanken, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte.
Hatte er grade IHR gesagt? Klar, er wusste ja nicht das Rory nicht hier lebte. Wenn sie zwischendurch mal mit ihm telefoniert hatte, verschwieg sie ihm was mit Rory war. Sie wollte verhindern, dass er irgendetwas unüberlegtes tat und das würde er. Jedoch würde sie sich jetzt wohl dieser Situation stellen müssen, egal wie schwer es ihr fiel.
âJa... Setz dich doch Christopher."
Er setzte sich auf das Sofa, Lorelai gegenüber von ihm.
âWarum bist du hier?", fragte Lorelai ihn direkt.
Erstaunt darüber schwieg Christopher einen Moment, um seine Gedanken sammeln zu können.
Mit seinem Ausdruck in den Augen konnte er sie wirklich verwirren, musste Lorelai sich nicht zum ersten Mal eingestehen.
âIch bin hier um dich und Rory zu besuchen, " gestand er leise.
Rory.
Allein ihren Namen zu hören schmerzte sie unendlich.
âRory ist nicht hier, Christopher."
âWo ist sie denn? Kommt sie bald wieder?"
âNein, sie..." Wieder sammelten sich Tränen in Lorelais Augen. Wieder bannten sie sich ihren Weg über ihre Wangen.
âWas ist mit ihr Lorelai?", fragte Christopher besorgt, als er ihre Tränen sah und wie schwer es ihr fiel darüber zu reden. Schon vorhin hatte er ihre getrockneten Tränen gesehen.
âSie, sie ist... adoptiert worden...", flüsterte Lorelai mit Tränenerstickter Stimme.
âWas?????" Sprachlos starrte Christopher sie an, was war hier nur los?
âEs tut mir leid..."
Nach Fassung ringend stand Christopher auf und setzte sich zu Lorelai. Er legte einen Arm um sie, um sie zu beruhigen.
âErzähl mir was passiert ist..., " bat er sie leise und Lorelai begann ihm zu erklären was passiert war.
âIch bring ihn um!!!", stieà Christopher mit Zorn erfüllt aus, nachdem er alles erfahren hatte.
âNein Christopher, bitte es ist schon schwer genug.", flehte Lorelai und hielt seinen Arm fest, bevor er aufspringen konnte.
âAber er hat uns unser Kind genommen, Lorelai."
âDu warst nie da Christopher, was willst du denn jetzt noch tun?", warf Lorelai ihm vor.
âIch weiÃ, es tut mir so leid, dass ich nicht für euch da war... Wenn du mir erzählt hättest..."
âIch wollte nicht, dass du irgendetwas unüberlegtes tust."
Christopher drückte Lorelai fester an sich, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nun nicht mehr alleine mir dieser Situation umgehen musste.
âIch bin jetzt für dich da Lorelai."
Meinte er das ernst? Wollte er wirklich hier bleiben und für sie da sein?
Konnte sie ihm das wirklich glauben? Sie könnte es nicht verkraften noch mal einen Menschen zu verlieren, den sie liebte.
âBist du dir sicher?"
âIn meinem ganzen Leben war ich mir noch nie sicherer. Ich liebe dich Lorelai, " gestand er mit Herzklopfen. Es kam ihm vor als wäre er wieder sechzehn, statt zweiunddreiÃig.
Er beugte sich zu Lorelai hinunter und küsste sanft ihre Lippen. Als Lorelai seine Lippen auf ihren spürte, erwiderte sie den Kuss ohne darüber nachzudenken.
Es fühlte sich gut an, in seinen Armen zu liegen, seine Lippen auf ihren zu spüren.
Ihr Verlangen wuchs und die Leidenschaft für einander wurde stärker. Ihnen wurde heià und kalt zu gleich, als ihre Zungen sich verspielt anstubsten. Streichelnd fuhr Lorelai über Christophers Rücken und fuhr mit ihren kalten Fingern unter seinen Pullover. Sie spürten eine Gänsehaut, die sie schon so lange nicht mehr hatten. Ihre Herzen schlugen immer schneller und die Hitze ihrer Leidenschaft hatte sie umhüllt...
-Flashback End-
âEr hat sich all die Jahre nicht blicken lassen?", fragte Rory ungläubig.
âSo ist Christopher. Absolut unzuverlässig!"
âAber wie kann er nie gemerkt haben, dass ich nicht da bin. Ich meine, ist er denn nie misstrauisch geworden? SchlieÃlich hat er mich noch nie gesehen, oder hat je mit mir gesprochen.....", hakte Rory erstaunt nach.
Lorelai sah zu Boden und versuchte ihre aufgestauten Gefühle zu verbergen. Auch war es offensichtlich, dass Rory ihre Geschichte anzweifelte. Um ihren fragenden Blicken auszuweichen stand Lorelai auf und ging zu dem groÃen Fenster. Mit Tränen in den Augen starrte sie in die Nacht. Sterne glänzten an dem Wolkenlosen Himmelskörper.
Sie war nicht ganz ehrlich gewesen was Christopher anging, doch würde die Wahrheit nicht unnötige Wunden aufreiÃen? Vor allem würden sie nicht ihre mit Mühe geflickten Wunden aufreiÃen? Wen wollte sie mit dieser Geschichte nun mehr beruhigen? War es wirklich um Rorys Gefühle nicht zu verletzten?
âLorelai? Geht es dir nicht gut?", fragte Rory besorgt, als sie sah wie Lorelai versuchte ihre Tränen zu verstecken.
Sollte sie ihr wirklich die Wahrheit erzählen? Wenn sie es nicht tat, würde sich das auf ihre Beziehung auswirken und dieses Mal wollte sie es doch richtig machen.
âIch habe dir nicht die ganze Wahrheit erzählt Rory... die Wahrheit ist so schmerzhaft und manchmal glaube ich viel lieber die Geschichte, die ich dir eben erzählt habe. Es ist leichter das zu ertragen, als die Wahrheit...", erklärte Lorelai, ihr Blick noch immer starr auf die Sterne gerichtet.
âDu musst es mir nicht erzählen, wenn es bei dir unangenehme Erinnerungen weckt."
Lorelai wandte ihren Blick von den Sternen ab und sah zu Rory, die versuchte die Situation zu beschwichtigen.
âAls ich dich zur Adoption gab, erzählte ich Christopher später davon. Zwar erzählte ich ihm nicht den wahren Grund, doch er war damit einverstanden. Wir telefonierten oft, sprachen über seine Geschäfte, die er abwickelte, oder über die Geschehnisse im Hotel, aber nur sehr selten von der Vergangenheit. Ich tat es nicht, um den Schmerz, den ich empfand ständig auszugraben, weswegen er es nicht tat, weià ich nicht."
âHabt ihr geglaubt so darüber hinweg zu kommen? Ich war niemals da und das Leben ging weiter?", fragte Rory verletzt.
âEs war die einzige Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Viele oberflächliche Gespräche, die zu nichts führten, denn jedes Mal wenn ich den Hörer auflegte, hatte ich das Gefühl dich ein weiteres Mal verloren zu haben," erklärte Lorelai ernst.
âUnd dennoch hast du es getan?"
âIch habe geglaubt es funktioniert... ich habe ihn geliebt... ich wollte ihn nicht auch noch verlieren... kannst du das verstehen?"
âIch versuche es."
Rory beobachtete wie Lorelai nervös an ihren Fingern knabberte.
âSchlechte Angewohnheit, " gab sie verschmitzt zu, als sie Rorys Blicke wahrnahm.
âDu hast ihn also nicht vor drei Monaten gesehen..."
âDoch, er war hier... wir haben lange geredet, sehr lange..."
Stumm sah Rory zu Lorelai, die krampfhaft versuchte weitere Worte zu finden.
Es schien ihr als hätte sie einen fetten Kloà im Hals. Lorelai spielte mit den Gedanken, reflektierte die ausgesprochenen Worte.
âEr war nur eine Nacht da, versprach mir er würde bleiben und für mich da sein... eine Nacht... dann war er weg. Ich weià nicht wo er jetzt ist. Er hinterlieà mir einen Brief und schrieb mir, dass er einige Dinge klären müsste, bevor wir eine Familie sein könnten... seit dem sind drei Monate vergangen... und... und..."
Lorelai konnte nicht weiter sprechen, wand sich ab und wieder den Sternen zu. Es war so viel leichter sie anzusehen, als ihre Tochter.
Auch Rory schien sprachlos. Sie verstand nicht warum es Lorelai so schwer fiel darüber zu reden. Als sie ihre Eltern gesucht hatte, hatte sie nicht erwartet, dass sie mit offenen Armen empfangen würde. Lorelais Reaktion auf ihre Anwesenheit übertraf all ihre Vorstellungen. Sie hatte gedacht, sie wäre ein unerwünschtes Kind gewesen, doch dies schien bei weitem nicht so. Warum fühlte Lorelai sich also für ihren Vater verantwortlich? Da musste doch noch etwas dahinter stecken, aber was?
âIch bin schwanger.....", flüsterte Lorelai kaum hörbar.
Hatte Rory grade richtig gehört? Lorelai war schwanger, von ihm?
âNiemand weià es bisher... niemand auÃer dir..."
âNicht mal er?"
Kaum merkbar schüttelte Lorelai ihren Kopf.
âNicht mal er..."
Geschockt von dieser Neuigkeit rang Rory nach Luft. Sie würde ein Geschwisterchen bekommen, ein echtes Geschwisterchen, das mit ihr verwandt war. Es fühlte sich unglaublich gut an. Aber was war mit Lorelai? Sie wirkte so abwesend, fast unglücklich darüber.
âFreust du dich nicht auf das Baby?", fragte Rory nach.
Ãberrascht sah Lorelai zu ihrer Tochter. Freuen? Die Freude war keine Frage, doch wie die Freude entstand und wie es weiter ging bereitete ihr Sorge.
âIch freue mich auf das Kind, Rory. Es ist nur so, dass ich alleine mit dem Baby da stehen werde, wieder.... Ich bin verletzt, gedemütigt von einem Mann, dem ich vertraute, liebe... Am meisten bin ich über mich selbst verärgert, dass ich mich wieder auf ihn einlieÃ."
âKann ich verstehen..."
Lorelai sah auf ihre Armbanduhr. Inzwischen war es vier Uhr morgens. Die Müdigkeit versuchte sie zu überwältigen.
âDeine Pflegeeltern wissen wo du bist?", fragte sie müde.
Rory nickte nur zustimmend.
âGut, wie wäre es wenn wir uns ein wenig hinlegen und schlafen. Es ist verdammt spät... du könntest im Gästezimmer schlafen, wenn du möchtest..."
âÃh ja, warum nicht."
Lorelai zeigte Rory das Gästezimmer, das direkt neben ihrem Schlafzimmer lag.
âEin sehr schönes Zimmer, " stellte Rory fest.
Lorelai lächelte sie an und kramte aus dem Schrank einen Pyjama.
âDen kannst du anziehen. Das Bett ist auch frisch bezogen."
Rory sah den leeren Blick in Lorelais Augen.
âAlles okay?", fragte sie nach.
âJa, ich bin nur müde. Mach dir keinen Kopf, " erklärte Lorelai.
âOkay."
âWir reden morgen weiter, nachdem wir uns ein wenig Erholung gegönnt haben?!", schlug Lorelai vor.
âKlingt gut."
âWenn du irgendetwas brauchen solltest, Rory, mein Schlafzimmer ist direkt neben diesem Zimmer."
âDanke."
âNicht dafür."
âIch meinte DANKE für deine Ehrlichkeit und das wir reden konnten, " sagte Rory.
Lorelai sah mit Tränen in den Augen zu Rory, ihrer Tochter.
âDarf ich dich in den Arm nehmen?", fragte sie fast schüchtern.
Rory nickte nur. Etwas unsicher schloss Lorelai ihr Kind in ihre Arme. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken bis sie das Zimmer verlassen würde. Es fühlte sich so gut an sie wieder in den Armen zu halten.
âSchlaf gut Rory."
âDu auch."
Sachte lieà Lorelai die Zimmertür ins Türschloss gleiten. Die Tränen, die sie vor Rory unterdrückt hatte, strömten nun über ihre bleichen Wangen. Sie war auf der einen Seite so glücklich und auf der anderen jedoch so unendlich traurig über Christophers Abwesenheit. Erschöpft lieà sich Lorelai auf ihr Bett sinken. Tränen glitten auf ihr weiches Kopfkissen. Fröstelnd zog sie die Decke über ihren noch bekleideten Körper. Wie würde es jetzt weiter gehen?
Auch Rory lag in dem ihr unbekannten Bett und dachte darüber nach was die Zukunft ihr wohl bringen würde.
(2 Jahre zuvor in Rorys Leben)
âRory? Kommst du frühstücken?", hörte sie ihre Mutter aus der Küche rufen.
âIch komm gleich Mum, " antwortete sie so leise, dass ihre Mutter es kaum hören konnte.
Im Flur hörte sie wie Clara verzweifelt gegen die Badezimmertür klopfte und darauf hoffte, dass ihr Bruder endlich daraus verschwand, damit sie sich für die Schule fertig machen konnte. Sie war inzwischen schon in der dritten Klasse.
Rory musste daran denken wie sie Clara, vor noch nicht allzu langer Zeit, hatte beruhigen müssen, dass die Schule nicht so schlimm sei, wie sie es sich vorstellte. Sie hatte solche Angst in die Schule zu kommen und jetzt, jetzt liebte sie es jeden Morgen aufzustehen, sich fertig zu machen und in die Schule zu gehen. Leider versperrte ihr nur in letzter Zeit viel zu oft ihr groÃer Bruder den Weg ins Badezimmer. Ewigkeiten, so schien es zumindest Rory und Clara, besetzte er das Badezimmer und als er endlich fertig zu sein schien, fiel ihm ein neuer Grund ein, um länger brauchen zu müssen. So blieb für Clara und sie nur ein halbe Stunde, um sich die Haare zu kämmen, die Zähne zuputzen und vielleicht ein bisschen Schminke aufzutragen, denn langsam hatte Rory das Gefühl, dass etwas Lipgloss und Wimperntusche Wunder wirkten und sie nicht mehr so blass und unscheinbar wirken lieÃen. Auch ihr Bruder stylte sich in den letzten Wochen immer extremer auf. Die Haare klebten zusammen, oder manchmal lieÃen sie ihn sogar wie einen Igel aussehen und dann dieses ganze Aftershave, dass er sich an den Hals schmierte; einfach eklig. Rory fragte sich, wen er wohl damit beeindrucken wollte. Vielleicht hatte er ja eine heimliche Flamme. Auf jeden Fall sollte er noch daran arbeiten, oder eher ausprobieren wie viel Parfüm, oder Aftershave er nun wirklich benutzen konnte, ohne wie eine Parfümerie zu stinken.
Rory musste bei dem Gedanken an ihn lächeln. In den letzten Tagen war er so nett zu ihr gewesen, hatte sie oft zum lachen gebracht; so kannte sie ihn gar nicht. Oft hatten sie sich schon gestritten, um Nichtigkeiten. Viele Worte waren gefallen, viele Tränen geflossen, denn seine Worte trafen sie sehr. Seine Vorwürfe sie gehörte nicht in diese Familie, hatten sie sehr verletzt und auch nachdenklich gemacht. Doch im Grunde hatte er nur nicht ertragen können, dass sie ein Mal zu viel Aufmerksamkeit von ihren Eltern bekam, mehr Aufmerksamkeit als er. Immerhin war sie adoptiert und er nicht. Wie wütend sie auf ihn war, doch jedes Mal wenn er sie entschuldigend anlächelte, vergab sie ihm. Das Gefühl jedoch nicht dazu zu gehören blieb in ihrem Herzen. Zwar hatte sie es vergraben, aber abends wenn sie alleine in ihrem Bett lag und vergeblich zu der Zimmerdecke starrte, um vielleicht irgendetwas erkennen zu können, damit sie nicht weiter über ihre Herkunft nachdenken musste, tropften leise Tränen auf ihr Kissen.
An diesem Morgen war wieder so ein Moment, in dem sie darüber nachdachte wo wohl ihre Wurzeln lagen. Für die Schule sollten sie ihren Stammbaum zusammenstellen und vorstellen. Zwar hatte sie den Stammbaum ihrer Familie, in der sie lebte, recherchiert, aber es fühlte sich anders an. Es waren nicht ihre Verwandten, die im Krieg starben, oder ihre Verwandten, die für ihre Tapferkeit geehrt wurden. Es wurde ihr kläglich bewusst, da auch ihr Bruder- sie waren in derselben Jahrgangsstufe- diesen Stammbaum erforschen sollte und auch er würde ihn vorstellen.
Rory schluckte den Kloà in ihrem Hals runter, egal was war, hier musste sie jetzt durch.
âRory!", hörte sie ihre Mutter erneut rufen.
Nachdem sie den täglichen prüfenden Blick in den Spiegel hinter sich gebracht hatte, verlieà sie ihr Zimmer. Eilig lief sie Treppe herunter, denn der bewährte Geruch von Kaffee lockte ihre noch müden Glieder.
âMorgen, " verkündete sie mehr oder weniger fröhlich, als sie in die Küche trat, in der bereits ihr Bruder sein Frühstück verdrückte und ihre Mum ihn bewirtete.
âGuten Morgen mein Schatz, " begrüÃte ihre Mum sie.
Schnell griff Rory nach einer Tasse und goss sich Kaffee ein.
âKind, du sollst doch nicht so viel Kaffee trinken, " ermahnte ihre Mum.
âIch weiÃ, aber wenn ich ihn nicht trinke, könnte ich den Tag nicht überleben und willst du, das ich das riskiere?"
âDas könnte ich mir natürlich nicht verzeihen, " lachte ihre Mum und schob ihrem Bruder den zweiten Teller mit Speck und Rühreiern unter die Nase.
âSag mal Bruderherz, ist dir dein Aftershave aus der Hand gefallen und auf dein
T-Shirt gelaufen?", fragte Rory, als sie sich ihre Cornflakes fertig machte.
âWarum?", fragte er genervt.
âWeil du so stinkst, als ob du darin gebadet hättest. Willst du jemanden damit beeindrucken?", fragte sie belustigt weiter.
Fast hatte er sich bei dieser Frage an seinen Rühreiern verschluckt, aber er konnte dem grade noch mal entkommen. Das seine Wangen vermutlich knall rot wurden, konnte er wiederum jedoch nicht verhindern.
âIch wusste es! Dean ist ver-lie-bt. Dean ist ver-lie-bt, " neckte ihn Rory begeistert.
âDas stimmt nicht!", entgegnete er zornig.
âDu musst dich doch nicht schämen, Dean. Wer ist es, hm? Ist es... ähm warte mal, ich habâs gleich...ah, ich habâs: es ist Lane stimmtâs?"
âLane? Du hast doch `nen Knall Rory!", knurrte er verärgert und verlieà die Küche.
Zufrieden steckte sich Rory den Löffel mit den Cornflakes in den Mund. Lane also... Das musste sie ihr unbedingt erzählen. *g*
-Flashback End-
Interessiert hatte Lorelai den Worten ihrer Tochter gelauscht, sie bei ihren Ausführungen beobachtet, ihre Gesten vernommen. Sie war ihr so ähnlich. Je länger sie Rory ansah, wurde ihr bewusst, dass nun wirklich ihre Tochter vor ihr saÃ. Ihr kleines Mädchen, dass sie aus den falschen Gründen hatte weggeben müssen. Dieser Gedanke schmerzte sie sehr, mehr als sie vielleicht zugeben würde. So viel hatte sie in Rorys Leben verpasst. Wie sollte sie dies nur alles nachholen? Vielleicht wollte Rory überhaupt kein Kontakt zu ihr? Immerhin hatte sie sie im Stich gelassen. Vielleicht wollte sie ja einfach nur wissen woher sie stammte und wem sie wohl ähnlich sah.
Die Selbstzweifel vereinnahmten Lorelai, so dass sie Rorys Worten nicht mehr folgen konnte.
âLorelai?", fragte Rory enttäuscht.
âEntschuldigung Rory. Ich kann es nur noch nicht fassen, dass du vor mir sitzt. Mein eigen Fleisch und Blut. Das- das ist so unglaublich... auf der anderen Seite macht es mich so traurig, dass ich nicht dabei sein konnte als du aufgewachsen bist. Ich habe so viel verpasst...", erklärte Lorelai mit einem Hauch von Melancholie, in ihrer sonst so heiteren Stimme.
âDu solltest dir keine Vorwürfe machen, denn ich mach dir auch keine. Nicht mehr. Ich verstehe warum du getan hast, was du getan hast. Ich verstehe, dass du mich nur schützen wolltest und dafür bin ich dir sehr dankbar, glaube mir. Meine Kindheit war sehr schön und behütet. Wenn es dich interessiert, könnte ich dir ja mal ein paar Fotoalben von mir zeigen?"
âDas wäre sehr schön," bedankte sich Lorelai mit Tränen in den Augen.
âLorelai, darf ich dich mal was fragen?"
âAlles was du willst!"
âWas ist mit meinem Vater? Also ich meine, was ist aus ihm geworden?"
âDein Vater? Christopher?"
-Flashback- Vor 3 Monaten in Lorelais Apartment-
Gemütlich saà Lorelai vor der Flimmerkiste und sah sich bereits zum dritten mal an diesem Tage âLiarâs Moon" an. Ihre Augen waren von den vielen Tränen, die in ihr aufkamen, schon ganz rot. Warum konnte nur eine Lüge so viel zerstören? Diese Frage hatte sich Lorelai schon so oft vergebens gefragt.
Plötzlich riss sie ein dumpfes Klopfen an ihrer Wohnungstür aufschrecken. Wer konnte das nur sein?
Es war schon spät und Sookie war mit Jackson und klein Davie verreist. Also wer besuchte sie denn sonst zu so einer Stunde? Luke? Nein, der würde noch in seinem Cafe die letzten Gäste bewirten.
Bevor Lorelai die Tür öffnete sah sie noch einmal in den Spiegel und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht.
Sie sah nicht gerade so aus, als wäre sie in der besten Verfassung, aber wer sie kannte wusste, dass sie manchmal, bedingt ihrer Vergangenheit, die Traurigkeit überkam.
Wieder lieà sie ein dumpfes Klopfen aufschrecken.
*Ja, ich komm ja schon!*
Mit etwas Herzklopfen öffnete sie die Tür und das Bild, das sich ihr bot, lieà sie alle Worte und zusammenhängende Gedanken entfallen. Sprachlos starrte sie ihr Gegenüber an...
âHallo Lorelai..."
âChristopher...", flüsterte sie.
âDu siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen, " versuchte Christopher die Situation aufzulockern.
â Es kommt dem ziemlich nahe," gab sie murmelnd zu.
âDarf ich rein kommen?", fragte er höflich.
âSicher."
Lorelai beobachtete wie Christopher zwei Koffer, die sie zuvor nicht gesehen hatte, in ihre Wohnung trug. Er war noch immer der gut aussehende Mann, in den sie sich schon vor so langer Zeit verliebt hatte. Damals war er zwar noch ein Junge, aber er hatte sich verändert, wirkte älter und erfahrener als damals. Ihr Herzklopfen irritierte sie ein wenig. Obwohl so viel Zeit vergangen war, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten, liebte sie ihn noch immer. Sie musste fanatisch sein. War er der Grund warum sie sich nie hatte auf eine andere Beziehung einlassen können?
âIhr habt es schön hier, Lorelai", holte Christopher sie zurück aus ihren Gedanken, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte.
Hatte er grade IHR gesagt? Klar, er wusste ja nicht das Rory nicht hier lebte. Wenn sie zwischendurch mal mit ihm telefoniert hatte, verschwieg sie ihm was mit Rory war. Sie wollte verhindern, dass er irgendetwas unüberlegtes tat und das würde er. Jedoch würde sie sich jetzt wohl dieser Situation stellen müssen, egal wie schwer es ihr fiel.
âJa... Setz dich doch Christopher."
Er setzte sich auf das Sofa, Lorelai gegenüber von ihm.
âWarum bist du hier?", fragte Lorelai ihn direkt.
Erstaunt darüber schwieg Christopher einen Moment, um seine Gedanken sammeln zu können.
Mit seinem Ausdruck in den Augen konnte er sie wirklich verwirren, musste Lorelai sich nicht zum ersten Mal eingestehen.
âIch bin hier um dich und Rory zu besuchen, " gestand er leise.
Rory.
Allein ihren Namen zu hören schmerzte sie unendlich.
âRory ist nicht hier, Christopher."
âWo ist sie denn? Kommt sie bald wieder?"
âNein, sie..." Wieder sammelten sich Tränen in Lorelais Augen. Wieder bannten sie sich ihren Weg über ihre Wangen.
âWas ist mit ihr Lorelai?", fragte Christopher besorgt, als er ihre Tränen sah und wie schwer es ihr fiel darüber zu reden. Schon vorhin hatte er ihre getrockneten Tränen gesehen.
âSie, sie ist... adoptiert worden...", flüsterte Lorelai mit Tränenerstickter Stimme.
âWas?????" Sprachlos starrte Christopher sie an, was war hier nur los?
âEs tut mir leid..."
Nach Fassung ringend stand Christopher auf und setzte sich zu Lorelai. Er legte einen Arm um sie, um sie zu beruhigen.
âErzähl mir was passiert ist..., " bat er sie leise und Lorelai begann ihm zu erklären was passiert war.
âIch bring ihn um!!!", stieà Christopher mit Zorn erfüllt aus, nachdem er alles erfahren hatte.
âNein Christopher, bitte es ist schon schwer genug.", flehte Lorelai und hielt seinen Arm fest, bevor er aufspringen konnte.
âAber er hat uns unser Kind genommen, Lorelai."
âDu warst nie da Christopher, was willst du denn jetzt noch tun?", warf Lorelai ihm vor.
âIch weiÃ, es tut mir so leid, dass ich nicht für euch da war... Wenn du mir erzählt hättest..."
âIch wollte nicht, dass du irgendetwas unüberlegtes tust."
Christopher drückte Lorelai fester an sich, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nun nicht mehr alleine mir dieser Situation umgehen musste.
âIch bin jetzt für dich da Lorelai."
Meinte er das ernst? Wollte er wirklich hier bleiben und für sie da sein?
Konnte sie ihm das wirklich glauben? Sie könnte es nicht verkraften noch mal einen Menschen zu verlieren, den sie liebte.
âBist du dir sicher?"
âIn meinem ganzen Leben war ich mir noch nie sicherer. Ich liebe dich Lorelai, " gestand er mit Herzklopfen. Es kam ihm vor als wäre er wieder sechzehn, statt zweiunddreiÃig.
Er beugte sich zu Lorelai hinunter und küsste sanft ihre Lippen. Als Lorelai seine Lippen auf ihren spürte, erwiderte sie den Kuss ohne darüber nachzudenken.
Es fühlte sich gut an, in seinen Armen zu liegen, seine Lippen auf ihren zu spüren.
Ihr Verlangen wuchs und die Leidenschaft für einander wurde stärker. Ihnen wurde heià und kalt zu gleich, als ihre Zungen sich verspielt anstubsten. Streichelnd fuhr Lorelai über Christophers Rücken und fuhr mit ihren kalten Fingern unter seinen Pullover. Sie spürten eine Gänsehaut, die sie schon so lange nicht mehr hatten. Ihre Herzen schlugen immer schneller und die Hitze ihrer Leidenschaft hatte sie umhüllt...
-Flashback End-
âEr hat sich all die Jahre nicht blicken lassen?", fragte Rory ungläubig.
âSo ist Christopher. Absolut unzuverlässig!"
âAber wie kann er nie gemerkt haben, dass ich nicht da bin. Ich meine, ist er denn nie misstrauisch geworden? SchlieÃlich hat er mich noch nie gesehen, oder hat je mit mir gesprochen.....", hakte Rory erstaunt nach.
Lorelai sah zu Boden und versuchte ihre aufgestauten Gefühle zu verbergen. Auch war es offensichtlich, dass Rory ihre Geschichte anzweifelte. Um ihren fragenden Blicken auszuweichen stand Lorelai auf und ging zu dem groÃen Fenster. Mit Tränen in den Augen starrte sie in die Nacht. Sterne glänzten an dem Wolkenlosen Himmelskörper.
Sie war nicht ganz ehrlich gewesen was Christopher anging, doch würde die Wahrheit nicht unnötige Wunden aufreiÃen? Vor allem würden sie nicht ihre mit Mühe geflickten Wunden aufreiÃen? Wen wollte sie mit dieser Geschichte nun mehr beruhigen? War es wirklich um Rorys Gefühle nicht zu verletzten?
âLorelai? Geht es dir nicht gut?", fragte Rory besorgt, als sie sah wie Lorelai versuchte ihre Tränen zu verstecken.
Sollte sie ihr wirklich die Wahrheit erzählen? Wenn sie es nicht tat, würde sich das auf ihre Beziehung auswirken und dieses Mal wollte sie es doch richtig machen.
âIch habe dir nicht die ganze Wahrheit erzählt Rory... die Wahrheit ist so schmerzhaft und manchmal glaube ich viel lieber die Geschichte, die ich dir eben erzählt habe. Es ist leichter das zu ertragen, als die Wahrheit...", erklärte Lorelai, ihr Blick noch immer starr auf die Sterne gerichtet.
âDu musst es mir nicht erzählen, wenn es bei dir unangenehme Erinnerungen weckt."
Lorelai wandte ihren Blick von den Sternen ab und sah zu Rory, die versuchte die Situation zu beschwichtigen.
âAls ich dich zur Adoption gab, erzählte ich Christopher später davon. Zwar erzählte ich ihm nicht den wahren Grund, doch er war damit einverstanden. Wir telefonierten oft, sprachen über seine Geschäfte, die er abwickelte, oder über die Geschehnisse im Hotel, aber nur sehr selten von der Vergangenheit. Ich tat es nicht, um den Schmerz, den ich empfand ständig auszugraben, weswegen er es nicht tat, weià ich nicht."
âHabt ihr geglaubt so darüber hinweg zu kommen? Ich war niemals da und das Leben ging weiter?", fragte Rory verletzt.
âEs war die einzige Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Viele oberflächliche Gespräche, die zu nichts führten, denn jedes Mal wenn ich den Hörer auflegte, hatte ich das Gefühl dich ein weiteres Mal verloren zu haben," erklärte Lorelai ernst.
âUnd dennoch hast du es getan?"
âIch habe geglaubt es funktioniert... ich habe ihn geliebt... ich wollte ihn nicht auch noch verlieren... kannst du das verstehen?"
âIch versuche es."
Rory beobachtete wie Lorelai nervös an ihren Fingern knabberte.
âSchlechte Angewohnheit, " gab sie verschmitzt zu, als sie Rorys Blicke wahrnahm.
âDu hast ihn also nicht vor drei Monaten gesehen..."
âDoch, er war hier... wir haben lange geredet, sehr lange..."
Stumm sah Rory zu Lorelai, die krampfhaft versuchte weitere Worte zu finden.
Es schien ihr als hätte sie einen fetten Kloà im Hals. Lorelai spielte mit den Gedanken, reflektierte die ausgesprochenen Worte.
âEr war nur eine Nacht da, versprach mir er würde bleiben und für mich da sein... eine Nacht... dann war er weg. Ich weià nicht wo er jetzt ist. Er hinterlieà mir einen Brief und schrieb mir, dass er einige Dinge klären müsste, bevor wir eine Familie sein könnten... seit dem sind drei Monate vergangen... und... und..."
Lorelai konnte nicht weiter sprechen, wand sich ab und wieder den Sternen zu. Es war so viel leichter sie anzusehen, als ihre Tochter.
Auch Rory schien sprachlos. Sie verstand nicht warum es Lorelai so schwer fiel darüber zu reden. Als sie ihre Eltern gesucht hatte, hatte sie nicht erwartet, dass sie mit offenen Armen empfangen würde. Lorelais Reaktion auf ihre Anwesenheit übertraf all ihre Vorstellungen. Sie hatte gedacht, sie wäre ein unerwünschtes Kind gewesen, doch dies schien bei weitem nicht so. Warum fühlte Lorelai sich also für ihren Vater verantwortlich? Da musste doch noch etwas dahinter stecken, aber was?
âIch bin schwanger.....", flüsterte Lorelai kaum hörbar.
Hatte Rory grade richtig gehört? Lorelai war schwanger, von ihm?
âNiemand weià es bisher... niemand auÃer dir..."
âNicht mal er?"
Kaum merkbar schüttelte Lorelai ihren Kopf.
âNicht mal er..."
Geschockt von dieser Neuigkeit rang Rory nach Luft. Sie würde ein Geschwisterchen bekommen, ein echtes Geschwisterchen, das mit ihr verwandt war. Es fühlte sich unglaublich gut an. Aber was war mit Lorelai? Sie wirkte so abwesend, fast unglücklich darüber.
âFreust du dich nicht auf das Baby?", fragte Rory nach.
Ãberrascht sah Lorelai zu ihrer Tochter. Freuen? Die Freude war keine Frage, doch wie die Freude entstand und wie es weiter ging bereitete ihr Sorge.
âIch freue mich auf das Kind, Rory. Es ist nur so, dass ich alleine mit dem Baby da stehen werde, wieder.... Ich bin verletzt, gedemütigt von einem Mann, dem ich vertraute, liebe... Am meisten bin ich über mich selbst verärgert, dass ich mich wieder auf ihn einlieÃ."
âKann ich verstehen..."
Lorelai sah auf ihre Armbanduhr. Inzwischen war es vier Uhr morgens. Die Müdigkeit versuchte sie zu überwältigen.
âDeine Pflegeeltern wissen wo du bist?", fragte sie müde.
Rory nickte nur zustimmend.
âGut, wie wäre es wenn wir uns ein wenig hinlegen und schlafen. Es ist verdammt spät... du könntest im Gästezimmer schlafen, wenn du möchtest..."
âÃh ja, warum nicht."
Lorelai zeigte Rory das Gästezimmer, das direkt neben ihrem Schlafzimmer lag.
âEin sehr schönes Zimmer, " stellte Rory fest.
Lorelai lächelte sie an und kramte aus dem Schrank einen Pyjama.
âDen kannst du anziehen. Das Bett ist auch frisch bezogen."
Rory sah den leeren Blick in Lorelais Augen.
âAlles okay?", fragte sie nach.
âJa, ich bin nur müde. Mach dir keinen Kopf, " erklärte Lorelai.
âOkay."
âWir reden morgen weiter, nachdem wir uns ein wenig Erholung gegönnt haben?!", schlug Lorelai vor.
âKlingt gut."
âWenn du irgendetwas brauchen solltest, Rory, mein Schlafzimmer ist direkt neben diesem Zimmer."
âDanke."
âNicht dafür."
âIch meinte DANKE für deine Ehrlichkeit und das wir reden konnten, " sagte Rory.
Lorelai sah mit Tränen in den Augen zu Rory, ihrer Tochter.
âDarf ich dich in den Arm nehmen?", fragte sie fast schüchtern.
Rory nickte nur. Etwas unsicher schloss Lorelai ihr Kind in ihre Arme. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken bis sie das Zimmer verlassen würde. Es fühlte sich so gut an sie wieder in den Armen zu halten.
âSchlaf gut Rory."
âDu auch."
Sachte lieà Lorelai die Zimmertür ins Türschloss gleiten. Die Tränen, die sie vor Rory unterdrückt hatte, strömten nun über ihre bleichen Wangen. Sie war auf der einen Seite so glücklich und auf der anderen jedoch so unendlich traurig über Christophers Abwesenheit. Erschöpft lieà sich Lorelai auf ihr Bett sinken. Tränen glitten auf ihr weiches Kopfkissen. Fröstelnd zog sie die Decke über ihren noch bekleideten Körper. Wie würde es jetzt weiter gehen?
Auch Rory lag in dem ihr unbekannten Bett und dachte darüber nach was die Zukunft ihr wohl bringen würde.
:geist:
Harm:"Mac, we have 12 hours!" Mac:"We've had 9 years!"
Harm:"I guess,maybe I just needed a deadline..."Mac:"Well, you got one, sailor!"