27.12.2005, 02:00
Frierend kuschelte sich Lorelai mehr in ihre wärmende Decke. Nachdem sie, durch einen schrecklichen Alptraum gequält, erwacht war, kreisten ihre Gedanken fortlaufend um die Zukunft. Wie würde sich das Leben nun für sie entwickeln? Würde, nun da sie ihre Tochter wieder hatte, sich etwas ändern? Hatte sie Rory denn überhaupt? Zwar hatte sie sie aufgesucht, doch nur um zu wissen zu wem sie gehörte. Wie schrecklich einsam hatte sie sich in den Jahren bei ihren Pflegeeltern fühlen müssen. Einsam nicht in dem Sinne, dass sie allein war, viel mehr zu wissen, dass man nicht so dazu gehörte wie die anderen Kinder. Ihr Blut war ein anderes. Und auch wenn sie, Lorelai, nicht immer mit ihren Eltern klar gekommen war, hätte sie sich nicht gewünscht so aufzuwachsen, wie Rory hatte es tun müssen. Sie frage sich, ob Rory ihr jemals dafür Vergebung schenken konnte.
Lorelai spürte wie ihr Magen sich umdrehte. Es war kein Schmerz, der sie seufzen lieÃ, sondern eher das eklige Gefühl, dass die Nahrung, die sie gestern zu sich genommen hatte, sich den Weg zurück erkämpfte, um dann in ihrer Toilette zu wandern. Es war schrecklich für sie jeden Morgen mit diesem Gefühl aufzuwachen, deshalb hoffte sie, dass diese Ãbelkeit, die eine Schwangerschaft mit sich brachte, bald vorüber gehen würde. Es machte Lorelai Angst zu wissen, dass sie wieder mit dem Kind alleine da stand und auch wenn sie glaubt von solchen Gefühlen nicht befallen worden zu sein, sind es doch die schlaflosen Nächte und die verzweifelten Gedankengänge einer allein stehenden Mutter, die sie immer wieder in die Realität zurück brachten. Jeden Tag, jede Nacht, hatte sie mit ihren Tränen zu kämpfen und würden ihre Freunde ihr nicht so unglaublich beistehen, so würde sie tatsächlich verzweifeln. Und auch wenn sie es nicht zugeben würde, so hatte sich Lorelai doch immer nach einer Familie gesehnt. Einer Familie, die sie so liebte wie sie ist. Eine Familie, die aus Mann und Frau und Kindern bestand. Sie hatte lange geglaubt, dass Christopher dieser Mann wäre und auch wenn er sie zum x-ten Male verletzt hatte mit seiner nicht vorhanden Reife um Verantwortung zu übernehmen, so war sich Lorelai nicht sicher, dass wenn er käme, sie ihn in den Wind schieÃen würde. Immerhin war er der Vater von Rory und der ihres ungeborenen Kindes. Diese Liebe, die sie für ihn empfand schien alles Nützliche aus ihr raus zu saugen.
Ein leises Klopfen, an der Tür, riss Lorelai aus ihren Gedanken.
âJa?"
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Rory spähte unsicher hinein.
âGuten Morgen, " sagte sie leise.
âHey... komm rein und setz dich zu mir, " schlug Lorelai vor.
Immer noch ein wenig unsicher setzte sich Rory zu ihr auf das groÃe Bett, das mit Kissen aller Art bedeckt war.
âWie gehtâs dir?", fragte sie schüchtern.
âWenn mich diese verdammte Morgenübelkeit nicht dauern überkommen würde, prima. Und wie ist es mit dir? Konntest du ein bisschen schlafen?"
âNaja, ein paar Stunden vielleicht."
âIch habe selten gerne an einem Ort, den ich nicht kannte, geschlafen, " gab Lorelai schmunzelnd zu.
âWas glaubst du wie es jetzt weiter geht?", fragte Rory nach einer Weile des Schweigens.
âIch bin mir nicht sicher. Wie möchtest du denn, dass es weiter geht?"
Rory zuckte mit den Schulter. Woher sollte sie es denn auch wissen. Gerade hatte sie ihre Mutter wieder gefunden und sie fühlte sich so unglaublich wohl bei ihr, dass sie es sich kaum erklären konnte. Sie hatte das Gefühl, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben alle Puzzelteile beisammen hatte. Nun könnte sie beginnen sie zusammen zu fügen.
âIch würde dich gerne besser kennen lernen, " begann Lorelai.
âDito."
âOk, dann wären wir uns da schon mal einig. Du wohnst nicht weit von hier, oder?"
âNein, eine halbe Stunde entfernt."
âWie wäre es, wenn wir uns in unserer kennen lern Phase in der Woche, oder so, mal treffen. Wir könnten uns gegenseitig unsere Welten vorstellen, " schlug Lorelai vor.
âDas ist eine tolle Idee, " meinte Rory darauf.
Sie spürte die Erleichterung in ihr, dass Lorelai sie nicht gleich abschob. Diese ganze Situation war so unwirklich für sie, dass es sie fast erschreckte. Sie saà hier mit ihrer Mutter zusammen.
Ihre Mutter!!!
Einige Tage waren seit Rorys Besuch vergangen. Etwas nervös, auf ihrem Schreibtisch mit den Fingern trommelnd, saà Lorelai in ihrem Büro. In einer Stunde war sie hier mit Rory verabredet. Dies würde ihr erstes offizielles Treffen werden, in dem ihre Welten zusammen trafen. Diese Treffen würden entscheiden wie es weiter ging. Aus lauter Nervosität hatte sie ihr Büro aufgeräumt und das tat sie nur in wirklich besonderen Situationen, denn wenn Lorelai eines hasste, dann war es penetrante Ordnung. Für andere mochte es nicht offensichtlich sein, aber auch sie hielt irgendwie ihre Ordnung. Ein Ordnung, die nur sie allein überblicken konnte.
Erschrocken sah Lorelai auf, als es an der Tür klopfte. Das konnte sie doch noch nicht sein, oder?
âHerein..."
Statt Rory steckte Sookie ihre Nase durch den Türspalt.
âStörâ ich?", fragte sie kleinlaut.
âNein, komm rein Sookie."
Sookie konnte Lorelais Gesichtszügen entnehmen, dass sie sehr angespannt sein musste. Und obwohl sie gestresst schien, wirkte Lorelai auf ihre Freunde in den letzten Tagen, seit Rorys Auftauchen, glücklicher denn je.
âIst alles okay mit dir Lorelai?", fragte sie ein wenig besorgt.
âÃhm... ja. Ich bin nur ein wenig ausgepowert. Das morgendliche Wiederkäuern hängt mir langsam aber sicher dem Halse raus und das im wahrsten Sinne. Mir kommt schon alles hoch, wenn ich überhaupt an Essen denke. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Leben eine Kuh hätte werden sollen. Weià Gott, oder wer auch immer, warum ich Lorelai Gilmore wurde. Gefangen in einem Körper, der sich einer Kuh anzugleichen versucht, wenn auch nicht im äuÃeren Sinne, bisher zumindest noch nicht, " erklärte Lorelai, während sie versuchte die Gedanken vom Morgen zu unterdrücken.
âDann sollte ich dich wohl besser nicht fragen, was wir nächste Woche als Menü anbieten..., " stellte Sookie verschmitzt fest.
âIch vertrauâ dir Sookie. Stell das Menü zusammen wie du willst. SchlieÃlich bist DU die gnadenlose Köchin."
âOkay, auf deine Verantwortung."
Lorelai wippte auf ihrem Schreibtischstuhl hin und her, nicht sicher ob sie ihre Glieder für einen Moment still halten konnte.
âSonst alles okay mit dir?", fragte Sookie erneut, als sie dies beobachtete.
Lorelai schwieg und stand auf, um sich dann wieder auf den Stuhl fallen zu lassen. Was war nur mit ihr los? Waren es ihre Hormone, die ihr einen Streich spielten? Oder war es die Tatsache, dass Rory gleich hier auftauche würde und sie Angst hatte, sie irgendwie zu verschrecken, wie auch immer.
âEs hat was damit zu tun, dass Rory gleich kommt, oder?"
Lorelai nickte bedrückt. Ihre Hand lag auf ihrem noch flachen Bauch.
âWovor hast du Angst?", fragte Sookie weiter, als sie sich auf einem Stuhl nieder lieÃ.
âDavor, dass sie erkennt, dass ich nicht dazu in der Lage bin Mutter zu sein... davor, dass sie falsche Erwartungen in mich gesetzt hat und enttäuscht sein wird... ich weià auch nicht, Sookie. Es wirkt so furchtbar unreal auf mich, dass meine Tochter gleich hier sein wird. Und doch ist es das, was ich mir immer gewünscht habe, seit dem Moment, als ich sie weggeben musste. Ich habe Angst, dass ich sie wieder verliere, wenn sie mich besser kennen gelernt hat. Das sie wieder aus meinem Leben verschwindet..."
âGlaubst du, dass sie das tun wird? Verschwinden, wo sie dich gerade erst kennen gelernt hat? WeiÃt du, was ich denke? Sie wird genauso fühlen wie du. Sicherlich wird sie auch Angst haben dich wieder zu verlieren, gerade wo ihr euch gefunden habt. Und von was sollte sie enttäuscht sein? Du bist eine klasse Frau. Ich kenne niemanden hier in Stars Hollow, der dich nicht als die akzeptiert, die du bist. Du wirst von allen geliebt, Lorelai. Fragâ mal Luke. Du hast es geschafft dein Leben auf die Reihe zu kriegen, nachdem du von zu Hause weg bist. Die Hilfe deiner Eltern hast du nie haben wollen und jetzt; jetzt bist du die Besitzerin eines Hotels, das besser läuft, als du es dir je erhofft hattest, " versuchte Sookie sie positiv zu stimmen.
âDanke Sookie. Du schaffst es immer wieder mich daran zu erinnern, dass du meine beste Freundin bist und diese wird immer da sein. Aber was hat Luke damit zu tun?"
Sookie lächelte sie geheimnisvoll an, aber schwieg.
Stattdessen stand sie auf und ging zu Lorelai, um sie in ihre Arme zu schlieÃen.
âSo, und jetzt freu dich gefälligst, dass du den Nachmittag mit Rory verbringst, okay?"
Lorelai nickte.
âIch muss jetzt wieder zu meinen Omelettes," stellte Sookie fest.
Als sie Lorelais Gesichtsausdruck sah, bei den Thema Omelett, entschuldigte sie sich höflich und verlieà das Büro ihrer Freundin und Kollegin.
âUnd das ist Michele, meine linke Hand", erklärte Lorelai, als sie Rory durch das Hotel führte.
Michele stand hinter der Rezeption und telefonierte gerade mit einem buchendem Gast, so dass er sich seine schnippische Antwort sparte und sich voll und ganz aufs Telefonieren konzentrierte.
âEs ist sehr schön hier, gemütlich, " stellte Rory fest, nachdem sie alles gesehen hatte.
âDarauf habe ich besonderen Wert gelegt, " kommentierte Lorelai strahlend.
âDu scheinst hier alles im Griff zu haben. Wie schaffst du das alles?", fragte Rory, als sie sah wie problemlos alles von statten ging.
âNa ja, ich habe meine Knechte halt gut im Griff und wenn ich zweimal mit den Wimpern blinzele kommen die kleinen Heinzelmännchen, um all das Chaos, das entsteht, wieder in Ordnung zu bringen."
âDu nimmst vieles mit Humor, oder?"
âNaja, sagen wir mal so, ich versuche es, " lachte Lorelai und zeigte ihr weitere Räumlichkeiten.
âWie bist du zu dem Job hier gekommen?", fragte Rory.
âNachdem ich von zu Hause ausgezogen war und meinen Schulabschluss nachgeholt hatte, suchte ich eine Möglichkeit mich von meinen Eltern unabhängig zu machen. Da ich nach Stars Hollow gezogen war, suchte ich natürlich hier nach einer geeigneten Stelle. Frag mich nicht warum ich mir dieses Nest hier ausgesucht habe. Wahrscheinlich war es irgendeine innere Eingebung. Auf jeden Fall las ich in der Zeitung, dass in diesem Hotel eine Stelle als Zimmermädchen frei war. Ich sprintete also los, so unsportlich wie ich war natürlich mit dem Auto und kam in dieses Hotel. Die Chefin, Mia, stellte mich ohne jegliche Vorbehalte ein. Sie meinte junge Dinger wie mich könne man immer gebrauchen und vor allem könne man sie gut einarbeiten. Da war ich also und arbeitete mich hoch in die Führungsposition und letztes Jahr, nachdem ich mein BWL- Studium beendete hatte, kauften Sookie und ich Mia das Hotel ab. Jetzt gehört es uns."
âErstaunlich. Warst du lange auf das Geld deiner Eltern angewiesen?"
âNachdem ich den Job im Hotel hatte, nicht mehr. Ich versuchte immer selber klar zu kommen. Lieber hätte ich die Versicherung betrogen um Geld zu kriegen als meine Eltern zu fragen."
âHast du kein gutes Verhältnis zu ihnen?"
âSagen wir so, so lange wir uns nicht dauernd sehen geht es einigermaÃen. Manchmal zwingt mich Emily mit ihr zu essen, was ich dann notgedrungen tue, um des Friedens Willen."
âEmily?"
âDeine GroÃmutter."
âIst sie so wie du?"
âGott bewahre. Emily ist die wohl konservativste Frau aller Zeiten. Die Frau ist nur damit beschäftigt Kaffeetrinken zu veranstalten, Teekränzchen zu halten und sich in der Gesellschaft zu präsentieren. Ein Snob, wenn du so magst."
âVerstehe."
Rory runzelte ein wenig die Stirn über Lorelais Ausführungen, immerhin kannte sie ihre GroÃeltern nicht mal. Noch konnte sie sich ihre eigene Meinung nicht bilden.
âWenn du willst stelle ich dir deine GroÃeltern demnächst mal vor, " schlug Lorelai vor.
âDas wäre schön."
Nachdenklich sah Rory sich in der Empfangshalle des Hotels um. Alles schien so geordnet und die schrille Person am Klavier spielte ununterbrochen Beethovens Werke.
âWer ist der Typ da am Klavier?", fragte Rory, den Blick in die Richtung gewand.
âAch das ist Kirk. Er hat gerade seine Künstler Phase. Normalerweise arbeitet er in irgendeinem Stadtbetrieb, um zu sich selbst zu finden. Seine Mutter ist der Meinung, dass er verschiedene Phasen in seinem Leben durch machen muss, bevor er bereit ist aus ihrem Haus zu ziehen."
Rory lachte über Lorelais Erklärung. Sie hatte das Gefühl all das hier schon ewig zu kennen und sie war seit nicht mal einer Stunde hier. Es war ihr schon ein wenig unheimlich wie schnell sie ihr eigenes Leben, mit ihrer Pflegefamilie vergaÃ. Aber war das hier nicht auch irgendwie ihr Leben? Ein Leben, dass sie erst jetzt würde führen können mit dem Wissen jemanden zu haben, zu dem man gehörte, wenn auch nicht im näheren Sinne. Sie würde sich in Geduld über müssen, um zu erfahren was es hieà eine leibliche Mutter zu haben.
Als Rory nach Hause kam wurde sie bereits sehnsüchtig von Dean erwartet, doch da sie völlig erschöpft und ausgelaugt war, beschloss sie ihm aus dem Weg zu gehen. Sie war gerade nicht in der Stimmung zu reden und schon gar nicht um über irgendetwas zu diskutieren. Ein wenig hatte sie das Gefühl, dass alles an ihr vorbei zog. Seit sie Lorelai getroffen hatte, spürte sie, dass etwas anders war und nichts würde mehr so sein wie vorher. Unbemerkt schlich sich Rory in ihr Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Wie würde sich ihr Leben ändern, nun da sie ihre leibliche Mutter kannte? Und gewiss waren es groÃe Veränderungen, denn wenn Rory tiefer gehend darüber nachdachte, so erkannte sie, dass dieses Treffen bereits jetzt groÃe Auswirkungen gehabt hatte.
Rory lieà sich auf ihr Bett fallen.
Die Decke drehte sich, die Wände kamen ihr gefährlich nahe. Was war nur mit ihr los? Es war als ob sie träumte, träumte von etwas, dass sie lange versuchte zu verdrängen und aus ihrem Leben zu streichen. Obwohl ihr das nur selten gelang, war sie sich dennoch bewusst, dass nur sie allein darüber entschied worüber ihre Gedanken kreisten. Oft wagte sie nicht dieses Karussell ihrer Gedanken zu unterbrechen, in der Angst etwas Wichtiges zu verlieren.
Seit sie Lorelai gesehen hatte, spürte sie, dass ihr Leben eine andere Wendung nahm und diese Wendung betraf ihre momentane Lebenssituation. Nichts hatte sie sich mehr gewünscht, als die Frau aufzuspüren, die ihr das Leben schenkte. Wenn sie sich nun im Spiegel ansah, so wusste sie, welche Augen sie da anstarrten. Es war so unglaublich, dass sie Lorelai so ähnlich sah. Sie war vorher schon mal in Stars Hollow gewesen, warum war sie ihr nie über den Weg gelaufen? Sicherlich hätte sie sie erkannt, oder nicht? Dieses Gefühl, das sie empfand, wenn sie Lorelai traf war anders, als das Gefühl, welches sie mit ihrer Adoptivmutter verband. Jetzt sagte sie Adoptivmutter. Ihr bisheriges Leben lang, hatte sie sie unter Mum gekannt. Rory hatte mit ihr über das Treffen mit Lorelai gesprochen. Zwar schien sie verständnisvoll, doch Rory entging nicht das Gefühl, dass sie ihre Mum mit ihrer Entscheidung, ihre richtige Mum zu suchen, verletzt hatte. Als sie dann noch begeistert davon erzählt hatte, dass sie ein Geschwisterchen bekam, hatte ihre Mum ihren Augen nicht Stand halten können. Rory glaubte Tränen in ihren Augen gesehen zu haben, doch waren es keine Freudentränen. Es waren Tränen des Verlustes. Der Verlust eines Kindes.
Seit diesem Gespräch hüllte ihre Adoptivmutter sich in Schweigen und wirkte mit ihren Gedanken abwesend. Vielleicht gab es ja auch andere Gründe dafür, doch Rory fühlte sich schuldig. So oder so. Ihre Mutter hatte sie noch nie so gesehen. Nicht mal als sie raus gefunden hatte, dass Dean und sie sich geküsst hatten. Sie hatte mit allem anderen als Schweigen reagiert. Sie hatte getobt, sie zu Hauserrest verdonnert und sich wieder beruhigt. Doch dies schien die Ruhe vor dem Sturm zu sein...
âRory?", hörte sie Dean murmeln, als er an ihre Tür klopfte.
Rory schwieg.
Noch immer hatte sie keine Lust auf Konversation und schon gar nicht mit Dean. Sie wusste nicht genau was es war, aber in Bezug auf ihn hatten sich ihre Gefühle gewaltig verändert. Er war nicht mehr ihr Bruder. Aber was sollte er sonst sein? War er ihr Freund?
Sie wusste es nicht, denn dieses Gespräch was sie füreinander empfinden, oder was sie sind, hatte noch zu keinem geeignetem Zeitpunkt stattgefunden. Im Moment wollte sie auch nicht darüber nachdenken.
Er hatte sehr wütend darauf reagiert, als er erfuhr, dass sie ihre Mutter aufgesucht hatte. Mit Vorwürfen hatte er versucht sie zur Vernunft zu bringen und ihr erklärt, dass dies hier ihre Familie sei. Sie bräuchte keine andere. Er hatte sie gefragt, welchen Auslöser es gab, dass sie urplötzlich auf die Idee kam nach ihren Stammwurzeln zu suchen. Sie hatte ihm versucht zu erklären, wie es war nicht zu wissen zu wem man gehörte, doch er blieb stur und beharrte darauf, dass sie zu ihm gehörte. So oder so, wem wollte sie denn noch das Herz brechen. Diese Aussage von ihm hatte sie zum nachdenken gebracht, doch viel wichtiger war welcher Gedanke ihn dazu gebracht hatte so etwas zu sagen. Wen meinte er denn verdammt?!
âRory, ich weiÃ, dass du da bist... Lass uns reden, " drängte Dean.
Rory schwieg noch immer.
Ihr Leben hatte sich verändert.
Lorelai spürte wie ihr Magen sich umdrehte. Es war kein Schmerz, der sie seufzen lieÃ, sondern eher das eklige Gefühl, dass die Nahrung, die sie gestern zu sich genommen hatte, sich den Weg zurück erkämpfte, um dann in ihrer Toilette zu wandern. Es war schrecklich für sie jeden Morgen mit diesem Gefühl aufzuwachen, deshalb hoffte sie, dass diese Ãbelkeit, die eine Schwangerschaft mit sich brachte, bald vorüber gehen würde. Es machte Lorelai Angst zu wissen, dass sie wieder mit dem Kind alleine da stand und auch wenn sie glaubt von solchen Gefühlen nicht befallen worden zu sein, sind es doch die schlaflosen Nächte und die verzweifelten Gedankengänge einer allein stehenden Mutter, die sie immer wieder in die Realität zurück brachten. Jeden Tag, jede Nacht, hatte sie mit ihren Tränen zu kämpfen und würden ihre Freunde ihr nicht so unglaublich beistehen, so würde sie tatsächlich verzweifeln. Und auch wenn sie es nicht zugeben würde, so hatte sich Lorelai doch immer nach einer Familie gesehnt. Einer Familie, die sie so liebte wie sie ist. Eine Familie, die aus Mann und Frau und Kindern bestand. Sie hatte lange geglaubt, dass Christopher dieser Mann wäre und auch wenn er sie zum x-ten Male verletzt hatte mit seiner nicht vorhanden Reife um Verantwortung zu übernehmen, so war sich Lorelai nicht sicher, dass wenn er käme, sie ihn in den Wind schieÃen würde. Immerhin war er der Vater von Rory und der ihres ungeborenen Kindes. Diese Liebe, die sie für ihn empfand schien alles Nützliche aus ihr raus zu saugen.
Ein leises Klopfen, an der Tür, riss Lorelai aus ihren Gedanken.
âJa?"
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Rory spähte unsicher hinein.
âGuten Morgen, " sagte sie leise.
âHey... komm rein und setz dich zu mir, " schlug Lorelai vor.
Immer noch ein wenig unsicher setzte sich Rory zu ihr auf das groÃe Bett, das mit Kissen aller Art bedeckt war.
âWie gehtâs dir?", fragte sie schüchtern.
âWenn mich diese verdammte Morgenübelkeit nicht dauern überkommen würde, prima. Und wie ist es mit dir? Konntest du ein bisschen schlafen?"
âNaja, ein paar Stunden vielleicht."
âIch habe selten gerne an einem Ort, den ich nicht kannte, geschlafen, " gab Lorelai schmunzelnd zu.
âWas glaubst du wie es jetzt weiter geht?", fragte Rory nach einer Weile des Schweigens.
âIch bin mir nicht sicher. Wie möchtest du denn, dass es weiter geht?"
Rory zuckte mit den Schulter. Woher sollte sie es denn auch wissen. Gerade hatte sie ihre Mutter wieder gefunden und sie fühlte sich so unglaublich wohl bei ihr, dass sie es sich kaum erklären konnte. Sie hatte das Gefühl, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben alle Puzzelteile beisammen hatte. Nun könnte sie beginnen sie zusammen zu fügen.
âIch würde dich gerne besser kennen lernen, " begann Lorelai.
âDito."
âOk, dann wären wir uns da schon mal einig. Du wohnst nicht weit von hier, oder?"
âNein, eine halbe Stunde entfernt."
âWie wäre es, wenn wir uns in unserer kennen lern Phase in der Woche, oder so, mal treffen. Wir könnten uns gegenseitig unsere Welten vorstellen, " schlug Lorelai vor.
âDas ist eine tolle Idee, " meinte Rory darauf.
Sie spürte die Erleichterung in ihr, dass Lorelai sie nicht gleich abschob. Diese ganze Situation war so unwirklich für sie, dass es sie fast erschreckte. Sie saà hier mit ihrer Mutter zusammen.
Ihre Mutter!!!
Einige Tage waren seit Rorys Besuch vergangen. Etwas nervös, auf ihrem Schreibtisch mit den Fingern trommelnd, saà Lorelai in ihrem Büro. In einer Stunde war sie hier mit Rory verabredet. Dies würde ihr erstes offizielles Treffen werden, in dem ihre Welten zusammen trafen. Diese Treffen würden entscheiden wie es weiter ging. Aus lauter Nervosität hatte sie ihr Büro aufgeräumt und das tat sie nur in wirklich besonderen Situationen, denn wenn Lorelai eines hasste, dann war es penetrante Ordnung. Für andere mochte es nicht offensichtlich sein, aber auch sie hielt irgendwie ihre Ordnung. Ein Ordnung, die nur sie allein überblicken konnte.
Erschrocken sah Lorelai auf, als es an der Tür klopfte. Das konnte sie doch noch nicht sein, oder?
âHerein..."
Statt Rory steckte Sookie ihre Nase durch den Türspalt.
âStörâ ich?", fragte sie kleinlaut.
âNein, komm rein Sookie."
Sookie konnte Lorelais Gesichtszügen entnehmen, dass sie sehr angespannt sein musste. Und obwohl sie gestresst schien, wirkte Lorelai auf ihre Freunde in den letzten Tagen, seit Rorys Auftauchen, glücklicher denn je.
âIst alles okay mit dir Lorelai?", fragte sie ein wenig besorgt.
âÃhm... ja. Ich bin nur ein wenig ausgepowert. Das morgendliche Wiederkäuern hängt mir langsam aber sicher dem Halse raus und das im wahrsten Sinne. Mir kommt schon alles hoch, wenn ich überhaupt an Essen denke. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Leben eine Kuh hätte werden sollen. Weià Gott, oder wer auch immer, warum ich Lorelai Gilmore wurde. Gefangen in einem Körper, der sich einer Kuh anzugleichen versucht, wenn auch nicht im äuÃeren Sinne, bisher zumindest noch nicht, " erklärte Lorelai, während sie versuchte die Gedanken vom Morgen zu unterdrücken.
âDann sollte ich dich wohl besser nicht fragen, was wir nächste Woche als Menü anbieten..., " stellte Sookie verschmitzt fest.
âIch vertrauâ dir Sookie. Stell das Menü zusammen wie du willst. SchlieÃlich bist DU die gnadenlose Köchin."
âOkay, auf deine Verantwortung."
Lorelai wippte auf ihrem Schreibtischstuhl hin und her, nicht sicher ob sie ihre Glieder für einen Moment still halten konnte.
âSonst alles okay mit dir?", fragte Sookie erneut, als sie dies beobachtete.
Lorelai schwieg und stand auf, um sich dann wieder auf den Stuhl fallen zu lassen. Was war nur mit ihr los? Waren es ihre Hormone, die ihr einen Streich spielten? Oder war es die Tatsache, dass Rory gleich hier auftauche würde und sie Angst hatte, sie irgendwie zu verschrecken, wie auch immer.
âEs hat was damit zu tun, dass Rory gleich kommt, oder?"
Lorelai nickte bedrückt. Ihre Hand lag auf ihrem noch flachen Bauch.
âWovor hast du Angst?", fragte Sookie weiter, als sie sich auf einem Stuhl nieder lieÃ.
âDavor, dass sie erkennt, dass ich nicht dazu in der Lage bin Mutter zu sein... davor, dass sie falsche Erwartungen in mich gesetzt hat und enttäuscht sein wird... ich weià auch nicht, Sookie. Es wirkt so furchtbar unreal auf mich, dass meine Tochter gleich hier sein wird. Und doch ist es das, was ich mir immer gewünscht habe, seit dem Moment, als ich sie weggeben musste. Ich habe Angst, dass ich sie wieder verliere, wenn sie mich besser kennen gelernt hat. Das sie wieder aus meinem Leben verschwindet..."
âGlaubst du, dass sie das tun wird? Verschwinden, wo sie dich gerade erst kennen gelernt hat? WeiÃt du, was ich denke? Sie wird genauso fühlen wie du. Sicherlich wird sie auch Angst haben dich wieder zu verlieren, gerade wo ihr euch gefunden habt. Und von was sollte sie enttäuscht sein? Du bist eine klasse Frau. Ich kenne niemanden hier in Stars Hollow, der dich nicht als die akzeptiert, die du bist. Du wirst von allen geliebt, Lorelai. Fragâ mal Luke. Du hast es geschafft dein Leben auf die Reihe zu kriegen, nachdem du von zu Hause weg bist. Die Hilfe deiner Eltern hast du nie haben wollen und jetzt; jetzt bist du die Besitzerin eines Hotels, das besser läuft, als du es dir je erhofft hattest, " versuchte Sookie sie positiv zu stimmen.
âDanke Sookie. Du schaffst es immer wieder mich daran zu erinnern, dass du meine beste Freundin bist und diese wird immer da sein. Aber was hat Luke damit zu tun?"
Sookie lächelte sie geheimnisvoll an, aber schwieg.
Stattdessen stand sie auf und ging zu Lorelai, um sie in ihre Arme zu schlieÃen.
âSo, und jetzt freu dich gefälligst, dass du den Nachmittag mit Rory verbringst, okay?"
Lorelai nickte.
âIch muss jetzt wieder zu meinen Omelettes," stellte Sookie fest.
Als sie Lorelais Gesichtsausdruck sah, bei den Thema Omelett, entschuldigte sie sich höflich und verlieà das Büro ihrer Freundin und Kollegin.
âUnd das ist Michele, meine linke Hand", erklärte Lorelai, als sie Rory durch das Hotel führte.
Michele stand hinter der Rezeption und telefonierte gerade mit einem buchendem Gast, so dass er sich seine schnippische Antwort sparte und sich voll und ganz aufs Telefonieren konzentrierte.
âEs ist sehr schön hier, gemütlich, " stellte Rory fest, nachdem sie alles gesehen hatte.
âDarauf habe ich besonderen Wert gelegt, " kommentierte Lorelai strahlend.
âDu scheinst hier alles im Griff zu haben. Wie schaffst du das alles?", fragte Rory, als sie sah wie problemlos alles von statten ging.
âNa ja, ich habe meine Knechte halt gut im Griff und wenn ich zweimal mit den Wimpern blinzele kommen die kleinen Heinzelmännchen, um all das Chaos, das entsteht, wieder in Ordnung zu bringen."
âDu nimmst vieles mit Humor, oder?"
âNaja, sagen wir mal so, ich versuche es, " lachte Lorelai und zeigte ihr weitere Räumlichkeiten.
âWie bist du zu dem Job hier gekommen?", fragte Rory.
âNachdem ich von zu Hause ausgezogen war und meinen Schulabschluss nachgeholt hatte, suchte ich eine Möglichkeit mich von meinen Eltern unabhängig zu machen. Da ich nach Stars Hollow gezogen war, suchte ich natürlich hier nach einer geeigneten Stelle. Frag mich nicht warum ich mir dieses Nest hier ausgesucht habe. Wahrscheinlich war es irgendeine innere Eingebung. Auf jeden Fall las ich in der Zeitung, dass in diesem Hotel eine Stelle als Zimmermädchen frei war. Ich sprintete also los, so unsportlich wie ich war natürlich mit dem Auto und kam in dieses Hotel. Die Chefin, Mia, stellte mich ohne jegliche Vorbehalte ein. Sie meinte junge Dinger wie mich könne man immer gebrauchen und vor allem könne man sie gut einarbeiten. Da war ich also und arbeitete mich hoch in die Führungsposition und letztes Jahr, nachdem ich mein BWL- Studium beendete hatte, kauften Sookie und ich Mia das Hotel ab. Jetzt gehört es uns."
âErstaunlich. Warst du lange auf das Geld deiner Eltern angewiesen?"
âNachdem ich den Job im Hotel hatte, nicht mehr. Ich versuchte immer selber klar zu kommen. Lieber hätte ich die Versicherung betrogen um Geld zu kriegen als meine Eltern zu fragen."
âHast du kein gutes Verhältnis zu ihnen?"
âSagen wir so, so lange wir uns nicht dauernd sehen geht es einigermaÃen. Manchmal zwingt mich Emily mit ihr zu essen, was ich dann notgedrungen tue, um des Friedens Willen."
âEmily?"
âDeine GroÃmutter."
âIst sie so wie du?"
âGott bewahre. Emily ist die wohl konservativste Frau aller Zeiten. Die Frau ist nur damit beschäftigt Kaffeetrinken zu veranstalten, Teekränzchen zu halten und sich in der Gesellschaft zu präsentieren. Ein Snob, wenn du so magst."
âVerstehe."
Rory runzelte ein wenig die Stirn über Lorelais Ausführungen, immerhin kannte sie ihre GroÃeltern nicht mal. Noch konnte sie sich ihre eigene Meinung nicht bilden.
âWenn du willst stelle ich dir deine GroÃeltern demnächst mal vor, " schlug Lorelai vor.
âDas wäre schön."
Nachdenklich sah Rory sich in der Empfangshalle des Hotels um. Alles schien so geordnet und die schrille Person am Klavier spielte ununterbrochen Beethovens Werke.
âWer ist der Typ da am Klavier?", fragte Rory, den Blick in die Richtung gewand.
âAch das ist Kirk. Er hat gerade seine Künstler Phase. Normalerweise arbeitet er in irgendeinem Stadtbetrieb, um zu sich selbst zu finden. Seine Mutter ist der Meinung, dass er verschiedene Phasen in seinem Leben durch machen muss, bevor er bereit ist aus ihrem Haus zu ziehen."
Rory lachte über Lorelais Erklärung. Sie hatte das Gefühl all das hier schon ewig zu kennen und sie war seit nicht mal einer Stunde hier. Es war ihr schon ein wenig unheimlich wie schnell sie ihr eigenes Leben, mit ihrer Pflegefamilie vergaÃ. Aber war das hier nicht auch irgendwie ihr Leben? Ein Leben, dass sie erst jetzt würde führen können mit dem Wissen jemanden zu haben, zu dem man gehörte, wenn auch nicht im näheren Sinne. Sie würde sich in Geduld über müssen, um zu erfahren was es hieà eine leibliche Mutter zu haben.
Als Rory nach Hause kam wurde sie bereits sehnsüchtig von Dean erwartet, doch da sie völlig erschöpft und ausgelaugt war, beschloss sie ihm aus dem Weg zu gehen. Sie war gerade nicht in der Stimmung zu reden und schon gar nicht um über irgendetwas zu diskutieren. Ein wenig hatte sie das Gefühl, dass alles an ihr vorbei zog. Seit sie Lorelai getroffen hatte, spürte sie, dass etwas anders war und nichts würde mehr so sein wie vorher. Unbemerkt schlich sich Rory in ihr Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Wie würde sich ihr Leben ändern, nun da sie ihre leibliche Mutter kannte? Und gewiss waren es groÃe Veränderungen, denn wenn Rory tiefer gehend darüber nachdachte, so erkannte sie, dass dieses Treffen bereits jetzt groÃe Auswirkungen gehabt hatte.
Rory lieà sich auf ihr Bett fallen.
Die Decke drehte sich, die Wände kamen ihr gefährlich nahe. Was war nur mit ihr los? Es war als ob sie träumte, träumte von etwas, dass sie lange versuchte zu verdrängen und aus ihrem Leben zu streichen. Obwohl ihr das nur selten gelang, war sie sich dennoch bewusst, dass nur sie allein darüber entschied worüber ihre Gedanken kreisten. Oft wagte sie nicht dieses Karussell ihrer Gedanken zu unterbrechen, in der Angst etwas Wichtiges zu verlieren.
Seit sie Lorelai gesehen hatte, spürte sie, dass ihr Leben eine andere Wendung nahm und diese Wendung betraf ihre momentane Lebenssituation. Nichts hatte sie sich mehr gewünscht, als die Frau aufzuspüren, die ihr das Leben schenkte. Wenn sie sich nun im Spiegel ansah, so wusste sie, welche Augen sie da anstarrten. Es war so unglaublich, dass sie Lorelai so ähnlich sah. Sie war vorher schon mal in Stars Hollow gewesen, warum war sie ihr nie über den Weg gelaufen? Sicherlich hätte sie sie erkannt, oder nicht? Dieses Gefühl, das sie empfand, wenn sie Lorelai traf war anders, als das Gefühl, welches sie mit ihrer Adoptivmutter verband. Jetzt sagte sie Adoptivmutter. Ihr bisheriges Leben lang, hatte sie sie unter Mum gekannt. Rory hatte mit ihr über das Treffen mit Lorelai gesprochen. Zwar schien sie verständnisvoll, doch Rory entging nicht das Gefühl, dass sie ihre Mum mit ihrer Entscheidung, ihre richtige Mum zu suchen, verletzt hatte. Als sie dann noch begeistert davon erzählt hatte, dass sie ein Geschwisterchen bekam, hatte ihre Mum ihren Augen nicht Stand halten können. Rory glaubte Tränen in ihren Augen gesehen zu haben, doch waren es keine Freudentränen. Es waren Tränen des Verlustes. Der Verlust eines Kindes.
Seit diesem Gespräch hüllte ihre Adoptivmutter sich in Schweigen und wirkte mit ihren Gedanken abwesend. Vielleicht gab es ja auch andere Gründe dafür, doch Rory fühlte sich schuldig. So oder so. Ihre Mutter hatte sie noch nie so gesehen. Nicht mal als sie raus gefunden hatte, dass Dean und sie sich geküsst hatten. Sie hatte mit allem anderen als Schweigen reagiert. Sie hatte getobt, sie zu Hauserrest verdonnert und sich wieder beruhigt. Doch dies schien die Ruhe vor dem Sturm zu sein...
âRory?", hörte sie Dean murmeln, als er an ihre Tür klopfte.
Rory schwieg.
Noch immer hatte sie keine Lust auf Konversation und schon gar nicht mit Dean. Sie wusste nicht genau was es war, aber in Bezug auf ihn hatten sich ihre Gefühle gewaltig verändert. Er war nicht mehr ihr Bruder. Aber was sollte er sonst sein? War er ihr Freund?
Sie wusste es nicht, denn dieses Gespräch was sie füreinander empfinden, oder was sie sind, hatte noch zu keinem geeignetem Zeitpunkt stattgefunden. Im Moment wollte sie auch nicht darüber nachdenken.
Er hatte sehr wütend darauf reagiert, als er erfuhr, dass sie ihre Mutter aufgesucht hatte. Mit Vorwürfen hatte er versucht sie zur Vernunft zu bringen und ihr erklärt, dass dies hier ihre Familie sei. Sie bräuchte keine andere. Er hatte sie gefragt, welchen Auslöser es gab, dass sie urplötzlich auf die Idee kam nach ihren Stammwurzeln zu suchen. Sie hatte ihm versucht zu erklären, wie es war nicht zu wissen zu wem man gehörte, doch er blieb stur und beharrte darauf, dass sie zu ihm gehörte. So oder so, wem wollte sie denn noch das Herz brechen. Diese Aussage von ihm hatte sie zum nachdenken gebracht, doch viel wichtiger war welcher Gedanke ihn dazu gebracht hatte so etwas zu sagen. Wen meinte er denn verdammt?!
âRory, ich weiÃ, dass du da bist... Lass uns reden, " drängte Dean.
Rory schwieg noch immer.
Ihr Leben hatte sich verändert.
:geist: ![[Bild: hm6.jpg]](http://members.lycos.nl/jagonline/images/avatars/hm6.jpg)
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Harm:"Mac, we have 12 hours!" Mac:"We've had 9 years!"
Harm:"I guess,maybe I just needed a deadline..."Mac:"Well, you got one, sailor!"