04.03.2006, 00:19
@[GG]: danke fürs fb ^^ :thanx:
bin froh, dass du es gut findest, wenn hannah chriss' gefühle erklärt :biggrin: ich bin mir da immer unsicher *räusper*
naja, kommen wir zum erfreulicheren teil: der nächste teil ... huch? was ist das denn für ein satz?? :confused: ... er ist wie versprochen länger als die beiden davor ^^
ich konnte ihn leider nicht früher posten; mein bruder wollte mich nicht dranlassen
nun gut, aber ihr kriegt ihn dafür jetzt ^^
ich bin mir mal wieder unsicher bei hannah (ich glaub, ich hab probleme mit ihr *am kopf kratz* *kicher*) sie kommt mir hier so unsensibel rüber, dabei sollte es gar nicht so sein *haare rauf*
naja, bin auf eure meinung gespannt ^^
silbernerschatz
Teil 32
„Okay. Was wollen wir machen?“, fragte Hannah und streckte sich auf ihrem Stuhl aus. Seit etwa zehn Minuten saÃen sie vorne auf der Veranda und tranken Limo. „Mir ist langweilig.“
Lilly sah unbehaglich in ihren SchoÃ. „Musst du nicht zur Arbeit?“
Hannah warf ihr einen schiefen Blick zu. „Ich gehe erst später hin. Wenn Chriss wieder da ist. Wir dachten uns, dass du besser nicht alleine sein solltest. Du weiÃt schon.“
Lilly nickte stumm.
„Kann ich dich was fragen?“
Wieder nickte sie.
„Könntest du dir vorstellen, wieder mit Chriss zusammen zu sein? Morgen?“
Ruckartig hob Lilly den Kopf. „Was?“
Ungerührt aber doch ein wenig besorgt sah Hannah sie an. „Könntest du?“
„Mo … morgen?“
„Naja … nicht unbedingt morgen. Ich meine, in absehbarer Zeit.“
Unsicher schluckte Lilly. „Warum?“
„Nur so. Also … bist du bereit?“
„Ich … ich weià nicht …“
„Woran liegt das?“
„Hannah …“
„Liegt das an der Sache mit Cora, oder wegen Ryan?“
„Ich …“ Lilly trank einen Schluck von der Limonade. „Ich schätze, an beidem.“
„Das heiÃt, wenn er sich nicht von dir getrennt hätte, oder wenn du Ryan nicht getroffen hättest, könntest du dir schon vorstellen, mit ihm zusammen zu sein?“
Eine leichte Empörung machte sich in ihr breit. „Warum willst du das wissen?“
Hannah zuckte mit den Schultern. „Nur so.“ Dann lieà sie das Thema fallen.
In der nächsten Stunde breitete sich zwischen ihnen eine ausgelassene Stimmung auf. Lilly beruhigte sich etwas und schaffte es auch, mit Hannah zu lachen, zu kichern und zu spaÃen.
Doch dann fing Hannah an, ihr von Chriss zu erzählen. Ihr zu erzählen, wie er die letzten zehn Jahre gelebt hatte.
„Warum?“, fragte sie, auf Hannahs Bemerkung, dass es endlich vorüber war.
„Naja, ich bin froh, dass Chriss nicht ständig mit irgendwelchen strohdummen Frauen ins Bett gegangen ist. Du weiÃt gar nicht, wie schlimm das war. Er ging abends manchmal mit Freunden oder alleine weg und war die ganze Nacht nicht da, weil er durch die Bars streifte und schlieÃlich mit einer völlig Fremden im Bett landete. Und wenn er am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich an nichts erinnern, weder an den Namen des Betthäschens, noch daran, wie er zu ihr gekommen war.“ Hannah schüttelte den Kopf. „Er hat mir echt Leid getan.“
Lillys Herz fing an, wie wild zu klopfen. „Warum hat er das getan?“
Hannah sah ihre Freundin lächelnd an. „Weil er vergeblich eine Frau gesucht hat, die so ist, wie du.“
In ihrem Hals bildete sich ein KloÃ. „Aber … warum …“
Also erzählte Hannah, was damals wirklich geschehen war und warum Chriss sich wirklich von ihr getrennt hatte.
Als Hannah schlieÃlich geendet hatte, schien sie der Kloà fast zu ersticken. Sie bekam keine Luft mehr und ihre Hände zitterten.
Und dann kam auch noch Chriss’ Wagen um die Ecke. Bis er in der Auffahrt geparkt hatte und die Tür öffnete, waren ihre Nerven zum ZerreiÃen gespannt. Sie konnte immer noch nicht glauben, was Hannah ihr gerade erzählt hatte. Verdammt, sie hatte all die Jahre versucht, ihn dafür zu hassen, dafür, dass er sie in einer Situation alleine gelassen hatte, in der sie so dringend seine Hilfe gebraucht hätte, um mit dem Mädchen zusammen zu sein, das dafür verantwortlich war. Und jetzt stellte sich heraus, dass er das nur getan hatte, um sie zu beschützen?? Womit hatte er sich das Recht genommen, einfach so über ihr Leben zu entscheiden?!
Als er auf sie zukam, senkte sie den Blick wieder auf ihren Schoà und presste die Lippen aufeinander. Später, wenn Hannah weg war, würde sie ihn zur Rede stellen. Er schuldete ihr eine Antwort. Und wenn sich das, was Hannah gesagt hatte, als wahr herausstellte, dann würde sie gehen. Sie wusste, dass Hannah die Wahrheit sagte. Aber sie musste es auch von ihm hören. Aus seinem Mund.
Chriss blieb stehen, als er die beiden auf der Veranda sitzen sah. Es mochte ziemlich klischeehaft klingen, aber ihm wurde klar, dass Hannah und Lilly die zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben waren. Hannah als kleine Schwester und als Ratgeberin – auch wenn er es niemals zugeben würde, hatten ihre Worte ihn nachdenklich gemacht, er hatte darüber nachgedacht, ob sie womöglich Recht haben könnte. Und als sie ihm ihre Meinung gesagt hatte, gestern Abend wie auch heute Morgen, war er unglaublich stolz auf sie gewesen – und Lilly … tja, was war sie eigentlich für ihn? Er war sich immer noch nicht im Klaren darüber, was für eine Beziehung sie zueinander hatten. Freunde? Fremde?
Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging auf sie zu, während er sich fragte, wie Hannah wohl reagieren würde.
„Du bist schon zurück?“, fragte sie.
„Ja.“ Er sah Lilly an, die hartnäckig vermied, ihm in die Augen zu sehen.
„Ich dachte, du müsstest länger bleiben.“
Mit gerunzelter Stirn antwortete er: „Der Chef wollte mich sprechen.“ Er war den ganzen Morgen weg gewesen, was also hätte er tun können, dass Lilly sauer auf ihn war? Denn das war sie ja offensichtlich.
Hannah reichte ihm ihr Glas mit Limonade, das er dankbar annahm. „Und?“
Er trank einen Schluck und machte sich auf das Donnerwetter gefasst. „Er will mich versetzen.“
„Was?“ Hannah riss die Augen auf. „Wohin denn? Du bist doch vor nicht mal zwei Monaten aus Stuttgart hierher gekommen!“
Er zuckte mit den Schultern. „Hab ich auch gesagt.“ Nachdem er die kühle Limonade ausgetrunken hatte, stellte er es wieder auf den kleinen Abstelltisch. „Er hat irgendetwas von Hamburg gesagt.“
„Hamburg!“ Hannah schnaubte empört. „Das ist doch völliger Schwachsinn! Was hast du gesagt?“
„Nichts.“ Er öffnete die Haustür, trat ein und sagte über die Schulter: „Ich hab gekündigt.“
Dann fiel die Tür ins Schloss.
Hannah nickte erst, aber schlieÃlich hatte ihr Gehirn die Nachricht empfangen und sie sprang auf. „Gekündigt? Was soll das heiÃen, du hast gekündigt?“ Sie rannte ihm hinterher. „Du kannst doch nicht einfach kündigen!“
„Natürlich kann ich.“ Gereizt drehte er sich zu ihr um. „Wenn ich kündigen will, dann kündige ich.“
„Und was hat dein Chef gesagt?“
Diesmal war es Chriss, der schnaubte. „Er will die Kündigung nicht annehmen und hat es als vorübergehende Beurlaubung abgestempelt.“
~Flashback~
Chriss betrat das Büro seines Chefs. „Was gibt’s?“, fragte er und lieà sich auf einen Stuhl fallen.
„Gute Arbeit mit der Verhaftung. Du weiÃt schon, von diesem …“
„Ryan.“
„Ja.“ Polizeichef Hartmann räusperte sich.
Misstrauisch hob Chriss eine Augenbraue. „Du hast mich nicht hierher zitiert, nur um mir zu sagen, dass ich gute Arbeit geleistet habe, oder?“
„Naja …“ Chriss’ Vorgesetzter rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. „Das stimmt schon.“
Abwartend lehnte Chriss sich zurück.
Wieder ein Räuspern. „Die Kollegen in Hamburg brauchen dauerhafte Verstärkung und haben um Hilfe gebeten. Und …“ Er kratzte sich am Kopf. „Ich dachte, ich schicke dich hin.“
Abrupt setzte Chriss sich auf. „Du willst mich nach Hamburg versetzen?“
„Versteh mich nicht falsch, Chriss … es geht ja nicht gegen dich, aber … hier hast du doch sowieso nicht viel zu tun. In Hamburg haben sie gerade einige Probleme und brauchen den Besten. Und in der Truppe der jüngeren bist du der Beste.“
„Ich bin erst vor eineinhalb Monaten von Stuttgart hierher gekommen! Soll ich jetzt mal schön durch ganz Deutschland tuckern, weil da und dort jemand Hilfe braucht und ich hier nur faul herumsitze und Däumchen drehe?“
„So war das doch nicht gemeint!“ Beschwichtigend hob der Polizeichef die Hände.“ Du leistest wirklich gute Arbeit. Ich meinte es allgemein. Das hier ist ein kleines Städtchen und hier passiert eben nicht viel.“
„Ich gehe nicht nach Hamburg.“ Chriss verschränkte die Arme vor der Brust. „Auf keinen Fall.“
Provoziert von Chriss’ Tonfall reckte der Polizeichef das Kinn. „Und warum nicht?“
Weil ich Lilly dann nie wieder sehe. „Darum.“
Ein Schnauben. „Chriss, das ist wirklich total kindisch von dir.“
„Aber ich habe eine andere Idee.“
„Lass hören.“
Chriss stand auf und beugte sich über den Tisch. „Ich kündige.“
Empört sprang der Polizeichef auf. „Also wirklich, Chriss …“
Er riss sich seine Polizeimarke vom Hemd und warf sie auf den von Papierhaufen überfüllten Schreibtisch. „Läuft doch aufs selbe hinaus, Chef. Ich arbeite hier nicht.“
Störrisch verschränkte ‚der Chef’ seine Arme. „Ich nehme deine Kündigung nicht an.“
Ebenso stur verkündete Chriss: „Das ist deine Sache. Ich komme nicht mehr.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Ich trage das als unbefristeten Urlaub ein.“, rief der Chef ihm nach.
„Mach was du willst!“, brüllte Chriss zurück und nahm sich einen Karton vom Stapel, der eigentlich für den Transport von Hilfsmitteln oder anderem gedacht waren.
Dann stapfte er auf seinen Schreibtisch zu, doch plötzlich rief sein Chef: „Lasst ihn nicht an seinen Schreibtisch!“
Fragend sahen sich seine Kollegen an, standen aber auf und versperrten ihm den Weg. Zu seinem Verdruss war auch Mirko unter ihnen.
„Lasst mich durch!“, knirschte er.
Sie nahmen eine kerzengerade Stellung an. „Nein.“
Er wandte sich an Mirko. „Hör zu, Mirko. Ich hab noch meine Dienstwaffe in der Tasche. Wenn ihr mich nicht sofort durchlasst, knall ich euch ab, das verspreche ich dir.“
Nachdem er sie fünf Minuten lang nacheinander angefunkelt hatte, machten sie schlieÃlich einen Schritt beiseite. Er rempelte sich an ihnen vorbei und sagte: „Danke. Ich werde euch Karten aus meinem Urlaub schicken.“
Er räumte seinen Schreibtisch aus, warf seine eigenen Sachen in den Karton und knallte die Akten der Fälle, an denen er mit den anderen arbeitete, auf Mirkos Tisch. Dann quetschte er sich wieder durch seine Kollegen, die unbehaglich von einem Fuà auf den anderen traten und vor der Tür standen, und verlieà ohne Worte des Abschiedes das Revier.
~Flashback Ende~
Hannah sah ihn stirnrunzelnd an. „Das war echt kindisch von dir, weiÃt du das?“
„Ist mir egal.“ Er stapfte die Treppen hoch.
Teils belustigt und teil noch sauer, trat sie wieder nach drauÃen auf die Veranda, wo Lilly immer noch in ihren Schoà starrte.
„Ich gehe jetzt zur Arbeit, okay?“
Lilly stand auf. „Okay.“
Hannah drehte sich schon zur StraÃe, legte dann aber ihre Hand auf Lillys Arm. „Hast du vor, mit ihm darüber zu reden?“
Lilly nickte.
„Okay. Aber … tu mir einen Gefallen. Du kannst sauer auf ihn sein, weil er über dein Leben bestimmt hat. Aber bestraf ihn nicht dafür, dass er dich zu sehr geliebt hat und es immer noch tut.“
Mit diesen Worten machte sich Hannah auf den Weg zur Arbeit.
bin froh, dass du es gut findest, wenn hannah chriss' gefühle erklärt :biggrin: ich bin mir da immer unsicher *räusper*
naja, kommen wir zum erfreulicheren teil: der nächste teil ... huch? was ist das denn für ein satz?? :confused: ... er ist wie versprochen länger als die beiden davor ^^
ich konnte ihn leider nicht früher posten; mein bruder wollte mich nicht dranlassen

nun gut, aber ihr kriegt ihn dafür jetzt ^^
ich bin mir mal wieder unsicher bei hannah (ich glaub, ich hab probleme mit ihr *am kopf kratz* *kicher*) sie kommt mir hier so unsensibel rüber, dabei sollte es gar nicht so sein *haare rauf*
naja, bin auf eure meinung gespannt ^^
silbernerschatz
Teil 32
„Okay. Was wollen wir machen?“, fragte Hannah und streckte sich auf ihrem Stuhl aus. Seit etwa zehn Minuten saÃen sie vorne auf der Veranda und tranken Limo. „Mir ist langweilig.“
Lilly sah unbehaglich in ihren SchoÃ. „Musst du nicht zur Arbeit?“
Hannah warf ihr einen schiefen Blick zu. „Ich gehe erst später hin. Wenn Chriss wieder da ist. Wir dachten uns, dass du besser nicht alleine sein solltest. Du weiÃt schon.“
Lilly nickte stumm.
„Kann ich dich was fragen?“
Wieder nickte sie.
„Könntest du dir vorstellen, wieder mit Chriss zusammen zu sein? Morgen?“
Ruckartig hob Lilly den Kopf. „Was?“
Ungerührt aber doch ein wenig besorgt sah Hannah sie an. „Könntest du?“
„Mo … morgen?“
„Naja … nicht unbedingt morgen. Ich meine, in absehbarer Zeit.“
Unsicher schluckte Lilly. „Warum?“
„Nur so. Also … bist du bereit?“
„Ich … ich weià nicht …“
„Woran liegt das?“
„Hannah …“
„Liegt das an der Sache mit Cora, oder wegen Ryan?“
„Ich …“ Lilly trank einen Schluck von der Limonade. „Ich schätze, an beidem.“
„Das heiÃt, wenn er sich nicht von dir getrennt hätte, oder wenn du Ryan nicht getroffen hättest, könntest du dir schon vorstellen, mit ihm zusammen zu sein?“
Eine leichte Empörung machte sich in ihr breit. „Warum willst du das wissen?“
Hannah zuckte mit den Schultern. „Nur so.“ Dann lieà sie das Thema fallen.
In der nächsten Stunde breitete sich zwischen ihnen eine ausgelassene Stimmung auf. Lilly beruhigte sich etwas und schaffte es auch, mit Hannah zu lachen, zu kichern und zu spaÃen.
Doch dann fing Hannah an, ihr von Chriss zu erzählen. Ihr zu erzählen, wie er die letzten zehn Jahre gelebt hatte.
„Warum?“, fragte sie, auf Hannahs Bemerkung, dass es endlich vorüber war.
„Naja, ich bin froh, dass Chriss nicht ständig mit irgendwelchen strohdummen Frauen ins Bett gegangen ist. Du weiÃt gar nicht, wie schlimm das war. Er ging abends manchmal mit Freunden oder alleine weg und war die ganze Nacht nicht da, weil er durch die Bars streifte und schlieÃlich mit einer völlig Fremden im Bett landete. Und wenn er am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich an nichts erinnern, weder an den Namen des Betthäschens, noch daran, wie er zu ihr gekommen war.“ Hannah schüttelte den Kopf. „Er hat mir echt Leid getan.“
Lillys Herz fing an, wie wild zu klopfen. „Warum hat er das getan?“
Hannah sah ihre Freundin lächelnd an. „Weil er vergeblich eine Frau gesucht hat, die so ist, wie du.“
In ihrem Hals bildete sich ein KloÃ. „Aber … warum …“
Also erzählte Hannah, was damals wirklich geschehen war und warum Chriss sich wirklich von ihr getrennt hatte.
Als Hannah schlieÃlich geendet hatte, schien sie der Kloà fast zu ersticken. Sie bekam keine Luft mehr und ihre Hände zitterten.
Und dann kam auch noch Chriss’ Wagen um die Ecke. Bis er in der Auffahrt geparkt hatte und die Tür öffnete, waren ihre Nerven zum ZerreiÃen gespannt. Sie konnte immer noch nicht glauben, was Hannah ihr gerade erzählt hatte. Verdammt, sie hatte all die Jahre versucht, ihn dafür zu hassen, dafür, dass er sie in einer Situation alleine gelassen hatte, in der sie so dringend seine Hilfe gebraucht hätte, um mit dem Mädchen zusammen zu sein, das dafür verantwortlich war. Und jetzt stellte sich heraus, dass er das nur getan hatte, um sie zu beschützen?? Womit hatte er sich das Recht genommen, einfach so über ihr Leben zu entscheiden?!
Als er auf sie zukam, senkte sie den Blick wieder auf ihren Schoà und presste die Lippen aufeinander. Später, wenn Hannah weg war, würde sie ihn zur Rede stellen. Er schuldete ihr eine Antwort. Und wenn sich das, was Hannah gesagt hatte, als wahr herausstellte, dann würde sie gehen. Sie wusste, dass Hannah die Wahrheit sagte. Aber sie musste es auch von ihm hören. Aus seinem Mund.
Chriss blieb stehen, als er die beiden auf der Veranda sitzen sah. Es mochte ziemlich klischeehaft klingen, aber ihm wurde klar, dass Hannah und Lilly die zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben waren. Hannah als kleine Schwester und als Ratgeberin – auch wenn er es niemals zugeben würde, hatten ihre Worte ihn nachdenklich gemacht, er hatte darüber nachgedacht, ob sie womöglich Recht haben könnte. Und als sie ihm ihre Meinung gesagt hatte, gestern Abend wie auch heute Morgen, war er unglaublich stolz auf sie gewesen – und Lilly … tja, was war sie eigentlich für ihn? Er war sich immer noch nicht im Klaren darüber, was für eine Beziehung sie zueinander hatten. Freunde? Fremde?
Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging auf sie zu, während er sich fragte, wie Hannah wohl reagieren würde.
„Du bist schon zurück?“, fragte sie.
„Ja.“ Er sah Lilly an, die hartnäckig vermied, ihm in die Augen zu sehen.
„Ich dachte, du müsstest länger bleiben.“
Mit gerunzelter Stirn antwortete er: „Der Chef wollte mich sprechen.“ Er war den ganzen Morgen weg gewesen, was also hätte er tun können, dass Lilly sauer auf ihn war? Denn das war sie ja offensichtlich.
Hannah reichte ihm ihr Glas mit Limonade, das er dankbar annahm. „Und?“
Er trank einen Schluck und machte sich auf das Donnerwetter gefasst. „Er will mich versetzen.“
„Was?“ Hannah riss die Augen auf. „Wohin denn? Du bist doch vor nicht mal zwei Monaten aus Stuttgart hierher gekommen!“
Er zuckte mit den Schultern. „Hab ich auch gesagt.“ Nachdem er die kühle Limonade ausgetrunken hatte, stellte er es wieder auf den kleinen Abstelltisch. „Er hat irgendetwas von Hamburg gesagt.“
„Hamburg!“ Hannah schnaubte empört. „Das ist doch völliger Schwachsinn! Was hast du gesagt?“
„Nichts.“ Er öffnete die Haustür, trat ein und sagte über die Schulter: „Ich hab gekündigt.“
Dann fiel die Tür ins Schloss.
Hannah nickte erst, aber schlieÃlich hatte ihr Gehirn die Nachricht empfangen und sie sprang auf. „Gekündigt? Was soll das heiÃen, du hast gekündigt?“ Sie rannte ihm hinterher. „Du kannst doch nicht einfach kündigen!“
„Natürlich kann ich.“ Gereizt drehte er sich zu ihr um. „Wenn ich kündigen will, dann kündige ich.“
„Und was hat dein Chef gesagt?“
Diesmal war es Chriss, der schnaubte. „Er will die Kündigung nicht annehmen und hat es als vorübergehende Beurlaubung abgestempelt.“
~Flashback~
Chriss betrat das Büro seines Chefs. „Was gibt’s?“, fragte er und lieà sich auf einen Stuhl fallen.
„Gute Arbeit mit der Verhaftung. Du weiÃt schon, von diesem …“
„Ryan.“
„Ja.“ Polizeichef Hartmann räusperte sich.
Misstrauisch hob Chriss eine Augenbraue. „Du hast mich nicht hierher zitiert, nur um mir zu sagen, dass ich gute Arbeit geleistet habe, oder?“
„Naja …“ Chriss’ Vorgesetzter rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. „Das stimmt schon.“
Abwartend lehnte Chriss sich zurück.
Wieder ein Räuspern. „Die Kollegen in Hamburg brauchen dauerhafte Verstärkung und haben um Hilfe gebeten. Und …“ Er kratzte sich am Kopf. „Ich dachte, ich schicke dich hin.“
Abrupt setzte Chriss sich auf. „Du willst mich nach Hamburg versetzen?“
„Versteh mich nicht falsch, Chriss … es geht ja nicht gegen dich, aber … hier hast du doch sowieso nicht viel zu tun. In Hamburg haben sie gerade einige Probleme und brauchen den Besten. Und in der Truppe der jüngeren bist du der Beste.“
„Ich bin erst vor eineinhalb Monaten von Stuttgart hierher gekommen! Soll ich jetzt mal schön durch ganz Deutschland tuckern, weil da und dort jemand Hilfe braucht und ich hier nur faul herumsitze und Däumchen drehe?“
„So war das doch nicht gemeint!“ Beschwichtigend hob der Polizeichef die Hände.“ Du leistest wirklich gute Arbeit. Ich meinte es allgemein. Das hier ist ein kleines Städtchen und hier passiert eben nicht viel.“
„Ich gehe nicht nach Hamburg.“ Chriss verschränkte die Arme vor der Brust. „Auf keinen Fall.“
Provoziert von Chriss’ Tonfall reckte der Polizeichef das Kinn. „Und warum nicht?“
Weil ich Lilly dann nie wieder sehe. „Darum.“
Ein Schnauben. „Chriss, das ist wirklich total kindisch von dir.“
„Aber ich habe eine andere Idee.“
„Lass hören.“
Chriss stand auf und beugte sich über den Tisch. „Ich kündige.“
Empört sprang der Polizeichef auf. „Also wirklich, Chriss …“
Er riss sich seine Polizeimarke vom Hemd und warf sie auf den von Papierhaufen überfüllten Schreibtisch. „Läuft doch aufs selbe hinaus, Chef. Ich arbeite hier nicht.“
Störrisch verschränkte ‚der Chef’ seine Arme. „Ich nehme deine Kündigung nicht an.“
Ebenso stur verkündete Chriss: „Das ist deine Sache. Ich komme nicht mehr.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Ich trage das als unbefristeten Urlaub ein.“, rief der Chef ihm nach.
„Mach was du willst!“, brüllte Chriss zurück und nahm sich einen Karton vom Stapel, der eigentlich für den Transport von Hilfsmitteln oder anderem gedacht waren.
Dann stapfte er auf seinen Schreibtisch zu, doch plötzlich rief sein Chef: „Lasst ihn nicht an seinen Schreibtisch!“
Fragend sahen sich seine Kollegen an, standen aber auf und versperrten ihm den Weg. Zu seinem Verdruss war auch Mirko unter ihnen.
„Lasst mich durch!“, knirschte er.
Sie nahmen eine kerzengerade Stellung an. „Nein.“
Er wandte sich an Mirko. „Hör zu, Mirko. Ich hab noch meine Dienstwaffe in der Tasche. Wenn ihr mich nicht sofort durchlasst, knall ich euch ab, das verspreche ich dir.“
Nachdem er sie fünf Minuten lang nacheinander angefunkelt hatte, machten sie schlieÃlich einen Schritt beiseite. Er rempelte sich an ihnen vorbei und sagte: „Danke. Ich werde euch Karten aus meinem Urlaub schicken.“
Er räumte seinen Schreibtisch aus, warf seine eigenen Sachen in den Karton und knallte die Akten der Fälle, an denen er mit den anderen arbeitete, auf Mirkos Tisch. Dann quetschte er sich wieder durch seine Kollegen, die unbehaglich von einem Fuà auf den anderen traten und vor der Tür standen, und verlieà ohne Worte des Abschiedes das Revier.
~Flashback Ende~
Hannah sah ihn stirnrunzelnd an. „Das war echt kindisch von dir, weiÃt du das?“
„Ist mir egal.“ Er stapfte die Treppen hoch.
Teils belustigt und teil noch sauer, trat sie wieder nach drauÃen auf die Veranda, wo Lilly immer noch in ihren Schoà starrte.
„Ich gehe jetzt zur Arbeit, okay?“
Lilly stand auf. „Okay.“
Hannah drehte sich schon zur StraÃe, legte dann aber ihre Hand auf Lillys Arm. „Hast du vor, mit ihm darüber zu reden?“
Lilly nickte.
„Okay. Aber … tu mir einen Gefallen. Du kannst sauer auf ihn sein, weil er über dein Leben bestimmt hat. Aber bestraf ihn nicht dafür, dass er dich zu sehr geliebt hat und es immer noch tut.“
Mit diesen Worten machte sich Hannah auf den Weg zur Arbeit.