12.05.2006, 16:32
Na prima. Sie kannte sich doch hier überhaupt nicht aus.
Alex sah sich um. Ãberall Reihen von abgetrennten Schreibtischen und Türen zu kleinen Büros. Und alle sahen sie gleich aus. Alex seufzte. Schon jetzt hinkte sie hinterher. Das hinterlieà sicher keinen guten ersten Eindruck. Bestimmt hielt Moriarty sie für ein kleines, langsames Dummchen ohne jede Ahnung von Journalismus. Und dabei wollte sie ihm doch so gern das Gegenteil beweisen.
Trotzdem: Ihr blieb erstmal nichts anderes übrig als zurück zum Empfang zu gehen und nach Moriarty zu fragen, wie ein kleines Kind das im Supermarkt seine Mutter verloren hat. Erster Eindruck hin oder her.
Gerade machte sie sich auf den Weg â den einzigen Weg, den sie hier so ungefähr kannte â als sie plötzlich hinter sich aus einem der kleinen Büros eine Stimme hörte: âHe, Kleine! Wo willst du denn hin?â
Sie drehte sich um. Dort stand, lässig in den Türrahmen gelehnt, Jim Moriarty und sah sie ungeduldig an. Alex atmete tief durch und beeilte sich, in Jims Büro zu kommen. Dieser schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann an seinen Schreibtisch. Da er Alex keinen Stuhl anbot, blieb diese unschlüssig im Raum stehen und sah ihn zerknirscht an. âEs tut mir leid, aber, aber Sie waren so plötzlich verschwunden und ich wusste nicht...â
Jim unterbrach sie: âOkay, erste Regel: Du weichst mir nicht von der Seite. Wenn du irgendwo zurückbleibst ist das dein Pech. Ich werde jedenfalls nicht den Babysitter für dich spielen. Hast du das verstanden?â
Alex nickte. âVerstanden.â
âGut, dann kommen wir gleich zu Regel Nummer Zwei: Du tust, was ich dir sage. Keine Alleingänge.â
Na das würden ja ein paar tolle Wochen werden. Alex bereute nun fast schon, hier zu sein, doch sollte sie wegen diesem Kerl wirklich einfach alles hinschmeiÃen? Nein, bestimmt nicht. Wieder nickte sie brav: âOkay.â
âWenn du dich erstmal an diese simplen Regeln hältst, kann ja fast nichts mehr schief gehen.
Wieso stehst du hier eigentlich mitten im Zimmer rum? Das macht einen ja ganz nervös. Also setz dich hin!â
Alex gehorchte und nahm Moriarty gegenüber platz. Er musterte sie von oben bis unten und setzte ein schiefes Grinsen auf. Das Mädel sah ja nicht über aus. Sie trug einen knielangen Rock, dazu einen Blazer über einer weiÃen Bluse und hohe braune Stiefel. Wahrscheinlich wollte sie seriös wirken, so wie die meisten neuen Praktikanten. Dies bewies auch der stramme Pferdeschwanz, in dem sie ihn langes hellbraunes Haar zusammengebunden hatte. Die groÃen blauen Augen unter den Ponyfransen musterten ihn zurückhaltend und abwartend. Keine Frage, er hatte sie eingeschüchtert. Gut, das würde die Zusammenarbeit vereinfachen.
âSo, du willst also Journalistin werden?â
âAus diesem Grund bin ich hier.â
âAch? Und ich dachte, du bist nur wegen mir gekommen.â Er zwinkerte ihr eindeutig zweideutig zu.
Alex war geschockt: âÃhm...â
Jim lachte, als er in die erschrocken geweiteten Augen seines Gegenübers sah. âHey, schon gut. War doch nur ein Scherz. Geez.â
âOh, ja, klar, natürlich.â Alex rang sich ein Lächeln ab und rechnete sich insgeheim aus, wie schnell sie bei der Tür sein konnte. Da das Büro nicht besonders groà war, hatte sie gute Chancen.
âDann wollen wir mal zu dem kommen, weswegen du hier bist.â
Sie nickte. âGern.â
âDann mal an die Arbeit.â Moriarty knallte einen dicken Stapel handbeschriebenes Papier vor dem Mädchen auf den Schreibtisch. âDas sind meine Notizen zu einigen Artikeln, an denen ich arbeite. Die müssen sortiert werden.â
Er stand auf, nahm eine schwarze Lederjacke von seiner Stuhllehne und ging zur Tür. Alex sah ihm dabei zu: âUnd wo wollen Sie hin?â
âDu brauchst mich dabei sicher nicht. Ich mach Pause.â Und schon war er aus dem Büro und lieà Alex allein zurück. So hatte sich ihr Praktikum ganz sicher nicht vorgestellt, doch sie war nicht gewillt, jetzt schon aufzugeben, bevor sie richtig begonnen hatte. Sie würde diesem arroganten Jim Moriarty schon zeigen, dass se zu mehr fähig war, als Notizen zu sortieren.
Mit einem Seufzer machte sie sich an die Arbeit. Der Kerl hatte vielleicht eine Sauklaue und kritzelte alles durcheinander, doch bereits nach kurzer Zeit hatte sie kaum noch Probleme, das Gekritzel zu entziffern und einzuordnen.
Fortsetzung folgt
Alex sah sich um. Ãberall Reihen von abgetrennten Schreibtischen und Türen zu kleinen Büros. Und alle sahen sie gleich aus. Alex seufzte. Schon jetzt hinkte sie hinterher. Das hinterlieà sicher keinen guten ersten Eindruck. Bestimmt hielt Moriarty sie für ein kleines, langsames Dummchen ohne jede Ahnung von Journalismus. Und dabei wollte sie ihm doch so gern das Gegenteil beweisen.
Trotzdem: Ihr blieb erstmal nichts anderes übrig als zurück zum Empfang zu gehen und nach Moriarty zu fragen, wie ein kleines Kind das im Supermarkt seine Mutter verloren hat. Erster Eindruck hin oder her.
Gerade machte sie sich auf den Weg â den einzigen Weg, den sie hier so ungefähr kannte â als sie plötzlich hinter sich aus einem der kleinen Büros eine Stimme hörte: âHe, Kleine! Wo willst du denn hin?â
Sie drehte sich um. Dort stand, lässig in den Türrahmen gelehnt, Jim Moriarty und sah sie ungeduldig an. Alex atmete tief durch und beeilte sich, in Jims Büro zu kommen. Dieser schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann an seinen Schreibtisch. Da er Alex keinen Stuhl anbot, blieb diese unschlüssig im Raum stehen und sah ihn zerknirscht an. âEs tut mir leid, aber, aber Sie waren so plötzlich verschwunden und ich wusste nicht...â
Jim unterbrach sie: âOkay, erste Regel: Du weichst mir nicht von der Seite. Wenn du irgendwo zurückbleibst ist das dein Pech. Ich werde jedenfalls nicht den Babysitter für dich spielen. Hast du das verstanden?â
Alex nickte. âVerstanden.â
âGut, dann kommen wir gleich zu Regel Nummer Zwei: Du tust, was ich dir sage. Keine Alleingänge.â
Na das würden ja ein paar tolle Wochen werden. Alex bereute nun fast schon, hier zu sein, doch sollte sie wegen diesem Kerl wirklich einfach alles hinschmeiÃen? Nein, bestimmt nicht. Wieder nickte sie brav: âOkay.â
âWenn du dich erstmal an diese simplen Regeln hältst, kann ja fast nichts mehr schief gehen.
Wieso stehst du hier eigentlich mitten im Zimmer rum? Das macht einen ja ganz nervös. Also setz dich hin!â
Alex gehorchte und nahm Moriarty gegenüber platz. Er musterte sie von oben bis unten und setzte ein schiefes Grinsen auf. Das Mädel sah ja nicht über aus. Sie trug einen knielangen Rock, dazu einen Blazer über einer weiÃen Bluse und hohe braune Stiefel. Wahrscheinlich wollte sie seriös wirken, so wie die meisten neuen Praktikanten. Dies bewies auch der stramme Pferdeschwanz, in dem sie ihn langes hellbraunes Haar zusammengebunden hatte. Die groÃen blauen Augen unter den Ponyfransen musterten ihn zurückhaltend und abwartend. Keine Frage, er hatte sie eingeschüchtert. Gut, das würde die Zusammenarbeit vereinfachen.
âSo, du willst also Journalistin werden?â
âAus diesem Grund bin ich hier.â
âAch? Und ich dachte, du bist nur wegen mir gekommen.â Er zwinkerte ihr eindeutig zweideutig zu.
Alex war geschockt: âÃhm...â
Jim lachte, als er in die erschrocken geweiteten Augen seines Gegenübers sah. âHey, schon gut. War doch nur ein Scherz. Geez.â
âOh, ja, klar, natürlich.â Alex rang sich ein Lächeln ab und rechnete sich insgeheim aus, wie schnell sie bei der Tür sein konnte. Da das Büro nicht besonders groà war, hatte sie gute Chancen.
âDann wollen wir mal zu dem kommen, weswegen du hier bist.â
Sie nickte. âGern.â
âDann mal an die Arbeit.â Moriarty knallte einen dicken Stapel handbeschriebenes Papier vor dem Mädchen auf den Schreibtisch. âDas sind meine Notizen zu einigen Artikeln, an denen ich arbeite. Die müssen sortiert werden.â
Er stand auf, nahm eine schwarze Lederjacke von seiner Stuhllehne und ging zur Tür. Alex sah ihm dabei zu: âUnd wo wollen Sie hin?â
âDu brauchst mich dabei sicher nicht. Ich mach Pause.â Und schon war er aus dem Büro und lieà Alex allein zurück. So hatte sich ihr Praktikum ganz sicher nicht vorgestellt, doch sie war nicht gewillt, jetzt schon aufzugeben, bevor sie richtig begonnen hatte. Sie würde diesem arroganten Jim Moriarty schon zeigen, dass se zu mehr fähig war, als Notizen zu sortieren.
Mit einem Seufzer machte sie sich an die Arbeit. Der Kerl hatte vielleicht eine Sauklaue und kritzelte alles durcheinander, doch bereits nach kurzer Zeit hatte sie kaum noch Probleme, das Gekritzel zu entziffern und einzuordnen.
Fortsetzung folgt
Manchmal ist es leicht, die Antwort zu finden. Manchmal nicht. Manchmal fällt es uns sogar schwer, die richtige Frage zu stellen.
(Terry Pratchett - Hohle Köpfe)