24.05.2006, 18:09
Teil 10
âGuten Morgen Sonnenschein!â Ich sah auf und lächelte. Jess hatte einen Arm um mich gelegt und seinen Kopf auf meine Schulter. âWie lange bist du schon wach?â, fragte ich verträumt. âHm... etwa eine Stunde! Ich konnte nicht anders und musste mich vergewissern, ob das alles wirklich war ist!â Er strich mir das schulterlange Haar aus dem Gesicht und küsste mich. Ich grinste in mich hinein und drehte mich um. Erst jetzt wurde es mir klar: Die ganze Zeit über hatte ich nur an ihn gedacht, wie es wäre, mit ihm zu schlafen, wie es wäre wieder ein gemeinsames Leben mit ihm zu führen, wie es wäre mit ihm zusammen alt zu werden â Moment! Hatte ich gerade alt werden gesagt? Ich werde doch nie alt werden! Oder doch? Irgendwie ist meine Mom ja auch vierzig geworden oder? Aber das würde dann heiÃen, dass ich ihn heiraten müsste, und ich dazu war ich auf keinen Fall bereit! â und jetzt, jetzt konnte ich das alles erleben! Was für ein tolles Gefühl!
Ich sah ihn neugierig an, während er meine Augen fixierte. âAn was denkst du?â, fragte er. âNur an dich!â Ich lächelte. âUnd du?â, fragte ich interessiert. âOch, wenn du so fragst... an Paris Hilton in den Rocky Mountains!â Ich boxte ihm in die Schulter und setzte mich grimmig auf. âHey, hey, war doch nur n Scherz!â, sagte er lachend und zog mich zurück in seine Arme. Ich fühlte mich noch nie wohler, als zu diesem Zeitpunkt. âIch muss los! Meine Mom wartet auf mich!â, sagte ich verträumt. âIch komme mit!â So schnell, wie ich in seinen Armen war, saà ich auch schon wieder senkrecht da und starrte ihn fassungslos an. âDu willst was? Meine Mom wird dir den Kopf abreiÃen! Und dein Onkel auch, Sookie, die Zwillinge, Sookies Baby, Taylor, Jackson, Miss Patty, Babette, eben alle! Du kannst nicht mitkommen! Auf keinen Fall, ich kann doch nicht deinen Kopf riskieren!â
âMein Kopf ist mir eigentlich so ziemlich egal, wenn ich dich dafür kriegen kann!â, entgegnete er ehrlich. Ich wollte ihn nicht verlieren, schon gar nicht an meine Mutter, die ziemlich ausflippen konnte.
Vergangenheit Lorelai
Sie ging auf und ab, hielt sich immer wieder mal die schmerzende Stirn und sah abwechselnd, von ihrem Mann zu den zwei Neugeborenen. Laila und Lucas waren so niedlich. Nie hatte sie jemanden anderen so niedlich gefunden â abgesehen von Rory natürlich! Aber ihre Tochter wollte nicht kommen, sie war doch sonst immer überpünktlich. Warum gerade jetzt nicht?
âHör auf hier wie wild herum zu laufen! Laila wacht langsam auf!â, sagte Luke nüchtern. Laila erwachte wirklich gerade und schlug ihre eisblauen Ãuglein auf. Ihre zweite Tochter war ihrer Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten. Diese wundervollen, blauen Augen. Das weiche, dunkle Haar das sie hatte. Ihre kleinen Fingerchen hielten sich am Hemd ihres Daddys fest und ihre kleinen Beinchen strampelten durch die Gegend.
Lucas dagegen blieb ruhig. Er war das ruhigste Baby, das sie je gesehen hatte, denn er schlief bereits seit zwei Stunden durch, während seine Schwester alle zwanzig Minuten aufwachte und Hunger bekam. Lucas hatte ein rundes kleines Gesichtchen, mit langen Wimpern und einer winzigen Stupsnase. Vor sich hin schlummernd lag er in den Armen seines Vaters. Die drei sahen so friedlich aus. Sie passten einfach perfekt zu einander und Lorelai konnte nicht anders und begann zu lächeln. Da war sie, ihre Familie. Ihr ein und alles, sie war der Grund, warum sie sich von ihren Eltern abgewandt hatte, sie waren auch der Grund, warum sie in letzter Zeit keinen Kaffe mehr trank. Aber jetzt durfte sie das ja wieder, soviel sie wollte. Darauf freute sie sich schon seit neun Monaten!
Laila strampelte immer noch wie verrückt und Luke hatte mühe sie fest zu halten. âIch nehmâ sie!â, sagte Lorelai grinsend und nahm ihre Tochter in die Arme. Sofort hörte sie auf zu schreien und schloss die Augen. âHey, sie mag dich ja mehr als mich!â, empörte sich Luke freute sich aber dennoch über die eingetretene Stille.
âMein Gott, wo bleibt denn nur Rory? Sie ist schon seit einer Stunde zu spät so spät war sie...â Lorelai hatte sich umgedreht und lieà ihre zweite Tochter vor schreck fast fallen, als sie ihre erste Tochter in Begleitung eines jungen Mannes in der Tür stehen sah. âWas zum Teufel macht der denn hier?â, fragte sie etwas zu laut, sofort begann Laila wieder zu schreien und Lucas wachte auch auf. âWer denn Schatz?â, fragte Luke neugierig, denn er sah auf seinen brüllenden Sohn hinab. Vergeblich versuchte er ihn wieder ruhig zu stellen. Wie schon gesagt: vergebens.
âJess!â, brüllte Lorelai zurück. Endlich hob er den Kopf und starrte auf seinen Neffen. âWas zum Teufel macht der denn hier?â, wiederholte er den Satz seiner Frau.
Teil 11
Buch
Als ich ihr Gesicht sah, wäre ich am liebsten wieder umgedreht. Zwar hatte sie so ein süÃes Ding auf dem Arm, das mich innehalten lieÃ, aber das warâs dann auch schon. Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis abzuhauen. âHey Mom!â, sagte ich lächelnd. âHast du mich etwa wegen ihm sitzen lassen?â, wetterte sie gleich drauf los. Oh man, jetzt gehtâs los! âMom ich...â
âNein! Ich will es wissen, hast du ihn wirklich deiner hochschwangeren Mutter vorgezogen? Ist das dein Ernst? Bist du schon wieder wegen ihm in New York gewesen? Hast du deswegen streit mit Logan gehabt? War dieser Vollidiot der Grund für eure Trennung?â
âNEIN!!! Das war er nicht, Logan hat mich betrogen, nicht ich ihn! Er hat mir den Laufpass gegeben, nicht ich ihm! Wäre Jess nicht gewesen, wäre ich gar nicht hier! Er hat mich auf der StraÃe gefunden, als ich völlig zugeknallt mit einer Flasche Whiskey und zwölf Martinis war! Wäre er nicht gewesen, dann hättest du mich vermutlich in zehn Monaten verwesen in irgendeiner StraÃenecke gefunden! Wolltest du das? Wolltest du, dass deine Tochter lieber dahinstirbt, als das sie gerettet wird? Ich hätte tot sein können Mom! Bedank dich bei Jess, das ich es nicht bin! Ansonsten kannst du mich auch abschreiben, genauso wie Dad und Dean und Grandma und Grandpa und wer weià nicht noch alles! Ich konnte nicht ahnen, dass du gerade gestern entbindest, wer kann das schon? Eigentlich wärst du ja auch erst nächste Woche dran gewesen, aber so wieâs scheint konnten Laila und Lucas nicht mehr warten sich das hier mit anzuhören! Wenn es nach dir ginge, dann wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst nach New York gefahren! Aber du irrst dich, du hast mir gar nichts mehr zu sagen! Ich bin alt genug selbst zu entscheiden, ich kann machen was ich will, und da muss ich nicht bei so einer bescheuerten Geburt dabei sein verdammt noch mal!â Was hatte ich getan? Wieso hatte ich das gesagt? So etwas sagte nur jemand, der den Angesprochenen verletzen wollte, aber doch nicht ich. Und jetzt sagte meine Mom noch nicht einmal etwas.
Warum sagte sie denn nichts? Sag doch was! Minuten vergingen, mir kam es vor, als wären es Stunden gewesen, ich drehte einfach um und rannte weg. So schnell wie ich konnte, rannte ich den Flur entlang bis zum nächsten Kaffeeautomaten, und dort trank ich erst einmal vier Tassen.
Gegenwart
âHätte ich das gewusst, hätte ich dich gar nicht erst gehen lassen!â, sagte Jess neckend. Ich weiÃ!, dachte sie grinsend. Jess war immer für sie da gewesen, nicht ein einziges Mal, war er von ihrer Seite gewichen. Nur an diesem einen Tag war er bei ihrer Mutter geblieben und hatte versucht zu erklären, warum sie einen Wutausbruch hatte. Am liebsten wäre sie noch einmal umgedreht aber das hätte nur gezeigt, wie sehr sie noch an ihrer Mutter hing. Aber genau das tat sie doch, auch jetzt noch. Jetzt hatte sich das alles ja wieder eingeraenkt. Ihre Mutter hatte sich entschuldigt und alles war wieder gut gegangen. Am ende hatte sie sogar eingewilligt, das Rory Jess heiraten durfte. Aber auch wenn sie nein gesagt hätte â Rory hätte ihn trotzdem geheiratet.
Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt