26.05.2006, 22:49
also :biggrin: ich dachte, da ich euch das letzte mal so lange hab warten lassen, kommt einfach eins (fast) gleich hinterher ^^
eigentlich hätt ich noch was im mittelteil geändert, aber ich hab grad keine lust dazu ... ^^
viel spaÃ!
silbernerschatz
Teil 44
Verwirrt sah Lilly ihm hinterher. Dann senkte sie den Blick auf ihre Hände. Sie lagen immer noch genauso, wie Chriss sie festgehalten hatte. Und sie glaubte, noch immer seine Hände auf ihren zu spüren. Zögernd strich sie mit den Fingern ihrer rechten Hand über die Knöchel.
Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht gar nicht so stark war, wie sie dachte. Sie hatte ihm ansehen können, dass er die Situation nicht einfach fand und dass er am liebsten irgendwo anders gewesen wäre.
Doch trotzdem blieb er bei ihr. Für sie.
Sie atmete aus und warf noch einmal einen Blick auf den leeren Kaffeebecher, den sie auf den kleinen Tisch neben sich gestellt hatte.
Nachdem sie noch eine Weile regungslos im Bett gesessen hatte, stand sie auf, strich ihre Klamotten glatt und verlieà das Zimmer. Der Abschied von Amy stand bevor.
Summend steckte Hannah ein paar Werbungen an die extra dafür gedachte Pinnwand, als Roman zu ihr kam.
âWas ist los mit dir?â
Sie warf ihm einen Blick zu. âWas meinst du?â
Er lehnte sich an die Wand und runzelte die Stirn. âIch könnte schwören, du gehörst nicht zu denen, die Konfrontationen und ähnlichem aus dem Weg gehen, aber ich bin mir ebenso sicher, dass du mir ständig ausweichst.â
Sie hielt beim Anpinnen inne und drehte sich ganz zu ihm um. âIch weiche dir nicht aus.â
âAch nein? Dann ist es wohl nur Zufall, dass du jedes Mal, wenn ich einen Raum betrete, sofort weggehst und dass du mir nichts persönlich sagst sondern mir alles nur notierst oder über andere Bescheid gibst?â
Sie verschränkte die Arme. âIch bin eine vielbeschäftigte Person. Ich hab keine Zeit, mit dir zu plaudern.â
âWirklich?â Er machte einen Schritt auf sie zu und stand plötzlich dicht vor ihr. âAber du könntest mir beweisen, dass du mir nicht ausweichst.â
Herausfordernd reckte sie das Kinn. âKönnte ich. Wenn ich wollte.â Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch er ergriff ihren Arm und musterte sie.
âDu hast doch keine Angst vor mir, oder?â
Sie schnaubte. âIch? Angst? Du bist die letzte Person, vor der ich Angst haben würde!â
âOkay.â Er kam noch näher. Ãberrascht und auch etwas verärgert bemerkte sie, dass ihr Puls schneller ging. Allerdings hatte sie nicht vor, ihm das zu zeigen und starrte ungerührt zurück. Er beugte sich zu ihr herab â warum, wusste sie nicht - doch dann öffnete sich die Tür und Hannah machte einen groÃen Satz zurück.
âRoman?â, fragte eine Frauenstimme.
Hannah merkte, dass er sich plötzlich versteift hatte, warf einen Blick zur Tür â und hielt den Atem an.
Sie musste gar nicht nach dem Namen fragen; sie wusste auch so, wer gerade in die Praxis gekommen war. Dieses Gesicht würde sie nie vergessen.
Sie würde nie vergessen, wie sie in diese allseits bekannte Situation geraten war: eines Tages war sie früher von der Universität in die Wohnung gekommen, die sie mit Roman bewohnte. Sie war nicht misstrauisch geworden, als sie überall zerstreute Kleidung gesehen hatte, schlieÃlich war sie daran gewöhnt gewesen, dass Roman seine Sachen liegen lieÃ.
In flagranti, erinnerte sie sich. Die beiden hatten sie noch nicht einmal bemerkt, als sie völlig ahnungslos ins Schlafzimmer gekommen war und sie mittendrin erwischt hatte. Blöderweise hatte sie ihn nicht verprügelt oder ihm eine Szene gemacht â das hätte sie heute getan. Stattdessen war sie wortlos aus dem Zimmer und aus der Wohnung gegangen. Keine zwei Tage später, während er noch Kurse hatte, packte sie ihre Sachen, zog ins Studentenwohnheim und teilte Roman übers Telefon die Trennung mit, trotz der schriftlichen Mitteilung und des Verlobungsringes, die sie deutlich sichtbar liegen gelassen hatte.
Jetzt stand sie wie angewurzelt mitten im Empfangsraum der Praxis, mit genau den beiden Personen zusammen, die sie ihr Leben lang hassen wollte. Und erst jetzt fiel ihr der Ring an Romans Finger auf.
âEntschuldigen Sieâ, sagte sie bemüht freundlich, âkönnten Sie kurz drauÃen warten? Wir haben noch etwas zu besprechen.â
Sie wartete, bis die andere Frau nach drauÃen gegangen war, drehte sich zu Roman um und verschränkte die Arme. âWann hattest du vor, es mir zu sagen?â
âHannah â¦â
âWeiÃt du, du wirst immer besser. Vor fünf Jahren hast du vier Wochen gebraucht, jetzt sind es nur noch zwei Wochen. Was kommt als nächstes? In noch mal fünf Jahren treffen wir uns wieder und dann sagst du mir nach einer Woche, du hast sechs Kinder von sechs verschiedenen Frauen?â
Er sah sie finster an. âHör auf damit.â
Sie straffte die Schultern. âIch sage, was ich will. Wenigstens bin ich ehrlich. Also bist du noch mit ihr verheiratet, ja? Und trotzdem wolltest du wieder mit mir befreundet sein? Warum? Damit du dich besser fühlst?â
âNein. Ich â¦â
Sie lieà ihn nicht ausreden und stieà wütend die Luft aus. âFindest selbst du das nicht einfach total gefühllos? Ich mag ja manchmal auch nicht gerade sensibel sein und es scheint so, als würde nichts ganz zu mir durchdringen ⦠Trotzdem â¦â Sie verlor endgültig die Beherrschung und rief erbost: âDu hast mich mit ihr betrogen, du weiÃt ganz genau, wie verletzend das sein kann und schlägst vor, dass wir doch Freunde sein könnten?! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Für wen hältst du mich? Nur weil ich nicht gerne meine Gefühle zeige, heiÃt das nicht, dass mich so was kalt lässt!â
Ihre Augen sprühten goldbraune Funken. Sie warf die restlichen Werbungen auf den Tisch und zog den Kittel aus. âIch hab die Nase voll.â
Die Aussage wurde bekräftigt, als sie die Tür hinter sich zuknallte und wutschnaubend davon stapfte.
âMan sollte meinen, ich hätte meine Lektion gelernt.â Immer noch schäumend vor Wut lief Hannah vor Chriss auf und ab. âMan könnte auch meinen, ich hätte mehr Grips im Hirn als vorher. Aber nein, ich falle schon wieder auf ihn herein. Mein Gott, ich bin doch völlig bescheuert. Ich wusste schlieÃlich, dass er sie geheiratet hat. Okayâ, räumte sie ein, âich wusste nicht, dass er noch mit ihr verheiratet war, aber jeder halbwegs vernünftige Mensch hätte doch nachgefragt. Ich sollte kündigen und als Patient in die Praxis gehen.â
Chriss folgte Hannah mit den Augen. âReg dich ab, Hannah.â
Sie fuhr zu ihm herum. âIch rege mich nicht ab! Was würdest du denn machen, wenn du ich wärst? Stell dir mal vor, du bist drei Monate mit Lilly zusammen und ihr wollt heiraten. Und dann sagt sie dir plötzlich, dass sie seit einem Monat eine Affäre mit einem anderen hat und ihn heiraten will. Fünf Jahre später triffst du sie wieder und sie macht sich an dich heran und dann erfährst du, dass sie immer noch mit diesem Idioten verheiratet ist. Was würdest du machen? Ich wette eins zu zehn, dass du nicht so cool da rumsitzen und dir sagen würdest: Reg dich ab, Chriss.â
Allein schon bei dem Gedanken an eine solche Situation drehte sich ihm der Magen um, was er aber nie zugeben würde. Er zuckte mit den Schultern.
Hannah atmete tief aus und lieà sich neben ihn auf den Stuhl fallen. âIch könnte ihn umbringen.â
âSoll ich das machen? Ich wollte schon immer mal jemanden verprügeln und dabei brüllen können, dass er meine kleine Schwester in Ruhe lassen soll.â
Hannah grinste. âDas hast du doch getan. WeiÃt du nicht mehr? Nachdem du erfahren hast, dass er eine Affäre hatte, bist du zur Uni gekommen, hast ihn zur Rede gestellt und dann auf ihn eingeschlagen. Du hattest danach eine Platzwunde an der Stirn und er ein blaues Auge.â
âOh ja.â Er dachte einen Moment nach. âHey, ich könnte mich einfach rächen. Er muss ja nicht wissen, dass es wegen dir ist. Ich hab noch eine Rechnung mit ihm offen.â
âNein.â Hannah schüttelte den Kopf. âDu warst doch gut mit ihm befreundet. Du hast ihn immer gemocht. Ich weiÃ, dass du das damals nur aus Pflichtgefühl getan hast und dafür bin ich dir auch dankbar, aber ich will mich nicht dazwischendrängen.â
âDazwischendrängen?â Er schnaubte. âIch würde sagen, seine Frau hat sich dazwischengedrängt. Wenn sie keine Frau wäre, würde ich sie zusammenschlagen. Ich tus nur nicht, weil es mich schon der Gedanke abschreckt, eine Frau zu schlagen.â
Sie warf ihm einen Blick zu. âWeiÃt du, manchmal finde ich es richtig cool, dich als groÃen Bruder zu haben.â
âEinen besseren als mich gibtâs auch gar nicht.â Er stand auf. âKomm, lass mich zu ihm gehen und ihn anbrüllen. Das wird bestimmt spaÃig.â
âNa schön.â Sie grinste etwas gezwungen. âAber sei nicht zu brutal, ja? Ich komme später nach.â
Sie sah Chriss hinterher, der sich, fröhlich vor sich hinpfeifend, auf den Weg zur Praxis machte, um den Ãbeltäter zu stellen.
eigentlich hätt ich noch was im mittelteil geändert, aber ich hab grad keine lust dazu ... ^^
viel spaÃ!
silbernerschatz
Teil 44
Verwirrt sah Lilly ihm hinterher. Dann senkte sie den Blick auf ihre Hände. Sie lagen immer noch genauso, wie Chriss sie festgehalten hatte. Und sie glaubte, noch immer seine Hände auf ihren zu spüren. Zögernd strich sie mit den Fingern ihrer rechten Hand über die Knöchel.
Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht gar nicht so stark war, wie sie dachte. Sie hatte ihm ansehen können, dass er die Situation nicht einfach fand und dass er am liebsten irgendwo anders gewesen wäre.
Doch trotzdem blieb er bei ihr. Für sie.
Sie atmete aus und warf noch einmal einen Blick auf den leeren Kaffeebecher, den sie auf den kleinen Tisch neben sich gestellt hatte.
Nachdem sie noch eine Weile regungslos im Bett gesessen hatte, stand sie auf, strich ihre Klamotten glatt und verlieà das Zimmer. Der Abschied von Amy stand bevor.
Summend steckte Hannah ein paar Werbungen an die extra dafür gedachte Pinnwand, als Roman zu ihr kam.
âWas ist los mit dir?â
Sie warf ihm einen Blick zu. âWas meinst du?â
Er lehnte sich an die Wand und runzelte die Stirn. âIch könnte schwören, du gehörst nicht zu denen, die Konfrontationen und ähnlichem aus dem Weg gehen, aber ich bin mir ebenso sicher, dass du mir ständig ausweichst.â
Sie hielt beim Anpinnen inne und drehte sich ganz zu ihm um. âIch weiche dir nicht aus.â
âAch nein? Dann ist es wohl nur Zufall, dass du jedes Mal, wenn ich einen Raum betrete, sofort weggehst und dass du mir nichts persönlich sagst sondern mir alles nur notierst oder über andere Bescheid gibst?â
Sie verschränkte die Arme. âIch bin eine vielbeschäftigte Person. Ich hab keine Zeit, mit dir zu plaudern.â
âWirklich?â Er machte einen Schritt auf sie zu und stand plötzlich dicht vor ihr. âAber du könntest mir beweisen, dass du mir nicht ausweichst.â
Herausfordernd reckte sie das Kinn. âKönnte ich. Wenn ich wollte.â Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch er ergriff ihren Arm und musterte sie.
âDu hast doch keine Angst vor mir, oder?â
Sie schnaubte. âIch? Angst? Du bist die letzte Person, vor der ich Angst haben würde!â
âOkay.â Er kam noch näher. Ãberrascht und auch etwas verärgert bemerkte sie, dass ihr Puls schneller ging. Allerdings hatte sie nicht vor, ihm das zu zeigen und starrte ungerührt zurück. Er beugte sich zu ihr herab â warum, wusste sie nicht - doch dann öffnete sich die Tür und Hannah machte einen groÃen Satz zurück.
âRoman?â, fragte eine Frauenstimme.
Hannah merkte, dass er sich plötzlich versteift hatte, warf einen Blick zur Tür â und hielt den Atem an.
Sie musste gar nicht nach dem Namen fragen; sie wusste auch so, wer gerade in die Praxis gekommen war. Dieses Gesicht würde sie nie vergessen.
Sie würde nie vergessen, wie sie in diese allseits bekannte Situation geraten war: eines Tages war sie früher von der Universität in die Wohnung gekommen, die sie mit Roman bewohnte. Sie war nicht misstrauisch geworden, als sie überall zerstreute Kleidung gesehen hatte, schlieÃlich war sie daran gewöhnt gewesen, dass Roman seine Sachen liegen lieÃ.
In flagranti, erinnerte sie sich. Die beiden hatten sie noch nicht einmal bemerkt, als sie völlig ahnungslos ins Schlafzimmer gekommen war und sie mittendrin erwischt hatte. Blöderweise hatte sie ihn nicht verprügelt oder ihm eine Szene gemacht â das hätte sie heute getan. Stattdessen war sie wortlos aus dem Zimmer und aus der Wohnung gegangen. Keine zwei Tage später, während er noch Kurse hatte, packte sie ihre Sachen, zog ins Studentenwohnheim und teilte Roman übers Telefon die Trennung mit, trotz der schriftlichen Mitteilung und des Verlobungsringes, die sie deutlich sichtbar liegen gelassen hatte.
Jetzt stand sie wie angewurzelt mitten im Empfangsraum der Praxis, mit genau den beiden Personen zusammen, die sie ihr Leben lang hassen wollte. Und erst jetzt fiel ihr der Ring an Romans Finger auf.
âEntschuldigen Sieâ, sagte sie bemüht freundlich, âkönnten Sie kurz drauÃen warten? Wir haben noch etwas zu besprechen.â
Sie wartete, bis die andere Frau nach drauÃen gegangen war, drehte sich zu Roman um und verschränkte die Arme. âWann hattest du vor, es mir zu sagen?â
âHannah â¦â
âWeiÃt du, du wirst immer besser. Vor fünf Jahren hast du vier Wochen gebraucht, jetzt sind es nur noch zwei Wochen. Was kommt als nächstes? In noch mal fünf Jahren treffen wir uns wieder und dann sagst du mir nach einer Woche, du hast sechs Kinder von sechs verschiedenen Frauen?â
Er sah sie finster an. âHör auf damit.â
Sie straffte die Schultern. âIch sage, was ich will. Wenigstens bin ich ehrlich. Also bist du noch mit ihr verheiratet, ja? Und trotzdem wolltest du wieder mit mir befreundet sein? Warum? Damit du dich besser fühlst?â
âNein. Ich â¦â
Sie lieà ihn nicht ausreden und stieà wütend die Luft aus. âFindest selbst du das nicht einfach total gefühllos? Ich mag ja manchmal auch nicht gerade sensibel sein und es scheint so, als würde nichts ganz zu mir durchdringen ⦠Trotzdem â¦â Sie verlor endgültig die Beherrschung und rief erbost: âDu hast mich mit ihr betrogen, du weiÃt ganz genau, wie verletzend das sein kann und schlägst vor, dass wir doch Freunde sein könnten?! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Für wen hältst du mich? Nur weil ich nicht gerne meine Gefühle zeige, heiÃt das nicht, dass mich so was kalt lässt!â
Ihre Augen sprühten goldbraune Funken. Sie warf die restlichen Werbungen auf den Tisch und zog den Kittel aus. âIch hab die Nase voll.â
Die Aussage wurde bekräftigt, als sie die Tür hinter sich zuknallte und wutschnaubend davon stapfte.
âMan sollte meinen, ich hätte meine Lektion gelernt.â Immer noch schäumend vor Wut lief Hannah vor Chriss auf und ab. âMan könnte auch meinen, ich hätte mehr Grips im Hirn als vorher. Aber nein, ich falle schon wieder auf ihn herein. Mein Gott, ich bin doch völlig bescheuert. Ich wusste schlieÃlich, dass er sie geheiratet hat. Okayâ, räumte sie ein, âich wusste nicht, dass er noch mit ihr verheiratet war, aber jeder halbwegs vernünftige Mensch hätte doch nachgefragt. Ich sollte kündigen und als Patient in die Praxis gehen.â
Chriss folgte Hannah mit den Augen. âReg dich ab, Hannah.â
Sie fuhr zu ihm herum. âIch rege mich nicht ab! Was würdest du denn machen, wenn du ich wärst? Stell dir mal vor, du bist drei Monate mit Lilly zusammen und ihr wollt heiraten. Und dann sagt sie dir plötzlich, dass sie seit einem Monat eine Affäre mit einem anderen hat und ihn heiraten will. Fünf Jahre später triffst du sie wieder und sie macht sich an dich heran und dann erfährst du, dass sie immer noch mit diesem Idioten verheiratet ist. Was würdest du machen? Ich wette eins zu zehn, dass du nicht so cool da rumsitzen und dir sagen würdest: Reg dich ab, Chriss.â
Allein schon bei dem Gedanken an eine solche Situation drehte sich ihm der Magen um, was er aber nie zugeben würde. Er zuckte mit den Schultern.
Hannah atmete tief aus und lieà sich neben ihn auf den Stuhl fallen. âIch könnte ihn umbringen.â
âSoll ich das machen? Ich wollte schon immer mal jemanden verprügeln und dabei brüllen können, dass er meine kleine Schwester in Ruhe lassen soll.â
Hannah grinste. âDas hast du doch getan. WeiÃt du nicht mehr? Nachdem du erfahren hast, dass er eine Affäre hatte, bist du zur Uni gekommen, hast ihn zur Rede gestellt und dann auf ihn eingeschlagen. Du hattest danach eine Platzwunde an der Stirn und er ein blaues Auge.â
âOh ja.â Er dachte einen Moment nach. âHey, ich könnte mich einfach rächen. Er muss ja nicht wissen, dass es wegen dir ist. Ich hab noch eine Rechnung mit ihm offen.â
âNein.â Hannah schüttelte den Kopf. âDu warst doch gut mit ihm befreundet. Du hast ihn immer gemocht. Ich weiÃ, dass du das damals nur aus Pflichtgefühl getan hast und dafür bin ich dir auch dankbar, aber ich will mich nicht dazwischendrängen.â
âDazwischendrängen?â Er schnaubte. âIch würde sagen, seine Frau hat sich dazwischengedrängt. Wenn sie keine Frau wäre, würde ich sie zusammenschlagen. Ich tus nur nicht, weil es mich schon der Gedanke abschreckt, eine Frau zu schlagen.â
Sie warf ihm einen Blick zu. âWeiÃt du, manchmal finde ich es richtig cool, dich als groÃen Bruder zu haben.â
âEinen besseren als mich gibtâs auch gar nicht.â Er stand auf. âKomm, lass mich zu ihm gehen und ihn anbrüllen. Das wird bestimmt spaÃig.â
âNa schön.â Sie grinste etwas gezwungen. âAber sei nicht zu brutal, ja? Ich komme später nach.â
Sie sah Chriss hinterher, der sich, fröhlich vor sich hinpfeifend, auf den Weg zur Praxis machte, um den Ãbeltäter zu stellen.