28.05.2006, 20:22
Teil 12
Buch
âRory! Rory, bleib doch bitte stehen! Oh mein Gott, hier gibtâs ja Kaffe!â Lorelais Stimme hörte man über das ganze Stockwerk. Ich drehte mich nicht einmal um als sie bei mir ankam. Sie hatte Laila abgegeben und war ihr nachgelaufen. âSchätzchen, es tut mir leid, okay?â, fragte sie besorgt. Es schien ihr wirklich leid zu tun. Denn sonst wäre sie mir niemals nachgelaufen. âWas denn?â, fragte ich unwillkürlich. Ich wollte es hören, wollte wissen, ob es auch wirklich stimmte.
âIch habe Jess angefahren, und dabei scheint er sich geändert zu haben, wusstest du, das er Kinder liebt? Also ich nicht. Na ja, jedenfalls â es tut mir leid, das ich dir Vorwürfe gemacht habe, dass du nicht zur Geburt da warst. Ich meine du konntest ja nicht wissen, dass gerade zu dem Zeitpunkt, an dem du auf der StraÃe liegst und nicht mehr weiÃt wer du bist, die Kinder deiner Mom zur Welt kommen!â, sagte sie schuldbewusst. Sie kippte ihren Kaffe hinter, als hätte sie noch nie welchen getrunken, es war schon beeindruckend, wie sie Kaffe in so groÃen Mengen trinken konnte. âMir tutâs leid, das ich dich so angeschrieen habe!â, entgegnete ich. Mir tat es wirklich leid, aber irgendwo war meine Ansage auch gerechtfertigt. Mom nickte nur und nahm den zweiten Kaffe entgegen. âHör zu Schätzchen, ich will einfach nicht, dass du in die falschen Hände gerätst!â Sie zog mich mit sich zu einer nahe gelegenen Sitzecke und wir setzten uns. âDann muss ich dir jetzt was beichten!â, sagte ich. Mom hätte sich fast am Kaffe verschluckt. Oh... sollte ich es ihr wirklich erzählen? Ich wollte sie nicht noch wütender machen, als sie es eh schon war. Aber Mom starrte mich erwartungsvoll an und so rückte ich mit der Wahrheit heraus: âIch... bin wieder mit... Jess zusammen!â
Moms Augen wurden immer gröÃer. Oh Gott, gleich fallen sie ihr raus!, dachte ich angsterfüllt. Aber sie fielen ihr nicht raus, stattdessen wurden sie zu kleinen Schlitzen. âAha... und wie lange schon?â, fragte sie neugierig. Wie jetzt kein: sag mal hast du sie noch alle? Er ist das schlimmste, was dir je passieren konnte! wie kannst du nur? âÃh seit gestern!â
âUnd bist du glücklich?â
âDenke schon ja! Wieso fragst du mich denn so was?â
âIch will es halt wissen! Erinnere dich immer daran, was er für ein Arschloch war, als er einfach abgehauen ist!â
âMom, das ist fünf Jahre her!â
âNa und, wer weiÃ, was er jetzt fürân Arsch ist! Aber ich bin glücklich, wenn du es auch bist, das weiÃt du! Vergiss aber niemals, wer deine Mutter ist! Und auch nicht, warum sie immer so nett zu dir ist, hörst du?â Das war die kürzeste Versöhnung, die ich je von meiner Mutter gehört hatte. Ich war so erstaunt, dass ich nur noch nicken konnte.
Mom nahm mich in den Arm und lächelte in ihren Kaffe. âAch ja, ein Kaffe verbessert gleich die ganze Welt nicht wahr?â wir lachten und stieÃen auf unsere niemals endende Freundschaft an.
Teil 13
Vier Monate später
Ich war nun schon seit viereinhalb Monaten mit Jess zusammen, und wir waren immer noch so harmonisch wie am ersten Tag miteinander. Ich hatte Logan aus meiner Wohnung geschmissen und Jess hatte einen Job bei Luke bekommen. Noch waren wir nicht zusammen gezogen. Jess wohnte wieder bei Luke in der Wohnung und Luke, der ja bei Mom wohnte war damit einverstanden, dass er manchmal mit mir auf Laila und Lucas aufpasste. Das bedeutete also schlaflose Nächte und viele unterhaltsame Stunden.
Irgendwann stieÃen wir auf das Thema Kinder.
âIch will auch mal eine Tochter, Laila ist so verdammt niedlich!â, sagte ich verträumt, während ich meine kleine Schwester im Arm hielt. Mom und Luke waren im Kino und genossen die Kinderlosen Stunden. Jess lächelte. âIch finde Lucas fiel niedlicher, lass uns lieber einen Jungen kriegen, schlieÃlich schläft der länger!â Ich erhob erstaunt meinen Kopf und musterte Jess glücklich, strahlende Augen. âDu willst ein Kind von mir?â, fragte ich verblüfft. âNicht jetzt! Irgendwann vielleicht mal! Wenn wir irgendwann immer noch zusammen sind!â Jess will also mal Vater werden. Damit hatte ich am allerwenigsten gerechnet.
Gegenwart
Jess sah sie schmollend von der Seite an. âHey, Männer dürfen doch wohl noch träumen dürfen oder?â
âNa ja, dein Traum ist ja anscheinend in Erfüllung gegangen.â, entgegnete Rory lächelnd. âLili ist aber ein Mädchen, falls du dich erinnerst!â Jess lächelte zurück und kam näher. âNa und, Kind ist Kind, ob es schreit oder nicht, is doch nich das gröÃte Problem oder?â Rory gab ihrem Mann einen Kuss und legte das Manuskript weg. âIch brauch was essbares, sonst bin ich weg vom Fenster!â, sagte sie nach fünf Minuten. âAlles was du willst Liebling!â, stellte Jess sich sofort zur Verfügung und Verschwand in der Küche.
Rory stand ebenfalls auf und ging hinter ihm her. Am Kühlschrank hing ein Ultraschallbild von Lili. Sie war schon so niedlich, obwohl sie noch nicht einmal auf der Welt war. Na ja, man durfte ja noch träumen, nicht war? sie konnte sich Lili richtig vorstellen. Braune Augen, dunkelblondes Haar, kleine Händchen und FüÃchen, ein winziges Gesichtchen und eine helle, angenehme Stimme â die würde sie dann haben, wenn sie zwölf war.
âHier... dein Joghurt mit Pfirsich-Maracuja und Nüssen!â Jess reichte ihr einen Becher und Rory nahm ihn dankend entgegen. âHab ich dir schon mal gesagt, das ich dich Liebe?â, fragte sie lächelnd. âHm ja... etwas Zweimilliarden mal!â, entgegnete er glücklich lächelnd und schlang seine Arme um ihre Taile. âHoffen wir mal, dass ich nach der Geburt wieder fünfundvierzig Pfund wiege.â Jess grinste sie an und küsste sie sanft. Oh ja, das brauchte sie jetzt, eine zarte Streicheleinheit von Daddy! âGehen wir weiterlesen? Hochzeitstag ist nur noch sechs Stunden!â, sagte sie zwischen zwei Küssen. âAber immer doch, ich bin schon richtig gespannt, wie mir erklärst, dass du lieber ein Mädchen, als einen Jungen haben willst!â
Buch
âSicher, ich will auch Kinder haben, aber von dir?â Ich lachte und fing mir damit einen enttäuschten Blick ein. âHey, das war nur ein Scherz! Wir werden heiraten und ein Mädchen bekommen!â, sagte ich. âNa ja, das mit dem heiraten könnten wir schnell hinter uns bringen, und danach bekommen wir ein Baby und es wird ein Zwidder!â
âJess!â
âHey, du willst doch ein Mädchen, ich will einen Jungen! Also, beste Lösung â Zwidder!â
âHör auf damit verstanden, wenn du so weitermachst, werde ich dich nie heiraten!â
âOh nein, bitte tu mir das nicht an! ich will der Mann deines Lebens werden, und wenn du mich betrügst dann werde ich dich mit Drohbriefen ohne Absender überhäufen!â
âJess, du hast dich gerade selbst verraten, ist dir das bewusst?â, fragte ich geradezu beiläufig. âVielleicht bekommen wir ja auch Zwillinge, so wie Mom und Luke, und dann nennen wir sie Sid und Nancy!â, sagte ich nachdenklich.
âSid und Nancy? Wieso nicht gleich Homer und Marge?â, fragte Jess dagegen. Er konnte sich immer noch nicht erklären wie ich auf Sid und Nancy kam. Irgendwie fand ich die Namen schon immer cool. Oder einfach nur so bescheuert, dass sie schon wieder gut sein mussten.
Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt