[Colorblind]

2.Chapter:

Die Wochen vergingen. Rory verrichtete ihre alltäglichen Arbeiten, in der Redaktion, zuhause und ging ihren Mutterpflichten nach.
Schwüle Luft hing wie eine schwarze Wolke über New Haven. Die Sonne schien den ganzen Tag, heizte Asphalt und Häuser auf und kein Regen war in Sicht.

Rory konnte es kaum glauben, dass sie sich nach Regen sehnte.
Sie stand am Fenster und sah auf die Straße.
Sie hatte Joelle vom Kindergarten abgeholt und sie zum Mittagsschlaf hingelegt. Rory arbeitete nur morgens. Mittags wollte sie für ihre Tochter da sein. Sie wünschte sich, dass sie zu Joelle ein ähnlich gutes Verhältnis bekam, wie sie und Lorelai es hatten.
Rory war angespannt und müde. Joelle war quengelig und schlecht gelaunt gewesen. Das Wetter drückte auch auf ihre Laune. Sie pustete sich ihr Pony aus der Stirn.
Morgen. Sie konnte es kaum erwarten. „Dream of Californication…“ summte sie leise. Dort würde es zwar auch heiß sein, aber welch ein Wunder bewirkte wohl ein Sprung ins kühle Nass. Sie schloss die Augen und verfing sich in ihren Tagträumen.



Eine kalte Hand in ihrem Nacken ließ sie aufschrecken. Sie drehte sich um.
„Logan!“ sagte sie atemlos. „hast du mich erschreckt. Warum bist du schon zuhause?“
„Na das ist ja eine freudige Begrüßung“ erwiderte Logan ironisch und lockerte seine Krawatte.
„So war das doch nicht gemeint“ beschwichtigte Rory und ging auf ihn zu. „Es wundert mich halt nur dass du schon da bist.“
„Hab früher Feierabend gemacht. Wir fahren schließlich morgen in Urlaub und ich wollte nicht dass du alles alleine machen musst. Packen und so“ Logan schmiss die Krawatte über einen Stuhl.
Rory schaute ihn liebevoll an. In Momenten wie diesen, war sie froh ihn zu haben.
„Was schaust du mich so verklärt an, Süße?“ fragte er und küsste sie sanft.
„Nur so.“ Sie lächelte.
Logan küsste sie erneut. „Wie lange, denkst du, schläft Joelle noch?“ flüsterte er Rory ins Ohr während er sich an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen machte.
„Hmm eigentlich noch eine Dreiviertelstunde“ murmelte Rory.
„Zeit genug!“ lachte Logan und zog sie in Richtung Schlafzimmer.
Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher.
„Mommyyyy!“ erklang auf einmal eine herzzerreißende Stimme aus dem Nebenzimmer. Logan stöhnte auf. „Lass sie doch schreien“ schlug er vor.
Rory schaute ihn empört an. Sie setzte sich auf. „Ich kann doch nicht mein Kind schreien lassen!“
Schnell lief sie in das Kinderzimmer. Logan seufzte genervt.



„Rory schnell, die Personalausweise!“ sagte Logan gehetzt.
Sie kamen etwas zu spät am Flughafen an, da sich Joelle im letzten Moment noch Kakao über ihr Kleid geschüttet hatte, und Rory sie noch mal umziehen musste.
„Jaja…“ Rory kramte die Ausweise aus ihrer Schultertasche. An der anderen Hand hatte sie eine kreischende Joelle, die am Kiosk einen überdimensional großen Lolly entdeckt hatte, den sie unbedingt haben wollte.

Verhetzt und genervt saßen sie schließlich im Flugzeug. First Class natürlich.
„Champagner?“ Ein Mann mit Uniform und einem dünnen Schnurbart hielt Rory fragend die Flasche hin. Verwirrt verneinte Rory die Frage. Obwohl sie bereits fast 4 Jahre mit Logan verheiratet war, erschreckte sie der ganze Luxus manchmal noch.
Joelle war eingeschlafen und auch Rory versuchte die Zeit zu nutzen, um sich etwas auszuruhen.

Ein paar Stunden später waren sie da. Kalifornien. Rory atmete tief ein als sie den Flughafen verließen. Sie spürte die fremde Atmosphäre. Aber es war nicht unangenehm fremd. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und nahm Joelle an die Hand.
Logan suchte derweil nach einem Taxi. Das Auto der Huntzbergers stand schon auf dem Anwesen nahe Los Angeles.
Kies knirschte als das Taxi die Einfahrt hochfuhr.
Staunend stieg Rory aus. Das Haus war einfach traumhaft.
Logan bezahlte den Taxifahrer und ging zu Tür. „Komm schon Rory, das Haus beißt nicht!“ rief er lachend. Er hatte Joelle auf dem Arm, die sich müde an seine Schulter lehnte.
„Herzlich willkommen in der Santa Ana Residenz, Mr. und Mrs. Huntzberger“ empfing sie ein freundlicher Butler.
„Hallo“, Logan warf ihm einige Schlüssel zu, „bringen sie bitte das Gepäck nach oben.“
„Danke für den freundlichen Empfang!“ fügte Rory noch schnell hinzu. Sie mochte es nicht, wenn Logan von oben herab mit seinen Angestellten sprach.
„Gnädige Frau“. Der Butler nickte ihr höflich zu und verschwand.
„Ah mi cariña….“ Eine etwas korpulente Frau kam in die Empfangshalle und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Sie textete Joelle auf spanisch zu, die leider jedoch kein Wort verstand.
Die Frau wandte sich an Rory. „Ich bin die Nanny, besser gesagt Nanny Jimena! Es ist mir ein großes Vergnügen mich um ihren kleinen Engel zu kümmern!“
„Wir haben eine Nanny?“ Rory schaute Logan fragend an.
Dieser nickte. „Ich wollte eben etwas mehr Zeit haben, die ich mit meiner wunderschönen Frau verbringen kann.“ Er zwinkerte Jimena zu.
„Seien sie unbesorgt, Señorita!“ Sie nahm die verwirrte Joelle auf ihren Arm und verließ mit einem weiteren Wortschwall das Zimmer.
Rory wusste nicht was sie denken sollte. Natürlich war es sicher angenehm etwas mehr Zeit zu haben. Aber Joelle an eine fremde Frau abgeben? Der Gedanke war ihr nicht ganz geheuer. Ohne Frage, Jimena erschien nett und vertrauenswürdig. Trotzdem war es Rory mulmig zumute.
Logan merkte dass etwas nicht stimmte und massierte ihre Schultern. „Jimena hat große Erfahrungen mit Kindern. Mach dir keine Sorgen. Joelle ist jetzt eh müde von dem Flug und der Fahrt, sie wird bald schlafen. Komm, wir erkunden das Haus.“ Auffordernd streckte er Rory seine Hand hin. Zögernd ergriff Rory diese.