[Kayara]

Hier ist also das dritte Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Es ist ist wieder ganz schön lang geworden und vielleicht werden einige von euch überrascht sein. Das wärs eigentlich was es dazu zu sagen gibt. Ein ganz großes Dankeschön an Isi, die mir speziell an einer Stelle sehr geholfen hat! Dennoch für Jule -> wegen gestern

Achja...

von Isi
So an alle anderen... falls das wer liest, nicht so faul sein und Fb geben.

Ganz meiner Meinung :biggrin:

Dann wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 3

Als Lorelai aufwachte wusste sie zunächst nicht warum sie in einem fremden Bett lag. Doch nachdem sie an sich hinab geschaut hatte und ihr "Nachthemd" sah, fiel ihr wieder alles ein. Christopher, die Autopanne, Maggie...
Sie hatte schlecht geträumt und fühlte sich wie gerädert, doch kaum, dass sie auf ihre Uhr blickte war sie hellwach. Es war schon fast Mittag. Sie zog sich schnell an, um dann in die Küche zu gehen, von wo ihr schon der Kaffeegeruch entgegen kam.
"Guten Morgen, Lorelai! Wie haben sie geschlafen", erkundigte sich Maggie freundlich.
"Guten Morgen! Es geht so. Ich fühl mich ziemlich gerädert."
"Dann ist es vermutlich am Besten, wenn sie erstmal einen Kaffee trinken." Sie reichte ihr eine Tasse, die Lorelai dankend annahm.
„Warum haben sie mich denn nicht geweckt?", fragte Lorelai, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.
"Sie haben so friedlich geschlafen, da wollt ich sie nicht wecken. Ich hoffe sie haben ein wenig Hunger", sagte Maggie mit einem Blick zum Tisch, der reichlich gedeckt war. Lorelai setzte sich. Ihr wurde bewusst, dass die letzte Mahlzeit schon einige Stunden zurücklag. Während sie sich einen Toast mit Butter bestrich, keimte in Lorelai eine Frage auf.
"Von wem ist denn dieses Hemd, was sie mir gegeben haben?"
"Das Hemd? Das ist von meinem Mann. Ich habe die nie leiden können, aber er mochte sie sehr gerne." "Mochte?"
"Ja. Er ist vor einem knappen Jahr gestorben."
"Das tut mir leid."
"Das braucht es nicht. Sie konnten ja nichts davon wissen. Ich hab nur noch meinen Enkel. Wo wir schon dabei sind... Das Auto ist wieder fahrtüchtig. Sie haben ihn übrigens nur knapp verpasst."
"Vielen Dank, das ist unheimlich lieb von ihnen." Lorelai war im Begriff nach ihrem Portemonnaie zu greifen, als ihr einfiel, dass sie nichts mithatte.
Maggie sah die Bewegung und winkte ab.
"Aber..."
"Ist schon ok. Ich helf gerne! Jetzt essen sie erst mal in Ruhe." Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Während des ausgiebigen Frühstücks unterhielten sie sich beide angeregt.
Nach dem Essen beschloss Lorelai zu gehen und wurde von Maggie nach draußen begleitet. Als sie an der Tür waren, fiel ihr Blick auf eins der Bilder an der Wand. Dort war ein Mann mit braunen Haaren und einem 3-Tage Bart zu sehen, der etwa in ihrem Alter sein musste. Maggie bemerkte den Blick.
"Schade, dass sie sich verpasst haben. Er ist unheimlich liebenswürdig und charmant."
Aussehen tut er auch nicht schlecht. Als sie sich bei dem Gedanken ertappte, biss sie sich auf die Zunge.
"Was haben sie denn jetzt vor?"
"Ich denke ich werde erstmal nach Hause fahren und dann versuchen, mein Leben zu ordnen."
"Das werden sie schaffen, da bin ich mir sicher!" Maggie drückte ihr einen kleinen Zettel in die Hand.
"Was ist das?", fragte Lorelai verwundert.
"Meine Nummer. Wenn sie mal jemanden zum Reden brauchen... melden sie sich einfach."
Lorelai bedankte sich mehrfach für die Gastfreundschaft und stieg dann in den Wagen, um zurückzufahren.

Während der Fahrt hatte sie kaum an Christopher gedacht, doch als ihr Haus ins Blickfeld rückte, wurde ihr mulmig. Sie war sich nicht mehr sicher, ob es wirklich eine gute Idee war zurückzukehren.
War Christopher gegangen oder wartete er auf sie? Wenn er da war, wie würde sie reagieren? Was würde er sagen? Wie würde er reagieren? Würde sie ihn hochkant rauschmeißen? Was war, wenn er versuchen würde, sie zu küssen? Würde sie vielleicht sogar nachgeben? All die Fragen und noch viel mehr gingen ihr durch den Kopf, während sie die Auffahrt hochging. An der Tür angekommen, atmete sie ein paar Mal tief durch.
Sie hatte Angst, Angst vor dem, was sie erwarten würde. Sie versuchte den Schlüssel ins Schloss zu stecken, doch ihre Hände zitterten zu sehr. Erst nach dem 3. Versuch klappte es. Ganz langsam öffnete sie Tür und ging hinein. Im Flur schien alles in Ordnung zu sein und von Christopher war bisher auch nichts zu sehen. Das war ein gutes Zeichen.
Lorelai ging durch alle Räume, wobei sie im vorletzten, dem Schlafzimmer, die Schränke kontrollierte. Der größte Teil seiner Kleidung fehlte. Jetzt fühlte sie sich etwas besser. Er war also tatsächlich gegangen. Als sie den Raum verlassen wollte, fiel ihr Blick auf das Bett und sie stutzte. Zwischen den Kissen lag etwas. Nachdem sie näher getreten war, schluckte sie. Christopher hatte ihr einen Brief hinterlassen. Sie nahm ihn in die Hand, setzte sich auf das Bett und öffnete vorsichtig den Umschlag.

Liebe Lorelai,

ich werde deiner Bitte folgen und das Haus verlassen.
Dennoch solltest du wissen, dass ich das alles nicht so wollte. Das was zwischen mir
und Babara lief, hat mir nichts bedeutet.
Du musst mir glauben! Ich liebe dich mehr als mein Leben!
Es tut mir wahnsinnig leid! Verzeih mir bitte!

In Liebe, dein Christopher

Lorelai ließ sich rückwärts auf das Bett fallen und ihren Tränen freien Lauf. Was tust du mir an, Chris? Ich liebe dich doch auch, aber ich kann dir nicht verzeihen...
Wie lange sie so da gelegen hatte, konnte sie nicht sagen, aber es musste relativ lange gewesen sein, denn die Sonne stand jetzt um einiges tiefer als vorhin.
Langsam und vorsichtig stand sie auf. Mit kurzen, wackeligen Schritten ging sie zur Tür. Einen Kaffee, das brauchte sie jetzt.
Als sie in die Küche trat, traf sie fast der Schlag. Sie musste sich am Türrahmen abstützen, um nicht auf den Boden zu sacken. Das Geschirr, was sie ihm in ihrer Wut entgegen geschmissen hatte, lag noch immer auf dem Boden. Der vergossene Kaffee hatte unansehnliche Flecken hinterlassen. Aber das war nicht der Grund.
Ein Großteil des Geschirrs lag in Scherben auf dem Boden und mindestens 3 Schubladen waren herausgerissen. Christopher musste einen Wutanfall bekommen haben. Die Küche sah aus, als wäre sie von Einbrechern heimgesucht worden. Nachdem sie sich einigermaßen gefasst hatte, ging sie vorsichtig zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Bier. Sie hatte das Gefühl, dass es jetzt angemessener wäre, als ein Kaffee. Nachdem sie einen Schluck genommen hatte, machte sie sich an die Arbeit. Sie hatte keine große Lust dazu, aber sie konnte ja nicht alles so liegen lassen. Das Aufräumen nahm relativ viel Zeit in Anspruch. Es war bereits dunkel geworden, als sie sich völlig erschöpft auf die Couch fallen ließ und den Fernseher einschaltete.
Dort lief gerade eine amerikanische Familienserie, in der es um zwei Frauen, Mutter und Tochter, ging, die unter einem Dach lebten und nur 16 Jahreauseinander lagen. Lorelai schaltete schnell weiter. Nach so etwas war ihr nicht der Sinn. Auch auf den anderen Programmen lief nichts interessantes, weshalb sie entnervt abschaltete.
Sie war unheimlich müde, wollte aber nicht nach oben gehen. Stattdessen legte sie sich auf der Couch hin. Sie hätte es nicht ertragen, in ihrem Bett zu schlafen. Nicht in dem Bett, dass sie sich all die Jahre lang mit Chris geteilt hatte. Nicht in dem Bett, in dem er sie wahrscheinlich mit seiner "Freundin" betrogen hatte. Trotz der Müdigkeit konnte sie lange nicht einschlafen.
Am nächsten Morgen wachte sie mit Kopfschmerzen auf. Sie hatte während der Nacht kaum ein Auge zugetan und wenn sie dann doch mal für kurze Zeit weggenickt war, hatte sie verrücktes Zeug geträumt. Hauptsächlich von Christopher, aber auch der Mann von dem Bild tauchte auf. Auf der Suche nach Tabletten ging sie ins Bad und öffnete den Spiegelschrank. Bevor sie endlich fand, wonach sie suchte, musste sie sich erst einmal durch ihr Ordnungschaos kämpfen. In solchen Momenten wünschte sie sich, dass sie einen weitaus mehr ausgeprägten Ordnungssinn besaß. Die Tablettenpackung in der einen Hand haltend schloss sie die Schranktür mit der anderen. Geplagt von den pochenden Kopfschmerzen öffnete sie die Packung und stellte fest, dass sie noch fast voll war. Ihr Blick blieb auf den in Plastik eingeschweißten Tabletten haften. Sie wusste nicht, ob es an den Kopfschmerzen oder der Wut über Chris oder an der Enttäuschung, die sie empfand, lag, doch plötzlich schienen sich ihre Gedanken auf eine rationale Art und Weise selbstständig zu machen. Sie unterdrückte ihre Gefühle und lauschte ihren Gedanken. Sie wog alles sorgsam ab. Was lohnte es sich eigentlich noch, weiter zu machen? Weiter zu denken? Weiter zu atmen? Weiter zu leben? Sie wusste es nicht. Wusste nicht, ob es richtig war, aufzuhören. Wusste nicht, ob es richtig war, ein neues Leben ohne Chris zu beginnen. Sie wusste eigentlich gar nichts und schloss ihre Augen. Nach einiger Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, öffnete sie sie wieder und starrte in den Spiegel. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Ihr Blick fiel wieder auf die Tabletten und sie begann eine nach der anderen aus dem Plastik zu drücken.