23.07.2006, 15:12
Hallo meine lieben Stammleser. Es geht weiter und da ich gerade mal an den PC kann. (Mein Bruder und meine Schwägerin sind übers Wochenende da und belegen das Wohnzimmer. Tja Frisch Verliebte) Stell ich jetzt den Teil rein. Sie sind gerade zu Bekannten gefahren. Nebenbei habe ich mein freies WE genutzt und fleiÃig an Kapitel 24 geschrieben. Aber hier gibt es erst mal Teil 20. Ãrger steht an. Viel SpaÃ.
LG Emerson Rose
Teil 20
Als Anthony knapp zwei Stunden später das Wohnzimmer betritt, traut er seinen Augen kaum. Seine Tochter liegt auf dem Sofa und schläft seelenruhig. Allerdings nicht allein. David liegt eng daneben, die Arme schützend um seine Freundin gelegt.
Sofort beschleicht ihn ein ungutes Gefühl, dass er nicht richtig beschreiben kann, ihm aber auch nicht gefällt. Die vorletzte Nacht in Boston war eine Ausnahme, welche nicht zur Gewohnheit werden sollte.
Tony fackelt nicht lange. Kurzerhand weckt er seine Jüngste und deren Freund, die ihn erst verschlafen, dann überrascht bzw. peinlich berührt ansehen.
David ist als erstes hoch.
âGuten Morgen Mr. Hemmingwellâ, murmelt er in seine Bartstoppeln und fährt sich durch die Haare. âIch.. ähm. Ich werde dann mal hochgehen.â
âTun sie das David.â Der eisige Ton in Anthonys Stimme ist nicht zu überhören und lässt den jungen Mann zusammen zucken, bevor er im ersten Stock verschwindet.
âDad?â Sarah hat sich ebenfalls aufgerappelt und schaut jetzt zu ihrem Vater auf. âEs war bestimmt nicht so wie du denkst. Wir haben uns erst vorâ¦â
âNeinâ, schneidet ihr Tony das Wort ab. âIch will keine Ausreden hören. Wir haben eine Abmachung, die gilt besonders hier in England. Doch ihr habt euch nicht daran gehalten. Das enttäuscht mich sehr.â
Der letzte Satz trifft Sarah wie ein Faustschlag in den Magen.
âAber, aberâ, sie sucht nach Worten. âWir haben nichts Unrechtes getanâ, stöÃt sie schlieÃlich verzweifelt her. Dabei kämpft sie gegen die Tränen an, die sich unaufhaltsam ihren Weg an die Oberfläche bahnen. âEs ist nichts geschehen.â
âMag sein, aber ich diskutiere mit dir darüber nicht. Sei froh, dass Grandma und Grandpa euch hier nicht gefunden haben. Und jetzt geh bitte hoch und zieh dich an. In einer halben Stunde gibt es Frühstück.
âJa Sirâ, flüstert Sarah und schiebt sich an ihrem Vater vorbei. Eilig läuft sie die Stufen ins Zimmer hoch, während Tony ihr seufzend hinterher blickt und dann den Teller und das Glas Milch weg räumt.
Er fühlt sich furchtbar, seine Tochter so zu recht gewiesen zu haben. Andererseits war es richtig. Es gibt schlieÃlich Regeln, an die sich jeder zu halten hat, auch sie.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Oben angekommen, gibt sich Sarah nicht die Mühe, leise zu sein. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss. Dann lässt sie sich auf ihr Bett fallen und vergräbt ihr Gesicht im Kopfkissen.
âWas ist denn los?â Alyson richtet sich langsam auf und blickt verschlafen zu Christin und Dawn rüber, die ebenfalls aus ihren Träumen gerissen wurden.
Christin, die Sarah am nächsten liegt, erfasst schnell die Lage. Das sieht ganz nach einem Problem aus, das unter Schwestern beredet werden sollte.
âDawn, lass uns schon mal ins Bad gehen, bevor es kein warmes Wasser mehr gibtâ, bewegt sie die Jüngste zum Aufstehen und holt einige Kleidungsstücke und den Kulturbeutel aus ihrer Reisetasche. Dawn wundert sich zwar etwas, fragt aber nicht weiter nach und trottet hinter Christin her.
Es ist ruhig im Zimmer, bis auf ein anhaltendes, gedämpftes Schluchzen und Schniefen
Alyson zieht ihren Morgenmantel über, schnappt sich eine Packung Taschentücher und geht rüber zum Bett ihrer Schwester.
SüÃe?â Vorsichtig berührt sie Sarah an der Schulter
âEr ist einfach nicht fairâ, schluchzt diese in ihr Kopfkissen und dreht sich langsam um. Die Augen sind inzwischen geschwollen und glasig. Dankbar nimmt sie ein Tempo entgegen und schnäuzt sich erstmal kräftig die Nase.
âWer ist nicht fair. Was ist überhaupt passiert.â Alyson versteht die Worte ihrer Zwillingsschwester noch nicht so ganz.
âDad, er.., er hat, es ist nichts passiert. Wir haben einfach zusammen auf dem Sofa gelegen und geschlafen. Nur für zwei Stunden oder so.â
âDavid und du?â
Sarah nickt. âIch bin aufgewacht, hatte Hunger und habe mir Kekse geholt. David war im Wohnzimmer. Sein Rücken hat ihn mal wieder um den Schlaf gebracht, wie so oft in letzter Zeit. Wir haben geredet und sind dann irgendwann eingeschlafen. Nichts weiter.â Immer noch laufen Sarah Tränen übers Gesicht, die sie jetzt trotzig mit dem Handrücken weg wischt.
âUnd Dad hat euch gefunden und zusammen gestaucht.â
âJa. Ich wusste gar nicht was los war, als er uns geweckt hat. David ist gleich verschwunden und ich habe alles abgekriegt.â
âEr hat es bestimmt nicht so gemeint und es tut ihm jetzt leid. Aber du kennst Dad und seine Prinzipien. Vielleicht will er dich auch nur vor einer Enttäuschung bewahren. Damit du nicht verletzt wirstâ, überlegt Alyson laut.
Sarah wägt zweifelnd ab. âIch weià nicht. David würde mich nie zu etwas zwingen, wofür ich noch nicht bereit bin. Er ist schlieÃlich alles andere als ein Draufgänger.â
âTrotzdem nur ein Mann.â
âAuf welcher Seite bist du eigentlich?â Sarah schmollt. Sie hätte erwartet, dass Alyson ihr beistehen würde. Und jetzt das.
âNicht so schnell. Ich bin auf niemandes Seite. Ich bin neutral wie die Schweiz.â
âSchon gut. Wir haben jedoch über das Thema Sex bereits geredet und sind beide der Meinung, noch etwas zu warten, auch wenn wir ab und an die Hände nicht voneinander lassen könnenâ, fügt Sarah leise lächelnd hinzu.
âDann sag das Dad. Nicht gleich beim Essen, lass ihm etwas Zeit und dir auch. Warte auf eine gute Gelegenheit, einen ruhigen Moment. Erzähl ihm von deinen Gefühlen für David.â
âWenn er mich ausreden lässt, hätte ich das schon längst hinter mir. Andererseits, er ist Dad, ein Mann, weiÃt du was ich meine.â
âIch glaube ja.â Alyson setzt ihre Denkermiene auf und zwirbelt an einer ihrer zurzeit leuchtend roten Haarsträhnen.
âDann nimm dir Jenny als Verstärkung mit. Auf sie hört er bestimmt. SchlieÃlich ist sie eine Frau und seine Freundin. AuÃerdem könnte ich mir vorstellen, dass sie irgendwann jetzt oder im Laufe des Tages ein ähnliches Gespräch wie wir hier führen.
âDann heiÃt es also abwarten und Tee trinken?â
âSieht ganz so aus. Und bis dahin, komm, wenn mich nicht alles täuscht gibt es gleich Frühstück. Es riecht bis hier hoch nach Rührei, und langsam kriege ich Hungerâ, grinst Alyson, nimmt Sarah noch mal in den Arm und steht dann vom Bett auf.
Diese jedoch rührt sich nicht vom Fleck, sondern starrt gedankenverloren Richtung Fenster.
âGibt es noch was?â
âNein.. oder doch. Ich weià nicht.â Sarah windet sich wie ein Fisch am Haken.
âNa komm schon, irgendwas beschäftigt dich noch.â
âJa du hast Recht. Ist es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, wenn man an einem bestimmten Punkt als Frau den ersten Schritt tut.â
âDu meinst, du und David. Ihr habt, ihr wolltâ, Alyson überschlägt sich fast und hält die Hand vor den Mund.
âNein, nein !!â, verleiht Sarah ihren Worten Nachdruck. âWir haben nicht. Sonst hätte Dad ja einen triftigen Grund, auszuflippen. Aber immer, wenn ich mit David zusammen bin, wir uns küssen und so, dann habe ich das eigenartige Gefühl, weitergehen zu wollen. Und es fühlt sich so richtig an. Tausend Schmetterlinge fliegen dann durch meinen Bauch, vernebeln mir das Hirn und bringen mich fast dazu Dinge zu tun, die ich sonst im klaren Zustand niemals machen würde. Jedenfalls noch nicht. Also kann es doch nicht verkehrt sein und David beizubringen, was ich gern möchte, müsste ich auch schaffen. Hoffe ich zumindest. Denn theoretisch ist es die normalste Sache der Welt.â
âAber praktisch manchmal ganz schön kompliziertâ, vollendet Alyson den Satz für ihre Schwester.
âSo siehtâs aus. Wenn ich das allerdings so Dad erzähle, geht er bestimmt an die Decke.â
âGarantier. Genauso, wenn wir nicht bald unten auftauchen.â
âUnd das sollten wir auf jeden Fall verhindern.â
Eilig ziehen sich die Mädchen um und gehen dann runter ins Esszimmer.
Dort haben sich inzwischen alle versammelt. Mehr bis minder ausgeschlafen.
Alyson setzt sich gutgelaunt neben Oz, begrüÃt ihn mit einem Kuss und bedient sich von den Pancakes.
Sarah währenddessen verlässt schlagartig der Mut, als sie ihren Vater sieht. Und nicht nur der. Lustlos stochert sie wenig später in ihrem Essen herum, verteilt Schinkenstückchen aus ihrem Rührei auf dem Tellerrand und schiebt schlieÃlich alles von sich.
Mia und Stuart registrieren den offensichtlich fehlenden Appetit ihrer jüngsten Enkelin mit Besorgnis, doch Sarah kann sie beruhigen.
âDer gestrige Flug ist mir wohl etwas auf den Magen geschlagen. Das wird schon. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich aufstehe?â
Mia will gerade zustimmend nicken, als sich Tony zu Wort meldet.
âEs wird wohl nicht zuviel verlangt sein, wenn du sitzen bleibst, bis alle mit dem Essen fertig sindâ, wendet er sich an seine Tochter.
âNein Sir.â Sarah senkt den Blick, schluckt die Tränen herunter und starrt in ihre Teetasse, aus der heiÃer Dampf aufsteigt.
Sie will ihren Geschwistern und Freunden den heiligen Abend nicht verderben und trinkt schweigend einen Schluck des Getränkes. Scheinbar weià keiner weiter etwas von dem frühmorgendlichen Zwischenfall und das soll auch so bleiben. Es reicht, wenn sie sich elend fühlt und traurig ist. Da muss sie niemanden mit hineinziehen.
Plötzlich fühlt sie eine Hand, die sanft die ihre streichelt. David nickt ihr leicht lächelnd zu, will ihr damit Mut machen. Es wird schon werden. Sarah ist dafür sehr dankbar, ergeht sich aber wenig später wieder in ihren trüben Gedanken.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Nach dem Frühstück mit anschlieÃendem Abwasch, sucht Sarah das Gespräch mit ihrer Grandma.
Mia ist nicht überrascht, hatte sie doch schon beim Essen bemerkt, dass etwas nicht stimmt.
âIst mit dir wirklich alles in Ordnung, Ich meine, du würdest es mir doch sagen, wenn es nicht so wäre.â Sie fühlt kurz Sarahs Stirn. Ohne Ergebnis. Kein Fieber. Nur blass ist sie mit grauen Schatten unter den Augen. Wahrscheinlich durch den Stress der vergangenen Tage und dem anstrengenden Flug.
Das beteuert auch Sarah selbst. âKeine Sorge Grandma. Mir gehtâs gut, wirklich. Der Flug hat nur ziemlich geschlaucht. Morgen bin ich bestimmt wieder auf dem Dampfer. Allerdings habe ich ein groÃe Bitte.â
âWie kann ich dir helfen Schatz?â
âKennst du einen guten Physiotherapeuten hier im Ort, der heute Sprechstunde hat?â
âTut dir was weh? Brauchst du vielleicht doch einen Arzt?â Mia ist ernsthaft besorgt.
âNein, es geht um David.â In kurzen Worten erzählt Sarah ihrer GroÃmutter vom Handicap ihres Freundes.
âIch glaube, da weià ich was. Zieht euch schon mal an, ich telefoniere schnell.â
Sarah nickt nur und verschwindet nach oben. Tony der gerade mit seiner Tochter reden wollte, schaut erst ihr verwundert hinterher und dann Mia fragend an.
âIst was passiert?â
âIch fahre mit deiner Tochter und ihrem Freund noch mal weg. Können Jenny und du euch ums Mittagessen kümmern? So wie ich den Notdienst in der Klinik kenne, wird da heute der Teufel los sein. Aber vielleicht kommen wir dran, bevor der Tag zu Ende ist. Ich werden gleich mal versuchen, einen Termin zu vereinbaren.â Mit diesen Worten lässt Mia ihren etwas verdatterten Sohn einfach stehen. Was dieser natürlich nicht auf sich sitzen lässt und ihr ins Arbeitszimmer folgt.
âKönntest du mir bitte erklären, was du mit den Kindern in der Klinik willst, und das an Heiligabend.â Er ist lauter, als er eigentlich möchte und erhält von Mia Hemmingwell nur einen strafenden Blick, aber keine Antwort.
Tony muss sich gedulden, bis sie ihr Gespräch beendet hat.
âDu hast von Davids Rückenproblemen gehört und dass er die vergangenen Nächte kaum schlafen konnte?â
âJa, das ist mir bekanntâ, antwortet Tony und in seinem Gehirn fängt es an zu arbeiten.
âIch helfe Sarah für ihn einen Physiotherapeuten zu finden. Durch meine guten Kontakte zum Krankenhaus, kommt er gleich dran, wenn wir sofort los fahren. Würdest du dich also ums Essen kümmern. Stuart wollte auch noch mal in die Stadt. Oz und Nick begleiten ihn, so dass die Mädchen für das Weihnachtsbaum schmücken zuständig sind. Ihr habt also freie Bahn in der Küche und vielleicht überdenkst du mal dein Verhalten gegenüber Sarah. Sie macht sich wirklich groÃe Sorgen und das ist wohl auch verständlich.â
Für Mia ist das Gespräch beendet und Tony hat den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Selbst wenn seine Mutter nur die Hälfte von dem weiÃ, was geschehen istâ¦.
TBC?
LG Emerson Rose
Teil 20
Als Anthony knapp zwei Stunden später das Wohnzimmer betritt, traut er seinen Augen kaum. Seine Tochter liegt auf dem Sofa und schläft seelenruhig. Allerdings nicht allein. David liegt eng daneben, die Arme schützend um seine Freundin gelegt.
Sofort beschleicht ihn ein ungutes Gefühl, dass er nicht richtig beschreiben kann, ihm aber auch nicht gefällt. Die vorletzte Nacht in Boston war eine Ausnahme, welche nicht zur Gewohnheit werden sollte.
Tony fackelt nicht lange. Kurzerhand weckt er seine Jüngste und deren Freund, die ihn erst verschlafen, dann überrascht bzw. peinlich berührt ansehen.
David ist als erstes hoch.
âGuten Morgen Mr. Hemmingwellâ, murmelt er in seine Bartstoppeln und fährt sich durch die Haare. âIch.. ähm. Ich werde dann mal hochgehen.â
âTun sie das David.â Der eisige Ton in Anthonys Stimme ist nicht zu überhören und lässt den jungen Mann zusammen zucken, bevor er im ersten Stock verschwindet.
âDad?â Sarah hat sich ebenfalls aufgerappelt und schaut jetzt zu ihrem Vater auf. âEs war bestimmt nicht so wie du denkst. Wir haben uns erst vorâ¦â
âNeinâ, schneidet ihr Tony das Wort ab. âIch will keine Ausreden hören. Wir haben eine Abmachung, die gilt besonders hier in England. Doch ihr habt euch nicht daran gehalten. Das enttäuscht mich sehr.â
Der letzte Satz trifft Sarah wie ein Faustschlag in den Magen.
âAber, aberâ, sie sucht nach Worten. âWir haben nichts Unrechtes getanâ, stöÃt sie schlieÃlich verzweifelt her. Dabei kämpft sie gegen die Tränen an, die sich unaufhaltsam ihren Weg an die Oberfläche bahnen. âEs ist nichts geschehen.â
âMag sein, aber ich diskutiere mit dir darüber nicht. Sei froh, dass Grandma und Grandpa euch hier nicht gefunden haben. Und jetzt geh bitte hoch und zieh dich an. In einer halben Stunde gibt es Frühstück.
âJa Sirâ, flüstert Sarah und schiebt sich an ihrem Vater vorbei. Eilig läuft sie die Stufen ins Zimmer hoch, während Tony ihr seufzend hinterher blickt und dann den Teller und das Glas Milch weg räumt.
Er fühlt sich furchtbar, seine Tochter so zu recht gewiesen zu haben. Andererseits war es richtig. Es gibt schlieÃlich Regeln, an die sich jeder zu halten hat, auch sie.
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Oben angekommen, gibt sich Sarah nicht die Mühe, leise zu sein. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss. Dann lässt sie sich auf ihr Bett fallen und vergräbt ihr Gesicht im Kopfkissen.
âWas ist denn los?â Alyson richtet sich langsam auf und blickt verschlafen zu Christin und Dawn rüber, die ebenfalls aus ihren Träumen gerissen wurden.
Christin, die Sarah am nächsten liegt, erfasst schnell die Lage. Das sieht ganz nach einem Problem aus, das unter Schwestern beredet werden sollte.
âDawn, lass uns schon mal ins Bad gehen, bevor es kein warmes Wasser mehr gibtâ, bewegt sie die Jüngste zum Aufstehen und holt einige Kleidungsstücke und den Kulturbeutel aus ihrer Reisetasche. Dawn wundert sich zwar etwas, fragt aber nicht weiter nach und trottet hinter Christin her.
Es ist ruhig im Zimmer, bis auf ein anhaltendes, gedämpftes Schluchzen und Schniefen
Alyson zieht ihren Morgenmantel über, schnappt sich eine Packung Taschentücher und geht rüber zum Bett ihrer Schwester.
SüÃe?â Vorsichtig berührt sie Sarah an der Schulter
âEr ist einfach nicht fairâ, schluchzt diese in ihr Kopfkissen und dreht sich langsam um. Die Augen sind inzwischen geschwollen und glasig. Dankbar nimmt sie ein Tempo entgegen und schnäuzt sich erstmal kräftig die Nase.
âWer ist nicht fair. Was ist überhaupt passiert.â Alyson versteht die Worte ihrer Zwillingsschwester noch nicht so ganz.
âDad, er.., er hat, es ist nichts passiert. Wir haben einfach zusammen auf dem Sofa gelegen und geschlafen. Nur für zwei Stunden oder so.â
âDavid und du?â
Sarah nickt. âIch bin aufgewacht, hatte Hunger und habe mir Kekse geholt. David war im Wohnzimmer. Sein Rücken hat ihn mal wieder um den Schlaf gebracht, wie so oft in letzter Zeit. Wir haben geredet und sind dann irgendwann eingeschlafen. Nichts weiter.â Immer noch laufen Sarah Tränen übers Gesicht, die sie jetzt trotzig mit dem Handrücken weg wischt.
âUnd Dad hat euch gefunden und zusammen gestaucht.â
âJa. Ich wusste gar nicht was los war, als er uns geweckt hat. David ist gleich verschwunden und ich habe alles abgekriegt.â
âEr hat es bestimmt nicht so gemeint und es tut ihm jetzt leid. Aber du kennst Dad und seine Prinzipien. Vielleicht will er dich auch nur vor einer Enttäuschung bewahren. Damit du nicht verletzt wirstâ, überlegt Alyson laut.
Sarah wägt zweifelnd ab. âIch weià nicht. David würde mich nie zu etwas zwingen, wofür ich noch nicht bereit bin. Er ist schlieÃlich alles andere als ein Draufgänger.â
âTrotzdem nur ein Mann.â
âAuf welcher Seite bist du eigentlich?â Sarah schmollt. Sie hätte erwartet, dass Alyson ihr beistehen würde. Und jetzt das.
âNicht so schnell. Ich bin auf niemandes Seite. Ich bin neutral wie die Schweiz.â
âSchon gut. Wir haben jedoch über das Thema Sex bereits geredet und sind beide der Meinung, noch etwas zu warten, auch wenn wir ab und an die Hände nicht voneinander lassen könnenâ, fügt Sarah leise lächelnd hinzu.
âDann sag das Dad. Nicht gleich beim Essen, lass ihm etwas Zeit und dir auch. Warte auf eine gute Gelegenheit, einen ruhigen Moment. Erzähl ihm von deinen Gefühlen für David.â
âWenn er mich ausreden lässt, hätte ich das schon längst hinter mir. Andererseits, er ist Dad, ein Mann, weiÃt du was ich meine.â
âIch glaube ja.â Alyson setzt ihre Denkermiene auf und zwirbelt an einer ihrer zurzeit leuchtend roten Haarsträhnen.
âDann nimm dir Jenny als Verstärkung mit. Auf sie hört er bestimmt. SchlieÃlich ist sie eine Frau und seine Freundin. AuÃerdem könnte ich mir vorstellen, dass sie irgendwann jetzt oder im Laufe des Tages ein ähnliches Gespräch wie wir hier führen.
âDann heiÃt es also abwarten und Tee trinken?â
âSieht ganz so aus. Und bis dahin, komm, wenn mich nicht alles täuscht gibt es gleich Frühstück. Es riecht bis hier hoch nach Rührei, und langsam kriege ich Hungerâ, grinst Alyson, nimmt Sarah noch mal in den Arm und steht dann vom Bett auf.
Diese jedoch rührt sich nicht vom Fleck, sondern starrt gedankenverloren Richtung Fenster.
âGibt es noch was?â
âNein.. oder doch. Ich weià nicht.â Sarah windet sich wie ein Fisch am Haken.
âNa komm schon, irgendwas beschäftigt dich noch.â
âJa du hast Recht. Ist es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, wenn man an einem bestimmten Punkt als Frau den ersten Schritt tut.â
âDu meinst, du und David. Ihr habt, ihr wolltâ, Alyson überschlägt sich fast und hält die Hand vor den Mund.
âNein, nein !!â, verleiht Sarah ihren Worten Nachdruck. âWir haben nicht. Sonst hätte Dad ja einen triftigen Grund, auszuflippen. Aber immer, wenn ich mit David zusammen bin, wir uns küssen und so, dann habe ich das eigenartige Gefühl, weitergehen zu wollen. Und es fühlt sich so richtig an. Tausend Schmetterlinge fliegen dann durch meinen Bauch, vernebeln mir das Hirn und bringen mich fast dazu Dinge zu tun, die ich sonst im klaren Zustand niemals machen würde. Jedenfalls noch nicht. Also kann es doch nicht verkehrt sein und David beizubringen, was ich gern möchte, müsste ich auch schaffen. Hoffe ich zumindest. Denn theoretisch ist es die normalste Sache der Welt.â
âAber praktisch manchmal ganz schön kompliziertâ, vollendet Alyson den Satz für ihre Schwester.
âSo siehtâs aus. Wenn ich das allerdings so Dad erzähle, geht er bestimmt an die Decke.â
âGarantier. Genauso, wenn wir nicht bald unten auftauchen.â
âUnd das sollten wir auf jeden Fall verhindern.â
Eilig ziehen sich die Mädchen um und gehen dann runter ins Esszimmer.
Dort haben sich inzwischen alle versammelt. Mehr bis minder ausgeschlafen.
Alyson setzt sich gutgelaunt neben Oz, begrüÃt ihn mit einem Kuss und bedient sich von den Pancakes.
Sarah währenddessen verlässt schlagartig der Mut, als sie ihren Vater sieht. Und nicht nur der. Lustlos stochert sie wenig später in ihrem Essen herum, verteilt Schinkenstückchen aus ihrem Rührei auf dem Tellerrand und schiebt schlieÃlich alles von sich.
Mia und Stuart registrieren den offensichtlich fehlenden Appetit ihrer jüngsten Enkelin mit Besorgnis, doch Sarah kann sie beruhigen.
âDer gestrige Flug ist mir wohl etwas auf den Magen geschlagen. Das wird schon. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich aufstehe?â
Mia will gerade zustimmend nicken, als sich Tony zu Wort meldet.
âEs wird wohl nicht zuviel verlangt sein, wenn du sitzen bleibst, bis alle mit dem Essen fertig sindâ, wendet er sich an seine Tochter.
âNein Sir.â Sarah senkt den Blick, schluckt die Tränen herunter und starrt in ihre Teetasse, aus der heiÃer Dampf aufsteigt.
Sie will ihren Geschwistern und Freunden den heiligen Abend nicht verderben und trinkt schweigend einen Schluck des Getränkes. Scheinbar weià keiner weiter etwas von dem frühmorgendlichen Zwischenfall und das soll auch so bleiben. Es reicht, wenn sie sich elend fühlt und traurig ist. Da muss sie niemanden mit hineinziehen.
Plötzlich fühlt sie eine Hand, die sanft die ihre streichelt. David nickt ihr leicht lächelnd zu, will ihr damit Mut machen. Es wird schon werden. Sarah ist dafür sehr dankbar, ergeht sich aber wenig später wieder in ihren trüben Gedanken.
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Nach dem Frühstück mit anschlieÃendem Abwasch, sucht Sarah das Gespräch mit ihrer Grandma.
Mia ist nicht überrascht, hatte sie doch schon beim Essen bemerkt, dass etwas nicht stimmt.
âIst mit dir wirklich alles in Ordnung, Ich meine, du würdest es mir doch sagen, wenn es nicht so wäre.â Sie fühlt kurz Sarahs Stirn. Ohne Ergebnis. Kein Fieber. Nur blass ist sie mit grauen Schatten unter den Augen. Wahrscheinlich durch den Stress der vergangenen Tage und dem anstrengenden Flug.
Das beteuert auch Sarah selbst. âKeine Sorge Grandma. Mir gehtâs gut, wirklich. Der Flug hat nur ziemlich geschlaucht. Morgen bin ich bestimmt wieder auf dem Dampfer. Allerdings habe ich ein groÃe Bitte.â
âWie kann ich dir helfen Schatz?â
âKennst du einen guten Physiotherapeuten hier im Ort, der heute Sprechstunde hat?â
âTut dir was weh? Brauchst du vielleicht doch einen Arzt?â Mia ist ernsthaft besorgt.
âNein, es geht um David.â In kurzen Worten erzählt Sarah ihrer GroÃmutter vom Handicap ihres Freundes.
âIch glaube, da weià ich was. Zieht euch schon mal an, ich telefoniere schnell.â
Sarah nickt nur und verschwindet nach oben. Tony der gerade mit seiner Tochter reden wollte, schaut erst ihr verwundert hinterher und dann Mia fragend an.
âIst was passiert?â
âIch fahre mit deiner Tochter und ihrem Freund noch mal weg. Können Jenny und du euch ums Mittagessen kümmern? So wie ich den Notdienst in der Klinik kenne, wird da heute der Teufel los sein. Aber vielleicht kommen wir dran, bevor der Tag zu Ende ist. Ich werden gleich mal versuchen, einen Termin zu vereinbaren.â Mit diesen Worten lässt Mia ihren etwas verdatterten Sohn einfach stehen. Was dieser natürlich nicht auf sich sitzen lässt und ihr ins Arbeitszimmer folgt.
âKönntest du mir bitte erklären, was du mit den Kindern in der Klinik willst, und das an Heiligabend.â Er ist lauter, als er eigentlich möchte und erhält von Mia Hemmingwell nur einen strafenden Blick, aber keine Antwort.
Tony muss sich gedulden, bis sie ihr Gespräch beendet hat.
âDu hast von Davids Rückenproblemen gehört und dass er die vergangenen Nächte kaum schlafen konnte?â
âJa, das ist mir bekanntâ, antwortet Tony und in seinem Gehirn fängt es an zu arbeiten.
âIch helfe Sarah für ihn einen Physiotherapeuten zu finden. Durch meine guten Kontakte zum Krankenhaus, kommt er gleich dran, wenn wir sofort los fahren. Würdest du dich also ums Essen kümmern. Stuart wollte auch noch mal in die Stadt. Oz und Nick begleiten ihn, so dass die Mädchen für das Weihnachtsbaum schmücken zuständig sind. Ihr habt also freie Bahn in der Küche und vielleicht überdenkst du mal dein Verhalten gegenüber Sarah. Sie macht sich wirklich groÃe Sorgen und das ist wohl auch verständlich.â
Für Mia ist das Gespräch beendet und Tony hat den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Selbst wenn seine Mutter nur die Hälfte von dem weiÃ, was geschehen istâ¦.
TBC?