[Kayara]

*tada*
Geschafft. Hier ist das neue Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Tut mir leid, dass es solange gedauert hat, aber ich habs echt nicht früher geschafft. Freu mich auf ganz viel Feedback.
Wie immer für Jule

Kapitel 4

Die Packung war jetzt leer. Sie schaute auf die Tabletten in ihrer Hand und schloss erneut ihre Augen. Ein letztes Mal wog sie alles ab, hörte auf ihre Gedanken. War ihre Entscheidung richtig? Sollte sie das wirklich tun? Was würden ihre Eltern sagen? Nach einer kleinen Ewigkeit öffnete sie ihre Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sie es tun musste. So konnte sie nicht weiter leben. Christopher hatte sie zu sehr verletzt. Die Erinnerungen waren zu schmerzhaft. Sie atmete einmal tief durch. Ihr Blick fiel wieder auf die Tabletten. Sie nahm eine mit zitternden Fingern und wandte sich zu der Toilette. Bevor sie sich wieder anders entscheiden konnte, öffnete sie schnell den Deckel, warf die restlichen Tabletten hinein und spülte sie in den Abfluss. Die Tablette, die sie noch in der Hand hielt, schluckte sie.
In dem Augenblick wusste sie, dass sie sich richtig entschieden hatte. Es lohnte sich nicht wegen einem Mann Schluss zu machen. Schon gar nicht wegen ihm. Sie verzog ihr Gesicht. Dieses Zeug schmeckt ja wiederlich. Sie nahm ihren Zahnbecher und füllte ihn mit Wasser, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Anschließend stellte sie sich unter die Dusche. Wach werden. Den Kopf klar bekommen. Nicht an das denken, was sie tun wollte. Nicht mehr an Christopher denken.

Als sie etwas später in der Küche saß und ihren Kaffee genoss, fühlte sie sich besser. Sie war froh, dass sie sich dagegen entschieden hatte. Sie würde ein neues Leben beginnen. Ein Leben ohne Christopher. Ein Leben in der er ihr nicht mehr weh tun kann. In dem er sie nicht mehr verletzten kann. Christopher war ein sehr schöner Teil ihres Lebens, der jetzt abgeschlossen war. Jetzt begann eine neue Phase.
Sie nahm den letzten Schluck Kaffee, stellte die Tasse in die Spüle und ging in den Flur zum Telefon. Sie hätte liebend gern darauf verzichtet, doch leider war es nicht zu vermeiden. Lorelai wählte die Nummer und atmete einmal durch. Es dauerte einen Moment, ehe jemand ranging.
"Emily Gilmore, mit wem spreche ich?" Lorelai fuhr sich nervös durch ihre Haare. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn ihr Vater ans Telefon gekommen wär.
"Hallo Mum, ich bin es. Wie geht's dir so?"
"Mir geht es gut, aber ich frage mich was mit dir los ist", sagte Emily in einem Ton, der darauf schließen ließ, dass ihre Laune nicht zum Besten stand. Doch bevor sie dazu kam zu reagieren, fing Emily wieder an zu reden.
"Was sollte das? Warum hast du so einen Aufstand gemacht? Was ist in dich gefahren? Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht! Ganz ruhig Lorelai. Ganz ruhig. Durchatmen...
"Wieso hast du ihn so angefahren?" Lorelai merkte, wie sie immer wütender wurde.
"Ihr habt euch Sorgen gemacht? Entschuldige wenn ich lache. Hat er dir auch erzählt warum das passiert ist? Hat er dir den Grund genannt weshalb ich gegangen bin? Warum ich das Geschirr nach ihm geschmissen hab?"
"Er rief hier an und wollte wissen, ob du bei uns bist. Christopher sagte nur, dass du ihn angeschrien, ihm Vorwürfe gemacht, mit Geschirr nach ihm geworfen und dann das Haus verlassen hast." Lorelai lachte laut auf.
"Das war mir klar! 'Der liebende, vermissende Mann, der sich Sorgen um seine Freundin macht...' Ich sag dir was los ist! Ich bekam einen Anruf von einer Frau. Ihren Namen habe ich vergessen. Um es kurz zu machen: Chris betrügt mich! Er hat eine andere. Deshalb dieser, wie du so schön sagst, Aufstand!"
"Erzähl nicht so einen Quatsch! Christopher würde so etwas nicht machen! Er ist ein toller Mensch! Er tut dir gut!"
"Das ich nicht lache! Chris ist kein toller Mensch. Er hat mich sehr verletzt. Er hat mit meinen Gefühlen gespielt. Er ist ein Idiot und gut tut er mir auch nicht!" Lorelai hat sich sich richtig gehend hinein gesteigert. "Soll ich dir mal sagen was er noch gemacht hat? Der 'tolle' Chris hat in einem 'kleinen' Wutanfall die Küche verwüstet." Emily unterbrach sie.
"Jetzt gehst du aber zu weit! Rede nicht so ein Blödsinn! Das ist nicht seine Art!"
"Nicht seine Art? Tja... du hast es ja nicht gesehen. Ich hab mehr als eine Stunde gebraucht, um aufzuräumen." Emily war schon im Begriff zu reagieren, aber Lorelai ließ sie nicht zu Wort kommen.
"Zwischen mir und ihm ist es aus! Und zwar entgültig! Deshalb habe ich auch angerufen. Ich habe eine Entscheidung getroffen."
"Wovon redest du bitte?" Lorelai atmete einmal durch bevor sie sprach. Dass was sie zu sagen hatte, kam ihr nicht leicht über die Lippen, aber es musste gesagt werden.
"Ich habe beschlossen Hartfort zu verlassen" Sie schloss ihre Augen für einen kurzen Moment und wartete auf Emilys Reaktion. Für wenige Augenblicke konnte sie nur ihren eigenen, laut pochenden, Herzschlag hören. Dann fing Emily wieder an zu reden. Zu Lorelais Überraschung klang die Stimme ziemlich ruhig.
"Kannst du bitte nochmal wiederholen was du eben gesagt hast?"
"Ich werde Hartfort verlassen und woanders ein neues Leben beginnen." Wieder war es für wenige Sekunden ganz still. Doch bevor sich Lorelai darüber wundern konnte, wurde Emily laut, sehr laut.
"Lorelai Victoria Gilmore! Ich hoffe das ist nicht dein Ernst!"
"Doch!"
"Unterbrech mich nicht! Du kannst doch nicht einfach Hartfort den Rücken kehren! Was fällt dir ein? Du kannst dein Leben nicht einfach wegschmeissen! Du ruinierst den Namen der Familie! Was sollen die Nachbarn denken? Wie kommst du nur auf diese absurde Idee? Wovon willst du denn leben? Und überhaupt, wo willst du hin?" Lorelai unterbrach Emily mit einem lauten, bestimmenden Ton.
"'Du ruinierst den Namen der Familie.' Du denkst immer nur an dein Wohlergehen. An deinen Ruf. Wie es mir geht, wie ich mich fühle interessiert dich nicht ein bisschen! Ich halte es hier nicht mehr aus. Chris hat mich betrogen. Er hat mich verletzt. Wenn ich hier bleibe muss ich ständig an ihn denken. Die letzte Nacht hab ich auf der Couch verbracht. Ich ertrag es einfach nicht mehr in diesem Haus zu bleiben, zu schlafen, zu leben. Alles erinnert mich an ihn. Ich muss hier weg! Dringend. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es gerade in mir aussieht. Ich... ich..." Lorelai biss sich auf die Lippen. Nein, das konnte sie nicht tun. Sie konnte nicht sagen, was sie fast getan hätte. Wenn Emiliy jemals davon erfahren würde, hätte sie keine ruhige Minute mehr. "Deswegen musst du aber nicht gleich aus Hartford weg. Man kann über alles reden. Am besten ihr kommt beide heute Abend her. Wir essen zusammen und klären das. Du wirst sehen, das ist alles nur ein dummes Missverständniss!" Lorelai kämpfte mit den Tränen.
"Missverständniss? Nein! Vergiss es! Mum, du verstehst mich nicht! Meine Entscheidung ist gefallen. Zwischen mir und Chris ist es vorbei. Ich verlasse die Stadt. Weder du noch sonst jemand kann mich davon abhalten!" Mit den Worten legte Lorelai den Hörer auf. Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und ging ins Schlafzimmer um zu packen. Währendessen dachte sie nochmal über das Telefonat nach. Sie hatte erwartet, dass ihre Entscheidung Missfallen auslösen würde. Doch mit so einer heftigen Reaktion hätte sie nicht gerechnet. Das Verhältnis zwischen ihr und Emily war schon immer schwierig, aber so heftig haben sie sich noch nie gestritten. Plötzlich musste sie an Maggie denken. Sie hätte sicherlich nicht so reagiert. Sie hätte zugehört, Verständnis gehabt, sie unterstützt. Warum kann Mum nicht genauso sein? Einfach nur mal zuhören...

Etwa 20 Minuten später stand sie mit zwei Koffern vor ihrem Wagen. Nachdem sie sie verstaut, sich hinein gesetzt und einen letzten Blick zurück geworfen hatte, startete sie den Motor. Sie wusste nicht was sie in der Zukunft erwarten würde. Aber eines wusste sie ganz genau. Es konnte nur besser werden.