11.08.2006, 20:48
So, ich habe endlich mal wieder ein Kapitelchen fertig, das euch hoffentlich gefallen wird. Ich bin im Moment etwas zu faul für lange Vorreden, deshalb kommt nur wieder mein dringender Wunsch nach FB und dieses Mal auch der Hinweis, dass diese FF ein neues Banner hat, zu finden auf der ersten Seite. So, das wars auch schön, viel Spaà mit dem Kapitel.
Ein zu groÃes Risiko
“Lukie? Her mit dem Kirschkuchen!”, brüllte Lorelai, sobald sie die Tür des Diners geöffnet hatte.
Ihr Göttergatte erschien einen Moment später, sein Blick war mörderisch. “Lorelai, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du hier nicht rumschreien sollst?”, ermahnte er seine Frau, die ihm in solchen Momenten wie eine dreijährige vorkam. “Was bist du für ein Vorbild für die Zwillinge, hmm?”
“Jetzt beruhige dich, Mr ich sehe-so-heiÃ-aus-wenn-ich-auf-meine-wunderhübsche-Frau-wütend-bin.”, erwiderte Lorelai und kam zum Tresen. “AuÃerdem sind die beiden Mäuse nicht hier sondern im Kindergarten, weshalb du gar keinen Grund hast, dich so aufzuregen.”, erklärte sie, beugte sich über den Tresen und gab ihm einen Kuss. “Und hier ist sowieso nichts los.”, fügte sie noch hinzu. Es stimmte, das Diner war wieder einmal wie ausgestorben. “Schade das Rory nicht hier ist, sonst könnten wir Bagelhockey spielen.”
Luke sah sie alarmiert an. “Das lässt du schön bleiben, Lorelai.” Er ging um den Tresen herum und fasste sie an den Schultern. “Warum setzt du dich nicht einfach hierhin”, er führte sie zu einem der Tische, “und wartest brav auf deinen Kaffee.” Er drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Stuhl und ging wieder hinter seinen Tresen.
“Krieg ich zwei Stück Kirschkuchen?”, rief sie ihm flehentlich nach. Sie schlug die Beine übereinander und starrte gedankenverloren durch die Trennscheibe, durch die sie in Taylors Eisdiele sehen konnte. Sie dachte an ihre Tochter und überlegte, ob Rory sehr viel über den Verlust ihres Babys nachdachte. Als sie am Wochenende zusammen gewesen waren, war es wie in alten Zeiten gewesen, sie hatten herumgealbert, über Männer geredet und Spaà gehabt. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie das zum letzten Mal gemacht hatten. Seit die Zwillinge da waren und Rory ihr Studium abgeschlossen hatte, hatten beide sehr separate Leben geführt und nur manches Mal telefoniert. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich in den letzten Monaten und Jahren gar nicht mit ihrer ältesten Tochter beschäftigt hatte, als sie von der Fehlgeburt erfahren hatte, hatte sie sich gefragt, ob sie ihrer Tochter schon so fremd geworden war, dass sie nicht einmal mehr erfuhr, dass sie Oma wurde. Oh Gott, Oma, wie das schon klang, so alt war sie doch gar nicht. Und sie wollte noch ein Baby haben. War das überhaupt realistisch? War das nicht leichtsinnig? Immerhin konnte sie ihr Leben und das ihres Babys riskieren, sie war schon nach der Geburt der Zwillinge haarscharf am Tod vorbeigekommen, konnte sie dieses Risiko ihrer Familie wirklich zumuten? Sie hatte zwei vierjährige Kinder, die sie brauchten und mit denen sie jetzt auch so wenig Zeit verbracht hatte. Vielleicht sollte sie Luke sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte, schlieÃlich versuchten sie es gerade mal seit zwei Wochen und für einen Rückzieher war es noch nicht zu spät.
Luke kam gerade mit einer dampfenden Kaffeetasse zum Tisch und stellte sie seiner grübelnden Frau vor die Nase. “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte er sie.
“Was?” Sie schreckte aus ihren Gedanken auf.
“Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so nachdenklich aus.”, stellte Luke fest und musterte Lorelai.
Sie öffnete den Mund um zu antworten aber in diesem Moment kam Jess mit seinem Seesack die Treppe runter, weshalb sie ihren Mund wieder schloss.
“Ich verzieh mich dann wieder.”, informierte Jess seinen Onkel und dessen Frau. Er wollte zur Tür, als sein Handy klingelte. Luke warf ihm einen mahnenden Blick zu, wurde aber von Lorelai gebremst. “Es ist doch niemand hier, den das Handy stören könnte.”
“Und was ist mit mir?”, fragte Luke. Lorelai verdrehte die Augen.
Jess hatte beide ignoriert und das Gespräch schon angenommen. “Hallo?”, fragte er in seiner charmanten Art und Weise, die die meisten Anrufer eigentlich abschrecken sollte. “Was willst du, Liz?”, fragte er genervt. Jess lieà sich auf einem Stuhl nieder und lauschte seiner Mutter mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. “Oh nein, das kannst du vergessen. Frag doch einfach TJ, der ist schlieÃlich der Vater.” Lorelai blickte den Neffen ihres Mannes interessiert an. “Nein, nein, nein, Liz, ich mach diesen Mist nicht. AuÃerdem muss ich wieder nach New York, ich habe einen Termin mit meinem Verleger ... Nein ... Wenn’s nicht zu verhindern ist, dann eben auf Wiedersehen.” Er legte auf und verstaute das Handy wieder in seiner Jacke. Er griff sich Lorelais Tasse und trank einen Schluck daraus, bevor er wieder zur Tür ging. “Ich bin dann weg.”, sagte er und was schon fast auf der StraÃe, als er von Luke aufgehalten wurde.
“Moment, Jess. Was wollte Liz?”, erkundigte Luke sich.
“Ach nichts weiter, sie wollte nur unbedingt mit mir ein Babybett kaufen gehen. Als ob ich Ahnung von so was hätte.”, seufzte Jess und verdrehte die Augen. “Luke ich muss wirklich los, das Meeting heute Nachmittag ist wichtig.”, erinnerte er ihn und ging jetzt entgültig.
Luke seufzte und ging zum Tresen zurück. “Liz kommt wirklich auf die bescheuertsten Ideen. Als ob Jess ein Babybett kaufen könnte.” Er wollte in die Küche gehen.
“Luke.”, versuchte Lorelai ihn aufzuhalten und wies gestikulierend auf ihre Kaffeetasse. “Ich will eine neue Tasse haben, aus der hat dein Neffe getrunken.”
Luke nickte und schüttete ihr eine neue ein. “WeiÃt du, vielleicht sollte ich mit Liz das Babybett kaufen.”, überlegte Lorelai.
Luke, der angefangen hatte, den Tresen zu putzen, hielt erschrocken inne. Nancys Horrorbabybett hatte er noch bildlich in Erinnerung - in keiner guten. “Ãhm, Lorelai, ich weià nicht, ob das eine so gute Idee ist. Ich meine, Liz ist sehr wählerisch und erst im zweiten Monat, das hat doch noch viel Zeit mit dem Baby.”, versuchte er sie abzubringen. “Wir können ihr doch auch eines von den Bettchen der Zwillinge schenken.”, schlug er vor.
“Und welches? Wir wissen doch nicht, was sie bekommt. AuÃerdem hat Nancys Bettchen doch angefangen zu qualmen, kurz bevor wir ihnen richtige Betten gekauft haben.”, erinnerte Lorelai ihn.
“Das habe ich wohl verdrängt.”, murmelte er und füllte neues Pulver in die Kaffeemaschine.
“Ich werde Liz mal anrufen.”, sagte Lorelai und kam zum Tresen. “Und jetzt will ich meinen Kirschkuchen. Immerhin ist Kirschkuchentag.” Luke nickte und legte den Kuchen auf einen Teller. Lorelai überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sie einen Rückzieher machen wollte. Vielleicht sollte sie noch mal darüber nachdenken. Oder mit Sookie reden. Ja, sie würde zuerst mit Sookie darüber reden.
“Oh. Mein. Gott.”, sagte Luke langsam und starrte fassungslos an seiner Frau vorbei durch die Fensterscheibe.
“Was ist denn?”, fragte Lorelai überrascht und drehte sich um. “Oh mein Gott.” Sie fing an, lauthals zu lachen.
“Ich fass es nicht.”, murmelte Luke und schüttelte den Kopf. Da lief doch tatsächlich TJ über den Platz und das mit einem schwangeren Bauch. Zu seinem Entsetzen kam sein Schwager auch noch direkt auf das Diner zu.
Einen Moment später riss er die Tür auf. “Hallo, Stars Hollow!”, rief er wieder einmal sehr begeistert und ging zum Tresen. “Luke, Lorelai.”, begrüÃte er des Ehepaar.
“Ãhm, TJ, warum trägst du das?”, erkundigte sich Luke.
“Oh, das.” Er hob sein T-Shirt hoch und man konnte sehen, dass er sich ein spezielles Kissen umgeschnallt hatte. “Das habe ich von Lizzies Frauenärztin. Sie hat gemeint, dass ich äuÃerst einfühlsam bin und das Kissen mir hilft, meine Frau während der Schwangerschaft noch besser zu verstehen.”, erklärte er begeistert und strich beinahe liebevoll über das Kissen.
“Und musst du das ... jetzt die ganze Zeit ... über tragen?”, fragte Lorelai, während sie von einem heftigen Lachanfall geschüttelt wurde. Ein schwangerer TJ, das sah wirklich zu komisch aus.
“Sie hat gesagt so lange ich will und ich werde eine ganze Weile wollen.”, erklärte TJ.
Lorelai nahm sich ihr Stück Kuchen und stopfte es sich in den Mund, um weitere Lachanfälle zu verhindern.
“Willst du Kaffee?”, versuchte Luke abzulenken. Er musste sich selbst das Lachen verkneifen.
Aber sein Schwager schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, Luke, das wäre nicht gut für das Baby.”, sagte er entschieden.
“Welches Baby, das ist doch nur ein Polster.”, wandte Luke irritiert ein.
“Jaah, schon, aber ich will mich richtig schwanger fühlen und dann darf ich natürlich auch keinen Kaffee trinken. Aber auf die Toilette müsste ich mal, meine Blase drückt so.”, erklärte er und watschelte zu den Toiletten.
“Ich fass es nicht.”, murmelte Luke und schüttelte verständnislos den Kopf. “Das einzig Gute daran ist seine Einstellung zu Kaffee, daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen, Schatz.”
“Jaah, vielleicht.”, murmelte Lorelai und ging schnell zu ihrem Tisch zurück. Auf dieses Thema wollte sie jetzt nicht kommen, sonst müsste sie schon jetzt alles erklären. “Ich muss ins Hotel, ja?”, sagte sie schnell und war kurz darauf verschwunden.
Luke blickte auf die zugehende Tür und fragte sich, was mit seiner Frau los war, als er einen lauten Krach in den Waschräumen hörte und das schlimmste ahnte.
Als Lorelai im Hotel ankam, sah sie einen lachenden Michel an der Rezeption stehen. “Was ist denn so lustig?”, erkundigte sie sich, während sie ihre leichte Jacke auszog. “Ich sehe sie selten lachen, das ist ja fast zum erschrecken.”
“Ich habe vorhin, als ich auf dem Weg hierher war, einen schwangeren Mann gesehen. Das war wirklich zum schieÃen. Ich meine, wer zieht sich so etwas schon freiwillig an.”
“Ja, das frage ich mich auch.”, sagte Lorelai schnell. Michel kannte TJ nicht und das war ihr ganz Recht so, schlieÃlich musste nicht jeder wissen, dass sie mit ihm verwandt waren. “Hat der Klempner schon angerufen?”, wechselte sie deshalb das Thema.
“Sookie, Kaffee, dringend.”, rief Lorelai eine Stunde später, als sie die Küche betrat. “Ich brauche Koffein.”
“Was ist denn, SüÃe?”, erkundigte sich die Chefköchin und reichte ihrer besten Freundin eine Tasse.
“Ich musste mich zwanzig Minuten mit dem Klempner herumschlagen, weil der jetzt plötzlich andere Tarife hat und das alles durcheinanderbringt. Der muss jetzt ganz viele Abrechnungen machen, drei seiner Leute sind krank und er kann erst übermorgen kommen, weswegen wir Zimmer fünf jetzt bald als Schwimmbecken nutzen können. Super, was?”, erklärte sie genervt, während sie sich ihr schwarzes Glück eingoss.
“Und was ist mit mir? Weil es in letzter Zeit so wenig geregnet hat ist die Hälfte von Jacksons Gemüse unbrauchbar. Ich muss mich nach einem neuen Händler umsehen, deswegen einen Ehekrach riskieren und die ganze Speisekarte umstellen. Meine eine Küchenhilfe hat sich den Arm gebrochen und kommt zwei Wochen nicht, eine andere hat Urlaub und meine beste Schüssel ist auf den Boden gefallen und jetzt nur noch ein Haufen Scherben.”, erklärte Sookie ihren Vormittag.
“Toller Tag, hm?”, fragte Lorelai grinsend. Sookie nickte. “Wie wäre es mit einer Pause?”
“Oh ja, bitte.”, sagte Sookie erleichtert und rührte noch einmal in einem ihrer Töpfe herum. “Da muss mehr Wasser rein, auÃerdem fehlt Petersilie.”, sagte sie fachmännisch, nahm sich dann ebenfalls eine Tasse und setzte sich zu ihrer besten Freundin an den Tisch.
“Wie geht’s den Zwillingen?”, wollte sie wissen.
“Blendend.”, seufzte Lorelai. “Nancy wäre gestern fast vor ein Auto gelaufen, weil sie hinter Babettes Katze hergerannt ist.”, sagte sie. Sie erinnerte sich noch gut an ihren Beinahe-Herzinfarkt, als Luke ihr gestern Abend davon erzählt hatte.
“Oh mein Gott, geht es ihr gut?”, fragte Sookie erschrocken. Wenn ihren Kindern das passiert wäre...
“Ja, sie hatte nur einen kleinen Schock. Aber es ist nichts passiert und Luke hat sie sehr gut getröstet.”, erwiderte Lorelai beruhigend.
“Na Gott sei Dank.”, sagte Sookie erleichtert.
“Sookie, du weiÃt doch noch, wie ich dir vor ein paar Wochen gesagt habe, dass ich mir noch ein Baby wünsche?”, fragte Lorelai vorsichtig. Sie hatte dieses Thema zuerst mit ihrer bester Freundin besprochen, bevor sie Luke davon erzählt hatte.
Sookie nickte. Sie konnte sich noch gut an das Gespräch erinnern. Dann kam ihr ein Gedanke und ihre Augen wurden untertassengroÃ. “Oh mein Gott, du bist schon schwanger oder?”, quietschte sie und umarmte Lorelai. Erst nach einer Minute bemerkte sie, wie Lorelai mit dem Kopf schüttelte. “Wieso schüttelst du den Kopf, SüÃe?”, fragte sie verwirrt.
“Ich bin nicht schwanger, Sookie.”, erklärte Lorelai. Sookies fragte sich, ob das jetzt traurig oder erleichtert klang.
“Und warum fängst du dann davon an?”, fragte die Köchin jetzt wirklich verwirrt.
“Weil ich es mir anders überlegt habe.”, sagte sie langsam.
“Du hast es dir anders überlegt?”, fragte Sookie jetzt komplett verwirrt. “Wieso?”
“Weil ... weil es einfach zu gefährlich wäre. Ich meine, bei der Geburt der Zwillinge bin ich fast gestorben, was ist wenn bei dem Baby auch so etwas passieren würde? Das kann ich meiner Familie nicht zumuten. Ich bin Mutter von zwei Kleinkindern, die mich brauchen. Es könnte während der Schwangerschaft zu so vielen Komplikationen kommen, das kann ich mir einfach nicht leisten. Vielleicht habe ich sogar eine Fehlgeburt, wie Rory und das würde ich wahrscheinlich gar nicht verkraften. Und so gerne ich noch ein Baby hätte, ich glaube das Risiko kann ich nicht eingehen.”, erklärte sie traurig und schien den Tränen nahe zu sein.
“Aber, Lorelai, du wünscht dir doch ein Baby, oder?”, versuchte Sookie jetzt Klarheit zu schaffen. Sie verstand ihre beste Freundin voll und ganz, aber trotzdem. Sie hatte schon von Fällen gehört, da konnte so ein unerfüllter Wunsch sogar Ehen zerstören.
Lorelai nickte. “Ja. Sehr sogar. Du glaubst gar nicht wie sehr. Aber ich denke ich würde damit das Glück unserer ganzen Familie aufs Spiel setzen und das geht nicht. Ich hab die Zwillinge, Luke und Rory.”, erklärte sie und eine kleine Träne lief ihr die Wange herunter. Sie wischte sie schnell weg.
“Wenn du es für das Richtige hälst, Lorelai.”, sagte Sookie mitfühlend und umarmte ihre beste Freundin dieses Mal tröstend.
“Nicht unbedingt für das Richtige, aber für das Vernünftigste.”, murmelte sie deprimiert. “Manchmal ist es ätzend, so erwachsen zu sein.”
“Wem sagst du das, SüÃe?”, erwiderte Sookie. “Willst du noch Kaffee?”
Lorelai löste sich wieder von ihr und wischte sich mit ihrem Ãrmel die Tränen ab. “Ja bitte.”
Ein zu groÃes Risiko
“Lukie? Her mit dem Kirschkuchen!”, brüllte Lorelai, sobald sie die Tür des Diners geöffnet hatte.
Ihr Göttergatte erschien einen Moment später, sein Blick war mörderisch. “Lorelai, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du hier nicht rumschreien sollst?”, ermahnte er seine Frau, die ihm in solchen Momenten wie eine dreijährige vorkam. “Was bist du für ein Vorbild für die Zwillinge, hmm?”
“Jetzt beruhige dich, Mr ich sehe-so-heiÃ-aus-wenn-ich-auf-meine-wunderhübsche-Frau-wütend-bin.”, erwiderte Lorelai und kam zum Tresen. “AuÃerdem sind die beiden Mäuse nicht hier sondern im Kindergarten, weshalb du gar keinen Grund hast, dich so aufzuregen.”, erklärte sie, beugte sich über den Tresen und gab ihm einen Kuss. “Und hier ist sowieso nichts los.”, fügte sie noch hinzu. Es stimmte, das Diner war wieder einmal wie ausgestorben. “Schade das Rory nicht hier ist, sonst könnten wir Bagelhockey spielen.”
Luke sah sie alarmiert an. “Das lässt du schön bleiben, Lorelai.” Er ging um den Tresen herum und fasste sie an den Schultern. “Warum setzt du dich nicht einfach hierhin”, er führte sie zu einem der Tische, “und wartest brav auf deinen Kaffee.” Er drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Stuhl und ging wieder hinter seinen Tresen.
“Krieg ich zwei Stück Kirschkuchen?”, rief sie ihm flehentlich nach. Sie schlug die Beine übereinander und starrte gedankenverloren durch die Trennscheibe, durch die sie in Taylors Eisdiele sehen konnte. Sie dachte an ihre Tochter und überlegte, ob Rory sehr viel über den Verlust ihres Babys nachdachte. Als sie am Wochenende zusammen gewesen waren, war es wie in alten Zeiten gewesen, sie hatten herumgealbert, über Männer geredet und Spaà gehabt. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie das zum letzten Mal gemacht hatten. Seit die Zwillinge da waren und Rory ihr Studium abgeschlossen hatte, hatten beide sehr separate Leben geführt und nur manches Mal telefoniert. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich in den letzten Monaten und Jahren gar nicht mit ihrer ältesten Tochter beschäftigt hatte, als sie von der Fehlgeburt erfahren hatte, hatte sie sich gefragt, ob sie ihrer Tochter schon so fremd geworden war, dass sie nicht einmal mehr erfuhr, dass sie Oma wurde. Oh Gott, Oma, wie das schon klang, so alt war sie doch gar nicht. Und sie wollte noch ein Baby haben. War das überhaupt realistisch? War das nicht leichtsinnig? Immerhin konnte sie ihr Leben und das ihres Babys riskieren, sie war schon nach der Geburt der Zwillinge haarscharf am Tod vorbeigekommen, konnte sie dieses Risiko ihrer Familie wirklich zumuten? Sie hatte zwei vierjährige Kinder, die sie brauchten und mit denen sie jetzt auch so wenig Zeit verbracht hatte. Vielleicht sollte sie Luke sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte, schlieÃlich versuchten sie es gerade mal seit zwei Wochen und für einen Rückzieher war es noch nicht zu spät.
Luke kam gerade mit einer dampfenden Kaffeetasse zum Tisch und stellte sie seiner grübelnden Frau vor die Nase. “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte er sie.
“Was?” Sie schreckte aus ihren Gedanken auf.
“Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so nachdenklich aus.”, stellte Luke fest und musterte Lorelai.
Sie öffnete den Mund um zu antworten aber in diesem Moment kam Jess mit seinem Seesack die Treppe runter, weshalb sie ihren Mund wieder schloss.
“Ich verzieh mich dann wieder.”, informierte Jess seinen Onkel und dessen Frau. Er wollte zur Tür, als sein Handy klingelte. Luke warf ihm einen mahnenden Blick zu, wurde aber von Lorelai gebremst. “Es ist doch niemand hier, den das Handy stören könnte.”
“Und was ist mit mir?”, fragte Luke. Lorelai verdrehte die Augen.
Jess hatte beide ignoriert und das Gespräch schon angenommen. “Hallo?”, fragte er in seiner charmanten Art und Weise, die die meisten Anrufer eigentlich abschrecken sollte. “Was willst du, Liz?”, fragte er genervt. Jess lieà sich auf einem Stuhl nieder und lauschte seiner Mutter mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. “Oh nein, das kannst du vergessen. Frag doch einfach TJ, der ist schlieÃlich der Vater.” Lorelai blickte den Neffen ihres Mannes interessiert an. “Nein, nein, nein, Liz, ich mach diesen Mist nicht. AuÃerdem muss ich wieder nach New York, ich habe einen Termin mit meinem Verleger ... Nein ... Wenn’s nicht zu verhindern ist, dann eben auf Wiedersehen.” Er legte auf und verstaute das Handy wieder in seiner Jacke. Er griff sich Lorelais Tasse und trank einen Schluck daraus, bevor er wieder zur Tür ging. “Ich bin dann weg.”, sagte er und was schon fast auf der StraÃe, als er von Luke aufgehalten wurde.
“Moment, Jess. Was wollte Liz?”, erkundigte Luke sich.
“Ach nichts weiter, sie wollte nur unbedingt mit mir ein Babybett kaufen gehen. Als ob ich Ahnung von so was hätte.”, seufzte Jess und verdrehte die Augen. “Luke ich muss wirklich los, das Meeting heute Nachmittag ist wichtig.”, erinnerte er ihn und ging jetzt entgültig.
Luke seufzte und ging zum Tresen zurück. “Liz kommt wirklich auf die bescheuertsten Ideen. Als ob Jess ein Babybett kaufen könnte.” Er wollte in die Küche gehen.
“Luke.”, versuchte Lorelai ihn aufzuhalten und wies gestikulierend auf ihre Kaffeetasse. “Ich will eine neue Tasse haben, aus der hat dein Neffe getrunken.”
Luke nickte und schüttete ihr eine neue ein. “WeiÃt du, vielleicht sollte ich mit Liz das Babybett kaufen.”, überlegte Lorelai.
Luke, der angefangen hatte, den Tresen zu putzen, hielt erschrocken inne. Nancys Horrorbabybett hatte er noch bildlich in Erinnerung - in keiner guten. “Ãhm, Lorelai, ich weià nicht, ob das eine so gute Idee ist. Ich meine, Liz ist sehr wählerisch und erst im zweiten Monat, das hat doch noch viel Zeit mit dem Baby.”, versuchte er sie abzubringen. “Wir können ihr doch auch eines von den Bettchen der Zwillinge schenken.”, schlug er vor.
“Und welches? Wir wissen doch nicht, was sie bekommt. AuÃerdem hat Nancys Bettchen doch angefangen zu qualmen, kurz bevor wir ihnen richtige Betten gekauft haben.”, erinnerte Lorelai ihn.
“Das habe ich wohl verdrängt.”, murmelte er und füllte neues Pulver in die Kaffeemaschine.
“Ich werde Liz mal anrufen.”, sagte Lorelai und kam zum Tresen. “Und jetzt will ich meinen Kirschkuchen. Immerhin ist Kirschkuchentag.” Luke nickte und legte den Kuchen auf einen Teller. Lorelai überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sie einen Rückzieher machen wollte. Vielleicht sollte sie noch mal darüber nachdenken. Oder mit Sookie reden. Ja, sie würde zuerst mit Sookie darüber reden.
“Oh. Mein. Gott.”, sagte Luke langsam und starrte fassungslos an seiner Frau vorbei durch die Fensterscheibe.
“Was ist denn?”, fragte Lorelai überrascht und drehte sich um. “Oh mein Gott.” Sie fing an, lauthals zu lachen.
“Ich fass es nicht.”, murmelte Luke und schüttelte den Kopf. Da lief doch tatsächlich TJ über den Platz und das mit einem schwangeren Bauch. Zu seinem Entsetzen kam sein Schwager auch noch direkt auf das Diner zu.
Einen Moment später riss er die Tür auf. “Hallo, Stars Hollow!”, rief er wieder einmal sehr begeistert und ging zum Tresen. “Luke, Lorelai.”, begrüÃte er des Ehepaar.
“Ãhm, TJ, warum trägst du das?”, erkundigte sich Luke.
“Oh, das.” Er hob sein T-Shirt hoch und man konnte sehen, dass er sich ein spezielles Kissen umgeschnallt hatte. “Das habe ich von Lizzies Frauenärztin. Sie hat gemeint, dass ich äuÃerst einfühlsam bin und das Kissen mir hilft, meine Frau während der Schwangerschaft noch besser zu verstehen.”, erklärte er begeistert und strich beinahe liebevoll über das Kissen.
“Und musst du das ... jetzt die ganze Zeit ... über tragen?”, fragte Lorelai, während sie von einem heftigen Lachanfall geschüttelt wurde. Ein schwangerer TJ, das sah wirklich zu komisch aus.
“Sie hat gesagt so lange ich will und ich werde eine ganze Weile wollen.”, erklärte TJ.
Lorelai nahm sich ihr Stück Kuchen und stopfte es sich in den Mund, um weitere Lachanfälle zu verhindern.
“Willst du Kaffee?”, versuchte Luke abzulenken. Er musste sich selbst das Lachen verkneifen.
Aber sein Schwager schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, Luke, das wäre nicht gut für das Baby.”, sagte er entschieden.
“Welches Baby, das ist doch nur ein Polster.”, wandte Luke irritiert ein.
“Jaah, schon, aber ich will mich richtig schwanger fühlen und dann darf ich natürlich auch keinen Kaffee trinken. Aber auf die Toilette müsste ich mal, meine Blase drückt so.”, erklärte er und watschelte zu den Toiletten.
“Ich fass es nicht.”, murmelte Luke und schüttelte verständnislos den Kopf. “Das einzig Gute daran ist seine Einstellung zu Kaffee, daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen, Schatz.”
“Jaah, vielleicht.”, murmelte Lorelai und ging schnell zu ihrem Tisch zurück. Auf dieses Thema wollte sie jetzt nicht kommen, sonst müsste sie schon jetzt alles erklären. “Ich muss ins Hotel, ja?”, sagte sie schnell und war kurz darauf verschwunden.
Luke blickte auf die zugehende Tür und fragte sich, was mit seiner Frau los war, als er einen lauten Krach in den Waschräumen hörte und das schlimmste ahnte.
Als Lorelai im Hotel ankam, sah sie einen lachenden Michel an der Rezeption stehen. “Was ist denn so lustig?”, erkundigte sie sich, während sie ihre leichte Jacke auszog. “Ich sehe sie selten lachen, das ist ja fast zum erschrecken.”
“Ich habe vorhin, als ich auf dem Weg hierher war, einen schwangeren Mann gesehen. Das war wirklich zum schieÃen. Ich meine, wer zieht sich so etwas schon freiwillig an.”
“Ja, das frage ich mich auch.”, sagte Lorelai schnell. Michel kannte TJ nicht und das war ihr ganz Recht so, schlieÃlich musste nicht jeder wissen, dass sie mit ihm verwandt waren. “Hat der Klempner schon angerufen?”, wechselte sie deshalb das Thema.
“Sookie, Kaffee, dringend.”, rief Lorelai eine Stunde später, als sie die Küche betrat. “Ich brauche Koffein.”
“Was ist denn, SüÃe?”, erkundigte sich die Chefköchin und reichte ihrer besten Freundin eine Tasse.
“Ich musste mich zwanzig Minuten mit dem Klempner herumschlagen, weil der jetzt plötzlich andere Tarife hat und das alles durcheinanderbringt. Der muss jetzt ganz viele Abrechnungen machen, drei seiner Leute sind krank und er kann erst übermorgen kommen, weswegen wir Zimmer fünf jetzt bald als Schwimmbecken nutzen können. Super, was?”, erklärte sie genervt, während sie sich ihr schwarzes Glück eingoss.
“Und was ist mit mir? Weil es in letzter Zeit so wenig geregnet hat ist die Hälfte von Jacksons Gemüse unbrauchbar. Ich muss mich nach einem neuen Händler umsehen, deswegen einen Ehekrach riskieren und die ganze Speisekarte umstellen. Meine eine Küchenhilfe hat sich den Arm gebrochen und kommt zwei Wochen nicht, eine andere hat Urlaub und meine beste Schüssel ist auf den Boden gefallen und jetzt nur noch ein Haufen Scherben.”, erklärte Sookie ihren Vormittag.
“Toller Tag, hm?”, fragte Lorelai grinsend. Sookie nickte. “Wie wäre es mit einer Pause?”
“Oh ja, bitte.”, sagte Sookie erleichtert und rührte noch einmal in einem ihrer Töpfe herum. “Da muss mehr Wasser rein, auÃerdem fehlt Petersilie.”, sagte sie fachmännisch, nahm sich dann ebenfalls eine Tasse und setzte sich zu ihrer besten Freundin an den Tisch.
“Wie geht’s den Zwillingen?”, wollte sie wissen.
“Blendend.”, seufzte Lorelai. “Nancy wäre gestern fast vor ein Auto gelaufen, weil sie hinter Babettes Katze hergerannt ist.”, sagte sie. Sie erinnerte sich noch gut an ihren Beinahe-Herzinfarkt, als Luke ihr gestern Abend davon erzählt hatte.
“Oh mein Gott, geht es ihr gut?”, fragte Sookie erschrocken. Wenn ihren Kindern das passiert wäre...
“Ja, sie hatte nur einen kleinen Schock. Aber es ist nichts passiert und Luke hat sie sehr gut getröstet.”, erwiderte Lorelai beruhigend.
“Na Gott sei Dank.”, sagte Sookie erleichtert.
“Sookie, du weiÃt doch noch, wie ich dir vor ein paar Wochen gesagt habe, dass ich mir noch ein Baby wünsche?”, fragte Lorelai vorsichtig. Sie hatte dieses Thema zuerst mit ihrer bester Freundin besprochen, bevor sie Luke davon erzählt hatte.
Sookie nickte. Sie konnte sich noch gut an das Gespräch erinnern. Dann kam ihr ein Gedanke und ihre Augen wurden untertassengroÃ. “Oh mein Gott, du bist schon schwanger oder?”, quietschte sie und umarmte Lorelai. Erst nach einer Minute bemerkte sie, wie Lorelai mit dem Kopf schüttelte. “Wieso schüttelst du den Kopf, SüÃe?”, fragte sie verwirrt.
“Ich bin nicht schwanger, Sookie.”, erklärte Lorelai. Sookies fragte sich, ob das jetzt traurig oder erleichtert klang.
“Und warum fängst du dann davon an?”, fragte die Köchin jetzt wirklich verwirrt.
“Weil ich es mir anders überlegt habe.”, sagte sie langsam.
“Du hast es dir anders überlegt?”, fragte Sookie jetzt komplett verwirrt. “Wieso?”
“Weil ... weil es einfach zu gefährlich wäre. Ich meine, bei der Geburt der Zwillinge bin ich fast gestorben, was ist wenn bei dem Baby auch so etwas passieren würde? Das kann ich meiner Familie nicht zumuten. Ich bin Mutter von zwei Kleinkindern, die mich brauchen. Es könnte während der Schwangerschaft zu so vielen Komplikationen kommen, das kann ich mir einfach nicht leisten. Vielleicht habe ich sogar eine Fehlgeburt, wie Rory und das würde ich wahrscheinlich gar nicht verkraften. Und so gerne ich noch ein Baby hätte, ich glaube das Risiko kann ich nicht eingehen.”, erklärte sie traurig und schien den Tränen nahe zu sein.
“Aber, Lorelai, du wünscht dir doch ein Baby, oder?”, versuchte Sookie jetzt Klarheit zu schaffen. Sie verstand ihre beste Freundin voll und ganz, aber trotzdem. Sie hatte schon von Fällen gehört, da konnte so ein unerfüllter Wunsch sogar Ehen zerstören.
Lorelai nickte. “Ja. Sehr sogar. Du glaubst gar nicht wie sehr. Aber ich denke ich würde damit das Glück unserer ganzen Familie aufs Spiel setzen und das geht nicht. Ich hab die Zwillinge, Luke und Rory.”, erklärte sie und eine kleine Träne lief ihr die Wange herunter. Sie wischte sie schnell weg.
“Wenn du es für das Richtige hälst, Lorelai.”, sagte Sookie mitfühlend und umarmte ihre beste Freundin dieses Mal tröstend.
“Nicht unbedingt für das Richtige, aber für das Vernünftigste.”, murmelte sie deprimiert. “Manchmal ist es ätzend, so erwachsen zu sein.”
“Wem sagst du das, SüÃe?”, erwiderte Sookie. “Willst du noch Kaffee?”
Lorelai löste sich wieder von ihr und wischte sich mit ihrem Ãrmel die Tränen ab. “Ja bitte.”